Das Thema „S-Bahn Verlängerung nach Zweibrücken“ hat mittlerweile

Das Thema „S-Bahn Verlängerung nach Zweibrücken“ hat mittlerweile
alle politischen Parteien erreicht. Tatsächlich wirkt diese Bahnverbindung
auf der ersten Blick als zwingend notwendig, machbar und rentabel.
Erst der Blick in die Tiefe zeigt ein völlig anderes Bild. Eisenbahnromantik
oder Gefühle sind kein guter Ratgeber, geht es um ein nüchternes Kalkül.
Wer kann diese Zugverbindung ab Zweibrücken benutzen?
a.) Umsteiger in Homburg Hbf
oder
b.) Weiterfahrer bis KL oder LU/MA zum Arbeitsplatz
Ad a.) Die Buslinie R7 bedient beide Bahnhöfe binnen 28 Minuten.
Dabei nimmt sie ortsnah an über 20 Haltepunkten der Strecke Fahrgäste auf.
Die S-Bahn ab Zweibrücken wird bis zur Ankunft in Homburg
11 Minuten bei einem Zwischenstopp in Einöd benötigen.
Ein Expressbus Zweibrücken Hbf – Homburg Hbf ohne Zwischenstopps
würde die Strecke via A8 bis Einöd binnen 18 Minuten zurücklegen.
Ad b.) Die Fahrzeit ab Zweibrücken über Homburg bis nach
Ludwigshafen würde über zwei Stunden betragen. Die erste
S-Bahn erreicht z.Bsp die BASF zu spät, um dortige Arbeitsplätze
pünktlich zu erreichen. Frage: Wer fährt täglich (hin und zurück)
4 ½ Stunden Bahn, wegen seines Arbeitsplatzes? Seit Jahrzehnten bestehen
Fahrgemeinschaften. Mit dem Wagen ist die BASF ab Zweibrücken
in gut einer Stunde erreichbar.
Wer kann diese Bahnerweiterung nach Zweibrücken benutzen?
a.) Arbeitnehmer in Zweibrücken
b.) Schüler in Zweibrücken
c.) Einkaufen in Zweibrücken
Ad a.) Die größten Arbeitgeber in Zweibrücken sind Terex und John Deere.
Pallmann, TLT-Turbo GmbH, das Outlet-Center, wie das Gewerbe-,/Industriegebiet
unweit davon. Das Outlet-Center, wie auch dort befindliche Gewerbe-,/Industriegebiet
scheiden ebenso aus, wie die Firmen TLT-Turbo GmbH und Pallmann. Sie sind vom Bahnhof
zu weit entfernt. Ähnliches gilt für Terex und John Deere. Letzt Genannten verfügen indes über
Haltestellen der Buslinie R7.
Ad b.) Im nahen Umkreis (bis 1km) des Bahnhofs befindet sich keine weiterführende oder
berufsbildende Schule mit einer Ausnahme; Helmholtzgymnasium. Schüler aus den Homburger
Stadtteilen Einöd, Schwarzenbach und der gesamten Südstadt haben keine Möglichkeit per Schiene
nach Zweibrücken zu gelangen, hingegen mit der R7 Linie.
Ad c.) Es darf davon ausgegangen werden, dass niemand aus Homburg oder östlich von Homburg
mit dem Zug zu einem Baumarkt oder Möbelhaus nach Zweibrücken fährt. Die neue Stadtmitte
Zweibrückens befindet sich am Outlet-Center.
Verbindung zwischen den Städten Homburg und Zweibrücken
Wer von Zweibrücken nach Homburg, jedoch nicht zum Homburger
Bahnhof möchte, der muss entweder zu seinem Arbeitsplatz, zur Uni,
einem Facharzt oder sonstige Gründe. Die großen Arbeitgeber, wie auch
die Uni, sind vom Bahnhof Homburg sehr weit entfernt, hingegen die
Regionalbuslinie R7 ein deutlich besseres Haltepunkt-Angebot bietet
als das starre Element Schiene. Bereits die Talstraße verfügt über drei
Haltepunkte.
Situation der Stadt Zweibrücken
Die Stadt Zweibrücken verlor nach Abzug der US-Amerikaner und
Schließung des internationalen Flughafens wichtige Elemente. Weitere
punktuell negative Einflüsse, z.Bsp. Schließung des ev. Krankenhauses
verbesserten die Situation nicht unbedingt. In einer Wachstumsprognose fiel Zweibrücken
auf einer der letzten Plätze in Rheinland-Pfalz. Hinzu kommt die zunehmende
Verödung der Stadtmitte, zu viele Einzelhändler zogen in das Outlet-Center um,
welches 5km vom Hbf entfernt ist. Kaufhäuser gibt es in der Innenstadt nicht, ein vor Jahren
neu gestaltetes City-Outlet, als Nachfolger der Kaufhalle, hat wieder geschlossen. Selbst
die Hallplatz-Galerie klagt unter Leerständen. Ebenso rund um den Alexanderplatz.
