bsz-Ausgabe 1113 vom 01. Februar 2017 - Bochumer Stadt

:bsz
DEINE
BOCHUMER STADT- &
STUDIERENDENZEITUNG
AUSGABE 1113
1. FEBRUAR 2017
DICKE LUFT?
RUB gibt Entwarnung
in Sache PCB in der
G-Reihe.
3
GREAT FEAR?
Individuals are sent
back to their countries
of origin.
4
COOLE RIFFS?
KuCaf lädt zum Circle
Pit und zur „Rock Uni
Bochum“.
5
SAFE SPACE?
Diskussionen
an
der Universität mit
Snowflakes sind okay.
6
:bsz ank – Die Glosse
Gerade zwei Wochen ist es her, dass
die RUB-Mensa von der Tierschutzorganisation PETA als veganfreundliche
Mensa ausgezeichnet wurde. Beson-
Leere Stühle, traurige Gemüter: Plötzlich sind die neuen FreundInnen weg. Meist bleibt nicht mal Zeit, sich zu verabschieden.
Karikatur: kac
Wenn Menschen auf einmal weg sind
GEFLÜCHTETE: Am 24. Januar fand die zweite Sammelabschiebung nach Afghanistan statt. Nur so sei
laut Bund eine funktionale Asylpolitik zu betreiben. Von vielen Seiten hagelt es Kritik an diesem Vorgehen.
deres Lob gab es dabei für die Aktionswochen und das täglich wechselnde
Nordrhein-Westfalens
Geflüchtetenpo-
tan nicht annähernd als „sicheres Her-
die Abschiebungen und erzählt, was er
vegetarische Angebot. Bei letzterem
litik gibt zu bedenken. Während sich
kunftsland“. Was Treffpunkt Asyl oder
von der Geflüchtetenpolitik der Regie-
hat sich die Küche – wohl vom Ruhm
Innenminister Jäger positiv zu den
die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum
rung hält (Seite 6).
angespornt – am Mittwoch an einem
Abschiebeverfahren und den freiwillig
zum Thema sagen, erfahrt Ihr im Innen-
avantgardistischen vegetarischen Ge-
Ausreisenden äußert, kritisieren andere
teil (Seite 4) – passenderweise als :bsz
richt versucht: Ein Erbseneintopf mit
vorschnelles Handeln. Denn: Laut UN
international auf Englisch. Außerdem
Mettwurst (mit Schweinefleisch) oder
Refugee Agency (UNHCR) gilt Afghanis-
kommentiert unser Redakteur Marcus
:Die Redaktion
MEHR AUF SEITE 4 UND 6
einem leckeren trockenen Brötchen.
Es wäre den – sich ausschließlich
carnivorisch E(h)rnährenden- natürlich nicht zumutbar keine Fleischalternative für das Vegetarische Gericht
anzubieten.
Zugleich erfreuen sich
trockene Brötchen als Alternative zu
Typisierungsaktion für DKMS
KNOCHENMARKSPENDE: Werbung für die Sache und 432 neue potenzielle SpenderInnen. Das ist das
Ergebnis der 4. Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS).
Schnitzel und Wurst schon seit jeher
großer Beliebtheit. Spaß beiseite: Die
Diese wird an der RUB traditionell vom
Mensa hat oft gezeigt, was für tolle
AStA organisiert. Es seien zwar weniger
vegetarische Gerichte möglich sind:
neue Typisierungen als in den Vorjahren,
Sehr zu empfehlen sind etwa das
aber man sei dennoch sehr zufrieden, sagt
Mussten die Kosten für eine
Curry und die Kohlrouladen. Gerade
AStA-Referent Philipp Nico Krüger. Jährlich
Typisierung früher noch
darum ist es bitter, wenn statt einer
erkranken bis zu 12.000 Menschen allein
selbst getragen werden,
außerdem den fast 60 eh-
hochwertigen vegetarischen Beilage
in Deutschland an Blutkrebs, in nicht weni-
übernimmt
renamtlichen
eine olle Semmel am Tellerrand liegt.
gen Fällen verläuft die Erkrankung tödlich.
diese heute, dank Spen-
Doch eine Knochenmarkspende kann das
dengeldern, komplett. Und
Überleben sichern – wenn einE passendeR
so lassen sich vor allem bei
SpenderIn gefunden wird. Deshalb kämpft
großangelegten Aktionen wie
die DKMS seit 1991 dafür, dass sich mög-
am vergangenen Dienstag auf dem
lichst viele Menschen in der Datei registrie-
Campus viele Menschen typisieren. Mittler-
tionen findet ihr unter www.dkms.de. Wer
ren lassen. Und das ist erstaunlich einfach:
weile umfasst die Datei über sechs Millio-
die Aktion verpasst hat, kann dort auch ein
Mit einem Wangenabstrich wird Zellmateri-
nen potenzielle SpenderInnen und soll wei-
Registrierungsset anfordern.
al aufgenommen, aus dem im Labor Gewe-
ter wachsen. Auch deshalb will der AStA in
:fah
BESUCHE UNS IM NETZ
Alle Artikel und mehr im Internet unter:
www.bszonline.de
www.facebook.de/bszbochum
bemerkmale analysiert werden.
Kostenlose Registrierung
die
DKMS
Zukunft weiter Aktionen für Bochum organisieren. „Solange wir im Amt bleiben, werden wir uns für die Veranstaltung
einsetzen“ erklärt Philipp.
Besonderer Dank gelte
HelferInnen
sowie dem Fachschaftsrat
Medizin, der mit Fachwissen
vor Ort für Aufklärung sorgte
und die Verpflegung der HelferInnen mitorganisierte. Weitere Informa-
Gastautorin :Katrin Skaznik
2
UNI:VERSUM
1. FEBRUAR 2017
:bsz 1113
Neuer AStA der Uni Duisburg-Essen steht in der Kritik
HOCHSCHULPOLITIK: Auf dem Blog „ruhrbarone“ wurde die neue Koalition als „Querfront-AStA“ angegriffen. Denn vertreten ist unter anderem auch der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Die neue AStA-Vorsitzende Nadine Bendahou (IL) widerspricht der Kritik.
Am 20. Januar wählte das Studierenden-
dem Vorgänger-AStA: Die Schließung
parlament der Universität Duisburg-Essen
der Gebetsräume durch das Rektorat sei
einen neuen AStA: Damit löst eine Koa-
einfach hingenommen worden. Seither
lition aus Internationaler Liste (IL), den
beten gläubige Studierende in der Biblio-
fachschaftsnahen Antihelden (L.a.m.a.),
thek oder an anderen Orten des Campus.
den Unabhängigen Demokraten (UD), der
Entsprechende
FDP-nahen Liberalen Hochschulgruppe
fehlen schlichtweg. So erklärt die neue
(LHG) sowie dem RCDS die bisherige
AStA-Vorsitzende Nadine Bendahou, die
Koalition aus Grüner Hochschulgruppe
auch Landessprecherin der linksjugend
(GHG), Linker Liste (LiLi) und den SPD-na-
NRW ist: „Viele Studierende kommen auf
hen Jusos ab. Die linke Studierendenver-
uns zu und sagen, wir wollen Räume zum
tretung war insgesamt vier Jahre im Amt.
Beten und dafür nicht in die DiTiB-Mo-
„Wir waren ein AStA, der emanzipatori-
schee.“ Genauso soll aber auch ein Raum
sche Politik betrieben hat“, heißt es auf
der Stille geschaffen werden, in den sich
der Homepage. „Wir hoffen, dass all das,
alle Studierenden zurückziehen können.
was wir erreicht haben und was wir noch
Weitere wichtige Ziele des Koalitionsver-
erreichen wollten, vom neugewählten
trags des neuen AStA seien, die Digitali-
AStA weiterhin verfolgt wird.“
sierung des Campus voranzutreiben und
„Querfront-AStA“. Für Nadine Bendahou
Landessprecherin des NRW-Jugendver-
mehr Transparenz zu schaffen.
unhaltbare Vorwürfe: „Das ist eine Un-
bandes der Linken aus ihrer politischen
verschämtheit. Den AStA kann man als
Gesinnung heraus schwer gefallen, mit
vieles bezeichnen, aber nicht als neu-
konservativen Kräften zusammenzuarbei-
Die Internationale Liste (IL) hatte sich
erst im letzten Herbst gegründet. Das erklärte Ziel: Bisher vernachlässigte migran-
Räumlichkeiten
dafür
Kritik an Koalition mit RCDS
Ein Zeichen gegen rassistische Hetze: Der neue AStA der Uni Duisburg-Essen beteiligte
sich auch an den Protesten gegen den AfD-Parteitag in Oberhausen.
