Inhalt - Archäologie in Deutschland

Titelthema
20 Die Heuneburg – Herodots Pyrene?
Als die ältesten Städte Mitteleuropas gelten die spätkeltischen Oppida des
1. Jh. v. Chr. Doch intensive Forschungen lehren uns eines Besseren: In Süddeutschland und den angrenzenden Gebieten gab es schon im 6. und
5. Jh. v. Chr. vorübergehend städtisches Leben. Am besten erforscht ist die
Heuneburg an der Oberen Donau. Die Burg bildet den Kern eines urbanen
Zentrums, das wohl mit dem von Herodot erwähnten Pyrene gleichzusetzen
ist. In den letzten Jahren haben sich die Ereignisse geradezu überschlagen.
Die Wissenschaftler stießen auf Fürstengräber, Kultplätze, Befestigungen,
Straßen und Dörfer, die einen völlig neuen Blick auf die
Heuneburg und die Welt der frühen Kelten erlauben.
Inhalt
AiD 1 2017
8 Bornhöck:
Monument der Macht
Der Bornhöck südöstlich von Halle war vor seiner
Zerstörung einer der imposantesten Grabhügel
Europas. Zweifellos fand hier in der frühen Bronzezeit ein »Fürst« seine letzte Ruhestätte, ähnlich wie
im berühmten, aber kleineren Grab von Leubingen.
Die Ausgrabungen inmitten einer reichen Fundlandschaft versprechen wertvolle Erkenntnisse zu
Hierarchie und Sozialstruktur sowie Handel und
Reichtum in der Aunjetitzer Kultur.
14 Traumzeit in Australien
Das Kimberley im äußersten Norden des
Kontinents blickt auf eine 50 000 Jahre
alte Geschichte zurück. Zur uralten Kultur
der Region gehören weltbekannte Felsmalereien, die nach wie vor Teil des Lebens
der Ureinwohner sind und von ihnen gepflegt werden. Moderne Untersuchungen
erlauben Einblick in eine faszinierende
Welt, die schwer zugänglich ist und ihre
Geheimnisse erst jetzt langsam preisgibt.
58 Wikinger auf Grönland
64 Römische Flotte in Xanten
986 n. Chr. landete Erik der Rote im Eriksfjord auf Grönland: Zum letzten Mal nahmen Wikingerscharen fremdes Land in
Besitz. Für einige Jahrhunderte prosperierten ihre Ansiedlungen, doch im 14. Jh.
rissen die Kontakte zur alten Heimat in
Island und Norwegen ab, und bereits
wenig später waren die Siedlungen verlassen – die Nordmänner verschwanden
von der Bildfläche.
Die Flotte des Archäologischen Parks
Xanten wächst. Besucher können den
Fortschritt live verfolgen und die Boote
in einer Werft beim Museum besichtigen:
eine Fähre, ein Fischerboot und ein zum
Fischkasten zweckentfremdeter Einbaum.
Zurzeit arbeiten die Schiffbauer an einem
großen Flusssegler.
|
1 Editorial
4 Spektrum Archäologie
Unser Titelbild
zeigt die dicht bebaute Akropolis
der Heuneburg über der Donau.
Im Hintergrund die großzügigen
Anwesen der Außensiedlung.
8 Forschung: Mittler für Kupfer und Zinn –
Aunjetitzer Kultur
Der Bornhöck – größter bekannter Grabhügel der Frühbronzezeit in Mitteleuropa
14 International: Felskunst in Australien
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gibt es folgende Service-Nummern:
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abweichende Preise aus dem Mobilfunk
2
Archäologie in Deutschland 1 | 2017
Zeiten – Träume – Realitäten
20 Titelthema: Die Heuneburg –
Herodots Pyrene?
28 Aktuelle Ausgrabungen im Umfeld der
frühkeltischen Stadt
32 Monumente für die Ewigkeit: Prunkgräber der Elite
36 International vernetzt: das Zeitalter der
»Fürstensitze«
62 Fenster Europa:
ins Neolithikum
Mythos Frau – altsteinzeitliche Plastiken
aus Russland
Das »Sonnenobservatorium«
von Goseck
64 Reportage: Schiffbau im Experiment
38 Aktuelles aus der Landesarchäologie
54 Brennpunkt: Goldfund Bernstorf
Sicher kein modernes Gold! – die Kontroverse
um »Bernstorf«
56 Fenster Europa: Schweiz
Vorsicht! Kann Spuren von Alpmilch enthalten
Die römische Rheinflotte im
Archäologischen Park Xanten
66 Reportage: Vorläufer der
72 Nachrichten
76 Bücher
78 Ausstellungen
81 Rätsel
Naturwissenschaft
Alchemie – Mehr als der Traum vom
»Goldmachen«
20 Porträt einer frühkeltischen Stadt
24 Von der Akropolis zur Polis – Höhepunkte
der Heuneburgforschung
70 Denkmal: Himmelswege
Faszination urzeitliche Kunst
75 Autoren dieses
Heftes
80 Bildnachweis
58 Fenster Europa: Grönland
Als die Nordmänner verschwanden
68 Museum: Rijksmuseum van Oudheden
Ägyptische Schätze in Leiden
Aus dem Netz gefischt:
Trutz, Blanke Hans
Mit seiner Ballade machte Detlev von Liliencron
1882/83 die Sage von Rungholt bekannt: Im
Januar 1362 verschlang die Nordsee während
der großen Sturmflut Teile der nordfriesischen
Marsch. Rungholt lag zwischen Pellworm und
Nordstrand, wo im Watt immer wieder Funde
geborgen werden. Das NordseeMuseum Husum
bringt bis 29. Januar eine Sonderausstellung.
