:bsz DEINE BOCHUMER STADT- & STUDIERENDENZEITUNG AUSGABE 1113 1. FEBRUAR 2017 DICKE LUFT? RUB gibt Entwarnung in Sache PCB in der G-Reihe. 3 GREAT FEAR? Individuals are sent back to their countries of origin. 4 COOLE RIFFS? KuCaf lädt zum Circle Pit und zur „Rock Uni Bochum“. 5 SAFE SPACE? Diskussionen an der Universität mit Snowflakes sind okay. 6 :bsz ank – Die Glosse Gerade zwei Wochen ist es her, dass die RUB-Mensa von der Tierschutzorganisation PETA als veganfreundliche Mensa ausgezeichnet wurde. Beson- Leere Stühle, traurige Gemüter: Plötzlich sind die neuen FreundInnen weg. Meist bleibt nicht mal Zeit, sich zu verabschieden. Karikatur: kac Wenn Menschen auf einmal weg sind GEFLÜCHTETE: Am 24. Januar fand die zweite Sammelabschiebung nach Afghanistan statt. Nur so sei laut Bund eine funktionale Asylpolitik zu betreiben. Von vielen Seiten hagelt es Kritik an diesem Vorgehen. deres Lob gab es dabei für die Aktionswochen und das täglich wechselnde Nordrhein-Westfalens Geflüchtetenpo- tan nicht annähernd als „sicheres Her- die Abschiebungen und erzählt, was er vegetarische Angebot. Bei letzterem litik gibt zu bedenken. Während sich kunftsland“. Was Treffpunkt Asyl oder von der Geflüchtetenpolitik der Regie- hat sich die Küche – wohl vom Ruhm Innenminister Jäger positiv zu den die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum rung hält (Seite 6). angespornt – am Mittwoch an einem Abschiebeverfahren und den freiwillig zum Thema sagen, erfahrt Ihr im Innen- avantgardistischen vegetarischen Ge- Ausreisenden äußert, kritisieren andere teil (Seite 4) – passenderweise als :bsz richt versucht: Ein Erbseneintopf mit vorschnelles Handeln. Denn: Laut UN international auf Englisch. Außerdem Mettwurst (mit Schweinefleisch) oder Refugee Agency (UNHCR) gilt Afghanis- kommentiert unser Redakteur Marcus :Die Redaktion MEHR AUF SEITE 4 UND 6 einem leckeren trockenen Brötchen. Es wäre den – sich ausschließlich carnivorisch E(h)rnährenden- natürlich nicht zumutbar keine Fleischalternative für das Vegetarische Gericht anzubieten. Zugleich erfreuen sich trockene Brötchen als Alternative zu Typisierungsaktion für DKMS KNOCHENMARKSPENDE: Werbung für die Sache und 432 neue potenzielle SpenderInnen. Das ist das Ergebnis der 4. Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Schnitzel und Wurst schon seit jeher großer Beliebtheit. Spaß beiseite: Die Diese wird an der RUB traditionell vom Mensa hat oft gezeigt, was für tolle AStA organisiert. Es seien zwar weniger vegetarische Gerichte möglich sind: neue Typisierungen als in den Vorjahren, Sehr zu empfehlen sind etwa das aber man sei dennoch sehr zufrieden, sagt Mussten die Kosten für eine Curry und die Kohlrouladen. Gerade AStA-Referent Philipp Nico Krüger. Jährlich Typisierung früher noch darum ist es bitter, wenn statt einer erkranken bis zu 12.000 Menschen allein selbst getragen werden, außerdem den fast 60 eh- hochwertigen vegetarischen Beilage in Deutschland an Blutkrebs, in nicht weni- übernimmt renamtlichen eine olle Semmel am Tellerrand liegt. gen Fällen verläuft die Erkrankung tödlich. diese heute, dank Spen- Doch eine Knochenmarkspende kann das dengeldern, komplett. Und Überleben sichern – wenn einE passendeR so lassen sich vor allem bei SpenderIn gefunden wird. Deshalb kämpft großangelegten Aktionen wie die DKMS seit 1991 dafür, dass sich mög- am vergangenen Dienstag auf dem lichst viele Menschen in der Datei registrie- Campus viele Menschen typisieren. Mittler- tionen findet ihr unter www.dkms.de. Wer ren lassen. Und das ist erstaunlich einfach: weile umfasst die Datei über sechs Millio- die Aktion verpasst hat, kann dort auch ein Mit einem Wangenabstrich wird Zellmateri- nen potenzielle SpenderInnen und soll wei- Registrierungsset anfordern. al aufgenommen, aus dem im Labor Gewe- ter wachsen. Auch deshalb will der AStA in :fah BESUCHE UNS IM NETZ Alle Artikel und mehr im Internet unter: www.bszonline.de www.facebook.de/bszbochum bemerkmale analysiert werden. Kostenlose Registrierung die DKMS Zukunft weiter Aktionen für Bochum organisieren. „Solange wir im Amt bleiben, werden wir uns für die Veranstaltung einsetzen“ erklärt Philipp. Besonderer Dank gelte HelferInnen sowie dem Fachschaftsrat Medizin, der mit Fachwissen vor Ort für Aufklärung sorgte und die Verpflegung der HelferInnen mitorganisierte. Weitere Informa- Gastautorin :Katrin Skaznik 2 UNI:VERSUM 1. FEBRUAR 2017 :bsz 1113 Neuer AStA der Uni Duisburg-Essen steht in der Kritik HOCHSCHULPOLITIK: Auf dem Blog „ruhrbarone“ wurde die neue Koalition als „Querfront-AStA“ angegriffen. Denn vertreten ist unter anderem auch der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Die neue AStA-Vorsitzende Nadine Bendahou (IL) widerspricht der Kritik. Am 20. Januar wählte das Studierenden- dem Vorgänger-AStA: Die Schließung parlament der Universität Duisburg-Essen der Gebetsräume durch das Rektorat sei einen neuen AStA: Damit löst eine Koa- einfach hingenommen worden. Seither lition aus Internationaler Liste (IL), den beten gläubige Studierende in der Biblio- fachschaftsnahen Antihelden (L.a.m.a.), thek oder an anderen Orten des Campus. den Unabhängigen Demokraten (UD), der Entsprechende FDP-nahen Liberalen Hochschulgruppe fehlen schlichtweg. So erklärt die neue (LHG) sowie dem RCDS die bisherige AStA-Vorsitzende Nadine Bendahou, die Koalition aus Grüner Hochschulgruppe auch Landessprecherin der linksjugend (GHG), Linker Liste (LiLi) und den SPD-na- NRW ist: „Viele Studierende kommen auf hen Jusos ab. Die linke Studierendenver- uns zu und sagen, wir wollen Räume zum tretung war insgesamt vier Jahre im Amt. Beten und dafür nicht in die DiTiB-Mo- „Wir waren ein AStA, der emanzipatori- schee.“ Genauso soll aber auch ein Raum sche Politik betrieben hat“, heißt es auf der Stille geschaffen werden, in den sich der Homepage. „Wir hoffen, dass all das, alle Studierenden zurückziehen können. was wir erreicht haben und was wir noch Weitere wichtige Ziele des Koalitionsver- erreichen wollten, vom neugewählten trags des neuen AStA seien, die Digitali- AStA weiterhin verfolgt wird.“ sierung des Campus voranzutreiben und „Querfront-AStA“. Für Nadine Bendahou Landessprecherin des NRW-Jugendver- mehr Transparenz zu schaffen. unhaltbare Vorwürfe: „Das ist eine Un- bandes der Linken aus ihrer politischen verschämtheit. Den AStA kann man als Gesinnung heraus schwer gefallen, mit vieles bezeichnen, aber nicht als neu- konservativen Kräften zusammenzuarbei- Die Internationale Liste (IL) hatte sich erst im letzten Herbst gegründet. Das erklärte Ziel: Bisher vernachlässigte migran- Räumlichkeiten dafür Kritik an Koalition mit RCDS Ein Zeichen gegen rassistische Hetze: Der neue AStA der Uni Duisburg-Essen beteiligte sich auch an den Protesten gegen den AfD-Parteitag in Oberhausen. Foto: AStA der Uni Duisburg-Essen tische Studierende sollen stärker vertre- Neben der IL gibt es einen weiteren Ge- rechts oder als Querfront.