kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 1 KULTUR REGION FRANKFURT RHEIN-MAIN 2017 kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 2 MUSEUM SINCLAIR-HAUS Das Museum Sinclair-Haus ist ein Ort für zeitgenössische Kunst. Zumeist steht hier das Thema „Natur, Kreatur und Schöpfung“ im Mittelpunkt. Das Programm wird von einem lebendigen Wechsel zwischen Einzel- und Gruppenausstellungen geprägt. .XUDWRULVFKH5¾FNJULƐHLQIU¾KHUH Jahrhunderte ermöglichen den Dialog zwischen historischer und zeitgenössischer Kunst. Ein umfassendes Veranstaltungsprogramm begleitet jede Ausstellung; dazu gehören neben Führungen Lesungen, Künstlergespräche, Vorträge und Konzerte. Im Museum können die Besucher Kataloge, Postkarten und Literatur zu den Ausstellungen erwerben. Zudem laden die kostenlosen „Blattwerke“, die zu jeder Ausstellung neu konzipiert werden, dazu ein, sich aktiv und kreativ mit der Kunst zu beschäftigen. In der Sinclair-Lounge können die Besucher in ruhiger Atmosphäre bei :DVVHU7HHXQG.DƐHHLQ.DWDORJHQ Zeitungen und Literaturbänden blättern und lesen. Domestic Landscapes, 2001 © Thomas Wrede, VG-Bildkunst, Bonn 2017 THOMAS WREDE - MODELL LANDSCHAFT 12. März bis 5. Juni 2017 Das Museum Sinclair-Haus zeigt die erste umfassende Werkübersicht des Künstlers PLW)RWRJUDƑHQYRQELV]XGHQDNWXHOOHQ:HUNJUXSSHQXQGGDPLWHUVWPDOV die Zusammenhänge und künstlerischen Entwicklungen der Arbeiten von Thomas Wrede. Der Ausgangspunkt des Künstlers ist immer wieder die Sehnsucht nach der Natur und die Frage nach ihrer medialen Vermittlung und ihrem Abbild. NACH DER NATUR - MATERIAL, FORM, STRUKTUR 25. Juni bis 10. September 2017 3U¦VHQWLHUWZHUGHQ.¾QVWOHUGLHLKU$UEHLWVPDWHULDOGLUHNWLQGHU1DWXUƑQGHQ $XV:HUNVWRƐHQZLH+RO]*UDV%O¾WHQVDPHQRGHU)HGHUQZHUGHQYRUDOOHP Skulpturen hergestellt. Was aber bedeutet heute das Siegel „natürlich“ – wo liegt die Grenze zwischen „echt“ und „künstlerisch“? Dozenten und Studierende YRP,QVWLWXWI¾U0DWHULDOGHVLJQDQGHU+RFKVFKXOHI¾U*HVWDOWXQJLQ2ƐHQEDFK werden auf die Arbeiten der Künstler reagieren und die natürlichen Materialien, die Formen und Strukturen hinterfragen und weiter entwickeln. BUCHWELTEN 1. Oktober 2017 bis Februar 2018 Das Medium Buch greifen viele Bildende Künstler auf – gerade auch im Zusammenhang mit dem großen Thema „Natur“: Bücher aus Torf, Stein oder Holz, Schreiben mit Holunderblütensaft, Landschaften aus bedruckten Seiten und gestapelten Büchern, Atlanten aus denen Blumen erwachsen, Gedichte in den Sand geschrieben oder in die Wiese gebrannt – das alles sind nur einige Ausdrucksformen dieser fruchtbaren Auseinandersetzung. Das Museum Sinclair-Haus wird mit dieser Schau schließlich zu einer universellen Bibliothek, in der unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen ihren Raum haben werden. MUSEUM SINCLAIR-HAUS Bad Homburg v.d. Höhe | /¸ZHQJDVVH(FNH'RURWKHHQVWUD¡H www.museum-sinclair-haus.de 12:52 kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 3 Editorial Foto: Raffael Irace Dresden Frankfurt Dance Company: Open Grounds Freibad, Eiscafé, Biergarten – das sind die Klassiker des Sommers, landauf und landab. In Frankfurt am Main ist aber mehr drin – Frankfurt hat Kultur. Rock, Funk, Punk zum Beispiel im Fotografie Forum: Die Ausstellung zeigt Aufnahmen von Musikern von den 70er Jahren bis heute, auf und hinter der Bühne. Mateur, Mittermaier, Ringsgwandl kommen laut und intelligent zu Besuch auf die Showbühnen in und um Frankfurt. Oper, Tanz und Theater sind sowieso da und geben ihrem guten Ruf die Ehre, und wenn deren Sommerpause beginnt, dann geht’s raus: raus aus der Stadt zu den vielen Festspielen in Hessen. Wer dann noch Zeit übrig hat, geht wahrscheinlich nicht ins Freibad, sondern ans Museumsufer. Herrlich abhängen kann man da nämlich auch! kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 4 Andreas Gursky, Charles de Gaulle, 1992 Fotografien werden Bilder Einflussreichere Kunstlehrer als Bernd und Hilla Becher sind kaum vorstellbar: Allein ihre Schüler aus der ersten „BecherKlasse“, darunter Andreas Gursky, haben die moderne Fotografie seit den 1990er-Jahren entscheidend geprägt. Im Städel sind 150 großformatige Arbeiten von Gursky und seinen „Klassenkameraden“ zu sehen, darunter Candida Höfer, Axel Hütte, Tata Ronkholz, Jörg Sasse, Thomas Struth und Petra Wunderlich. Sie bilden die Lebensräume des Menschen in all ihrer Künstlichkeit nicht nur ab, sie hinterfragen gleichzeitig das, was als gesellschaftliche Ästhetik akzeptiert ist. Bei allen Unterschieden ist dabei das zwiespältige Verhältnis der Fotografie zur Malerei eines der Themen, zu denen die Fotokünstler immer wieder zurückgekehrt sind – und das die Schau im Städel reflektiert. FRANKFURT STÄDEL 27. 4.–13. 8. Things I Think I Want Abb.: © David Schiesser Die Gruppenausstellung präsentiert junge Künstlerinnen und Künstler aus der Rhein-Main-Region, die sich teils auch international schon einen Namen gemacht haben. Die sechs vorgestellten „Positionen zeitgenössischer Kunst“ könnten dabei unterschiedlicher nicht sein – sie reichen von der Objektkunst einer Hannah Levy über eine Serie von Schwarz-Weiß-Fotoporträts von Jonas Englert bis zur den Rauminstallationen von YRD.Works. Die Vielfalt der Betrachtungsweisen ist ganz im Sinne des Kunstvereins, der sich als Plattform für Kunsttrends und Zukunftsthemen versteht und es sich zur Aufgabe gemacht hat, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler zu fördern, die mit Frankfurt verbunden sind. David Schiesser: Tätowierung auf Pascal, 2016 FRANKFURT KUNSTVEREIN bis 7. 5. Abb © MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main Courtesy Estate of Dan Flavin / Abb.: © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2016 / Courtesy Sprüth Magers, Berlin London, DZ BANK Kunstsammlung im Städel Museum Ausstellungen kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 5 Ax el Fo t o: Abb.: © MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Courtesy Estate of Dan Flavin / VG Bild-Kunst, Bonn 2017; Foto: Axel Schneider FRANKFURT MUSEUM FÜR MODERNE KUNST ORT Frankfurt am Main WAS IST ZU SEHEN? Gegenwartskunst GRÜNDUNG 1981 WEB www.mmk-frankfurt.de BESONDERHEIT 2014 wurde das MMK um ca. 2 000 Quadratmeter erweitert und ist aktuell mit drei Ausstellungsorten präsent Sc hn eid e r Ausstellungen Donaureise. Auf den Spuren von Inge Morath Primary Structures. Meisterwerke der Minimal Art Die neue Generation der Minimalisten greift zur Materialbeschaffung schon einmal zu Kreissäge und Presslufthammer – wie der spanische Konzeptkünstler Santiago Sierra. Sierras sorgsam arrangierte AsphaltBruchstücke mit dem Titel „20 Pieces of Road“ sind Teil der großen Minimal-Art-Schau „Primary Structures“ im Museum für moderne Kunst. Das MMK zeigt erstmals seine reichhaltigen Bestände zusammenhängend in einer Ausstellung, die den Bogen von den Anfängen in den 60er-Jahren bis zum Postminimalismus jüngster Zeit schlägt. Neben Arbeiten von Minimalisten der ersten Stunde wie Carl Andre, Walter De Maria und Donald Judd stehen neue Werke von Künstlern aus den USA und Europa, die Serialität und industrielle Fertigung als Arbeitsweise für sich entdeckt haben. FRANKFURT MUSEUM FÜR MODERNE KUNST bis 13. 8. FRANKFURT FOTOGRAFIE FORUM bis 28. 5. Abb.: © Claudia Guadarrama Dan Flavin: Ohne Titel (to Barbara Nüsse), 1971 Die Donau war eines der Lebensthemen der Fotojournalistin Inge Morath, die als erstes weibliches Mitglied der Fotoagentur Magnum Pionierarbeit leistete. 2014 folgten acht Fotografinnen und Bildjournalistinnen aus sechs Ländern ihren Spuren und bereisten über einen Monat lang die Donau von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung ins Schwarze Meer. Auf den 3 400 Kilometern dokumentierten sie Menschen und Natur entlang des Flusses. Aus der unendlichen Vielfalt der Szenen, Stilmittel und Perspektiven wurden gut 100 Motive für die Ausstellung im Fotografie Forum ausgewählt und mit einigen Originalfotos von Inge Morath ergänzt. Claudia Guadarrama: Hungary 21 July 2014, Cemetery of boats in Pilismarot kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 6 Ausstellungen Abb: © Julian Charrière; VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Courtesy: Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne. Foto: Clémentine Bossard Biotopia Es fehlt ja nicht an Anzeichen dafür, dass die Menschheit in einer evolutionären Sackgasse angekommen ist und dass das neue Erdzeitalter des Anthropozäns, also der von der Menschheit bestimmten Ära, auch das letzte sein könnte. Die Künstlerinnen und Künstler, deren Werke die Kunsthalle Mainz versammelt, machen sich auf die Suche nach Alternativen zu einer Welt, in der der Mensch die Natur kontrolliert und zunehmend bedroht. Sie lassen sich von den letzten Refugien der Natur zu computerisierten Simulationen, biologischen Experimente und „futuristischen Biofiktionen“ inspirieren. MAINZ KUNSTHALLE 31. 