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Wirtschaftsausblick Winter 2016/17 - Peru
09.02.2017
Inhalt
 Wirtschaftsentwicklung: Ehrgeiziges Reformprogramm der neuen Regierung
 Investitionen: Regierung setzt auf Schienen- und Straßenprojekte
 Konsum: Verbrauchervertrauen und Binnennachfrage ziehen an
 Außenhandel: Starkes Einfuhrplus 2017 und 2018 erwartet
Beste Wachstumsprognose Lateinamerikas / Anne Litzbarski
Santiago de Chile (GTAI) - Kein Land in der Region erwartet 2017 einen so großen Aufschwung wie Peru. Der IWF
und die Weltbank bezeichnen den Kurs der neuen Regierung als wirtschaftsfreundlich. Konjunkturtreiber sind
der Bau- und der Bergbausektor, insbesondere wegen umfangreicher Vorhaben im Infrastrukturbereich Aller­
dings kommen nicht alle Großprojekte ohne Verzögerungen voran. Für 2017 und 2018 wird ein starker Anstieg
der Importe prognostiziert.
Wirtschaftsentwicklung: Ehrgeiziges Reformprogramm der neuen Regierung
Peru wird 2017 wie bereits im Vorjahr die stärkste Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Lateinameri­
ka vorweisen, so der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Bericht vom Januar 2017. Die aktuelle Pro­
gnose liegt bei 4,3%, gefolgt von 3,5% im Jahr darauf. Damit würden 2018 nur die kleinen Länder der Karibik und
Zentralamerikas an Peru vorbeiziehen.
Der IWF und die peruanische Regierung gehen davon aus, dass sich die Aktivitäten im Bergbau, unter anderem
die der Kupfermine Las Bambas, normalisieren. Ein Anstieg der Rohstoffpreise, wie vom Wirtschafts- und Fi­
nanzministerium prognostiziert, eine höhere Produktion bestehender und neuer Bergwerke, staatliche und vor
allem private Investitionen sowie der Export werden aller Voraussicht nach den Aufschwung fördern.
Das Parlament hatte dem Wirtschaftsliberalen Pedro Pablo Kuczynski (PPK), der im Juli 2016 als Präsident verei­
digt wurde, Ende September weitreichende Vollmachten erteilt. Dieser von Beobachtern angesichts fehlender
Mehrheiten kaum erwartete Schritt gewährte PPK 90 Tage Zeit, um sein Programm voranzubringen. IWF und
Weltbank äußerten sich zustimmend, insbesondere im Hinblick auf die Vorhaben Steuersenkung und Transpa­
renzbestimmungen für den Finanzsektor.
Im "Global Competitiveness Report 2016-17" des Weltwirtschaftsforums verbesserte sich Peru um zwei Plätze
auf Rang 67. Die aktuell durchweg positive Bewertung des Landes nutzte der Staat für einen Swap in Rekord­
zeit: Er platzierte eine zwölfjährige Anleihe in Landeswährung in Höhe von 2,7 Mrd. Euro, die stark überzeichnet
war.
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MKT201702088001.14
Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator
2014
2015
Vergleichsdaten Deutschland 2015
BIP (nominal, Mrd. US$)
202,9
192,1
3.358
BIP pro Kopf (US$)
6.458
5.930
41.147
Bevölkerung (Mio.)
31,4
32,4
81,6
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, Neuer Sol/US$)
2,84
3,19
-
Quellen: Peruanische Zentralbank, Bundesbank, Statistisches Bundesamt, IWF
Investitionen: Regierung setzt auf Schienen- und Straßenprojekte
Der Präsident verfolgt das Ziel, feststeckende Megaprojekte zu reaktivieren. Proteste wegen Umweltschäden
und fehlender Partizipation der Bevölkerung sind nur ein Grund für Stillstände. Oft kommen auch die beauf­
tragten Konsortien ihren Finanzierungszusagen nicht nach oder verschiedene Regierungsebenen behindern sich
gegenseitig bei Genehmigungsverfahren. Der Korruptionsskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht
lähmt zusätzlich Vergabeprozesse beziehungsweise führt zu Neuausschreibungen. Die peruanische Regierung
hat das Unternehmen mittlerweile von staatlichen Aufträgen ausgeschlossen.
