www.cpi-worldwide.com BetonWerk International Deutschsprachige Ausgabe APRIL/JUNI 2017 2+3 SONDERDRUCK | BETONFERTIGTEILE Maschinenteile aus zementgebundenem Beton Eröffnung eines Werkes für Maschinengestelle aus UHPC in China SONDER D BWI 02 RUCK + 03/17 VORSCH AU BWI 02/ 17 Neue Anwendung für hochfeste Betone Maschinenteile aus zementgebundenem Beton Maschinenbetten und -gestelle werden vorwiegend aus Grauguss und als Stahlschweißkonstruktion gefertigt. Aufgrund technischer und wirtschaftlicher Vorteile haben sich seit den 80er Jahren zusätzlich Mineralguss oder epoxidharzgebundener Polymerbeton etabliert. Seit ca. 5 Jahren wird Ultra High Performance Concrete – UHPC – erfolgreich bei Werkzeugmaschinen eingesetzt. Der Beitrag beschreibt die Anforderungen des Maschinenbauers an den Werkstoff Beton, vor allem bezüglich Genauigkeit, Maßhaltigkeit und Rissefreiheit. Es stellt diese Herausforderungen dem Wissen des Bauingenieurs gegenüber und zeigt, wie die Probleme technisch gelöst werden. Zahlreiche Anwendungsbeispiele belegen den erfolgreichen Einsatz von UHPC im Maschinenbau. Bernhard Sagmeister, durcrete GmbH, Deutschland Anforderungen an ein Maschinengestell Das Maschinenbett ist Bestandteil der Maschine, auf der alle beweglichen Komponenten montiert werden. Es ist zu unterscheiden vom Maschinenfundament, welches unter der Maschine angeordnet ist. Maschinenbetten und -Gestelle werden vorwiegend aus Grauguss und als Stahlschweißkonstruktion gefertigt. Aufgrund technischer und wirtschaftlicher Vorteile hat sich seit den 80er-Jahren zusätzlich Mineralguss oder epoxidharzgebundener Polymerbeton etabliert. Vor allem im Bereich der Messmaschinen wird als weiterer massiver Werkstoff Naturhartgestein („Granit“) eingesetzt. UHPC kann diese massiven Materialien substituieren [1], [2]. Bei metallbearbeitenden Werkzeugmaschinen wird mit einem Werkzeug (z. B. Fräskopf, Bohrer oder Schleifscheibe) ein Metallstück aus Stahl oder Aluminium (das Werkstück) bearbeitet. Je genauer die Bearbeitung des Werkstückes erfolgt, desto hochwertiger werden die Produkte. Die Passung eines Kolbens im Motorblock beeinflusst den Benzinverbrauch. Die Maßhaltigkeit von Zahnrädern beeinflusst die Effizienz eines Windkraftturmes. Die geometrische Genauigkeit eines künstlichen Hüftgelenkes hat Auswirkungen auf die Dauerhaftigkeit. Der Kopf des Werkzeuges am Tool Center Point -TCP- muss also ruhig, schwingungsfrei und exakt, am besten im 1/1000 mm Bereich positioniert sein, um Rattermarken, Schleifspuren und Formabweichungen zu vermeiden. Die wichtigsten Teile einer Maschine sind beweglich auf Führungsschienen gelagert. Linearführungsschienen werden mit Ebenheiten von bis zu 0,003 mm über 1 m Länge gefertigt, um die Lagegenauigkeit des TCP zu gewährleisten. Führungen sind biegeweich, deshalb muss das Bauteil auf dem sie montiert werden, – das Maschinenbett – steif sein und die erforderliche Ebenheit und Parallelitäten gewährleisten. Toleranzanforderungen an das Maschinenbett von 0,005 mm oder 5/1000 mm über 4 m Länge sind dabei nicht ungewöhnlich. Die Lage von Gewindehülsen sollte auf 0,1 mm oder 1/10 mm genau sein, damit die Linearführungsschienen, Motoren, Antriebe usw. ohne Verdrehen und Zwang befestigt werden können. Maschinen sind vielfältigen dynamischen Belastungen und somit Schwingungen ausgesetzt. Jede Schwingung hat Auswirkung auf den TCP und somit auf das Endprodukt, so können sich z. B. Oberflächenspuren von Schleif- und Fräsprozessen abbilden. Schädliche Schwingungen sollen durch die Dämpfung der Maschinenbauteile möglichst schnell gedämpft und abgebaut werden. Bei der Zerspanung von Metall wird elektrische Energie in Wärme umgewandelt. Dieser Wärmeeintrag führt zu Verformungen. Hochwertige Werkzeugmaschinen werden deshalb in klimatisierten Hal- Abbildung 1: Maschine zur Holzbearbeitung auf Maschinenbett aus UHPC 2 BWI – BetonWerk International – 2 | 2017 www.cpi-worldwide.com BETONFERTIGTEILE Dr.