Dazu gibt es eine Homepage mit virtuellem
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Archäologie in Deutschland 1 | 2017
3
Spektrum | Archäologie
Im Blickpunkt
Zwei Pfund Blei
7000 Gräber zwischen Spätantike
und Mittelalter
Bergbau im Auftrag Roms
Sylt. Das Wrack eines
Plattbodenschiffs
wurde an der Hörnum
Odde freigespült. Das
Schiff muss nach 1690
gebaut worden sein.
Wrack auf Sylt
Nordsee gibt Schiff nach 300 Jahren frei
Anfang Oktober 2016 entdeckten Spaziergänger am Strand der Hörnum Odde
das Wrack eines Holzschiffs, das nur bei Niedrigwasser sichtbar ist. Es handelt sich
um die Reste eines Fahrzeugs mit plattem Boden in Kraweelbauweise. Vermutlich
war es beim Umfahren der Südspitze Sylts auf Grund gelaufen. Hackspuren zeigen,
dass die nordfriesischen Inselbewohner das Schiff abgewrackt hatten.
Die Nehrung an der Südspitze von Sylt unterliegt ständigen Veränderungen. Auf
einer Karte der Preußischen Landesaufnahme aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. lag
die Stelle, an der das Boot strandete, noch an der Küste zum Wattenmeer im Osten
des Sandhakens. Nun wurde das Wrack durch die starke Erosion am westlichen Strand
freigespült, nachdem es Jahrhunderte unter Dünen eingebettet war. Die Südspitze
der Insel ist also über den Fund hinweggewandert.
Das Wrack lag zum Zeitpunkt der Beobachtung auf etwa 10 m frei. Vermutlich ist
die Kimm auf einer Seite erkennbar, der Umbruch des flachen Schiffsbodens zur Bordwand. Die Konstruktion besteht aus Eiche sowie Nadelholz und ist durch Holznägel
verbunden. Verschiedene Merkmale sprechen für Schalenbauweise. Weitere Details
sind die Verbindung der Planken durch Hakenlaschen, die Verkeilung der Holznägel
mit eckigen Deuteln und Brandspuren an den Planken. Die Untersuchung der Jahrringe einer Probe aus dem Holz einer Spante ergab als Fälldatum das Jahr 1690.
Bergung und Konservierung des Wracks wären sehr aufwendig. Zunächst wird
darauf verzichtet, da es nur zum Teil erhalten ist und Beifunde fehlen. Doch auch die
Untersuchung vor Ort gestaltet sich schwierig. Wegen der Gezeiten kann man die
Fundstelle nicht freilegen und dokumentieren. Dennoch konnten viele Informationen gesammelt werden. Anhand einer Fotoserie wurde mit der Methode »Structure
from Motion« ein dreidimensionales Modell des Wracks erstellt. Darüber hinaus trägt
der Fund dazu bei, die historische Landschaft der bewegten Nehrungs- und Dünenareale an der Hörnum Odde zu rekonstruieren.
| Stefanie Klooß
4
Archäologie in Deutschland 1 | 2017
Sondengänger Ingo Krull entdeckte auf
einem Acker bei Sundern-Endorf in Westfalen einen römerzeitlichen Bleibarren. Die
Fundstelle liegt nahe den Bergbauspuren
von Sundern-Bönkhausen, wo im 15. Jh.
Silber und Blei gewonnen wurden. Der gut
erhaltene, 5,6 cm lange Barren wiegt 600 g,
was fast exakt zwei römischen Pfund entspricht. Bislang war keine kaiserzeitliche
Fundstelle aus diesem Gebiet bekannt.