“ So arbeite der ten. „Die Koalitionsgespräche haben aber ten werden. Dazu gehören die Schaffung winner der neuen Koalition: Der RCDS RCDS auch im Bündnis gegen Rassismus ergeben, dass wir mit ihnen konstruktiv von interkulturellem Austausch zwischen wird mit drei Listenmitgliedern vier Pos- mit, der neue AStA beteiligte sich unter für die Studis zusammenarbeiten kön- den KommilitonInnen, aber auch ein ten besetzen. Doch genau das ist einer anderem an den Protesten gegen den nen“, erklärt die 21-Jährige. Gebetsraum für gläubige Studierende. der Kritikpunkte: So sprachen die ruhrba- AfD-Parteitag am vergangenen Sonntag Denn das sei einer der Kritikpunkte an rone in einem Beitrag prompt von einem in Oberhausen. Gleichwohl sei es der :Benjamin Trilling Integration durch Austausch News:Ticker KULTUR: Das International Office der Ruhr-Universität Bochum und das Erasmus Student Network Bochum (ESN) luden am 24. Januar zum Syrischen Abend. Weit über 300 GästInnen fanden ihren Weg ins KuCaf. • 19. Januar: Bei der Bücherspendenaktion für bedürftige Kinder (siehe :bsz 1108) kamen 25 Umzugskisten Mehr als nur eine Plattitüde – Kultureller Austausch bedeutet, dass man mit Menschen in Lesestoff zusammen, die in Caritas-Be- Crashkurs: Syrische Kultur ratungsstellen auf neue BesitzerInnen warten. Mehr Informationen unter: Kontakt tritt. RUBiss (RUB international stu- Ein Schild mit der Aufschrift „Arabischkurs“ dent services) veranstalten in Kooperation lud ein, sich der Sprache zu nähern: „Man tinyurl.com/BlueSquare-Buecherspende mit ESN jedes Semester kulturelle Abende. konnte seinen Namen in arabischer Schrift • 24. Januar: Bis zum 30. April bei Cam- Im Rahmen des von RUBiss initiierten Pro- schreiben und einfache Begriffe lernen wie pus RuhrComer, dem Newcomer-Festi- gramms INTEGRA-12 sollen Menschen mit zum Beispiel ‚Guten Morgen‘, ‚Danke‘ und val der studentischen Bands, bewerben. Fluchthintergrund für ihren Studieneinstieg ‚Bitte‘“, berichtet Anas Obiad, der selbst an Alle Infos: campus-ruhrcomer.de/ in Deutschland vorbereitet werden. Durch INTEGRA teilnimmt und die GästInnen zum • 25. Sprachkurse und ein weiterführendes pro- Syrischen Abend begrüßte. Große Begeiste- das 20.000ste Mitglied im Ehemali- pädeutisches Programm werden so Kompe- rung entfachte das Essen: vor allem die tra- gen-Netzwerk RUB-Alumni. Mehr hier: tenzen vermittelt, die für Studium und Beruf ditionelle Nascherei Halauiet al schbn ver- news.rub.de unabdinglich sind. Mit dem Syrischen Abend süßte vielen das Programm. „Dann kam die • 30. Januar: Polnische Woche des motiviert das Veranstaltungsteam gemein- Bauchtanzgruppe. Es war total schön mit ty- Akafö mit kulturellen und gastronomi- sam mit den INTEGRA-TeilnehmerInnen pischen arabischen Tänzen und Live-Musik schen Highlights wie Impro-Theater zum interkulturellen Austausch. im Anschluss. Besonders schön fand ich, oder polnischem Buffet. Mehr Infos: dass die Deutschen dann mit uns tanzen und feiern wollten“, resümiert Anas weiter. Mentalität erfahrbar machen Phrasen und Namen: Über den Arabischkurs wird das kulturelle Potential der Sprache vermittelt. Foto: Dennis Breuer Wozu Sprache? Beim Essen verständigen sich alle über zwei Buchstaben: Mmmmhhh! Foto: Dennis Breuer Januar: Susanne Budde ist tinyurl.com/akafoe-polnischewoche :Die Redaktion Sorry Möglich wurde das vielseitige Angebot nal Office, dass „verschiedene Aspekte der erst durch „tatkräftige Unterstützung“ Stu- Lebensweise im Rahmen des Abends ver- dierender, die als HelferInnen, Köche und mittelt“ werden sollten. In den vergangenen die AfD keinen Sitz im Düsseldorfer Köchinnen und Assoziierte des Internatio- Jahren häuften sich tendenziöse Medienbe- Studierendenparlament hat. Da ist uns nal Office dabei waren, betont Ina Hierath. richte. In Gegenüberstellung dazu statuiert leider ein Fehler unterlaufen, da die Sie und Katrin Gildemeister koordinierten der Syrische Abend im KulturCafé ein Exem- AfD-nahe „Campus Alternative“ dort seit die Engagierten. Im Gespräch mit der :bsz pel für gelungenen interkulturellen Dialog. November 2016 im StuPa sitzt. betonen die Mitarbeiterinnen des Internatio- :Marcus Boxler Eine Grafik in der :bsz 1112 zeigt, dass 1. FEBRUAR 2017 :bsz 1113 UNI:VERSUM 3 PCB-Entwarnung an der RUB CHEMIKALIENBELASTUNG: PCB – für viele Leute mag dies ein Begriff sein, mit dem nicht viel anzufangen ist. Das ist nicht verwunderlich, denn „polychlorierte Biphenyle“ sind nichts mit dem man heutzutage noch oft in Kontakt tritt. Jene Substanzklasse (im folgenden PCB chen Konsequenzen daraus resultieren nagement der RUB, „wird nur in wenigen können, werde stattdessen der Weg einer genannt) steht im Verdacht, krebser- könnten. Die RUB hat in den vergangenen Gebäuden oder Räumen überschritten „Vorabsanierung“ gegangen, so Grosche. regend zu sein und wurde früher oft in Jahren sehr viel unternommen, um dieser – sie werden auch für Studenten und Die Gebäude werden von Teilen der Be- Dichtungsmaterial oder Lack verwendet. Problematik effizient entgegenzuwirken. Mitarbeiter der RUB als nicht weiter be- lastung befreit, sodass die Konzentration Wie die :bsz in vergangenen Ausgaben Die maximale Arbeitsplatzkonzentra- nutzbar gekennzeichnet“. Seit 2013 ist die von „möglicherweise bedenklich“ zu „un- berichtete (zum Beispiel in :bsz 1013 und tion von PCB beträgt laut neuesten Richt- Sanierung bezüglich der PCB Belastung bedenklich“ herabgestuft werden kann, :bsz 1066) ist die RUB vor allem im Be- linien 0,003 mg/m³, was 3 µg/m³ bzw. an der RUB in die Tat umgesetzt worden, bis die Kernsanierung zu „absolut unbe- reich der N-Reihe und der G-Gebäude mit 3000 ng/m³ entspricht. „Dieser Wert“, so durchaus auch mit sehr großem Erfolg. denklich“ stattfindet. PCB belastet, da zum Zeitpunkt der Errich- Dr. Robert Grosche, ständiger Vertreter Die Belastung innerhalb einiger Gebäude tung nicht klar war, welche gesundheitli- der Kanzlerin für Bau- und Gebäudema- wurde nach der Sanierung sogar soweit Biomonitoring für MitarbeiterInnen reduziert, dass sie unterhalb der Nach- Angestellte, welche in den etwas älteren weisgrenze waren, also