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Löcher in der Matrix – Säng ju for träveling wiss Deutsche Bahn
Von Stefan Preuß
„Aufs Abstellgleis geraten“ (30.1.2017, zeit.de)
Rüdiger Grube ist nicht mehr Vorstandschef der Deutschen Bahn. Auch einige Tage nach seinem Rücktritt,
persönlicher Erklärung, politischem Geplänkel der üblichen Verdächtigen und gegenseitigen Beschuldigungen ist
nicht wirklich deutlich, wer hier welches Spiel spielt. Zwei Sichtweisen prallen aufeinander, vorab soll hier aber
noch auf die rührende Stellungnahme des Fahrgastverbandes Pro Bahn hingewiesen werden, dessen
Verantwortliche vorgeben, eigentlich Fans des umgänglichen Grube zu sein: „Der Fahrgastverband Pro Bahn
wünscht Herrn Grube alles Gute für die Zukunft. Er hat in seiner Zeit vieles Positives begonnen.“ Tja: Weder wird
ihm weiterhin Erfolg gewünscht, aber immerhin hatte er angefangen, sich zu bemühen.
Von dieser Warte aus wäre die Sache klar, wenn Pro Bahn es denn so meinen würde, wie die gängige
Zeugnisauslegung es nahelegt. Doch so einfach liegen die Dinge nicht, vielmehr sieht es aus wie ein
Strategiespiel. Das Ziel des Spiel lautet: Wie verhindere ich Ronald Pofalla als Bahnchef. Die naheliegendste
Lösung, ihn zum BER-Chef zu machen, wurde verpasst.
Ihn sofort an die Spitze zu hieven birgt für die CDU/CSU im Wahljahr eine Menge Risiken. Der Filzvorwurf
formulierte sich von alleine, da bedarf es noch nicht einmal eines cleveren politischen Gegners. Aber so in drei
Jahren, das wäre ein guter Zeitpunkt, zumal sich der Ex-Politiker dann hinreichend einarbeiten könnte. Die
Weichenstellung wäre also perfekt gewesen: Drei Jahre für Grube, der dann 68 ist, Bahn frei für Pofalla.
So setzt man Dinge aufs Gleis. Was kann man als Bahn-Aufsichtsrat dann strategisch noch machen? Zum Beispiel
einen neuen Vorstandschef suchen, dessen zeitliche Perspektive deutlich länger als drei Jahre an der Spitze
ausfällt. Dafür freilich müsste Grube, nun ja, entsorgt werden. Nur zwei Jahre Verlängerung statt der
versprochenen drei, eine bisschen chaotische Sitzung, Rücktritt herauskitzeln, und Tschüss; Säng ju for trävelling
wiss Deutsche Bahn.
Die Strategie, wenn es denn eine war, scheint aufzugehen: Bislang ruft niemand laut und deutlich nach Pofalla.
Mal sehen, wer die Nachfolge Grubes antreten soll. Ein Luftfahrt-Manager ist ja gerade frei geworden.
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