-Ing. Bernhard Sagmeister studierte Bauingenieurwesen in München und promovierte in Darmstadt. Nach Tätigkeiten als Tragwerksplaner, Bau- und Oberbauleiter bei der Philipp-Holzmann Gruppe wechselte er zur Baustoffindustrie und war dort viele Jahre Geschäftsführer bei der MPVA Neuwied, bei Rasselstein Raumsysteme und Thermodur Wandelemente. 2010 gründete er das Unternehmen durcrete GmbH, welches sich mit der Beratung, Entwicklung, Berechnung und Vertrieb von Produkten aus UHPC mit dem Bindemittel Nanodur beschäftigt. [email protected] len aufgestellt. Die verwendeten Kühlschmierstoffe werden gekühlt, um eine gleichmäßige Oberflächentemperatur am Werkzeug und Werkstück zu halten. Massive Betten sind deutlich wärmeträger und weniger empfindlich gegen Störungen als Metallkonstruktionen. Sie werden deshalb bei vielen Unternehmen wegen ihrer thermischen Robustheit bevorzugt. Wenn die Maschine für viel Geld möglichst steif konstruiert, auf Präzision getrimmt, exakt montiert und ausgerichtet ist, sollte sie sich natürlich nicht mehr verändern. Die Geometrie und Genauigkeit muss im einstelligen 1/1000-mm-Bereich über Jahre hinweg konstant bleiben und darf sich nicht verändern. Für den eingesetzten UHPC bedeutet dies, dass es keine Schwindprozesse mehr geben darf und kein Riss auftreten darf. Für den Maschinenbauer bedeutet ein Riss, dass sich die Maschine nicht mehr linear elastisch ver- Abbildung 2: Aufbau einer Werkzeugmaschine mit dem TCP Abbildung 3: Vermessen eines Maschinenbettes aus UHPC www.cpi-worldwide.com BWI – BetonWerk International – 2 | 2017 3 BETONFERTIGTEILE Abbildung 4: Schwindverformung von Nanodur-Beton mit und ohne Warmbehandlung Abbildung 5: Tastversuch auf Dübelauszug Abbildung 6: Betonieren von UHPC in eine Kunststoffform mit Stahlrahmen Abbildung 7: Einbauteile in einer Holzform hält. Sie ist dann nicht gerissen, beschädigt oder mangelhaft, sie ist irreparabel kaputt. Wenn eine derartige Maschine in einem japanischen Automobilwerk oder bei Airbus ausfällt, sind nicht die Reparaturkosten, sondern die Produktionsausfallkosten ein existenzbedrohendes Problem. Ein Haarriss ist der größte anzunehmende Unfall für ein massives Maschinenbett. Das Bindemittel Nanodur Compound 5941 der Dyckerhoff GmbH ist eine Vormischung aus 59 % Zement mit einer Abstufung der Körnung bis hin in den Nanometerbereich. 41 % sind Quarzmehle unterschiedlicher Körnung. Durch das abgestufte Kornband wird ohne Silikastaub und ohne Flugasche eine leicht und unkompliziert zu verarbeitende UHPC-Zementleimmatrix erzielt. Einen E-Modul von über 80.000 N/mm² erzielt man, indem die natürlichen Gesteine durch die industriell hergestellte Gesteinskörnung durigid ausgetauscht werden. Fasern sowie Bewehrung sind standardmäßig nicht vorgesehen. Sie zeigen vor dem Riss nur eine geringe Wirkung und nach dem Riss ist es zu spät. Nanodur-Beton Marktführer für Betone im Maschinenbau ist die Dyckerhoff GmbH mit dem Bindemittel Nanodur Compound 5941 grau. Es wird folgende Rezeptur verwendet: Tabelle 2: