Perspektiven Februar 2017

BayernLB Research | 02.02.2017
Perspektiven
BayernLB Research
Beachten Sie bitte den/die Hinweis/e auf der/den letzten Seite/n
 www.research.bayernlb.de, Bloomberg: BAYR
Februar 2017
Perspektiven
Postfaktische Ruhe vor dem Sturm?
Perspektiven Februar 2017
2
Impressum
Perspektiven
abgeschlossen am: 25. Januar 2017
BayernLB Research
Bayerische Landesbank
80277 München (Briefadresse)
E-Mail: [email protected]
Leitung:
Dr. Jürgen Michels, Telefon 089 2171-21750
Redaktion:
Hubert Siply, Telefon 089 2171-21307
Layout&Grafik:
Ingo Bothner, Telefon 089 2171-21787
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
3
Editorial
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
die ersten Wochen des Jahres sind an den internationalen Finanzmärkten recht ruhig verlaufen. Dies ist angesichts der politischen Entwicklungen seit Jahresbeginn erstaunlich,
fast trügerisch. Auch im „postfaktischen“ Zeitalter vielleicht nicht zu gut, um wahr zu sein,
aber eben doch zu gut, um nachhaltig zu sein. Wir haben nämlich gelernt, dass die Regierung May trotz aller Unwägbarkeiten einen harten Brexit anstrebt. Und wir wissen nun,
dass der Präsident Trump ähnlich unkonventionell agiert wie der Wahlkämpfer Trump,
immer nach dem Motto „America first“.
Dr. Jürgen Michels, Chefvolkswirt und
Leiter Research
Eine mögliche Lehre aus den Finanzmarktentwicklungen der letzten Wochen wäre, dass
die Warnungen vor negativen ökonomischen Konsequenzen des Brexits und einem protektionistischen Amerika völlig übertrieben sind. Dieser Ansicht sind wir nicht und haben daher
z.B. unsere Konjunkturprognosen für Großbritannien nach unten revidiert. Wir sind vielmehr der Meinung, dass die gestiegene politische Unsicherheit, insbesondere über die
internationalen Handelsbeziehungen, von den Märkten derzeit unterschätzt wird. Zudem
dürften die besser als erwartet berichteten Wirtschaftsdaten negative politische Einflüsse
kompensiert haben. Das positive Überraschungspotenzial auf der Konjunkturseite erscheint jedoch weitgehend ausgeschöpft. Neben dem Wegfall der Unterstützung durch den
niedrigen Ölpreis dürften auch die gestiegenen Finanzierungskosten, die aber noch immer
auf historisch niedrigem Niveau sind, eine Verlangsamung der Konjunkturdynamik einleiten. Spätestens dann sollten die Märkte auf die gestiegene Unsicherheit reagieren und die
Volatilität zunehmen.
In den kommenden Wochen dürfte ein weiteres Thema nicht nur die öffentliche Debatte,
sondern auch die Entwicklung an den Rentenmärkten bestimmen: Inflation. Hier stellt sich
die Frage, ob der Anstieg anhält oder eher kurzfristiger Natur ist und in erster Linie auf
technischen Faktoren und dem jüngsten Anstieg der Ölpreise beruht. Wir sind der Meinung, dass es nur ein kurzes Intermezzo sein dürfte. Wir sehen den Anstieg des Ölpreises
auf über 50 Dollar als nicht nachhaltig an und erkennen wegen der in Europa noch immer
unausgelasteten Kapazitäten kein Anziehen der unterliegenden Inflation. Dies spricht dafür, dass die EZB ihre ultralockere Geldpolitik fortsetzen wird und erst 2018 eine Entscheidung für das Tapering trifft. Auch die weiterhin hohe Verschuldung in vielen Mitgliedsländern lässt erwarten, dass die EZB sehr expansiv bleiben wird, während in den USA die
Fed die Zinsen weiter anhebt. Die zunehmende Divergenz in der Geldpolitik wird sich im
Verlauf des Jahres wieder in einem steigenden Transatlantik-Spread zeigen und zu einem
stärkeren Dollar führen. Kurzfristig ist das Erreichen der Euro-Dollar-Parität, die wir zuletzt
noch für möglich gehalten haben, aber wohl vom Tisch, nachdem Herr Trump sein Unbehagen über einen zu starken Dollar per Twitter kundgetan hat.
