1 2 Resolution der ersten wissenschaftspolitischen Sprechertagung der norddeutschen CDU-Landtagsfraktionen 3 am 8. Februar 2017 in Bremen 4 5 Gemeinsam für die Wissenschaft im Norden 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Der Norden Deutschlands zeichnet sich durch hohe Attraktivität und Lebensqualität aus. Von der Gemeinde bis zur Millionenmetropole, von der Küstenregion bis zum Mittelgebirge, vom Familienbetrieb bis zum Weltkonzern, von freischaffenden Künstlern bis zum Weltkulturerbe bieten die fünf norddeutschen Länder ihren Bürgerinnen und Bürgern eine immense Vielseitigkeit. Eine der wesentlichen Säulen dieses Erfolgs ist die Stärke unserer Hochschulen und wissenschaftlicher Einrichtungen. Mehr als 60 öffentliche Hochschulen und Dutzende außeruniversitäre Forschungsinstitute bieten ihren 400.000 Studentinnen und Studenten eine hervorragende Ausbildung, schaffen zehntausende Arbeitsplätze und liefern mit ihren Forschungsleistungen wichtige Impulse für Gesellschaft und Wirtschaft und dies weit über die Grenzen Norddeutschlands hinaus. Die wissenschaftspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktionen in Norddeutschland (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein) sind sich darin einig, dass die Förderung der Wissenschaft eine der zentralen Säulen einer zukunftsweisenden Politik sein muss und sehen diese Tagung als Ausgangspunkt für eine weitere Verbesserung und Vertiefung der Länderkooperation in diesem Politikfeld an. Die Sprecherinnen und Sprecher sind davon überzeugt, dass die Nordländer gemeinsam weit größere Leistungen und Erfolge hervorbringen können als dies einzeln der Fall wäre und erklären: 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 1. Exzellente Wissenschaft darf nicht an Ländergrenzen, Kleinstaaterei oder Barrieren in den Köpfen scheitern. Die wissenschaftspolitischen Sprecher im Norden werden sich deshalb verstärkt dafür einsetzen, dass die Länder in Hochschulfragen künftig enger zusammen arbeiten als dies bislang der Fall war und auf ein Politikverständnis hinarbeiten, welches den gemeinsamen Erfolg stärker in den Fokus rückt. Bei Themen von länderübergreifender Bedeutung, wie etwa dem Schutz von Nord- und Ostsee, der Windenergie oder der Geschichte der Hanse, werden die Sprecher ihren Informationsfluss intensivieren und gegenüber Bund und Länder mit einer Stimme sprechen. 2. Die Möglichkeiten der länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten noch weitere Potentiale. Die gemeinsame Weiterentwicklung von Studiengängen (z.B. im Lehramt), Forschungskooperationen, Exzellenzclustern und anderen koordinierten Programmen sind Beispiele, wo der Norden noch stärker zusammenrücken kann. Dabei haben stets die wissenschaftliche Leistungskraft und die Aufrechterhaltung eines breiten Ausbildungsangebotes in der Fläche Vorrang vor haushaltspolitischen Überlegungen. 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 3. Die CDU-Landtagsfraktionen sind dem Bund für das in den letzten Jahren verstärkte Engagement im Wissenschaftsbereich dankbar und befürworten ausdrücklich die Änderungen des Grundgesetzes hinsichtlich einer besseren Kooperation von Bund und Ländern (Art. 91b GG), ermahnen aber ihre Länderregierungen, sich nicht auf immer neue Forderungen an die Bundespolitik zu beschränken. Dazu gehört auch, dass die Aufwüchse des Bundes durch entsprechende Aufwüchse in den Länderhaushalten begleitet werden. Es ist die Überzeugung der norddeutschen Sprecherinnen und Sprecher, dass das föderale System viele Möglichkeiten und Potentiale bietet, damit der Wissenschaftsstandort Deutschland auch künftig internationales Spitzenniveau erreichen kann. 51 Exzellent im Norden 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 Norddeutschland verfügt über eine beeindruckende Bandbreite wissenschaftlicher Hochschulen, Einrichtungen, forschungsnaher Unternehmen und Cluster, die zum Teil weltweite Beachtung finden. Internationale Rankings, wie beispielsweise das „times higher education ranking 2016/17“ und auch die Exzellenzinitiative des Bundes aber zeigen, dass der Norden in Bezug auf Spitzenforschung im Vergleich zu den anderen Regionen Deutschlands und insbesondere den internationalen Konkurrenten stark unterrepräsentiert ist. So fallen derzeitig von den 45 existierenden Graduiertenschulen nur drei auf Norddeutschland (Bremen, Göttingen und Kiel), nur 8 von 43 Cluster liegen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und von den 11 geförderten Zukunftskonzepten konnte mit der Universität Bremen lediglich eine einzige Universität im Norden der Republik sich durchsetzen. 