Foto: AStA der Uni Duisburg-Essen
tische Studierende sollen stärker vertre-
Neben der IL gibt es einen weiteren Ge-
rechts oder als Querfront.“ So arbeite der
ten. „Die Koalitionsgespräche haben aber
ten werden. Dazu gehören die Schaffung
winner der neuen Koalition: Der RCDS
RCDS auch im Bündnis gegen Rassismus
ergeben, dass wir mit ihnen konstruktiv
von interkulturellem Austausch zwischen
wird mit drei Listenmitgliedern vier Pos-
mit, der neue AStA beteiligte sich unter
für die Studis zusammenarbeiten kön-
den KommilitonInnen, aber auch ein
ten besetzen. Doch genau das ist einer
anderem an den Protesten gegen den
nen“, erklärt die 21-Jährige.
Gebetsraum für gläubige Studierende.
der Kritikpunkte: So sprachen die ruhrba-
AfD-Parteitag am vergangenen Sonntag
Denn das sei einer der Kritikpunkte an
rone in einem Beitrag prompt von einem
in Oberhausen. Gleichwohl sei es der
:Benjamin Trilling
Integration durch Austausch
News:Ticker
KULTUR: Das International Office der Ruhr-Universität Bochum und das Erasmus Student Network Bochum
(ESN) luden am 24. Januar zum Syrischen Abend. Weit über 300 GästInnen fanden ihren Weg ins KuCaf.
• 19. Januar: Bei der Bücherspendenaktion für bedürftige Kinder (siehe
:bsz 1108) kamen 25 Umzugskisten
Mehr als nur eine Plattitüde – Kultureller Austausch bedeutet, dass man mit Menschen in
Lesestoff zusammen, die in Caritas-Be-
Crashkurs: Syrische Kultur
ratungsstellen auf neue BesitzerInnen
warten. Mehr Informationen unter:
Kontakt tritt. RUBiss (RUB international stu-
Ein Schild mit der Aufschrift „Arabischkurs“
dent services) veranstalten in Kooperation
lud ein, sich der Sprache zu nähern: „Man
tinyurl.com/BlueSquare-Buecherspende
mit ESN jedes Semester kulturelle Abende.
konnte seinen Namen in arabischer Schrift
• 24. Januar: Bis zum 30. April bei Cam-
Im Rahmen des von RUBiss initiierten Pro-
schreiben und einfache Begriffe lernen wie
pus RuhrComer, dem Newcomer-Festi-
gramms INTEGRA-12 sollen Menschen mit
zum Beispiel ‚Guten Morgen‘, ‚Danke‘ und
val der studentischen Bands, bewerben.
Fluchthintergrund für ihren Studieneinstieg
‚Bitte‘“, berichtet Anas Obiad, der selbst an
Alle Infos: campus-ruhrcomer.de/
in Deutschland vorbereitet werden. Durch
INTEGRA teilnimmt und die GästInnen zum
• 25.
Sprachkurse und ein weiterführendes pro-
Syrischen Abend begrüßte. Große Begeiste-
das 20.000ste Mitglied im Ehemali-
pädeutisches Programm werden so Kompe-
rung entfachte das Essen: vor allem die tra-
gen-Netzwerk RUB-Alumni. Mehr hier:
tenzen vermittelt, die für Studium und Beruf
ditionelle Nascherei Halauiet al schbn ver-
news.rub.de
unabdinglich sind. Mit dem Syrischen Abend
süßte vielen das Programm. „Dann kam die
• 30. Januar: Polnische Woche des
motiviert das Veranstaltungsteam gemein-
Bauchtanzgruppe. Es war total schön mit ty-
Akafö mit kulturellen und gastronomi-
sam mit den INTEGRA-TeilnehmerInnen
pischen arabischen Tänzen und Live-Musik
schen Highlights wie Impro-Theater
zum interkulturellen Austausch.
im Anschluss. Besonders schön fand ich,
oder polnischem Buffet. Mehr Infos:
dass die Deutschen dann mit uns tanzen
und feiern wollten“, resümiert Anas weiter.
Mentalität erfahrbar machen
Phrasen und Namen: Über den Arabischkurs wird das kulturelle Potential der
Sprache vermittelt.
Foto: Dennis Breuer
Wozu Sprache? Beim Essen verständigen sich alle über zwei Buchstaben:
Mmmmhhh!
Foto: Dennis Breuer
Januar:
Susanne
Budde
ist
tinyurl.com/akafoe-polnischewoche
:Die Redaktion
Sorry
Möglich wurde das vielseitige Angebot
nal Office, dass „verschiedene Aspekte der
erst durch „tatkräftige Unterstützung“ Stu-
Lebensweise im Rahmen des Abends ver-
dierender, die als HelferInnen, Köche und
mittelt“ werden sollten. In den vergangenen
die AfD keinen Sitz im Düsseldorfer
Köchinnen und Assoziierte des Internatio-
Jahren häuften sich tendenziöse Medienbe-
Studierendenparlament hat. Da ist uns
nal Office dabei waren, betont Ina Hierath.
richte. In Gegenüberstellung dazu statuiert
leider ein Fehler unterlaufen, da die
Sie und Katrin Gildemeister koordinierten
der Syrische Abend im KulturCafé ein Exem-
AfD-nahe „Campus Alternative“ dort seit
die Engagierten. Im Gespräch mit der :bsz
pel für gelungenen interkulturellen Dialog.
November 2016 im StuPa sitzt.
betonen die Mitarbeiterinnen des Internatio-
:Marcus Boxler
Eine Grafik in der :bsz 1112 zeigt, dass
1. FEBRUAR 2017
:bsz 1113
UNI:VERSUM
3
PCB-Entwarnung an der RUB
CHEMIKALIENBELASTUNG: PCB – für viele Leute mag dies ein Begriff sein, mit dem nicht viel anzufangen ist. Das ist nicht verwunderlich, denn „polychlorierte Biphenyle“ sind nichts mit dem man heutzutage noch oft in Kontakt tritt.
Jene Substanzklasse (im folgenden PCB
chen Konsequenzen daraus resultieren
nagement der RUB, „wird nur in wenigen
können, werde stattdessen der Weg einer
genannt) steht im Verdacht, krebser-
könnten. Die RUB hat in den vergangenen
Gebäuden oder Räumen überschritten
„Vorabsanierung“ gegangen, so Grosche.
regend zu sein und wurde früher oft in
Jahren sehr viel unternommen, um dieser
– sie werden auch für Studenten und
Die Gebäude werden von Teilen der Be-
Dichtungsmaterial oder Lack verwendet.
Problematik effizient entgegenzuwirken.
Mitarbeiter der RUB als nicht weiter be-
lastung befreit, sodass die Konzentration
Wie die :bsz in vergangenen Ausgaben
Die maximale Arbeitsplatzkonzentra-
nutzbar gekennzeichnet“. Seit 2013 ist die
von „möglicherweise bedenklich“ zu „un-
berichtete (zum Beispiel in :bsz 1013 und
tion von PCB beträgt laut neuesten Richt-
Sanierung bezüglich der PCB Belastung
bedenklich“ herabgestuft werden kann,
:bsz 1066) ist die RUB vor allem im Be-
linien 0,003 mg/m³, was 3 µg/m³ bzw.
an der RUB in die Tat umgesetzt worden,
bis die Kernsanierung zu „absolut unbe-
reich der N-Reihe und der G-Gebäude mit
3000 ng/m³ entspricht. „Dieser Wert“, so
durchaus auch mit sehr großem Erfolg.
denklich“ stattfindet.