Technische Daten: Nanodur-Beton E45 ohne Fasern, mit Natursteinzuschlag Tabelle 1: Rezeptur Maschinenbau E45 Material Splitt 2/5 oder 4/8 Natursand 0/2 Nanodur Compound 5941 Fließmittel von BASF (Master Glenium ACE 430) Schwindreduzierer von Grace (Eclipse Floor) Zugabewasser 4 BWI – BetonWerk International – 2 | 2017 Menge in [kg/m³] 880 430 1050 14-18 6 150-160 Kennwert Druckfestigkeit Biegezugfestigkeit Statischer E-Modul Dynamischer E-Modul Querdehnzahl Rohdichte Spez. Wärmekapazität Wärmeleitfähigkeit Wärmedehnzahl > 125 N/mm² 15 N/mm² 46.500 N/mm² 55.600 N/mm² 0,2 2.480 kg/m³ 1,2 J/gK 3,0 W/mK 12,0 10-6 1/K www.cpi-worldwide.com BETONFERTIGTEILE Abbildung 8: Betonieren in eine Stahlform Abbildung 10: Ebenheit und Planparallelität < 0,03 mm mit bearbeiteten Edelstahlplatten Abbildung 9: Seitlicher Stich < 1/10 mm bei 2.500 mm Länge, aus der Form Damit vor der Präzisionsbearbeitung die Schwindverformungen abgeschlossen ist, muss der Beton wärmebehandelt werden. Untersuchungen des Wilhelm Dyckerhoff Institutes in Wiesbaden haben nachgewiesen, dass nach einer Wärmebehandlung von 60° C bis 90° C über 48 Stunden keine weiteren Schwindverformungen mehr auftreten. Diese Wärmebehandlung verringert auch Kriechverformungen um den Faktor 3. Da kein Silikastaub in der Mischung ist, wird durch die Warmbehandlung die Festigkeit nur in geringem Maße beeinflusst [3]. Konstruktive Hülsendübel als Standardprodukte vom Bau können in den meisten Fällen nicht eingesetzt werden, da die Gewinde zu ungenau für die präzise Verschraubung von Führungsschienen sind. Für Transportanker werden die gängigen Produkte des Bauwesens verwendet. Beim Verkleben von UHPC ist die Oberflächenfestigkeit bei gleichzeitig griffiger Oberfläche so gut, dass bei Verwendung von 2-KEpoxidharzkleber der Ort des Versagens immer im Beton neben der Verklebung ist. Die bei der Dyckerhoff GmbH ermittelten Haftzugfestigkeiten liegen im Bereich von 4 bis 6 N/mm² [4]. Gewindehülsen werden derart ausgelegt, dass bei nicht zu naher Randanordnung prinzipiell die Schraube der Güte 8.8 abreißt und nicht der Beton oder die Gewindehülse selbst versagt. Tabelle 3: Auszugslasten Schraube M6 Güte 8.8. Schraube M6, Güte 8.8., l = 40mm Plattenmitte Achsrandabstand 27 mm Achsrandabstand 17 mm Stahlversagen 20,1 mm² x 800 www.cpi-worldwide.com 5-% Quantil 16,48 kN 12,82 kN 8,19 kN 16,08 kN Berechnung von Nanodur-Beton Maschinenbetten werden zweckmäßigerweise mit der FiniteElemente-Methode FEM unter Einsatz von Volumenelementen berechnet. Linear elastische Materialgesetze sind ausreichend, da das Erreichen des nichtlinearen Bereichs dem Versagen gleichkommt. Da die Bauteile massiv und steif sind, treten auch keine geometrisch nichtlinearen Effekte wie Beulen auf. Derartige FEM-Programme sind in den gängigen Maschinenbau-CAD-Programmen integriert. Man kann auch die STP-Files (oder STEP-Files) des Maschinenbettes in separate FEM-Programme wie ANSYS einlesen. Die spannende Frage ist nicht, wie berechnet wird, sondern mit welcher zulässigen Spannung man vergleicht. Die Druckspannung ist dabei uninteressant. Sie ist die am meisten überbewertete Materialcharakteristik von Beton. Bei unbewehrten Biegekonstruktionen wie z. B. Fassadenplatten oder Maschinenbetten ist ausschließlich die Zugfestigkeit maßgebend. Die Zugfestigkeit der unbewehrten Zementsteinmatrix hängt zum einen vom gewählten Prüfverfahren ab, zum zweiten von physikaliBWI – BetonWerk International – 2 | 2017 5 BETONFERTIGTEILE