63 64 65 Die Sprechertagung der norddeutschen CDU-Wissenschaftspolitiker erachtet es für geboten, dass es ein deutliches Mehr an Anstrengungen seitens der Landespolitik geben muss, um diesen Rückstand aufzuholen und beschließt: 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 1. Die Fortsetzung und Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative hin zur Exzellenzstrategie wird ausdrücklich begrüßt. Die Sprecher sind davon überzeugt, dass die bisherigen drei Runden die internationale Sichtbarkeit des deutschen Hochschulstandortes deutlich verbessert haben und stimmen darin überein, dass neben der Förderung in der Breite der nachhaltige Aufbau leistungsstarker Strukturen absolut erforderlich ist, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. Die Sprecherinnen und Sprecher fordern, dass im künftigen Bewertungssystem die regionalen Unterschiede in Größe und Profilierung der Hochschulen angemessene Berücksichtigung finden, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. 2. Exzellente Hochschulen brauchen exzellente Rahmenbedingungen. Eine auskömmliche Grundfinanzierung ist von den Landesregierungen und Landtagen sicherzustellen. Die Hochschulbaumittel, deren Zweckbindung 2020 ausläuft, müssen in mindestens gleicher Höhe durch die Länderhaushalte sichergestellt werden. 3. Das System der Dualität aus anwendungsorientierten (Fach-)Hochschulen und forschungsorientierten Universitäten ist einer der zentralen Gründe für den Erfolg 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 4. 5. 6. 7. des deutschen Hochschulsystems. Eine Vereinheitlichung der Hochschultypen käme einem Verlust von Kompetenzen und Potentialen gleich und wird von den Sprechern strikt abgelehnt. Wirtschaftsnahe Forschung an Fachhochschulen, hochschultypübergreifende Kooperationen und gemeinsame Promotionen sind eine wichtige und unterstützenswerte Ergänzung. Die Bologna-Reform hat einen europäischen Hochschulraum geschaffen. Dieser Prozess ist noch nicht vollständig abgeschlossen und erforderliche Anpassungen und Korrekturen müssen zeitnah umgesetzt werden. Eine generelle Abkehr von den neuen Studienabschlüssen wird von den wissenschaftspolitischen Sprechern als der falsche Weg angesehen. Die Freiheit von Forschung und Lehre ist einer der Garanten für eine unabhängige, kreative und erfolgreiche Wissenschaft und stellt für die CDU ein hohes Gut dar. Ideologisch motivierte Einschränkungen werden entschieden abgelehnt. Unsere Gesellschaft steht vor einem Umbruch. Die Digitalisierung wird sowohl das private Leben als auch die Arbeitswelt massiv verändern. Diese Entwicklung darf an den Hochschulen im Norden nicht vorbeigehen. In Bezug auf den derzeitigen Konflikt mit der VG Wort, erwartet die Sprechertagung von der Kultusministerkonferenz, dass sie eine bis über den September 2017 hinaus reichende für die Universitäten handhabbare und unbürokratische Lösung schafft. Damit Forschungsergebnisse künftig noch schneller und einfacher zu Unternehmensgründungen führen, werden wir die Bemühungen zur Förderung von Ausgründungen weiter intensivieren und streben eine Verdoppelung der derzeitigen Zahlen bis zum Jahr 2020 an. 106 Ein Leuchtturm im Norden: Die Meereswissenschaften 107 108 109 110 111 112 113 114 Mit der Meeres-, Küsten- und Polarforschung verfügt Norddeutschland über einen Leuchtturm der Wissenschaft. Verteilt auf alle fünf Bundesländer ballt sich hier mit rund zwei Dutzend Einrichtungen (Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Museen) die deutsche Kompetenz und Leistungskraft, um die physikalischen, biologischen, geologischen und chemischen Prozesse im Meer besser zu verstehen. Ziel ist es, Strategien gegen die Folgen des Klimawandels zu entwickeln, die Ozeane wirtschaftlich effektiv und nachhaltig zu nutzen und vom Meer ausgehende Gefahren besser vorherzusagen, um sich besser zu schützen. 115 116 117 118 Die wissenschaftspolitischen Sprecher der norddeutschen CDU-Landtagsfraktionen sehen in der Meeresforschung eines der herausragenden Forschungsfelder und sprechen sich dafür aus, dieses weiter auszubauen und zu entwickeln, um die Leistungsfähigkeit und internationale Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. 119 120 121 122 Die Sprecher sind sich einig, dass diese Vielfalt an Forschungseinrichtungen erhalten bleiben soll, sehen aber die Notwendigkeit einer stärkeren Bündelung der Kräfte und verständigen sich darauf, bei der Weiterentwicklung eine enge Kooperation und Abstimmung zu pflegen. Die Initiative zur Gründung einer Deutschen Allianz für 123 124 Meeresforschung wird von den wissenschaftspolitischen Sprecherinnen und Sprechern ausdrücklich begrüßt und unterstützt.
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