3.–30. 7. Julian Charrière: Tropisme, 2014 Emil Schumacher: Sodom, 1957 Ersehnte Freiheit – Abstraktion in den 1950er-Jahren Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten Künstler in Deutschland viel nachzuholen, waren sie doch über zehn Jahre von der zeitgenössischen Kunst der Welt abgeschnitten. Gerade in Westdeutschland stürzte sich, wie die Ausstellung im Museum Giersch zeigt, die junge Künstlergeneration auf die abstrakte Malerei. Im Mittelpunkt stehen dabei Werke der drei wichtigsten Künstlergruppen jener Zeit: Zen49 in München, Junger Westen in Recklinghausen und Quadriga in Frankfurt, die alle auf ihre Weise zeigten, dass sie mit der Figuration ein für alle Mal fertig waren. Die 50er-Jahre werden hier als ein hochspannendes Jahrzehnt des Suchens und des Neubeginns lebendig. FRANKFURT MUSEUM GIERSCH bis 9. 7. Der Portikus als Kunststätte auf der Maininsel feiert 2017 seinen 30. Geburtstag. „Portikus XXX“ heißt das SommerProgramm, mit dem das Jubiläum über vier Monate hinweg begangen wird. Beginn und Ende werden jeweils von Kunstprojekten im öffentlichen Raum markiert; und auch dazwischen öffnet sich die Ausstellungshalle nach draußen: Während der Sommermonate findet im Garten ein Filmprogramm statt. Die Absicht der Kuratoren von „Portikus XXX“: das kreative Potenzial der Rhein-MainRegion anzuzapfen und dabei einen Fokus auf die künstlerischen Tendenzen zu legen, die sich in der Stadt und im Umland entwickeln. Der Überblick über die Frankfurter Gegenwartskunst ist dabei eng mit der Städelschule verbunden: Die teilnehmenden Künstler haben dort bereits ausgestellt, studiert oder unterrichtet. FRANKFURT PORTIKUS, ab Juni Foto: Helena Schlichting Abb: Achim Kukulies, Düsseldorf © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Portikus XXX kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 7 Abb.: © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Kristina Herzog und Dr. Marc Herzog „Meisterstück“-Stiftung Kunden seit 2013 Thomas Wrede: Domestic Landscapes, Gebirgslandschaft mit Kissen und Stehlampe, 2000 Thomas Wrede – Modell Landschaft Thomas Wredes Arbeiten irritieren – und das mit voller Absicht. In seiner Fotoserie „Real Landscapes“ rückt er etwa Modellhäuser und Spielzeugautos in echte Landschaftspanoramen und bringt so die Größenverhältnisse komplett durcheinander. Oder er inszeniert eine Alpenlandschaft so, dass der Betrachter nicht mehr weiß, ob er nun echte Dreitausender oder eine Fototapete abgebildet vor sich sieht. Den Illusionisten Wrede, seit 2015 Professor für Fotografie und Medien an der Essener Hochschule der bildenden Künste, zeichnet in seinen fotografischen Verwirrspielen ein Sinn für abgründigen Humor aus. Auch die in der Ausstellung gezeigten Aufnahmen von fröhlichem Strandtreiben aus der Reihe „Seascapes“ verwirren, weil sie durch und durch künstlich und trotz des Sommersonnenscheins wie eingefroren wirken. BAD HOMBURG SINCLAIR-HAUS bis 5. 6. Stifter „Wir lieben die Frankfurter Tradition des Bürgers als Stifter. Deshalb haben wir unser ,Meisterstück‘ gegründet, eine Stiftung, mit der wir Begabte dabei unterstützen möchten, ihre handwerkliche Ausbildung mit einer Meisterprüfung abzuschließen. So fördern wir die Tradition und halten wertvolles Wissen lebendig. Gemeinsam mit unserem Partner, der Frankfurter Sparkasse.“ Engagement mit Tradition. Das Stiftungs- und Nachlassmanagement der Frankfurter Sparkasse. Seit 1822. Wenn’s um Geld geht. frankfurter-sparkasse.de kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 8 Ausstellungen Peace Abb.: © Katja Novitskova Die weißen Tauben sind müde – und haben in dieser Ausstellung auch nichts zu suchen. Denn die von der Schirn Kunsthalle veranstaltete Gruppenausstellung sucht jenseits von Klischees und ausgelatschter Symbolik eine Antwort auf die Frage: Was bedeutet Frieden heute – und was könnte eine angemessene künstlerische Darstellung sein? Unter den internationalen Künstlern, die neue Perspektiven zeigen, sind Pia Camil, Jan de Cock, Minerva Cuevas, Ed Fornieles, Surasi Kusolwong, Isabel Lewis, Lee Mingwei, Katja Novitskova, Agnieszka Polska und Timur Si-Qin. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm: Poetry-Performances, Konzerte, Vorträge und auch Kochsessions bringen das Thema dem Publikum näher. FRANKFURT SCHIRN KUNSTHALLE 30. 6.–24. 9. Detail of Torch Handle Pendant – Statue of Liberty Lena Henke Für Lena Henke ist die Vergänglichkeit ein wesentlicher Bestandteil ihrer Kunstwerke. Ihr Interesse gilt Transformationsprozessen, und so wird auch die Arbeit, die Henke eigens für die Rotunde der Schirn entwirft, bewusst nicht für die Ewigkeit sein. Lena Henke bezieht ihre Inspiration immer wieder aus den Strukturen des städtischen Lebens und daraus, wie sich menschliche Beziehungen an öffentlichen Orten gestalten und wandeln. Ihr Werk für die Schirn spiegelt das Besondere des frei zugänglichen Raumes wider, in dem Innen und Außen verschmelzen. FRANKFURT SCHIRN KUNSTHALLE 28. 4.–30. 7. Abb.: © John Gerrard Abb.: © Library of Congress, Prints & Photographs Division Katja Novitskova, Pattern of Activation (planetary bonds), 2015 John Gerrard: Flag, 2016 Planet 9 Ob der Planet, der der internationalen Gruppenausstellung ihren Titel gibt, wirklich irgendwo am Rande unseres Sonnensystems existiert, ist eine Streitfrage unter Astronomen. Für die Schau in der Kunsthalle Darmstadt dient „Planet 9“ als Metapher für das, was oft nur am Rande wahrgenommen wird, dessen Auswirkungen aber überall spürbar sind: gesellschaftliche Ungleichheiten und Ungleichgewichte, denen die Künstler mit unterschiedlichsten Ansätzen nachspüren. Die Vielfalt der Gattungen und Disziplinen, die die Künstler aus vier Kontinenten praktizieren, spiegelt auch das Rahmenprogramm der Ausstellung wider, die von Performances, Screenings und Lesungen begleitet ist. DARMSTADT KUNSTHALLE 30. 5.–27. 8. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:44 Seite 9 Ausstellungen Abb.: © Liebieghaus Skulpturensammlung – ARTOTHEK Eindeutig bis zweifelhaft Die Skulpturensammlung des Städel im Liebieghaus blickt auf ihre wechselvolle Geschichte zurück: „Eindeutig bis zweifelhaft“ zeigt zwölf ausgewählte Objekte, die in den Jahren des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 erworben wurden. Hinter den Stücken aus dem Mittelalter und der Neuzeit verbergen sich Geschichten und Schicksale, die auch dank der langjährigen Forschungsarbeit am Städel nun erzählt werden können. Außerdem erhalten Besucher einen Überblick über die Geschichte des Liebieghauses im Nationalsozialismus und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. FRANKFURT LIEBIEGHAUS SKULPTURENSAMMLUNG 4. 5.–20. 8. Li eb Foto: © Tamara Grcic ieg ha us Sku lptu rensa mmlung Johann Heinrich von Dannecker: Ariadne auf dem Panther, 1812–14 : to Fo LIEBIEGHAUS SKULPTURENSAMMLUNG ORT Frankfurt am Main WAS IST ZU SEHEN? Skulpturen aus der Zeit vom Alten Ägypten bis zum Klassizismus GRÜNDUNG 1896 erbaut, 1907 Sammlung aufgebaut, 1909 Eröffnung WEB www.newsroom.liebieghaus.de BESONDERHEIT Der böhmische Textilfabrikant Heinrich Baron von Liebieg verkaufte der Stadt Frankfurt seine Villa zu einem Vorzugspreis unter der Bedingung, dort auf ewige Zeiten ein öffentliches Kunstmuseum einzurichten. Tamara Grcic: sounds Tamara Grcic – Have you been here before? Fotos, Videos und Installationen sind für Tamara Grcic die bevorzugten Medien, ihre Ideen zum Ausdruck zu bringen. Für das Rüsselsheimer Ausstellungshaus Opelvillen ist sie auf das Thema Heterofonie gestoßen. In der Musik bezeichnet der Ausdruck die Vielstimmigkeit und den „Verschiedenklang“ ein und derselben Notation – Grcic nimmt den Begriff als Ausgangspunkt für eine Choreografie, die stark auf den Entstehungsort Rüsselsheim mit seiner Bevölkerung aus über hundert Nationalitäten Bezug nimmt. Erklärtes Ziel ist es, in der Choreografie den Begriff „Nation“ zugunsten einer großen Struktur aufzulösen und eine offene, durchlässige Vielfalt zu erzeugen, in der sich Unterschiedlichkeiten vermischen. RÜSSELSHEIM OPELVILLEN 26. 