schen Effekten wie den Maßstabseffekt oder die klimatischen Randbedingungen. Detaillierte Hinweise zur Bestimmung und Bewertung der Materialkenndaten finden sich in [1]. Herstellung Nanodur Beton kann in jedem Mischer hergestellt werden. Auf dem You-Tube-Channel oder der Website von durcrete gibt es ein Video über die Herstellung im Freifallmischer. In [5] wird die Herstellung in einem Transportbetonwerk beschrieben. Die Leistung des Mischers ist nicht entscheidend. Es ist lediglich darauf zu achten, dass der Mischer nur zur Hälfte seines Nennvolumens ausgenutzt wird, um eine Überlastung des Motors zu vermeiden. Da das Fließmittel Zeit benötigt um zu wirken, beträgt die Chargenzeit ca. 8 bis 12 Minuten. Für das Nanodur Compound wird nur ein freies Silo benötigt, zusätzliche Behälter für Flugasche oder Silikastaub sind nicht erforderlich. Die Formen werden aus Stahl, Kunststoff oder Holz hergestellt. Optimal ist es, wenn der Formenbau im Betonwerk integriert ist, da dann kleine Änderungen und Verbesserungen unkompliziert erledigt werden. Da die Formen das Schrumpfen und Schwinden möglichst nicht behindern sollen, sind weiche Formen von Vorteil. Einbauteile, welche Zwang auslösen, müssen während des Erhärtungsprozesses von der Formwandung gelöst werden, damit sie mit dem Beton mitschwimmen können. Die rissfreie Herstellung der Maschinenelemente während der ersten drei Tage ist Herausforderung und KernKnow-how der Herstellbetriebe. Die in diesem Artikel gezeigten Bilder entstanden im Betrieb der Sudholt-Wasemann GmbH in Herzebrock-Clarholz sowie in einer chinesischen Produktionsstätte, welche sich auf Maschinenteile spezialisiert haben. Wichtigste technische Voraussetzung für bestehende Fertigteilwerke sind: • Moderne Mischanlage mit Feuchtemessung der Gesteinskörnungen • Ein Silo für Nanodur Compound 5941 • Eigener Formenbau mit Holz und Kunststoff • Eigene kleine Metallwerkstatt • Stellfläche zum Lackieren von Bauteilen • Beheizte Produktionshalle • Messgeräte zur Vermessung Entscheidend für den Erfolg ist aber nicht die Ausstattung, sondern die handelnden Personen: • Einem Inhaber, dem bewusst ist, dass es ohne erhebliche Personalinvestition in den Bereichen Produktion, Technik und Vertrieb nicht geht und der hierfür einen langen Atem hat. • Einem technischen Leiter, der überzeugt ist, dass „sein“ Beton ausreichend zugfest ist und das Verständnis hat, dass Stahl in Form von Bewehrung oder Fasern keine Probleme löst. • Einem Betriebsleiter, der Schwinden und Zwang als geometrische Herausforderung begreift, die Ursache eines Risses bei sich selbst sucht und effektive Maßnahmen dagegen ergreifen kann. • Mitarbeiter aus dem metallverarbeitenden Bereich, welche die Genauigkeitsanforderungen und Dokumentationspflichten als zu meisternde Herausforderung betrachten. 6 BWI – BetonWerk International – 2 | 2017 Abbildung 11: Bohren und Fräsen von Stahleinbauteilen in Nanodur-Beton Konzepte für Präzision Ebenheiten und Planparallelitäten bis zu 0,1 mm über 2.000 bis 3.000 mm Länge werden aus der Form erzielt. Entscheidend ist dabei nicht nur die Genauigkeit der Form. Bauteile aus UHPC verwinden und verdrehen sich nach dem Entformen. Das bedeutet, dass die Form einen Anfangsfehler haben muss, so dass nach Abklingen der Schwindverformung die Flächen richtig stehen. Mit Zwang die Verformung zu behindern, ist kein gangbarer Weg, da dann die Bauteile nicht rissfrei werden. Versuche, die Verkrümmung durch das Schwinden im Voraus zu