Corporate Treasury News Aktuelle Entwicklungen und Trends im Bereich Treasury kompakt zusammengefasst Ausgabe 63 | Januar 2017 Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns, Ihnen die neueste Ausgabe unserer Corporate Treasury News präsentieren zu können. Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu Themen haben, die hier kurz behandelt werden sollen, dann schreiben Sie uns: [email protected] Aktuelle Meldungen rund um das Finanz- & TreasuryManagement finden Sie bei uns im Internet oder über Twitter: www.twitter.com/KPMG_DE_FTM Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2017. Mit besten Grüßen Prof. Dr. Christian Debus Das Wetter in den Griff kriegen - Risikomanagement mit Wetterderivaten Seite 2 Management von Zinsrisiken Seite 3 Treasury 4.0: Die Technikschere geht weiter auf — Warum Treasury-Organisationen Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen Seite 5 Carsten Jäkel Veranstaltungen und Termine In unseren kostenfreien Webinaren nehmen wir zu aktuellen Themen aus dem Bereich Finanz- und Treasury-Management Stellung und informieren Sie über Strategien und die konkrete Implementierung. Wählen Sie sich online ein und nehmen Sie an unseren thematischen Expertenrunden teil. Von jedem Webinar fertigen wir einen Mitschnitt des Vortrages an. Sie finden ihn in unserem WebinarArchiv. © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Corporate Treasury News | 2 Das Wetter in den Griff kriegen - Risikomanagement mit Wetterderivaten bewerten. Die verfügbaren Produkte berechnen die Eintrittswahrscheinlichkeit für die verschiedenen Ereignisse auf Basis von Vergangenheitswerten. Damit steht ein weiteres Instrument für das Risikomanagement für eine Vielzahl an Branchen zur Verfügung, das die Absicherung von Zins-, Wechselkurs- und Preisrisiken für Rohstoffe ergänzen kann. Der Einsatz setzt ebenfalls eine detaillierte Auseinandersetzung mit den einzelnen Produkten voraus. Die häufigste Form ist der Einsatz einer Versicherung, indem zur Beginn des Vertrags eine Prämie für eine Option gezahlt wird. Am Ende der Vertragslaufzeit erfolgt die Erfüllung durch Barausgleich, nachdem die abgesicherte Variable bekannt ist. Jedes Unternehmen agiert in einem unsicheren Umfeld und ist immer schnelleren Veränderungen ausgesetzt. In der strategischen Planung wird versucht, eine möglichst große Klarheit über die möglichen Veränderungen des Umfelds, wie zum Beispiel Aktivitäten von Wettbewerbern, Gesetzgebung und Regulierung etc. zu erreichen, damit die notwendigen Schritte zur Erreichung der Unternehmensziele vereinbart werden können. Ein Ziel der Unternehmungen ist das Erzielen des geplanten Finanzergebnisses, in dem sich der Umsetzungserfolg der Summe der Maßnahmen widerspiegelt. Eine Einflussgröße, die bei einer erhöhten Anforderung an Ergebniskonstanz an Bedeutung gewinnt, ist für viele Branchen das Wetter. Dies gilt gemeinhin als nicht beeinflussbar. Trotzdem muss ein Unternehmen die Auswirkungen des Wetters auf den Geschäftserfolg nicht passiv hinnehmen, da diese absicherbar sind. Es können die Auswirkungen für ein einzelnes Ereignis wie Open-Air-Konzerte oder ein Golfturnier abgesichert werden, aber auch längere Zeiträume wie die Sommersaison für das Freibad oder die Eisdiele, die Stromerzeugung einer Windkraftanlage, die Lieferung von Gas zum Heizen an Haushalte oder der Arbeitsfortschritt auf einer Baustelle. Viele der Risiken wirken sich direkt auf das Ergebnis der Unternehmen aus, da die Kosten häufig zum Großteil konstant sind. Durch die Verfügbarkeit von Daten kann die Abhängigkeit vom Wetter heutzutage von einer „diffusen Unsicherheit“ in ein quantifizierbares Risiko überführt werden. Dies führt zu der Möglichkeit, den Einsatz von Produkten zur Absicherung gegen das Risiko zu Exemplarisch für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Wetterderivaten sind hier zwei Anwendungsfälle beschrieben: Stadtwerk – Gasverkauf: Absicherung gegen einen warmen Winter Die Standardanwendung für Wetterderivate ist die Absicherung gegen einen warmen Winter, weil dann weniger Gas als erwartet und meistens auch kontrahiert an die Kunden geliefert wird. