Gesetzesinitiativen sollen mexikanischen Schiffbau wiederbeleben 02.02.2017 Sektor hofft auf Impulse durch neuen Rechtsrahmen und die Energiereform / Von Florian Steinmeyer Mexiko-Stadt (GTAI) - Die mexikanische Werftenindustrie verfügt heute im Vergleich zu den 80er-Jahren nur noch über einen Bruchteil ihrer Kapazität. Dabei hat das Land gute Voraussetzungen für den Schiffbau. Ein neu es Gesetz soll nun die Werften stärken. Zudem kann in den kommenden Jahren eine höhere Nachfrage nach Ar beitsbooten im Zuge der Energiereform den Markt beleben. Für deutsche Unternehmen ist das Land als Markt für technische Schiffsausstattung interessant. (Internetadressen) Der niedergehende Schiffbau war in den letzten Jahren wiederholt Thema im mexikanischen Parlament. Nach einem Gesetzentwurf sollen künftig heimische Werftbetriebe bei der Vergabe von staatlichen Aufträgen bevor zugt werden und in den Genuss von Steuererleichterungen und weiteren Fördermaßnahmen kommen. Die Kom mission für Häfen und Handelsmarine der Abgeordnetenkammer stimmte der Gesetzesvorlage bereits im De zember 2016 zu, die Verabschiedung wird für das 1. Halbjahr 2017 erwartet. Daneben schlug der mexikanische Unternehmensverband Consejo Coordinador Empresarial (CCE) dem Finanz ministerium im Juni 2016 vor, die Werften des Landes zu Zollfreizonen zu erklären, in denen die Einfuhr von Schiffsausstattung wie Kommunikationsausrüstung, Radaranlagen und Schiffsmotoren zunächst ohne Abgaben möglich wäre. Diese würden erst anfallen, wenn die montierten Schiffe im Inland verwendet werden, andern falls blieben die Importe abgabenfrei. Bislang ist jedoch nicht bekannt, ob das Finanzministerium den Vorschlag weiter verfolgt. Die mexikanischen Werften durchleben schwierige Zeiten. Laut einer Studie des Wirtschaftsministeriums (Se cretaría de Economía - SE) ging der Umsatz der Branche von 2013 bis 2015 von 3,2 Mrd. auf 1,9 Mrd. Peso (mex$; 1 mex$ = 0,0567 Euro; Referenzkurs 2015) zurück. Die Beschäftigung fiel im gleichen Zeitraum von 5.910 auf 4.053 Personen. Branchenvertreter machen das Fehlen staatlicher Anreize und die hohen Importe von Schiffen, Booten und anderen Wasserfahrzeugen für den Niedergang verantwortlich. Die Entwicklung steht im Kontrast zu den guten Voraussetzungen, die Mexiko für den Schiffbau hat: die allgemein wettbewerbsfähige Industrie, über 11.000 km Küstenlinien und die Lage zwischen Atlantik und Pazifik. Energiereform, Fischfang und Kreuzfahrten schaffen Bedarf Derzeit hoffen die mexikanischen Werften auf eine Belebung ihres Geschäfts. Die 2013 angestoßene Energiere form öffnete die Offshore-Ölförderung für Privatfirmen, wodurch ein größerer Bedarf an Plattformen und Ar beitsschiffen entstehen kann. Der bisherige Staatsmonopolist Pemex hat seine Wasserfahrzeuge größtenteils im Ausland fertigen lassen; in den vergangenen zehn Jahren gab das Unternehmen lediglich 16 Schiffe in Mexiko in Auftrag, hauptsächlich in Werften des Marineministeriums; siehe auch http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/ DE/Trade/Maerkte/suche,t=mehr-privates-engagement-in-mexikanischer-erdoelindustrie,did=1614478.html Die Schiffe und Boote der mexikanischen Fischfangflotte haben laut dem Seecluster des Bundesstaats Sinaloa einen großen Wartungs- und Modernisierungsbedarf. Das Durchschnittsalter der Vehikel betrage 20 Jahre. Der größte Teile der Flotte ist im Pazifik aktiv und auf den Garnelenfang spezialisiert. Auch der expandierende Tou rismus kann die nationale Werftenindustrie fördern. Die Zahl an Kreuzfahrtgästen aus Mexiko nimmt laut dem Anbieter Princess Cruces jährlich um 3 bis 5% zu. Neue Anlagegestellen wie das zurzeit im Bau befindliche Termi 1 www.gtai.de GESETZESINITIATIVEN SOLLEN MEXIKANISCHEN SCHIFFBAU WIEDERBELEBEN nal in Puerto Vallarta an der Pazifikküste erlauben es mehr Schiffen, Mexiko anzusteuern und dort möglicher weise auch Wartungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus hoffen die Verantwortlichen, dass mittelfristig das Transportaufkommen in mexikanischen Ge wässern durch die geplanten Sonderwirtschaftszonen in vier Häfen des Landessüdens steigen wird; siehe auch http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=mexiko-foerdert-benachteiligte-gebietedurch-sonderwirtschaftszonen,did=1627218.html