vollkommen un- Gebäuden der G-Reihe arbeiten, sind einer bedenklich. deutlich höheren Exposition bezüglich Da immer noch einige Seminarräume PCB ausgesetzt, da sie eine weit längere genutzt werden, in denen zwar eine erhöh- Zeit an einem PCB-belasteten Ort verwei- te, wenngleich unbedeutende (da geringer len, als es zum Beispiel Studierende tun. als 3000 ng/m³) Belastung vorherrscht, „Die RUB hat in den vergangenen Jahren neigen einige Leute dazu , die Nutzung die- bei Mitarbeitern, welche dauerhaft ei- ser Räume zu überdenken. Dem größten ner PCB Belastung ausgesetzt sind ein Teil der Belastung ist durch simples Lüften Biomonitoring eingeführt, um gesund- fünf Minuten vor Verlassen des Raumes heitlichen Besorgnissen oder Bedenken (um PCB-belasteten Staub und PCB in der nachzukommen. Bis zum heutigen Tag al- Luft zu entfernen) beizukommen. lerdings wurden keine Konsequenzen der Vorabsanierung für eine bessere Zeit Exposition gefunden“, so Grosche. Da an der RUB nicht alle Gebäude mit Alte G-Reihe: Hier ist die PCB-Belastung höher als in den neueren Gebäuden. Foto: lor :Dennis Rosinski sofortiger Wirkung kernsaniert werden Kamera adé (Be)frei(t)e Wissenschaft URTEIL: Ehemaliger Finanzreferent des RUB-AStA soll 4.000 Euro veruntreut haben. Das Amtsgericht verurteilt ihn zu 2.400 Euro Geldstrafe. PODIUMSDISKUSSION: „Free Science! – Wissenschaft zwischen Goethe und Kommerz“ hieß es am Samstag im Blue Square. Auf einer der letzten AStA-Sitzungen des 47. es Probleme mit dem Zoll gebe, erinnert SprecherInnen aus verschiedenen Fach- sondern mit einem „ich habe eine Lösung“ Studierendenparlaments (StuPa) im Febru- sich Sven Heintze, der zu dem Zeitpunkt im richtungen traten in einen offenen Dialog zu beantworten. ar 2015 hat der AStA die Anschaffung eines AStA-Vorstand tätig war. mit dem Publikum. Nach kurzer Vorstellung „Top Scientist = Top fundraiser“? neuen HD-Camcorders beschlossen. Der Nach mehreren Versuchen, Informatio- durch alle Beteiligten gab es zwei Keyno- Camcorder für das Öffentlichkeitsreferat nen von dem Studenten über den Verbleib te-Vorträge zur Anreicherung der nachfol- Den zweiten Vortrag hielt der Wissen- sollte dazu dienen, AStA-Veranstaltungen des Geldes zu bekommen, wurde eine ano- genden Podiumsdiskussion. Im Anschluss schaftsphilosoph Prof. Hans Radder. Er aufzuzeichnen und online für diejenigen ver- nyme Anzeige gegen ihn erstattet. an die Diskussion wurden die GewinnerIn- übte Kritik an der zunehmenden Hierar- fügbar zu machen, die nicht direkt teilnehmen können. Schnelle Reaktion nen eines Kreativwettbewerbes ausgezeichnet. chisierung, Bürokratisierung und Einflussnahme der freien Wirtschaft Der neue AStA des 48. StuPa hat unter Die NAWI, für die der Referent im AStA tätig dem Vorsitzenden David Schmidt (NAWI) war, hat ihm zeitnah „in einem Listenaus- und Finanzreferent Jan Heinrich (erst NAWI, schlussverfahren einstimmig die NAWI-Mit- … die Wirkungen deiner Hand- Rolle von PR-Formeln wie der später JUSO) im März 2015 den ehemali- gliedschaft aberkannt“, so Grabowski. Auch lungen verträglich sind mit der Obenstehenden und dem so gen Referenten beauftragt, den Camcorder AStA und StuPa haben ihn als AStA-Referen- Permanenz echten menschli- zu besorgen. ten entnannt. chen Lebens auf Erden.“ – Hans „Handle so, dass … auf die Forschung. Besonders kritisierte er die problematische genannten „Journal Impact Factor“, einer errechneten Zahl, die den Dem AStA-Vorsitz gegenüber soll der, Der wegen Veruntreuung angeklagte zu dem Zeitpunkt im Referat für Hochschul- Referent wurde vom Bochumer Amtsgericht tologen und Geobiologen Prof. Dr. Reinhold zeitschrift wiedergibt. Die Forschung würde politik tätige, Referent angegeben haben, zu einer Geldstrafe von 2.400 Euro verurteilt. Leinfelder ging es um das anthropozäne, dadurch den wirtschaftlichen Interessen „den HD-Camcorder nicht auf Rechnung „Durch das Urteil sehen wir uns in der übersetzt „das vom Menschen gemachte“, hintenangestellt. kaufen zu können“, so Christian Grabowski, damaligen Entscheidung bestätigt, die Zu- Zeitalter. Er richtete sich gegen die polemi- An der abschließenden Podiumsdis- Referent für Service und Öffentlichkeits- sammenarbeit mit dieser Person zu been- sche Formulierung, dass die Menschheit kussion nahmen unter anderem Dr. Thomas arbeit und deshalb habe man ihm einen den“, sagt David Semenowicz, derzeitiger die Krankheit des Planeten sei, und verwies Grünewald, Dr. Beate Konze-Thomas, Dr. Scheck über 4.000 Euro ausgestellt. Finanzreferent des AStA. Weitere rechtliche auf die Verantwortung der Wissenschaft. Peter Nussbaumer und Prof. Eckhard Weid- Schritte seien eingeleitet, um den verursach- Diese sei zentral, um die Zukunft als Mög- ner teil. Themen waren der gesellschaftliche ten Schaden der Studierendenschaft und da- lichkeitsraum zu begreifen und zu gestal- Nutzen von Wissenschaft, die Frage, woher mit bestehende Ansprüche zu befriedigen. ten. Wissenschaft 4.0 bedeutet für ihn, die die zunehmende Kommerzialisierung käme denn die Camcorder bliebe, entgegnete der dringenden Fragen der Gesellschaft nicht und Kritik am Peer-Review-System. Referent, dass es noch dauern würde, weil länger mit einem „Das habe ich gelernt“, Lange gewartet, niemals gesehen Nach mehrmaliger Rückfrage des AStA, wo :Kendra Smielowski Jonas. Im ersten Vortrag vom Paläon- Einfluss einer wissenschaftlichen Fach- :Frederik Herdering 4 WELT:STADT 1. FEBRUAR 2017 :bsz 1113 You have to leave – Now! :BSZ INTERNATIONAL: In 2015 and 2016, 162 people were deported from Bochum, while 376 people – who were obliged to leave the country – underwent a controlled voluntary departure. Aid organisations criticise these actions sharply. On December 15, 2016 – right after the first such measures responsibly and cautiously that, if people refuse to take this opportuni- Antonia Kreul of the Medizinische collective deportation of 34 Afghan men – as well as determinedly and consequently.” ty, “applicable law has to be consequently Flüchtlingshilfe Bochum (MFH) offers ad- enforced and departure asserted”. vice to unattended underage refugees Federal Minister of the Interior, Thomas de Although the UN Refugee Agency (UN- Maizière, stated: “Such repatriation measu- HCR) recently published a report which sta- res are important and necessary in order to tes that “the entire national territory of Af- keep our asylum system functioning. I con- ghanistan is affected by an internal armed In 2015 and 2016 combined, Bochum has German legislation. Lately, she noticed sider