Bleiproduktion im Hochsauerland ist
ein spannendes Phänomen der römischen
Kaiserzeit. Obwohl weit von der Grenze des
Imperiums entfernt, wurde hier bis in die
Mitte des 2. Jh. n. Chr. Blei für das römische Absatzgebiet hergestellt. Dabei richtete man sich zumeist genau nach dem römischen Gewichtssystem – offenbar waren römische Berg- und Hüttenleute selbst
an der Produktion im Barbaricum betei-
Der antike Friedhof von
Castra Regina
völlig im Dunkeln bleibt der kaiserzeitliche
Bergbau. Einzelfunde wie der aktuelle
Bleibarren aus Sundern-Endorf helfen den
Archäologen, die potenziellen Abbau regionen immer enger einzugrenzen.
Eisenberg, Pfalz. Bevor
man den Mann in die
Grube warf, hat man
ihn übel zugerichtet:
Der Oberkörper war
oberhalb des Beckens
abgetrennt.
| Manuel Zeiler
Mord im römischen Eisenberg?
Skelett im Innenhof des
spätantiken Burgus
Sundern-Endorf, Westfalen. Der Bleibarren
wiegt fast genau zwei
römische Pfund. Länge 5,6 cm.
ligt oder hatten zumindest den einheimischen Handwerkern das erforderliche Wissen vermittelt.
Möglicherweise steht das Römerlager
Rüthen-Kneblinghausen mit der Bleigewinnung in Zusammenhang: Das Lager
wurde ungewöhnlich weit entfernt von
der römischen Marschroute angelegt, die
in ostwestlicher Richtung durch Westfalen
führt, liegt aber dicht benachbart zum Bleiabbaugebiet um Brilon. Nach intensiven
Forschungen im Hellweggebiet kennen
wir heute Struktur und Organisation der
germanischen Ansiedlungen, in denen die
Endprodukte angefertigt wurden und die
sicherlich Stationen des überregionalen
Güteraustausches waren. Nahezu unbekannt sind hingegen die Hüttenplätze,
2016 stießen Archäologen im pfälzischen Eisenberg auf ein übel zugerichtetes Skelett aus römischer Zeit. Der etwa
165 cm große Mann hatte offenbar einen
gewaltsamen Tod erlitten: Sein Oberkörper war oberhalb des Beckens abgetrennt
und lag mit dem Gesicht nach unten in der
gleichen Grube wie die untere Hälfte mit
den Beinen. Überdies waren beide Schienbeine kurz unterhalb der Knie gebrochen.
Das Skelett kam im Innenhof des spätantiken Burgus während Lehrgrabungen
zutage, die seit 2015 von der Universität
Heidelberg und der Landesarchäologie
Rheinland-Pfalz in Eisenberg durchgeführt
werden. Klar ist, dass der Tote aus »der Römerzeit« stammt; die Keramikfunde aus
der Grube sind eindeutig römisch, aber leider nicht näher einzuordnen. Möglicherweise kann die Untersuchung eines Ziegels weiterhelfen: Falls sich aufgrund des
Tons feststellen lässt, dass der Ziegel in
Rheinzabern hergestellt wurde, lässt sich
der Zeitraum der Produktion vielleicht eingrenzen.
Auf dem römischen
Friedhof von Castra
Regina in Regensburg
lagen ursprünglich etwa 7000 Bestattungen.
Der Vicus in Eisenberg bestand seit dem
frühesten 1. Jh. und verdankte seinen
Wohlstand der Eisenverarbeitung. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich eine
regelrechte Kleinstadt mit einem Forum,
die zur Zeit des Magnentius (350– 353) teilweise zerstört wurde. Um 370 n. Chr. wurde über den Ruinen älterer Gebäude der
Burgus als Teil der valentinianischen Festungskette zur Sicherung der Rheingrenze errichtet, in dessen Schutz die römische Siedlung bis mindestens ins 5. Jh. hinein fortbestand. | AiD
Bei Ausgrabungen seit dem Frühjahr
2015 im Westen Regensburgs wurden bis
jetzt 1400 Körpergräber erfasst. Auf dem
ehemaligen Gelände der Bundesbahn
liegt der Zentralfriedhof von Castra Regina, dem römischen Regensburg. Schon als
man in den Jahren ab 1872 die Eisenbahn
baute, wurden über 800 Brand- und Körpergräber geborgen. 1999 wurden etwa
100 Brand- und 40 Körpergräber und 2011
noch einmal 200 Brand- und 250 Körpergräber untersucht. Die Zahl der unbemerkt
ohne jede Dokumentation zerstörten Bestattungen kann man auf 3000 Brand- und
2000 Körpergräber schätzen. Ursprünglich
muss der Friedhof etwa 7000 Bestattungen
umfasst haben: somit das bei Weitem
größte antike Gräberfeld Deutschlands –
vergleichbar mit Krefeld-Gellep im Rheinland, das 6000 Gräber umfasst.