4.–2. 7. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 10 Abb.: © Peter Saul, Foto: Sheldon C. Collins Ausstellungen Abb.: © Julius von Bismarck Peter Saul, Saigon, 1967 Julius von Bismarck, Punishment 1, Switzerland/USA/Brazil, 2011-2012 Melanie Bonajo / Julius von Bismarck Mit „Melanie Bonajo: Matrix Botanica“ und „Julius von Bismarck: I Like The Flowers“ zeigt der Frankfurter Kunstverein Monografien zweier sehr unterschiedlicher Künstler, die doch eines verbindet: ihr Interesse daran, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Natur wandelt. Die niederländische Regisseurin, Performancekünstlerin und Fotografin Bonajo zeigt in ihren Arbeiten, wie Intimität in der modernen Gesellschaft immer mehr der Isolation Platz macht, während der Wahlberliner von Bismarck die Übergänge von Natur zu Kultur (und umgekehrt) thematisiert, indem er technische mit organischen Formen mischt. Die Doppelschau konfrontiert die Besucher mit zwei entgegengesetzten Positionen, die doch beide auf ihre Art das heutige Naturverständnis hinterfragen. Peter Saul Bei Peter Saul fällt es schwer, von den Schattenseiten des amerikanischen Traums zu reden, so extrem farbenfroh fallen seine plastischen, cartoonhaften Bilder aus. Aber der eigensinnige Humor des Bad Painting ist genau Sauls Waffe, um politische und soziale Systemkritik zu üben. Schon Ende der 50er-Jahre begann der Kalifornier damit, die Banalität der Konsumgesellschaft in den leuchtendsten Farben zu porträtieren, blieb aber im Vergleich zu den weltweit gefeierten Größen der Pop Art ein Geheimtipp. Anders ist auch kaum zu erklären, dass dies die erste umfassende Ausstellung von Sauls Gemälden in Europa ist. In der Schirn zeigt sich, dass Sauls Frontalangriff auf den guten (Kunst-)Geschmack nichts von seiner Aktualität verloren hat. FRANKFURT SCHIRN KUNSTHALLE, 2. 6.–3. 9. FRANKFURT KUNSTVEREIN 1. 6.–27. 8. Es sind diese Momente, von denen es später heißt, man hätte dabei gewesen sein müssen: Konzerte, die den Anstoß gaben für Poprevolutionen. Fotografen wie dem Amerikaner Stanley Greene sind dabei reichlich merkwürdige Gestalten vors Objektiv gekommen. Die Ausstellung „Rock, Funk, Punk“ zeigt Aufnahmen von Musikern von den 70er-Jahren bis heute, auf und hinter der Bühne, im Rampenlicht und in scheinbar unbeobachteten Momenten. Die Motive spannen den Bogen von Undergroundclubs im San Francisco der 70er-Jahre bis zu großen Festivals wie Rock am Ring. Legenden wie Iggy Pop, Janis Joplin, Frank Zappa und The Dead Kennedys sind ebenso vertreten wie heutige Stars, darunter Coldplay, Beth Ditto, Jay-Z und Deichkind. Gleichzeitig zeigt das Fotografie Forum eine Auswahl stilbildendender Albumcover von HipHop bis Heavy Metal. FRANKFURT FOTOGRAFIE FORUM 10. 6.–27. 8. Foto: Stanley Greene © Noorimages 2013 Rock, Funk, Punk Freddy Fox, Sänger der Mutants, im Deaf Club, Valencia Street, San Francisco, 1979 Abb.: © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 11 Werner Henkel, o.T., gerollte Silberpappelblätter, 2014 Nach der Natur Im Sinclair-Haus stellen Künstler aus, die ihre Arbeitsmaterialien direkt aus der Natur beziehen. Manche von ihnen lassen sich von der Formenvielfalt von Blüten, Gras oder Federn inspirieren, manche bauen auf der Struktur von Holz und anderen Naturstoffen auf – und wieder andere formen die natürlichen Werkstoffe zu künstlich anmutenden Gebilden. Allen Arbeiten gemeinsam ist, dass sie individuelle Kommentare zur Frage abgeben, was „natürlich“ von „künstlich“ unterscheidet. Zu den Arbeiten der Künstler kommen im Lauf der Ausstellung weitere Objekte hinzu, die Studenten der Hochschule für Gestaltung in Offenbach als ihre Interpretation von „nach der Natur“ anfertigen. lH ab es ,F ran k MUSEUM SINCLAIR-HAUS ORT Bad Homburg WAS IST ZU SEHEN? Zeitgenössische Kunst mit den Schwerpunkten Natur, Kreatur und Schöpfung GRÜNDUNG 1982 WEB www.altana-kulturstiftung.de BESONDERHEIT Das Haus wurde 1978 restauriert und nach dem deutschen Diplomaten und Schriftsteller Isaac von Sinclair benannt, der ein Freund des Dichters Friedrich Hölderlin war fur t am Ma in BAD HOMBURG SINCLAIR-HAUS, 25. 6.–10. 9. ae ch Mi o: Fot Internationale Kunstmesse 25. - 28. Mai 2017 SCHLOSS JOHANNISBURG Schlossplatz 4 I 63739 Aschaffenburg www.mainart-messe.de kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 12 Abb: © Institut Mathildenhöhe / Städtische Kunstsammlung Darmstadt, Foto: Gregor Schuster Museen Fliese mit Blumenornament, 1862–1910 Foto: Joel Goodman Ornament im Quadrat Manchester Viral, Silvesternacht 2015/16 Göttlich. Golden. Genial Der Goldene Schnitt wird sich, wie es aussieht, wohl doch niemals als Weltformel entpuppen, mit der sich die Mysterien des Universums entschlüsseln lassen. Aber auch so kann man mit der Idee von der perfekten Proportion sehr viel Spaß haben. Die Ausstellungsmacher zeigen an 250 Objekten aus Architektur, Kunst, Design und auch der Natur, wo seit der Antike Menschen den Goldenen Schnitt aufgespürt und nachgestellt haben: im Gehäuse einer Schnecke, in Architekturentwürfen, im Muster der Ananasschale und selbst im Gesicht von Marilyn Monroe. Für die Besucher ist Mitmachen erwünscht: Sie können mit einer goldenen Schablone die Exponate testen, die eigenen Gesichtszüge holografisch mit den goldenen Proportionen vergleichen und in eine konsequent nach den Regeln des Goldenen Schnitts gestaltete virtuelle Realität eintauchen. Zum ersten Mal werden die Jugendstilfliesen, die der Städtischen Kunstsammlung 2015 geschenkt wurden, nun öffentlich präsentiert. Die Stücke aus zahlreichen englischen sowie einigen europäischen Fabriken zeigen, welchen unglaublichen Aufschwung der Jugendstil (oder Modern Style) im 19. Jahrhundert nahm. Gerade in England sorgte die Arts-and-CraftsBewegung dafür, dass in zahllosen Haushalten Wände und Böden, aber auch Kamine, Waschtische, Schränke und Blumenübertöpfe mit den massenhaft gefertigten Fliesen ausgestattet wurden. Im Museum Künstlerkolonie in Darmstadt sind neben Fliesen auch Entwurfszeichnungen, Bücher, Tapeten, Stoffe und Möbel zu sehen, die den damaligen Siegeszug der Jugendstilornamentik zeigen. DARMSTADT MATHILDENHÖHE bis 28. 5. Füsslis Nachtmahr – Traum und Wahnsinn Johann Heinrich Füsslis „Der Nachtmahr“ (1790/91) ist ohnehin ein Glanzstück der Sammlung des Goethe-Museums – und jetzt bekommt es seine eigene Schau zum Thema „Traum und Wahnsinn“. Was Füssli an Motiven aus Kunst und Literatur, aus Mythen und Aberglauben mit seinen eigenen Obsessionen zu einem so eindringlichen Motiv vermischte, hat seitdem immer wieder Künstler zu eigenen Werken angeregt. Das Gemälde inspirierte nicht nur Karikaturen (so sind von Wilhelm Busch einige satirische Blätter zu sehen), sondern hatte auch Einfluss auf die Schauerromantik, etwa in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“. Die mehr als 150 Exponate führen die Wirkungsgeschichte von Füssli bis in die Moderne fort; wie etwa in Horst Janssens Radierungsfolge „Alp“ oder in filmischen Adaptionen von „Der Nachtmahr“. FRANKFURT GOETHEMUSEUM bis 8. 6. Abb.: Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, © David Hall FRANKFURT MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION bis 23. 7. Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr, 1790/91 kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 13 Museen Making Heimat – Germany, Arrival Country Foto: Jessica Schäfer Die Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums auf der Biennale von Venedig kehrt in ihre Heimat zurück, aktualisiert und ergänzt um eine Dokumentation des deutschen Pavillons in Venedig. Die Ausstellung macht ganz konkret, was Einwanderung bedeutet, etwa am Beispiel der so betitelten Arrival City Offenbach, in der fast 60 Prozent der Menschen aus Einwandererfamilien stammen oder selbst ihr Heimatland verlassen haben. Wo und wie Einwanderer und Flüchtlinge leben – in Notunterkünften oder in Stadtteilen, die dann schnell als Problemviertel gelten – wird unter dem Aspekt von Architektur, aber auch von Wohnungsbau und Sozialpolitik beleuchtet. Ob Integration gelingen kann, ist eben auch immer eine Frage der Wohnsituation – das macht „Making Heimat“ deutlich. FRANKFURT ARCHITEKTURMUSEUM bis 10. 