Mare Rezepte: Aus Captain Cooks Kombüse von Hans-Helge Ott Allerhand mit Kartoffeln Seeleute sind ja manchmal ein wenig kompliziert. Wenn sie zu Hause sind, dann müssen sie unbedingt raus auf See, aber wenn sie draußen sind, zwischen Rio und Shanghai, dann wollen sie an Land – denn irgendwie hängen sie ja auch an der Scholle. Damit meine ich aber nicht „Pleuronectes platessa“, den Plattfisch, die Erde, in der „Solanum tuberosum“, die Kartoffel, darauf wartet, von uns zubereitet zu werden. Ja, die Kartoffel, das zart violett blühende Nachtschattengewächs, die pommes de terres, der Erdapfel, aber auch die Grundbirne oder auch Grumbeer – wer mit so vielen Namen unterwegs ist, den sollte man nicht unterschätzen. Immerhin hat sie ein ganzes Volk, die Iren, am Leben erhalten, und als ihr Erzfeind, die Kartoffelfäule, sie dort ruinierte, bescherte das in den USA eine gewaltige Welle von verzweifelten Einwanderern. Die USA sind übrigens sehr gut damit klar gekommen. Aber das nur nebenbei! Sie meinen, mit einer simplen Kartoffel kann man keinen ordentlichen Seemann hinter der Brandung hervorlocken? Also, das liegt jetzt aber wirklich an Ihnen! Die Kartoffel ist für den Koch so etwas wie das Holz für den Zimmermann: Der Ausgangsstoff. Und wie der Unterschied zwischen einem Scheit Feuerholz und einem schicken Schwedenhaus oder meinetwegen dem Kölner Dom aus abgebrannten Streichhölzern, so ist auch der Unterschied zwischen einer Salzkartoffel und Pommes Dauphine! Aber eins nach dem andern. Kartoffeln sind beispiellos vielseitig. Sie können Kartoffeln in der Schale kochen und pellen. Sie können Kartoffeln roh schälen und dann kochen usw. usw. Da gibt es allerhand Möglichkeiten. Und die meisten sind so einfach, dass ein ordentlicher Seemann, das auch ganz alleine hinkriegt. Dafür braucht er keinen Käpt’n Cook. Aber kann er auch ein Kartoffelgulasch? Das ist nicht schwer. Rohe Kartoffeln würfeln, mit Paprika, Pilzen, Karotten und Zwiebeln gemeinsam kräftig anbraten. Tomatenmark und Tomatenwürfel oder passierte Tomaten dazugeben, mit Brühe, Pfeffer, Salz, Paprika, Knoblauch und vielleicht ein bisschen Kümmel oder Kreuzkümmel kräftig würzen, und alles eine dreiviertel Stunde oder so simmern lassen. Noch ein Klacks Crème fraîche darauf, ein bisschen Oregano darüber. Klasse! Und außerdem, enorm billig! Oder gefüllte Kartoffeln. Große Kartoffeln mit Schale kochen, längs halbieren, mit dem Teelöffel aushöhlen, das Herausgenommene zerstampfen und mischen – zum Beispiel – mit feinen Gemüsewürfeln und Tomaten oder mit Würfelschinken oder Speck. Alles schön verbunden durch Käsewürfel oder Käsecrème. Hinein damit in die Höhlung der halben Kartoffeln und für ein paar Minuten in den warmen Ofen bis es gut ist. 2 Toll sind auch die Pommes Delphine. Sie machen einen Brandteig aus Butter, Wasser und Mehl, die sie aufkochen und rühren, bis der Topfboden eine weiße Schicht bekommt. Dann füllen sie durchgepresste Pellkartoffeln dazu, verrühren alles und würzen mit Salz und Muskat. Mit einem Löffel stechen sie Nocken ab und frittieren sie. Das hätte sogar Hans Albers gebändigt! Im Übrigen können Sie aber verbleibende „Seesüchte“ mit etwas Fisch zu den Kartoffeln zügeln. Und wenn das alles nicht hilft, dann servieren Sie dem Fahrensmann einen zünftigen Wodka dazu. Denn der ist gar nicht selten – woraus gebrannt? … Sie haben es erraten.
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