PCB belastet, da zum Zeitpunkt der Errich-
Dr. Robert Grosche, ständiger Vertreter
Die Belastung innerhalb einiger Gebäude
tung nicht klar war, welche gesundheitli-
der Kanzlerin für Bau- und Gebäudema-
wurde nach der Sanierung sogar soweit
Biomonitoring für MitarbeiterInnen
reduziert, dass sie unterhalb der Nach-
Angestellte, welche in den etwas älteren
weisgrenze waren, also vollkommen un-
Gebäuden der G-Reihe arbeiten, sind einer
bedenklich.
deutlich höheren Exposition bezüglich
Da immer noch einige Seminarräume
PCB ausgesetzt, da sie eine weit längere
genutzt werden, in denen zwar eine erhöh-
Zeit an einem PCB-belasteten Ort verwei-
te, wenngleich unbedeutende (da geringer
len, als es zum Beispiel Studierende tun.
als 3000 ng/m³) Belastung vorherrscht,
„Die RUB hat in den vergangenen Jahren
neigen einige Leute dazu , die Nutzung die-
bei Mitarbeitern, welche dauerhaft ei-
ser Räume zu überdenken. Dem größten
ner PCB Belastung ausgesetzt sind ein
Teil der Belastung ist durch simples Lüften
Biomonitoring eingeführt, um gesund-
fünf Minuten vor Verlassen des Raumes
heitlichen Besorgnissen oder Bedenken
(um PCB-belasteten Staub und PCB in der
nachzukommen. Bis zum heutigen Tag al-
Luft zu entfernen) beizukommen.
lerdings wurden keine Konsequenzen der
Vorabsanierung für eine bessere Zeit
Exposition gefunden“, so Grosche.
Da an der RUB nicht alle Gebäude mit
Alte G-Reihe: Hier ist die PCB-Belastung höher als in den neueren Gebäuden.
Foto: lor
:Dennis Rosinski
sofortiger Wirkung kernsaniert werden
Kamera adé
(Be)frei(t)e Wissenschaft
URTEIL: Ehemaliger Finanzreferent des RUB-AStA soll 4.000 Euro veruntreut haben. Das Amtsgericht verurteilt ihn zu 2.400 Euro Geldstrafe.
PODIUMSDISKUSSION: „Free Science! – Wissenschaft zwischen
Goethe und Kommerz“ hieß es am Samstag im Blue Square.
Auf einer der letzten AStA-Sitzungen des 47.
es Probleme mit dem Zoll gebe, erinnert
SprecherInnen aus verschiedenen Fach-
sondern mit einem „ich habe eine Lösung“
Studierendenparlaments (StuPa) im Febru-
sich Sven Heintze, der zu dem Zeitpunkt im
richtungen traten in einen offenen Dialog
zu beantworten.
ar 2015 hat der AStA die Anschaffung eines
AStA-Vorstand tätig war.
mit dem Publikum. Nach kurzer Vorstellung
„Top Scientist = Top fundraiser“?
neuen HD-Camcorders beschlossen. Der
Nach mehreren Versuchen, Informatio-
durch alle Beteiligten gab es zwei Keyno-
Camcorder für das Öffentlichkeitsreferat
nen von dem Studenten über den Verbleib
te-Vorträge zur Anreicherung der nachfol-
Den zweiten Vortrag hielt der Wissen-
sollte dazu dienen, AStA-Veranstaltungen
des Geldes zu bekommen, wurde eine ano-
genden Podiumsdiskussion. Im Anschluss
schaftsphilosoph Prof. Hans Radder. Er
aufzuzeichnen und online für diejenigen ver-
nyme Anzeige gegen ihn erstattet.
an die Diskussion wurden die GewinnerIn-
übte Kritik an der zunehmenden Hierar-
fügbar zu machen, die nicht direkt teilnehmen können.
Schnelle Reaktion
nen eines Kreativwettbewerbes ausgezeichnet.
chisierung, Bürokratisierung und Einflussnahme der freien Wirtschaft
Der neue AStA des 48. StuPa hat unter
Die NAWI, für die der Referent im AStA tätig
dem Vorsitzenden David Schmidt (NAWI)
war, hat ihm zeitnah „in einem Listenaus-
und Finanzreferent Jan Heinrich (erst NAWI,
schlussverfahren einstimmig die NAWI-Mit-
… die Wirkungen deiner Hand-
Rolle von PR-Formeln wie der
später JUSO) im März 2015 den ehemali-
gliedschaft aberkannt“, so Grabowski. Auch
lungen verträglich sind mit der
Obenstehenden und dem so
gen Referenten beauftragt, den Camcorder
AStA und StuPa haben ihn als AStA-Referen-
Permanenz echten menschli-
zu besorgen.
ten entnannt.
chen Lebens auf Erden.“ – Hans
„Handle so, dass …
auf die Forschung. Besonders
kritisierte er die problematische
genannten „Journal Impact Factor“, einer errechneten Zahl, die den
Dem AStA-Vorsitz gegenüber soll der,
Der wegen Veruntreuung angeklagte
zu dem Zeitpunkt im Referat für Hochschul-
Referent wurde vom Bochumer Amtsgericht
tologen und Geobiologen Prof. Dr. Reinhold
zeitschrift wiedergibt. Die Forschung würde
politik tätige, Referent angegeben haben,
zu einer Geldstrafe von 2.400 Euro verurteilt.
Leinfelder ging es um das anthropozäne,
dadurch den wirtschaftlichen Interessen
„den HD-Camcorder nicht auf Rechnung
„Durch das Urteil sehen wir uns in der
übersetzt „das vom Menschen gemachte“,
hintenangestellt.
kaufen zu können“, so Christian Grabowski,
damaligen Entscheidung bestätigt, die Zu-
Zeitalter. Er richtete sich gegen die polemi-
An der abschließenden Podiumsdis-
Referent für Service und Öffentlichkeits-
sammenarbeit mit dieser Person zu been-
sche Formulierung, dass die Menschheit
kussion nahmen unter anderem Dr. Thomas
arbeit und deshalb habe man ihm einen
den“, sagt David Semenowicz, derzeitiger
die Krankheit des Planeten sei, und verwies
Grünewald, Dr. Beate Konze-Thomas, Dr.
Scheck über 4.000 Euro ausgestellt.
Finanzreferent des AStA. Weitere rechtliche
auf die Verantwortung der Wissenschaft.
Peter Nussbaumer und Prof. Eckhard Weid-
Schritte seien eingeleitet, um den verursach-
Diese sei zentral, um die Zukunft als Mög-
ner teil. Themen waren der gesellschaftliche
ten Schaden der Studierendenschaft und da-
lichkeitsraum zu begreifen und zu gestal-
Nutzen von Wissenschaft, die Frage, woher
mit bestehende Ansprüche zu befriedigen.
ten. Wissenschaft 4.0 bedeutet für ihn, die
die zunehmende Kommerzialisierung käme
denn die Camcorder bliebe, entgegnete der
dringenden Fragen der Gesellschaft nicht
und Kritik am Peer-Review-System.
Referent, dass es noch dauern würde, weil
länger mit einem „Das habe ich gelernt“,
Lange gewartet, niemals gesehen
Nach mehrmaliger Rückfrage des AStA, wo
:Kendra Smielowski
Jonas. Im ersten Vortrag vom Paläon-
Einfluss einer wissenschaftlichen Fach-
:Frederik Herdering
4
WELT:STADT
1. FEBRUAR 2017
:bsz 1113
You have to leave – Now!
:BSZ INTERNATIONAL: In 2015 and 2016, 162 people were deported from Bochum, while 376 people – who were obliged to leave the
country – underwent a controlled voluntary departure. Aid organisations criticise these actions sharply.
On December 15, 2016 – right after the first
such measures responsibly and cautiously
that, if people refuse to take this opportuni-
Antonia Kreul of the Medizinische
collective deportation of 34 Afghan men –
as well as determinedly and consequently.”
ty, “applicable law has to be consequently
Flüchtlingshilfe Bochum (MFH) offers ad-
enforced and departure asserted”.
vice to unattended underage refugees
Federal Minister of the Interior, Thomas de
Although the UN Refugee Agency (UN-
Maizière, stated: “Such repatriation measu-
HCR) recently published a report which sta-
res are important and necessary in order to
tes that “the entire national territory of Af-
keep our asylum system functioning. I con-
ghanistan is affected by an internal armed
In 2015 and 2016 combined, Bochum has
German legislation. Lately, she noticed
sider it important to execute and continue
conflict”, a second collective deportation
deported 162 individuals, of which 40 were
that more and more clients from Afgha-
has been executed
legally incarcerated. Further 376 individu-
nistan or other so-called “safe countries
on January 23.
als were obligated to leave the country and
of origin” approach the MFH because their
In the past year,
offered the opportunity to proceed with a
asylum applications have been declined.