it important to execute and continue conflict”, a second collective deportation deported 162 individuals, of which 40 were that more and more clients from Afgha- has been executed legally incarcerated. Further 376 individu- nistan or other so-called “safe countries on January 23. als were obligated to leave the country and of origin” approach the MFH because their In the past year, offered the opportunity to proceed with a asylum applications have been declined. North Rhine-West- controlled voluntary departure. There is no They fear deportation which results in a phalia (NRW) has data in Bochum’s records concerning the panic, especially amongst young, single, conducted 26,611 country of origin for this. Thus, it is not pos- male, asylum seekers. departures in ge- sible to say if and how many people were neral, sent to Afghanistan. of which In light of the current collective deportations and possible future deportations, so-called voluntary says: “The problem of course affects other various organisations will hold demons- basis. NRW’s Inte- states in war zones and conflict areas; trations. At 2 p.m. on February 1, Treff- rior Minister Ralf Afghanistan just is the most striking ex- punkt Asyl will gather supporters in front Jäger says: “The ample.” He further criticises the voluntary of the Bochum Townhall for a rally while voluntary departure departures: “Those who volunteer to leave the council is in session discussing de- is the most huma- are facing enormous pressure and often portations to Afghanistan. Additionally, ne, and choose this possibility solely because on February 11, there will be a demonst- most cost-efficient they want to avoid an imminent nocturnal ration in Düsseldorf to protest against the way.” However, he deportation, which could be a traumatic deportations on a federal level. also experience for them and their relatives.” easiest emphasises JOURNALISMUS: Pressefreiheit in der Türkei so gut wie abgeschafft. Das Online-Magazin „Özgürüz“ informiert nun aus Deutschland. :lux Auf www.ozguruz.org finden sich eine türkische und eine deutsche Version des Repression und Zensur neuen Mediums, das die Menschen in der In der Folge des gescheiterten Putsches im Türkei mit unzensierten Nachrichten ver- Juli 2016 verschlechterte sich die Situation sorgen will. „Özgürüz“ bedeutet übersetzt von JournalistInnen in der Türkei drastisch: „Wir sind frei“. Verantwortlich sind die Erdoğan ließ unter dem bis heute gelten- hierzulande im Exil lebenden türkischen den Ausnahmezustand gegen die opposi- Journalisten Can Dündar und Hayko Bağ- tionellen Medien vorgehen. Seither wurden dat sowie das Recherchezentrum „Cor- um die 170 Zeitungen, Verlage, Radio- und rectiv“. Fernsehsender sowie Nachrichtenseiten Der auch in Westeuropa bekannte geschlossen. Fast 150 JournalistInnen und Can Dündar war Chefredakteur der re- MedienarbeiterInnen sitzen im Gefängnis nommierten Tageszeitung und mehr als 2.500 haben ihre Arbeit verlo- „Cumhuriyet“. Jenes linksliberale Blatt ren. Durch Nachrichtensperren, Entzug jour- steht in Opposition zum Regime von nalistischer Präsident Recep Tayyip Erdoğan und be- Strafverfahren und das Verhindern von Wer- richtete über eine (2014 erfolgte) Waffen- beanzeigen wird regierungskritische journa- lieferung des türkischen Geheimdienstes listische Arbeit fast unmöglich gemacht. türkischen Akkreditierungen, unzählige MİT nach Syrien, die mutmaßlich an die Die Internetseite von Özgürüz ist in der Terrororganisation „Islamischer Staat“ Türkei noch vor Beginn der Berichterstat- ging. Dafür wurde Dündar im Mai 2016 tung gesperrt worden – offiziell „zum Schutz wegen „Veröffentlichung von Staatsge- der nationalen Sicherheit und öffentlichen heimnissen“ zu knapp sechs Jahren Ge- Ordnung“. Doch Internetzensur lässt sich fängnis verurteilt. In einem gesonderten technisch umgehen. Und die bereits mehr Verfahren wegen „Unterstützung einer als 33.400 Follower auf Twitter deuten auf Terrororganisation“ droht ihm zudem le- ein ordentliches LeserInnenpotential hin. benslange Haft. Dündar floh deswegen nach Deutschland. Protests in Bochum and Düsseldorf Hans Hudde of Treffpunkt Asyl Bo- on Gegen Erdoğans Diktatur Auszeichnung: Das Bochumer Knappschaftskrankenhaus wurde nach den Vorgaben der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft als erstes Wirbelsäulenzentrum im Ruhrgebiet zertifiziert. Damit ist es nach Köln und Münster das dritte in NRW; insgesamt gibt es zehn in Deutschland. „Diese Auszeichnung macht uns sehr stolz, weil von unabhängiger Seite die hohe Qualität in der Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule bestätigt wurde,“ so Professor Kirsten Schmieder, Direktorin der Neurochirurgischen Klinik. Kriterien für die Vergabe der Auszeichnung sind unter anderem eine ausreichend hohe Zahl an operativen Wirbelsäuleneingriffen aller Schwierigkeitsgrade sowie Qualitätsmerkmale wie 24-stündige Notfallversorgung. Zudem muss die Klinik wissenschaftliche Aktivitäten auf dem Gebiet der Wirbelsäulenforschung nachweisen können. Neben der Behandlung von Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule ist die Klinik auf die Therapie von Tumorerkrankungen und entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. procedure, their right of residence, and the chum, an aid organization for refugees, executed Wirbelsäulenzentrum in Bochum and young adults concerning the asylum a 21,490 have been Deportations Bochum implemented: Afghanistan is not yet on the list. Bearbeitung: tom The situation in Bochum Gastautor :Patrick Henkelmann :Tobias Möller Baubeginn Sozialtherapeutische Anstalt Kriminalität: Der Bau der Sozialtherapeutischen Anstalt (Sotha) für bis zu 80 Sexualstraftäter in Bochum soll nach sehr langer Verzögerung noch dieses Jahr beginnen. Eine Sprecherin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) sagte gegenüber „radiobochum“, dass bezüglich der Vergabe von Aufträgen momentan allerdings noch ein Gerichtsverfahren laufe. Man gehe davon aus, dass die Anstalt bis 2019 fertiggestellt werden könne. In der offiziellen Ausschreibung war dafür der Dezember 2016 genannt worden. Bereits im Januar 2009 kündete das Justizministerium NRW an, die Sotha von Gelsenkirchen nach Bochum zu verlegen. Aufgrund baulicher Mängel und einer notwendigen Erweiterung, die an diesem Standort nicht zu realisieren war. Die Dienstwohnungen der auf dem zu bebauenden Gelände Wohnenden wurden bis 2010 bereits leergezogen. Seitdem kam es zu zahlreichen Verzögerungen durch Personalwechsel oder den Denkmalschutz. Das Parkhaus steht bereits. :tom KULTUR:SCHOCK 1. FEBRUAR 2017 :bsz 1113 5 Rock zu Beginn und Roll zum Ausklang MUSIK: „You ready to get some?