Das Energieeffizienzziel von 20 % für 2020 wird erreicht

Europäische Kommission - Factsheet
Das Energieeffizienzziel von 20 % für 2020 wird erreicht und sogar
übertroffen
Brüssel, 1. Februar 2017
Bericht 2016 zur Bewertung der Fortschritte bis 2014
Wie leistungsstark ist Europa bei der Energieeffizienz?
Die Kommission ist zuversichtlich, dass Europa auf dem richtigen Weg ist, um seine Ziele für das
Jahr 2020 zu erreichen.
Europa hat sich verpflichtet, seine Energieeffizienz bis zum Jahr 2020 um 20 % zu steigern. Alle
Mitgliedstaaten müssen Anstrengungen unternehmen, damit dieses Ziel eingehalten werden kann. Die
EU hat ihren Energieverbrauch bereits erheblich reduziert, ihr Endenergieverbrauch liegt sogar bereits
unter dem Ziel für 2020.
- Beim Endenergieverbrauch (Energieverbrauch durch Endverbraucher wie Haushalte, Industrie,
Dienstleistungssektor) hat Europa sein Ziel für 2020 bereits erreicht. Im Jahr 2014 wurden in
der EU 1062 Mio. t RÖE verbraucht, das sind bereits 2,2 % weniger als das indikative
Energieverbrauchsziel für 2020 (1086 Mio. t RÖE). Der Endenergieverbrauch ging von 2005 bis
2014 um 11 % zurück.
- Beim Primärenergieverbrauch (umfasst den Endenergieverbrauch, die Erzeugungssektoren und
Netzverluste) hat Europa sein Ziel für 2020 hingegen noch nicht erreicht (2014 betrug der
Verbrauch 1507 Mio. t RÖE und liegt somit 1,6 % über dem Ziel von 1483 Mio. t RÖE für das Jahr
2020). Die EU ist jedoch auf dem richtigen Weg: Der Primärenergieverbrauch ging im Zeitraum
2005–2014 um 12 % zurück, ist allerdings von 2014 auf 2015 wieder leicht angestiegen.
Warum ist Energieeffizienz ein zentraler Aspekt der Strategie für die Energieunion?
Energieeffizienz spielt eine Schlüsselrolle bei der Umstellung auf saubere Energie, einer der obersten
Prioritäten der Kommission Juncker. Sie ermöglicht die Energieeinsparungen, die für die Ankurbelung
des Wirtschaftswachstums in der EU, für Investitionen und für die Schaffung von Arbeitsplätzen
erforderlich sind. Energieeffizienz führt zu Kosteneinsparungen für die Verbraucher und wirkt sich
darüber hinaus positiv aus in Form von geringeren Treibhausgasemissionen, höherer Luftqualität und
Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit sowie Nachhaltigkeit der europäischen Wirtschaft und
neuen Arbeitsplätzen.
Als Grundpfeiler der Rahmenstrategie für die Energieunion spielt Energieeffizienz eine Schlüsselrolle in
dem jüngst veröffentlichten Paket Saubere Energie für alle Europäer, in dem die Europäische
Kommission eine ehrgeizigere Zielsetzung vorschlug: eine verbindliche EU-weite Zielvorgabe
von 30 % bis 2030. Eine solche Zielvorgabe bis 2030 würde sich noch stärker positiv auswirken als
ein Energieeffizienzziel von 27 % [1]:
- Schaffung von etwa 400 000 Arbeitsplätzen;
- Verringerung der Gaseinfuhren um 12 %;
- Einsparungen von 70 Mrd. EUR bei der Einfuhr fossiler Brennstoffe (für den Zeitraum 2021-2030
insgesamt);
- Senkung der durch gesundheitliche Schäden verursachten Kosten um 8,3 Mrd. EUR jährlich.
Stimmt es, dass Europa der Energieeffizienz Vorrang einräumt?
Vorrang für Energieeffizienz ist ein Grundsatz, der heute alle Aspekte der EU-Energiepolitik
durchdringt. Wie in der Mitteilung „Saubere Energie für alle Europäer“ [2] betont wurde, sollte
Energieeffizienz als eigenständige Energiequelle betrachtet werden, da sie eine Schlüsselrolle beim
Übergang zu sauberer Energie, bei der Wachstumsförderung und der Schaffung von Arbeitsplätzen
spielt und zur Versorgungssicherheit der EU beiträgt.
Energieeffizienz hilft Geld sparen und hat sich zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell entwickelt. Die
meisten Mitgliedstaaten haben den vielfachen Nutzen der Energieeffizienz erkannt und sich nicht nur
zur Erreichung ehrgeiziger Energieeffizienzziele bis 2020 verpflichtet, sondern auch viele
Energieeffizienzprogramme- und -maßnahmen aufgelegt.
Welche Rolle spielt Energieeffizienz bei der Verwirklichung der Klimaziele von Paris?