Player und Projekte In Mexiko existieren rund 60 Werften, von denen allerdings nur 24 Schiffe und Boote bauen können. Fünf da von gehören zum Marineministerium. In den restlichen Anlagen ist lediglich die Wartung möglich. Die Fertigung der privaten Werften konzentriert sich auf kleine Fischerboote und Yachten, wobei einige Unternehmen durch aus größere Arbeitsschiffe herstellen können. Die Werften Astilleros Bender, Servicios Navales e Industriales und Talleres Navales del Golfo geben an, Schiffe mit einer Länge von 50 m und mehr fertigen zu können. Astilleros MIMSA, Astilleros Pergasa, Astilleros Progreso, Constructora y Reparadora de Buques und Tajoma Astillero ha ben bereits Schiffe mit einer Länge zwischen 25 und 46 m gebaut. Momentan größtes Projekt der Branche ist der Neubau einer Werft des Unternehmens Diques Peninsulares: Di pensa errichtet seit Januar 2017 eine 44 Mio. US$ teure Anlage in Puerto Progreso im Bundesstaat Yucatán. Mit telfristig soll die Investition um weitere 27 Mio. US$ aufgestockt werden. Das Hauptdock wird 80 m lang sein. Die Firma will vorrangig Arbeitsschiffen und Plattformen der Erdölindustrie warten, hofft aber auch auf Aufträ ge aus der Fischerei und der Kreuzfahrt. Hutchison Port Holdings, Eigentümer der Werft Talleres Navales del Golfo, kündigte im März 2016 an, 50 Mio. US$ in die Automatisierung des Schiffbaus zu investieren. Die Werft arbeitete Mitte 2016 an verschiedenen Auf trägen. Für Pemex fertigte sie die Schlepper Mixteco und Totonaca, nachdem sie bereits zuvor zwei ähnliche Schiffe ausgeliefert hatte. Zugleich wurden Arbeitsschiffe und Plattformen von privaten Ausrüstungsanbietern überholt, die als Auftragnehmer von Pemex fungieren. Talleres Navales del Golfo ist im Hafen von Veracruz be heimatet und mit rund 1.000 Mitarbeitern das größte mexikanische Werftunternehmen. Einfuhren spiegeln Marktentwicklung wider Der niedrigere Umsatz der mexikanischen Werften 2015 spiegelt sich in geringeren Einfuhren von Schiffskompo nenten wider. Bei Boots- und Dockfendern sowie Schiffsankern und Draggen sind Anbieter aus der VR China führend. Motoren stammen hauptsächlich von Lieferanten aus den USA, Schiffsschrauben aus Taiwan. Bei Ra darausrüstung dominieren Anbieter aus Singapur, hier erlaubt die Statistik jedoch keine Unterscheidung nach verschiedenen Zwecken (Luft-/Seefahrzeuge etc.). Deutsche Anbieter sind lediglich bei Radaranlagen in größe rem Umfang vertreten (dritter Platz, Lieferwert 2015: 18,9 Mio. US$). 2 www.gtai.de GESETZESINITIATIVEN SOLLEN MEXIKANISCHEN SCHIFFBAU WIEDERBELEBEN Einfuhren (auch) der mexikanischen Werftenindustrie (in 1.000 US$, Veränderung in %) HS- Bezeichnung 2015 Code Veränderung 2015/2014 4016.94 Bootsfender oder Dockfender, auch aufblasbar, aus Weichkautschuk 1.436 -51,2 7316 Schiffsanker, Draggen und Teile davon, aus Eisen oder Stahl 806 40,4 8406.10 Dampfturbinen für den Antrieb von Wasserfahrzeugen 3 -66,7 8407.21 Außenbordmotoren mit Fremdzündung, für Wasserfahrzeuge 20.128 -49,5 8407.29 Hubkolbenmotoren und Rotationskolbenmotoren, für den Antrieb 448 -94,5 6.110 -4,9 von Wasserfahrzeugen 8408.10 "Diesel- oder Halbdiesel-" Kolbenverbrennungsmotoren, für den An trieb von Wasserfahrzeugen 8487.10 Schiffsschrauben und Schraubenflügel dafür 4.979 14,1 8526.10 Funkmessgeräte (Radargeräte) 78.386 27,0 Gesamt 112.296 -9,5 Quelle: ITC Die Einfuhr von Schiffen, Booten und anderen schwimmenden Vorrichtungen (HS-Code 89) lag 2015 bei rund 145 Mio. US$ und nahm damit um knapp 60% gegenüber dem Vorjahr ab. Deutsche Lieferanten lagen mit einem An teil von 20,8 Mio. US$ auf dem dritten Rang hinter Spanien und den USA. Internetadressen Secretaría de Marina (Marineministerium, Semar) Internet: http://www.gob.mx/semar Cámara Mexicana de la Industria del Transporte Marítimo (Mexikanische Kammer der maritimen Transportin dustrie, CAMEINTRAM) Internet: http://www.cameintram.org Puertos, Transporte y Carga (Informationsportal zur maritimen Wirtschaft in Mexiko) Internet: http://www.ptc.mx (FST) 3 www.gtai.de GESETZESINITIATIVEN SOLLEN MEXIKANISCHEN SCHIFFBAU WIEDERBELEBEN Ulrich Binkert | © GTAI KONTAKT Ulrich Binkert +49 (0)228 24 993-267 Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. 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