Der Friedhof lag gemäß römischem Gesetz »extra muros«, das heißt außerhalb
der Stadt an einer Hauptverkehrsachse.
Die Belegung begann mit der Stationierung der dritten italischen Legion um
179 n. Chr. und wurde kontinuierlich bis ins
zweite Drittel des 7. Jh. fortgesetzt. Dieser
außerordentlich umfangreiche archäologische Komplex bietet den Wissenschaft-
Archäologie in Deutschland 1 | 2017
5
y
-
Spektrum | Archäologie
Leserreisen mit Archäologie in Deutschland
Studienreise England
| Silvia Codreanu-Windauer,
Ihr Reiseleiter:
Andreas Thiel ist Konservator im
Landesamt für Denkmalpflege
IN"ADEN7ōRTTEMBERG%RSTUDIERTE!RCHĉOLOGIEIN%RLANGEN
München und Cardiff (Wales)
und war von 2000 bis 2008
verantwortlich für den deutschen Anteil des 2005 eingetraGENENTRANSNATIONALEN5.%3#/7ELTERBESu'RENZEN
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Studienreise ARCHÄOLOGIE und
GESCHICHTE in ENGLANDS SÜDEN
9 Tage vom 15.07. - 23.07.2017
Samstag 15.07.2017 Anreise
nach Dover
06.00 Uhr Abfahrt in Stuttgart
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5HRŸANDIEFRANZĺSISCHE+Analküste nach Calais. Fährüberfahrt, Übernachtung in Dover.
Sonntag 16.07.2017 Dover
Castle – Richborough –
Colchester
Besuch des römischen Leuchtturms innerhalb der über JahrHUNDERTEGENUTZTEN"EFEStigungen von Dover Castle,
Weiterfahrt und Besichtigung
der weiträumigen römischen
Anlagen von Richborough, dem
antiken Rutupiae. Am frühen
Abend Fahrt nach Colchester –
(OTELBEZUGFōRZWEI.ĉCHTE
Montag 17.07.2017 SuttonHoo
– West Stow
Stadtbummel und Besuch des
archäologischen Museums in
der normannischen Burg von
Colchester, dem römischen
#AMOLUDUNUM7EITERFAHRTZUM
angelsächsischen Königsgrab
Sutton Hoo, anschließend Besichtigung des rekonstruierten frühmittelalterlichen DorFES7EST3TOWUND&AHRTZUDEN
neolithischen Feuersteinminen
Grime’s Graves. Gegen Abend
Rückkehr nach Colchester.
der römischen Stadt Verulamium und des dortigen archäoloGISCHEN-USEUMS.ACHMITTAGS
Wanderung entlang des BerkSHIRE2IDGEWAYZUDEMNEOLITHIschen Großsteingrab Wayland’s
3MITHYDEREISENZEITLICHEN(ĺHENSIEDLUNG5FlNGTONUNDDEM
bekannten Landschaftsbild des
114 m langen des Weißen Pferdes. Weiterfahrt nach MidsoMER.ORTONSōDLICHVON"ATH
GELEGEN(OTELBEZUGFōRZWEI
.ĉCHTE
Mittwoch 19.07.2017 Bath
3PAZIERGANGDURCHDIEINDAS
5.%3#/7ELTERBEAUFGENOMMENEKLASSIZISTISCHE!LTSTADT
von Bath, anschließend Besuch
der eindrucksvollen römischen
Badeanlage für die Heilgöttin
3ULIS-INERVAIM3TADTZENTRUM
$ER.ACHMITTAGSTEHTZURFREIEN6ERFōGUNG2ōCKFAHRTZUM
Hotel.
Donnerstag 20.07.2017
Avebury – Salisbury
Fahrt nach Avebury mit seinen
auf einer Fläche von 15 ha
verteilten megalithischen
Steinkreisen, anschließend
Besuch des rätselhaften Silbury Hill, dem größten von
Menschenhand aufgeschütteTENPRĉHISTORISCHEN(ōGEL%Uropas, und des benachbarten
Großsteingrabes West-Kennet.
.ACHMITTAGS"ESICHTIGUNGDER
Dienstag 18.07.2017 Colchesnormannischen Stadtanlage
ter
St. Albansin–Deutschland
Bath
6 –Archäologie
1 | 2017 VON/LD3ARUMDEM6ORLĉUFER
des heutigen Salisbury. WeiterFahrt nach St. Albans. Besuch
FAHRTUNDZWEIøBERNACHTUNGEN
in Salisbury.
lern die Chance, den Übergang von der
Spätantike ins frühe Mittelalter in Bayern
detailliert zu erforschen.
