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Deutschland und Schweden wollen bei
nachhaltigen Innovationen stärker kooperieren
03.02.2017
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Schwedens Premier Stefan Löfven eröffnen in Stockholm bilaterales Technologieforum / Neuer Handlungsplan für eine smartere Industrie /
Von Heiko Steinacher
Stockholm (GTAI) - Wie bedeutend die deutsch-schwedische Kooperation an der Schwelle zur vierten industriel­
len Revolution ist, betonten die Regierungschefs beider Länder, Angela Merkel und Stefan Löfven, beim Besuch
der Bundeskanzlerin in Stockholm am 31.1.17 und riefen mit dem deutsch-schwedischen Technologieforum eine
neue Plattform der Zusammenarbeit ins Leben. Dank der vielen in Schweden ansässigen Softwarefirmen könnte
sich das Land schon bald zum Testmarkt für Innovationen der Industrie 4.0 mausern.
"Schweden und Deutschland gehören zu den innovationsstärksten Ländern der Europäischen Union", bekräftig­
te Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihres Stockholm-Besuchs am 31.1.17.und begrüßt daher Initiativen
zum Austausch und zur Bündelung des Know-hows aus beiden Länder wie das German Swedish Tech Forum, bei
dessen Eröffnung sie diese Worte sprach. Das bilaterale Tech Forum ist eine neue Plattform der Deutsch-Schwe­
dischen Handelskammer und der Königlich Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften (IVA), welche
die Industrien der beiden Länder stärker zusammenbringen will.
"Wir sehen, dass Informationstechnik die Wertschöpfungsketten vollkommen verändert", so Merkel weiter. "Wir
müssen die Gefahren beziehungsweise die Risiken deutlich sehen, dass, wenn wir diese Herausforderung nicht
annehmen, wir sehr schnell zur verlängerten Werkbank derer werden könnten, die die Kundenkontakte in der
Hand halten. Das dürfen wir nicht allein den Internetfirmen überlassen. Vielmehr müssen diejenigen, die die
Wertschöpfungsketten heute beherrschen, das auch in Zukunft selbst in der Hand halten", erklärte Merkel wei­
ter.
Schweden will bei Digitalisierungsanwendungen weltweit führend werden (siehe GTAI-Bericht "Schweden will
sich als Testfeld für Industrie 4.0 positionieren", http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/
suche,t=schweden-will-sich-als-testfeld-fuer-industrie-40-positionieren,did=1492188.html ). Mit 3,5% veraus­
gabt das Königreich für Forschung einen höheren Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Deutschland (3%).
Nachdem die Regierung in Stockholm im Januar 2016 ihre "Nyindustrialiseringsstrategi" vorgelegt hatte, folgte
im Juni ein Handlungsplan mit 45 Maßnahmen, die zu einer smarten, digitalisierten Industrie beitragen sollen.
Diese konzentrieren sich auf die folgenden vier Bereiche: Industrie 4.0, nachhaltige Produktion (Ressourceneffi­
zienz, Klimaschutz), industrielle Expertise für langfristige Tätigkeiten und "Test bed Sweden". "Wir wollen mehr
Test beds in Schweden sehen - unabhängig davon, ob es um die Kfz-Industrie geht, die vernetzte Fahrzeuge
testet, oder um 5G-Tests im Bergbau", sagte Schwedens Wirtschafts- und Innovationsminister Mikael Damberg
damals gegenüber Medien.
Schweden können sich E-Highway-Korridor zu Deutschland vorstellen
Einige Unternehmen nutzen Schweden bereits heute als Testmarkt, etwa für Sicherheitstechnologien unter Ta­
ge (siehe hierzu GTAI-Bericht "Schwedens Bergbau automatisiert sich immer stärker", https://www.gtai.de/
GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=schwedens-bergbau-automatisiert-sich-immerstaerker,did=1482066.html ) oder E-Highways für den Schwerlastverkehr (siehe GTAI-Bericht "In Schweden bil­
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DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN WOLLEN BEI NACHHALTIGEN INNOVATIONEN STÄRKER
KOOPERIEREN
den sich neue Allianzen zur Entwicklung von Antriebstechnologien" https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/
Trade/Maerkte/suche,t=in-schweden-bilden-sich-neue-allianzen-zur-entwicklung-vonantriebstechnologien,did=1528590.html ). Beim Thema Elektrostraßen sieht Schweden ein großes Kooperati­
onspotenzial mit Deutschland. Manche wollen sogar einen Elektrostraßen-Korridor zwischen beiden Ländern
schaffen. Beim Besuch von Bundeskanzlerin Merkel Ende Januar 2017 einigten sich die Regierungen beider Län­
der darauf, eine gemeinsame Studie durchzuführen, unter anderem um die Vor- und Nachteile dazu geeigneter
Technologien zu analysieren.