North Rhine-West-
controlled voluntary departure. There is no
They fear deportation which results in a
phalia (NRW) has
data in Bochum’s records concerning the
panic, especially amongst young, single,
conducted 26,611
country of origin for this. Thus, it is not pos-
male, asylum seekers.
departures in ge-
sible to say if and how many people were
neral,
sent to Afghanistan.
of
which
In light of the current collective deportations and possible future deportations,
so-called voluntary
says: “The problem of course affects other
various organisations will hold demons-
basis. NRW’s Inte-
states in war zones and conflict areas;
trations. At 2 p.m. on February 1, Treff-
rior Minister Ralf
Afghanistan just is the most striking ex-
punkt Asyl will gather supporters in front
Jäger says: “The
ample.” He further criticises the voluntary
of the Bochum Townhall for a rally while
voluntary departure
departures: “Those who volunteer to leave
the council is in session discussing de-
is the most huma-
are facing enormous pressure and often
portations to Afghanistan. Additionally,
ne,
and
choose this possibility solely because
on February 11, there will be a demonst-
most cost-efficient
they want to avoid an imminent nocturnal
ration in Düsseldorf to protest against the
way.” However, he
deportation, which could be a traumatic
deportations on a federal level.
also
experience for them and their relatives.”
easiest
emphasises
JOURNALISMUS: Pressefreiheit in der Türkei so gut wie abgeschafft.
Das Online-Magazin „Özgürüz“ informiert nun aus Deutschland.
:lux
Auf www.ozguruz.org finden sich eine
türkische und eine deutsche Version des
Repression und Zensur
neuen Mediums, das die Menschen in der
In der Folge des gescheiterten Putsches im
Türkei mit unzensierten Nachrichten ver-
Juli 2016 verschlechterte sich die Situation
sorgen will. „Özgürüz“ bedeutet übersetzt
von JournalistInnen in der Türkei drastisch:
„Wir sind frei“. Verantwortlich sind die
Erdoğan ließ unter dem bis heute gelten-
hierzulande im Exil lebenden türkischen
den Ausnahmezustand gegen die opposi-
Journalisten Can Dündar und Hayko Bağ-
tionellen Medien vorgehen. Seither wurden
dat sowie das Recherchezentrum „Cor-
um die 170 Zeitungen, Verlage, Radio- und
rectiv“.
Fernsehsender sowie Nachrichtenseiten
Der auch in Westeuropa bekannte
geschlossen. Fast 150 JournalistInnen und
Can Dündar war Chefredakteur der re-
MedienarbeiterInnen sitzen im Gefängnis
nommierten
Tageszeitung
und mehr als 2.500 haben ihre Arbeit verlo-
„Cumhuriyet“. Jenes linksliberale Blatt
ren. Durch Nachrichtensperren, Entzug jour-
steht in Opposition zum Regime von
nalistischer
Präsident Recep Tayyip Erdoğan und be-
Strafverfahren und das Verhindern von Wer-
richtete über eine (2014 erfolgte) Waffen-
beanzeigen wird regierungskritische journa-
lieferung des türkischen Geheimdienstes
listische Arbeit fast unmöglich gemacht.
türkischen
Akkreditierungen,
unzählige
MİT nach Syrien, die mutmaßlich an die
Die Internetseite von Özgürüz ist in der
Terrororganisation „Islamischer Staat“
Türkei noch vor Beginn der Berichterstat-
ging. Dafür wurde Dündar im Mai 2016
tung gesperrt worden – offiziell „zum Schutz
wegen „Veröffentlichung von Staatsge-
der nationalen Sicherheit und öffentlichen
heimnissen“ zu knapp sechs Jahren Ge-
Ordnung“. Doch Internetzensur lässt sich
fängnis verurteilt. In einem gesonderten
technisch umgehen. Und die bereits mehr
Verfahren wegen „Unterstützung einer
als 33.400 Follower auf Twitter deuten auf
Terrororganisation“ droht ihm zudem le-
ein ordentliches LeserInnenpotential hin.
benslange Haft. Dündar floh deswegen
nach Deutschland.
Protests in Bochum and Düsseldorf
Hans Hudde of Treffpunkt Asyl Bo-
on
Gegen Erdoğans Diktatur
Auszeichnung: Das Bochumer
Knappschaftskrankenhaus
wurde nach den Vorgaben der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft
als erstes Wirbelsäulenzentrum
im Ruhrgebiet zertifiziert. Damit
ist es nach Köln und Münster das
dritte in NRW; insgesamt gibt es
zehn in Deutschland.
„Diese Auszeichnung macht
uns sehr stolz, weil von unabhängiger Seite die hohe Qualität in der
Behandlung von Erkrankungen der
Wirbelsäule bestätigt wurde,“ so
Professor Kirsten Schmieder, Direktorin der Neurochirurgischen
Klinik. Kriterien für die Vergabe der
Auszeichnung sind unter anderem
eine ausreichend hohe Zahl an
operativen Wirbelsäuleneingriffen
aller Schwierigkeitsgrade sowie
Qualitätsmerkmale wie 24-stündige Notfallversorgung. Zudem
muss die Klinik wissenschaftliche
Aktivitäten auf dem Gebiet der
Wirbelsäulenforschung nachweisen können. Neben der Behandlung von Verschleißerkrankungen
der Wirbelsäule ist die Klinik auf
die Therapie von Tumorerkrankungen und entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert.
procedure, their right of residence, and the
chum, an aid organization for refugees,
executed
Wirbelsäulenzentrum
in Bochum
and young adults concerning the asylum
a
21,490 have been
Deportations Bochum implemented: Afghanistan is not yet on
the list.
Bearbeitung: tom
The situation in Bochum
Gastautor :Patrick Henkelmann
:Tobias Möller
Baubeginn
Sozialtherapeutische Anstalt
Kriminalität: Der Bau der Sozialtherapeutischen Anstalt (Sotha)
für bis zu 80 Sexualstraftäter in
Bochum soll nach sehr langer
Verzögerung noch dieses Jahr
beginnen.
Eine Sprecherin des Bau- und
Liegenschaftsbetriebs
(BLB)
sagte gegenüber „radiobochum“,
dass bezüglich der Vergabe von
Aufträgen momentan allerdings
noch ein Gerichtsverfahren laufe.
Man gehe davon aus, dass die
Anstalt bis 2019 fertiggestellt
werden könne. In der offiziellen
Ausschreibung war dafür der Dezember 2016 genannt worden.
Bereits im Januar 2009 kündete das Justizministerium NRW
an, die Sotha von Gelsenkirchen
nach Bochum zu verlegen. Aufgrund baulicher Mängel und einer
notwendigen Erweiterung, die an
diesem Standort nicht zu realisieren war.
Die Dienstwohnungen der
auf dem zu bebauenden Gelände
Wohnenden wurden bis 2010 bereits leergezogen. Seitdem kam
es zu zahlreichen Verzögerungen
durch Personalwechsel oder den
Denkmalschutz. Das Parkhaus
steht bereits.
:tom
KULTUR:SCHOCK
1. FEBRUAR 2017
:bsz 1113
5
Rock zu Beginn und Roll zum Ausklang
MUSIK: „You ready to get some?“ hieß es am Abend des 26. Januar im KulturCafé. Mit der Veranstaltung „Rock Uni Bochum“ richteten sich AStA und Boskop an alle Fans eines Genres, das in sich kaum diversifizierter sein könnte.