Insgesamt spricht vieles dafür, dass die kommenden Wochen an den Märkten nach dem
sehr ruhigen Jahresstart turbulent werden und wir so etwas wie eine Umkehrung des Jahresbeginns 2016 erleben könnten. Damals folgte einem sehr turbulenten Januar eine Beruhigung im Februar.
Mit besten Grüßen
Dr. Jürgen Michels
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
4
Inhalt
Impressum.............................................................................................................................. 2
Editorial .................................................................................................................................. 3
Inhalt....................................................................................................................................... 4
Das Wichtigste im Überblick .................................................................................................. 5
Prognosen Gesamtwirtschaft ................................................................................................. 8
Prognosen Zins- und Rentenmärkte ...................................................................................... 9
Prognosen Aktien, Devisen und Rohstoffe .......................................................................... 10
Sonderkapitel
Unsicherheit bremst Erholung .............................................................................................. 11
Anhaltender Boom am Schuldscheinmarkt .......................................................................... 16
Rohstoffe: Stabile Preise zu Jahresbeginn .......................................................................... 18
USA: Wie handelt Präsident Trump? ................................................................................... 19
Euro-Raum: Hohe Hürden für QE-Ausstieg ......................................................................... 23
Deutschland: Risiko Inflation? .............................................................................................. 27
Weitere Industrieländer ........................................................................................................ 31
- UK: Das Hard Brexit-Experiment
Schwellenländer ................................................................................................................... 32
- Türkei: Zentralbank verbleibt als letzter Stabilitätsanker
Devisen: Die Parität rückt näher .......................................................................................... 33
Rentenmärkte: Konvergenz und Diskrepanz ....................................................................... 37
Aktienmärkte: Zwischen Konjunkturoptimismus und politischer Unsicherheit ..................... 40
Das Research-Team der BayernLB ..................................................................................... 44
Disclaimer............................................................................................................................. 45
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................ 45
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
5
Das Wichtigste im Überblick
Globales Umfeld: Zu gut, um nachhaltig zu sein
 Trotz guten Jahresstarts lassen wir die
BIP-Prognose unverändert
 Die jüngsten Stimmungsindikatoren belegen, dass die Weltwirtschaft mit viel Schwung
in das Jahr 2017 gestartet ist. Dies hat auch die Entwicklung von risikoreicheren AssetKlassen seit Jahresbeginn unterstützt. Mit der Ankündigung eines „Hard Brexit“ durch
die Regierung im Vereinigten Königreich und den protektionistischen Plänen der neuen
US-Administration dürfte sich die Dynamik der Weltkonjunktur jedoch im Jahresverlauf
verlangsamen. In Europa dürften zudem die bevorstehenden Wahlen für politische Unsicherheit sorgen und das Investitionsklima eintrüben.
 Die Ölpreise dürften in den kommenden Monaten auf breiter Ebene zu steigenden Inflationsraten führen. Danach sollte sich jedoch eine Spreizung zeigen. In den USA und in
einer Reihe von Ländern mit schwacher Währung wird die Inflation hoch bleiben.
Im Euro-Raum und in Japan ist dagegen ohne unterliegenden Preisdruck erneut mit
sinkender Inflation zu rechnen. Diese Diskrepanz spiegelt sich auch in der Gestaltung
der Geldpolitik wider.
