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Smart Investor 2/2016 – Editorial
Von Ralf Flierl
Ralf Flierl, Chefredakteur
Unsere Gesellschaft droht auseinanderzubrechen. Ich meine damit nicht die Kluft zwischen Arm und Reich,
sondern das Entstehen zweier Blöcke, die ich der Einfachheit halber mal mit den Gutbürgern auf der einen und den
Wutbürgern auf der anderen Seite beschreiben möchte.
Die Gutbürger, welche derzeit hierzulande vermutlich noch die Mehrheit ausmachen, können sich mit der aktuellen
Politikrichtung einigermaßen identifizieren: Der Euro muss weiter gerettet werden, die Grenzen sollen
sperrangelweit offen bleiben – und Russland, Trump und AfD sind bäh. Mit diesen Ansichten fühlen sie sich gut.
Auf der anderen Seite stehen die Wutbürger – derzeit noch leicht in der Minderheit, aber stark wachsend –, die sich
mit der derzeitigen Regierungsarbeit überhaupt nicht einverstanden erklären. Ja, sie sehen sich teilweise vom PolitEstablishment sogar verraten und verkauft, und vor allem: Sie fühlen sich nicht mehr gut, sondern schäumen vor
Wut.
Nun könnte man das Ganze lapidar abtun, nach dem Motto „Meinungsverschiedenheiten gab es schon immer,
was soll daran schlimm sein?“ Aber ganz so einfach ist es diesmal nicht! Denn die Gut- und die Wut-Fraktion
stehen sich unversöhnlich gegenüber, was jeder von uns in persönlichen direkten oder indirekten Erfahrungen mit
Kollegen, Freunden und Familie schon erlebt hat. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt dabei in der Regel den
Mittelpunkt der Diskussion dar.
Noch verlaufen die meisten Wortgefechte friedlich. Dennoch: Der Ton wird mit jedem Terroranschlag oder mit jeder
Euro-Rettungsaktion zunehmend schärfer. Was ist also los in diesem Land? Es wurden in den letzten Jahren
entgegen dem Gesetz Fakten geschaffen (was die Gutbürger gut finden), deren brutale Auswirkungen nun auf uns
zukommen (was die Wutbürger wütend macht).
Apropos Merkel: Wussten Sie, dass sie als ehemalige Westdeutsche von ihrem Vater in die DDR ausgewandert
wurde? Und wussten Sie zudem, dass sie entgegen ihrer eigenen Bekundung dort nicht FDJ-Sekretärin für Kultur,
sondern für „Agitprop“ war, also zu Deutsch: Agitation und Propaganda?* Diese Begriffe kommen aus dem
Lateinischen und bedeuten „Hetzen“ und „Verbreiten“.
Genau das ist es, was Merkel tut: Sie erzeugt mit ihren permanenten Rechtsbrüchen (z.B. Energiewende,
Eurorettung und unkontrollierte Einwanderung) eine Spaltung in der Gesellschaft und hetzt die Wut- gegen die
Gutbürger auf („…wir sind das Volk…“) – und natürlich auch umgekehrt („…nicht denen folgen, die Kälte und Hass
sähen…“). Insofern betreibt Merkel nur das „Handwerk“, welches sie schon vor mehr als 30 Jahren gelernt hat.
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In den USA ist dieser Riss durch die Gesellschaft im Wahlkampf noch viel offensichtlicher geworden. Allerdings hat
die dortige Situation auch schon direkte Auswirkungen auf die Börsen, insbesondere auf den Anleihenmarkt. Eine
tiefschürfende Ausarbeitung zum jüngsten Zinsanstieg finden Sie in unserer diesmaligen Titelgeschichte ab. 12.
In eigener Sache:
In diesem Heft haben wir eine kleine Verschlankungsaktion vorgenommen, welcher die Rubriken „Nachhaltiges
Investieren“, drei der sechs Gastanalysen und „MoneyTalk“ zum Opfer gefallen sind. Letzterer wird jedoch
unregelmäßig weiterhin erscheinen.
Mit den besten Wünschen für ein vermutlich bewegtes neues Jahr 2017
Ralf Flierl
__________
*) Dies decken die beiden Zeitungsjournalisten Günther Lachmann (damals „WELT“) und Ralf Georg Reuth
(„BILD“) in ihrem bereits 2013 erschienen Buch „Das erste Leben der Angela M.“ auf.
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