Aktuelle Texte 27.01.2017 - Christian Scharff + Beate Stumpf

Marley und die großen Hunde
Schnupperstunde beim Verein für Deutsche
Schäferhunde
Von Maria Stumpf
Sein Name ist Marley. Bob Marley. Der Jack-RussellTerrier/Zwergpudel-Mix ist fünf Monate alt. Marley ist ein
schwarz-weißes Energiebündel, dem man seine Flausen im
Kopf ansieht. Also: Um Sitz, Platz, Bleib, Fuß, Leinenführung
und Rückruf zu lernen, heißt es erstmal Schulbank drücken.
Für Marley und seine Menschen-Partnerin. Furchtlos - und ein
wenig tollkühn vielleicht - wählen wir die Hundeschule im
„Verein
für
Deutsche
Schäferhunde“,
Ortsgruppe
Heidelberg/Kirchheim/Pfaffengrund. Motto: Wenn schon, denn
schon.
Karl-Heinz Wenzel, 1. Vorsitzender und Ausbildungsleiter,
wartet schon mit Welpen- und Junghundetrainerin Sabine
Pfeifer. „Wir haben heute inzwischen die Hälfte der Hunde 50
Zentimeter abwärts“, beruhigt er erstmal und beugt sich zu
Marley hinunter. Aber er lässt auch keinen Zweifel daran:
„Das spielt keine Rolle. Nur der gut erzogene, richtig gehaltene
und ausgebildete Hund wird mitgenommen. Was er hier lernt,
soll er auch zuhause machen.“ Und: „Erzogen und ausgebildet
wird erstmal der Hundeführer.“ Es scheint ein strenges Regime
zu herrschen.
„Der Benimm- und Erziehungskurs findet besonders großen
Zuspruch“, erzählt er. Da machen wir jetzt also auch mit.
Marley und ich blinzeln uns heimlich etwas eingeschüchtert zu.
Die Gruppengröße in der Hundeausbildung variiert. Es gibt
Welpenkurse (bis 6 Monate), aber auch spezielle Angebote für
Junghunde (bis 12 Monate), Begleit- oder Schutzhunde. Man
muss kein Vereinsmitglied sein, um an den Kursen
teilzunehmen. Es gibt – ohne Terminbindung – auch
Zehnerkarten für 50 Euro zu kaufen. Wer da ist, macht mit.
„Wir haben gemerkt, dass ein flexibles Angebot den
Kundenwünschen entgegenkommt“, sagt Sabine Pfeifer. Das
habe allerdings den Nachteil, dass man bei Fehlstunden in
einem
aufeinander aufgebauten Lehrprogramm einiges
verpasse. „Halt wie in der Schule. Muss irgendwie nachgeholt
werden“, lacht sie.
An diesem Samstag besteht die Schulklasse aus zehn Hunden
verschiedenster Couleur und es geht endlich auf den
Übungsplatz. Lernen Hunde voneinander? Die Ausbilderin
zögert. „Auch das. Aber ich als Hundeführerin entscheide, was
er zu lernen hat.“ Ich nicke. Marleys Ohren hängen seltsam im
Wind. „Intensive und konsequente Arbeit mit dem Partner
Hund“ steht jetzt auf dem Stundenplan.
Der „Verein für Deutsche Schäferhunde“ schaut auf eine lange
Vereinsgeschichte zurück. Seit dem Jahr 1955 traf man sich
auf dem Neckarvorland und übte mit Schäferhunden
Gehorsam. Dann suchte man ein Grundstück und wurde an der
Speyerer Schnauz um die Ecke beim Tierheim fündig. In vielen
Arbeitseinsätzen wurde aus der Wildnis ein Übungsplatz
gestaltet. Das Gelände gehört der Stadt, der Verein zahlt Pacht.
Heute ähnelt das rund 100 Hektar große Areal samt
Vereinsheim einer wunderschönen, kleinen Parkanlage.
Bewohner der Bahnstadt haben einen freien Blick darauf. Was
aber, so erzählt der Vereinsvorsitzende, nicht allen gefällt.
„Hunde bellen auch mal.“ Im Vereinshaus gibt es auch
zahlreiche Fachvorträge zu Hundegesundheit, Hundernährung
oder Erste-Hilfe am Tier.
Marley findet die neuen Spielkameraden erstmal aufregend –
doch die schenken ihm wenig Aufmerksamkeit, reihen sich ein
in einen Kreis und gehen schnellen Schrittes links von
Herrchen und Frauchen „bei Fuß“. Auf „Sitz!“ hocken sie sich
hin. Wir Anfänger versuchen zu kapieren, was gewollt wird.