“ hieß es am Abend des 26. Januar im KulturCafé. Mit der Veranstaltung „Rock Uni Bochum“ richteten sich AStA und Boskop an alle Fans eines Genres, das in sich kaum diversifizierter sein könnte. Im Vorbericht der :bsz-Ausgabe 1112 allem beim Song „Sackless Beverages“ schwelgt Schlag- wurden die vier geladenen Bands vor- spürte man die Adrenalinwellen durch zeuger gestellt: Gründungsgeschichten, das Publikum rauschen. Den kraftvollen Hardt in Erinne- Vorlieben und Inspirationen. Auf dem Impuls nahm die fünfköpfige Band Part rungen: „Als wir Papier lässt sich jedoch viel analysieren of the Chain auf. Durch kraftgeladene vor zwei bis drei und spekulieren. Einzig und allein auf Riffs und groovigen Metal verkörpern die Jahren an einem der Bühne konnten die Musiker ihr Kön- Essener ein weites Spektrum von Rock. Bandcontest nen unter Beweis stellen. Aber zurück Angekündigt als „die härteste Band des teilnahmen, zum Anfang: Nergiz Yilmaz (Referentin Abends“ beweisen sie jedoch, dass auch wertete uns der für Kultur, Sport und Internationalismus) sanftere Klänge und cleaner Gesang ih- zuständige Pro- erinnert sich, dass mit der Anfrage, ei- ren Instrumenten und Stimmen entlockt duzent: ‚Ist ganz nen Rock-Abend zu organisieren, beim werden können. nett, ihre Steffen aber be- 30 AStA „offene Türen eingerannt wurden“. Um die aufgefächerte Bandbreite zu Jahre zu spät‘“. Infolgedessen sollte ein ausgewogenes bewahren, folgten die Jungs von Levee 30 Jahre zu spät, Line-Up konzipiert werden. Das Ergebnis Break dem Muster und begeisterten mit dafür genau auf wurde sehens- und hörenswert. Songs wie „Miss Blue“, „Stab Back“ oder den Takt. „On The Run“: Musikalisch zwischen den Von Metal Core bis Psychedelic Sex Pistols und Pink Floyd und optisch Performen wie Pink Floyd: Mit psychedelischen Soundscapes und eingängigen Riffs begeistern die Jungs von Levee Break. Auf ein Wiedersehen? Foto: box alle Geschmäcker deckte. Aber nur die Jungs? Der einzige Kritikpunkt an dem Zahlreich erschienen Fans und Freun- zwischen Guns’n’Roses und den Beat- „Wir bekommen ständig neue Anfragen Abend läge nur darin, dass keine Band dInnen, um die Rock-Tauglichkeit des les – die Hattinger performen nach dem von Bands, die spielen wollen“, erzählt mit Musikerinnen aufgetreten ist. Wo sind KulturCafés auf die Probe zu stellen. Vorbild großer Legenden. Auch Silence Andreas von Canstein, Zuständiger bei die Janis Joplins und Tina Turners? Kritik Das Vergnügen, den Abend zu eröffnen, Goodbye lassen sich von großen Namen Boskop. „Und in der Vorbereitung lief al- findet man, wenn man welche sucht, aber wurde dem Herzog zuteil: The Duke’s inspirieren: „Nirvana, The Doors, Red Hot les reibungslos.“ Ob die eingeschlagene dennoch laden Boskop und AStA hoffent- Pleasure rissen die Stille mit rasantem Chili Peppers sind Bands, die wir sehr Rock-Richtung weiter verfolgt wird, bleibt lich erneut ins KulturCafé, wenn es wieder Tempo ein. Unter klassischem Hard Rock schätzen“, macht Bassist Florian „FoVi“ offen, aber unterm Strich überzeugten heißt: „Let’s rock!“ und Post-Modern-Sounds setzten sich Volkmann deutlich. Auf die Rückfra- alle Jungs: fantastische Performances die Rock-JüngerInnen in Bewegung. Vor ge, was „Staubrock“ nun eigentlich sei, und ein ausgewogener Klangteppich, der :Marcus Boxler Künstlerische Exzesse bitten um Feedback BÜHNE: Bei der 14. Ausgabe von Podest, der Studierenden-Werkschau der Theaterwissenschaften, stehen am 14. Februar Liebe und Experimente im Vordergrund. Denn neben den künstlerischen Arbeiten wird es im TOR 5 eine „Love Edition“ zum Valentinstag geben. Theaterwissenschaftsstudent renden der Theaterwissenschaft und Sze- Da die 14. Ausgabe von Podest auf den renden geben sich damit Feedback: Wie Yousef Haidar auf der Bühne steht, schaut nischen Forschung einmal im Semester Valentinstag fällt, gibt es in diesem Semes- kommt meine Idee an? Was ist gut? Wor- er in vertraute Gesichter. Von Aufregung die Möglichkeit, ihre künstlerischen Arbei- ter eine „Love Edition“. Was das bedeutet? an muss noch gearbeitet werden? „Genau keine Spur. Und das, obwohl seine Per- ten zu präsentieren. „Der Sinn von Podest Da müssen sich die BesucherInnen über- dafür ist Podest da: Dass man sich sagt, formance und ist, dass Studierende Dinge zeigen können, raschen lassen. „Anything can happen“, ich habe da eine Idee und möchte auch ein persönlich ist. „Ich war zum größten Teil an denen sie über das Semester gearbeitet verrät Langner. Feedback dazu haben“, erklärt die Studen- erleichtert, weil die Zuschauer ja meine haben“, sagt Sina Langner aus dem Orga- Überhaupt: Was genau auf das Pu- Kommilitonen sind“, erinnert sich der nisations-Team. Der Kreativität ist dabei blikum zukommt, steht noch nicht fest. Das bestätigt auch Yousef Haidar: 28-Jährige. Eine familiäre Atmosphäre, wie keine Grenze gesetzt: Alle Beiträge sind Das Programm wird erst eine Woche vor „Dozenten meinten zum Beispiel, das Gan- man sie seit 2010 kennt: Solange schon willkommen – egal ob Lesungen, Szenen, Beginn der Werkschau bekannt gegeben. ze könnte politischer sein. Das Feedback bietet die Studi-Werkschau Podest Studie- Filme oder Installationen. Das heißt für die OrganisatorInnen aus der war ein Schlüssel für die Erweiterung mei- Theaterwissenschaft: Alles läuft nach Plan. ner Performance“. Er selbst wird bei der „Die Leute, die da mitmachen, haben lan- nächsten Ausgabe von Podest nicht auf- ge Zeit, ihre Sachen vorzubereiten“, so die treten. Denn aktuell schreibt der Syrer an 24-Jährige. einer wissenschaftlichen Arbeit über das Als der sehr autobiographisch „Experimentalblase“: Raum für Zwischenstände tin der Theaterwissenschaft. Thema seiner Performance: Erinnerung. Angeregt hat ihn dazu unter anderem das Feedback bei Podest. :Benjamin Trilling Des Weiteren liegt der Fokus von Podest auf dem Unvollständigen und Fragmentarischen – auch Zwischenstände, ein Workin-Progress, soll präsentiert werden: „Es Was ist Konstrukt, was wahr? Für seine Erzählperformance über das Thema Erinnerung erhielt der Theaterwissenschaftsstudent Yousef Haidar produktives Feedback von DonzentInnen und KommilitonInnen. Foto: alx ZEIT:PUNKT geht darum, Dinge mit uns auszuprobieren, Podest #14: statt ein festes Programm durchzugehen“, • 14. Februar im TOR 5 (Alleestraße sagt Langner. „Es ist eine Experimentalbla- 144, Bochum). 