Im Vorbericht der :bsz-Ausgabe 1112
allem beim Song „Sackless Beverages“
schwelgt Schlag-
wurden die vier geladenen Bands vor-
spürte man die Adrenalinwellen durch
zeuger
gestellt:
Gründungsgeschichten,
das Publikum rauschen. Den kraftvollen
Hardt in Erinne-
Vorlieben und Inspirationen. Auf dem
Impuls nahm die fünfköpfige Band Part
rungen: „Als wir
Papier lässt sich jedoch viel analysieren
of the Chain auf. Durch kraftgeladene
vor zwei bis drei
und spekulieren. Einzig und allein auf
Riffs und groovigen Metal verkörpern die
Jahren an einem
der Bühne konnten die Musiker ihr Kön-
Essener ein weites Spektrum von Rock.
Bandcontest
nen unter Beweis stellen. Aber zurück
Angekündigt als „die härteste Band des
teilnahmen,
zum Anfang: Nergiz Yilmaz (Referentin
Abends“ beweisen sie jedoch, dass auch
wertete uns der
für Kultur, Sport und Internationalismus)
sanftere Klänge und cleaner Gesang ih-
zuständige Pro-
erinnert sich, dass mit der Anfrage, ei-
ren Instrumenten und Stimmen entlockt
duzent: ‚Ist ganz
nen Rock-Abend zu organisieren, beim
werden können.
nett,
ihre
Steffen
aber
be-
30
AStA „offene Türen eingerannt wurden“.
Um die aufgefächerte Bandbreite zu
Jahre zu spät‘“.
Infolgedessen sollte ein ausgewogenes
bewahren, folgten die Jungs von Levee
30 Jahre zu spät,
Line-Up konzipiert werden. Das Ergebnis
Break dem Muster und begeisterten mit
dafür genau auf
wurde sehens- und hörenswert.
Songs wie „Miss Blue“, „Stab Back“ oder
den Takt.
„On The Run“: Musikalisch zwischen den
Von Metal Core bis Psychedelic
Sex Pistols und Pink Floyd und optisch
Performen wie Pink Floyd: Mit psychedelischen Soundscapes
und eingängigen Riffs begeistern die Jungs von Levee Break.
Auf ein Wiedersehen?
Foto: box
alle Geschmäcker deckte. Aber nur die
Jungs? Der einzige Kritikpunkt an dem
Zahlreich erschienen Fans und Freun-
zwischen Guns’n’Roses und den Beat-
„Wir bekommen ständig neue Anfragen
Abend läge nur darin, dass keine Band
dInnen, um die Rock-Tauglichkeit des
les – die Hattinger performen nach dem
von Bands, die spielen wollen“, erzählt
mit Musikerinnen aufgetreten ist. Wo sind
KulturCafés auf die Probe zu stellen.
Vorbild großer Legenden. Auch Silence
Andreas von Canstein, Zuständiger bei
die Janis Joplins und Tina Turners? Kritik
Das Vergnügen, den Abend zu eröffnen,
Goodbye lassen sich von großen Namen
Boskop. „Und in der Vorbereitung lief al-
findet man, wenn man welche sucht, aber
wurde dem Herzog zuteil: The Duke’s
inspirieren: „Nirvana, The Doors, Red Hot
les reibungslos.“ Ob die eingeschlagene
dennoch laden Boskop und AStA hoffent-
Pleasure rissen die Stille mit rasantem
Chili Peppers sind Bands, die wir sehr
Rock-Richtung weiter verfolgt wird, bleibt
lich erneut ins KulturCafé, wenn es wieder
Tempo ein. Unter klassischem Hard Rock
schätzen“, macht Bassist Florian „FoVi“
offen, aber unterm Strich überzeugten
heißt: „Let’s rock!“
und Post-Modern-Sounds setzten sich
Volkmann deutlich. Auf die Rückfra-
alle Jungs: fantastische Performances
die Rock-JüngerInnen in Bewegung. Vor
ge, was „Staubrock“ nun eigentlich sei,
und ein ausgewogener Klangteppich, der
:Marcus Boxler
Künstlerische Exzesse bitten um Feedback
BÜHNE: Bei der 14. Ausgabe von Podest, der Studierenden-Werkschau der Theaterwissenschaften, stehen am 14. Februar Liebe und Experimente im Vordergrund. Denn neben den künstlerischen Arbeiten wird es im TOR 5 eine „Love Edition“ zum Valentinstag geben.
Theaterwissenschaftsstudent
renden der Theaterwissenschaft und Sze-
Da die 14. Ausgabe von Podest auf den
renden geben sich damit Feedback: Wie
Yousef Haidar auf der Bühne steht, schaut
nischen Forschung einmal im Semester
Valentinstag fällt, gibt es in diesem Semes-
kommt meine Idee an? Was ist gut? Wor-
er in vertraute Gesichter. Von Aufregung
die Möglichkeit, ihre künstlerischen Arbei-
ter eine „Love Edition“. Was das bedeutet?
an muss noch gearbeitet werden? „Genau
keine Spur. Und das, obwohl seine Per-
ten zu präsentieren. „Der Sinn von Podest
Da müssen sich die BesucherInnen über-
dafür ist Podest da: Dass man sich sagt,
formance
und
ist, dass Studierende Dinge zeigen können,
raschen lassen. „Anything can happen“,
ich habe da eine Idee und möchte auch ein
persönlich ist. „Ich war zum größten Teil
an denen sie über das Semester gearbeitet
verrät Langner.
Feedback dazu haben“, erklärt die Studen-
erleichtert, weil die Zuschauer ja meine
haben“, sagt Sina Langner aus dem Orga-
Überhaupt: Was genau auf das Pu-
Kommilitonen sind“, erinnert sich der
nisations-Team. Der Kreativität ist dabei
blikum zukommt, steht noch nicht fest.
Das bestätigt auch Yousef Haidar:
28-Jährige. Eine familiäre Atmosphäre, wie
keine Grenze gesetzt: Alle Beiträge sind
Das Programm wird erst eine Woche vor
„Dozenten meinten zum Beispiel, das Gan-
man sie seit 2010 kennt: Solange schon
willkommen – egal ob Lesungen, Szenen,
Beginn der Werkschau bekannt gegeben.
ze könnte politischer sein. Das Feedback
bietet die Studi-Werkschau Podest Studie-
Filme oder Installationen.
Das heißt für die OrganisatorInnen aus der
war ein Schlüssel für die Erweiterung mei-
Theaterwissenschaft: Alles läuft nach Plan.
ner Performance“. Er selbst wird bei der
„Die Leute, die da mitmachen, haben lan-
nächsten Ausgabe von Podest nicht auf-
ge Zeit, ihre Sachen vorzubereiten“, so die
treten. Denn aktuell schreibt der Syrer an
24-Jährige.
einer wissenschaftlichen Arbeit über das
Als
der
sehr
autobiographisch
„Experimentalblase“:
Raum für Zwischenstände
tin der Theaterwissenschaft.
Thema seiner Performance: Erinnerung.
Angeregt hat ihn dazu unter anderem das
Feedback bei Podest.
:Benjamin Trilling
Des Weiteren liegt der Fokus von Podest
auf dem Unvollständigen und Fragmentarischen – auch Zwischenstände, ein Workin-Progress, soll präsentiert werden: „Es
Was ist Konstrukt, was wahr? Für seine Erzählperformance über das Thema Erinnerung erhielt der Theaterwissenschaftsstudent Yousef Haidar produktives Feedback
von DonzentInnen und KommilitonInnen. Foto: alx
ZEIT:PUNKT
geht darum, Dinge mit uns auszuprobieren,
Podest #14:
statt ein festes Programm durchzugehen“,
• 14. Februar im TOR 5 (Alleestraße
sagt Langner. „Es ist eine Experimentalbla-
144, Bochum). 15:30 Uhr Sektemp-
se, man muss sich darauf einlassen, dass
fang, 16 Uhr Eröffnung, 16:30 Uhr Pro-
es Versuche sind.“
gramm. Der Eintritt ist frei.
Ein wichtiges Format, denn die Studie-
6
B L I C K:WINKEL
1. FEBRUAR 2017
:bsz 1113
Codename „Snowflake“
KOMMENTAR: Leise rieselt die Schneeflocke – Wie die Neurechten die Alltagssprache unterwandern und sich die resultierenden toxischen Folgen auf den Diskurs auswirken – Ein eisiger Tiefpunkt.