berechnen, waren bisher noch nicht erfolgreich; zu zahlreich sind die Einflussgrößen [1]. Berechnungen zeigen, dass z. B. die Symmetrie des Bauteils großen Einfluss auf die Ebenheit hat. Dies gilt sowohl für Schwinden, die Problemstellung ist aber identisch für Verkürzungen/ Verlängerungen aus unterschiedlichen Temperaturen. In die Bauteile können Stahlplatten eingegossen werden. Diese werden anschließend auf Bearbeitungszentren mit der erforderlichen Präzision gefräst und gebohrt. Bei UHPC wirkt es sich weiterhin vorteilhaft aus, dass Stahl und Betonwerkstoff annähernd den gleichen Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzen und somit Zwangsverkrümmungen aus Temperatur minimiert werden. Die Präzisionsbearbeitung ist aufwendig, da sie nur durch sehr große Spezialmaschinen in klimatisierten Hallen durchgeführt werden kann. Die Bauteile sollten ausschließlich unter einer Plane transportiert werden und müssen im Winter mehrere Tage akklimatisiert werden, um Fehler aus Temperatur auszuschließen. Die Kosten der Präzisionsbearbeitung und die zugehörigen Transporte sind häufig höher als die Kosten für die Erstellung des Rohteiles und beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit des Produktes. Der Beton kann auf Schleifanlagen präzisionsgeschliffen werden. In Abhängigkeit von den ver wendeten Schleifscheiben (Diamant, andere Hartstoffe) sowie den Anforderungen des Kunden muss darauf geachtet werden, dass metallene Gewindehülsen vertieft oder flächenbündig angeordnet sind. Wegen des anfallenden mineralischen Schlammes muss der Schleifbetrieb mit speziellen Filtereinrichtungen auf diese Arbeiten eingerichtet sein. Schleifen ist mit seinem geringeren Materialabtrag ein deutlich teurerer Prozess als Fräsen. www.cpi-worldwide.com BETONFERTIGTEILE Abbildung 12: Links: Rohkörper Subito Connect aus einem Guss. Rechts: Zelle für Handlingsroboter Subito Connect der Fa. Fpt, Amtzell Abbildung 13: Links: Rohkörper Portalfräse Yonghua. Rechts: Portalfräsmaschine der Shandong Yonghua Machinery Ltd, China (Foto Rottler Maschinenbau, Siegen) Anwendungsbeispiele Literatur Die in Abb. 12 gezeigten Anwendungsbeispiele zeigen zum einen eine Zelle für einen Handlingsroboter. Diese ist komplett aus Nanodur-Beton in einem Guss hergestellt. Alle Leitungen sind in den Stützen integriert. Der Tisch unten ist hohl, um Trafo, Schaltschrank und Flüssigkeitsbehälter aufzunehmen. In Abb. 13 sind Ständer einer Portalfräsmaschine in Gantrybauweise dargestellt. Die Teile wurden in Deutschland geplant und gefertigt, danach nach China verschifft und dort präzisionsbearbeitet und aufgebaut. Die Maschine kann im April 2017 auf der CIMT 2017 in Peking besichtigt werden. 왎 WEITERE INFORMATIONEN [1] Bernhard Sagmeister: Maschinenteile aus zementgebundenem Beton, Beuth Verlag, Berlin, ISBN 978-3-410-27186-4, erscheint im März 2017. [2] Bernhard Sagmeister: Maschinenteile aus UHPC, 3. Grazer Betonkolloquium, Verlag der Technischen Universität Graz, 2016. [3] Müller Sören: Zur Auslegung von innovativen Betonkollektorelementen für solarthermische Parabolrinnenkraftwerke, Heft 22, Schriftenreihe Bauwesen TU Kaiserslautern, Kaiserslautern, 2016. [4] Deuse Th., Ritter W., Drössler Ch., Drössler Th.: Hochleistungsbeton mit Klebeverbindung, BWI BetonWerk International 6/2014, ad-media, Köln. [5] Aßbrock A., Böing R.; Rothenbacher W., Stein K., Winzer R.: Praxistest ultrahochfester Beton im Transportbetonwerk, beton 6/2013, Verlag Bau+Technik, Düsseldorf Durcrete