Als ein weiteres Beispiel für die teils langatmige Bürokratie gelten die Prozesse zur Enteignung und Räumung
von Grundstücken. Davon sind aktuell hauptsächlich Energie-, Bergbau- und Verkehrsvorhaben betroffen: Me­
trolinien, Eisenbahnstrecken, Autobahnen sowie der Flughafen(aus)bau in Cusco und Lima.
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Die Vorgängerregierung unter Präsident Ollanta Humala hat zwei Großprojekte angestoßen, die fortgesetzt
werden sollen: Das Versprechen, das Straßennetz vollständig zu asphaltieren - etwa 3.000 der insgesamt 23.000
km stehen noch an. Im nationalen Eisenbahnplan gelten die Nahverkehrszüge von und zur Hauptstadt als priori­
tär, darunter die Strecke von Lima nach Huaco im Norden sowie Pisco im Süden. Die Kosten für diese Bahnstre­
cken liegen bei circa 1,5 Mrd. US$.
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Ausgewählte Großprojekte
Projektbezeichnung
Investit­
Projektstand
Anmerkung/Ansprechpartner
im Bau und Teilbetrieb,
Regionen Cusco und Apurimac/MMG (62,5%), Guo­
zur Zeit Blockierung des
xin International Investment Co. Ltd (22,5%) und
Zugangs durch Bürger­
CITIC Metal Co. Ltd (15,0%), http://
proteste
www.lasbambas.com 
Umweltverträglichkeitss­
Regionen Cajamarca, Celendín/Konsortium Yanaco­
tudie genehmigt; vorerst
cha (USA), http://www.yanacocha.com 
ionss­
umme
(Mio. US
$)
Erweiterung der Kup­
11.000
fermine Las Bambas
Gold- und Kupfer-Berg­
4.800
bauprojekt Conga
gestoppt wegen anhal­
tendem Widerstand
Bergbauprojekt Quella­
5.000
Frühe Bauphase
veco
Region Moquegua/Joint Venture Anglo American
(81,9%) and Mitsubishi Corp. (18,1%) (Vereinigtes
Königreich und Japan), http://
peru.angloamerican.com/quellaveco 
Gasoducto Sur Peruano
Regierung verordnete
Region Cusco/Projekt soll mit anderen Betreibern
(GSP), Gasleitung in den
4.600
am 24.1.17 Strafzahlung
fortgesetzt werden. Bisheriges Konsortium Ode­
Süden
in Höhe von 262 Mio. US
brecht, Graña y Montero und Enagás (Brasilien, Pe­
$ gegen das von Ode­
ru und Spanien), http://
brecht angeführte Kon­
www.gasoductodelsur.pe 
sortium wegen Nichtein­
haltung des Vertrags (Fi­
nanzierungsfragen).
Neuausschreibung er­
wartet, vermutlich 2018
Andentunnel "Túnel tra
Transportministerium
Region Junín und Lima/ Ministerio de Transportes
sandino del centro" zur
plant für März 2017 Auf­
MTC/http://www.mtc.gob.pe 
Verkürzung der Eisen­
tragserteilung für Mach­
bahnlinie zwischen Li­
barkeitsstudie und an­
ma und Huancayo, Län­
schließende Konzessi­
ge: etwa 21 km, Multi­
onsvergabe. 18 Monate
modalität geplant (Kfz-
für Machbarkeitsstudi
und Schienenverkehr)
vorgesehen
Erweiterung und Mo­
dernisierung der Ölraf­
finerie Talara
4
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4.000
3.500
Seit 2015 im Bau
Técnicas Reunidas (Spanien), Region Piura/http://
www.tecnicasreunidas.es 
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Kupferbergwerk Rio
2.500
Blanco
Bergbauministerium un­
Provinz Huancabamba in der Region Piura/Xiamen
terzeichnete im Novem­
Zijin Tongguan Investment Development Corpora­
ber 2016 Absichtserklä­
tion: Zijin Mining Group (45%), Tongling Non-Fer­
rung mit dem Konsorti­
rous Metals Group Holding Co. Ltd. (35%) und Xia­
um
men C&D Coperation Ltd. (20%), http://
www.rioblanco.com.pe/en/
rio_blanco_project 
Kupferbergwerk Tía
1.400
María
Toromocho, Polimetall­
1.300
Vorerst gestoppt wegen
Region Arequipa/Southern Perú Copper Corporati­
anhaltendem Wider­
on SPCC, Mexiko, http://
stand
www.proyectotiamaria.com 
In Betrieb genommen
Region Junín/Chinalco (VR China), http://
www.chinalco.com.pe 
projekt und größte
Kupfermine des Landes
Chavimochic III; Bewäs­
597
Dritte Projektphase; Fer­
serung landwirtschaftli­
tigstellung war bis Mai
cher Flächen; Wasser­
2018 geplant. Liegt seit
kraftwerk
Dezember wegen des
PPP-Projekt http://www.chavimochic.gob.pe 
Odebrecht-Skandals auf
Eis; Neuausschreibung
erwartet
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Wirtschafts- und Finanzministerium, ProInversión, Presse­
meldungen
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/peru,  "Ausschreibungen"
und "Entwicklungsprojekte".