Die EU hat 2015 entscheidend zur Annahme des Übereinkommens von Paris beigetragen und ist
weltweit führend beim Klimaschutz. Die Europäische Union hat sich verpflichtet, die Emissionen in
der EU bis 2030 um mindestens 40 % zu reduzieren. Energieeffizienz trägt in erheblichem Maße
zur Senkung der Treibhausgasemissionen bei und geht Hand in Hand mit der Nutzung erneuerbarer
Energien bei der Umstellung auf sauberere Energie.
Nach Auffassung der Kommission waren die Energieeffizienzmaßnahmen und der Regulierungsrahmen
der EU die wichtigsten Faktoren für die Verbesserung der Energieeffizienz. Anderenfalls wäre der
Primärenergieverbrauch heute sehr viel höher. Die Verringerung des Energieverbrauchs im Zeitraum
2005–2014 ging mit einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um rund 800 Mio. Tonnen CO2 im
Jahr 2014 einher; das ist beinahe so viel wie die CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2014.
Was tut sich in den Mitgliedstaaten?
Der Energieeffizienzbericht 2016 befasst sich mit den Fortschritten der Mitgliedstaaten bei der
Energieeffizienz; in diesem Bericht wird hervorgehoben, dass die meisten EU-Länder im Zeitraum
2005–2014 ihre Endenergieintensität im Industrie- und im Dienstleistungssektor verbessern konnten.
Im Gebäudesektor, auf den 40 % des Energieverbrauchs in Europa entfallen, haben die meisten
Mitgliedstaaten ihren Energieverbrauch pro Quadratmeter gesenkt (im Durchschnitt des
Zeitraums 2005–2014). Damit die Klimaziele der EU erreicht werden, sollten die
Mitgliedstaaten allerdings weiterhin den Schwerpunkt auf die Renovierung von
Bestandsgebäuden legen. Dadurch können Haushalte bei gleichbleibendem oder besserem
Komfort Geld sparen.
Im Verkehrssektor werden rund 94 % der Antriebsenergie von Pkw, Lkw, Schiffen und Flugzeugen aus
Erdöl gewonnen. Hier müssen die meisten Mitgliedstaaten die Energieeffizienz weiter verbessern.
Tatsächlich war der Verkehr der einzige Sektor, in dem der Endenergieverbrauch 2014 gegenüber 2013
insgesamt gestiegen ist.
Welche Rolle spielt Innovation für die Energieeffizienz?
Die kürzlich verabschiedete Strategie für „Schnellere Innovation im Bereich der sauberen Energie“[3]
bildete zusammen mit der Initiative „Beschleunigung der Umstellung auf saubere Energie in
Gebäuden“[4] eine umfassende Strategie für den Einsatz der drei wichtigsten Hebel, die der EU zur
Ankurbelung der Innovation für saubere Energie zur Verfügung stehen, und richtet die Mittel von
Horizont 20202 auf die Senkung der CO2-Emissionen des EU-Gebäudebestands aus.
Die Kommission hat zugesagt, unverzüglich mit der Umsetzung aller Initiativen zu beginnen. Diese
Initiativen werden unmittelbar auch dazu beitragen, den Rückstand bei der Erreichung der
Energieeffizienzziele auf kürzere Sicht aufzuholen.
Warum soll der Wärme- und Kälteerzeugung eine zentrale Rolle zufallen?
In der EU entfällt etwa die Hälfte des Energieverbrauchs auf die Wärme- und Kälteerzeugung. Lediglich
18 % der gelieferten Wärme und Kälte stammen jedoch aus erneuerbaren Energien, und der Sektor ist
in großem Umfang von fossilen Brennstoffen abhängig, was wiederum zu einer hohen
Importabhängigkeit führt. Darüber hinaus wird ein großer Teil der für die Wärme- und Kälteerzeugung
verwendeten Energie verschwendet.
Gebäude (und ihre Bewohner) haben den höchsten Wärme- und Kältebedarf. In den kälteren
Klimazonen entfallen mehr als 80 % des Wärme- und des Kälteverbrauchs auf die Raumheizung. In
wärmeren Klimazonen hat die Raumkühlung die größte Bedeutung – mit steigender Tendenz. Zwei
Drittel des Gebäudebestands der EU wurden errichtet, als es keine oder nur geringe Anforderungen an
die Energieeffizienz gab.
Investitionen in vorhandene Technologien können die Energiekosten der Industrie um 4-10 %
senken und sind in weniger als fünf Jahren amortisiert. In einigen Industrieanlagen fällt Wärme als
Nebenprodukt an, die in größerem Umfang innerhalb der Anlagen genutzt oder zum Heizen von
nahegelegenen Gebäuden verkauft werden könnte. Gleiches gilt für die Abwärme aus Kraftwerken,
dem Dienstleistungssektor und Infrastruktur wie U-Bahnen. Aus diesem Grund müssen die Entwicklung
und das Potenzial dieses Sektors künftig besser geprüft werden.
Die Wärme- und Kälteversorgung spielt daher bei der Senkung des Primärenergieverbrauchs und der
Senkung der CO2-Emissionen des Energiesektors eine entscheidende Rolle.
In Europa gibt es überwiegend Altbauten. Verbessert sich die Renovierungsquote?
