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Deutsche Lebensmittelexporte auf Rekordhoch
27.01.2017
Weltgrößtes Treffen der Agrar- und Ernährungsindustrie auf der Grünen Woche in Berlin /
Von Barbara Kussel
Berlin (GTAI) - Die deutsche Agrar- und Ernährungsindustrie blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Für ei­
nige Produkte gibt es Entwarnung an der Preisfront, neue Märkte werden erschlossen. Dennoch beherrschen
kritische Themen wie der Hunger in der Welt, das Tierwohl, der Milchmarkt oder die Liquiditätskrise von Bau­
ernhöfen die Diskussion: Das zeigte die Internationale Grüne Woche Berlin 2017, die alljährlich in der Bundes­
hauptstadt stattfindet. Das Partnerland 2017 war Ungarn. (Kontaktanschriften)
Die Stimmung in der deutschen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ist für 2017 "verhalten optimistisch". Das be­
richtete die Ernährungsindustrie anlässlich der Internationalen Grünen Woche Berlin. Als "verbessert, aber nicht
durchgreifend erholt" bezeichneten die Landwirte ihre Lage auf dem "Spitzentreffen der internationalen Agrar­
politik und der einzigartigen Erlebniswelt für das Publikum", wie der Vorsitzende der Geschäftsführung der
Messe Berlin, Christian Göke, die Grüne Woche anlässlich ihrer Eröffnung beschrieb.
Nach ersten Schätzungen hat die deutsche Nahrungs- und Genussmittelindustrie ihren Umsatz im Jahr 2016 um
2% auf 172 Mrd. Euro gesteigert - bei gleichzeitig sinkenden Verkaufspreisen. Die Lebensmittelexporte legten
um 3,3% auf ein Rekordhoch von 56,6 Mrd. Euro zu. Das gab die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungs­
industrie bekannt. Mit 44,2 Mrd. Euro (+2%) ging der weitaus größte Teil der Exporte in EU-Länder.
Zwar hat sich der Preiswettbewerb auch im Exportgeschäft verschärft, doch die Unternehmen konnten neue,
kaufkräftige Märkte - vor allem in Asien - erschließen. Damit bleibt Deutschland nach den USA und den Nieder­
landen weiterhin der drittgrößte Exporteur von Lebensmitteln in der Welt. Die Nahrungs- und Genussmittelin­
dustrie ist der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Sie beschäftigt in 5.860 Betrieben rund 580.000 Ar­
beitnehmer.
Die Landwirte erzielen etwas höhere Milch- und Schweinepreise, doch die Erlöse für Getreide bleiben gering,
sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. "Wir haben viel investiert, wegen der
niedrigen Milchpreise fehlt meinem Hof jetzt Liquidität", sorgte sich ein Bauer um die Zukunft. Drastischer
drückte das der European Milk Board aus: "Die Bauern gehen vor die Hunde zugunsten riesiger Konzerngewin­
ne." Landwirte erzielen den Angaben zufolge in Deutschland derzeit Milchpreise von gut 33 Cent pro Liter, bei
durchschnittlichen Produktionskosten von 45 Cent.
"Eine Welt ohne Hunger ist möglich"
Doch die Branche steht vor Problemen: Grausige Bilder aus Schlachthöfen, geschredderte Küken, genmanipulier­
tes Obst- und Gemüse, Abfallberge von Lebensmitteln, billige Milch und Milchquoten sowie umstrittene Dünge­
mittel wollen so gar nicht zum Bild von Bio-Bauernhöfen mit glücklichen Menschen und Kühen passen, die alle
Menschen gesund ernähren können.
"Eine Welt ohne Hunger ist möglich", lautete das Motto des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammen­
arbeit und Entwicklung, das dafür faire Produktions- und Einkaufsbedingungen in der Welt fordert. Noch immer
hungern 800 Millionen Menschen auf der Welt, etwa zwei Milliarden Menschen leiden an Mangelernährung.