Rohstoffmärkte: Stabile Preise zu Jahresbeginn
 OPEC-Produktionskürzungen stützen
Ölpreis
 Der Rohölpreis bewegt sich seit Mitte Dezember in einer engen Bandbreite um 55 USD
seitwärts. Auf der Angebotsseite steht die Umsetzung der Ende November 2016 beschlossenen Produktionskürzungen der OPEC im Fokus. Auf der Nachfrageseite wirken
die zuletzt positiven Konjunkturdaten preisstützend. Dieses optimistische Sentiment
könnte noch einige Wochen tragen. Auf Sicht der kommenden Monate erwarten wir
aber wieder einen niedrigeren Ölpreis von etwa 45 Dollar je Fass.
 Der Goldpreis pendelt aktuell knapp über 1.200 Dollar und scheint sich auf diesem Niveau zunächst zu stabilisieren. Ein temporär schwacher Dollar sowie Zins- und Inflationssorgen verbesserten das Sentiment für Gold. Wir erhöhen unsere Preisprognose für
die nächsten drei Monate von 1.000 Dollar auf 1.100 Dollar und belassen unsere Prognosen für die nächsten sechs und zwölf Monate (jeweils 1.100 Dollar) unverändert.
USA: Wie handelt Präsident Trump?
 Höhere Inflationsprognose
 In seinen ersten Tagen im Amt hat US-Präsident Trump die Handelspolitik auf seiner
Agenda weit nach oben gerückt. Dabei stehen mehrere Maßnahmen, darunter die Einführung von Zöllen oder Importsteuern, zur Diskussion. Wir haben in unseren Prognosen nur einen gemäßigten Zoll auf einzelne chinesische Produkte berücksichtigt. Sollte
Trump mit Unterstützung aus dem Kongress jedoch einen anderen Weg gehen, würde
dies zu einem stärker als bisher erwarteten Preisauftrieb führen. Die Inflationsprognose
haben wir wegen der aktuell guten Konjunkturentwicklung angehoben. Trump hat zudem mit Hilfe des Kongresses bereits erste Schritte zur Abschaffung von Obamacare
eingeleitet.
 Für das aktuelle Jahr erwarten wir zwei Zinsschritte zur Mitte und zum Ende des Jahres. Der Zinserhöhungspfad dürfte 2018 mit vier Zinsschritten steiler werden. Ende
2017 sollte die Fed zudem die Reinvestition der fällig werdenden Papiere in ihrer Bilanz
einstellen und ein sehr langsames Abschmelzen ihrer Bilanzsumme einleiten.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
6
Euro-Raum: Hohe Hürden für QE-Ausstieg
 Aufwärtsrevision
der Wachstumsprognose nach
starkem Jahresstart
 Die Konjunktur im Euro-Raum ist stark ins Jahr 2017 gestartet. Deshalb revidieren wir
unsere Wachstumsprognose 2017 etwas aufwärts. Wir bleiben aber deutlich skeptischer als der Konsens, da die hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit die Unternehmensinvestitionen im Sommerhalbjahr spürbar bremsen dürfte.
 Die Inflationsrate wird bis Februar weiter deutlich steigen. Der Anstieg wird sich aber
zum Teil als nicht nachhaltig erweisen. Zwar hat die EZB ihre akuten Deflationssorgen
bereits für abgeklungen erklärt, sie wird ihre expansive Geldpolitik aber im gesamten
Jahr 2017 fortsetzen und erst 2018 den Einstieg in den QE-Ausstieg beschließen.
 Selbst eine (zu) niedrige positive Inflationsrate stellt ein Problem im Euro-Raum dar und
ist für den Abbau der nach wie vor hohen Niveaus der privaten und öffentlichen Verschuldung nicht ausreichend. Wohl auch deshalb hat die EZB auf ihrer Januar-Sitzung
hohe Hürden für den QE-Ausstieg formuliert.
Deutschland: Risiko Inflation?
