Die Gesetze der Chemie ändern sich Keyfacts über Chemieindustrie - Kulturwandel beschleunigt digitale Transformation der Branche - Neue Kernkompetenzen werden entscheidend für den Erfolg - Kunde rückt in den Mittelpunkt des Wertschöpfungsnetzwerks 03. Februar 2017 Für die chemische Industrie gelten in vieler Hinsicht andere Regeln als für die meisten Branchen: Die Kapitalintensität ist hoch, die Abhängigkeit von Rohstoffen stark ausgeprägt und Prozesse sind an die Gesetze der Chemie gebunden. Auch wenn viele Unternehmen der Branche auf neueste technologische Anlagen zur Erzielung von Kostensenkungen und Effizienzvorteilen setzen – Digitalisierungsvorhaben werden bisher zumeist nur verhalten angegangen. Das Bewusstsein für einen Kulturwandel hält nach anfänglichem Zögern nun aber langsam Einzug in die Branche. Die zumeist naturwissenschaftlich orientierten Manager der Chemieindustrie haben entdeckt, dass die Digitalisierung ihnen ein Werkzeug in die Hand gibt, um ihr Geschäftssystem weniger vom Zufall abhängig und berechenbarer zu machen. Herausfordernd für viele Unternehmen ist jedoch, den für sie optimalen, individuellen Ansatz zu finden. 1/4 Weniger Tradition, mehr Innovation Denn wie in allen Branchen gilt auch in der Chemie: Neue technologische Entwicklungen versprechen neue Märkte und gute Geschäfte. So entwickelt sich zum Beispiel die Technologie, Dinge in einem Tank chemisch wachsen zu lassen, zur Marktreife. Man kann sich dies als chemischen 3D-Druck vorstellen, ohne physikalische Prozesse. Mit einem sogenannten Chemputer können aus komplexen Stoffen Moleküle erzeugt werden und daraus wiederum ein Objekt. Ein Beispiel das zeigt, dass innovative Ideen in der Chemieindustrie traditionelle Strukturen durchbrechen und die Branche auf den Kopf stellen können. 75 % der Chemieunternehmen bezeichnen sich als eher konservativ. Für die stark auf B2B ausgerichtete chemische Branche sind in der Tat Technologien relevant, die Prozessoptimierungen und Effizienzsteigerungen ermöglichen. Hier ist man auch bereits vielfältig aktiv. Stichworte sind digitale Anlagen, Simulationstechnik sowie vollautonome Logistik – und die Digitalisierung bietet den Unternehmen noch unzählige weitere Möglichkeiten. Der Kunde mag es individuell und direkt Individualisierung ist so eine Möglichkeit, die die chemische Industrie verändern wird. Wenn ein Automobilhersteller seinen Kunden zum Beispiel personalisierte Lacke anbietet, hat dies auch Einfluss auf die Chemieindustrie als Zulieferer. Über Jahrzehnte war die Branche ein klassisches Beispiel für Massenproduktion. Heutzutage verlangen Kunden aber nach immer individuelleren Produkten und Dienstleistungen – jedoch zu Standardpreisen und jederzeit flexibel. Traditionelle Geschäftsmodelle können dies nicht leisten. Erst der Einsatz moderner technischer Lösungen ermöglicht es, Produktionsprozesse zu modularisieren und flexibel den Bedürfnissen anzupassen. Grundsätzlich rückt der Kunde im Kontext der Digitalisierung mehr in den Mittelpunkt. In einer kapitalintensiven Branche wie der Chemie werden zunehmend Kooperationen und Plattformen relevant. Im Bereich der Agrochemie nutzen Chemieunternehmen zum Beispiel Plattformen, um ihr Produktportfolio um digitale Lösungen zur Bewirtschaftung von Ackerflächen zu erweitern. Gute Data & Analytics-Lösungen stellen hierfür die Grundlage. Für den geschäftlichen Erfolg wird zunehmend entscheidend sein, dass neben das Herstellungs-Knowhow gleichberechtigt das Wissen um den Kunden tritt. Auch können durch die Vernetzung mit Zulieferern und Kunden an vielen Stellen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen erzielt werden. 2/4 Ökosysteme schaffen Die zunehmende Digitalisierung der chemischen Industrie bietet vielfältige Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle. Eine kleine Gruppe von visionären Unternehmen kristallisiert sich als First-Mover heraus und treibt bereits heute die Transformation der Branche maßgeblich voran. Es zeichnet sich ab, dass zukünftig nicht mehr die Produkte, sondern die Nutzer mit ihren Bedürfnissen und Vorlieben im Vordergrund stehen. Durch die Vernetzung mit allen an der Wertschöpfung Beteiligten können Unternehmen Ökosysteme schaffen, die die Kunden in eine langfristige Beziehung einbinden. Diesen Unternehmen gehört die Zukunft. Weitere interessante Aspekte der digitalen Evolution der chemischen Industrie finden sich auch in unserer aktuellen Studie „Zeit zum Aufblühen“. Zusammengefasst »Die Kunden verlangen nach immer individuelleren Produkten und Dienstleistungen. Daher gilt es, sämtliche Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette stärker auf ihre Wünsche auszurichten.« Lösungen die vom Standard abweichen, werden von immer mehr Kunden nachgefragt. Beispielsweise bieten Automobilhersteller bereits heute ihren Käufern personalisierte Lacke an. Das hat auch Einfluss auf die Chemieindustrie als Zulieferer. Die zunehmende Digitalisierung eröffnet vielfältige Möglichkeiten, durch Anpassungen beim Geschäftsmodell individuelle (End-)Kunden-Lösungen zu liefern sowie neue Dienstleistungen anzubieten. Vir Lakshman Head of Chemicals & Pharmaceuticals 3/4 © KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten. 4/4
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