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DEUTSCHE LEBENSMITTELEXPORTE AUF REKORDHOCH
Zum Thema Tierwohl stellte Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, ein neues,
freiwilliges, staatliches Gütesiegel vor, das im "nächsten oder übernächsten Jahr" eingeführt sein soll. In das La­
bel sollen 70 Mio. Euro investiert werden. Zum Vergleich: Der Umsatz der zehn größten Fleischunternehmen in
Deutschland summiert sich dem Branchenranking von afz und FleischWirtschaft zufolge auf rund 20 Mrd. Euro
(2015).
Partnerland Ungarn: Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für die Branche
Ungarn, das Partnerland der Internationalen Grünen Woche Berlin 2017, präsentierte sich den Fach- und Privat­
besuchern unter dem Motto "Traditionsreich, Vielfältig, Natürlich: Ungarn". Bei den mehr als 30 Ausstellern aus
dem Land der Magyaren war Köstliches zu goutieren: Salami aus Szeged, eingelegtes Gemüse aus Vecses, Toka­
jer, Erlauer Stierblut, Palinka Schnäpse und Craft Beer.
Für Ungarn ist Deutschland im Bereich der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft der wichtigste Handelspartner.
Das ungarische Ministerium für Landwirtschaft erwartet, dass die entsprechenden Exporte 2016 die Rekordmar­
ke von 1,3 Mrd. Euro erreicht haben. Im Jahr 2015 waren es 1,22 Mrd. Euro, 8% mehr als im Jahr zuvor. Umge­
kehrt hat Ungarn 2015 Agar- und Lebensmittelprodukte im Wert von 976 Mio. aus Deutschland gekauft, ein Plus
von 2%.
In Ungarn leben rund 70% der 10 Mio. Einwohner auf dem Land, die Zahl der Beschäftigten in der Agar- und Er­
nährungsindustrie steigt, von rund 305.000 im Jahr 2011 auf 344.000 im Jahr 2015. Alleine in der Landwirtschaft
gab es 2016 rund 200.000 Vollzeitstellen.
Weltgrößte Branchenmesse in Berlin
Die "Internationale Grüne Woche Berlin" wird alljährlich in Berlin veranstaltet, in diesem Jahr vom 20.1. bis
29.1.17. Die Messe gilt als der weltweit führende Treffpunkt für die Landwirtschaft, die Ernährungs- und Genuss­
mittelindustrie sowie für den Gartenbau. Im Jahr 2017 haben sich in 26 Hallen rund 1.650 Aussteller aus rund 66
Ländern präsentiert. Die Zahl der Besucher summierte sich auf etwa 400.000. Die nächste Grüne Woche wird
vom 19.1. bis 28.1.18 stattfinden.
Gefehlt hat der einst größte Aussteller: Russland ist zum zweiten Mal in Folge nicht vertreten gewesen. Als Ant­
wort auf EU-Sanktionen hat das Land ein Embargo gegen die Einfuhr europäischer Agrargüter verhängt, ent­
sprechende Umsatzeinbußen der Bauern und der Ernährungsindustrie sind die Folge. Im Jahr 2016 konnte die
steigende Nachfrage vor allem nach Fleisch und Milch aus der VR China große Teile des verlorenen Russlandge­
schäftes kompensieren, berichtete der Deutsche Bauernverband. Erstmals dabei waren Aussteller aus Kambo­
dscha.
Ergänzt wurde die Messe vom "Global Forum for Food and Agriculture 2017" das sich dem Thema "Landwirt­
schaft und Wasser - Schlüssel zur Welternährung" widmete. Für die Landwirtschaft ist Wasser neben Boden die
wichtigste Produktionsressource. Die Vereinten Nationen erwarten, dass sich der Wasserbedarf der Landwirt­
schaft bis 2050 um weitere 20% erhöhen wird. Bereits jetzt verbraucht die Bewässerung der landwirtschaftli­
chen Flächen etwa 70% des genutzten Süßwassers weltweit.
Kontaktanschriften
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE)
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin
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DEUTSCHE LEBENSMITTELEXPORTE AUF REKORDHOCH
Tel.: 030/20 07 86-0; Fax: -199
E-Mail: [email protected] ; Internet: https://www.bve-online.de 
Deutscher Bauernverband (DBV)
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin
Tel.: 030/319 04-0; Fax: -205
E-Mail: [email protected] ; Internet: http://www.bauernverband.de 
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