y Fahrt im 4-Sterne-FernreisebusReisebus
y 8 x Übernachtung mit Abendessen und Frühstück
in 3- und 4-Sterne-Hotels
y Alle Eintritte
y Quietvox-Führungssystem
y Studienreiseleitung durch Dr. Andreas Thiel
Im Preis nicht enthaltene Leistungen:
Lutz-Michael Dallmeier
Unter dem Schutz der Peschmerga
Ausgrabungen im Nordirak
Archäologen der Universität Tübingen
unter der Leitung von Peter Pfälzner entdeckten im Herbst beim kurdischen Dorf
Bassetki die Überreste einer über 5000 Jahre alten Stadt. Erste Sondagen zeigten: Es
ist die größte bronzezeitliche Anlage dieser Art im Nordirak. Bereits um 2700 v. Chr.
war die Oberstadt von einer schützenden
Mauer umgeben. Davor erstreckte sich die
Unterstadt von 1 km Länge mit einem verzweigten Straßennetz und verschiedenen
Wohnvierteln, teils mit herrschaftlichen
Häusern oder palastähnlichen Gebäuden.
Fragmente von assyrischen Keilschrifttafeln aus der Zeit um 1300 v.Chr. belegen
einen Tempel des mesopotamischen Wettergottes Adad.
Schon 1975 hatte man in Bassetki beim
Bau einer Schnellstraße das Unterteil einer
Bronzefigur mit einer Inschrift des akkadischen Gottkönigs Naram-Sin aus der Zeit
um 2200 v. Chr. gefunden. Akkade, die
Hauptstadt, lag viel weiter südlich. In
Bassetki vermutet Pfälzner nun einen Außenposten des akkadischen Reichs. Die
Schnellstraße soll sechsspurig ausgebaut
werden, was große Teile der bronzezeitlichen Fundstelle gefährdet. Für die kommenden Jahre sind flächige Ausgrabungen geplant – wenn es die militärische
Lage erlaubt.
Keine 45 km entfernt verbreiten Kämpfer des »Islamischen Staats« Terror. Doch
im irakischen Teil Kurdistans sorgen lokale Streitkräfte, vor allem Peschmerga, für
Sicherheit. Der Nordirak ist somit eines der
wenigen Gebiete, in denen Vorderasiatische Archäologen noch arbeiten können.
| AiD
y Trinkgelder
y weitere Mahlzeiten
y Versicherungen
Die Bleitafel aus dem
Grab der Kaiserin
Gisela (†1043) im Dom
von Speyer ist im Historischen Museum der
Pfalz ausgestellt.
Der Hügel beim nordirakischen Dorf Bassetki birgt Ruinen einer
neu entdeckten bronzezeitlichen Stadt. Die
Schafe ziehen über die
Unterstadt, die sich
über 1 km Länge vor
dem Hügel erstreckt.
Freitag 21.07.2017 Salisbury
und Stonehenge
Vormittags Bummel durch
den malerischen Dombereich
und anschließende Führung in
der frühgotischen Kathedrale
von Salisbury mit dem höchsten Kirchturm Großbritanniens.
.ACHDER-ITTAGSPAUSE&AHRT
nach Woodhenge, von dort
Wanderung durch die reiche arCHĉOLOGISCHE,ANDSCHAFTZUM
wohl berühmtesten archäologiSCHEN$ENKMAL%NGLANDSNACH
Stonehenge. Rückfahrt nach
Salisbury.
Samstag 22.07.2017 Über
Portchester und Fishbourne
nach Calais
Fahrt nach Portchester und Besichtigung des dortigen römischen Kastells an der sog.
Sachsenküste, das bis in das
Mittelalter hinein als Festung
GENUTZTWURDE7EITERFAHRTNACH
Fishbourne und Besuch der
dortigen römischen Villa mit ihrem reichen Mosaikschmuck.
!MSPĉTEN.ACHMITTAG&AHRT
nach Dover, Fährüberfahrt und
Übernachtung in Calais.
Sonntag 23.07.2017 Heimreise
wie Anreise.
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31.01.2017
Reisepreis pro Person im DZ
Buchung ab 01.02.2017
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€ 1.955,–
€ 2.055,–
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Min. 20, Max. 28 Personen
Programm - und Hoteländerungen bleiben vorbehalten.
Veranstalter: Heideker Reisen, Münsingen.
Anmeldung direkt bei: Heideker Reisen,
Dottinger Straße 55, 72525 Münsingen
Tel. 0 73 81/ 93 95-0 • Fax 0 73 81/ 93 95 25
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner: Lisa Reutter
Inschrift entziffert
Kaiserin Giselas Bleitafel
2016 untersuchten Mitarbeiter der Universität Heidelberg mit einem Streifenlichtscanner die Bleitafel aus dem Grab der
Kaiserin Gisela. Gisela starb am 15. Februar 1043 in Goslar, ihr Leichnam wurde nach
Speyer überführt und am 11. März an der
Seite ihres bereits 1039 verstorbenen Gemahls Konrad II. beigesetzt. Als 1900 die
Grüfte im Speyerer Dom geöffnet wurden,
fand sich in Giselas Grab die Bleitafel.