Der Aufstieg beginnt 1996
der Nation, Frauenfeindlichkeit, Sozialdar-
in Palahniuk’s Fight Club.
winismus und die Verherrlichung von Ge-
Zunächst
walt“, wie Volker Weiß auf zeit.de schreibt.
wurde
eine
Jahres 2016.
Sie zu übernehmen und nach rechts
zurückzuschleudern kann nicht die Lösung
Person, die sich für einzig-
Die Alt-Right verbreitet ihre Meinung
sein. Hinter dem Flöckchen verbirgt sich der
artig hält, als Snowflake be-
meist online auf Plattformen wie „4-chan“
Versuch, das „argumentum ad personam“
zeichnet, und damit zugleich impliziert, dass
und „reddit“. Ein deutschsprachiger Ableger
(Arthur Schopenhauer) zu legitimieren:
dies nicht der Fall sei. Eine Bedeutungs-
ist die Plattform „pr0gramm“, die mit ihren
„Wenn man merkt, daß der Gegner überle-
wandlung erfuhr der Ausdruck im Genera-
Bewertungen in Benis-Längen, dem Begriff
gen ist und man Unrecht behalten wird, so
tionskonflikt zwischen Baby-Boomern (geb.
der „Neuschwuchtel“ als unterstem User-
werde man persönlich, beleidigend, grob.“
um 1950) und Millenials (geb. nach 1990).
Rang, antifeministischen Trollkampagnen
Es wurde behauptet, letztere seien über-
und gewaltverherrlichenden sowie porno-
empfindlich und schnell beleidigt. Indikator
graphischen Inhalten aufwartet.
für die „Generation Snowflake“ sei die Einführung von „Safe Spaces“ (Beispiel: Frau-
Safe Spaces für ExtremistInnen
Das Primat der Pöbelei
In einer hitzigen Diskussion wird mit einem
ernst gemeinten „Das finde ich beleidigend“
oder ähnlichem auf eine Grenzüberschrei-
enraum der RUB) und „Triggerwarnungen“
Seiten dieser Art sind nicht an sich rechts-
tung hingewiesen. Um den Diskurs fortset-
(Beispiel: Warnung – Dieser Kommentar
extrem, bieten aber die ideale Plattform für
zen zu können müsste nun ein Ausgleich
beinhaltet Kritik an rechtem Gedankengut).
das Verbreiten von extremen Positionen
geschaffen werden. Dies erfordert gegen-
und Parolen. Polemisch formuliert: Es sind
seitigen Respekt und Interesse an den Ar-
„Safe Spaces für ExtremistInnen“. Etwa
gumenten der Gegenseite. Wer nur Recht
Ab Mitte 2015 taucht der Begriff vermehrt
Mitte 2016 ist die Schneeflocke im gesam-
behalten will, ist dazu selten bereit.
als politische Beleidigung auf - besonders
ten rechten Spektrum gelandet. Seitdem
Wer „Snowflake“ denkt, sieht die Schuld
auf der – als Sprachrohr für die Alt-Right
durften sich – gerade im Zuge der US-Prä-
am Scheitern eines Gesprächs nicht bei der
bei dem Beleidigungen und Pöbeleien le-
bekannten – Plattform „Breitbart“ unter
sidentschaftskampagne – sämtliche Geg-
eigenen Grenzüberschreitung. Schuld ist
gitim und wichtiger sind als ein sachlicher
Trumps Chefberater Steve Bannon. Die
nerInnen der Rechten damit beschimpfen
die Sensibilität der Gegenpartei, die sich
Austausch von Argumenten. Die unreflek-
Alt-Right kennt man wiederum für ihre „au-
lassen. Die britische Zeitung „The Guardi-
erdreistet, Grenzen aufzuzeigen.
tierte Verwendung des Begriffs als Beleidi-
toritäre Verachtung der Demokratie, eine
an“ bezeichnete „poor little snowflake“ als
„Poor little snowflake“ öffnet die Tür zu
Besessenheit von Verfall und Wiedergeburt
die prägendste politische Beleidigung des
einem neuen Tiefpunkt der Debattenkultur,
Breitbart und die Alt-Right
Der„sachliche“ Diskurs der Gegenwart – Ein
Traum in Braun.
Comic: Kira Selicke
gung leistet dazu ihren Beitrag.
:Frederik Herdering
Wenn sie plötzlich weg sind
Innenstadt-Survival
KOMMENTAR: Aus den Augen, aus dem Sinn. Völkerrechtlich ein
bisschen fragwürdig, aber solange uns niemand den Prozess macht?!
SATIRE: Zum Karneval fällt die Menschheit zurück in primitive Verhaltensmuster – nur das Verteidigungsangebot ist jetzt besser beworben.
Stell Dir vor: In uniformen
die verantwortungslose Externalisierung
Gefährliche Löwen auf
Anzügen kostümierte Ge-
logistischer Fragen. Dass diese Maßnah-
der Suche nach dem
stalten klopfen an Deiner
men ausgerechnet kurz vor Landtags- und
schwächsten oder geis-
Endlich muss ich nicht mehr stunden-
Wohnung, in der sie noch
Bundestagswahlen getroffen werden, lässt
tig umnachtetsten Glied
lang durch den Drogeriemarkt irren und
nie gewesen sind und verkün-
die kürzlich entdeckte AfD-Wählerschaft in
den, dass Du nun abgeführt wirst. Klingt kafkaesk, entspricht aber der Realität: Umsiedlungen, Entwurzlungen und ad absurdum
neuem, strahlendem Schwarz leuchten.
Hauptsache neue NachbarInnen
Tür. Ein Glück bin ich dieses Jahr nicht ganz
so verloren wie bisher.
der Nahrungskette, hung-
nach einer Möglichkeit suchen, mir das
rige Tiger auf der Pirsch nach Pizza oder
von vernebelten Sinnen angetriebene Play-
Döner, Giraffen, die saftige Lippen suchen,
boy-Häschen mit dem rot verschmierten
Kängurus mit prall gefüllten Beuteln, rosane
Maul und den blutigen Krallen vom Leib zu
Abschiebung. Bevor besorgte BürgerInnen
Dr. Hilde Hoffmann (Medienwissenschaft/
Häschen – wilde Tiere tummeln sich auf
halten, dessen einziger Wunsch es ist, mir
mit dem pathetischen Gutmenschen-Vor-
RUB) betreut ein Projekt, bei dem Studie-
Deutschlands Straßen.
ins Gesicht zu beißen.
wurf auftrump(f)en: Dabei werden auch initi-
rende, Menschen mit Fluchterfahrung und
Atemlos hetzt die Bevölkerung durch
Das nennt man Service! Unmittelbar
ierte Integrationsprojekte abgebrochen. Das
Kinder mit und ohne Fluchthintergrund zu-
die Nacht, ein (blut)rotes Pferd ist in einem
neben der Ausrüstung für Abenteuerfreudi-
bedeutet, dass Menschen unter unwürdigen
sammenkommen: „Bereits im Herbst fiel
Gefecht mit einer Fliege und mitten drin
ge gibt es nun die Waffe, um sich vor derlei
Bedingungen verhandelt werden als seien
uns große Unruhe auf, weil es zu unange-
steh ich und will einfach nur mein bisschen
Übergriffen zu schützen – Tierabwehrspray!
sie Objekte und das auf kosten des deut-
kündigten Umzügen gekommen ist.“ Seit
Leben retten.
schen steuerzahlers!!1!einself!
Dezember habe sie zudem gemerkt, dass
Um mich herum lauter Lebewesen, die
einzelne Familien, verstärkt Roma-Familien,
aus einem bizarren Zoo oder aus Kranken-
sehr kurzfristig abgeschoben worden sind.
häusern, in denen man nicht behandelt wer-
Aber … eins gibt mir schon zu Denken:
Sicheres Herkunftsland Afghanistan?
„Schon jeck? Alles, was Sie für die tollen
Tage brauchen“ lockt das Werbeschild über
dem Verteidigungsobjekt meiner Wahl.
