Die Zukunft ist morphomolekular Eine Zeitreise durch die Pathologie Die Zukunft ist morphomolekular Partner der Pathologie – gemeinsam in die Zukunft Zusammenfassung und Ausblick des Symposiums zu Ehren von Herrn Professor Schlake Symposium, 28. Oktober 2016, Hörsaal der Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Berlin Moderation: Dr. M. Lessel / Prof. T. Kirchner HER2 2000 In der Onkologie findet derzeit ein Paradigmenwechsel statt: Mithilfe von Biomarkern können einzelne Tumorentitäten genauer charakterisiert und die Patienten einer stratifizierten Therapie zugeführt werden. Roche ist in der einzigartigen Position, Spitzenexpertise aus den Bereichen Diagnostik und zielgerichtete Therapie unter einem EGFR 2011 Grußworte – Deutsche Gesellschaft für Pathologie, Prof. M. Dietel – Deutsche Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie, Prof. C. Mawrin – Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. T. Windhorst – Kassenärztliche Bundesvereinigung, Dr. H. Feyerabend – Gemeinsamer Bundesausschuss, Dr. R. Klakow-Franck – Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände, Dr. J.-A. Rüggeberg BRAF 2012 Dach zu vereinen. Mit HER2 wurde der Grundstein gelegt, EGFR und BRAF folgten als weitere Biomarker für neue Behandlungsansätze. Sie als Pathologe nehmen eine Schlüsselposition ein: Nur die jenigen Patienten, die zuverlässig getestet werden, können auch von zielgerichteten Therapien profitieren. Biomarkers of Excellence Thematische Entwicklung – Qualitätssicherung – Akkreditierung, Dr. H. Manke – Organkrebs- und Tumorzentren, Prof. F. Hofstädter – Leitlinien … und nichts als die Wahrheit, Prof. A. Lebeau – Krebsregister, Prof. D. Hölzel Strukturelle Entwicklung – … was der Pathologie gebührt, Prof. M. Heine – Morphologie eines Verbandes, G. Kempny Fachliche Entwicklung – Die Bedeutung der Pathologie als Querschnittsfach der Medizin, Prof. R. Büttner – Morphologie trifft Molekulardiagnostik – neue Ansätze in der Tumorklassifikation, Prof. W. Weichert – Organkrebs- und Tumorzentren, Prof. F. Hofstädter – Weiterbildung Molekularpathologie – eine Weichenstellung, Prof. H. Höfler Zuverlässig testen. Zielgerichtet therapieren. PMZ_059_AZ_Pathologe_Motiv_II_180x177_170114.indd 1 16.01.17 09:26 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 3 Vorwort Zeitreisen durch eine Präsidentschaft D ieses Haus stand früher in einem anderen Land.“ Das steht in riesigen Buchstaben auf der Fassade eines Hauses im ehemaligen Ostteil von Berlin. Eine Mut machende Aussage über die große Kraft von Menschen. Auch die Pathologie stand früher in einem anderen Land: Durch die Obduktion als Haupttätigkeit stand sie eher im Reich der Toten. Das Fachgebiet hat seine Position verschoben. Es steht heute mitten im Leben der PatientInnen – und arbeitet zwar immer noch retrospektiv, aber vor allem kurativ, präventiv, prädiktiv und prognostisch. Die Präzisionsdiagnostik der individualisierten Medizin ist die neueste Landnahme. Öffentlich kaum wahrgenommen, hat das Fachgebiet seinen Umbau mit einem beachtlichen Resultat abgeschlossen. Es ist fachlich und strukturell ganzheitlich geblieben, hat sich dabei aber vollständig modernisiert. Ein guter Teil des Wandels ist in den letzten 20 Jahren erfolgt. Damit fällt die Amtszeit von Herrn Prof. Dr. Werner Schlake als Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e. V. von 1998 bis 2016 just in eins mit diesem für die Pathologie so wichtigen Zeitabschnitt. Das Symposium des Bundesverbandes zu seinem Abschied hatte sich zum Ziel gesetzt, diesen Abschnitt zusammenzufassen, die Hauptthemen zu identifizieren und die daraus abzuleitenden Zukunftsaufgaben zu benennen. Den ModeratorInnen und ReferentInnen des Symposiums sowie den das Grußwort Haltenden sei Dank dafür. Die Zukunft, so der Ausblick, liegt in Tradition+Aktualität: in morphologisch+molekular. Wandel gab es fachlich – hier spielte die Hineinnahme der molekularen Methoden in den Methodenkanon des Fachgebiets eine ebenso wesentliche Rolle, aber auch die Entwicklung der interdisziplinären Organkrebszentren, die die PathologInnen vom Keller in den Konferenzraum katapultierte. Der Wandel drückte sich aber auch thematisch aus: Hinzugekommen sind die Krebsregister, die Gewebebanken, die Qualitätssicherung und die Leitlinien. Wandel gab es aber auch strukturell – dafür steht das stetige Anwachsen 4 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 der Gemeinschaftspraxen und die permanente Anpassung der Institutsformen an die sich verändernden Rahmenbedingungen, zuletzt durch die Entwicklung von überörtlichen (Teil-) Gemeinschaftspraxen Molekularpathologie. Kein anderes Fachgebiet hat jedoch in dieser Zeit dem Wandel so beharrlich eine positive Konstanz entgegengesetzt. Die Pathologie ist das letzte ganzheitliche medizinische Fachgebiet geblieben, während die großen Fächer Innere und Chirurgie längst „nur“ noch Rahmenfunktion für sieben, acht selbstständige Fachgebiete haben. Die Frage „Was kann die Pathologie zu einer guten PatientInnenenversorgung beitragen?“ ist das durchgängige politische Leitmotiv und setzt den primären Orientierungsrahmen in der Vertretung des Fachgebietes. Das, und nicht die vordergründige „Honorarpflege“, schaffte die Authentizität der Repräsentation des Fachgebiets. Strukturell traf und trifft für die Pathologie schon immer der Schlake-Satz zu: „Es gibt nur eine Pathologie“. Deshalb gibt es auch nur einen Berufsverband, der alle Berufsausübenden – vom Krankenhausarzt über die Assistenten, die Dauervertreter, die Freiberufler und die Hochschullehrer – zusammenhält und ihnen zusätzliche Kraft und Orientierung für den Beruf gibt. Für die Verbindung von Wandel und Konstanz stand Herr Schlake mit seiner Neugier und dem „Bewahren des Altehrwürdigen“, das heißt der Identität des Fachgebiets. Das Symposium zu seinen Ehren legt nahe, so mein Fazit, dass beide Elemente von ihm und unserem Vorstand und von vielen engagierten PathologInnen in ein sehr produktives Verhältnis gesetzt worden sind. „Ich lege Ihnen ein Fachgebiet in die Hände, das zu dem Besten gehört, was die Medizin heute zu bieten hat.