Eine große Persönlichkeit für den Wald

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Wald & Jagd
BAUERNBLATT | 4. Februar 2017 ■
Johann Graf zu Rantzau
Eine große Persönlichkeit für den Wald
Zum Jahresbeginn verstarb im Alter von 86 Jahren der langjährige
Präsident und Ehrenpräsident des
Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes, Johann Graf zu
Rantzau. Die herausragende Persönlichkeit ist bereits im Bauernblatt gewürdigt worden. Der folgende Artikel befasst sich mit Graf
Rantzaus besonderen Bedeutung
für den Forst. So hat er die Interessen des Waldes und der Waldbesitzer auch weit über das Land hinaus vertreten. Besonders zu würdigen sind auch der Aufbau der
Schleswig-Holsteinischen Holzagentur und die Stärkung der Forstbetriebsgemeinschaften.
„Keine wissenschaftliche Basis allein wird zum Ziel führen, wenn das
fehlt, was wir als die wichtigste an
einen Forstmann zu machende Forderung ansehen, nämlich die Liebe zu den Bäumen und zum Wald,
denn alles Wissen wird wirkungslos,
wo die Liebe fehlt.“
Mit dem Hinweis auf die Liebe,
ohne die man einen Wald weder
begreifen noch gestalten kann,
von Wilhelm-Leopold Pfeil (1856)
beendete Johann Graf zu Rantzau
am 16. Oktober 2001 auf der Mitgliederversammlung des Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes seinen letzten Bericht als
Präsident. Nach über 29 Jahren im
Vorsitz und über 33 Jahren als Geschäftsführer gab Johann Graf zu
Rantzau schon 2001 die Leitung in
jüngere Hände und blieb dem Verband und den Waldbesitzern aber
als Ehrenpräsident weiter eng verbunden. Johann Graf zu Rantzau ist
nun am 4. Januar 2017 im Kreise seiner Familie in Rosdorf (Kreis Steinburg) verstorben.
Die besondere Liebe und das Wirken von Johann Graf zu Rantzau
galten neben seiner Familie dem
Wald, seiner schleswig-holsteinischen Heimat und ihren Menschen.
Schon in den Kindes- und Jugendjahren erwachte in Graf zu
Rantzau die Liebe zum Wald, zur
Natur, zur Jagd und seiner Heimat.
Nach seiner Schulzeit absolvierte er
eine landwirtschaftliche und dann
auch noch eine forstwirtschaftliche
Lehre auf verschiedenen Betrieben.
Es folgten der Besuch der Forstschule in Allagen in Westfalen mit
der Abschlussprüfung und der Ausbildung für die Revierförsterlauf-
bahn sowie die Tätigkeit in mehreren kommunalen und privaten
Forstbetrieben. Nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1952 erbte Graf
zu Rantzau den vorher zu Breitenburg gehörenden land- und forstwirtschaftlichen Betrieb in Rosdorf
und übernahm im Jahr 1956 die Bewirtschaftung.
Schon früh engagierte sich Graf
zu Rantzau über den eigenen Betrieb hinaus. Seit 1962 war er Bürgermeister der Gemeinde Rosdorf.