Die Tafel trägt eine Inschrift von 14 Zeilen, von denen nur die ersten drei und der
Beginn der vierten eingraviert sind. Der
Rest wurde lediglich flüchtig eingeritzt
und ist mit bloßem Auge kaum erkennbar. Ausgräber Hermann Grauert war im
Jahr 1900 noch in der Lage, diese Zeilen
zu entziffern. Demnach nahm an der Beisetzung der Kaiserin nicht nur ihr Sohn
Heinrich III. teil: Die Tafel erwähnt gleich
drei Erzbischöfe und mindestens zwölf Bischöfe. Die Anwesenheit zahlreicher geistlicher Würdenträger dürfte kaum der Bestattung allein gegolten haben. Man vermutet, dass damals die liturgisch wichtigen Ostteile des Doms geweiht wurden.
Die Frage ist: Trifft Grauerts Lesung zu?
Der Streifenlichtscanner stellt selbst kleinste Unebenheiten dar. Mit seiner Hilfe wurde die Inschrift, die mittlerweile verloren
schien, wieder lesbar gemacht. Die Lesung
Grauerts konnte in allen wichtigen Punkten bestätigt werden. Mit dem Jahr 1043
ist nun ein festes Datum für die Geschichte des Speyerer Doms gewonnen. | AiD
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Archäologie in Deutschland 1 | 2017
7
Titelthema | Die Heuneburg – Herodots Pyrene?
Porträt einer frühkeltischen Stadt
An der oberen Donau liegt zwischen Sigmaringen und Riedlingen eine einzigartige
prähistorische Stätte: die Heuneburg – einzigartig sowohl in Hinblick auf die herausragende Qualität der archäologischen Funde als auch den hervorragenden Forschungsstand. Obwohl nach sieben Jahrzehnten systematischer Ausgrabungen immer noch
viele Fragen offen sind, bietet sich das faszinierende Bild einer Stadt aus der Zeit zwischen
620 und 450 v. Chr.
Von Dirk Krausse
W
ie kam es zur Entstehung der
ältesten Stadt Mitteleuropas,
wie sah sie aus, wie gestaltete sich
das Leben ihrer Bewohner und warum
wurde sie schon nach wenigen Generationen wieder aufgegeben? Ausschlaggebend für die Wahl des Platzes war die
Lage am Oberlauf der Donau: Etwa ab
hier erlaubte der Wasserstand, den Fluss
das ganze Jahr über mit Booten oder Flößen zu befahren. Die Heuneburg bildete den Startpunkt einer Wasserstraße, die
auf einer Länge von über 2700 km nach
Osten bis zum Schwarzen Meer führte.
Andererseits liegt die Heuneburg äußerst günstig für den Verkehr sowohl
nach Norden als auch nach Süden. Nach
Süden gelangt man über die Alpenpässe
in den mediterranen Raum, nach Norden erschließen der Neckar und der
Rhein mit seinen Nebenflüssen das
nördliche Mitteleuropa.
Drehscheibe für Handel und Verkehr
Die Heuneburg liegt somit ideal, um
den Warenverkehr entlang der Donau
und gleichzeitig den Handel zwischen
dem Norden und dem Süden zu bündeln, zum Beispiel mit Bernstein einerseits und griechisch-etruskischen Importen andererseits. Nur vor diesem
Hintergrund wird verständlich, dass an
dieser Stelle um 600 v. Chr. eine Stadt
entstand, die sich mit den etruskischen
oder griechischen Zentren in Italien und
Südfrankreich durchaus messen konnte.
Das gilt sowohl hinsichtlich ihrer Architektur, Größe und Einwohnerzahl als
auch der sozialen Struktur. Sie bestand
aus einer dicht bebauten Oberstadt von
etwa 3 Hektar Größe, die mit ihrer blendend weiß verputzen Mauer aus luftge20
Archäologie in Deutschland 1 | 2017
trockneten Lehmziegeln und 18 wie Bastionen vorspringenden Türmen nicht
nur effektiv befestigt war, sondern auch
als Machtdemonstration ersten Ranges
weithin sichtbar über dem Donautal
thronte. An diese »Akropolis« schloss
sich westlich die etwa halb so große Vorburg an, durch Graben, Wall, Palisade
und ein monumentales Tor ebenfalls repräsentativ geschützt. Doch damit nicht
genug: Akropolis und Vorburg bildeten
lediglich den Kern einer weitaus größeren Siedlung, die sich in der ersten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. über den gesamten
Geländerücken westlich der Heuneburg
Herodots Pyrene
»Der Istros [das heißt die Donau] nämlich entspringt im Lande der Kelten bei
der Stadt Pyrene und fließt mitten durch
Europa. Die Kelten wohnen jenseits der
Säulen des Herakles und sind Nachbarn
der Kynesier, die unter allen Europäern
am weitesten im Westen wohnen. Der
Istros fließt durch ganz Europa und mündet in den Pontus Euxeinos [das Schwarze Meer] …«
(Herodot, Historien II,33)
Unmittelbar westlich des Burghügels
erstreckt sich die
Außensiedlung. Sie
ist um ein Vielfaches
größer als die Akropolis mit der Vorburg.