“ Mit diesen Worten übergab er mir das Amt. Recht hat er. Prof. Dr. med. K.-F. Bürrig Präsident Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 5 Grußworte „Ein freier Beruf ist nicht vogelfrei, sondern im Gegenteil mit der Übernahme von Verantwortung verbunden.“ Dr. med. R. Klakow-Franck „Die Pathologie steht so gut da, dass ich sie im nächsten Leben als Fachgebiet wählen würde.“ Prof. Dr. Dr. Peter Michael Schlag ehemaliger Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center Sehr geehrter, lieber Herr Professor Schlake, „So viel Aufbruch war seit Virchows Zeiten nicht mehr.“ Prof. Dr. med. Georg Hoffmann Klinische Chemie, Laboratoriumsmedizin und Medizinische Informatik „Die neue Macht der Pathologen.“ Prof. Dr. Manfred Kaufmann Gynäkologe, Geburtshelfer und Senologe Universität Frankfurt 6 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 ich kann es kaum glauben, dass Sie tatsächlich bald nicht mehr der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Pathologen sein werden. Schließlich haben Sie dieses Amt inne, seit ich in der ärztlichen Selbstverwaltung und anschließend in der Gemeinsamen Selbstverwaltung tätig bin – und dies sind immerhin auch schon 16 Jahre. Während meiner Zeit bei der Bundesärztekammer haben wir uns insbesondere mit den Themen Weiterentwicklung der GOÄ, der Facharztweiterbildung, der Qualitätssicherung, der Bildung von Tumorzentren und deren Zertifizierung sowie mit der Entwicklung von Leitlinien und der Beschreibung leitliniengerechter Behandlungspfade, aber auch mit Fragen von strategischer Bedeutung für die verfasste Ärzteschaft befasst. Diesen Dialog haben wir nach meinem Wechsel zum Gemeinsamen Bundesausschuss nahtlos fortgesetzt, wobei der Fokus nun insbesondere auf der Bedarfsplanung, auf Fragen zur Bewertung neuer Untersuchungsmethoden – Stichwort: Molekularpathologie – und auf Fragen zur sektorenübergreifenden Versorgung – Stichwort: ASV gemäß § 116b SGB V – lag. Statt in der Kürze des Grußworts auf Details dieser zahlreichen Einzelthemen einzugehen, erlauben Sie mir, auf folgende themenübergreifende Charakteristika, wenn nicht gar Alleinstellungsmerkmale des Bundesverbandes Deutscher Pathologen unter Ihrer Präsidentschaft einzugehen: Die Pathologen sind praktisch immer sektorenübergreifend tätig – deutlich weniger als 10 Prozent der Krankenhäuser haben noch eine eigene Abteilung für Pathologie, sondern werden von den formal „ambulanten“ Pathologen versorgt. Vor diesem Hintergrund waren Sie immer in besonderer Weise für Dr. med. R. Klakow-Franck sektorenübergreifende Fragestellungen beziehungsweise für die Notwendigkeit sensibilisiert und engagiert, die sektorale Abschottung endlich zu überwinden. Ich bin mir dessen bewusst, dass die ambulante BedarfsplanungsRichtlinie dieser eigentlich notwendigen sektorenübergreifenden Perspektive beziehungsweise den Besonderheiten der Spezialfachärzte nicht gerecht wird, aber unter den gegebenen ordnungspolitischen Rahmenbedingungen kann dies auch nicht anders sein. Und auch die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung (ASV) nach § 116b SGB V hat die in sie gesetzten Erwartungen, nämlich die Sektorengrenzen zu überwinden, noch lange nicht erfüllt. Auch wenn die ASV in ihrer aktuellen Konzeption scheitern sollte – auf dem einmal eingeschlagenen Weg, interdisziplinär abgestimmte und sektorenübergreifend koordinierte Versorgungsformen zu entwickeln –, wird es und darf es kein Zurück mehr geben. Zum einen aufgrund der demografischen Entwicklung, zum anderen auf- Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 7 Grußworte Rubrik Die weibliche Brust ist ein Kulturobjekt. Zitat Prof. Werner Schlake grund der rasanten Ambulantisierung der modernen Medizin. Was die im Interesse unserer Patientinnen und Patienten längst überfällige Überwindung der sektoralen Grenzen anbelangt, habe ich Sie stets als Mitstreiter in vorderster Reihe wahrgenommen. Kennzeichnend für die Pathologen ist auch, dass sie eine Schlüsselrolle bei der Indikationsstellung einnehmen: Pathologen erstellen nicht nur „Befunde“, sondern krankheitsdefinierende und therapiebegründende Diagnosen, und dies umso mehr, je schneller die molekularpathologische Diagnostik voranschreitet. Pathologen sind bereits jetzt unverzichtbare Mitglieder der interdisziplinären Tumorkonferenzen und müssen dies auch bei den aktuell geforderten neuen translationalen Tumorkonferenzen sein, in denen eine systematische Verzahnung von Versorgung und molekulargenetischer Forschung stattfinden soll. Die neuen Möglichkeiten sollten jedoch nicht automatisch auf ein Mehr an Diagnostik und Therapie ausgerichtet sein. Gerade in der Onkologie kann ein Weniger an Therapie einen Vorteil an Lebensqualität ohne Nachteil im Hinblick auf die Überlebenszeit bedeuten. Ein zielgerichteter Einsatz von Genexpressionsanalysen und anderen innovativen molekularpathologischen Methoden kann ein wertvoller Beitrag zur Entwicklung subgruppenspezifischer, individuell maßgeschneiderter Therapieansätze sein, und hierbei spielen Sie als Pathologen eine Schlüsselrolle. 