Im Durchschnitt beträgt die Renovierungsquote in der EU etwa 1 % jährlich. Das bedeutet, die
Renovierung des gesamten Gebäudebestands in der EU würde ungefähr 100 Jahre in Anspruch
nehmen. Deutschland und Frankreich weisen mit rund 1,75 % bzw. 1,5 % überdurchschnittlich hohe
Renovierungsquoten auf, d. h. in einigen Mitgliedstaaten nimmt die energetische Gebäudesanierung
allmählich Tempo auf.
Die Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden ist Teil des Pakets
„Saubere Energie für alle Europäer“. Sie schließt Fördermaßnahmen ein, um die Renovierung des
Gebäudebestands zu beschleunigen, indem beispielsweise der Zusammenhang zwischen
Energieausweis und Finanzzuschüssen gestärkt wird. Sehr wichtig ist auch, ein Gesamtkonzept und
einen Aktionsplan für die Senkung der CO2-Emissionen des Gebäudebestands bis 2050 zu entwickeln.
Zur weiteren Beschleunigung dieser Sanierung wurde eine neue Initiative „Intelligente Finanzierung
für intelligente Gebäude“ aufgelegt, die Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in den
Bereichen Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien in Gebäuden fördern soll. Durch die
Initiative „Intelligente Finanzierung für intelligente Gebäude“ können bis 2020 in enger
Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und den Mitgliedstaaten zusätzliche
öffentliche und private Mittel in Höhe von 10 Mrd. EUR mobilisiert werden.
Das Baugewerbe erwirtschaftet etwa 9 % des europäischen BIP und bietet 18 Millionen direkte
Arbeitsplätze, während im Maschinenbausektor 11 Millionen Menschen beschäftigt sind. Angesichts
des Renovierungs- und Neubaubedarfs wird mit einem steigenden Beitrag dieser Sektoren gerechnet.
Bei Bautätigkeiten, die Renovierungsarbeiten und energetische Nachrüstungen umfassen, ist die
Wertschöpfung nahezu doppelt so hoch wie bei der Errichtung von Neubauten; KMU sind für mehr als
70 % der Wertschöpfung im EU-Bausektor verantwortlich.
Hat die Energieeffizienz zum Abbau sozialer Ungleichheiten beigetragen?
Der Abbau sozialer Ungleichheiten beim Zugang zu Energie ist eine der obersten Prioritäten der
Kommission Juncker. Bei einkommensschwachen Haushalten in Europa betragen die energiebezogenen
Ausgaben im Durchschnitt 8,6 %. Dieser Anteil ist seit 2005 in den meisten Mitgliedstaaten gestiegen.
Darüber hinaus verfügt ein immer größerer Teil dieser Haushalte (23 % im Jahr 2015) nicht über
ausreichende finanzielle Mittel, um ihre Wohnung angemessen heizen zu können.
In ihrem jüngst aufgelegten Paket „Saubere Energie für alle Europäer“ schlug die Kommission eine
Reihe konkreter Maßnahmen vor, um diese Entwicklung umzukehren und dafür zu sorgen, dass
benachteiligte und von Energiearmut betroffene Verbraucher nicht den Anschluss verlieren. Von 2021
an müssen die Mitgliedstaaten bei der Aufstellung ihres Energieeffizienzverpflichtungssystems oder
alternativer Maßnahmen der Energiearmut Rechnung tragen. Die Richtlinie über die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wird außerdem sicherstellen, dass die langfristigen
Gebäudesanierungsstrategien der Mitgliedstaaten einen Beitrag zur Linderung der Energiearmut
leisten.
Wie hängen die Strategie für die Energieunion und das kürzlich verabschiedete Paket
„Saubere Energie für alle Europäer“ zusammen?
In der Strategie für die Energieunion wurde das Prinzip „ Vorrang für Energieeffizienz“ betont und die
Energieeffizienz als eine der Hauptdimensionen der Energieunion bezeichnet.
Das Paket „Saubere Energie für alle Europäer“ enthält konkrete Legislativvorschläge zur
Energieeffizienz, namentlich die Überarbeitung der Energieeffizienzrichtlinie und der Richtlinie über die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sowie den Arbeitsplan für umweltgerechte Gestaltung und die
Initiative „Intelligente Finanzierung für intelligente Gebäude“. Diese Vorschläge tragen unmittelbar zur
Verwirklichung der Ziele der Energieunion bei.
Was passiert als Nächstes?
Im Einklang mit der Gemeinsamen Erklärung über die Ziele und Prioritäten der EU für den
Gesetzgebungsprozess im Jahr 2017 sollten die auf die Energieunion ausgerichteten
Legislativvorschläge der Kommission des Pakets „Saubere Energie für alle Europäer“ vom Europäischen
Parlament und vom Rat vorrangig behandelt werden.
[1] DG ENER, Impact assessment of the revised energy efficiency Directive, SWD(2016) 405 final/2.
[2] COM(2016) 860.
[3]COM(2016)763 final.
[4] Anhang 1 von COM(2016)860 final.
Weitere Informationen:
IP/17/161
MEMO/17/163 über den Fortschrittsbericht zu erneuerbaren Energien
MEMO/17/162
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