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Volumenrisiko. Verkompliziert wird dies noch durch das Preisrisiko, wenn die nicht benötigten Mengen - gegebenenfalls unter Einstandspreis im Einkauf als Termingeschäft - auf einen dann überversorgten Markt treffen, weil alle Lieferanten das gleiche Mengenproblem haben. Zur Vermeidung oder zumindest Reduzierung dieses Risikos kann ein sogenanntes Heating-Degree-Day(HDD) oder Gradtagszahl-Produkt gekauft werden (finanzwirtschaftlich: Kauf einer Put Option), das über die Vertragslaufzeit einen Wert an HDD, die Summe des Heizbedarfs, definiert. Über die Vertragslaufzeit werden täglich die Ist-Temperaturen mit dem Referenzwert verglichen und die für die Auszahlung relevanten Werte aufaddiert. Wird der Referenzwert über die Vertragslaufzeit unterschritten, kommt es also zu einem reduzierten Absatz, erhält das Stadtwerk eine Ausgleichszahlung in Abhängigkeit der Temperaturdifferenz, um den Margenausfall zu reduzieren. Um das angestrebte Ziel des möglichst konstanten Ergebnisses zu realisieren, ist es notwendig, vorab die Sensitivität für die Unterschreitung abzustimmen. Diese wird auch maßgeblich die Prämienhöhe beeinflussen. Liegt die Temperatur oberhalb des vereinbarten Wertes, ist der Heizbedarf also größer als abgesichert, er- © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Corporate Treasury News | 3 folgt keine weitere Zahlung. Die vorab gezahlte Prämie wird nicht erstattet und das Stadtwerk realisiert mindestens die geplante Marge durch die Lieferung an ihre Kunden. Management von Zinsrisiken Kommune – Windeinspeisung: Absicherung gegen geringes Windangebot Eine andere Form ist die Absicherung eines IndexWertes ohne Prämienzahlung. Der Partner, zu dessen Gunsten der Index am Ende steht, zahlt einen vereinbarten Betrag an den anderen Partner. Ein Beispiel ist der seit Oktober 2016 an der Börse European Energy Exchange (EEX) in Leipzig angebotene Kontrakt, mit dem die Windausbeute abgesichert werden kann (Produkt: Wind-Power-Futures). Handelspartner über die Börse könnten ein Windanlagenund ein Kraftwerksbetreiber sein. Der Windanlagenbetreiber hat bei niedrigem Windaufkommen ein Risiko, dass erwartete Einnahmen aus der Stromvermarktung nicht erzielt werden können. Der Kraftwerksbetreiber hat ein Risiko bei hohem Windaufkommen, da er dann seinen Strom nur zu niedrigeren Preisen im Kurzfristhandel verkaufen kann. Diese entgegengesetzten Interessen sind die besten Voraussetzungen für einen Handel, in dem beide das primäre Ziel verfolgen, das Risiko zu reduzieren. Mit der Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank im Dezember 2016 und der Signalisierung von weiteren Zinsschritten in 2017 hat sich das Thema Zinsmanagement mit einem vorsichtigen Lebenszeichen zurückgemeldet. Die Veränderungen in den Märkten, wie sie zum Beispiel von KPMG in der Studie „Stadtwerke auf dem Weg in die Krise“ herausgearbeitet wurde, zeigen, dass die Möglichkeiten, schlechte Jahresergebnisse zu akzeptieren, weniger geworden sind. Dies sollte der Ansatz sein, aktiv ein weiteres Risiko zu quantifizieren und mit neuen Instrumenten zu bewirtschaften, weil die Praxis lehrt, dass auch dann immer noch genug Risiken übrigbleiben. Zielsetzungen bei der Steuerung der Zinsrisikoposition Autor: Malte Neuendorff, Senior Manager, Finance Advisory, [email protected] Auch wenn im Euroraum mit der weiteren Ausweitung des Anleiheankaufprogramms der EZB vorerst weiterhin keine wesentlichen Veränderungen zu erwarten sind, sollte das amerikanische Signal als Anlass genommen werden, sich einmal wieder mit dem Thema Steuerung der Zinsrisikoposition zu beschäftigen und sich die Frage zu stellen, ob das Treasury die richtigen Strategien, Verfahren und Systeme etabliert hat. Mit der Steuerung des Zinsrisikos verfolgen Treasurer in der Regel die Zielsetzung, das aus den