Die Stadt hat 34.000 Einwohner, jedoch nur 14.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze am
Ort. Der Südwestrundfunk in Mainz spricht von strukturschwacher Region. Zum Vergleich
Homburg; 42.000 Einwohner, 31.000 sv. Arbeitsplätze. Ein modernes Kombibad gibt es in
Zweibrücken ebenso wenig wie einen Elektromarkt. Beides findet sich in Pirmasens oder in
Homburg, wobei Homburg nur 15 Fahrminuten entfernt ist. Auch der Fremdenverkehr / Tourismus
in Zweibrücken überzeugt nicht. Wurden 2015 in Zweibrücken 46.000 Übernachtungen registriert ,
waren es in Homburg 90.000. Dabei entfielen 27.000 auf die Jugendherberge. Auch eine solche
Einrichtung gibt es in Zweibrücken nicht. Positiv ist die Entwicklung des Campus 2brücken mit
2.600 Studierenden zu nennen. Allerdings pendeln Studenten, die nicht aus der Region kommen,
nur am Wochenende zwischen Campus und Wohnort. Das Angebot der S-Bahn ist jedoch am
Wochenende stark eingeschränkt.
ÖPNV Örtliche Gegebenheiten in Zweibrücken
Wer ÖPNV auf der Schiene mit dem Argument „Entlastung der Straßen und Emissionen“ fordert,
der muss vorher die Gegebenheiten der Erreichbarkeit zu diesem SPNV schaffen. Namentlich die
Stadtbusse in Zweibrücken. Es gibt sechs Linien. Sie verkehren zwischen 5:50h und 19:55h. Die SBahnen hingegen verkehren morgens schon früher und abends später. Somit können gar nicht alle
S-Bahnen per ÖPNV erreicht werden. Die Situation ist jedoch noch ungünstiger, da nur 2 der 6
Linien den Hbf in Zweibrücken überhaupt anfahren. Zweibrücker Fahrgäste, die per Bahn ab
Homburg früh morgens zur Arbeit oder am Abend zurückkehren, sind daher weiterhin auf den Bus
R7 angewiesen, auch dann, gäbe es eine S-Bahn. Gleiches gilt für Arbeitnehmer im Zweibrücker
Einzelhandel, die nach Feierabend Richtung Homburg oder weiter müssen. Ohne eigenen Wagen
verbleibt nur die R7. In Zweibrücken gibt es, wie eingangs erwähnt, eine Bahnverbindung der
Strecke Pirmasens-Saarbrücken. Die Stadtverwaltung in Zweibrücken bemühte sich in all den
Jahren nicht um eine Anbindung aller Stadtbusse zum Bahnhof für diese Fahrgäste. Ohne Zweifel
der Kosten wegen. Ohne regelmäßige Vollversorgung des Bahnhofes aller Buslinien, erübrigt sich
das Thema S-Bahn Erweiterung nach Zweibrücken, weil es dann hieße: Zweibrücken Hauptbahnhof
und weiter?
Haltepunkte in Schwarzenbach und Beeden (Stadtteile von Homburg)
Bereits ein Blick auf eine Karte macht deutlich, dass beide Haltepunkte zu weit entfernt von der
Bevölkerung sind, zumal beide Stadtteile hervorragend von verschiedenen Buslinien, teilweise im
30-min Takt bedient werden. Die Bevölkerung wird älter und mit Sicherheit kann älteren Menschen
keinen Fußmarsch bis einem Kilometer zum Haltepunkt zugemutet werden. Beeden ist mit
Homburg verwachsen und Schwarzenacker zu bevölkerungsschwach das es den Bau eines BahnHaltepunktes gestattet. Vergleichbar ist Schwarzenacker mit Bierbach auf der Regionalbahn 68
Pirmasens-Saarbrücken. Untersuchungen ergaben, dass dort außer zu Spitzenzeiten, sehr wenig bis
keine Fahrgäste zu -, oder aussteigen.
Verbindung aus dem Bliestal
Die Stadt Blieskastel mit über 20.000 Einwohnern ist durch den Haltepunkt Lautzkirchen auf der
Schiene mit Zweibrücken, Sankt Ingbert und Saarbrücken verbunden. Sie ist, ebenso wie das Blies-,
und Mandelbachtal durch die Buslinien R14, 501 und 506 mit der Kreisstadt Homburg verbunden.