15:30 Uhr Sektemp- se, man muss sich darauf einlassen, dass fang, 16 Uhr Eröffnung, 16:30 Uhr Pro- es Versuche sind.“ gramm. Der Eintritt ist frei. Ein wichtiges Format, denn die Studie- 6 B L I C K:WINKEL 1. FEBRUAR 2017 :bsz 1113 Codename „Snowflake“ KOMMENTAR: Leise rieselt die Schneeflocke – Wie die Neurechten die Alltagssprache unterwandern und sich die resultierenden toxischen Folgen auf den Diskurs auswirken – Ein eisiger Tiefpunkt. Der Aufstieg beginnt 1996 der Nation, Frauenfeindlichkeit, Sozialdar- in Palahniuk’s Fight Club. winismus und die Verherrlichung von Ge- Zunächst walt“, wie Volker Weiß auf zeit.de schreibt. wurde eine Jahres 2016. Sie zu übernehmen und nach rechts zurückzuschleudern kann nicht die Lösung Person, die sich für einzig- Die Alt-Right verbreitet ihre Meinung sein. Hinter dem Flöckchen verbirgt sich der artig hält, als Snowflake be- meist online auf Plattformen wie „4-chan“ Versuch, das „argumentum ad personam“ zeichnet, und damit zugleich impliziert, dass und „reddit“. Ein deutschsprachiger Ableger (Arthur Schopenhauer) zu legitimieren: dies nicht der Fall sei. Eine Bedeutungs- ist die Plattform „pr0gramm“, die mit ihren „Wenn man merkt, daß der Gegner überle- wandlung erfuhr der Ausdruck im Genera- Bewertungen in Benis-Längen, dem Begriff gen ist und man Unrecht behalten wird, so tionskonflikt zwischen Baby-Boomern (geb. der „Neuschwuchtel“ als unterstem User- werde man persönlich, beleidigend, grob.“ um 1950) und Millenials (geb. nach 1990). Rang, antifeministischen Trollkampagnen Es wurde behauptet, letztere seien über- und gewaltverherrlichenden sowie porno- empfindlich und schnell beleidigt. Indikator graphischen Inhalten aufwartet. für die „Generation Snowflake“ sei die Einführung von „Safe Spaces“ (Beispiel: Frau- Safe Spaces für ExtremistInnen Das Primat der Pöbelei In einer hitzigen Diskussion wird mit einem ernst gemeinten „Das finde ich beleidigend“ oder ähnlichem auf eine Grenzüberschrei- enraum der RUB) und „Triggerwarnungen“ Seiten dieser Art sind nicht an sich rechts- tung hingewiesen. Um den Diskurs fortset- (Beispiel: Warnung – Dieser Kommentar extrem, bieten aber die ideale Plattform für zen zu können müsste nun ein Ausgleich beinhaltet Kritik an rechtem Gedankengut). das Verbreiten von extremen Positionen geschaffen werden. Dies erfordert gegen- und Parolen. Polemisch formuliert: Es sind seitigen Respekt und Interesse an den Ar- „Safe Spaces für ExtremistInnen“. Etwa gumenten der Gegenseite. Wer nur Recht Ab Mitte 2015 taucht der Begriff vermehrt Mitte 2016 ist die Schneeflocke im gesam- behalten will, ist dazu selten bereit. als politische Beleidigung auf - besonders ten rechten Spektrum gelandet. Seitdem Wer „Snowflake“ denkt, sieht die Schuld auf der – als Sprachrohr für die Alt-Right durften sich – gerade im Zuge der US-Prä- am Scheitern eines Gesprächs nicht bei der bei dem Beleidigungen und Pöbeleien le- bekannten – Plattform „Breitbart“ unter sidentschaftskampagne – sämtliche Geg- eigenen Grenzüberschreitung. Schuld ist gitim und wichtiger sind als ein sachlicher Trumps Chefberater Steve Bannon. Die nerInnen der Rechten damit beschimpfen die Sensibilität der Gegenpartei, die sich Austausch von Argumenten. Die unreflek- Alt-Right kennt man wiederum für ihre „au- lassen. Die britische Zeitung „The Guardi- erdreistet, Grenzen aufzuzeigen. tierte Verwendung des Begriffs als Beleidi- toritäre Verachtung der Demokratie, eine an“ bezeichnete „poor little snowflake“ als „Poor little snowflake“ öffnet die Tür zu Besessenheit von Verfall und Wiedergeburt die prägendste politische Beleidigung des einem neuen Tiefpunkt der Debattenkultur, Breitbart und die Alt-Right Der„sachliche“ Diskurs der Gegenwart – Ein Traum in Braun. Comic: Kira Selicke gung leistet dazu ihren Beitrag. :Frederik Herdering Wenn sie plötzlich weg sind Innenstadt-Survival KOMMENTAR: Aus den Augen, aus dem Sinn. Völkerrechtlich ein bisschen fragwürdig, aber solange uns niemand den Prozess macht?! SATIRE: Zum Karneval fällt die Menschheit zurück in primitive Verhaltensmuster – nur das Verteidigungsangebot ist jetzt besser beworben. Stell Dir vor: In uniformen die verantwortungslose Externalisierung Gefährliche Löwen auf Anzügen kostümierte Ge- logistischer Fragen. Dass diese Maßnah- der Suche nach dem stalten klopfen an Deiner men ausgerechnet kurz vor Landtags- und schwächsten oder geis- Endlich muss ich nicht mehr stunden- Wohnung, in der sie noch Bundestagswahlen getroffen werden, lässt tig umnachtetsten Glied lang durch den Drogeriemarkt irren und nie gewesen sind und verkün- die kürzlich entdeckte AfD-Wählerschaft in den, dass Du nun abgeführt wirst. Klingt kafkaesk, entspricht aber der Realität: Umsiedlungen, Entwurzlungen und ad absurdum neuem, strahlendem Schwarz leuchten. Hauptsache neue NachbarInnen Tür. Ein Glück bin ich dieses Jahr nicht ganz so verloren wie bisher. der Nahrungskette, hung- nach einer Möglichkeit suchen, mir das rige Tiger auf der Pirsch nach Pizza oder von vernebelten Sinnen angetriebene Play- Döner, Giraffen, die saftige Lippen suchen, boy-Häschen mit dem rot verschmierten Kängurus mit prall gefüllten Beuteln, rosane Maul und den blutigen Krallen vom Leib zu Abschiebung. Bevor besorgte BürgerInnen Dr. Hilde Hoffmann (Medienwissenschaft/ Häschen – wilde Tiere tummeln sich auf halten, dessen einziger Wunsch es ist, mir mit dem pathetischen Gutmenschen-Vor- RUB) betreut ein Projekt, bei dem Studie- Deutschlands Straßen. ins Gesicht zu beißen. wurf auftrump(f)en: Dabei werden auch initi- rende, Menschen mit Fluchterfahrung und Atemlos hetzt die Bevölkerung durch Das nennt man Service! Unmittelbar ierte Integrationsprojekte abgebrochen. Das Kinder mit und ohne Fluchthintergrund zu- die Nacht, ein (blut)rotes Pferd ist in einem neben der Ausrüstung für Abenteuerfreudi- bedeutet, dass Menschen unter unwürdigen sammenkommen: „Bereits im Herbst fiel Gefecht mit einer Fliege und mitten drin ge gibt es nun die Waffe, um sich vor derlei Bedingungen verhandelt werden als seien uns große Unruhe auf, weil es zu unange- steh ich und will einfach nur mein bisschen Übergriffen zu schützen – Tierabwehrspray! sie Objekte und das auf kosten des deut- kündigten Umzügen gekommen ist.