Risikopositionen resultierende Zinsänderungsrisiko zu begrenzen (risikoaverse Strategie). Hierbei erfolgt entweder eine Minimierung des Anteils der variablen Zinsrisikopositionen an der Gesamtposition oder es wird die variable Zinsrisikoposition innerhalb einer definierten Bandbreite gehalten. Allerdings lassen sich im aktuellen Marktumfeld auch Strategien beobachten, mit denen die Treasury-Abteilungen darauf abzielen, durch entsprechende Steuerung der Risikopositionen den Zinsaufwand zu minimieren (chancenorientierte Strategie). Hierzu werden beispielsweise festverzinsliche Positionen mittels des Einsatzes von Finanzderivaten in kurzfristige, variable Positionen getauscht. Die Steuerung der Zinsrisikoposition weist zudem häufig eine enge Verknüpfung mit dem Prozess der Liquiditätssteuerung und Finanzplanung auf. Wenn im Rahmen einer strukturierten Planung von Liquiditäts- und Finanzierungsbedarfen bestimmte Fristigkeiten und Finanzierungsvolumen definiert werden, © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Corporate Treasury News | 4 ist es Aufgabe des Zinsmanagement, eine Optimierung und Risikosteuerung der entsprechenden Verzinsung sicherzustellen. Neben der Fristentransformation ist hier auch die Nutzung unterschiedlicher Währungsräume zu beobachten. Basis aller Entscheidungen: die Zinsrisikoposition Das Zinsrisikoexposure ergibt sich in der klassischen Betrachtung aus bestehenden Kreditaufnahmen und Investments mit variabler Verzinsung sowie aus dem Refinanzierungsrisiko für geplante Krediteaufnahmen oder Investments. In der Praxis zeigt sich, dass viele Treasury-Abteilungen den Begriff deutlich weiter ziehen und auch weitere Bilanzpositionen, die zinssensitiv sind, in die Risikoposition aufnehmen (zum Beispiel Leasingverbindlichkeiten, Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistungen). Bei einer engen Verknüpfung des Zinsmanagements mit dem Liquiditätsmanagement kann es zudem ebenfalls sinnvoll sein, nicht unmittelbar zinssensitive Positionen in die Betrachtung des Zinsrisikos mit einzubeziehen. Dies kann beispielsweise darauf abzielen, auf Basis einer integrierten Finanz- und Liquiditätsplanung auch das Zinsrisiko aus Desinvestitionen (das heißt Zinsrisiko bezüglich Reinvestition) sichtbar zu machen und entsprechende Steuerungsmechanismen zu etablieren. Am Ende ist die Frage zur spezifischen Definition des Zinsrisikoexposures im Unternehmen sehr eng verbunden mit der Zinsrisikostrategie und der unternehmensindividuellen Definition des Zinsrisikos. Wie immer im Finanzrisikomanagement gilt, dass die einzelnen Komponenten des Zinsrisikomanagements gut aufeinander abgestimmt sein müssen, um ihre Wirksamkeit zu entfalten. Steuerung der Zinsrisikoposition – gängige Ansätze im Überblick erscheint zweckmäßig für Unternehmen mit einer geringen Anzahl an Zinsrisikopositionen, da mit vergleichsweise geringem Prozess- und technologischen Aufwand eine effektive Risikosteuerung erreicht werden kann. Als nachteilig ist die geringe Flexibilität in Bezug auf sich verändernde Zinsstrukturen an den Kapitalmärkten zu sehen, da eine spezifische Bindung von Grund- und Sicherungsgeschäft besteht. Im Rahmen von Makroansätzen wird dagegen die positionsübergreifende Steuerung und damit die bessere Reaktionsfähigkeit bei Marktveränderungen möglich. Hierbei werden zum Beispiel auf Ebene von Währungsräumen, Geschäftsbereichen oder anderen abzugrenzenden Portfolien Zinsrisikopositionen über eine aggregierte, auf Fälligkeitsprofilen basierenden Darstellung gesteuert. Die Zinsstrategien können für die Portfolien festgelegt (zum Beispiel bestimmte fixvariabel Zielgrößen pro Währungsraum) und bei Bedarf an sich verändernde Marktszenarien angepasst werden. Als nachteilig sind hier die komplexere Umsetzung der Anforderungen an Datenhaltung und Methoden sowie die bilanzielle Abbildung zu nennen (unter anderem Hedge Accounting). Die Vorteilhaftigkeit der Portfoliosteuerung hinsichtlich möglicher Flexibilität nimmt dabei mit Anzahl der Risikopositionen