Aber ab der dritten Runde macht Marley plötzlich das, was ich
sage. „Geht doch“, murmelt Lehrer Wenzel. Jetzt kommt die
„Bleiiiiib!-Übung. Hund hinlegen, Leine loslassen, um das Tier
herumgehen. Der soll entspannt liegenbleiben. Na ja, macht
der kleine Kerl eigentlich gar nicht schlecht. Dann fliegen
Bälle in der Luft, Schirme klappen auf und zu. „Der Hund
muss lernen, dass ihn das nichts angeht!“, heißt es. Beim
Abruftraining ist Marley
dann allerdings Klassenbester.
Schießt wie ein Pfeil in die richtige Richtung zum Frauchen.
„Gute Bindung zwischen Tier und Halter!“, bescheinigt mir der
Ausbilder. Ich bin sehr stolz in diesem Moment.
Karl-Heinz Wenzel fordert in dem Hundetraining viel
Bewegung von Hund und Mensch. „Jeder Stillstand bringt
Ablenkung.“ Er erklärt und hilft mit individuellen Tipps, wo
es notwendig wird. Denn jeder Hund reagiert rassetypisch auch
mal anders.
Eineinhalb Stunden Unterricht, dann geht es noch zum
„Spielen“ ohne Leine auf den Welpenplatz. „Ich mache nicht
nach 60 Minuten Schluss mit dem Unterricht, wenn man
gerade ein Übung macht“, sagt der Vereinsvorsitzende leicht
knurrig. Doch endlich kann der kleine Hund auch mal wieder
frei sausen. Lebensfreude pur.
Fazit: Man muss keine Hundeschule besuchen. Aber man kann.
Schriesheim: Rund 90 Gäste beim Neujahrsempfang der
Grünen Neckar-Bergstraße mit Minister Manne Lucha
Sicherheitspolitik ist ein Schlüsselthema
Von Beate Stumpf
Die Grünen fühlen sich im Aufwind: Selbstbewusst zogen
Manne Lucha, Landesminister für Soziales und Integration, der
Landtagsabgeordnete
Uli
Sckerl
und
die
Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner ein positives
Resümee grüner Landespolitik beim Neujahrsempfang des
Kreisverbandes Neckar/Bergstraße. Rund 90 Gäste waren der
Einladung in die Gaststätte
„Zum Hirschen“ gefolgt.
Bürgermeister Hansjörg Höfer sprach ein kurzes Grußwort.
„Wir haben im Jahr 2016 einen sensationell guten Wahlerfolg
gehabt und es läuft gut in dieser ungewollten Koalition mit der
CDU“, führte Uli Sckerl aus. Auf der Basis eines „guten
Koalitionsvertrages sind wir dabei, uns zusammen zu raufen.“
Bekannt als Mann der offenen Worte bezog er aber auch
Stellung zur jüngsten Debatte nach Köln mit den umstrittenen
Äußerungen der Bundesvorsitzenden Simone Peter: „Das war
kein guter Start ins Wahljahr 2017. Diese Worte wären besser
nicht gefallen.“ Die Polizei arbeite bis zur Erschöpfung und
verdiene dafür Anerkennung. „Es ist jetzt nicht an der Zeit,
vielleicht geringes Fehlverhalten als Kritik herauszustellen.“
Als ein Schlüsselthema der Grünen benannte er die
Sicherheitspolitik. Der Fall des Attentäters Amri in Berlin sei
eine Weichenstellung: „Der Bürger fragt uns zu Recht, was tut
ihr eigentlich?“ Sicherheitsbehörden müssten instand gesetzt
werden, bei „Gefährdern“ rechtzeitig zuschlagen zu können.
Er fand die Überleitung zu Manne Lucha beim Thema
„gesellschaftlicher Zusammenhang“. Der Sozial- und
Integrationsminister zeigte klare Kante gegenüber der
Geisteshaltung mancher AfD-Politiker. „Die tun so, als ob wir
hier in einer Bananenrepublik lebten.“ Viele AFD-Politiker
hätten ein totalitäres Menschenbild und seien ideologisch
gefährlich. „Freiheit und Verantwortung füreinander tragen, das
ist dagegen unsere Kompetenz. Ich sage euch: Wehret den
Anfängen!“
Als grüner Minister
wolle er soziale und kulturelle
Teilhabegerechtigkeit fördern, ohne „einfach zu alimentieren.“
In Gesprächen mit den Kommunen werde jetzt auch geklärt,
wie Geld für die Flüchtlingsarbeit verteilt werde. Mit 180
Millionen Euro würden die Kommunen im Land in den
kommenden zwei Jahren bei den Kosten der Unterbringung
entlastet, 140 Millionen Euro flössen in Integrationsprogramme
vor Ort. Sogenannte „Case Manager“ (Fall-Manager im Sozialund Gesundheitswesen) sollen Flüchtlinge mit Bleiberecht
individuell unterstützen - etwa bei der Suche nach Arbeit.