Konsum: Verbrauchervertrauen und Binnennachfrage ziehen an
Vertreter der peruanischen Zentralbank gehen davon aus, dass die angekündigten Reformen, darunter vor allem
die Steuersenkungen, zu einer erhöhten Inlandsnachfrage führen. Erklärtes Anliegen des Präsidenten ist es, den
Übergang von informellen zu formellen Arbeitsplätzen zu erleichtern. Noch arbeiten etwa zwei Drittel der Pe­
ruaner im informellen Sektor. Diesen Anteil will Kuczynski mindestens halbieren, um durch mehr formelle An­
stellungen mit den entsprechenden Rechten und verbesserten Kreditbedingungen die Kaufkraft zu stärken.
Die klimatischen Bedingungen, insbesondere Dürreperioden, könnten der peruanischen Notenbank zufolge das
Nahrungsmittelangebot einschränken und die Preise hochtreiben. Mit dieser Begründung korrigierte sie die In­
flationserwartung für 2017 auf 2,3%. Da sich der Preisanstieg zurzeit nicht weiter beschleunigt und das Verbrau­
chervertrauen sowie die privaten Investitionen zulegen, erwartet das Wirtschafts- und Finanzministerium hin­
gegen, dass der private Konsum kontinuierlich anzieht: Dem Plus von 3,5% (2016) sollen Zuwachsraten von 3,7%
(2017), 4,2% (2018) sowie 4,5% (2019) folgen.
Außenhandel: Starkes Einfuhrplus 2017 und 2018 erwartet
Auch die neue Regierung verfolgt den Abschluss bilateraler Handelsabkommen mit dem Fokus Asien und Pazifi­
kallianz (mit Kolumbien, Chile und Mexiko). Aufgrund der engen Verflechtung mit der US-Wirtschaft (zweit­
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wichtigstes Liefer- und Abnehmerland, jeweils nach der VR China) muss sich das Land nach dem Ausgang der
Präsidentschaftswahl in den USA und möglichen neuen Handelsschranken eventuell noch aktiver anderen Han­
delspartnern zuwenden.
Das peruanische Wirtschafts- und Finanzministerium setzt 2017 auf einen Preisanstieg bei Rohstoffen und ver­
anschlagt für 2017 einen höheren Ausfuhr- und Einfuhrwert als in den Vorjahren in Höhe von 38.680 Mio. bezie­
hungsweise 37.905 Mio. US$. Der Wert der Einfuhren steigt den Prognosen zufolge in den Jahren 2017 und 2018
um 4,2 beziehungsweise 4,8% gegenüber dem Vorjahr an.
Außenhandel des Landes Peru (in Mio. US$; Veränderung in %) (
2015
2016
Veränderung 2016/2015
Importe
37.385
35.569
-4,9
Exporte
34.263
34.056
-0,6
Handelsbilanzsaldo
-3.150
-1.508
-
Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas (MEF)
Weitere Informationen (zum Beispiel SWOT-Analyse, Branchenberichte) finden Sie unter http://www.gtai.de/
peru 
Jutta Kusche | © GTAI
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Jutta Kusche
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