und entsprechender Volumina zu. Je nach Integration mit der Liquiditätssteuerung und Finanzplanung kann das Zinsmanagement sich dabei auch als Teilkomponente des Asset Liability-Managements darstellen lassen - indem es einen Auftrag zur Optimierung der Kosten der Liquiditätshaltung und -beschaffung übernimmt. Dieser Ansatz führt zur gesamthaften Optimierung der Kapitalstruktur und des entsprechenden Zinsaufwands und bedingt entsprechend ein integriertes Steuerungskonzept für Liquidität und Zinsrisiko, inklusive umfassender Datenverfügbarkeit und Systemunterstützung. Alles richtig gemacht? Hinsichtlich der Steuerung der Risikoposition lassen sich grundsätzlich unterschiedliche Ansätze differenzieren. Allen gemeinsam ist, dass sie die Verfügbarkeit von Detaildaten zu den Zinsrisikopositionen, wie auch Werkzeuge zur Risikoanalyse voraussetzen, um effektiv eingesetzt zu werden (unter anderem Datenaggregation und Drill down-Funktionen, Szenarioanalyse, Kennzahlen für das Zinsmanagement wie beispielsweise Basis point value, Duration). In einem einfachen Steuerungsansatz wird im Sinne einer Mikrosteuerung auf Basis einzelner Zinsrisikopositionen nach diskretionärer Entscheidung innerhalb der Vorgaben der Risikorichtlinie über die Art und Weise der Zinsrisikosteuerung entschieden. Dies Wie bei allen Finanzrisiken sind auch bei der Steuerung des Zinsrisikos die Identifizierung und Analyse der Risikopositionen entscheidende Faktoren. Es hilft nicht viel, wenn ausgefeilte Steuerungsmethoden und -strategien auf Basis unvollständiger oder fehlerhafter Risikopositionen ausgeführt werden. Daneben ist als zweiter wesentlich Aspekt die Verknüpfung der Steuerung der Zinsrisikoposition mit der Unternehmenssteuerung zu nennen – dabei stellen insbesondere die Risikoneigung sowie mittel- und langfristigen Liquiditäts- und Finanzierungsziele wesentliche Faktoren dar. © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Corporate Treasury News | 5 Auch wenn die letzten Signale der amerikanischen Notenbank vielleicht die Aufmerksamkeit der Treasurer nur kurz auf das Management von Zinsrisiken gelenkt haben, so sollten doch regelmäßig die aktuelle Strategie sowie die etablierten Verfahren und Systeme hinterfragt werden. Es hat noch nie geschadet, vorbereitet zu sein. Autor: Stephan Plein, Senior Manager, Finance Advisory, [email protected] Treasury 4.0: Die Technikschere geht weiter auf — Warum Treasury-Organisationen Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir ein Positionspapier zu Treasury 4.0 verfasst. Wer geglaubt hat, dies sei es gewesen und man hätte nun ein paar Jahre Zeit, sich langsam in die Richtung von Treasury 4.0 zu entwickeln, hat sich getäuscht. Und auch ich habe mich getäuscht ob der enormen Geschwindigkeit neuer technischer Entwicklungen, die sich zwar vor einem Jahr am Horizont zeigten, die sich jedoch nun bereits dank massiver Investitionen in Proof of Concept- oder Realisierungsphasen befinden. Die Frage, ob die Blockchain-Technologie für das Corporate Treasury relevant sein wird, ist mit einem klaren Ja beantwortet. Banken arbeiten an der Umsetzung im Bereich des Handels, SWIFT im Bereich der Nostro-Konten-Abstimmung. Wer dies zu Ende denkt, wird automatisch den Kontoauszug in seiner jetzigen Form in Frage stellen. Für Treasuries, die heute über keine interne Handelsplattform verfü- gen oder diese nicht über automatische Schnittstellen an das Treasury Management-System angebunden haben, ist die Blockchain-Technologie noch sehr weit entfernt. Dabei geht es für das Treasury primär nicht um die Technik, die dahinter steckt, sondern um die Philosophie, die auch Treasury 4.0 zugrunde liegt: Die Robotics Process Automation (RPA). Ich wage die These, dass 80 bis 90 Prozent der FXTransaktionen in Unternehmen von der Exposure-Ermittlung, über die internen und externen Geschäftsabschlüsse, deren Buchung und Settlement mit RPA nur noch überwacht werden müssen, der Workflow mithin vollautomatisch abläuft. Dies beinhaltet dann