 Statistisch bedingte, leichte Aufwärtsrevision der Wachstumsprognose
 Mit Schwung ging es für die deutsche Konjunktur ins neue Jahr. Das starke Schlussquartal 2016 hat auch unserer Wachstumsprognose 2017 etwas Auftrieb verliehen.
Gleichzeitig haben die jüngsten Entwicklungen in den USA und Großbritannien das Risiko für handelspolitischen Gegenwind in den kommenden Jahren erhöht. Da wir bereits
einen konjunkturellen Bremseffekt aufgrund des Brexit berücksichtigt haben, sehen wir
unsere Prognosen insgesamt bestätigt.
 Ein anhaltender deutlicher Anstieg der Inflationsrate könnte unterdessen den Privaten
Konsum ausbremsen und damit die Konjunktur zusätzlich belasten. Wir erwarten allerdings, dass sich die Inflationsrate nicht dauerhaft über der 2%-Marke etablieren kann
und die reale Kaufkraft auch 2017 weiter steigt, wenn auch mit geringerem Tempo als
im Vorjahr. Die Konsumlaune sollte zudem angesichts niedriger Zinsen und positiver
Arbeitsmarktsituation gut bleiben. Der konjunkturelle Rückenwind vom Privaten Konsum
flaut damit 2017 zwar leicht ab, der Aufschwung bleibt aber trotz handelspolitischer
Schlaglöcher intakt.
Devisen: Parität rückt näher
 Schwächerer Dollar
auf Sicht von drei
Monaten
 Der Dollar fiel im Januar zurück und konnte die starken charttechnischen Widerstände
(um 1,05 Dollar zum Euro) nicht erfolgreich überwinden. Zudem gehen wir nun auf Sicht
von drei Monaten nicht mehr von einem deutlichen Anstieg der Renditen zehnjähriger
US-Anleihen aus. Vor diesem Hintergrund passen wir unsere Dreimonatsprognosen im
Sinne eines gegenüber Euro und Yen erheblich schwächeren Dollar an. Darüber hinaus
erwarten wir aber unverändert, dass zwei Zinserhöhungen der Fed im Juni und Dezember 2017 und die Aussicht auf ein schnelleres US-Zinsanhebungstempo 2018 den Dollar deutlich aufwerten lassen. Auf Jahressicht sollte er zum Yen auf über 120 Yen je
Dollar zulegen und zum Euro die Parität erreichen.
 Die (sogar leicht positive) Pfund-Reaktion auf die May-Rede legt nahe, dass im aktuellen Kurs bereits viele „Hard Brexit“-Implikationen eingepreist sind. Dementsprechend
haben wir unsere sehr pessimistische Pfund-Prognose trotz des noch negativeren Konjunkturbildes für Großbritannien unverändert gelassen.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
7
Rentenmärkte: Konvergenz und Diskrepanz
 Differenzierte Positionierung bei
Staatsanleihen erforderlich
 In nächster Zeit dürften die politischen Unsicherheiten und die Inflationszahlen am aktuellen Rand das Marktgeschehen am Rentenmarkt dominieren. In den USA sollten die
Zinsen in den nächsten drei Monaten nahe dem aktuellen Stand verharren. Danach
dürften die ersten wachstumsfördernden Reformen sowie der nächste Fed-Zinsschritt
einen weiteren Zinsanstieg einleiten. Tapering-Spekulationen verhindern wohl im EuroRaum, dass sich die hiesige Zinsentwicklung komplett von den USA abkoppelt. In
Großbritannien erwarten wir mit einem harten Brexit spürbar niedrigere Renditen.
 Covered Bonds:
 Der Primärmarkt für Covered Bonds startete mit allein neun Benchmark-Transaktionen
in den ersten drei Emissionstagen und einem Volumen von 12,5 Mrd. Euro rasant ins
neue Jahr. Wir erwarten 2017 zwar lediglich eine verhaltene Emissionstätigkeit (120130 Mrd. Euro), gehen aber davon aus, dass vor allem das erste Halbjahr lebhaft wird,
während die zweite Jahreshälfte verhaltener ausfallen dürfte. Hierfür sprechen die vor
allem in den ersten Monaten hohen Fälligkeiten und im zweiten Halbjahr vermutlich aufkommende QE-Tapering-Spekulationen.
