Die Entwicklung verlangt nach solchen Projekten

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Montag, 30. Januar 2017
Klare Sache
Die Handballerinnen des LK Zug siegen
gegen Yellow Winterthur mit 38:28. 18
Leitartikel
Die Entwicklung verlangt nach solchen Projekten
Es ist für den Kanton eine
neue Dimension: Im Gebiet
Unterfeld/Schleife entsteht ein
neuer Stadtteil mit insgesamt
700 Wohnungen. Durch das
Projekt werden die Gemeinden
Zug und Baar definitiv verschmelzen, da sich das Grundstück zu zwei Dritteln auf
Baarer und zu einem Drittel auf
Stadtzuger Boden befindet. Die
Zuger und Baarer stimmen am
12. Februar über den jeweiligen
Bebauungsplan ab.
Die Zahlen des Projekts beeindrucken. Das Grundstück, das
bebaut werden soll, umfasst
eine Fläche von 5,5 Hektaren.
Das entspricht knapp acht
Fussballfeldern. Geplant sind
darauf wie eingangs erwähnt
700 Wohnungen, 470 davon
werden die Kriterien des preisgünstigen Wohnungsbaus
zugrunde gelegt (400 auf
Stadtzuger, 70 auf Baarer Boden). Hinzu kommen Büro- und
Gewerbeflächen für 1000 bis
1500 Beschäftigte. Untergebracht wird all das in 15 Gebäuden, die verdichtet in einer Art
Blockrandbebauung angeordnet
werden. Die Grundhöhe der
Bauten beträgt 25 Meter. Einige
Gebäude überragen diese Masse
mit Höhen von 34, 46 oder 50
Metern jedoch deutlich. Direkt
vor der Stadtbahnhaltestelle
Lindenpark kommt zudem ein
Hochhaus von 60 Metern zu
stehen. Im Innern der Bebauung
gibt es einen Park, der unter
anderem über einen künstlichen
See verfügt.
Ein Projekt dieser Art gab es
im Kanton Zug bisher noch
nicht. Zwar sollen dereinst
auch in der Rotkreuzer Suurstoffi rund 1500 Menschen
leben und über 2000 Personen
arbeiten. Und auch dort ist ein
Hochhaus in Planung, das mit
seinen zwei Türmen 70 beziehungsweise 52 Meter in die
Höhe ragt. Allerdings verteilt
sich das Quartier am Rotkreuzer Bahnhof auf eine
beinahe doppelt so grosse
Fläche von rund 10 Hektaren.
Es ist somit weit weniger verdichtet als der neue Stadtteil
zwischen Zug und Baar.
Es wundert nicht, dass unter
diesen Voraussetzungen
Gegner und Kritiker auf den
Plan gerufen werden, die
durchaus berechtigte Bedenken äussern. Zu massig sind
ihnen die Gebäude mit ihren
«gigantischen Ausmassen», zu
gross die Volumina. Die Hochhäuser würden die Landschaft
dominieren und das gewachse-
Abstimmung
12. Februar
ne Ortsbild zerstören. Von
einem «Klein-Manhattan», das
einen Verkehrskollaps produziert, ist die Rede. Es sei der
falsche Ort für ein solches
Projekt, es fehle das übergeordnete Entwicklungskonzept. Und
schliesslich befürchten die
Gegner, dass sich im Quartier
Unterfeld/Schleife das wiederholt, was in den benachbarten
Quartieren Feldpark oder
Feldhof heute Tatsache ist:
Erdgeschossnutzungen, die kein
Publikum anziehen und so zu
einem toten Quartier geführt
haben.
Dagegenzuhalten ist nicht
einfach. Die Zahl von 1500
Beschäftigten und 1300
Bewohnern lässt bezüglich
des Verkehrs aufhorchen.
Allein wenn man daran denkt,
wie sich die Autos heute zu
Spitzenzeiten schon auf der
Nordstrasse stauen. Dabei gilt
es allerdings, den Zeithorizont
des Projekts zu beachten. Das
Vorhaben soll etappenweise in
10 bis 20 Jahren umgesetzt
sein. In diesem Zeitraum wird
sich die Mobilität verändern.
Selbstfahrende Autos oder
Mobility-Pricing sind nur zwei
Stichworte, die bis dahin – ganz
unabhängig von diesem neuen
Quartier – wohl zu weniger oder
zu besser verteiltem Verkehr
auf den Strassen führen.
Schwer sagen lässt sich heute,
wie gut das Quartier dereinst
mit Leben erfüllt wird. Experten rechnen bei einer solchen
Grösse mit einem Zeitraum von
mindestens fünf Jahren. Den
Planern scheint diese Herausforderung bewusst zu sein.
Denn im Gegensatz zu den
Beispielen aus der Nachbarschaft ist beim Unterfeld das
Quartierleben bereits heute
Thema. Grünflächen und
Spielplätze sollen einerseits
dazu beitragen. Andererseits
gibt es erste Ideen für die
publikumsattraktiven Nutzungen in den Erdgeschossen.
Co-Working-Spaces, ein Probenraum für einen Kinderzirkus und ein Restaurant könnten
es unter anderem sein. Die
Generalunternehmerin Implenia, die im Baarer Teil als
Investorin auftritt, verspricht
heute, die Mietpreise so anzusetzen, dass Möglichkeiten für
verschiedenste Interessenten
geschaffen werden. Die Korporation Zug, Grundeigentümerin
und Bauherrin im Zuger Teil,
wird zudem Platz für einen
Kindergarten und eine Kinderkrippe schaffen. Das sind gute
Voraussetzungen für ein lebendiges Quartier.