8 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Schlussendlich muss sich der Patientennutzen der neuen Methoden am Outcome der Patientinnen und Patienten messen lassen, und zwar an den patientenrelevanten Endpunkten wie Mortalität, Morbidität, Nebenwirkungen und gesundheitsbezogener Lebensqualität. In Kürze erwarten wir den Abschlussbericht des IQWiG zum Einsatz biomarkerbasierter Tests beim Mammakarzinom. Bereits jetzt wird das Thema öffentlich skandalisiert und der Einsatz von Biomarkern als Entscheidungshilfe, ob im Einzelfall auf eine adjuvante Chemotherapie verzichtet werden könnte, als Handreichung zur Unterversorgung gebrandmarkt. Von solch einem „Geschäft mit der Angst“ oder mit fragwürdigen IGeLAngeboten hat sich der Bundesverband der Pathologen immer wohltuend abgehoben. Als weiteres besonderes Merkmal des Bundesverbands der Pathologen unter Ihrer Präsidentschaft möchte ich Ihr Engagement für den freien Arztberuf hervorheben. Sie haben Ihre Rolle nie nur als einseitige, lobbyistische Vertretung berufspolitischer Interessen gesehen, sondern im Sinne einer Kammer, mit der Bereitschaft zur Übernahme einer Ordnungs- und Qualitätssicherungsfunktion. Selbstverwaltung ist ein Privileg, aber es wird Expertenorganisationen wie der Ärzteschaft nur gewährt, wenn dies dem Allgemeinwohl dient. Ein freier Beruf ist nicht vogelfrei, sondern im Gegenteil mit der Übernahme von Verantwortung verbunden. Die Selbstverwaltung eines freien Berufs, einschließlich der Gebührenordnung, dient nicht nur dem Schutz der eigenen Interessen, sondern vor allen Dingen auch dem Schutz der Patientinnen und Patienten. Dies haben Sie stets so verstanden und vertreten. Das Primat der Patientenorientierung und die Qualitätssicherung des eigenen Handelns müssen nicht nur das Selbstverständnis des freien Arztberufs, die innere Haltung, sondern auch die äußere Performance der ärztlichen Profession prägen. Der Bundesverband Deutscher Pathologen hat dies unter Ihrer Präsidentschaft mit zahlreichen Initiativen und Projekten auf nationaler und europäischer Ebene zur Erhaltung der freien Berufe unter Beweis gestellt. Die Realität sieht leider so aus, dass das Prinzip und der Nutzen der Selbstverwaltung für das Allgemeinwohl von den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern entweder nicht mehr verstanden oder falls doch, dann leider nicht mehr genügend wertgeschätzt wird. Der Referentenentwurf des sogenannten Selbstverwaltungsstärkungsgesetzes sieht zum Beispiel die Einführung einer Fachaufsicht vor. Wozu dann noch Selbstverwaltung? Dass es so weit gekommen ist, hat natürlich nicht nur äußere, sondern auch innere Ursachen, die in den Selbstverwaltungsorganisationen selbst zu suchen sind – in den einen mehr, in den anderen weniger. In fünf Jahren werden wir wahrscheinlich wissen, ob es heute fünf Minuten vor oder bereits fünf nach zwölf für die Selbstverwaltung ist. Vor diesem Hintergrund ist es besonders schade, dass Sie, Herr Professor Schlake, der von allen geschätzte und erfahrene „Brückenbauer“, sich ausgerechnet jetzt aus dem „Haifischbecken Gesundheitswesen“ zurückziehen. Aber ich bin überzeugt davon, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Geschäftsführerin Frau Kempny den Bundesverband Deutscher Pathologen so aufgestellt haben, dass Ihr Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin nahtlos den Staffelstab übernehmen und der Bundesverband der Pathologen ein Leuchtturm unter den ärztlichen Berufsverbänden bleiben wird. Weitere Informationen unter www.endopredict.com Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 9 Grußworte „Er handelte nie nur im Sinne der Pathologen, sondern immer aus Sicht des Patienten, also auch für andere Fachgruppen, und hat dabei nie sein Wort gebrochen.“ Dr. med. J.-A. Rüggeberg Ganz persönlich möchte ich anfügen, dass Werner Schlake war mein einziger ich stets seine Geradlinigkeit, Klarheit und Freund auf dem berufspolitischen Feld. vor allem seinen Mut bewundert habe, mit Er handelte nie nur im Sinne der Patho- Sicherheit für alle Fälle dem er seine, das heißt besser gesagt: unse- logen, sondern immer aus Sicht des Wissen was wirkt – mit der Mammadiagnostik von Roche re Position auch in schwierigen und kontro- Patienten, also auch für andere Fach- versen Diskussionen vertreten hat – dafür gruppen, und hat dabei nie sein Wort noch einmal unseren herzlichen Dank. gebrochen. Prof. Dr. med. Dr. h. c. M. Dietel Dr. med. J.-A. Rüggeberg Lieber Herr Professor Schlake, nach fast Werner Schlake wurde nach seiner 19 Jahren als Präsident an der Spitze des ersten Wahl dreimal wiedergewählt ■ ■ ■ Patientensicherheit Unsere qualitätsgesicherten Testungen schaffen optimale Voraussetzungen für die bestmögliche Diagnose. Klare Behandlungsentscheidung Klinisch validierte Tests ermöglichen Ihnen verlässliche Aussagen über die Erfolgschancen zielgerichteter Therapien. Effizienz Die vollautomatisierten und standardisierten Verfahren optimieren Ihre Arbeitsabläufe und liefern schnell sichere Ergebnisse. So ermöglichen Sie allen Patienten schnell und zuverlässig die bestmögliche Therapie. Bundesverbandes Deutscher Pathologen [in den Beratenden Fachausschuss] haben Sie nun Ihr Amt übergeben – und war somit 17 Jahre Mitglied des FA ... 19 Jahre, in denen Sie den Beruf des Patho- Werner Schlake hatte natürlich immer logen mit Leib und Seele ausgeübt haben auch sein Fach betreffende Fragen im Blick. und sich auf politischer Ebene für die Belange Seine Lösungsvorschläge beschnitten Ihres Berufsstandes eingesetzt haben. aber niemals die Interessen anderer. Dr. med. T. Windhorst Dr. med. H. Feyerabend Herrn Professor Schlake verdanken wir die Neubelebung der Interessenvertretung – auch die der Neuropathologen VENTANA ist eine Marke von Roche. © 2017 Roche Diagnostics. Alle Rechte vorbehalten. 