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Samstag, 23. Mai 2015 Nürtingen:
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„Ein Meilenstein der Kirchengeschichte“
Die Neuapostolische Kirche ist nun Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen – Am Sonntag Festakt
Der erste öffentlich sichtbare Schritt war ein Benefizkonzert zu Gunsten unserer Aktion
„Licht der Hoffnung“. Nun ist man am Ziel. Die Neuapostolische Gemeinde in Nürtingen,
Wolfschlugen und Reudern ist der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in
Nürtingen beigetreten. Morgen, Sonntag, soll das offiziell besiegelt werden.
Seit Kurzem Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen: die Neuapostolische
Kirche. Morgen wird das gefeiert. Foto: Holzwarth
NÜRTINGEN. Am 8. Dezember 2013 hatten fast alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Christlicher Kirchen Musik-Ensembles zum Benefizkonzert in der neuapostolischen Kirche in
der Marienstraße geschickt: evangelische und katholische Kirche, dazu die Baptisten. Die
Methodisten mussten wegen einer schon länger geplanten eigenen Veranstaltung indes
passen.
Info
Die Feier am Sonntag
Der Pfingstgottesdienst in der neuapostolischen Kirche (NAK) in der Marienstraße 62 in
Nürtingen beginnt morgen, Sonntag, um 10 Uhr. Zunächst gibt es eine Live-Übertragung aus
Lusaka in Sambia, wo Stammapostel Jean-Luc Schneider eine Predigt zum „Geburtstag der
Kirche“ hält. Um 12 Uhr soll dann im Festakt die Aufnahme der NAK als Gastmitglied in die
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen(ACK) besiegelt werden.
„Musik verbindet“, sagt Michael Bayer, der Öffentlichkeitsbeauftragte der Neuapostolischen
Kirchengemeinde in der Hölderlinstadt. Aber auch zuvor kam man sich schon näher. Bereits
zum Gottesdienst zum 25-jährigen Bestehen der ACK in der Stadtkirche hatte die
neuapostolische Kirche Vertreter entsandt und ihr Interesse an einer Mitgliedschaft artikuliert.
Danach wurde ein Arbeitskreis gegründet, in dem man sich gegenseitig besser kennenlernte.
Als „Meilenstein der Kirchengeschichte“ bezeichnen sowohl Bayer als auch Markus
Lautenschlager, der Pfarrer an der Stadtkirche St. Laurentius und Vorsitzende der ACK, den
Schritt, der am Sonntag gefeiert werden soll.
Schließlich gab es auch andere Zeiten: „Nach dem Zweiten Weltkrieg galten die
Neuapostolischen bei uns als eine der klassischen Sekten“, sagt Lautenschlager. Als
Hauptunterschied habe man damals den Exklusivitätsanspruch der anderen Seite
wahrgenommen. Bayer stimmt dem im Prinzip zu: „Wir waren in einer selbstgewählten
Isolation, das haben zu 100 Prozent wir zu verantworten.“
Mittlerweile kann man das entspannter sehen. Bayer ist 53, wurde „von meinen Eltern liberal
erzogen“ und hatte am MPG Walter Stäbler als Klassen- und Religionslehrer. „Ich hab mich
bei ihm nie diskriminiert gefühlt.“ Früher sei das eben eher ein Nicht-Verhältnis gewesen:
„Wir machen unser Ding und die anderen halt ihres.“ Wobei auch klar sei: „Es hat schon weh
getan, in diese Sekten-Ecke gedrängt zu werden.“
Aber wie die Italiener sagen: Tempi passati! Die Zeiten sind vorbei. Mittlerweile auch in
Nürtingen. Man schätzt sich gegenseitig. Warum? Markus Lautenschlager: „Ich freue mich
nicht nur über die Bereitschaft, sondern auch den Willen der Neuapostolischen Kirche, auf
andere zuzugehen.“ Diese Glaubensgemeinschaft sei auch „unglaublich stark in der
aufsuchenden Seelsorge“.
Das Lob gibt Michael Bayer zurück: „In knapp zwei Jahren habe ich lebendiges Christentum
erlebt. In seiner ganzen Vielfalt, aber dennoch in der Einheit, wenn es um das Wichtigste geht
– dass unser Herr Jesus Christus ist. Ich habe, ohne meinen Glauben verleugnen zu müssen,
von den anderen unheimlich viel mitgenommen.“ Das tue ihm auch gut: „Früher haben nur
wir uns als Kirche Christi verstanden. Heute sagen wir: Wir sind ein Teil der Kirche Christi.“
Und das soll morgen auch gebührend gewürdigt werden.
Region
Was verlangt der Augenblick?
Wie weitere große Feste hat auch Pfingsten seinen zweiten Feiertag, den Pfingstmontag. Und
Ferien, die diesen Namen tragen, die Pfingstferien, umrahmen das Fest. Das sind Hinweise
darauf, dass Pfingsten ein bedeutsames und wichtiges Fest ist.
Pfarrer Martin Schwer Katholische Kirchengemeinde
St. Johannes
Aber was bedeutet Pfingsten? Wie sehr ist das Pfingstfest (noch) im Bewusstsein? Gibt es
dazu sichtbares Brauchtum wie den Christbaum oder das Osterei? Antworten aus biblischjüdisch-christlicher Sicht: Pfingsten, das ist 50 Tage nach Ostern. Pfingsten ist das Fest des
Heiligen Geistes. Dieser Geist ist Lebensgeist und Lebensatem. Er ist Schöpfergeist und
Schöpfungsgeist. Der hat seine Wirkung von Anfang an. Und immer wieder. Der greift ins
Leben. Worte wie „plötzlich“ lassen überraschen und lassen fragen, was zu tun und wie zu
reagieren sei, jetzt, 50 Tage nach Ostern. Was ist zu tun?
Was verlangt der Augenblick? Dem anderen Atemräume schenken. Diese Antwort gefällt mir.
Auch wenn nach den Pfingstberichten der Geist plötzlich über die Menge herbrauste und alle
außer sich gerieten, macht er nicht atemlos, im Gegenteil. Menschen finden zu-einander,
verstehen sich, kommen zu sich, können aufatmen und verlieren die Angst. Dem anderen
Atemräume schenken hat mit Atmosphäre zu tun, nicht zuletzt deshalb ist mir Pfingsten
sympathisch, weil es ein Fest der Schöpfung ist und nach biblischem Bericht der
Schöpfungsatem/der Schöpfungsgeist Leben macht und das Klima lebensfreundlich wandelt.
Ja, Klimawandel, das ist gut. Global gesehen ist er notwendig; auf die Menschheit geblickt, ist
ein Klimawandel notwendig, nicht nur allgemein und überhaupt. Das verlangt der
Augenblick, denn Menschen bekriegen sich jetzt und sind auf der Flucht, ersticken in
Containern von Schleppern, ertrinken – jetzt. Atemräume.
Dass anderen Atemräume nicht nur gestattet, sondern geschenkt werden, verbessert die
Atmosphäre zweifellos, und ebenso ist es erfreulich, dass das im kirchlichen Bereich passiert:
dem anderen Lebensräume schenken. Am Pfingstfest wird der ACK – der Arbeitskreis
christlicher Kirchen in Nürtingen – die Neuapostolische Kirche in den Gaststatus aufnehmen.
Auch das ist Atemräume schenken: sich gegenseitig wertschätzen, voneinander und
umeinander wissen, erfahren, was den anderen berührt und bewegt und was uns verbindet.