Zur Heuneburg gehören mehrere Grabhügelfelder in der
unmittelbaren Nachbarschaft.
auf ungefähr 100 Hektar Fläche erstreckte. Diese Außensiedlung wurde wiederum durch Wälle und Gräben geschützt
und war in Quartiere untergliedert.
Auf der Akropolis lebten die Menschen dicht an dicht in kleinen und
gleichförmigen Häusern; die Lehmziegeltürme der Stadtmauer waren ebenfalls bewohnt. In der Außensiedlung gab
es dagegen zum Teil auch große, repräsentative Bauten mit einer Grundfläche
von bis zu 320 m2. In der Oberstadt und
einzelnen Gebäuden der Außensiedlung
waren Werkstätten eingerichtet, in denen unter anderem Textilien, Ton, Knochen, Geweih, Bernstein, Ölschiefer,
Eisen, Bronze und darüber hinaus auch
Edelmetalle und Koralle verarbeitet wurden. Die reichen Funde aus den bis zu
4 m mächtigen Schichten lassen keinen
Zweifel am Wohlstand der Stadt und
ihrer Bewohner.
Neue Organisationsformen, demographisches Wachstum, technische Innovationen, Austausch und Handel
brachten einen wirtschaftlichen Aufschwung, der offensichtlich spezialisierte Handwerker und Händler aus der
Ferne anzog: Auf der Heuneburg arbeiteten Baumeister, Bronzegießer, Schmiede und andere Handwerker, die mit den
neuesten mediterranen Techniken und
Moden vertraut waren.
Reichtum, Macht und Armut in einer
komplexen Gesellschaft
Von Reichtum und Machtanspruch
zeugen die zugehörigen Friedhöfe im
Umfeld der Stadt mit den charakteristischen riesigen Grabhügeln der sozia-
len Elite. Doch lagen dort ebenso kleinere Hügel mit einfacher Ausstattung;
jüngst konnten auch flache Brandbestattungen zwischen den Grabhügeln
nachgewiesen werden.
Viele Menschen hatten jedoch offenbar gar keinen Anspruch auf ein reguläres Begräbnis oder wurden auf eine Art
und Weise bestattet, die wir im Allgemeinen archäologisch nicht fassen können. Vor diesem Hintergrund ist ein
»Massengrab« aufschlussreich, entdeckt
unterhalb der Akropolis auf der bis dahin noch vollkommen unerforschten
Ostterrasse der Heuneburg. Auf einer
Länge von mindestens 40 m lagen dort
Skelettteile von Männern, Frauen, Kindern und Jugendlichen. Eine Untersuchung der Knochen zeigt, dass diese
Menschen offensichtlich gewaltsam zu
Tode kamen. Zum Teil befanden sie sich
zu Lebzeiten in einem mangelhaften Gesundheitszustand und waren schlecht ernährt. Hier zeichnen sich erhebliche soziale Ungleichheiten innerhalb der frühkeltischen Gesellschaft auf der Heuneburg ab.
Der Wohlstand der
Stadt zog spezialisierte
Handwerker an: Blechstreifen und Drahtreste
aus Gold belegen Werkstätten auf der Heuneburg, die filigranen
Goldschmuck wie die
Kugeln aus dem Bettelbühlgrab herstellen
konnten.
Nicht jeder Bewohner
der Heuneburg hatte
das Recht auf ein anständiges Begräbnis:
Auf der Grabenböschung im Osten der
Burg fanden sich Skelettreste von Frauen,
Kindern und Jugendlichen, teils mit Schädelverletzungen. Dort
lagen auch sorgfältig
bearbeitete Quader
aus Sandstein, die bis
zu 120 kg wiegen und
die man von der Heuneburg sonst nicht
kennt.
Archäologie in Deutschland 1 | 2017
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Titelthema | Die Heuneburg – Herodots Pyrene?
