NSU und kein Ende

NSU und kein Ende
MigrantInnen über rechten Terror und Rassismus
Autor: U. Gellermann
Datum: 30. Januar 2017
----Buchtitel: Die haben gedacht, wir waren das
Buchautor: Kemal Bozay / Bahar Aslan / Orhan Mangitay / Funda Özf?rat
Verlag: Papyrossa
Noch hat der NSU-Prozess kein Ende gefunden, da hat die NPD, die Partei der
NSU-Freunde, schon einen Freispruch zweiter Klasse bekommen. Noch ist das
NSU-Netzwerk nicht annähernd aufgeklärt, da darf einer dieser
NPD-Nachfolgepolitiker von der AfD ungestraft vom tausendjährigen
Deutschland fabulieren. In diese politische Landschaft hinein schreibt eine
ganze große Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund ihre
Erfahrungen, ihre Erkenntnisse und ihre Gefühle zum NSU-Verbrechen. Sie
kommen aus allen möglichen politischen Gegenden: CDU-Mitglieder sind unter
ihnen, Leute von der LINKEN und den GRÜNEN, auch Sozialdemokraten. Sie alle
eint der schwere Schock des Generalverdachtes, den die deutschen Medien und
Behörden während der Mordserie wagten in die Welt zusetzen: ?Die haben
gedacht, wir waren das!? Ein Streit unter türkischen Geschäftsleuten wurde
vermutet, Verbindungen zum Rotlichtmilieu, dem Drogenhandel und zur
Türsteherszene wurden unterstellt. Der Sicherheitsminister Otto Schily schloss
schon am Tag nach dem Attentat einen terroristischen Hintergrund aus. Die
Deutschen waren sich ziemlich einig: Diese Mordserie konnte nicht von
Deutschen, sie musste von irgendwelchen Ausländern verübt worden sein.
Fünf Jahre nach der Aufdeckung der Morde und Bombenanschläge des rechten
Terrornetzwerks »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU), das in der
Öffentlichkeit gerne auch mit dem Terrortrio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und
Beate Zschäpe in Verbindung gebracht wird, fünf Jahre nach kontinuierlicher
politischer Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex durch Journalisten,
Juristen, Schriftsteller, Untersuchungsausschüsse und antirassistische
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Initiativen sowie nach drei Jahren andauerndem NSU-Prozess in München hat
sich zwar Einiges bewegt, doch offen bleibt die Ausgangsfrage: Wir wissen
tatsächlich immer noch nicht, wer der NSU wirklich war und welche
rechtsextremen Netzwerke mit dem NSU in Verbindung standen? Offen ist
auch, inwieweit staatliche Sicherheitsdienste informiert und involviert waren.
Wie kann ein Trio 14 Jahre lang aus dem Untergrund all diese Morde,
Bombenanschläge und Raubüberfälle durchführen ? ohne dass staatliche
Sicherheitsbehörden aufmerksam darauf geworden sind? Nicht zu übersehen
ist auch ein Vertrauensbruch und Riss, der die gesamte Gesellschaft zum
Nachdenken anregt. Wo bleiben Wut und Widerstand? Erinnern wollen die
Autoren an die Lichterketten aus den 1990er Jahren, als im Zuge der
Brandanschläge in Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen Hunderttausende
auf die Straßen gingen. Auch fünf Jahre nach der Aufdeckung der NSU-Morde
und -Anschläge herrscht weiterhin Schweigen! Daher begreift sich das
vorliegende Buch am 5. Jahrestag der Aufdeckung der NSU-Morde als Manifest
von Migranten zu rechtem Terror und Rassismus.
Die Autoren erinnern auch dran, dass der NSU keine plötzliche, unerklärliche
Erscheinung ist, sondern gesellschaftliche Wurzeln hat: In Äußerungen des
höchst achtbaren Historikers Hans-Ulrich Wehler, der lauthals verkünden
durfte: ?Die Bundesrepublik hat kein Ausländerproblem, sie hat ein
Türkenproblem. Diese muslimische Diaspora ist im Prinzip nicht integrierbar.
Man soll sich nicht freiwillig Sprengstoff ins Land holen?. Im angehäuften
Sprengstoff einer Jahre währenden Nicht-Integrationspoltik, die darauf setzte,
dass die Ausländer alle ?nach Hause? gehen würden, obwohl manche
inzwischen in der zweiten Generation in Deutschland lebten. In den üblen
Thesen des Sozialdemokraten Thilo Sarrazin, dessen Buch ?Deutschland schafft
sich ab? seinen Resonanzboden beim SPIEGEL, der BILD-Zeitung und in
unzähligen Talkshows fand. Jenen Schaukampf-Buden, in denen sich nahezu
die selben Leute nur wenig später über Pegida erstaunten.
Mit ?Die haben gedacht, wir waren das? liegt ein Buch vor, dass eine
Zeitenwende in der Bundesrepublik markiert: Von der gewöhnlichen
Ausländerfeindlichkeit über den ausgeprägten Rassismus bis hin zum rechten
Terror. Schon jetzt ist das Buch ein historisches Dokument.
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BuchpräsentationDIE HABEN GEDACHT WIR WAREN DAS Özge Pinar Sarp ?
Politologin aus BerlinKemal Bozay ? Professor für Angewandte
Sozialwissenschaften, Köln
Am 21. 02. 2017 um 20.30 Uhr Im Berliner Buchhändlerkeller, Carmerstr.1, 10623
Berlin-Charlottenburg
Es moderiert: Uli Gellermann
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