Entscheidend ist bei dieser
Abstimmung aber auch ein
weiterer Punkt: Baar und Zug
wachsen. Der Entwurf des
überarbeiteten Richtplans geht
davon aus, dass in diesen beiden Gemeinden zusammen bis
2040 über 67 000 Personen
leben werden. Heute sind es
rund 53 000. Neue Flächen
werden aber nicht eingezont.
Diese zusätzlichen Bewohner
müssen also auf den heute zu
Bauland eingezonten Flächen
untergebracht werden. Verdichten, in die Höhe bauen und
näher zusammenrücken sind
nicht mehr Massnahmen, die
man ergreifen kann, man muss.
Zug ist schon heute nicht
mehr die beschauliche Kleinstadt und Baar nicht mehr das
Dorf von einst. Und in Zukunft
werden sie das erst recht nicht
mehr sein. Die Gemeinden
haben die Grösse von Städten,
und sie wachsen weiter. Um es
mit diesem Wachstum aufzunehmen, braucht es Projekte
wie das Unterfeld.
Samantha Taylor,
stv. Chefredaktorin
[email protected]
Die Fasnachtskultur wird lebhaft gefeiert
Baar Bereits zum achten Mal fand das Brauchtums- und Maskentreffen statt. Es bildete damit einen Höhepunkt des
Jubiläumswochenendes, mit dem die Fasnachtsgesellschaft ihr siebzigjähriges Bestehen zelebriert.
«Räbedibum! Räbedibum! Räbedibum!», rufen die unzähligen
Besucher am Sonntag von der
Tribüne her zum grossen Umzug
durch Baar. Bei strahlendem Sonnenschein und mit vielen beeindruckenden Gruppen verzaubert
das achte Baarer Brauchtumsund Maskentreffen (BBM) Jung
und Alt, die dicht gedrängt am
Strassenrand stehen und kiloweise bunte Konfetti in die Luft
schleudern. Mit 62 Gruppen und
insgesamt 2500 Teilnehmenden
ist es ein riesiger Umzug, der
dank eines abwechslungsreichen
Programms die zwei Stunden wie
im Fluge vergehen lässt.
Eröffnet wird der Umzug von
einer Tambourengruppe, gefolgt
von tierischer Unterstützung der
Reiterfreunde Baar. Hoch zu Ross
und in rot-blauen Hemden passieren sie die Tribüne und werden dafür von den vielen Besuchern bejubelt. Die Stimmung im
Dorfkern ist ausgelassen und beschwingt, alle erfreuen sich an
dem unglaublichen Spektakel.
«Es ist ein wunderbarer Anlass,
hinter dem viel tolle Arbeit
steckt», sagt Adrian Moos, der
den Umzug am Bahnhofsplatz
kommentiert.
Gruppen aus dem In- und
Ausland sind an diesem einzigartigen Umzug vertreten, ob aus
der Region Zug, aus Italien oder
Österreich, alle Gruppen geben
an diesem Tag ihr Bestes. Ordentlich Schwung bringen natürlich die Guggenmusigen, die Zuschauer springen aus ihren Sitzen
auf und tanzen zu der fetzigen
nächtlicher Grossanlass, wie Baar
ihn noch nie gesehen hat», sagt
Silvan Meier, Marketing und
Kommunikation des BBM 2017.
Verkleidet als Schildkröten,
Katzen oder Elefanten stehen die
Besucher da und staunen über
den Umzug, in dem die Fasnachtsvereine verkleidet als Bäume oder Bären vorbeiziehen.
F a s na c h t
2 01 7
Fasnächtliche Gäste aus dem Kanton Schwyz: Blätz (Mitte) und Bauer (rechts).
Musik. Eine unglaublich grosse
Gruppe bilden die «Alte Sieche»
aus Baar, einige Urfasnächtler,
die sich zusammengeschlossen
haben, um die Stimmung in Baar
zum Kochen zu bringen. Mit pinken Luftballons an ihren Instrumenten sind sie schwer zu übersehen. Reichlich vertreten ist
auch jegliche Art von Ungeheu-
ern und Märchenfiguren. Feuer
speiende Drachen in Hellblau,
überzogen von glitzernden
Schuppen, und Hexen mit knorrigen, verwarzten Gesichtern fegen durch die Menge und jagen
dem Publikum ab und an einen
ordentlichen Schrecken ein. «Die
ganze Familie ist begeistert von
diesem Umzug, er ist absolut se-
henswert und gibt Einblick in verschiedenste Gruppen», findet
Marina Kälin aus Uri. Tochter
Laura (6) sagt: «Die Masken der
Hexen sind manchmal ganz
schön einschüchternd, aber zur
Guggenmusik kann ich super tanzen.» Am Samstag hat für die
Baarer Fasnachtsgesellschaft
bereits das grosse Jubliäums-
Bild: Stefan Kaiser (Baar, 29. Januar 2017)
wochenende begonnen mit Umzügen und Konzerten.
Für die Kinder gab es einen
Kindernachmittag, und regelmässig spielten Guggenmusigen
auf zwei Aussenbühnen. Dennoch ist und bleibt der grosse
Umzug am Sonntagnachmittag
wohl Höhepunkt der Festlichkeiten. «Das BBM 2017, ein fas-
Ganz klassisch gibt es aber auch
die Tiroler, die mit ihren Schellen und Glocken die Augen des
Publikums zum Leuchten bringen.
Exotisch wird es bei der Faschingsgilde aus Österreich. Sie
tragen nämlich Kopfschmuck
aus Fuchsfell und Pfauenfedern,
den sie stolz präsentieren. Für
Auge und Ohr war das Baarer
Brauchtums- und Maskentreffen
absoluter Hochgenuss.
Vanessa Varisca
[email protected]
www.
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auf: zugerzeitung.ch/bilder