10 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Roche Diagnostics Deutschland GmbH Sandhofer Straße 116 68305 Mannheim im Bundesverband. Prof. Dr. med. C. Mawrin www.roche.de/gewebediagnostik Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 11 Impressionen 12 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 13 Impressionen Rubrik Alter Präsident, neuer Präsident. Team der Geschäftsstelle des Bundesverbands Deutscher Pathologen e. V. 14 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 15 Thesen: Weichert / Büttner / Hofstädter / Höfler Zeitreise durch die fachliche Entwicklung der Pathologie D ie Morphologie sei in der diagnostischen Pathologie nach wie vor der Platzhirsch, so Prof. Dr. med. Wilko Weichert, aber der/die Neue ist schon da: die Molekularpathologie. Seine ketzerische Fragen angesichts der Molekularpathologie: Brauchen wir die Molekularpathologie, wenn der Platzhirsch immer noch die Morphologie ist? Oder: Braucht die Krankenversorgung die Morphologie noch, wenn die Molekularpathologie so vieles aussagt? Die Fragen treffen genau ins Herz der derzeitigen Auseinandersetzung: Was leistet wer? Das ist durchaus nicht nur methodisch gemeint, sondern auch an die Fachgebiete selbst gerichtet, die ihren Platz in der Molekularbiologie reklamieren. Weicherts Antworten sind eindeutig: 1.Zur Molekularpathologie: Ja, wir brauchen sie zur Entitätszuordnung, regelhaft durch Immunphänotypisierung und FISH, seltener durch molekularpathologische Einzelanalyse. Wir brauchen sie zur Diagnoseschärfung und zur Therapieprädiktion. 2. Zur Morphologie: „Die entitätsagnostische molekulare Stratifizierung ist weder biologisch noch klinisch zielführend.“ Und: „Molekulare Stratifizierung ohne klinische und pathologische Hintergrundinformationen ist unmöglich.“ Dies auch als Argument für die Zuordnung von molekularen Leistungen zum Fachgebiet Pathologie. Der Werkzeugkoffer der Pathologie beinhaltet, angefangen mit der Obduktion, die klassische Morphologie, die Histo- und Immunhistochemie, die In-situ-Hybridisierung, die RNA-Untersuchungen, die Sequenzierungen und die Array-Methode. Keine Methode ist in den letzten 150 Jahren über Bord geworfen worden. So findet auch die Molekularpathologie ihren integralen und unabdingbaren Platz in diesem Koffer. Das Fazit von Weichert lautet: „Die Synthese klinischer, morphologischer, molekularer Daten und die Kommunikation im Tumorboard sind das A und O einer optimalen Patientenstratifizierung.“ Eingebettet in den klinischen Zusammenhang und die Tumorboards ist dies seitens der Diagnostik die Aufgabe der Pathologie. Denn, so Weichert: „Trotz aller ‚Methoden‘ bleibt Kommunikation das zentralste Element einer intelligenten Diagnostik.“ ABBILDUNG 1 … Fazit In der pathologischen Diagnostik ist nur die morphologisch-molekulare Synthese zielführend (mit [noch?] starker Betonung auf ersterem Aspekt) Auch diese gehört eingebettet in den klinischen Gesamtkontext Trotz aller „Methoden“ bleibt Kommunikation das zentralste Element einer intelligenten Diagnostik Quelle: Morphologie trifft Molekulardiagnostik – neue Ansätze in der Tumorklassifikation, Prof. Weichert 16 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 ABBILDUNG 2 ... und dann kam die Neue – die Molekularpathologie Sanger et al., 1977 Sanger-Sequenzierung Mullis et al., 1983 PCR Rudkin, Stollar 1977 FISH Kawasaki et al., 1988 MRD by PCR 1985 Clonality testing 2012 NGS 2006 KRAS Testing in CRC Diagnostische Pathologie Erste Molekularpathologieabteilungen ab den frühen 90ern Quelle: Morphologie trifft Molekulardiagnostik – neue Ansätze inxxxxxx, der Tumorklassifikation, Prof. Weichert Quellenangaben: Hier bitte ergänzen xxxxxx xxxxxxxxxxxxxx xxxxxx xxxxx xxxxxxxxx xxxxxx xxxxx xxxx Weichert schloss mit: „Dank an Werner Schlake für seinen unermüdlichen Einsatz für alle Kinder der Pathologie, seien es die morphologischen oder die molekularen.“ Die positive Sicht von Prof. Dr. med. Reinhard Büttner auf die Pathologie und die Analyse ihrer Bedingungen ist zusammengefasst in seinen Thesen: Die Pathologie als Querschnittsfach in der Medizin befasst sich mit Tumorpathologie, Entzündungspathologie, Transplantation, Degenerativen Erkrankungen, Traumata, Obduktionen und medizinische Zusammenhänge sowie Molekularpathologie. Sie brauche: – eine kritische Masse an Wissen, – eine kritische Masse an Wertschätzung (auch Finanzen), – eine Integration in Medizinische Zentren und – die Integration von Nichtmorphologen. Sie sei ein innovatives Zukunftsfach in der medizinischen Forschung. Büttner war auch immer wieder Teilnehmer von Strategiegesprächen des Bundesverbandes. Aus dem letzten resultiert die Überzeugung der TeilnehmerInnen, dass die ärztliche Leistung der Interpretation stärker als die Methode selbst betont werden sollte. Die Interpretation und Korrelation von Untersuchungsergebnissen Prof. Dr. med. W. Weichert Prof. Dr. med. R. Büttner unter Wahrnehmung der klinischen Verantwortlichkeit werde immer wichtiger werden. Deshalb sei die molekulare Diagnostik zum Beispiel von Tumoren in der Pathologie unverzichtbar. Die Vergabe von „Analysen“ in andere Fachgebiete sei nicht patientenorientiert. Ein Teilnehmer formulierte: „Molekulare Leistungen dürfen das Institut verlassen, aber nicht das Fachgebiet.