Zum Interview - Financial.de

01. Februar 2017
MANAGEMENT
I N T E R V I E W
IM INTERVIEW
Dr. Dirk Markus
CEO, AURELIUS Equity Opportunities SE
& Co KGaA, Deutschland
AURELIUS: „Jeder investierte Euro sollte auch in Zukunft 9 Euro erwirtschaften“
Bis zu 52 Mio. Euro wird AURELIUS für den Rückkauf eigener Aktien in die Hand nehmen. Bis zum 2. April will
die Münchner Beteiligungsgruppe im Rahmen eines zweiten Rückkaufprogramms weitere bis zu 450.000 eigene
Aktien zurückzukaufen. Angesichts von liquiden Mitteln von über 400 Mio. Euro wird dies jedoch nicht zu Lasten
weiterer Übernahmen gehen, wie AURELIUS-CEO Dr. Dirk Markus im Interview mit financial.de bestätigt. Für
2017 peilt er weitere sechs bis acht Zukäufe an. Das gegenwärtige Markumfeld sowie die bereits erreichte Wettbewerbsposition stimmen den Konzernlenker zuversichtlich, das hohe Wachstumstempo bei Umsatz und Rendite
auch zukünftig beibehalten zu können. Die Analysten von Berenberg geben für die AURELIUS-Aktie ein Kursziel
von 80,60 Euro aus.
Im financial.de-Interview spricht AURELIUS-CEO Dr. Markus über die in 2016 erreichten Bestmarken, die Übernahme von Office Depot Europa mit einem Umsatzbeitrag von 2 Mrd. Euro sowie das Erfolgsrezept, das auch
weiterhin attraktive Ausschüttungen ermöglichen soll.
Interview AURELIUS Equity Opportunities
Herr Dr. Markus, in der vergangenen Woche hat AURELIUS eine
?? financial.de:
deutliche Aufstockung seines Aktienrückkaufprogramms angekündigt. Gehen
Ihnen die Ideen für neue Investments aus?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Keineswegs. Wir verfügen derzeit über liquide Mittel in Höhe
von über 400 Mio. Euro. Damit können wir neben dem nochmals deutlich aus-
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geweiteten Aktienrückkaufprogramm auch eine Vielzahl weiterer Übernahmen
finanzieren. Für unsere Aktionäre hat dies den Vorteil, dass durch den Aktienrückkauf zukünftig ein größerer Teil unserer Gewinne im Unternehmen verbleibt
und sich Dividenden damit zukünftig auf weniger Aktien verteilen.
financial.de: AURELIUS blickt auf ereignisreiche Monate mit einem regen Deal?? flow
zurück. Ohne schon konkrete Konzernzahlen präsentieren zu können, wie
zufrieden waren Sie mit der Entwicklung des AURELIUS Konzerns im Geschäftsjahr 2016?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Der AURELIUS Konzern hat 2016 gleich mehrere Bestmarkenaufgestellt. Das Unternehmen ist heute so wertvoll wie nie zuvor, denn unser
Aktienkurs bewegt sich auf einem Rekordniveau. Und mit der zum Jahresanfang
2017 vollzogenen Übernahme von Office Depot Europa haben wir im vergangenen Jahr die größte Transaktion der Unternehmensgeschichte auf den Weg gebracht. Inklusive Office Depot Europa liegt unser Konzernumsatz – hochgerechnet auf zwölf Monate – nun bei rund 4,5 Mrd. Euro, – dies ist der höchste, den
wir jemals erzielt haben. Und auch das erwartete Ergebnis aus unseren über 20
Tochterunternehmen sowie dem Verkauf von sechs Beteiligungen in 2016 wird
ein erfreuliches Ergebnis liefern.
financial.de: Als Messlatte haben Sie sechs bis acht Zukäufe pro Jahr ausgege?? ben.
Haben Sie dieses Ziel 2016 erreicht? Was waren die bedeutendsten Zukäufe 2016?