9. Abb.: © Tamschick Media+Space GmbH. Quelle: Deutsches Filminstitut Abb.: © 2016 Museum Wiesbaden / Bernd Fickert Josip Budimir, 37 Jahre, Biermacher und Grafikdesigner, Offenbach am Main Zitronenfalter Maria Sybilla Merian ROT – Eine Filminstallation im Raum Die unerschrockene Naturforscherin Maria Sybilla Merian wollte es immer genau wissen und reiste sogar nach Südamerika, um ihre Studien zur Metamorphose der Insekten zu betreiben – im 17. Jahrhundert ein unerhörtes und alles andere als ungefährliches Unterfangen. Das Museum Wiesbaden zeigt einige ihre originalen Tierpräparate aus Südamerika, die aus konservatorischen Gründen nur extrem selten das Depot verlassen dürfen. Die Faszination der tropischen Falter erschließt sich auch 300 Jahre nach Merians Tod ganz unmittelbar. Ergänzt werden die Stücke aus ihrer Hand durch einige neu gestaltete Dioramen. Dem Besucher wird rot vor Augen: Auf insgesamt elf großflächigen Leinwänden laufen Filmausschnitte, und alles ist in tiefes Rot getaucht. Was Filmemacher alles mit dieser so sehr symbolisch aufgeladenen Farbe angestellt haben, zeigt das Deutsche Filmmuseum. Ob Liebe oder Hass, Leben oder Tod, Aggressivität oder Geborgenheit – Rot drückt es aus. Zufällig wird die Farbe im Film garantiert nie eingesetzt. Das zeigen beispielhaft drei Projektionen mit Szenen aus dem Werk der Regisseure Alfred Hitchcock, Pedro Almodóvar und Nicolas Winding Refn, die Figuren, Requisiten oder gleich ganze Sets in Rot ausgestattet haben. So entsteht eine zutiefst emotionale Begegnung mit der Filmgeschichte. WIESBADEN MUSEUM WIESBADEN bis 9. 7. FRANKFURT DEUTSCHES FILMMUSEUM bis 13. 8. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 14 Museen Foto: Julian Gerchow / Museum für angewandte Kunst Dialoge 06. Human Network Wer die Porträtierten sind, die das Hessische Landesmuseum Darmstadt in der neuen Folge seiner „Dialoge“-Reihe zeigt, erfährt der Betrachter nicht. Was man aber weiß: Alle Zeichnungen der österreichischen Künstlerinnen (und Zwillingsschwestern) Christine und Irene Hohenbüchler zeigen Menschen, die ehrenamtlich Flüchtlinge betreuen. Für ihre Bilderserie „… denk mal an …“ verwendeten die Künstlerinnen Porträtfotos, die ihnen die Helferinnen und Helfer zur Verfügung stellten, und setzten sie in Blei- und Buntstiftzeichnungen um. Zusammengestellt entsteht aus den Bildern eine Installation, die dem Engagement der Helfer eine ganz neue ästhetische Dimension gibt. Picknick bei der Royal Henley Regatta, 2016 DARMSTADT HESSISCHES LANDESMUSEUM 21. 4.–3. 9. An der frischen Luft schmeckt’s eben doch am besten. Nicht nur in Großbritannien erheben die echten Fans das Picknick zu einer eigenen Kunstform. Fotografien, Filme, Installationen und Objekte zeigen im Museum für angewandte Kunst, wie das Picknicken quer durch verschiedene Zeiten und Kulturkreise immer seine Faszination erhalten hat – auch wenn heutige Picknicker im Zweifelsfall eher zum pragmatischen Plastikgeschirr als zu Porzellantellern und Kristallgläsern greifen. Begleitend zur Ausstellung laden zahlreiche Events und Installationen im umliegenden Metzlerpark dazu ein, selber zu picknicken. Abb.: © VG Bild-Kunst Bonn 2017 Picknick-Zeit Christine u. Irene Hohenbüchler: Aus der Serie ...denk mal an... #3, 2016 FRANKFURT MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST 6. 5.–17. 9. Eleganz und Poesie Foto: Wolfgang Fuhrmannek / HLMD Das hessische Landesmuseum Darmstadt hat einige „Höhepunkte der französischen Zeichenkunst vom 16. bis 18. Jahrhundert“ in seiner Sammlung – die sogar dem Pariser Louvre schon eine Sonderausstellung wert waren. Hier sind die Zeichnungen erstmals auch in Darmstadt zu sehen. DARMSTADT HESSISCHES LANDESMUSEUM 8. 6.–3. 9. Jean-Honoré Fragonard: Junge Frau, vom Rücken gesehen, 1775-85 +++ Vom 25.–27. 8. wird das Sachsenhäuser Mainufer wieder zur kulturellen Partymeile. Theateraufführungen, Musik und Sonderführungen in vielen Museen, aber natürlich auch das reichhaltige gastronomische Programm und der freie Eintritt in den teilnehmenden Häusern am Festwochenende locken alljährlich zwei Millionen Besucher ins Stadtzentrum. Traditionsgemäß endet das Museumsuferfest mit dem großen Feuerwerk am späten Sonntagabend. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 15 Foto: Lucie Marsmann © Leonie Barth präsentiert: Leonie Barth: Ich ist ein Anderer, 2014, Mode, Styling & Konzept: Leonie Barth SUR/FACE.Spiegel Die glatte Oberfläche, die alle Blicke einfach zurückwirft: Einst waren Spiegel rare Kostbarkeiten, heute sind sie allgegenwärtig, im Kleinen (Badezimmer) wie im Großen (Fassaden von Bürohochhäusern). Die Ausstellung zeigt Beispiele zeitgenössischer angewandter und bildender Kunst, die als Spiegel funktionieren: erst den Blick auf sich ziehen, nur um ihn gleich auf den Betrachter zurückzuwerfen. Die Designobjekte von Maison Martin Margiela und Ettore Sottsass wie auch die Werke von Warhol und Heimo Zobernig, die das Museum für angewandte Kunst präsentiert, reflektieren im wahrsten Sinne des Wortes unsere Gegenwart und unsere Lebenswelten – und decken so unseren Drang nach Selbstbespiegelung und die Suche nach dem Glatten, Makellosen auf. FRANKFURT MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST 24. 6.–1. 10. +++ Kunst zur späten Stunde: Wenn sonst im Museum nur noch die Securityleute ihre Runden drehen, wird es am 6. Mai erst richtig lebendig. Zur Nacht der Museen, die dieses Jahr in ihre 18. Auflage geht, bleiben 40 Museen in Frankfurt und Offenbach bis 2 Uhr nachts geöffnet. Der Bus-Shuttleservice zwischen den Standorten und der Flatrate-Eintritt für alle beteiligten Museen laden zum Entdecken ein. Sa. 19–2 Uhr* 6. Mai 2017 40 Museen in Frankfurt & Offenbach nacht-der-museen.de Ausstellungen. Musik. DJs. Theater. Shuttle-Busse & mehr. Ticket 14,– € (Vorverkauf & Abendkasse); Vorverkauf in Museen & VVK-Stellen / Hotline: (069) 97460-555 *unterschiedliche Schlusszeiten 24–3 Uhr Eine Veranstaltung des Kulturamts Frankfurt am Main zusammen mit k/c/e Marketing3 GmbH kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 16 Foto: Hans-Jürgen Herrmann Gastbeitrag Freiräume für Künstler Vernissage von Daniel Hartlaub im 1822-Forum Seit fast 200 Jahren engagiert sich die Frankfurter Sparkasse für die Region. Der Geschäftszweck der Institution im Jahr 1822 lautete „Von Bürgern für Bürgern“. Das ist bis heute so geblieben. Herr Restani, als Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse jonglieren Sie mit Zahlen. Was haben Sie mit Kunst zu tun – außer, dass in Ihrem Büro das eine oder andere Bild hängt? Stimmt, an den Kunstwerken in meinem Büro erfreue ich mich immer wieder. Da hängen das Bild eines großen Bembels mit Eintracht Frankfurt-Motiv sowie zwei Fotografien der Frankfurter Skyline. Also alles, was der Chef des regionalen Marktführers benötigt, um einen inspirierten Job zu machen! Doch Spaß beiseite: Ich habe einen Nebenjob, in dem ich mich mit Kunst beschäftigte. Ein Nebenjob – das klingt, als seien Sie noch nicht ausgelastet… Im Gegenteil, über Langeweile kann ich mich nicht beschweren. Doch ich bin auch deshalb sehr gerne Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse, weil die Sparkasse sich seit fast 200 Jahren für die Region engagiert. Immerhin lautete der Geschäftszweck des Instituts im Jahr 1822 „von Bürgern für Bürger“. Daher ist gesellschaftliches Engage- ment bis heute integraler Teil des Selbstverständnisses. Mit „Nebenjob“ meine ich meine Funktion als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Frankfurter Sparkasse. Das Besondere an dieser Stiftung ist, dass sie nicht einfach nur Geld an bestimmte Projekte spendet. Sondern sie entwickelt und realisiert Projekte selbst, oft in jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit bewährten Partnern vor Ort. Als Vorstandsmitglied der Stiftung setze ich mich mit diesen Projekten auseinander. Welche Projekte sind das? Die Stiftung der Frankfurter Sparkasse fördert Kunst-Aktionen für unterschiedliche Zielgruppen. Ein schönes Beispiel sind die „1822Schulkünstler“. Hier schicken wir seit 1990 professionelle bildende Künstler an Schulen der Region. Die Schüler erkunden gemeinsam mit ihnen künstlerisches Schaffen – etwa durch Malerei, Fotografie, Comics oder Graffiti. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 17 Foto: Hans-Jürgen Herrmann Vita Robert Restani, 59 Jahre alt, ist seit November 2015 Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in Kreditinstituten, unter anderem als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hanau, als Vorstandsmitglied bei der TaunusSparkasse sowie als stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der WestLB AG. Restani begann seine berufliche Laufbahn als Trainee bei der Deutschen Bank, wo er zwischen 1982 und 1999 unterschiedliche Funktionen ausübte. Was verspricht die Stiftung der Frankfurter Sparkasse sich davon? Dieses Projekt hat mehrere positive Effekte: Zum einen erleben die Kinder praxisnah, was Kunst sein kann, und entdecken eigene Begabungen. Das spricht vor allem Kinder an, die sonst keinen Spaß am Kunstunterricht haben. Außerdem erfahren die Schulgebäude eine nachhaltige Verschönerung. Kürzlich war ich bei einer Schule zu Besuch, die am Schulkünstlerprojekt teilgenommen hatte. Die Wände im Foyer waren mit hellen Farben und fantasievollen Gestalten bemalt. Das erweckt schon beim Eintreten einen ganz tollen Eindruck. Gibt es auch Projekte für Erwachsene? Klar, unser Aushängeschild in diesem Bereich ist sicher das 1822Forum… …die kleine Galerie, die in der Fahrgasse regelmäßig Massenaufläufe verursacht? (lacht) Genauso ist es! Das 1822-Forum ist eine feste Institution in der Frankfurter Kunstszene. Seit über 45 Jahren stellen wir hier Kunst zur Diskussion und vermitteln Kontakte zwischen Künstlern mit besonders großem Potential und der Öffentlichkeit. Zu den Ausstellenden gehörten schon Tobias Rehberger als Student der Städelschule oder Parastou Forouhar, die an der Hochschule für Gestaltung studierte. Mit dem 1822-Forum geben wir der Kunst ohne wirtschaftlichen Erfolgszwang und mit Experimentierfreude einen Raum. Das erklärt vermutlich auch die sehr unterschiedlichen Ausstellungen. Von Malerei bis hin zur Konzeptkunst ist dort ja alles vertreten. Der Vielfalt der Stilrichtungen setzen wir bewusst keine Grenzen. Aber es gibt andere Voraussetzungen für Künstler, die dort ausstellen wollen. Eine Jury entscheidet über das Galerieprogramm. Wir erhalten pro Jahr zwischen 50 und 60 Bewerbungen. Foto: Jochen Kratschmer/FSP Gastbeitrag Welche Kriterien sind das? Uns ist wichtig, dass der Bewerber ein auf unseren Ausstellungsraum zugeschnittenes, inhaltlich anspruchsvolles Konzept vorlegt, das für beide Seiten – Künstler und Publikum – eine Herausforderung darstellt. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das Projekt vorher nicht schon an anderer Stelle präsentiert wurde. Außerdem sollten Bewerber nicht bereits von einer anderen Institution unterstützt werden. In dem kleinen Raum des 1822-Forums sind die Ausstellungen mit viel Liebe zum Detail angeordnet. Wer ist dafür verantwortlich? Um die Planung und Gestaltung der Ausstellung kümmert der Künstler sich selbst. Er oder sie entscheidet, wie die Werke positioniert werden und wer bei der Vernissage die Laudatio hält. Er gestaltet die Einladungsflyer sowie eine zur Ausstellung passende Publikation. Wir geben dem Künstler größtmögliche Freiheit bei der Realisierung seiner Ausstellung und fördern damit auch gewisse Lerneffekte etwa bei organisatorischen Fragen. Tatsächlich dürfen sogar die Wände bunt gestrichen werden – solange nach sechs Wochen alles wieder in den Originalzustand versetzt wird. Gastbeitrag: Frankfurter Sparkasse 1822-Forum Fahrgasse 9, 60311 Frankfurt Öffnungszeiten Di–Fr 14–18 Uhr Sa 13–16 Uhr Der Eintritt ist frei www.frankfurter-sparkasse.de/forum kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 18 Foto: © Ulrich Häfner Festspiele Bad Homburger Sommer „La Bohème“ eröffnet in diesem Jahr das Bad Homburger Kulturfestival auf der Freilichtbühne vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad im Kurpark. Die Klassiknacht in Weiß am 2. Juli und das Gastspiel des Rheingau Musik Festivals gehören zu den weiteren Highlights 2017. Drei Wochen lang gibt es an verschiedenen Spielstätten in der Stadt Jazz-, Rock- und Popkonzerte, Theater und Kabarett und ein umfangreiches Rahmenprogramm vom Picknick bis zur Oldtimerrallye, bevor am 15. Juli das Festival mit dem Proms-Konzert und dem anschließenden Feuerwerk zu Ende geht. BAD HOMBURG 23. 6.–15. 7. Foto: Burgfestspiele Wiesbaden Burgfestspiele Wiesbaden Die Wiesbadener Sommerfestspiele auf der Burg Sonnenberg gehen 2017 erst in ihr viertes Jahr. Doch zeigt sich jetzt schon ein ganz bestimmter Stil, der mit viel Humor Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen will. Neben „Pinocchio“ für den Theaternachwuchs setzt auch die unverwüstliche Komödie „Die 3 von der Tankstelle“ auf Lacher. Die wird es mit Sicherheit auch bei Alice Hoffmans neuem Soloprogramm „Die Zeichen der Zeit“ geben und auch beim „Dichterstreit auf der Burg“, Hessens größtem Open-Air-Poetry-Slam. WIESBADEN BURG SONNENBERG, 25. 6.–16. 7. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 19 Festspiele Die Eröffnungspremiere der diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele inszeniert Intendant Dieter Wedel höchstpersönlich: Zum Luther-Jahr kommt mit der Uraufführung von „Martin Luther – Der Anschlag“ eine Neuerzählung der welthistorischen Ereignisse auf die Bühne, die als Spektakel mit hunderten Schauspielern, Musikern und Tänzern angekündigt ist. Arthur Millers Drama „Hexenjagd“ und zwei Musicals komplettieren den Festspielkalender: „Titanic“ erlebt seine Bad Hersfelder Premiere; außerdem wird die gefeierte Inszenierung von „My Fair Lady“ wieder aufgenommen. to : © K. Le f ebv re / B ad Hersfelder Festspiele Bad Hersfelder Festspiele Fo BAD HERSFELD STIFTSRUINE 23. 6.–20. 8. Die mittelalterliche Burgruine von Bad Vilbel ist das perfekte Ambiente für Oper, Musical und Sprechtheater. In der Saison 2017 gehören „Figaros Hochzeit“, Andrew Lloyd Webbers Musical „Sunset Boulevard“, Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ und die Bühnenadaption von Timur Vermes’ Roman „Er ist wieder da“ zu den Eigenproduktionen des Festivals. Im 30. Jahr haben sich die Burgfestspiele längst als feste Größe im Kultursommer etabliert. Zu den Festspielen gehört neben dem Theater und der Oper auch eine Vielzahl von Konzerten: Auf der Bühne im Burghof werden u. a. Helen Schneider und The Jackson Singers auftreten sowie Giora Feidman und Johannes Tonio Kreusch mit dem Programm „The Reality of Klezmer“. BAD VILBEL BURG VILBEL 6. 5.–10. 9. Foto: Zhang Xinwei Internationale Maifestspiele Wiesbaden Wiesbaden im Zeichen des „Rings“: Zu den Maifestspielen bringt das Hessische Staatstheater den „Ring des Nibelungen“ in der Neuinszenierung von Intendant Uwe Eric Laufenberg als kompletten Zyklus einmal zu Beginn und einmal am Ende des Festivals auf die Bühne. Die Maifestspiele haben aber auch ausgemachten Nicht-Wagnerianern einiges zu bieten: Die China National Peking Opera Company gastiert mit ihrer fernöstlichen Interpretation von Goethes „Faust“, das Wiener Merlin Ensemble präsentiert Abende mit der Musik von Arnold Schönberg, und die Berliner Volksbühne zeigt Herbert Fritschs dadaistische Groteske „Murmel Murmel“. Zwischendurch gehört die Bühne dem Tanztheater, u. a. mit Gastspielen des belgischen Ensembles „Les Ballets C de la B“ und der Dance Company Theaterhaus Stuttgart. WIESBADEN STAATSTHEATER 26. 4.–29. 5. Foto: © Eugen Sommer Burgfestspiele Bad Vilbel kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 20 Festspiele MAINZ 2017 23.06. CHRIS DE BURGH & BAND 28.06. PET SHOP BOYS 30.06. MARK FORSTER 01.07. SARAH CONNOR 02.07. PHILIPP POISEL 05.07. YANN TIERSEN 06.07. PATRICIA KAAS 07.07. JENNIFER ROSTOCK 09.07. BEN BECKER „Ich, Judas“ 13.07. MARIZA – Königin des Fado 19.07. LEE RITENOUR & DAVE GRUSIN Support: Kinga Glyk 21.07. NEW MODEL ARMY 21.07. TOM ODELL 28.07. VINICIO CAPOSSELA 29.07. PATTI SMITH 29.07. Mainzer Hip Hop Open Air mit KOOL SAVAS, AZAD, CURSE, VEGA & OLLI BANJO 30.07. GREGORY PORTER feat. AZIZA MUSTAFA ZADEH 04.08. AMY McDONALD 05.08. NAMIKA, TEESY & GUEST www.frankfurter-hof-mainz.de Rheingau Musik Festival 30 Jahre Rheingau Musik Festival – das bedeutet: Die Jubiläumssaison wird ein ganz besonderer Jahrgang. Als Artist in Residence tritt der Pianist Igor Levit gleich an sechs Abenden mit unterschiedlichen Programmen von Beethoven bis Schubert auf; die Sopranistin Anna Lucia Richter gastiert ebenfalls mehrfach, u. a. mit einem Bach-Abend und als Solistin in Mendelssohns Sinfonie-Kantate. Jazz gehört traditionell zum Festival, 2017 vertreten von Michael Wollny, der an vier Abenden neben seiner normalen Triobesetzung (Foto) auch das eigens für das Festival zusammengestellte Projekt Michael Wollny & Friends vorstellt und mit dem Saxofonisten Marius Neset als Duo auftritt. Die Reihe Tanz!Musik vereint Ballettabende und Konzerte; unter der Überschrift „Expedition Sound“ schließlich kommen so unterschiedliche Künstler wie Chilly Gonzales und Joy Denalane ins Rheingau. WIESBADEN, ELTVILLE, OESTRICH-WINKEL, GEISENHEIM-JOHANNISBERG u. a., 24. 