GmbH [email protected] www.durcrete.de www.cpi-worldwide.com BWI – BetonWerk International – 2 | 2017 7 durcrete GmbH, 65549 Limburg an der Lahn, Deutschland Eröffnung eines Werkes für Maschinengestelle aus UHPC in China VORSCH AU BWI 03/ 17 Moderner Ultrahochleistungsbeton (UHPC) hat im Maschinenbau mittlerweile einen festen Platz. Neben den niedrigen Kosten bietet Beton Vorteile sowohl beim Schwingungs- als auch beim thermischen Verhalten von Werkzeugmaschinen und ersetzt zunehmend konventionelle Stoffe wie Grauguss oder Stahlschweißkonstruktionen. Ein Marktführer bei zementgebundenem Mineralguss für Maschinengestelle ist ein UHPC mit dem Bindemittel Nanodur Compound der Dyckerhoff GmbH. Jetzt führt der chinesische Hersteller Kle-Rause diese Zukunftstechnologie auch in China ein und hat hierfür ein neues Werk erbaut. Maschinengestelle werden üblicherweise aus Grauguss oder Stahlschweißkonstruktionen gefertigt. Seit rund 25 Jahren hat sich daneben auch epoxidharzgebundener Mineralguss etabliert und aktuell einen (geschätzten) Marktanteil von ca. 15% erreicht. Neu hinzugekommen ist in den letzten Jahren moderner Ultrahochleistungsbeton. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass zementgebundener Beton inzwischen hochwertig genug ist, um den kunstharzgebunden Polymerbeton zu ersetzen. So produzieren europaweit bereits mehrere Fertigteilwerke seit einigen Jahren erfolgreich Maschinenteile aus zementgebundenem Beton. Eingesetzt wird dabei oftmals ein UHPC mit dem Bindemittel Nanodur Compound 5941 der Dyckerhoff GmbH. Dabei geht es nicht um Maschinenfundamente, sondern um die auf den Fundamenten aufgestellten und in die Maschinen integrierten Maschinenbetten. Auf diesen Basisgestellen werden die beweglichen Lager und Antriebe befestigt. Maschinebetten dieser Art können sowohl leichter als eine Tonne sein, als auch sehr große Abmessungen erreichen. So hat unlängst die Shandong Yonghua Machinery in China eine Portalfräsmaschine hergestellt, welche auf 6,4 m x 1,8 m x 1 m großen Ständern steht, die mit jeweils 7,5 m³ Nanodur-Beton betoniert wurden. Sie wurden in Deutschland gefertigt und per Container nach China verschifft. Auf Zukunftstechnologie gesetzt Nach einer intensiven Marktrecherche hat sich das Unternehmen Kle-Rause mit Sitz im chinesischen Yanzhou bei Jining entschieden, auf diese Zukunftstechnologie zu setzen und in China eine eigene Produktionsstätte für Maschinenbauteile aus NanodurBeton zu errichten. Zu dieser Entscheidung hat nicht zuletzt auch die Tatsache beigetragen, dass die chinesischen Umweltvorschriften zur Produktion von Grauguss lau- 8 BWI – BetonWerk International – 3 | 2017 Fan Lei, Managing Director Kle-Rause und Dr. Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer durcrete GmbH, bei der Inbetriebnahme der Mischanlage für Maschinenbauteile aus Nanodur-Beton. www.cpi-worldwide.com BETONFERTIGTEILE Betonmischanlage von Teka fend verschärft werden. Das Bindemittel für den UHPC wird aus Deutschland importiert, Gesteinskörnungen und Zusatzmittel werden lokal beschafft. „Die zuverlässige hohe Qualität und vor allem die einfache Verarbeitung waren für diese Entscheidung maßgebend“, erklärt Fan Lei, Geschäftsführer von Kle-Rause. Maßgeblich hierfür ist, dass beim Nanodur-Beton keinen Zugabe von Silikastaub erforderlich ist; denn bei UHPC mit Silikastaub wird die Mischung sehr zäh und klebrig, so dass man neben der teuren Mischtechnik wegen des hohen Energieeintrages zusätzlich eine