“ Der Verband selbst hat sich mit dem Thema Molekularpathologie strategisch, oft und ganz konkret auseinandergesetzt. Ausgehend von den vier Essentials, die in einer gemeinsamen Publikation mit der Deutschen Gesellschaft für Pathologie publiziert wurden, Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 17 Thesen: Weichert / Büttner / Hofstädter / Höfler ABBILDUNG 3 Aktuelle Zahlen der Zentrumsentwicklung Novartis Oncology Organkrebszentren Laufende Erstzertifizierung Zertifizierte Zentren Zertifizierte Standorte Brust Darm Gynäkologie Haut Lunge Prostata Gesamt 3 13 8 5 6 12 47 230 274 131 54 45 97 831 281 282 133 54.364 261.47 12.115 Primärfälle pro Zentrum 236 95 93 Primärfälle pro Standort 194 93 91 Primärfälle gesamt Standorte im Ausland 54 52 98 900 17.628 19.302 --- 205 392 199 --- 205 339 197 --- 11.073 (2) 118 9 4 26 40 Krebsneuerkrankungen 70.170 62.230 26.140 20.820 (2) 52.520 63.710 --- Gesamtanteil (30.09.2016) 74,8 % 40,8 % 42,9 % 50,1 % 32,8 % 28,8 % --- Quelle: Organkrebs- und Tumorzentren, Prof. Hofstädter – Molekularpathologie nur in Hand von PathologInnen sinnvoll, – Qualitätssicherung von Anfang an, – Methodenfreiheit zur Ergebnisfindung, – Dezentrale Leistungserbringung zur Versorgung der über 1.100 Organkrebszentren, hält der Bundesverband vorschnelle Festschreibungen der sich bislang noch entwickelnden Strukturen für überflüssig. „Superzentralisierung“ in jeder Form, wie der Zentralisierungsversuch der AOK aller BRCA-Diagnostik auf ein Labor in Kaiserslautern oder Zentralisierung der Grundversorgung auf ein oder wenige pathologische Institute, ist abzulehnen. Dem steht nicht entgegen, dass es immer spezialisierte Institute gegeben hat. Auch bislang hat der ortsansässige Primärpathologe in Verbindung mit solchen Zentren die Lotsenfunktion gehabt. Zentralisierung ist ein Begriff, der im Kontext der Entitäten oder Methoden zu sehen ist. Er muss auf jeden Fall skalierbar sein. Einen sehr schönen Beitrag zur Frage, „Was ist ein Zentrum?“, lieferte Prof. Dr. med. Ferdinand Hofstädter. Amüsant die Feststellung, Prof. Dr. med. F. Hofstädter Prof. Dr. med. H. Höfler dass man in der WIKI-Aufzählung von Zentrum vergeblich nach dem Begriff Tumorzentrum fahnden könne. Und auch die Mathematiker hätten für Zentrum keine einfache Definition. Die Darstellung der Entwicklung von Zertifizierungssystemen setzte er in Korrelation zum Nationalen Krebsplan. Dieser definiert das Ideal eines Zentrums als „ein Netz von qualifizierten und gemeinsam zertifizierten, interdisziplinären und transsektoralen (…) Einrichtungen, die (...) möglichst die gesamte Versorgungskette für Betroffene abbilden (…).* Die aktuellsten Zahlen (s. Abb. 3) zeigen ein Abflachen des Zuwachses an Zentren, obwohl – außer beim Brustkrebs – der Prozentsatz der in Zentren behandelten Patienten nicht hoch ist. derte Prof. Dr. med. Heinz Höfler. In seiner damaligen Funktion als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie schilderte er die „visionäre“ Zusammenarbeit der „Integration der Molekularen Diagnostik (am Gewebe) in die Regelweiterbildung aller (!) Pathologen“. Das Ergebnis war die (Muster-)Weiterbildungsordnung 2003 der Bundesärztekammer. In diesem Bereich hat sich der Bundesverband sehr engagiert. 2006 gab es den ersten Kongress ausschließlich zu diesem Thema. Die Integration von Berufsverbänden in die Arbeit der Deutschen Krebsgesellschaft und die Top-down-Konstruktion (Onkologisches Zentrum mit Modulen von Organkrebszentren) waren die Themen und auch Erfolge in den letzten 15 Jahren. Die Weichenstellung zur Molekularpathologie durch die Weiterbildungsordnung schil- * Nationaler Krebsplan, Handlungsfeld 2 „Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass es keine Zukunft der Pathologie ohne den molekularen Anteil mehr geben wird. Die Verbreiterung unseres Angebots an die PatientInnen wird Gegenstand unserer weiteren Arbeit bleiben müssen.“ (Schlake, Editorial 1/2011) If there is a target – hit it! Zielgerichtet gegen Lungenkrebs Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25, 90429 Nürnberg 18 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 ABCderLunge_Anz_87,5x177 1 19 11.01.17 18:05 Thesen: Lebeau / Manke / Hofstädter / Hölzel Zeitreise durch die thematische Entwicklung der Pathologie ABBILDUNG 1 ALND ohne Überlebensvorteil bei pN1 (<2 sn) 2011 Zeitachse Therapie Mammakarzinom A k/kre/di/tie/ren (lat.) (Wirtsch.: Glauben schenken) heißt heute im Akkreditierungswesen: Kompetenz bestätigen. So begann Frau Dr. Heike Manke ihr Thema „Akkreditierung“ und deren Geschichte in der Pathologie. Qualitätssicherung (QS) ist ganz eng mit dem Thema Molekularpathologie und Immunhistochemie verbunden. Die QS als eines von vier Essentials des Bundesverbandes im Umgang mit den molekularen Methoden ist ein Leitmotiv. Während die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen (QMSysteme) im ärztlichen Bereich so lange auf Widerstand gestoßen ist, bis der Gesetzgeber sich 2005 veranlasst sah, sie vorzuschreiben, hat sich die Pathologie mit dem Akkreditierungssystem freiwillig auf dieses arbeits- und kostenintensive Schlachtfeld begeben. Das erste Institut, von Herrn Prof. Falk in Frankfurt geführt, wurde am 15. Juni 1999 akkreditiert. Das von Herrn Prof. Schlake geführte Institut in Gelsenkirchen wurde als drittes am 11. Januar 2001 akkreditiert. Mit gutem politischen Gespür vermied Herr Schlake es, die Akkreditierungsregelungen für Pathologische Institute im Sektorkomitee der Laboratoriumsmedizin entwickeln zu lassen. Er bestand auf einem eigenen Sektorkomitee Pathologie/Neuropathologie. Gründungsmitglieder am 6. Juni 2001 in Münster waren – Prof. Schlake, Vorsitzender, – Prof. Höfler, Stellv. Vorsitzender, – Prof. Bollmann, Prof. Falk, Prof. Gabbert, Prof. Kirchner, Prof. Paulini, Prof. Witting. Akkreditierungsgrundlage