6.–2. 9. Tangentefestival Frankfurt Flucht und Asyl, Kunst und ihre Wirkung, das Fremde als Geschenk – in Tanja Blixens Erzählung „Babettes Fest“ steckt mehr als nur die Geschichte eines köstlichen Mahls. In der Neuinszenierung von Fabian Schwarz, dem Impresario des fahrenden Theaters Comoedia Mundi, geht es, passend zum Luther-Jahr 2017, auch um den Konflikt zwischen protestantischer Enthaltsamkeit und sinnlicher Ausschweifung. An einem lauen Sommerabend am Museumsufer lässt sich „Babettes Fest“ als wohltuende Theaterkost genießen. Weitere Aufführungen aus dem Repertoire von Comoedia Mundi, Konzerte und natürlich das Gartencafé runden das Festivalerlebnis 2017 ab. FRANKFURT SCHAUMAINKAI 28. 6.–8. 8. Foto: © Ralph Brugger 02.04. SONA JOBARTEH 04.04. MONGOLIA FOLKORCHESTRA OF CHINA 18.04. JASPER VAN‘T HOF & ANGELIQUE KIDJO 08.05. MATTHIAS BRANDT & JENS THOMAS “LIFE – Raumpatrouille & Memory Boy“ 17.05. PEPPE SERVILLO & SOLIS STRING QUARTET 20.05. NATALIE IMBRUGLIA 21.05. NATURALLY 7 26.05. GIANLUIGI TROVESI & GIANNI COSCIA 01.06. GAYLE TUFTS 08.06. JOSHUA REDMAN 09.09. ALIN COEN BAND 28.09. HR BIG BAND – The Mumbai Project 15.09. PROCOL HARUM 29.09. JETHRO TULL by Ian Anderson Foto: © Jörg Steinmetz Kultur in Mainz kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 21 3. Juni - 5. August 2017 Dominic Miller Arabella Steinbacher Alexander Krichel Julia Fischer Foto: Kulisse vom Wormser Dom © Nibelungenfestspiele Worms Rudolf Uhrig Infos und Karten unter: www.weilburger-schlosskonzerte.de (0 64 71) 94 42 -10 / -11 Nibelungenfestspiele Worms Die Nibelungenfestspiele bleiben auch 2017 radikal anders. Mit „GLUT. Siegfried von Arabien“ hat am 4. August der letzte Teil der Festspieltrilogie von Albert Ostermaier Premiere. Auf der Freiluftbühne an der Westseite des Kaiserdoms inszeniert erneut Nuran David Calis Ostermaiers neueste, sehr freie (und sehr böse) Interpretation des Nibelungen-Stoffes. Nach „Gemetzel“ und „GOLD“ schließt sich mit „GLUT“ der Kreis: Deutsche Offiziere, getarnt als Mitglieder eines Wanderzirkus, die 1915 in einem Zug voller Waffen und Sprengstoff auf dem Weg zu den Ölfeldern Persiens sind, geben das Personal dieser politischen Groteske ab – und wiederholen so die selbstmörderische Mission der Nibelungen an König Etzels Hof. Eintritt frei am 20./21. Mai 2017 das neue Museums ——— q quartier WORMS DOMPLATZ 4.–20. 8. Dein Museum auf mein-museum-hmf.de H Historisches istor isches Museum M us Frankfurt ——— Saalhof 1, 6031 60311 Frankfurt / Main www.historisches-museum-frankfurt.de www.historisches-mu kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 22 Festspiele Burgfestspiele Dreieichenhain Foto: Burgfestspiele Dreieichenhain Schon zum elften Mal bringen die Bürgerhäuser Dreieich ein Programm auf die Bühne, das sich an dem viel größerer Festivals messen lassen kann. 300 Künstler, 36 Vorstellungen, 34 Tage: Das ergibt ein vielfältiges Programm aus Musik und Show. Konzerte etwa des Folkmusikhelden Donovan, von Chansonnier Stefan Gwildis, von Popstars wie Anna Depenbusch und Max Mutzke oder von Gitte Haenning wechseln sich ab mit Klassik und Jazz, Musicalabenden und Kabarett. Eines von vielen Highlights: der Auftritt der hr-Bigband mit Stücken von Astor Piazzolla, dem Erneuerer des argentinischen Tangos. DREIEICH FREILICHTBÜHNE 4. 7.–20. 8. Literaturfestivals Darmstädter Residenzfestspiele Dass Jazzlegende Bill Ramsay den Auftakt macht, ist bei den Darmstädter Residenzfestspielen fast schon Tradition – am 28. Juli gibt das Regierungspräsidium wieder den Rahmen für das Eröffnungskonzert ab. Auch die „Italienische Opernnacht“ auf der Mathildenhöhe gehört jedes Jahr dazu. 2017 stehen die Festspiele stehen unter dem Motto „KlangDialoge – 450 Jahre Residenzstadt Darmstadt“ – der Rahmen für eine musikalische Reise durch mehrere Jahrhunderte Stadtgeschichte. DARMSTADT REGIERUNGSPRÄSIDIUM, MATHILDENHÖHE, JAGDSCHLOSS KRANICHSTEIN, 28. 7.–6. 8. Foto: © Enkheym Fo to: Nin a Dä h ne +++ Ganz Hessen wird am 7. Mai offiziell Literaturland: Am Tag für die Literatur laden Autoren und Vereine, Bibliotheken und Museen ein – so kann man bei Lesungen auf den Spuren von Theodor W. Adorno oder Marie Luise Kaschnitz durch das Frankfurt des 60er-Jahre wandeln, hessische Krimis an Originalschauplätzen erleben oder, wie im Kulturhaus Frankfurt, erleben, wie die Band Enkheym Andreas Maiers Roman „Wäldchestag“ als musikalisch-filmische Performance präsentiert (Foto). +++ Das Rheingau Literaturfestival WeinLese führt den Leser mitten in die Reben. Vom 14. bis zum 24. September dienen lauschige Weingüter, herrschaftliche Burgen und Kirchen als Orte der literarischen Begegnung, an denen die Autoren nicht bloß aus neuen Werken lesen, sondern auch mit dem Publikum in Dialog treten. +++ Das Bad Homburger Poesie- & LiteraturFestival vom 7. bis 17. Juni setzt dagegen ganz auf die Kombination von Stars und Klassikern. So lesen etwa Martina Gedeck und Ulrich Noethen aus Tolstois „Anna Karenina“ und Dietmar Bär aus Storms „Schimmelreiter“. Außerdem kommen u. a. Christian Brückner, Benno Fürmann, Richard David Precht, Esther Schweins und Konstantin Wecker mit einem Buch in der Hand nach Bad Homburg. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 23 2017 23. Juni –15. Juli rprogramm u lt u K s te n u b Drei Wochen omburg – in Bad H eintrittsfrei. d n u ir a n e p o , alles live Fr 23.06. | 19.30 | Kaiser-Wilhelms-Bad Warm-up Party mit Makia Sa 24.06. | 19.30 | Kaiser-Wilhelms-Bad Foto: © Marco Borggreve Opera Classica Europa: La Bohème Fr 30.06. | 19.30 | Kaiser-Wilhelms-Bad ONAIR – Illuminate So 02.07. | 19.30 | Kaiser-Wilhelms-Bad Weilburger Schlosskonzerte WEILBURG RENAISSANCEHOF, SCHLOSSKIRCHE, ORANGERIE 3. 6.–5. 8. Fr 14.07. | 20.00 | Schlossgarage COSBY– SummerBeats © Kur- und Kongreß-GmbH Bad Homburg v. d. Höhe Zum 45-jährigen Jubiläum bieten die Weilburger Schlosskonzerte zehn Sommerwochen voll Musik. Die Violinistinnen Julia Fischer und Alina Pogostkina und der Echo-Klassik-Gewinner David Orlowsky gehören zu den weithin bekannten Künstlern, die die sechs Spielstätten in der Stadt mit Sinfonie- und Solokonzerten, mit Kammermusik und Jazz mit Leben füllen. Zum besonderen Konzerterlebnis trägt auch die Atmosphäre des Weilburger Schlosses und der Gassen der Festspielresidenz Weilburg bei. Unter dem Titel „Schlosskonzerte unterwegs“ machen die Musikfestspiele aber auch im benachbarten Limburg Station: Vor der Kulisse des dortigen Doms spielen die Heidelberger Sinfoniker „Flussmusik“. Die letzten beiden Festivalabende im Renaissancehof gestalten die Münchner Symphoniker (Foto) mit einem Filmmusikprogramm und Schuberts „Unvollendeter“. Klassiknacht in Weiß Jugendsinfonieorchester Hochtaunus W W W. B A D - H O M B U R G E R - S O M M E R . D E /BAD-HOMBURGER-SOMMER kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 24 Foto: Ruud Baan Entertainment Red Bull Flying Illusion .v oll m on d-k onz er tf otogr afie.de Breakdance als Arenashow: Zwölf Tänzer aus den unterschiedlichsten Bereichen des Urban Dance wurden für diese Show gewonnen. Zur Musik eines Sinfonieorchesters und der Berliner Komponisten und Produzenten Ketan und Vivan Bhatti zeigen sie, dass die Ursprünglichkeit der auf den Straßen entwickelten Formen des Tanzes zum HipHop auch heute noch in den Shows enthalten ist. „Red Bull Flying Illusion“ war zuletzt in Frankreich, Belgien, Schweden und der Schweiz auf Tournee und kommt jetzt zurück nach Deutschland, um danach gleich wieder einen Ausflug in die Schweiz zu unternehmen: Die Show ist also genau so aktiv wie ihre Ausnahmekünstler, wenn sie „gegen die Gesetze der Schwer- und Vorstellungskraft“ antanzen. Diese Show ist wahrhaftig ein Tanzspektakel! to: Fo w ww FRANKFURT JAHRHUNDERTHALLE 21.–23. 