“ Seit Leben retten. schen steuerzahlers!!1!einself! Dezember habe sie zudem gemerkt, dass Um mich herum lauter Lebewesen, die einzelne Familien, verstärkt Roma-Familien, aus einem bizarren Zoo oder aus Kranken- sehr kurzfristig abgeschoben worden sind. häusern, in denen man nicht behandelt wer- Aber … eins gibt mir schon zu Denken: Sicheres Herkunftsland Afghanistan? „Schon jeck? Alles, was Sie für die tollen Tage brauchen“ lockt das Werbeschild über dem Verteidigungsobjekt meiner Wahl. In einem Schreiben an die Länder vom Diese menschenverachtende Einstel- den möchte, ausgebüchst zu sein scheinen Letztes Jahr ist einem der Kängurus das 9. Januar resümierte Bundesinnenminister lung muss ein Ende finden: Treffpunkt Asyl und kein anderes Ziel verfolgen, als mir die Fell verrutscht. Darunter habe ich sowas Thomas de Maizière: „Die Sicherheitslage ruft zu einer Aktion am 1. Februar vor dem Sinne mit ihren bunten, süßen Flüssigkeiten wie ein menschliches Gesicht entdeckt. in Afghanistan kann jedenfalls nicht als all- Bochumer Rathaus auf. Am 11. Februar wer- zu verschleiern und mich auf ihre Seite des Dabei dachte ich immer, dass Kängurus gemein unsicher bezeichnet werden.“ Der den Menschen bundesweit einen Abschie- Spaßes zu ziehen. vegetarisch leben würden … Dieses hat CDU-Politiker ignorierte bereits bei seinem bungsstopp nach Afghanistan fordern: Ne- Besuch in Kabul im Februar 2016 gekonnt ben Berlin, Hamburg, Hannover und anderen den Selbstmordanschlag auf einen Polizei- deutschen Großstädten, wird auch in Düs- Jedes Jahr die gleiche Leier. Die Wildge- Muss ja so sein, wer würde sich schon am stützpunkt. Fragwürdig ist nicht nur die Ver- seldorf demonstriert werden. Seid dabei! wordenen sind los. Auch ich lasse mich helllichten Tag als Tier verkleiden? weigerung humanitärer Hilfe, sondern auch :Marcus Boxler Kein Entkommen bisweilen mitreißen und wage mich vor die wohl einen ganzen Menschen verschlungen und den Kopf nicht mehr runter bekommen. :Kendra Smielowski 1. FEBRUAR 2017 :bsz 1113 ZEIT:PUNKT U N D:SONST SO The floor is yours! Studierende und Forschende aus Bochum und dem Rest der Welt, werden dazu eingeladen, die Open Stage zu bespielen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Song-Darbietungen über den RUB Cam- Kurwa aber auch! Es ist polnische Woche an der RUB, denn: Die Kooperation mit dem Krakauer Stu- pus, Lip-Sync-Performances, PowerPoint-Karaoke und vieles mehr kön- 7 NACH:GESCHAUT Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens Der deutsche Stummfilm von 1922 mag dierendenwerk Bratniak ist 20 geworden. nen auf der Bühne präsentiert werden. Kasia fühlt sich zurzeit nicht sonder- aus heutiger Perspektive bisweilen (un- Nach dem Pierogi-Fressen aka All-You- lich kreativ, aber sie geht trotzdem hin – vielleicht wird sie inspiriert, sodass sie spontan freiwillig) komisch wirken, prägt das Gen- Can-Eat-Buffet geht es munter weiter doch noch eine Performance abliefert. Anmeldung unter [email protected] re des Horrorfilms aber weiterhin nach- zum • Jeden zweiten Dienstag, 19:30 Uhr. Musisches Zentrum (Theatersaal), RUB. Eintritt PowerPoint-Karaoke-Spezial. Es geht um Ruhm, Ehre und ein Freigetränk. Zeigt, was Ihr könnt und stellt eine Euch frei. tigen Verwendungsmöglichkeiten in der Sonntagswortklamauk Der einmal im Monat sonntags stattfindende Poetry Slam im Riff wird wie gewöhnlich von Slam-Urgestein Sebas- polnischen Sprache. tian 23 präsentiert. Als Slammende tre- • Donnerstag, 2. Februar, 20 Uhr. Hardys – ten in der Ausgabe #113 (bei so vielen unbekannte PPP vor. Das Themenspektrum reicht von polnischen Speisen bis hin zum Wörtchen „kurwa“ und seinen vielfäl- haltig. Friedrich Murnau erzählt in fünf Akten die Geschichte vom Vampir-Graf Orlok, der die fiktive Stadt Wisborg terro- selbst den Yukon entlang schwimmen, risiert – eine (nicht autorisierte und daher Inuits kennenlernen und mit Grizzlybären verfremdete) Adaption von Bram Stokers um das nackte Überleben wrestlen … Meisterwerk „Dracula“. • Dienstag, 7. Februar, 19 Uhr. Bahnhof Langendreer, Bochum. Eintritt 15 Euro, erm. 11 Euro. Der Klassiker ermöglicht Zeit- reise und Reise in eine andersartige, (alb)traumhafte Welt zugleich – traditio- Die Kneipe, Bochum. Eintritt frei. sind wir mittlerweile schon) auf: Ex-:b- Stille HeldInnen Im Rahmen der Bochumer DEFA-Tage der deutschen Film-AG zeigen RUB und end- Bierlej, Sim Panse, Eric Jansen. Special Veranstaltungsseite heißt: „Sehr geiler Von Jackie bis Melania Mit dem neuen US-Präsidenten zieht auch eine neue First Lady ins Weiße Haus in Washington. Im Laufe der 45 Präsi- station.kino fünf ausgewählte Filme zum Dorsch!“ dentschaften stachen dabei einige mehr Stummfilmkonzert mit Live-Musik • Sonntag, 5. Februar, 20 Uhr. Riff, Bo- und andere weniger hervor. Eine Ausstel- „Histoplasmose“ (2004) von Interzone chum. Eintritt 6 Euro. lung des Englischen Seminars beschäf- Perceptible: Industrial Sound Art trifft tigt sich mit den Damen – von Martha auf expressionistischen Horror-Klas- Besser wird es auch nicht, als sie aus der Oh, Canada! Washington über Jackie Kennedy bis siker – eine Dark-Ambient-Klangreise Einzelhaft in das Waschhaus „darf“. Nur Fünf Jahre ist er durch den sympathi- Michelle Obama und Melania Trump. Zur zwischen den Jahrhunderten. ihre Liebe zu ihrem Verlobten Hermann schen nördlichen Bruder der USA ge- Eröffnung können die Ausstellungsposter Reimers gibt ihr die Kraft, durchzuhalten. reist: Mit Anekdoten und Geschichten mit den Studierenden diskutiert werden. • Samstag, 4. Februar, 19:30 Uhr. Rott- • Samstag, 4. Februar, 17 Uhr. Endstation. gibt Thomas Sbampato Einblicke in • Mittwoch, 8. Februar, 18 Uhr. Blue Squa- str5-Theater Bochum. Eintritt: 13 Euro, Thema „Helden“. In „Die Verlobte“ muss die Kommunistin und Antifaschistin Hella Lindau für zehn Jahre ins Zuchthaus. kino, Bochum. Eintritt 8,50 Euro, erm. 7,50 Euro. sz-Redakteur Marek Firlej alias Marock Guest: Lampe. Wie es so schön auf der seine Zeit in Kanada und Alaska. So anschaulich, dass die BesucherInnen quasi re, Bochum. Eintritt frei. nell mit musikalischer Untermalung. :lux ZEIT:PUNKT erm. 7 Euro. IMPRESSUM :bsz – Bochumer Stadt- und Studieren- denzeitung Herausgeber: AStA der Ruhr-Universität Bochum – der Vorstand: Nur Demir, David Semenowicz u. a. Redaktion dieser Ausgabe: Benjamin Trilling (bent), Marcus Boxler (box), Dennis Rosinski (dero), Frederik Herdering (fah), Katharina Cygan (kac), Kendra Smielowski (ken), Andrea Lorenz (lor), Stefanie Lux (lux), Tobias Möller (tom) V. i. S. d. P.: Frederik Herdering (Anschrift s. u.) Anschrift: :bsz c/o AStA der Ruhr-Universität Bochum SH Raum 081 Universitätsstr. 