Guter Start am
Primärmarkt
 Corporate Bonds:
Hohes Neuemissionsvolumen belastet nur kurzfristig
 Bei den Unternehmensanleihen fiel der Start ins neue Jahr gemischt aus. Während im
Zuge der jüngsten politischen Ereignisse kein Anstieg der Risikoaversion im CreditUniversum zu verzeichnen war, belastete das hohe Neuemissionsvolumen die Risikoaufschläge im Investment Grade leicht. Da sich die Angebotsseite nach dem saisonal
starken Januar schwächer präsentieren sollte, erwarten wir mittelfristig eine Fortsetzung
des Seitwärtstrends bei den Spreads.
Aktienmärkte: Zwischen Konjunkturoptimismus und politischen Unsicherheiten
 Politische Unsicherheit lässt Korrekturphasen erwarten
 Die Aktienmärkte stehen aktuell im Spannungsverhältnis zwischen einem steigenden
Konjunkturoptimismus auf der einen Seite und den hohen politischen Unsicherheiten
auf der anderen Seite. Die genannten Einflussfaktoren neutralisierten sich seit Jahresbeginn weitgehend und hielten die Indizes - zusammen mit dem bereits ambitionierten
Bewertungsniveau - mehr oder weniger in einer Seitwärtsspanne gefangen.
 Von den Wirtschaftsdaten dürften auch in den nächsten Wochen noch stabilisierende
Impulse für Aktien ausgehen. Allerdings könnte es erste Anzeichen geben, dass sich
der Optimismus bereits nahe einem oberen Wendepunkt befindet. Wir rechnen daher
ab dem zweiten Quartal mit nachlassendem Rückenwind von der Konjunkturseite. Damit dürften die Aktienmärkte aufgrund des anhaltend hohen politischen Unsicherheitslevels und der bereits recht hohen Bewertung anfälliger für Rückschläge werden. Wir gehen deshalb davon aus, dass es im Verlauf des ersten Halbjahres zu temporären
Konsolidierungs- und Korrekturphasen kommen wird.
 Auslöser für Rückschläge könnten u.a. wieder schwächere Wirtschaftsdaten sowie eine
Enttäuschung der hohen Erwartungen an das in Aussicht gestellte Fiskalprogramm von
Donald Trump sein. Angesichts einer sich insgesamt leicht beschleunigenden Weltwirtschaft bei anhaltend expansiver Geldpolitik erwarten wir jedoch keine negative Trendwende an den Aktienmärkten. Unser Aktienmarktszenario bleibt vor diesem Hintergrund
weitgehend unverändert. Für den DAX prognostizieren wir weiterhin einen Jahresendstand 2017 von 12.000 Punkten.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