4. Erwin Pelzig Frank-Markus Barwasser nimmt sich auf der Bühne als Erwin Pelzig immer der Themen an, die sonst keiner machen will: Recherchieren zum Beispiel, Fakten sammeln, aufbereiten, um diese dann in einer Show möglichst kurzweilig und pointenreich zu präsentieren. So hat er schon Mitte des vergangenen Jahres ausführlich zur Forderung Stellung genommen, man solle doch zukünftig bei Straftätern immer Herkunft und Religion in den Medien nennen und nicht nur bei begründetem Sachzusammenhang. Um da zu einer Pointe zu kommen, treibt sich Barwasser/Pelzig schon auch mal auf der Facebookseite des CDU-Abgeordneten Ruprecht Polenz rum. Und Polenz, so Pelzig, schrieb: Wenn Herkunft und Religion, dann bitte immer nennen; und Pelzig zitierte Polenz folgendermaßen: „Die in Wuppertal geborene, evangelisch sozialisierte, mutmaßlich atheistische, wegen Verleumdung verurteilte Steuerhinterzieherin Alice Schwarzer …“ Übrigens: Im neuen Programm „Weg von hier“ wird sich alles um „Flucht aus der Realität in eine gefühlte Wirklichkeit, eine Flucht in die Internet-Schutzräume der Gleichdenkenden, eine Flucht vor der Informationsflut in ein tatsachenbefreites Leben“ gehen. Flucht vor den Fakten halt – und die mag Barwasser gar nicht. MAINZ FRANKFURTER HOF 10. + 11. 6. FRANKFURT ALTE OPER 9. 9. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 25 Entertainment „Über die ideologische und ästhetische Erziehung des Menschen durch Unterhaltungsmusik am Beispiel von Liedern aus dem Spamordner – Achtung, kann Spuren von Jazz enthalten!“ So kündigt Frau Mateur ihr neues Programm „Mimikri“ an. Begleitet wird sie für diese Tour vom Pianisten Andreas Gundlach, den sie an der Hochschule für Musik in Dresden kennenlernte und der mit so unterschiedlichen Künstlern wie den Pet Shop Boys, Chin Meyer, Eckart von Hirschhausen und den Dresdnern Sinfonikern zusammenarbeitet. Welche Songs der Genres „HipHopDschässRockPopFunkReggaeDoommetal und NDW“ diesmal gespielt werden? Nun, wir haben Anna Mateur nicht über die Schulter geschaut, als sie ihr Material aus dem digitalen Müll holte und aufbereitete. Schräg, komisch und gut wird es aber sein. Das ist man von dieser Sängerin gewohnt. Da vid Ca mp esin o MAINZ UNTERHAUS 3. 5. Foto: Manfred Baumann Anna Mateur Michael Mittermeier In seinem neuen Programm „Wild“ sorgt sich Comedy-Urgestein Michael Mittermeier um den gezähmten Menschen. „Wann warst du das letzte Mal wild?“, fragt er seine Gäste und geht mit ihnen ihren von Zwängen geprägten Alltag durch. Doch der Bayer bleibt nicht im Privaten hängen, auch von Obama über Putin bis hin zu Winnetou und Meister Yoda sind alle vertreten, die Rang und Namen haben, haha. Und von Yoda hat er dann auch ein wunderbar parodiertes Zitat parat: „Am Arsch vorbeigehen du musst.“ In Sachen Stand-upComedy ist Michael Mittermeier auch nach Jahren noch ein Fixstern des Genres. FRANKFURT JAHRHUNDERTHALLE 9. 5. GIESSEN KONGRESSHALLE 10. 5. : to Fo Foto: Marcel Klette Falco – Das Musical Mit einer Welturaufführung wurde des verstorbenen österreichischen Popstars Falco pünktlich einen Monat vor seinem 60. Geburtstag gedacht, und dreimal dürfen Sie raten, wo: am Fuße von Schloss Neuschwanstein! Unser Kommentar: Das war standesgemäß. Jetzt geht das Musical auf Tour, um die Hits des Österreichers Hans Hölzel wieder in die Welt zu tragen, der es in den 80ern mit dem deutschsprachigen Song „Rock me Amadeus“ bis an die Spitze der USamerikanischen Billboardcharts geschafft hatte. „Falco – Das Musical“ ist in einer Neuinszenierung des Regisseurs Peter Rein zu sehen. Alexander Kerbst, der Falco schon optisch sehr ähnelt, gilt als perfekter Darsteller der Bühnenfigur. In der Produktion von Oliver Forster, der auch die Show „Elvis – Das Musical“ und das Beatles-Musical „All you need is Love“ auf Tour schickt, will vor allem in die Gedanken- und Gefühlswelt des großen Popstars eindringen. ASCHAFFENBURG STADTHALLE 12. 5. MAINZ RHEINGOLDHALLE 21. 5. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 26 Entertainment Ringsgwandl und Band: Woanders Früher war Ringsgwandl der freakigste Entertainer Deutschlands, heute aber lässt es der Mann, der mal als Punk-Qualtinger galt, als Valentin des Rock’n’Roll, etwas ruhiger angehen Oder etwa doch nicht? Immerhin kommt er mit fetter Band, zu der so bekannte Musiker gehören wie etwa Gitarrist Daniel Stelter, der schon mit Till Brönner, der NDR-Bigband und den Berliner Philharmonikern zusammenspielte. Im Gepäck hat der bayerische Ausnahmekünstler seine neue Platte „Woanders“ mit intimen, mal komischen, mal traurigen Songs über Freundschaft, Aufbruch und Verlassenwerden. RÜSSELSHEIM THEATER 23. 5. ASCHAFFENB. STADTTHEATER 25. 5. DARMSTADT CENTRALSTATION 28. 10. Fraport Arena Fraport Arena Fraport Arena MICHAEL MITTERMEIER 02.+.03.05.17 FRANKFURT Alte Oper 09.05.17 FRANKFURT Jahrhunderthalle 31.12.17 FRANKFURT Jahrhunderthalle 07.04.18 FRANKFURT Jahrhunderthalle 21.04.18 OBERURSEL Stadthalle TICKETS UNTER WWW.S-PROMOTION.DE VRZLHDQDOOHQEHNDQQWHQ9RUYHUNDXIVV WHOOHQ7,&.(7+27/,1( Foto: Nils Müller/Universal Music FRANKFURT ALTE OPER 23.–27. 8. 15.10.17 20.10.17 FRANKFURT FRANKFURT 27.-30.12.17 FRANKFURT na „Cats“, das legendäre Musical von Andrew Lloyd Webber nach einer literarischen Vorlage von T. S. Eliot, das im New London Theatre mit seiner Rundbühne uraufgeführt wurde, kommt in englischer Sprache nach Deutschland, in der Produktion vom Londoner Westend, die erst vor zwei Jahren als bestes Musical-Revival ausgezeichnet wurde. Über 73 Millionen Zuschauer weltweit haben „Cats“ bisher gesehen. Damit gehört die Geschichte von den Katzen, die sich einmal im Jahr auf dem Schrottplatz zum Katzenball treffen, zu den erfolgreichsten Musicals überhaupt. Fo to: Ale ssa ndro Pin Foto: Henner Fotista Cats Sascha Grammel Er ist der Sunnyboy des modernen Puppentheaters und sagt mit seinem neuen Programm: „Ich find’s lustig“. Sascha Grammel tourt mit seiner fantasievollen Puppentruppe, bestehend aus Adlerfasan Frederic „Tschakka“ Freiherr von Furchensumpf, der naiven Schildkrötendame Josie und vielen mehr durch Deutschland. Fantasie ist auch bei der Rätselaufgabe gefragt: Wie lassen sich wohl ein Aquarium, Luftballons, Konfetti und ein großes Stück Käse in einem Bühnenprogramm unterbringen? Sie können es herausfinden – vor Ort bei einer Mischung aus verrückter Comedy, leisen Momenten und allerlei Albernheiten. FRANKFURT JAHRHUNDERTHALLE 4. + 5. 7. GIESSEN MESSEHALLEN 6. 7. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 27 Foto: Britta Frenz / Caricatura Museum KONZERTTIPP Einmal im Jahr – und zwar genau dann, wenn Frankfurt im Rahmen seines Museumsuferfestes vom partyhungrigen Volk geradezu überlaufen wird – öffnet das Caricatura-Museum tapfer seine Pforten, stellt eine Bühne sowie viele Tische und Bierbänke auf den Weckmarkt und erweitert sein Programm: Es gibt was zu hören: Satiriker, Kabarettisten, Polemiker, komische Musiker und Literaten, die abhängig sind von den Lachern ihrer Leser, treten dann dort auf. Ganz nah am Museumsuferfest und doch geschützt durch ein paar verwinkelte Gässchen, wird hier eine Alternative zur großen Fressmeile am Mainufer angeboten: bei Bier Wein, Whisky und guten Speisen besten Komikern zuzuhören. Das Line-up bei stand Redaktionsschluss noch nicht fest. FRANKFURT PLATZ VOR DER CARICATURA 25.–27. 8. Tim Fischer: Absolut Foto: Jim Rakete o Pin na Festival der Komik Die im vergangenen Jahr verstorbene Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler sagte über Tim Fischer wahre Worte: „Man kann sich ihr nicht entziehen, dieser Stimme, die mit wenigen Worten ein ganzes Universum erschafft.“ In seinem neuen Programm „Absolut“ singt Fischer einen Mix aus Klassikern und neuen Songs, die sich erst noch beweisen und durchsetzen müssen, unter anderem Chansons von Edith Jeske, Thomas Pigor, Jacques Brel und Rainer Bielfeldt, der ihn auch am Klavier begleitet. GEISENHEIM SCHLOSS JOHANNISBERG RHEINGAU MUSIKFESTIVAL 9. 8. DARMSTADT CENTRALSTATION 24. 11. 