war – ebenfalls abweichend von der Laboratoriumsmedizin – die DIN EN ISO/IEC 17020. Als der Gemeinsame Bundesausschuss die am 1. Januar 2006 gültige Richtlinie zum einrichtungsinternen QM für die ambulante Versorgung herausgab, waren bereits 29 Praxen, fünf Kranken20 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Einführung systemische Therapie mit CMF und/oder Tamoxifen Etablierung brusterhaltende Therapie Ende 1970er / Anfang 1980er Radikale ME inkl. ALND 1894 MammaCA als systemische Erkrankung 1967 1960 Identifikation prognostisch relevanter Subtypen anhand ihrer Genexpressionsmuster 2001 Entdeckung HER-Familie 1983/1984 1970 2000er: Freiwillige Qualitätsinitiativen in der Pathologie: Ringversuche – QuIP, Akkreditierung (ISO 17020), Zertifizierung (ISO 9001) 1980 2003: Zertifizierung Brustzentren DKG und DGS SLNB bei cN0 1993 1990 2000 2003/2004: S-3 Leitlinien Brustkrebsfrüherkennung Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms Halbierung HR HER2-positiver Mammakarzinome durch antiHER2-Therapie 2005 2010 2005 Deutsches MammographieScreening-Programm Brustzentren hausinstitute und drei Universitätsinstitute für Pathologie akkreditiert. Das Ergebnis nach 18 Jahren: Aktuell sind 101 Pathologien freiwillig akkreditiert und damit nebenbei mehr als in der ganzen EU zusammen – eine Erfolgsgeschichte. Dr. rer. nat. H. Manke Prof. Dr. med. A. Lebeau Prof. Dr. med. F. Hofstädter Prof. Dr. rer. biol. hum. Dieter Hölzel „Leitlinien … und nichts als die Wahrheit“, das Thema Leitlinie von Frau Prof. Dr. Annette Lebeau, Hamburg/Lübeck, bestätigte, dass nicht mehr „Eminenz, Vehemenz und Eloquenz“ für die Entscheidung über die richtige Brustkrebstherapie sorgen, sondern die auf systematischer Recherche und Prüfung der Literatur basierende evidenzbasierte Medizin. Prof. Lebeau ist langjährige Expertin für die S3-Leitlinie zur Therapie des Mammakarzinoms. Der Bundesverband hat sich für die originäre Beteiligung von Berufsverbänden in der Leitlinienarbeit eingesetzt, weil sie für die Pra- ABBILDUNG 2 Medizinische Leitlinien Aktivitäten Bundesverband Deutscher Pathologen (Qualitätskommission) Beteiligung an interdisziplinären Leitlinien: 38 S2-Leitlinien 40 S3-Leitlinien Erstellung von Anwendungsleitlinien für das Mitgliederhandbuch (S1): – Schnellschnitte (1999) – Obduktionen – Mammakarzinom – Prostatakarzinom – Nierenkarzinom – Urothelkarzinom – Magenkarzinom – Kolorektales Karzinom – Lungentumoren – Hodentumoren Quelle Abbildung 1 und 2: Leitlinien … und nichts als die Wahrheit, Prof. Lebeau xis geschrieben werden und in der Patientenversorgung ihre Ratio finden. Das war lange Zeit nicht üblich, ist aber mehr und mehr Praxis der Leitlinienarbeit. Das Thema Krebsregister, derzeit vor allem die klinischen Krebsregister, hat die Pathologie als die zuverlässigste Meldequelle weiter in den Vordergrund gerückt. Aber die Sprach- und Regelungsverwirrung im föderativen System ist babylonisch. Sowohl Prof. Dr. med. Ferdinand Hofstädter als auch Prof. Dr. rer. biol. hum. Dieter Hölzel appellierten an alle Beteiligten, die versorgungsferne Zentralisierung in Richtung Regionalisierung um Tumorzentren herum zu ändern. Denn die Rückmeldung an die Behandlungsteams, die die Daten einspeisen, ist unerlässlich. Die Meldegrößen und Systeme müssen so ausgelegt sein, dass nicht nur Daten eingespeist, sondern vor allem auch wieder nutzbringend heraus- und zurückgespiegelt werden können. Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 21 Thesen: Kempny / Heine Zeitreise durch die strukturelle Entwicklung der Pathologie ABBILDUNG 1 E in Schlüssel zum Verständnis der Pathologie ist die Aussage: „Es gibt nur eine Pathologie“ (Schlake). Zur Verdeutlichung könnte man sagen: „Es gibt keine niedergelassene Pathologie!“ Das ist richtig, obwohl der Anteil der Praxen an der Zahl aller Institute für Pathologie mittlerweile deutlich überwiegt: 1981: 25 % Anteil an Praxen in der Pathologie 1993: 50 % Anteil an Praxen in der Pathologie 2004: 70 % Anteil an Praxen in der Pathologie 2016: 77 % Anteil an Praxen in der Pathologie Niederlassung kann man verstehen als eine vom Krankenhaus abgegrenzte Tätigkeit im ambulanten Bereich, in dem oft ein für diesen Bereich zugeschnittenes, manchmal „einfacheres“ Tätigkeitsspektrum angeboten wird. Und genau das trifft auf die Pathologie nicht zu. Die Abb. 1 zeigt, dass 92 Prozent der Krankenhäuser von externen, in der Regel rechtlich als Praxen organisierten Instituten für Pathologie diagnostisch versorgt werden. ÄrztInnen dieser Institute beurteilen nicht nur die ausgedehnten Operationspräparate der chirurgischen Abteilungen. Sie sitzen auch in den Tumorboards der Krankenhäuser als gesetzte TeilnehmerInnen. Sie sind in allen Fragen der Versorgung funktional ChefärztInnen der Krankenhäuser. Verkürzt kann man sagen: KassenärztInnen versorgen Krankenhäuser. Und natürlich auch die PatientInnen ambulanter ÄrztInnen. Umgekehrt gibt es kaum eine Krankenhaus- oder Universitätsabteilung für Pathologie, die nicht in einer oder anderer Form an der ambulanten Versorgung beteiligt ist. FachärztInnen beider Sektoren können in der Versorgung des jeweils anderen bruchlos tätig werden. Sie sind nicht in Sektoren beheimatet, sondern jeweils umfassend im Fachgebiet selbst. Die Schilder, die am Eingang hängen, definieren nicht die Tätigkeit der PathologInnen. 