150 44780 Bochum Fon: 0234 32-26900 E-Mail: [email protected] Im Netz: www.bszonline.de, facebook.com/bszbochum Auflage: 3.000 Druck: Druckwerk, Dortmund Bildnachweise: S.1: DKMS: Philipp Nico Krüger, S.3: Waschklaubär: kac (Bearbeitung), S.3: Podiumsdiskussion: fah, S.7: Filmicon: Dave Gandy, S.8 Protestbilder: TWA Die Artikel spiegeln nicht unbedingt die Meinung der gesamten Redaktion wider, sondern sind in erster Linie Werke ihrer VerfasserInnen. 8 SCHWER:PUNKT :bsz 1113 1. FEBRUAR 2017 Kampf um die Uni, die Stadt und den Dozenten Große Solidarität mit den BesetzerInnen BERLIN: Seit zwei Wochen halten Studierende der Humboldt-Uni das Institut für Sozialwissenschaften besetzt – aus Protest gegen die Entlassung von Andrej Holm. Die BesetzerInnen fordern unter anderem eine Rücknahme der Kündigung, bezahlbaren Wohnraum und mehr Mitbestimmung an der Uni. Ein Samstagmittag in Berlin. Es ist der zehnte sich gegen eine soziale und solidarische isa, eine der BesetzerInnen. „Die Verknüp- Tag der Besetzung des Instituts für Sozial- Wohnpolitik, die Berlin dringend braucht. fung von wissenschaftlicher Forschung mit friedlicher wissenschaften der Humboldt-Universität. Der Senat blockiert auf diesem Wege eine politischer Praxis durch die kontinuierliche wie kreativer Gegen 13 Uhr versammeln sich vor der fortschrittliche Mieten- und Wohnungspoli- Zusammenarbeit mit stadtpolitischen Initi- Protest – für die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz um tik, die im Interesse aller Berliner wäre“, so ativen war für viele eine große Inspiration.“ Wiedereinstellung Holms aber auch eine die 1.500 DemonstrantInnen: Studierende, die InitiatorInnen der Demonstration. „Bringt Kuchen mit, wir haben bessere Stadt und Uni, wie die BesetzerIn- MieterInnen, AktivistInnen. Auf einem gro- Der Sozialwissenschaftler und Kurz- ßen Fronttransparent steht: „Uni von unten, zeit-Staatssekretär für Wohnen in der rot- Recht auf Stadt.“ Ein Demonstrant hält ein rot-grünen Landesregierung Andrej Holm Seit Tagen hängt aus dem Institut ein Tran- Hochschulen sind in unseren Augen Teil ein Schild in die Höhe, die Aufschrift: „Lasst den stand nicht nur der HausbesetzerInnen- spi: „Holm muss gehen, wir bleiben.“ Gefor- und desselben Prozesses: Die Ausbreitung Studenten ihren Dozenten.“ Denn darin sind Szene nahe, sondern hatte auch als Dozent dert wird aber auch „eine Wohnungspolitik von Konkurrenzlogiken und Marktmecha- sich viele in Berlin einig: Die Kündigung An- einen guten Ruf: „Andrej hat in all seinen Se- im Interesse der Mieter und Mieterinnen, nismen in alle gesellschaftliche Sphären“ drej Holms (siehe Chronik) als Staatssekre- minaren stets für eine aktive Einbeziehung nicht im Interesse der Investoren und In- Die Besetzung soll auf unbestimmte Zeit tär und Dozent war keine arbeitsrechtliche, studentischer Interessen gesorgt. Dadurch vestorinnen“, wie es im Besetzungsmani- fortgesetzt werden, wie es auf Anfrage der sondern politische Entscheidung. „Die Ent- genoss er unter der gesamten Studieren- fest heißt, das auf einer Pressekonferenz :bsz heißt: „Der gegenwärtige Konsens un- lassung Holms als Staatssekretär richtet denschaft große Beliebtheit“, erzählt Lou- vorgestellt wurde. Eingeladen wurden alle ter den Besetzer*innen ist, dass wir so lan- Angestellten der Uni, um bei Kaffee und ge bleiben, bis unsere Forderungen erfüllt Kuchen über die Forderungen zu sprechen. werden, allen voran die Wiedereinstellung Aber, fügen sie hinzu: „Bringt Kuchen mit, Andrej Holms.“ keinen Backofen!“ nen erklären: „Die herrschende Wohn- und Sozialpolitik und die Neoliberalisierung der wir haben keinen Backofen“. :Benjamin Trilling Denn drinnen haben sich basisdemokratische Strukturen gebildet: Unterschiedliche Arbeitsgruppen organisieren eine Küfa (Küche für alle), sprechen mit der Presse oder stellen ein Programm aus Workshops, Kino oder Konzerten zusammen. So gab es Sonntagmittag einen Workshop zum Thema „Refugee strike“, Abends eine Podiumsdiskussion und zum Abschluss eine Filmvorstellung. „Jede*r, der*die eigenes Wissen einbringen möchte, egal ob Professor*in, Student*in, Aktivist*in oder andere*r Interessierte*r, ist eingeladen, bei der Programm-AG einen Workshop oder einen Vortrag anzumelden.“ Chronik der Ereignisse Montag, 16. Januar: Andrej Holm (parteilos) erklärt seinen Rücktritt als Bausekretär der rot-rot-grünen Landesregierung und kommt damit einer Entlassung durch den Senat zuvor. Vorangegangen war eine Kampagne über Holms falsche Angaben über seine Stasi-Vergangenheit. KritikerInnen warfen jedoch ein, dass Holm als Gegner von Gentrifizierung und Immobilienspekulation gehen musste. Mittwoch, 18. Januar: Die Präsidentin der Humboldt-Universität Sabine Kunst erklärt am Nachmittag auf einer Pressekonferenz, dass Andrej Holm entlassen wird. Begründet wird der Schritt damit, dass Holm bei seiner Einstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter falsche Angaben zu seiner Vergangenheit als Angehöriger der Stasi gemacht habe. Während der Pressekonferenz kommt es zu lauten Protesten von Studierenden. Unmittelbar nach Holms Entlassung twittert der SoWi-Fachschfatsrat: „Studis übernehmen die Veranstaltung! Das Institut ist besetzt.“ Dienstag, 24. Januar: Die BesetzerInnen stellen auf einer Pressekonferenz ihr Manifest vor. Längst geht es nicht mehr nur um die Wiedereinstellung Holms. So fordern sie unter anderem auch eine Wohnpolitik im Interesse der Bevölkerung und ein Stopp der Ökonomisierung von Forschung und Lehre zugunsten einer Demokratisierung der Uni. :bent Plan B: Stadtsoziologie Hochschule: Falls Andrej Holm nicht wiederkehren sollte, verlangt die Initiative „Uni von Unten“ die Schaffung einer neuen, unbefristeten Stelle am Lehrstuhl der Stadtund Regionalsoziologie. Diese Forderung veröffentlichte die Initiative am 18. Januar via Twitter. Die neue Stelle solle jedoch nur dann geschaffen werden, wenn Holm nicht wieder, wie primär gefordert, an der HU Berlin eingestellt und als Staatssekretär für Wohnen eingesetzt würde. Begründet wird diese Forderung damit, dass mit dem Wegfall Holms „ein kritisches Studium zunehmend erschwert“ werde. Dem gelte es entgegen zu wirken. Im Studienfach der Stadt- und Regionalsoziologie, welches an der HU Berlin eine Professorinnen-Stelle vorweist und zu den Sozialwissenschaften gehört, beschäftigen sich Studierende mit der Beziehung zwischen Gruppen und dem städtischen Raum oder der Region. Fragen, die in der Forschung geklärt werden, drehen sich daher um soziale Probleme wie Slums oder Landflucht; seit den Achtzigern sind auch Gentrifizierung und Globalisierung Schwerpunkte der Forschung. :lor
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