Im Jahr 1968 übernahm Graf zu
Rantzau die Geschäftsführung des
Neuregelungen und Verschärfungen im Bereich der Wald- und Umweltgesetze die Diskussion um das
Waldsterben in den 1980er Jahren,
viele wirtschaftliche Krisenjahre in
der Forstwirtschaft sowie verheerende Orkane wie „Anatol“. Graf
zu Rantzau war dabei stets überzeugter Verfechter des Eigentums
und der selbstbestimmten Bewirtschaftung durch die Waldbesitzer
anstelle ordnungsrechtlicher oder
behördlicher Vorgaben. Die Nutzfunktion des Waldes war für Graf
zu Rantzau stets Voraussetzung für
Johann Graf zu Rantzau (M.) 2011 auf der Jahreshauptversammlung des
Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes e. V. mit dessen Vorsitzendem Hans-Caspar Graf zu Rantzau (r.) und dem damaligen Leiter der Forstabteilung, Hans-Jürgen Sturies
Foto: Isa-Maria Kuhn
Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes. In diese Zeit fiel
auch der Aufbau der seinerzeit
einzigartigen und heute noch immer beispielgebenden und erfolgreichen Selbstvermarktungsorganisation der schleswig-holsteinischen
Waldbesitzer, der Schleswig-Holsteinischen Holzagentur. Diese wurde von Graf Rantzau als Geschäftsführer von 1966 bis 1972 wesentlich
bestimmt. Im Jahr 2012 konnte die
Schleswig-Holsteinische Holzagentur bereits ihr 50-jähriges Bestehen
begehen. Im Jahr 1972 wurde Graf
zu Rantzau zum Vorsitzenden des
Waldbesitzerverbandes gewählt
und behielt die Geschäftsführung
auch während seiner Präsidentschaft bei. Graf zu Rantzau führte den Waldbesitzerverband mit
klarem Kurs und großer Überzeugungskraft durch viele politische
und auch natürliche Stürme und
Umbrüche. Zu nennen sind neben
den immer weiter fortschreitenden
die Erfüllung der Schutz- und Erholungsfunktion. Besonders am Herzen lag ihm die Stärkung der Eigeninitiative der Waldeigentümer
im Sinne umfassender Verantwortung durch den Auf- und Ausbau
der Waldbauvereine beziehungsweise später der Forstbetriebsgemeinschaften.
Als Präsident der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
1975-1995 prägte er über Jahrzehnte die land- und forstwirtschaftliche Selbstverwaltung des Landes.
Besonders setzte sich Graf zu Rantzau auch für die Betreuung, Beratung und Förderung des Nichtstaatswaldes durch die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer
ein. Durch sein hohes Ansehen in
der Präsidentschaft wurde Graf zu
Rantzau im Jahr 1983 auch zum Präsidenten des Verbandes der Landwirtschaftskammern sowie als Mitglied im Zentralausschuss der deutschen Landwirtschaft bestellt.
Mit seiner Arbeit für den Wald,
für die Waldbesitzer und für alle
am Waldbau beteiligten Menschen
setzte sich Graf zu Rantzau auch
weit über Schleswig-Holstein hinaus ein. Von 1989-2002 war er Vizepräsident des Bundesverbandes der Waldbesitzerverbände, der
Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Waldbesitzerverbände e. V. (heute
AGDW – Die Waldeigentümer) sowie ihr Repräsentant auf europäischer Ebene im Zentralverband der
europäischen Waldbesitzer (Cepf)
und in internationalen Gremien.
Auch als Vertreter im Präsidium des
Deutschen Forstwirtschaftsrates,
als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Forstabsatzfonds und als
Vorsitzender des Aufsichtsrates der
Schleswig-Holsteinischen Holzagentur hat Graf Rantzau über das Land
hinaus Bedeutendes und Bleibendes geleistet.
Graf zu Rantzau war ein entschiedener Verfechter einer Politik zur
Sicherung breit gestreuten Eigentums in der generationsübergreifenden Verantwortung der Landund Forstwirte. Die Unterstützung
dieser Eigenverantwortung durch
geeignete Rahmenbedingungen
war die Leitlinie seiner außerordentlichen verdienstvollen ehrenamtlichen Tätigkeit. Durch seine
beeindruckende Persönlichkeit und
sein feines menschliches Geschick
gelang es Graf Rantzau, die Interessen der Waldbesitzer und des
von ihm geliebten Waldes vorbildlich zu vertreten. Dabei war Graf zu
Rantzau gleichermaßen streitbar in
der Sache wie auch immer klar und
fair in der Auseinandersetzung. In
Würdigung seiner Verdienste wurde Graf zu Rantzau im Jahr 1987
durch Bundespräsident Dr. Richard
von Weizäcker mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland
ausgezeichnet.
Die Waldbesitzer in Schleswig-Holstein verneigen sich im Gedenken vor der Lebensleistung ihres langjährigen Präsidenten und
Ehrenpräsidenten und werden ihm
ein dauerndes ehrendes Andenken
bewahren.
Jens Fickendey-Engels
Schleswig-Holsteinischer
Waldbesitzerverband
Tel.: 04 31-5 90 09 11
[email protected]