In einem Schreiben an die Länder vom
Diese menschenverachtende Einstel-
den möchte, ausgebüchst zu sein scheinen
Letztes Jahr ist einem der Kängurus das
9.  Januar resümierte Bundesinnenminister
lung muss ein Ende finden: Treffpunkt Asyl
und kein anderes Ziel verfolgen, als mir die
Fell verrutscht. Darunter habe ich sowas
Thomas de Maizière: „Die Sicherheitslage
ruft zu einer Aktion am 1. Februar vor dem
Sinne mit ihren bunten, süßen Flüssigkeiten
wie ein menschliches Gesicht entdeckt.
in Afghanistan kann jedenfalls nicht als all-
Bochumer Rathaus auf. Am 11. Februar wer-
zu verschleiern und mich auf ihre Seite des
Dabei dachte ich immer, dass Kängurus
gemein unsicher bezeichnet werden.“ Der
den Menschen bundesweit einen Abschie-
Spaßes zu ziehen.
vegetarisch leben würden … Dieses hat
CDU-Politiker ignorierte bereits bei seinem
bungsstopp nach Afghanistan fordern: Ne-
Besuch in Kabul im Februar 2016 gekonnt
ben Berlin, Hamburg, Hannover und anderen
den Selbstmordanschlag auf einen Polizei-
deutschen Großstädten, wird auch in Düs-
Jedes Jahr die gleiche Leier. Die Wildge-
Muss ja so sein, wer würde sich schon am
stützpunkt. Fragwürdig ist nicht nur die Ver-
seldorf demonstriert werden. Seid dabei!
wordenen sind los. Auch ich lasse mich
helllichten Tag als Tier verkleiden?
weigerung humanitärer Hilfe, sondern auch
:Marcus Boxler
Kein Entkommen
bisweilen mitreißen und wage mich vor die
wohl einen ganzen Menschen verschlungen
und den Kopf nicht mehr runter bekommen.
:Kendra Smielowski
1. FEBRUAR 2017
:bsz 1113
ZEIT:PUNKT
U N D:SONST SO
The floor is yours!
Studierende und Forschende aus Bochum und dem Rest der Welt,
werden dazu eingeladen, die Open Stage zu bespielen. Der Kreativität
sind keine Grenzen gesetzt: Song-Darbietungen über den RUB Cam-
Kurwa aber auch!
Es ist polnische Woche an der RUB, denn:
Die Kooperation mit dem Krakauer Stu-
pus, Lip-Sync-Performances, PowerPoint-Karaoke und vieles mehr kön-
7
NACH:GESCHAUT
Nosferatu – Eine Symphonie
des Grauens
Der deutsche Stummfilm von 1922 mag
dierendenwerk Bratniak ist 20 geworden.
nen auf der Bühne präsentiert werden. Kasia fühlt sich zurzeit nicht sonder-
aus heutiger Perspektive bisweilen (un-
Nach dem Pierogi-Fressen aka All-You-
lich kreativ, aber sie geht trotzdem hin – vielleicht wird sie inspiriert, sodass sie spontan
freiwillig) komisch wirken, prägt das Gen-
Can-Eat-Buffet geht es munter weiter
doch noch eine Performance abliefert. Anmeldung unter [email protected]
re des Horrorfilms aber weiterhin nach-
zum
• Jeden zweiten Dienstag, 19:30 Uhr. Musisches Zentrum (Theatersaal), RUB. Eintritt
PowerPoint-Karaoke-Spezial.
Es
geht um Ruhm, Ehre und ein Freigetränk.
Zeigt, was Ihr könnt und stellt eine Euch
frei.
tigen Verwendungsmöglichkeiten in der
Sonntagswortklamauk
Der einmal im Monat sonntags stattfindende Poetry Slam im Riff wird wie
gewöhnlich von Slam-Urgestein Sebas-
polnischen Sprache.
tian 23 präsentiert. Als Slammende tre-
• Donnerstag, 2. Februar, 20 Uhr. Hardys –
ten in der Ausgabe #113 (bei so vielen
unbekannte PPP vor. Das Themenspektrum reicht von polnischen Speisen bis hin
zum Wörtchen „kurwa“ und seinen vielfäl-
haltig. Friedrich Murnau erzählt in fünf
Akten die Geschichte vom Vampir-Graf
Orlok, der die fiktive Stadt Wisborg terro-
selbst den Yukon entlang schwimmen,
risiert – eine (nicht autorisierte und daher
Inuits kennenlernen und mit Grizzlybären
verfremdete) Adaption von Bram Stokers
um das nackte Überleben wrestlen …
Meisterwerk „Dracula“.
• Dienstag, 7. Februar, 19 Uhr. Bahnhof
Langendreer, Bochum. Eintritt 15 Euro,
erm. 11 Euro.
Der
Klassiker
ermöglicht
Zeit-
reise und Reise in eine andersartige,​
(alb)traumhafte Welt zugleich – traditio-
Die Kneipe, Bochum. Eintritt frei.
sind wir mittlerweile schon) auf: Ex-:b-
Stille HeldInnen
Im Rahmen der Bochumer DEFA-Tage der
deutschen Film-AG zeigen RUB und end-
Bierlej, Sim Panse, Eric Jansen. Special
Veranstaltungsseite heißt: „Sehr geiler
Von Jackie bis Melania
Mit dem neuen US-Präsidenten zieht
auch eine neue First Lady ins Weiße Haus
in Washington. Im Laufe der 45 Präsi-
station.kino fünf ausgewählte Filme zum
Dorsch!“
dentschaften stachen dabei einige mehr
Stummfilmkonzert mit Live-Musik
• Sonntag, 5. Februar, 20 Uhr. Riff, Bo-
und andere weniger hervor. Eine Ausstel-
„Histoplasmose“ (2004) von Interzone
chum. Eintritt 6 Euro.
lung des Englischen Seminars beschäf-
Perceptible: Industrial Sound Art trifft
tigt sich mit den Damen – von Martha
auf expressionistischen Horror-Klas-
Besser wird es auch nicht, als sie aus der
Oh, Canada!
Washington über Jackie Kennedy bis
siker – eine Dark-Ambient-Klangreise
Einzelhaft in das Waschhaus „darf“. Nur
Fünf Jahre ist er durch den sympathi-
Michelle Obama und Melania Trump. Zur
zwischen den Jahrhunderten.
ihre Liebe zu ihrem Verlobten Hermann
schen nördlichen Bruder der USA ge-
Eröffnung können die Ausstellungsposter
Reimers gibt ihr die Kraft, durchzuhalten.
reist: Mit Anekdoten und Geschichten
mit den Studierenden diskutiert werden.
• Samstag, 4. Februar, 19:30 Uhr. Rott-
• Samstag, 4. Februar, 17 Uhr. Endstation.
gibt Thomas Sbampato Einblicke in
• Mittwoch, 8. Februar, 18 Uhr. Blue Squa-
str5-Theater Bochum. Eintritt: 13 Euro,
Thema „Helden“. In „Die Verlobte“ muss
die Kommunistin und Antifaschistin Hella Lindau für zehn Jahre ins Zuchthaus.
kino, Bochum. Eintritt 8,50 Euro, erm. 7,50
Euro.
sz-Redakteur Marek Firlej alias Marock
Guest: Lampe. Wie es so schön auf der
seine Zeit in Kanada und Alaska. So anschaulich, dass die BesucherInnen quasi
re, Bochum. Eintritt frei.
nell mit musikalischer Untermalung.
:lux
ZEIT:PUNKT
erm. 7 Euro.
IMPRESSUM
:bsz – Bochumer Stadt- und Studieren-
denzeitung
Herausgeber: AStA der Ruhr-Universität
Bochum – der Vorstand: Nur Demir, David
Semenowicz u. a.
Redaktion dieser Ausgabe:
Benjamin Trilling (bent), Marcus Boxler
(box), Dennis Rosinski (dero), Frederik Herdering (fah), Katharina Cygan (kac), Kendra
Smielowski (ken), Andrea Lorenz (lor),
Stefanie Lux (lux), Tobias Möller (tom)
V. i. S. d. P.: Frederik Herdering (Anschrift
s. u.)