Auch über Testbeds sowohl mit deutschen als auch schwedischen FuE-Einrichtungen wurde diskutiert, um die
bilaterale Zusammenarbeit im Bereich Industrie 4.0 zu stärken. Als Initiatoren für beabsichtigte gemeinsame
Testbed-Projekte sollen insbesondere das schwedische Netzwerk für Forschung und Technik RISE und grenz­
übergreifende Plattformen wie das Powertrain Manufacturing for Heavy Vehicles Application Lab (kurz: PMH
Application Lab), an dem unter anderem auch die deutsche Forschungsorganisation Fraunhofer beteiligt ist, fun­
gieren.
Weitere Kooperationspotenziale bieten die Digitalisierung des Gesundheitswesens sowie die kleiner und mittle­
rer Unternehmen (KMU). In beiden Bereichen haben Deutschland und Schweden einen Wissensaustausch ver­
einbart. Beim Thema Gesundheit sind zum Beispiel die Themen Life Sciences und E-Health von besonderer Be­
deutung (siehe auch: GTAI-Bericht "So geht Telemedizin!" (http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Meta/Pres­
se/Markets/Markets-international/Ausgaben-2016/markets-international-ausgabe-2016-05,t=so-gehttelemedizin!,did=1528574.html )
Als Teil der neuen Regierungsstrategie hat das Amt für wirtschaftliches und regionales Wachstum Tillväxtverket
im Oktober 2016 eine dreijährige Pilotinitiative ("Digilyft") gestartet mit dem Ziel, mehr Industrie- und industri­
elle Dienstleistungsunternehmen dazu zu bringen, in digitale Technologien zu investieren. Zwecks Umsetzung
von Digitalisierungsprojekten stehen kleineren Unternehmen für Beratung und Coaching zwischen 2017 bis 2019
im Rahmen von drei Pilotprojekten Fördermittel in Höhe von insgesamt 78 Mio. Schwedischen Kronen (skr; et­
wa 8,2 Mio. Euro, 1 Euro = 9,5110 skr im Januar-Durchschnitt 2017) zur Verfügung.
Regierung will Investitionen in Industrie 4.0-Lösungen finanziell fördern
Die Agentur Business Sweden erarbeitet seit Ende November eine Anreizstrategie, damit sich Industrie 4.0-Lö­
sungen stärker in der Breite durchsetzen. Die Maßnahmen sollen Industrieunternehmen und Start-ups mit ITExpertise dabei unterstützen, die Produktion industrieller Erzeugnisse, industrienahe Dienstleistungen, For­
schung und Entwicklung (FuE) sowie Testverfahren in Schweden auf einen vernetzten Betrieb umzustellen oder
auszubauen.
In ihrer "Nyindustrialiseringsstrategi" weist die Regierung auch darauf hin, dass es wichtig ist, dass Unterneh­
men ihre Produktions- und FuE-Einrichtungen nahe beieinander ansiedeln. Mitentscheidend dafür, dass Betrie­
be ihre Produktion aus Niedriglohnländern wieder zurück nach Schweden holen, sind nach einer Studie der Uni­
versität Lund unter anderem der Zugang zu Technologie, Know-how, Kompetenz und die Nähe zu industrieller
FuE.
Unternehmen holen Produktion aus Niedriglohnländern zurück nach Schweden
Laut Damberg haben große Technologieunternehmen 2016 zum ersten Mal ihre Belegschaften in Schweden er­
höht und gleichzeitig in der VR China reduziert. Husqvarna investiert rund 1 Mrd. skr in die Automatisierung an
seinem Stammsitz in Jönköping. Bis 2021 soll der Produktionsprozess dort vollständig automatisiert sein. Zylin­
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derteile gießt der Hersteller von Motorgeräten für die Forstwirtschaft, Garten- und Landschaftspflege bereits
nicht mehr in China, sondern wieder in Schweden.
Auch der Anbieter von Sanitärarmaturen und Mischbatterien FM Mattsson Mora Group hat seine Produktion,
vor allem aus Rationalisierungsgründen, aus China zurück nach Mittelschweden geholt. Mitte Januar kündigte
der Baumaschinenhersteller Volvo Construction Equipment (Volvo CE) an, seinen globalen Hauptsitz von Brüssel
nach Göteborg verlagern zu wollen, um unter anderem besser mit anderen Geschäftsbereichen zusammenarbei­
ten zu können.
Bosch entwickelt vernetzte Lösungen in Lund
Bosch hat im Frühjahr 2016 eine Entwicklungseinheit im südschwedischen Lund eröffnet. Dort arbeiten rund 50
Mitarbeiter an neuer Soft- und Hardware für die Vernetzung von Fahrzeugen, Sicherheitssysteme in Kfz sowie
für die Energie- und Baubranche über das Internet of Things (IoT).
Schwedens Industrieroboterdichte lag 2015 (aktuellste Angabe zu Redaktionsschluss) laut der International Fe­
deration of Robotics (IFR) bei 212 pro 10.000 Beschäftigte im Verarbeitungsgewerbe. Zum Vergleich: Deutsch­
land kam auf 301, Dänemark auf 188 und Finnland auf 126.
(S.H.)
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