Auch Franziska Brantner warnte vor der Spaltung der
Gesellschaft, stellte aber auch außenpolitische Themen in den
Vordergrund ihrer kurzen Ansprache.
AMR-Forum
zum
Thema
Landtagskandidaten / ohne AfD
Integration
mit
den
Von Maria Stumpf
Im Mittelpunkt sollte das Thema stehen, wie Menschen sich
einbringen können in die Gesellschaft und wie Integration gut
funktionieren kann – und Michael Mwa Allimadi, Vorsitzender
des Ausländer-/Migrationsrats (AMR), befragte hierzu
Heidelberger Landtagskandidaten. Alle
Parteien waren
allerdings nicht geladene Gäste: „Nur die Parteien, die sich
zu Solidarität, Mitmenschlichkeit und Integration bekennen“,
hieß es. Dazu zählt der AMR die rechtspopulistische AfD nicht.
Also trafen sich Theresia Bauer, (Grüne), Nicole Marmé
(CDU),
Sahra
Mirow
(Linke),
Marlen
Pankonin
(SPD)
und
Oliver Wolf (FDP) zu der Gesprächsrunde im Gartenhaus des
Mathilde-Vogt-Hauses in Kirchheim. Das Bürgerzentrum war
an diesem Tag anderweitig vermietet. Kirchheim als Treffpunkt
war nicht ohne Bedacht gewählt – schließlich leistet hier der
Stadtteilverein um Jörn Fuchs zusammen mit dem AMR, der
Polizei und anderen Partnern in Nachbarschaft zum Patrick
Henry Village seit Monaten vorbildliche Integrationsarbeit:
„Kirchheim sagt ja“ nennt sich die Initiative: Der Name ist
Programm.
Vielleicht lag es am Veranstaltungsort, dass nur rund 30
Zuhörer dabei waren. Dass „Bürgerinitiativen nah an den
Menschen sind“
(Pankonin, Mirow) oder dass „Politik
Rahmenbedingungen schaffen muss“ (Bauer, Marmé) sind
allerdings auch Aussagen, die nicht wirklich überraschen. Am
deutlichsten bezog hier Mirow Position, die sich zwar über viel
zivilgesellschaftliches Engagement freut, aber auch auf „rechte
Meinungspropaganda“ verwies und auch
an brennende
Asylbewerberunterkünfte erinnerte. Und dann war da noch der
Unternehmer Oliver Wolf. Grundsätzlich ein Mann für
„weniger Staat“. Integrationsarbeit regle sich „meist
automatisch über den Beruf“ oder „man sollte so rangehen, wie
das eine oberschwäbische Hausfrau macht – pragmatisch und
streng.“ Sozialdemokratin Marlen Pankonin ärgerte sich über
diesen Vergleich („die FDP macht mir Angst“), Ministerin
Bauer schüttelte den Kopf („es wächst nicht alles von alleine!“)
und die Linke Sarah Mirow gab zu bedenken, dass „das mit der
Hausfrau vielleicht beim Anschließen einer Waschmaschine
funktioniert, aber sonst nicht.“ Sie forderte dagegen den
„Ausbau der öffentlichen Daseinsfürsorge“.
Als Wolf dann auch noch die Existenzberechtigung des
Integrationsministeriums in Stuttgart in Frage stellte, es als
„Grüß-Gott-Onkel-Ministerium“ bezeichnete und dem neuen
Partizipations- und Integrationsgesetz des Landes wenig
Vertrauen schenkte („ich bin kein Freund neuer Gesetze“) kam
doch noch Leben in die Runde.
Theresia Bauer, gerade zum Dritten Mal von den Mitgliedern
des Deutschen Hochschulverbands zur Wissenschaftsministerin
des Jahres gewählt, schaute seufzend Richtung Wolf und
erklärte die Stärkung der Integrationsstrukturen durch das
Gesetz auf Landes- und auch auf kommunaler Ebene. Michael
Allimadi vom AMR dankte ihr dafür.