45 Jahre Weilburger Schlosskonzerte – Zehn Sommerwochen voll Musik Vom 3. Juni bis 5. August 2017 treffen sich die Elite der Musikwelt – vom Newcomer bis zum Weltstar – und Musikfreunde aus aller Herren Länder im Weilburger Schloss und in den Gassen der Festspielresidenz Weilburg. Julia Fischer, Alina Pogostkina, Arabella Steinbacher, Mirjam Contzen, David Orlowsky und viele andere musizieren mit renommierten Orchestern wie der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, den Münchner Symphonikern, der Bayerischen Kammerphilharmonie oder den Dresdner Kapellsolisten. Kleine Ensembles in der Intimität der Orangerien, Cello-Solo oder Gitarrenmusik in der Alten Hofstube, große Sinfoniekonzerte, Jazz oder Kabarett als Matinee – das Programm ist vielfältig und nutzt souverän den unterschiedlichen Charakter der sechs Spielstätten. Unter dem Titel „Schlosskonzerte unter wegs“ geht es auch ins benachbarte Limburg: Vor der Kulisse des Doms spielen die Heidelberger Sinfoniker „Flussmusik“. Das Ass im Ärmel für 2017 zeigt sich ganz zum Ende der Konzertsaison: Am 2. August kommt Dominic Miller unterstützt von Bass und Schlagzeug in die Untere Orangerie. Der Gitarrist, festes Mitglied der Band von Sting und, wie Sting selbst sagt: „meine rechte und linke Hand“, steht für einen Sound zwischen Grazie, Zauber und Sinnlichkeit. Weitere Infos und Tickets auf www.weilburger-schlosskonzerte.de kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 28 Klassik • Oper Ensemble Modern / Arditti Quartet Als regelmäßiger Gast in der Alten Oper bietet das Ensemble Modern immer wieder Einblicke in die zeitgenössische Musik. Der Abend, den das Ensemble gemeinsam mit dem Arditti Quartet unter der Leitung von Brad Lubman bestreitet, ist der Musik von Brian Ferneyhough gewidmet. Der 1943 geborene Brite macht es seinen Hörern nicht einfach: Als Vertreter der New Complexity geht es ihm um feinmaschige, vielschichtige Klangstrukturen, die nicht nur die Interpreten, sondern auch das Publikum herausfordern. Dabei komponiert Ferneyhough durchaus mit einem Sinn für historische Zusammenhänge, etwa, wenn er sich von Komponisten der Renaissance wie seinem Landsmann Christopher Tye inspirieren lässt. Mit den drei Opern-Einaktern, die 1928 uraufgeführt wurden, wollte der aus Wien stammende Komponist Ernst Krenek ˇ dem bürgerlichen Publikum die Ohren einmal so richtig durchpusten. In „Der Diktator“, „Schwergewicht oder Die Ehre der Nation“ und „Das geheime Königreich“ brachte er die unterschiedlichsten Stile von der tragischen Oper bis zur Burleske zusammen. Die Frankfurter Uraufführung von Kreneks ˇ Meilensteinen der Moderne inszeniert David Hermann; die musikalische Leitung hat Lothar Zagrosek. FRANKFURT OPER Premiere: 30. 4., weitere Vorstellungen ab 5. 5. Foto: © hr / Werner Kmetitsch Foto: © Katrin Schilling Krenek: ˇ Drei Opern FRANKFURT ALTE OPER Mozartsaal 8. 5. hr-Sinfonieorchester La damoiselle élue / Jeanne d’Arc au bûcher to :S t ef an Klue ter Ein Abend der Kontraste: Auf „La damoiselle élue“ von Claude Debussy folgt Arthur Honeggers „Jeanne d’Arc au bûcher“ – zwei Werke, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Debussys „lyrisches Gedicht“ stand noch ganz unter dem Einfluss von Wagner; Honeggers dramatisches Oratorium von 1934 dagegen atmet mit seinem Wechsel von Sprache und Gesang den Geist der Moderne. Die beiden Stücke zusammenzuspannen ist eine Premiere – ebenso wie die Regie des Katalanen Àlex Ollé, der erstmals an der Oper Frankfurt inszeniert. In der Titelrolle der Jeanne d’Arc wird die Burgschauspielerin Johanna Wokalek (Foto) zu sehen sein. Fo Unter der Leitung von Peter Oundjian spielt das hrSinfonieorchester in der ersten Liga – das machen auch die regelmäßigen Konzerte in der Alten Oper deutlich, wenn hochkarätige Gastmusiker dabei sind. So etwa Ende April, wenn Starpianist Fazil Say zu Gast ist und Mozart und Dvorák auf dem Programm stehen. Im Mai präsentiert das Ensemble gemeinsam mit dem schwedischen Trompeter Håkan Hardenberger Werke von Eötvös und Liszt, und zum Saisonabschluss im Juni übernimmt Violinist Leonidas Kavakos die Soloparts an einem Abend mit Stücken von Ligeti, Brahms und Bartók. FRANKFURT OPER Premiere: 11. 6. FRANKFURT ALTE OPER Großer Saal 27.+28. 4., 18.+19. 5., 8.+9. 6. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 29 Klassik • Oper A Midsummer Night’s Dream schen Traditionen, zitiert etwa Mozart und „The Fairy Queen“ seines großen Vorgängers Purcell oder entrückt die Elfenwelt mit Gesang in den höchsten Stimmlagen. Der reichhaltige musikalische Humor ist es sicher auch, der „A Midsummer Night’s Dream“ zu einer der beliebtesten modernen Opern werden ließ. MAINZ STAATSTHEATER Premiere: 12. 5. Fo to: © Ma r tina Pipprich Foto: Staatstheater Mainz © Andreas Etter Hausregisseur Niklaus Helbling entführt das Publikum der Oper Mainz in den Wald; den von Athen, wohin die beiden Liebespaare Hermia und Lysander und Helena und Demetrius flüchten und wo die Herrscher der Elfen Schabernack mit den Menschen treiben. Shakespeares Komödie griff Benjamin Britten 1960 als Vorlage für seine Oper in drei Akten auf; und Britten wiederum treibt darin Schabernack mit musikali- Auch 140 Jahre nach der Uraufführung zeigt die Beliebtheit von „Carmen“ keine Anzeichen, nachzulassen. In der Inszenierung von Sandra Leupold und unter dem Dirigat von Will Humburg, des Generalmusikdirektors des Staatsorchesters Darmstadt, kann Bizets Oper ihre Dramatik voll ausspielen. Die am Ende tödliche Rivalität zwischen dem Sergeanten Don José und dem Stierkämpfer Escarmillo macht Carmen zum Prototypen der Fpemme fatale – die auch heute noch fasziniert. In der Titelpartie ist Tamara Gura zu erleben. WIESBADEN STAATSTHEATER Premiere: 1. 6. Foto: Ensemble LebiDerya Carmen Hörtheater: Tamáss Die Bühne der Oper Mainz öffnet sich für ungewohnte Klänge, wenn Künstler aus Europa und dem arabischen Raum mit Musikern des Staatsorchesters, Solisten der Oper und Mitgliedern des Oriental-Jazz-Ensembles LebiDerya gemeinsame Sache machen. „Tamáss“, entlehnt aus dem Arabischen und Persischen, steht aber nicht nur für Berührung und Kontakt, sondern kann auch Grenze und Konfrontation bedeuten. Und so sind die improvisatorischen Interaktionen der Musiker und Sänger nicht nur auf Harmonie, sondern ganz bewusst auch auf Reibung und Kontraste angelegt. Wo Jazzsolos, Operngesang und Klanginstallationen aufeinandertreffen, entsteht auf jeden Fall Raum für neue Hörerfahrungen. MAINZ STAATSTHEATER Premiere: 3. 6. kultur_frankfurt_2017_vs_kultur_frankfurt_2017 23.03.17 14:45 Seite 30 Foto: © Andrew Eccles Tanz Das Erbe des legendären Choreografen Alvin Ailey lebt in seinem American Dance Theater fort. Auch unter der Leitung von Robert Battle, der 2011 übernahm, begeistert das Ensemble aus 30 sehr unterschiedlichen Tänzerpersönlichkeiten das Publikum weltweit. Das Frankfurter Gastspiel des Ensembles in der Alten Oper zeigt Tanz als lebendiges Sinnbild für die Freude am Leben, die mit herausragender tänzerischer Perfektion auf die Bühne gebracht wird. Robert Battle ist es gelungen, die 50-jährige Tradition des Ensembles in eine neue Richtung zu führen, ohne dabei die Ursprünge zu vergessen – seine experimentierfreudige Auswahl neuer Choreografien sowie seine behutsame Neubewertung des Erbes Aileys haben den Ruf des American Dance Theater als eines der angesehensten Tanzensembles der Welt nur noch weiter gefestigt. FRANKFURT ALTE OPER 29. 8.–2. 9. Open Grounds Wenn sich der Vorhang zur Premiere im Bockenheimer Depot öffnet, haben sich acht Ensemblemitglieder der Dresden Frankfurt Dance Company ein Jahr lang mit Themen wie Menschlichkeit, Gesellschaft, Geschlechterfragen, Gefühlen, sozialen Medien und deren Einfluss auf uns, der Abgrenzung von Privatheit und Öffentlichkeit und schließlich mit dem Leben in Bewegung befasst. Die hier gezeigten Choreografien der Tänzerinnen und Tänzer sind, jede auf ihre Art, das Ergebnis dieses langen Entwicklungsprozesses, der nun in der Vergänglichkeit der Aufführung seinen Höhepunkt findet, wenn er Tänzer und Zuschauer für die Dauer des Abends zusammenbringt. Foto: Dominik Mentzos Alvin Ailey American Dance Theater Extinction of a minor species Der künstlerische Direktor Jacopo Godani zeigt mit seiner Dresden Frankfurt Dance Company in dieser Neuproduktion eine Folge kürzerer Choreografien, die umreißen, wie tänzerische Virtuosität heute aussehen kann. Ganz klassisch beginnt Godani mit dem Pas de deux und entwickelt daraus ein Mosaik, mit dem er die komplexen Kombinationen dieser formalen ZweierBeziehung präsentiert. So entsteht innerhalb eines festgelegten ästhetischen Rahmens eine unendliche Anzahl von Möglichkeiten – künstlerische Freiheit in ihrer reinsten Form. Das Münchner Musikerkollektiv 48Nord, das schon seit 2006 vielfach Choreografien von Jacopo Godani begleitet hat, entwickelt zur Uraufführung von „Extinction of a minor species“ die akustische Fortführung des Geschehens auf der Bühne. FRANKFURT BOCKENHEIMER DEPOT Premiere: 28. 4. FRANKFURT BOCKENHEIMER DEPOT Premiere: 22. 6. Impressum Kultur Frankfurt liegt einer Teilauflage von kulturnews bei und wird herausgegeben von der bunkverlag GmbH Friedensallee 7–9 22765 Hamburg fon 040-39 92 95-0 fax 040-38 08 97-73 E-Mail [email protected] REDAKTION Rolf von der Reith Jürgen Wittner CHEFREDAKTEURIN Dr. Jutta Rossellit (v.i.S.d.P.) 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