Aus die Laus

Pflanzenbau & Technik
Gartenbau
Aus die Laus
Wichtige Bausteine für die erfolgreiche Bekämpfung mit Nützlingen
der Pflanzung der Sommerkulturen findet der dritte
Nützlingseinsatz statt. Blattlausmumien und Gallmü­
ckenlarven am Getreide zeigen, ob sich die Nützlinge
erfolgreich etablieren konnten oder ob weitere Ein­
sätze nötig sind.
Offene Zucht pflegen
In der Saison müssen immer genügend Getreideläuse
im Bestand sein. Dazu säen Sie regelmäßig neues
Getreide aus und belegen die jungen Getreidepflan­
zen mit den vorhandenen oder zugekauften Getreide­
blattläusen. Eine Alternative zum Getreide ist die
langlebige Indische Fingerhirse (Eleusine coracana).
Sie braucht Wärme, hält aber den ganzen Sommer
durch. Eine Pflanze reicht für etwa 200 m².
Die richtigen Nützlinge einsetzen
Fotos: A. Altmann
Offene Zucht mit großer Getreidelaus
Eine Schlupfwespe attackiert die
letzten lebenden Gurkenläuse
zwischen Blattlausmumien.
Im Sommer kommt oft spontane
Hilfe von draußen. Hier hat eine
Schwebfliege ein Ei neben eine
Gurkenlaus-Kolonie gelegt.
Früh beginnen: Je weniger Blattläuse da sind,
umso leichter kann man sie in Schach halten.
Sobald sich die erste Blattlaus in der Kultur nieder­
lässt, müssen genug vitale Nützlinge zur Stelle sein.
Das erreichen Sie am sichersten mit einer Offenen
Zucht. Sechs Wochen vor dem Pflanztermin von Gur­
ke, Paprika & Co sollte das erste Getreide dafür aus­
gesät und gleich nach dem Auflaufen mit Getreide­
läusen belegt werden. Wenn diese sich nach zwei bis
drei Wochen gut vermehrt haben, wird begonnen,
14­täglich Nützlinge einzusetzen. Zwei Wochen nach
Die biologische Blattlausbekämpfung stützt sich im
Wesentlichen auf die Kombination der Räuberischen
Gallmücke (Aphidoletes aphidimyza) mit verschiede­
nen Schlupfwespen. Die Gallmückenlarve frisst prak­
tisch alle Blattlausarten und geht gerne in die Kolo­
nien. Schlupfwespen spüren einzelne Blattläuse auf.
Die verschiedenen Schlupfwespen parasitieren aber
jeweils nur bestimmte Lausarten (siehe Tabelle).
Deshalb sollten Sie wissen, mit welcher Laus Sie es
zu tun haben.
Pfirsich­ und Kartoffelläuse sind die typischen „Früh­
jahrsläuse“. Im Sommer bestimmt meist die Gurken­
laus das Geschehen. Besonders in Paprika kann auch
die Pfirsichlaus die wichtigste Art bleiben. Deshalb
haben im Frühjahr vor allem die Schlupfwespen Aphidius ervi, A. colemani und matricariae Arbeit. Im Som­
mer kommt die Zeit für die Schlupfwesepe Lysiphlebus: Sie mag hohe Temperaturen und ist wegen ihrer
Ameisentoleranz (siehe unten) wertvoll bei der Be­
kämpfung der Gurkenlaus. Die Räuberische Gallmü­
cke muss während der ganzen Saison unterstützend
wirken.
Gute Erfahrungen gibt es auch mit den Schlupfwes­
penmischungen von Viridaxis, zum Beispiel VerdaPro­
tect. Sie enthalten für jede gängige Blattlaus mindes­
tens eine passende Schlupfwespe, allerdings keine
Lysiphlebus.
Ameisen bekämpfen
Besonders Bohnen­ und Gurkenläuse werden inten­
siv von Ameisen betreut. Diese vertreiben oder töten
Blattlausfeinde. Lysiphlebus, Aphidoletes und Schweb­
fliegenlarven werden von den Ameisen meist in Ruhe
gelassen. Viele andere Nützlinge können aber nur ar­
beiten, wenn die Ameisen im Bestand nicht zu zahl­
reich sind. Insbesondere die Offene Zucht muss man
bioland 02/2017
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Wirkung gängiger Schlupfwespen gegen verschiedene Blattlausarten
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Quelle: Produktinformation VerdaProtect, verändert, ergänzt
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Große Getreidelaus
(Sitobion avenae)
Schwarze Bohnenlaus
(Aphis fabae)
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Haferblattlaus
(Rhopalosiphum padi)
Gurkenlaus
(Aphis gossypii)
Falls die Entwicklung der Offenen Zucht zu langsam
anläuft, kann NeemAzal­T/S die Vermehrung der
Blattläuse an den Gemüsekulturen bremsen und so
den Nützlingen den nötigen Vorsprung verschaffen.
NeemAzal wirkt gegen die Pfirsichlaus (Paprika!) gut.
Gegen Gurkenläuse, zumindest, wenn schon größere
Kolonien vorhanden sind, ist Neudosan Neu besser.
Bei Gurken reicht es oftmals, einzelne stark befallene
Pflanzen oder die Köpfe wiederholt mit Neudosan zu
behandeln. So kann die Pflanze ohne größere Schä­
den weiterwachsen, während an den unteren Blättern
die Nützlinge aufholen.
Rote Pfirsichlaus
(Myzus p. nicotianae)
Rechtzeitig korrigieren
Pfirsichlaus
(Myzus persicae)
Die meisten Schlupfwespen wirken erst bei über
15 °C Tagestemperatur effektiv, ihr Optimum liegt
noch höher. Lysiphlebus entwickelt sich erst bei über
25 °C schneller als die Gurkenlaus. Ist es zu kühl,
wächst die Blattlauspopulation den Gegenspielern
davon.
Aphidius ervi
Aphidius
colemani
Aphidius
matricariae
Lysiphlebus
testaceipes
Aphelinus
abdominalis
Ephedrus
cerasicola
Praon
volucre
Gefleckte Kartoffellaus
(Aulacorthum solani)
Klimaansprüche beachten
Gestreifte Kartoffellaus
(Macrosiphum euphorbiae)
schützen. Hier ist Ihre Kreativität gefragt. Auch die
Dosen oder Tüten mit Schlupfwespen müssen Sie
ameisensicher ausbringen. Man kann sie zum Bei­
spiel auf einem Splittstab befestigen, diesen mit dop­
pelseitigem Klebeband umwickeln und in die Erde
stecken.
offene Zucht
möglich mit …
-- keine Parasitierung; - gelegentliche Parasitierung;
(+) Wirkung nicht ausreichend; + gute Wirkung; ++ sehr gute Wirkung
Alfred Altmann
Offizialberater für den Öko-Gemüsebau, Landratsamt
Breisgau-Hochschwarzwald, Fachbereich Landwirtschaft,
www.breisgau-hochschwarzwald.de
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