8
Prognosen Gesamtwirtschaft
In Prozent
Welt-BIP
Anteil
2016
USA
Euro-Raum
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Niederlande
Belgien
Österreich
Griechenland
Finnland
Portugal
Irland
Japan
Großbritannien
Schw eiz
25,4
16,3
4,7
3,4
2,6
1,7
1,1
0,6
0,5
0,3
0,3
0,3
0,4
5,8
4,0
0,9
1,6
1,6
1,9
1,2
0,9
3,2
2,1
1,2
1,5
0,2
1,4
1,2
3,8
1,0
2,0
1,4
Fortgeschrittene Länder 1)
58,3
1,6
China
Asien (o. Japan/China)
Indien
Indonesien
Lateinamerika
Brasilien
Mexiko
Russland
Mittel- und Osteuropa
Türkei
Naher u. Mittlerer Osten
Südafrika
Schw ellenländer 1)
Welt
15,7
9,7
2,9
1,2
6,4
2,5
1,6
1,9
3,1
1,0
3,4
0,4
41,7
100
6,7
4,4
6,8
5,0
-1,0
-3,3
2,2
-0,7
2,0
2,0
2,6
0,1
3,7
2,5
Quellen: Eurostat, IWF, BayernLB
BIP-Wachstum
Inflation
Öffentl. Haushaltssaldo
Öffentl. Schuldenstand
Leistungsbilanzsaldo
zum Vorjahr
zum Vorjahr
gemessen am BIP
gemessen am BIP
gemessen am BIP
2017
2016
2017
2018
2016
2017
2018
2,9
1,4
1,5
1,1
0,8
2,5
1,7
1,3
1,2
0,0
1,1
1,5
1,7
0,9
-0,8 (-0,1)
1,4
1,3
0,3
0,5
0,2
-0,1
-0,2
0,3
2,0
0,9
-0,8
0,4
0,6
0,0
-0,1
0,7
-0,4
2,2
1,4
1,6
0,8
1,0
1,1
1,4
1,4
1,7
2,9
1,3
1,2
1,5
0,9
3,0
0,2
(2,0)
2,5
1,4
1,7
0,8
1,0
1,1
1,4
1,4
1,7
2,9
1,3
1,2
1,5
0,4
3,0
0,6
-5,0
-2,1
0,5
-3,6
-3,0
-4,6
-1,8
-3,0
-1,2
-3,5
-2,7
-3,0
-1,4
-5,2
-4,0
-0,2
-5,8
-2,0
0,2
-3,5
-3,3 (-3,2)
-3,6
-2,1
-3,0
-1,0
-3,7
-2,6
-2,8
-1,7 (-1,8)
-4,0
-3,8
-0,1
-5,6
-1,9
0,2
-3,2
-3,0
-3,0
-1,9
-2,8
-0,8
-3,2
-2,5
-2,8
-2,1
-3,8
-3,5
0,2
107,4
92,4
68,6
97,3
134,0
100,4
64,0
104,8
83,8
183,1
63,8
129,3
76,1
233,7
89,7
45,0
109,0
92,7
66,5
99,0
136,9
101,1
63,6
105,4
82,6
184,5
64,4
130,1
75,5
234,3
91,0
44,5
109,1
93,2
64,3
100,3
138,5
100,5
62,8
105,5
80,9
185,0
64,5
130,3
74,7
235,1
91,8
43,5
-2,7
3,5
9,0
-2,1
2,4
1,7
8,7
0,6
2,8
0,5
-0,7
0,5
7,8
3,7
-5,5
10,0
-2,7
3,3
8,8
-2,3
2,2
1,5
8,3
0,5
2,8
1,0
-0,8
0,8
7,0
3,9
-4,5
9,5
-2,6
3,1
8,6
-2,6
2,0
1,5
8,0
0,5
2,7
1,5
-0,7
1,2
6,5
4,3
-3,5
9,5
1,6 (1,5)
1,9 (2,0)
0,7
1,8
(1,7)
1,9
-3,9
-4,0
-3,9
116,5
117,5
117,8
0,3
0,3
0,4
6,3
4,6
7,2
5,3
1,5
1,0
1,8
0,8
2,2
2,0
3,0
0,8
4,2
2,7
6,1
5,0
8,0
5,5
1,9
1,5
2,0
1,3
2,6
2,5
3,3
1,6
4,4
2,9
2,0
2,7
4,8
3,5
11,1
8,7
2,8
6,8
3,8
7,8
5,5
6,5
5,0
2,5
2,3
2,9
5,0
4,2
9,5
5,8
3,8
4,9
4,4
8,5
6,1
6,0
4,8