AURELIUS-CEO Dr. Dirk Markus: „Da uns die Bedeutung der Dividende für Investoren
speziell im derzeitigen Niedrigzinsumfeld bewusst ist, werden wir unsere Eigentümer
daran auch weiter mit attraktiven Ausschüttungen teilhaben lassen.“
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➥➥ Dr. Dirk Markus: Mit neun Zukäufen in 2016, drei davon als Add-on-Akquisitionen, haben wir unsere Planungen im vergangenen Jahr übertroffen. Einzelne
davon in den Vordergrund zu stellen, ist nicht einfach. Alle Übernahmen haben
unseren strengen Auswahlkriterien entsprochen und unser Ziel ist es, auch mit
diesen das eingesetzte Kapital zu vervielfachen. Bezogen auf seine Größe war
die bereits angesprochene Übernahme des Europageschäfts von Office Depot
zum 1. Januar 2017 außergewöhnlich. Aber auch kleinere Zukäufe wie der des
Cloud-Geschäftes von Colt als optimale Ergänzung zu unserer Tochter Getronics
werden uns zukünftig sehr viel Freude bereiten.
Sie haben die Übernahme von Office Depot Europa angesprochen:
?? financial.de:
Mit einem Jahresumsatz von 2 Mrd. Euro überragt diese Akquisition die anderen
AURELIUS Beteiligungen bei weitem. Haben Sie sich damit nicht ein Klumpenrisiko ins Portfolio geholt?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Nein, keine Sorge. Einerseits unterscheiden wir zwischen
Kaufpreis und Umsatzgröße. Unser Investment war – wie bei AURELIUS oft
der Fall – überschaubar. Andererseits besteht die Akquisition von Office Depot
Europa im Kern aus drei Übernahmen, da Office Depot Europa aus drei sehr
unterschiedlichen Geschäftsbereichen besteht, die alle für sich eine typische
AURELIUS-Transaktion darstellen. Insofern besteht kein Klumpenrisiko. Wir sind
mit einem großen Team an operativ sehr erfahrenen AURELIUS-Experten vor
Ort und sehen sehr viel Potenzial für die operative Neuausrichtung von Office
Depot Europa.
Wie gut ist Ihre Transaktionspipeline für 2017 gefüllt? Gilt das Ziel
?? financial.de:
von sechs bis acht Zukäufen auch für das laufende Jahr?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Gespräche sowohl auf der Kauf- als auch auf der Verkaufsseite sind in vollem Gange. Traditionell weist unser Geschäft eine sehr hohe
Dynamik in der zweiten Jahreshälfte auf, da viele Unternehmen ihre Portfolios
zum Geschäftsjahresende noch bereinigen bzw. ergänzen wollen. Aber wir sind
zuversichtlich, auch in den ersten beiden Quartalen 2017 positive Nachrichten
auf der Transaktionsseite kommunizieren zu können. Für das Gesamtjahr 2017
ist eine Größenordnung von sechs bis acht Zukäufen durchaus realistisch.
Add-on-Akquisitionen sind inzwischen ein fester Bestandteil der
?? financial.de:
AURELIUS-Strategie. Könnten Sie uns bitte an einem konkreten Beispiel die
Vorteile einer Add-on-Akquisition erläutern?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Unsere Tochter Getronics ist hierfür ein schönes Beispiel. 2012
haben wir diesen internationalen ICT-Dienstleister übernommen. Die Kompe-
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tenzcenter in Europa und Asien-Pazifik wurden vernetzt, um die regionalen
Stärken flächendeckend zum Kundenvorteil zu nutzen. Über ein strategisches
Akquisitionsprogramm konnte sich Getronics in verschiedenen europäischen
Ländern deutlich verstärken und dabei sein Produktportfolio von herkömmlichen
Workspace-Services hin zu einem vollumfassenden Serviceangebot ausbauen.
Und durch die Übernahme des Cloud-Geschäfts von Colt konnte das Angebot
von Getronics im Bereich höhermargiger, Cloud-basierter Lösungen erweitert
werden.