Die Bundesstraße 423 führt von Saargemünd über das Mandelbachtal, Blieskastel ebenfalls nach
Homburg. Erst auf halber Strecke befindet sich der Haltepunkt Einöd, von dem aus bei reaktivierter
Bahnstrecke Homburg erreichbar wäre. Es ist jedoch irrig in Einöd die B423 zu verlassen, auf einen
Zug zu warten, um mit ihm nach Homburg zu gelangen, da die Weiterfahrt mit dem PKW bis
Homburg nicht mehr Zeit in Anspruch nimmt. Die Stadt Neunkirchen kann von Blieskastel aktuell
mit der Regionalbahn mit Umsteigen in Rohrbach und Homburg erreicht werden. Bei vorhandener
S-Bahn wäre ebenfalls zweimaliges Umsteigen nötig, in Einöd und Homburg und bringt daher
keinen Vorteil. Auch Fernbahnreisenden aus Blieskastel mit Zielrichtung Mannheim müssen auch
bei vorhandener S-Bahn Verlängerung zweimal eine Regionalbahn, mit Umstieg in Einöd, benutzen
bevor sie Homburg Hbf zur Weiterfahrt erreichen.
Verbindung ins Oberzentrum Kaiserslautern
Wer aus Zweibrücken das Oberzentrum Kaiserslautern nur mit dem ÖPNV erreichen kann, dem
stehen derzeit zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Mit dem Bus R7 nach Homburg, von dort mit einer
Regionalbahn weiter. Oder mit der Regionalbahn bis Pirmasens-Nord und von dort mit einer
anderen Regionalbahn nach Kaiserslautern. Diese Strecke, nachfolgend rot dargestellt, ist nur
unwesentlich länger als die Strecke über Homburg, orange markiert.
Kosten
Noch im Jahre 2005 wurden 12 Millionen zur Wiederinbetriebnahme, einschließlich
Elektrifizierung veranschlagt. Wie sehr das untertrieben war, zeigte ein neues Gutachten aus dem
Jahre 2013. 25 Millionen war der Betrag, der damals genannt wurde. Mittlerweile spricht man von
30 Millionen. Sprach man 2005 von Betriebkosten i.Hv. 800.000 Euro ergaben jüngste
Untersuchungen 1,43 Millionen Betriebskosten für das Saarland. Wohlgemerkt jährlich.
Weshalb wurde die Bahnverbindung nach Homburg 1989 stillgelegt?
Die Bahn, so wörtlich, wolle keine Luft befördern. Das Fahrgastaufkommen war zu gering.
Situation heute: Die Stadt Zweibrücken hat eine PKW-Dichte von 589 PKW auf 1000 Einwohner.
Der Vergleich zu Homburg zeigt, dass der Individualverkehr in Zweibrücken genauso wichtig
erscheint. In Homburg liegt die Dichte bei 608 PKW. Ein Notstand herrscht in Zweibrücken daher
nicht.
Zugauslastungen
Aktuelle Untersuchungen ergaben am Zweibrücker Bahnhof eine Zugauslastung von 33 Fahrgästen
pro Zug. Ankommend und abfahrend. Bezogen auf die Regionalbahn, sowohl nach / von Pirmasens,
wie auch nach / von Saarbrücken. In Homburg, als Kopfstation der S-Bahn mit nur einer
Fahrtrichtung liegt die Zugauslastung der S-Bahn bei derzeit 25. Alle Angaben auf Werktage
bezogen. Diese Zahl würde sich bei Weiterfahrt nach Zweibrücken etwas reduzieren. TransitReisende werden in keiner Statistik aufgenommen. Ebenso tätigen Transit-Reisende keine kleinen
Einkäufe im Homburger Bahnhof. Der Bahnhof würde daher keine Stärkung, sondern eine
Schwächung erfahren. Wenn auch im kleinen Rahmen. Unter Berücksichtigung aller Aspekte kann
von einer durchschnittlichen Zugauslastung in Zweibrücken um den Wert 25 ausgegangen werden.
Zu Spitzenzeiten deutlich mehr, zu Nebenzeiten deutlich weniger. Bei 10 bis 12 Zugverbindungen
ergibt sich eine durchschnittliche Tagesauslastung von 300 Reisenden. Werktäglich wohlgemerkt.
Prinzipiell spricht bei diesen Zahlen nichts dagegen. Doch im Gegensatz zu Zweibrücken, als
damals die S-Bahn nach Homburg verlängert wurde, bestand die Schienenverbindung nach
Kaiserslautern bereits und war elektrifiziert.
Fazit:
Unter den vorhandenen Gegebenheiten, insbesondere in Zweibrücken, sprechen mehr Fakten gegen
den Bau einer elektrifizierten Bahnlinie nach Zweibrücken als dafür.