selbstverständlich auch das dazugehörige Berichtswesen. In Zeiten von Data Analytics manuell Berichte zu erstellen ist ein Anachronismus, den sich CFOs von Ihren Treasurern nicht mehr lange gefallen lassen werden. Sie wollen komplexe Szenarien durchgerechnet haben, in denen Treasury-, Controlling- und Accountingzahlen selbstverständlich miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Dass das Treasury in diesem Kontext nicht auf eine proprietäre Berichtsplattform setzen darf, liegt auf der Hand. Integration in die Geschäftsprozesse und -systeme lautet das Stichwort. Schauen wir uns die Liquiditätsplanung an: Auch hier wird RPA zusammen mit Data Analytics und Predictive Analysis dazu führen, dass manuelle Planungsprozesse der Vergangenheit angehören. Die Grundlage hierfür sollte bereits heute gelegt werden, indem das Treasury über fundierte Kenntnisse über die Transformation der aus der Unternehmens- und Bilanzplanung und anderen Quellen gewonnenen Daten verfügt. Diese Kenntnisse, übersetzt in Algorithmen, sind das Fundament der zukünftigen Entwicklungen. Sind die Hersteller der Treasury Management-Systeme auf diese Veränderungen vorbereitet? Man wird sehen. Derzeit sind viele noch immer darauf bedacht, ihre Systeme nicht als offene Plattformen für Kernfunktionalitäten zu sehen, an die Drittanbieter problemlos andocken können, um Apps mit Funktionalitäten bereitzustellen, die das TMS nicht bietet. Aber warum ist das alles wichtig? Weil die Technik nicht nur Prozesskosten reduziert, sondern weil sie für das Treasury die Voraussetzung ist, auf geopolitische, volks- und finanzwirtschaftliche Veränderungen © 2016 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Corporate Treasury News | 6 oder gar Schocks (zum Beispiel Brexit) mittels Szenarien zeitnah zu reagieren. Und weil absehbar ist, dass die fortschreitende Regulierung dazu führt, dass Unternehmen, Prozesse und Methoden kontinuierlich anpassen müssen. Hier denke ich an ein beispielhaftes Szenario, dass aufgrund der Bankenregulierung nur noch über zentrale Gegenparteien kontrahiert werden kann. Wer also heute nicht über den Tagesfinanzstatus auf Knopfdruck verfügt, für den wird es immer schwieriger, den Anschluss zu finden. Wer heute nicht Auskunft über das zukünftige und bilanzielle Währungsexposure geben kann, wird morgen nicht komplexe Szenarien beherrschen können. Und wer heute die Liquiditätsentwicklung nicht hinreichend genau vorhersagen kann, wird als gleichberechtigter Gesprächspartner neben Controlling und Accounting nicht wahrgenommen werden. In den nächsten Monaten werden Sie an dieser Stelle Fortsetzungen der mit diesem Beitrag angestoßenen Themenfelder finden. Autor: Carsten Jäkel, Partner, Finance Advisory, [email protected] Impressum Herausgeber KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft THE SQUAIRE, Am Flughafen 60549 Frankfurt Redaktion Prof. Dr. Christian Debus (V.i.S.d.P.) Partner, Finance Advisory T + 49 69 9587-4264 [email protected] Carsten Jäkel Partner, Finance Advisory T + 49 221 2073-1522 [email protected] Newsletter kostenlos abonnieren www.kpmg.de/newsletter/ subscribe.aspx www.kpmg.de www.kpmg.de/socialmedia Die enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur und nicht auf die spezielle Situation einer Einzelperson oder einer juristischen Person ausgerichtet. Obwohl wir uns bemühen, zuverlässige und aktuelle Informationen zu liefern, können wir nicht garantieren, dass diese Informationen so zutreffend sind wie zum Zeitpunkt ihres Eingangs oder dass sie auch in Zukunft so zutreffend sein werden. Niemand sollte aufgrund dieser Informationen handeln ohne geeigneten fachlichen Rat und ohne gründliche Analyse der betreffenden Situation. Unsere Leistungen erbringen wir vorbehaltlich der berufsrechtlichen Prüfung der Zulässigkeit in jedem Einzelfall. © 2017 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG und das Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.
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