Welche Rolle spielt die paneuropäische Aufstellung von AURELIUS
?? financial.de:
für die weitere Expansion?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Wachstum, Risikobegrenzung und wichtige Kernkompetenz
lauten die Schlagworte. AURELIUS ist heute selbst ein europäischer Großkonzern. Wir haben im Jahre 2005 in Deutschland angefangen. Durch unser erfolgreiches und kontinuierliches Wachstum sind wir heute in der Lage, als wertvoller
Partner internationaler Großkonzerne zu agieren. Damit erschließen sich uns
Möglichkeiten, deren Skaleneffekte unseren Unternehmenswert mit anhaltendem
Tempo steigern können. Gleichzeitig liefern die regional breit aufgestellten Investitionen sowie die Präsenz in unterschiedlichen Märkten eine gute Diversifikation
und begrenzen das Risiko. Diese Entwicklung ist auch der Grund, warum wir
heute das Vertrauen wichtiger Großkonzerne besitzen.
Stichwort Brexit: Welche Folgen erwarten Sie vom angekündigten
?? financial.de:
EU-Ausstieg der Briten mittelfristig für AURELIUS?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Der bevorstehende Brexit ist ein externer Schock für die britische Wirtschaft. Unternehmen müssen sich auf eine noch sehr unklare Zukunft
vorbereiten und Teil dieser Vorbereitung wird auch darin bestehen, sich von
Randaktivitäten zu trennen. Insofern für uns als AURELIUS eine interessante
Quelle möglicher neuer Transaktionen. Für unser aktuelles AURELIUS-Portfolio
spielt der Austritt Großbritanniens keine so große Rolle. Unsere britischen
Töchter sind im Heimatmarkt gut positioniert . Wir rechnen mit positiven Effekten
durch politische Maßnahmen zur Stärkung der britischen Wirtschaft und geringfügig steigenden Kosten durch die erschwerten Handelsbeziehungen. Diese werden allerdings nur den Teil der Geschäfte, bei dem an EU-Partnerländer geliefert
wird, betreffen. In Summe dürften die Effekte für uns nicht sonderlich ins Gewicht
fallen.
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AURELIUS hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als
?? financial.de:
attraktiver Dividendenwert gemacht. Werden Sie diesem Anspruch auch zukünftig gerecht werden können?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Das ist auf jeden Fall unser klares Ziel. Wir werden unsere
Investitionen weiter am bisher erzielten, langfristigen Cash-Multiple von 9 orientieren. Das bedeutet jeder investierte Euro sollte auch in Zukunft 9 Euro erwirtschaften. Das Erfolgsrezept dafür bleibt auch zukünftig das gleiche. Die Übernahme von Unternehmen in Umbruchsituation, aber mit Wachstumsperspektive
zu einem auf Grund der Umbruchsituation sehr günstigen Einstiegspreis. Dabei
stimmen mich sowohl das gegenwärtige Markumfeld als auch unsere Wettbewerbsposition zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren unser Wachstumstempo bei Umsatz und Rendite beibehalten können. Da uns die Bedeutung
der Dividende für Investoren speziell im derzeitigen Niedrigzinsumfeld bewusst
ist, werden wir unsere Eigentümer daran auch weiter mit attraktiven Ausschüttungen teilhaben lassen.
?? financial.de: Welche Ziele haben Sie sich mittelfristig gesetzt?
➥➥ Dr. Dirk Markus: Vor drei Jahren haben wir das mittelfristige Ziel eines Konzernumsatzes von 5 Milliarden Euro ausgegeben. Mit einem annualisierten Konzernumsatz
von aktuell ca. 4,5 Milliarden Euro sind wir nicht mehr weit davon weg und haben
dieses Ziel fest im Visier. Daran werden wir weiterhin konzentriert arbeiten. Ich
habe aber immer wieder erklärt, dass Umsatzwachstum kein Selbstzweck ist. Wir
wollen lukrative Transaktionen durchführen und unseren Anteilseignern eine attraktive und stetige Rendite erwirtschaften.
?? financial.de: Herr Dr. Markus, vielen Dank für das Interview.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das Interview wurde von financial.de im Auftrag und auf Veranlassung des Kunden
geführt. Es dient ausschließlich zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die darin getroffenen Aussagen spiegeln die Meinung des Interviewten wider, die nicht notwendigerweise der
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