Die komplex gegliederte Stadt war,
wie neueste Ausgrabungen zeigen, über
ein Straßennetz mit ihrem Hinterland
und den benachbarten Regionen verbunden. Ein Hauptweg führte in nordwestliche Richtung zur 9 km Luftlinie
entfernt liegenden Alten Burg, ein 340 m
langer Bergsporn am Rand der Schwäbischen Alb. Die frühkeltischen Erbauer
haben den Sporn unter enormem Aufwand eingeebnet und mit zahlreichen
Wällen, Gräben, Terrassen und gut 10 m
hohen senkrechten Kalksteinmauern zu
einem gigantischen Monument umge-
staltet, das von der Heuneburg aus sichtbar war. Offensichtlich diente die repräsentative Anlage der gesamten Region
als Versammlungsort, Kultplatz und
vielleicht auch Ort für Spiele und Wettkämpfe. Wahrscheinlich gehörten die
nördlich gelegene Große Heuneburg sowie die Höhensiedlungen auf dem Bussen und dem Ennetacher Berg ebenfalls
zur Heuneburg. Mit zahlreichen unbefestigten Gehöften, Weilern und Dörfern
bildeten sie ein einziges zusammengehörendes System.
Info
Ein Rundwanderweg verbindet die obertägig sichtbaren Geländedenkmale rund
um die Heuneburg. Das Freilichtmuseum
auf der Burg bietet anschauliche Rekonstruktionen am ursprünglichen Platz:
www.heuneburg-keltenstadt.de
Tel.: 07586/ 8959405
Öffnungszeiten: April bis Oktober,
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
Das Keltenmuseum Hundersingen zeigt
originale Funde aus den langjährigen
Ausgrabungen auf der Heuneburg:
www.heuneburg.de
Tel.: 07586/ 920838
Öffnungszeiten: April bis Oktober,
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 bis 16 Uhr
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Archäologie in Deutschland 1 | 2017
Kannte Herodot eine Polis an der
oberen Donau?
Unser Bild der Heuneburg hat sich
somit in den letzten zwei Jahrzehnten
durch neue Ausgrabungen und Forschungen radikal verändert. Der vermeintlich kleine »Fürstensitz« auf der
Akropolis ist gleichsam nur die Spitze
des Eisbergs und der innerste Kern einer
weitaus größeren Stadt mit mehreren
Tausend Einwohnern, die wahrscheinlich ein über 1000 km2 großes Gebiet mit
Gräberfeldern, Weilern, Dörfern, Straßen und Kultplätzen kontrollierte.
Unter der dicht bebauten Akropolis der
Heuneburg erstreckt
sich die Vorburg. Die
Außensiedlung im
Vordergrund besteht
aus großzügigen, eingefriedeten Anwesen.
Im Hintergrund die Donau, für antike Boote
ab hier schiffbar. Rekonstruktion zur Zeit
der Lehmziegelmauer.
Vor diesem Hintergrund erscheint
die lange Zeit vernachlässigte Erwähnung der Polis Pyrene am Oberlauf der
Im Gegensatz zur Akro- Donau durch den griechischen Historipolis bot die Außenker Herodot (484– 425 v. Chr.) in neuem
siedlung Platz für groLicht. Gerhard Dobesch, der wahrße, repräsentative Bauscheinlich beste Kenner dieser althistoten. Rekonstruktion
rischen Materie, schrieb vor Jahren:
eines Befundes unter
»Daß mit der Stadt (!) Pyrene das PyreHügel 4 der Nekropole
Gießübel-Talhau.
näengebirge gemeint sei, wie oft angenommen wird, ist keineswegs notwendig oder auch nur wahrscheinlich.«
Angesichts der sich inzwischen abzeichnenden Dimension, Struktur und Bedeutung der Heuneburg ist es unwahrscheinlich, dass weder die Etrusker in
Mittelitalien noch die Griechen in Südfrankreich das frühkeltische Machtzentrum an der oberen Donau gekannt
haben sollten. Vieles spricht dafür, dass
jenes von Herodot erwähnte Pyrene mit
der Heuneburg identisch ist. In jüngeren
antiken Quellen wird Pyrene nicht mehr
erwähnt, doch das kann kaum verwundern, denn noch zu Lebzeiten Herodots
wurde diese älteste Stadt Mitteleuropas
aufgegeben.
Mit dem Erstarken neuer Siedlungszentren in Breisach, am Hohenasperg,
am Ipf oder am Glauberg verlagerten
sich die Machtverhältnisse, es entwickelten sich neue Verkehrswege und
Handelsströme. Die Heuneburg geriet
ins Abseits und wurde um 450 v. Chr.
aufgegeben. In den nachfolgenden Epochen der Römerzeit oder des Mittelalters
spielte die Burg – anders als dies bei den
meisten anderen frühkeltischen Fürstensitzen der Fall ist – keine große Rolle mehr: Ein Glücksfall für die Archäologie, denn so konnten sich die archäologischen Schichten im Wesentlichen
ungestört erhalten.
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