22 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Die sektorenübergreifende Struktur der Pathologie ist ein besonderes Strukturmerkmal der Pathologie. Die positive Auswirkung einer solchen Struktur auf die Patientenversorgung macht sie unbedingt erhaltenswert. Das Fachgebiet ist einheitlich geblieben mit dem gleichen Wissen und Können sowie apparativer Ausstattung in der Versorgung auf allen Ebenen. Früh- und Spätformen der Krankheiten werden von allen PathologInnen gleichermaßen gesehen, erfahren und diagnostiziert. Die Pathologie arbeitet ganzheitlich, weil sektorenübergreifend. Sie ist damit dort schon angekommen, wo das Gesundheitswesen erst hinwill. Besser gesagt, sie hat die Teilung, an deren Rückgängigmachung alle vorgeben zu arbeiten, gar nicht erst mitgemacht. Dieser positive Status ist jedoch durch die ambulante Bedarfsplanung gefährdet, in die das Fach 2013 neu aufgenommen wurde. Sie zerstört die Bewegungsfreiheit und damit die Effizienz in der Versorgung. Sie beraubt darüber hinaus die PathologInnen, die nur noch einem Sektor angehören dürfen, der ganzheitlichen Betrachtung und Erfahrung von Tumoren und anderen Krankheiten. Das zerstört Wissen und gibt Tumoren eine größere Chance „zu entkommen“. Obwohl sich also die Form der Berufsausübung in der Pathologie in den letzten 35 Jahren erheblich geändert hat, sind die Inhalte der Tätigkeit – die Ganzheitlichkeit der Diagnostik und die Einheitlichkeit der Fachangehörigen – gleich geblieben. Diese erheblichen Formwandlungen sind nicht immer harmonisch, sondern leider unter oft heftigem Austragen von Gruppenegoismen vonstattengegangen. Aber das muss man auch einmal vergessen können. Ein weiteres besonderes Strukturmerkmal der Pathologie ist die starke akademische Verwurzelung. Die Pathologie als Fachgebiet ist an allen medizinischen Fakultäten Deutschlands vertreten, was Die Pathologie arbeitet sektorenübergreifend und ist damit schon da, wo das Gesundheitswesen erst noch hinwill. Zahlen, Daten und Fakten 1. Organisation der Pathologie 1.523 berufstätige PathologInnen – 1.122 berufstätige Mitglieder organisiert im BDP (1.568 Mitglieder insgesamt, 29. 10. 2016) 450 Institute für Pathologie – Davon sind 150 Institute Abteilungen für Pathologie eines Krankenhauses – Davon sind 300 Institute freiberuflich organisiert G. Kempny 2. Organisation der Krankenversorgung durch die Pathologie 2.000 Krankenhäuser – Davon 1.850 ohne eine eigene Abteilung für Pathologie – Ein Institut für Pathologie versorgt in etwa vier Krankenhäuser 1.200 DKG-Krebszentren – Ein Institut für Pathologie versorgt in etwa drei DKG-Zentren Quelle: Morphologie eines Verbandes, G. Kempny im Vergleich zur Laboratoriumsmedizin (noch?) ein sehr erfreulicher Status ist. Eine starke wissenschaftliche Aktivität entscheidet wesentlich über den Beruf an sich. Besonders ist auch die einvernehmliche Aufgabenteilung, bei hoher interner Abstimmung zwischen der wissenschaftlichen Gesellschaft und dem beruflichen Verband. Diese Vorgehensweise trägt zu einer hohen Effizienz in der Vertretung des Fachgebietes bei. Insofern gilt der Deutschen Gesellschaft für Pathologie bei ihrer wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Aufgabenstellung die volle Unterstützung des gesamten Berufsstandes. PathologInnen unter den Mitgliedern des Verbandes sind zu 33 Prozent habilitiert, die Pensionäre im Fach sogar zu 56 Prozent (Stand: 2012). Damit liegen sie mit einem weiteren Fachgebiet an der Spitze der gesamten Ärzteschaft. Das steht einem Querschnittsfach auch gut an (Abb. 2, siehe Seite 24). Der hohe Akademisierungsgrad ist mit eine Voraussetzung für den schnellen, kooperativen und qualitätsgesicherten Transfer wissenschaftlicher Themen in die dezentrale Routinediagnostik des Fachgebiets. „Die PathologInnen in der Krankenversorgung stehen Gewehr bei Fuß. Die wissenschaftliche Pathologie muss aber den Hirsch sichtbar machen.“ (Kempny, 1/2012) Dies ist seitdem gut gelungen, wie der Aufbruch in die BRCA Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 23 DE-P-954-1216-042968 Thesen: Kempny / Heine Diagnostik, der Einsatz von NGS sowie die Diagnostik auf der Basis von Liquid Biopsies gezeigt hat. Die gebührentechnische Begleitung aller Wandlungsprozesse wird seit zehn Jahren von Herrn Prof. Dr. med. Michael Heine, Bremerhaven, Mitglied des Vorstandes und Leiter der 15-köpfigen Gebührenordnungskommission (GO-K) beim Vorstand des BDP, geleistet. 1988 haben sich Heine und Schlake bei einem Workshop zur Graduierung und Klassifikation der Gastritis kennengelernt. 1999 Gründung der Gebührenordnungskommission durch den Vorstand mit dem Leiter Prof. Dr. Kurt Paulini, Limburg. Anschließend Leitung durch Herrn Prof. Dr. Klaus Prechtel, Starnberg, von 2001–2006 2001 Wahl Heines als Beisitzer in den Vorstand des BDP 2006 Übernahme der Leitung der Gebührenordnungskommission 2006 Erste betriebswirtschaftliche Studie mit knapp zehn Prozent der Institute für Pathologie als Begleitung der Überarbeitung des EBM 2008 Herausgabe des „Materialkatalogs“ (Empfehlungen des BDP zur Abrechnungsbasis von Leistungen des Fachgebiets Pathologie.) 