Stickstoffkühlung benötigen würde. Dagegen kann Nanodur-UHPC theoretisch sogar im Freifallmischer aus dem Baumarkt hergestellt werden und benötigt folglich nur einen Tellermischer zur Herstellung. Zudem ist Silikastaub ein industrielles Nebenprodukt, welches nur in stark schwankenden Qualitäten verfügbar ist. Definierte Quarzmehle sind in China nur schwer erhältlich. Bei Nanodur Compound dagegen sind alle Feinstbestandteile in hoher Qualität enthalten und mit spezialisierten Mischwerkzeugen homogenisiert, so dass man als www.cpi-worldwide.com Hersteller unkompliziert arbeiten kann. Die Eignungsprüfung der Betonrezeptur mit den chinesischen Gesteinskörnungen wurde im Labor der Dyckerhoff GmbH durchgeführt und dem chinesischen Fertigungswerk zur Verfügung gestellt. Anwendungsberatung und Engineering aus Deutschland Für die Planung und Errichtung des Werkes in einer bereits bestehenden Werkhalle arbeitete Kle-Rause mit der durcrete GmbH aus Deutschland zusammen. Dieses Engineering-Unternehmen führt im Auftrag der Dyckerhoff AG die Anwendungsberatung für NanodurBeton durch und entwickelt, vertreibt und produziert in eigenem Namen Produkte aus Nanodur-Beton. Zusammen mit Prilhofer Consulting wurde ein Werkskonzept erarbeitet und die Ausschreibung und Vergabe durchgeführt. Die absoluten Ausstoßmengen mit ca. 3.000 Tonnen pro Jahr sind für ein Betonfertigteilwerk gering. Theoretisch sind nur ein Bindemittelsilo und zwei Silos für grobe BWI – BetonWerk International – 3 | 2017 9 BETONFERTIGTEILE Reihensilos und Zementsilos Gesteinskörnung und Sand erforderlich. Für die Größe der Silos waren deshalb die geplanten Anlieferzyklen entscheidend. Für die Auslegung des Mischers war das größte geplante Bauteil mit 20 Tonnen maßgebend, welches mit maximal 6 Chargen frisch in frisch betoniert werden muss. Die Chargenmischzeit beträgt je nach Temperatur zwischen 7 und 10 Minuten. Bei Nanodur-Beton mit seinem vorgemischten Compound braucht lediglich das Fließmittel diese Zeit um wirksam zu verflüssigen und somit ist die Chargenmischzeit in erster Linie vom gewählten Fließmittel und weniger von dem Energieeintrag in das Mischgut abhängig. Die komplette Mischanlage inklusive Silos, Big-Bag Entladestation, Transporteinrichtungen, Sensoren, Steuerung, Betonverteilung und Recycling wurde an die Firma Teka vergeben. Wichtig war bei der Entscheidung, dass der gewählte Turbinenmischer sowohl große, als auch sehr kleine Chargen qualitativ hochwertig mischen kann und somit für die vielen Bauteile kleinerer Größe kein zweiter Mischer angeschafft werden musste. Einiges Nachdenken erforder- 10 BWI – BetonWerk International – 3 | 2017 te auch die Entsorgung des Restbetons und des Waschwassers. Die Umweltgesetzte sind auch in China streng, dem UHPC darf aber kein Recyclingwasser zugegeben werden und die anfallenden Restmengen sind zu klein für den Einsatz einer herkömmlichen Betonrecyclinganlage. Die Bauteile für die Mischanlage wurden alle in Deutschland gefertigt, nach China verschifft und durch Teka bei Kle-Rause aufgebaut. Acht Monate nach Vertragsunterzeichnung konnte die Abnahme erfolgen. Dr. Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer der durcrete GmbH ist begeistert von der reibungslosen Abwicklung. „Bei Teka arbeiten Profis, routiniert im internationalen Geschäft. Von der Technik bis zur Montage kümmern sich die Mitarbeiter und treiben das Projekt voran, sodass sogar drei Wochen vor dem vertraglich vereinbarten Termin die Abnahme erfolgen konnte.