Anschrift:
:bsz
c/o AStA der Ruhr-Universität Bochum
SH Raum 081
Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Fon: 0234 32-26900
E-Mail: [email protected]
Im Netz: www.bszonline.de,
facebook.com/bszbochum
Auflage: 3.000
Druck: Druckwerk, Dortmund
Bildnachweise: S.1: DKMS: Philipp Nico Krüger, S.3: Waschklaubär: kac (Bearbeitung),
S.3: Podiumsdiskussion: fah, S.7: Filmicon:
Dave Gandy, S.8 Protestbilder: TWA
Die Artikel spiegeln nicht unbedingt die
Meinung der gesamten Redaktion wider,
sondern sind in erster Linie Werke ihrer
VerfasserInnen.
8
SCHWER:PUNKT
:bsz 1113
1. FEBRUAR 2017
Kampf um die Uni, die Stadt und den Dozenten
Große Solidarität mit den BesetzerInnen
BERLIN: Seit zwei Wochen halten Studierende der Humboldt-Uni das Institut für Sozialwissenschaften besetzt
– aus Protest gegen die Entlassung von Andrej Holm. Die BesetzerInnen fordern unter anderem eine Rücknahme der Kündigung, bezahlbaren Wohnraum und mehr Mitbestimmung an der Uni.
Ein
Samstagmittag in Berlin. Es ist der zehnte
sich gegen eine soziale und solidarische
isa, eine der BesetzerInnen. „Die Verknüp-
Tag der Besetzung des Instituts für Sozial-
Wohnpolitik, die Berlin dringend braucht.
fung von wissenschaftlicher Forschung mit
friedlicher
wissenschaften der Humboldt-Universität.
Der Senat blockiert auf diesem Wege eine
politischer Praxis durch die kontinuierliche
wie kreativer
Gegen 13 Uhr versammeln sich vor der
fortschrittliche Mieten- und Wohnungspoli-
Zusammenarbeit mit stadtpolitischen Initi-
Protest – für die
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz um
tik, die im Interesse aller Berliner wäre“, so
ativen war für viele eine große Inspiration.“
Wiedereinstellung Holms aber auch eine
die 1.500 DemonstrantInnen: Studierende,
die InitiatorInnen der Demonstration.
„Bringt Kuchen mit, wir haben
bessere Stadt und Uni, wie die BesetzerIn-
MieterInnen, AktivistInnen. Auf einem gro-
Der Sozialwissenschaftler und Kurz-
ßen Fronttransparent steht: „Uni von unten,
zeit-Staatssekretär für Wohnen in der rot-
Recht auf Stadt.“ Ein Demonstrant hält ein
rot-grünen Landesregierung Andrej Holm
Seit Tagen hängt aus dem Institut ein Tran-
Hochschulen sind in unseren Augen Teil ein
Schild in die Höhe, die Aufschrift: „Lasst den
stand nicht nur der HausbesetzerInnen-
spi: „Holm muss gehen, wir bleiben.“ Gefor-
und desselben Prozesses: Die Ausbreitung
Studenten ihren Dozenten.“ Denn darin sind
Szene nahe, sondern hatte auch als Dozent
dert wird aber auch „eine Wohnungspolitik
von Konkurrenzlogiken und Marktmecha-
sich viele in Berlin einig: Die Kündigung An-
einen guten Ruf: „Andrej hat in all seinen Se-
im Interesse der Mieter und Mieterinnen,
nismen in alle gesellschaftliche Sphären“
drej Holms (siehe Chronik) als Staatssekre-
minaren stets für eine aktive Einbeziehung
nicht im Interesse der Investoren und In-
Die Besetzung soll auf unbestimmte Zeit
tär und Dozent war keine arbeitsrechtliche,
studentischer Interessen gesorgt. Dadurch
vestorinnen“, wie es im Besetzungsmani-
fortgesetzt werden, wie es auf Anfrage der
sondern politische Entscheidung. „Die Ent-
genoss er unter der gesamten Studieren-
fest heißt, das auf einer Pressekonferenz
:bsz heißt: „Der gegenwärtige Konsens un-
lassung Holms als Staatssekretär richtet
denschaft große Beliebtheit“, erzählt Lou-
vorgestellt wurde. Eingeladen wurden alle
ter den Besetzer*innen ist, dass wir so lan-
Angestellten der Uni, um bei Kaffee und
ge bleiben, bis unsere Forderungen erfüllt
Kuchen über die Forderungen zu sprechen.
werden, allen voran die Wiedereinstellung
Aber, fügen sie hinzu: „Bringt Kuchen mit,
Andrej Holms.“
keinen Backofen!“
nen erklären: „Die herrschende Wohn- und
Sozialpolitik und die Neoliberalisierung der
wir haben keinen Backofen“.
:Benjamin Trilling
Denn drinnen haben sich basisdemokratische Strukturen gebildet: Unterschiedliche Arbeitsgruppen organisieren eine Küfa
(Küche für alle), sprechen mit der Presse
oder stellen ein Programm aus Workshops, Kino oder Konzerten zusammen.
So gab es Sonntagmittag einen Workshop
zum Thema „Refugee strike“, Abends eine
Podiumsdiskussion und zum Abschluss
eine Filmvorstellung. „Jede*r, der*die eigenes Wissen einbringen möchte, egal ob
Professor*in, Student*in, Aktivist*in oder
andere*r Interessierte*r, ist eingeladen, bei
der Programm-AG einen Workshop oder einen Vortrag anzumelden.“
Chronik der Ereignisse
Montag, 16. Januar: Andrej Holm (parteilos) erklärt seinen Rücktritt als Bausekretär der rot-rot-grünen Landesregierung und kommt damit einer Entlassung durch den Senat zuvor. Vorangegangen war eine Kampagne über Holms
falsche Angaben über seine Stasi-Vergangenheit. KritikerInnen warfen jedoch ein, dass Holm als Gegner von Gentrifizierung und Immobilienspekulation gehen musste.
Mittwoch, 18. Januar: Die Präsidentin der Humboldt-Universität Sabine Kunst erklärt am Nachmittag auf einer Pressekonferenz, dass Andrej Holm entlassen wird. Begründet wird der Schritt damit, dass Holm bei seiner Einstellung
als Wissenschaftlicher Mitarbeiter falsche Angaben zu seiner Vergangenheit als Angehöriger der Stasi gemacht
habe. Während der Pressekonferenz kommt es zu lauten Protesten von Studierenden.
Unmittelbar nach Holms Entlassung twittert der SoWi-Fachschfatsrat: „Studis übernehmen die Veranstaltung! Das
Institut ist besetzt.“
Dienstag, 24. Januar: Die BesetzerInnen stellen auf einer Pressekonferenz ihr Manifest vor. Längst geht es nicht
mehr nur um die Wiedereinstellung Holms. So fordern sie unter anderem auch eine Wohnpolitik im Interesse der Bevölkerung und ein Stopp der Ökonomisierung von Forschung und Lehre zugunsten einer Demokratisierung der Uni.
:bent
Plan B:
Stadtsoziologie
Hochschule: Falls Andrej Holm
nicht wiederkehren sollte, verlangt
die Initiative „Uni von Unten“ die
Schaffung einer neuen, unbefristeten Stelle am Lehrstuhl der Stadtund Regionalsoziologie.
Diese Forderung veröffentlichte die Initiative am 18. Januar via
Twitter. Die neue Stelle solle jedoch
nur dann geschaffen werden, wenn
Holm nicht wieder, wie primär gefordert, an der HU Berlin eingestellt und
als Staatssekretär für Wohnen eingesetzt würde. Begründet wird diese Forderung damit, dass mit dem
Wegfall Holms „ein kritisches Studium zunehmend erschwert“ werde.
Dem gelte es entgegen zu wirken.
Im Studienfach der Stadt- und
Regionalsoziologie, welches an der
HU Berlin eine Professorinnen-Stelle vorweist und zu den Sozialwissenschaften gehört, beschäftigen
sich Studierende mit der Beziehung
zwischen Gruppen und dem städtischen Raum oder der Region. Fragen, die in der Forschung geklärt
werden, drehen sich daher um soziale Probleme wie Slums oder Landflucht; seit den Achtzigern sind auch
Gentrifizierung und Globalisierung
Schwerpunkte der Forschung.
:lor