2010 Herausgabe des „Brevier Molekularpathologie“ als Empfehlung zur Analogbewertung 2011 Herausgabe der „Tabelle interne Leistungsverrechnung“ für die krankenhausinterne Dokumentation 2016 Aufnahme der Molekularpathologie in den EBM im Kapitel 19 „Pathologie“ Die besondere Bedeutung der von Herrn Heine geleiteten Kommission ergibt sich aus der Besonderheit, dass alle modernen Leistungen des Fachgebietes NICHT in den Gebührenordnungen enthalten waren oder sind. 24 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 In der Geschichte der GO-K haben sich drei Aufgaben herausgebildet: 1. die Berechnung der Kosten für die Leistungen des Fachgebiets in Form von entsprechenden Studien als Grundlage für jede Honorarpolitik, 2. die Notwendigkeit der Harmonisierung der Abrechnung von PathologInnen im Bundesgebiet, 3. die Entwicklung von molekularpathologischen Legenden im EBM und die Bewertung der Leistungen sowie der Analogbewertungen in der GOÄ für alle modernen Leistungen der Pathologie. Alle drei Aufgaben waren schwieriger zu realisieren beziehungsweise erforderten einen höheren fachgebietseigenen Aufwand als in anderen Fachgruppen. Es gibt im Vergleich zu ihnen keine pathologiespezifischen statistischen Daten auf Bundesebene. Die in der Selbstverwaltung bestehenden Daten werden oft falsch interpretiert, weil die Kenntnisse über das kleine Fachgebiet nicht vorhanden sind, vielleicht auch nicht sein können. Und die Angebote ABBILDUNG 2 Habilitationen unter den Mitgliedern des BDP Stand: 2012 (Vergleich 1/12, Seite 7) Habil Anzahl in % Mitglieder Habil gesamt 424 32,7 von 1.298 gesamt Habil weiblich 33 9,8 von 336 weiblich Habil männlich 391 40,6 von 962 männlich Habil pensioniert 131 55,5 von 236 pensioniert/ emeritiert Prof. Dr. med. M. Heine der KVen für ihre kleinsten Mitgliedsgruppen sind praktisch nicht vorhanden, zum Beispiel Abrechnungsschulungen oder andere Serviceleistungen. Das Kapitel N Pathologie der GOÄ ist zudem seit dem 1. Januar 1983 nicht verändert worden. Es galt also, ganze Leistungsbereiche wie die Immunhistochemie oder die Molekularpathologie in jeweils aktueller Form zu entwickeln und sowohl den ärztlichen Gremien als auch den PathologInnen selbst zu vermitteln. Die bahnbrechenden Arbeiten von Heine und der GO-K in der Molekularpathologie bestanden in der ständigen Begleitung der Selbstverwaltung mit Formulierungs- und Bewertungsvorschlägen. Mit der Aufnahme des Abschnitts 19.4 EBM Molekularpathologie fand die „Äquatorialverschiebung“ statt, die erstmalig die schon lange bestehende Eigenständigkeit der molekularpathologischen Diagnostik in Abgrenzung zu Laborleistungen konstatierte. Hier wurde von der Selbstverwaltung gut gearbeitet. Auf dieser Basis kann die weitere Entwicklung vorgenommen werden. Es war das Verdienst von Heine, in seinem Vortrag auch den Schlake’schen Humor zu würdigen, der manche kritische Situation entschärfte und für gutes Arbeitsklima sorgte. Ihm hier etwas zurückzugeben, war Heines Anliegen. WILDTYPEN FINDET MAN NUR MIT SCHARFEM AUGE AMGEN DANKT FÜR DIE ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT BEI DER ETABLIERUNG DER RAS-MUTATIONSANALYSE Örtlicher Vertreter Deutschland: AMGEN GmbH, 80992 München Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 170116_Amgen_0076_Anz_BDP_87,5x177_01_RZ.indd 1 25 16.01.17 17:05 Referenten / Impressum UNSER SERVICE FÜR SIE Immunonkologie by Bristol-Myers Squibb Prof. Dr. med. R. Büttner Prof. Dr. rer. biol. hum. D. Hölzel Dr. med. M. Lessel Ordinarius für Pathologie ehemaliger Professor Landesvorsitzende Bayern Universität Köln für Medizinische Bundesverband Informationsverarbeitung, Deutscher Pathologen e. V. Prof. Dr. med. Dr. h. c. M. Dietel Biometrie und Epidemiologie und ehemaliger Präsident Leiter des Tumorregisters München, Dr. rer. nat. H. Manke Deutsche Gesellschaft Ludwig-Maximilians-Universität Abteilungsleiterin für Pathologie e. V. München Deutsche Akkreditierungsstelle Dr. med. H. Feyerabend G. Kempny Prof. Dr. med. C. Mawrin Vorsitzender des Beratenden Geschäftsführerin Geschäftsführer Fachausschusses Fachärzte Bundesverband Deutsche Gesellschaft Kassenärztliche Bundesvereinigung Deutscher Pathologen e. V. für Neuropathologie und 2. Stellvertretender Vorsitzender Dr. med. J.-A. Rüggeberg Gebührenordnungskommission Bundesverband Präsident Bundesverband Deutscher Pathologen e. V. Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände Dr. med. R. Klakow-Franck Prof. Dr. med. H. Höfler Unparteiisches Mitglied Prof. Dr. med. W. Weichert ehemaliger Ordinarius Gemeinsamer Bundesausschuss Ordinarius für Pathologie Prof. Dr. med. F. Hofstädter Technische Universität München Prof. Dr. med. A. Lebeau Mitglied der Leitliniengruppe, Dr. med. T. Windhorst S3-Leitlinie Mammakarzinom Präsident Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren 26 Die Zukunft ist morphomolekular | Feb 2017 Redaktion: H. Lietz, S. Wilkens, G. Kempny, Berlin Design: Patrizia Obst [email protected] Leiter der Technische Universität München Prof. Dr. med. Karl-Friedrich Bürrig, Präsident (V. i. S. d. P.) 1. Auflage, 15. Februar 2017 5.000 Stück Prof. Dr. med. T. Kirchner für Pathologie Bundesverband Deutscher Pathologen e. V. Robert-Koch-Platz 9 | 10115 Berlin Tel.: 030 3088197-0 Fax: 030 3088197-15 [email protected] www.pathologie.de Neuroanatomie e. V. Prof. Dr. med. M. Heine Deutscher Pathologen e. V. IMPRESSUM Ärztekammer Westfalen-Lippe Gesamtherstellung und Vertrieb: druckfrisch medienzentrum ruhr gmbh Industriestraße 17 | 44628 Herne Tel.: 02323 1788-0 [email protected] www.druckfrisch.de Fotografie: Christian Kruppa www.christiankruppa.de Manfred Bartsch (Foto Seite 4) www.neusehland-design.de Erfahrung zeigt sich in der Praxis. Nicht in der Theorie. PD-L1-TESTUNG. Ihre Fragen. Unser Service. Die Bestimmung des PD-L1-Status mittels Immun histochemie bietet einige Chancen und Herausforderungen. Unsere Spezialisten unterstützen Sie gerne bei allen Fragen rund um die Durchführung, Auswertung und Interpretation. So erreichen Sie uns: Tel. +49 30 338 494 7170 Fax +49 30 338 494 7171 Mail [email protected] © Bristol-Myers Squibb, 08/2016. IODE16PR09088-01 BMS-17-1001_AZ_Biomarker_180x177_RZ.indd 1 18.01.17 11:51 Auch dahinter steckt immer ein kluger Kopf. Wir bedanken uns für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
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