3,0
2,4
3,2
5,5
4,5
7,7
5,0
3,5 (3,2)
4,4
4,2
8,2 (8,0)
5,8
5,5
4,4
2,9
-3,0
-7,0
-2,5
-9,1
-3,0
-3,3
-2,0
-3,9
-4,7
-
-3,3
-6,7
-2,6
-8,6 (-9,1)
-3,0
-2,5
-3,0
-3,8
-4,4
-
-3,0
-6,5
-2,8
-7,4 (-8,0)
-2,5
-2,3
-3,5
-3,7
-3,8
-
46,3
68,5
27,5
76,3
56,0
17,8
32,0
51,7
47,2
-
49,5
67,2
28,2
81,4
56,1
18,8
32,5
53,3
48,9
-
52,5
65,6
29,2
84,2
55,8
19,5
33,0
54,6
50,3
-
3,0
-1,3
-2,3
-1,1
-2,7
1,9
-5,0
-3,3
-0,3
-
2,8
-1,8
-2,3
-1,2
-2,8
2,3
-5,0
-3,2
-0,4
-
2,6
-2,0
-2,5
-1,5
-3,0
2,6
-5,5
-3,5
-0,5
-
2,2
1,1
1,3
0,9
0,4
1,8
1,6
1,0
0,8
0,1
0,5
1,1
0,9
1,0
-0,4
1,1
1) Enthält auch weitere Länder
(0,8)
(1,2)
(0,7)
(0,3)
(1,6)
(1,3)
(0,6)
(0,0)
(0,4)
(0,9)
(-1,5)
(-0,2)
(4,8)
(7,6)
(1,6)
(2,0)
(2,3)
(2,5)
(4,3)
2018
(2,0)
(2,2)
(2,4)
(2,0)
(3,0)
"-" nicht verfügbar
2016
2017
(3,0)
(5,3)
(6,1)
(3,5)
(4,2)
(7,7)
2018
2016
2017
2018
alte Prognosen in Klammern
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
9
Prognosen Zins- und Rentenmärkte
Zinsen und Renditen in %, Spreads in Basispunkten
Stand am
24.01.2017
in 3M
Apr 2017
in 6M
Jul 2017
in 12M
Jan 2018
0,00
0,25
-0,75
1,50
0,05
0,50 - 0,75
-0,1 - 0,1
0,00
0,25
-0,75
1,50
0,05
0,50 - 0,75
-0,1 - 0,1
0,00
0,25
-0,75
1,50
0,05
0,75 - 1,00
-0,1 - 0,1
0,00
0,25
-0,75
1,50
0,05
1,00 - 1,25
-0,1 - 0,1
1,04
1,19
1,93
2,47
3,05
-0,33
-0,67
-0,42
0,41
1,16
1,00
1,30
2,00
2,40
3,00
-0,33
-0,75
-0,45
0,50
1,30
1,25
1,50
2,20
2,60
3,30
-0,33
-0,80
-0,50
0,50
1,30
1,50
1,80
2,40
2,90
3,40
-0,33
-0,70
-0,40
0,70
1,50
108
127
186
206
36
125
110
205
190
35
130
110
230
210
37
140
110
250
220
33
0,36
1,40
-0,73
-0,08
1,63
3,70
0,28
0,42
0,06
0,05
0,40
1,40
-0,80
0,05
1,70
3,80
0,30
0,60
0,00
0,05
0,35
1,00
-0,80
0,05
1,70
3,80
0,30
0,60
0,00
0,05
0,35
1,10
-0,75
0,25
1,70
4,00
0,30
0,80
0,00
0,05
Ø 6,2 Jahre
Ø 5,0 Jahre
5 Jahre
75
64
70
75
75
85
80
70
80
75
70
75
Ø 4,9 Jahre
2 Jahre
5 Jahre
10 Jahre
14
-0,30
-0,05
0,70
20
-0,40
-0,15
0,85
25
-0,40
-0,15
0,75
25
-0,30
0,00
0,95
Leitzinsen
Euro-Raum
Großbritannien
Schweiz 2)
Polen
Tschechien
USA
Japan 2)
USA/Euro-Raum
USA
3M USD-Libor
2 Jahre
5 Jahre
10 Jahre
30 Jahre
3M Euribor
2 Jahre
5 Jahre
10 Jahre
30 Jahre
Euro-Raum
Rendite Spreads
Bunds
US Treasuries
Treasuries. vs. Bunds
Swap vs. Bund
Steilheit 2-10
Steilheit 2-10
Spread 2 Jahre