“ Bei der Probebetonage anlässlich der Abnahme wurden erfolgreich mehrere Bauteile betoniert, wodurch das Werk unverzüglich die Produktion aufnehmen konnte. www.cpi-worldwide.com BETONFERTIGTEILE Betonieren des ersten Bauteils Qualitätskontrolle nach deutschen Maßstäben Die Beschaffung von aufbereiteten, qualitativ hochwertigen Rohstoffen ist in China schwieriger als in Europa. Deshalb wurde ein umfangreiches Equipment zur Wareneingangskontrolle von Kiesen und Sanden beschafft. Auch die Abnehmer der Produkte verlangen eine umfangreiche werkseigene Produktionskontrolle. So wird von jedem betonierten Bauteil ein Probekörper gefertigt und nach sieben Tagen in einer Prüfmaschine abgedrückt. Damit kann nach kurzer Zeit nicht nur die Güte des Bauteils selbst, sondern auch eine Fehlentwicklung der Produktion insgesamt schnell nachvollzogen werden. Entscheidende Prüfgröße ist nicht die Druckfestigkeit, welche im Maschinenbau vollkommen ohne Belang ist. Maßgebender Materialwert ist die Biegezugfestigkeit des Betons. Wichtig ist auch die E-Modulprüfung, da man sich durch einen hohen E-Modul positiv von den Mitbewerbern des kunstharzgebundenen Mineralgusses abheben kann und der Endkunde stets eine möglichst kleine und vor allem gleichbleibende Verformung des Betons erwartet. Durcrete www.cpi-worldwide.com erstellte einen QM-Plan nach deutschen Maßstäben und die Ausschreibung für die Prüf- und Testgeräte. Diese wurden im Paket an die Fa. Testing vergeben. Entscheidend war für den Auftraggeber das umfangreiche Service Angebot in China. Definierte Produktionsabläufe sorgen für absolut rissfreie Produkte Mit der Mischanlage ist das Werk noch nicht vollendet. Sie ist nur notwendige Voraussetzung, das wahre Können liegt im Formenbau und dem Produktionsablauf. Der Kunde erwartet absolut rissfreie Produkte, welche sich ausschließlich im elastischen Bereich bewegen. Die üblichen Hilfsmittel des Bauwesens helfen bei Produkten im Maschinenbau nicht, da Fasern oder konventionelle Bewehrung erst richtig wirken, nachdem der Beton gerissen ist. Diese Hilfsmittel bleiben dem Produzenten von Maschinenbauteilen verwehrt. Durch schwindarme Rezepturen, Schalungen ohne Zwang und geschickte Produktionsabläufe können auch großformatige und zerklüftete BWI – BetonWerk International – 3 | 2017 11 BETONFERTIGTEILE Aufbau einer Portalfräsmaschine Bauteile bis 12 m Länge ohne Risse hergestellt werden. Kle-Rause arbeitet hierfür mit dem deutschem Betonwerk Sudholt-Wasemann GmbH zusammen, welches sich in den letzten fünf Jahren ein umfangreiches Wissen in diesem Bereich erarbeitet hat. Ein Großteil der Produkte von Kle-Rause geht anfangs an den eigenen Mutterkonzern Shandong Yonghua Machinery Ltd., welcher ein Hersteller von großen und hochwertigen Fräsmaschinen auf dem asiatischen Markt ist. Darüber hinaus wurden bereits Mitarbeiter gewonnen, welche den Vertrieb an andere chinesischen Präzisionsmaschinenhersteller aufgenommen haben. Damit wird es Kle-Rause gelingen den chinesischen Markt für massive Maschinenbetten zu erobern, da die dort ansässigen Töchter deutscher Mineralgussunternehmen es lediglich schaffen an andere deutsche Töchter und nicht an originär chinesische Unternehme zu liefern. 왎 12 BWI – BetonWerk International – 3 | 2017 WEITERE INFORMATIONEN durcrete GmbH Am Renngraben 7 65549 Limburg an der Lahn, Deutschland T +49 6431 5840376 [email protected] www.durcrete.de www.cpi-worldwide.com
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