Spread 10 Jahre
Spread 10 Jahre
Ausgewählte Staatsanleihemärkte
Großbritannien
3 Monate
10 Jahre
Schweiz
3 Monate
10 Jahre
Polen
3 Monate
10 Jahre
Tschechien
3 Monate
10 Jahre
Japan
3M Tibor
10 Jahre
Corporate Bonds
iBoxx € Non-Financials
iBoxx € Financials (Senior)
iTraxx Europe Main
Covered Bonds
iBoxx € Covered
Pfandbriefe (Rendite)
Quelle: BayernLB
1)
1) Monatsendstände
2) Einlagesatz
USA: Treasuries; Euro-Raum: Bundesanleihen
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
10
Prognosen Aktien, Devisen und Rohstoffe
Stand am
24.01.2017
in 3M
Apr 2017
in 6M
Jul 2017
in 12M
Jan 2018
1)
Aktienindizes
DAX
EURO STOXX 50
S&P 500
Nikkei 225
Devisen
Dollar
Japanischer Yen
Britisches Pfund
Schweizer Franken
Schwedische Krone
Norwegische Krone
Kanadischer Dollar
Australischer Dollar
Chinesischer Renminbi
Polnischer Zloty
Tschechische Krone
Südafrikanischer Rand
USD pro EUR
JPY pro EUR
JPY pro USD
GBP pro EUR
USD pro GBP
CHF pro EUR
CHF pro USD
SEK pro EUR
SEK pro USD
NOK pro EUR
NOK pro USD
CAD pro EUR
CAD pro USD
AUD pro EUR
USD pro AUD
CNY pro EUR
CNY pro USD
PLN pro EUR
PLN pro USD
CZK pro EUR
CZK pro USD
ZAR pro EUR
ZAR pro USD
Rohstoffe
Rohöl-Brent (Dollar je Fass)
Gold (Dollar je Feinunze)
Quelle: BayernLB
11.595
3.282
2.280
18.788
11.400
3.240
2.260
19.400
11.300
3.180
2.250
19.600
12.200
3.370
2.400
20.900
1,07
122
114
0,86
1,25
1,07
1,00
9,50
8,85
8,96
8,35
1,41
1,32
1,42
0,76
7,38
6,86
4,37
4,07
27,0
25,2
14,4
13,4
1,05
121
115
0,90
1,17
1,06
1,01
9,45
9,00
9,20
8,76
1,43
1,36
1,45
0,72
7,46
7,10
4,45
4,24
27,0
25,7
15,2
14,5
1,04
123
118
0,92
1,13
1,05
1,01
9,55
9,18
9,45
9,09
1,45
1,39
1,45
0,72
7,38
7,10
4,50
4,33
26,5
25,5
15,6
15,0
1,00
122
122
0,95
1,05
1,04
1,04
9,40
9,40
9,40
9,40
1,45
1,45
1,45
0,69
7,20
7,20
4,45
4,45
26,0
26,0
16,0
16,0
55
1.209
50
1100
45
1100
45
1100
1) Monatsendstände
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
11
Unsicherheit bremst Erholung
 Politische Unsicherheit bremst die
Konjunktur vor allem
in Europa
Unser konjunktureller Ausblick auf das Jahr 2017 ist vor allem für Europa deutlich skeptischer als der Konsens. Wir erwarten eine spürbare Verlangsamung der Erholung im Jahresverlauf. Unser zentrales Argument ist dabei weder eine unerwartete Straffung der Geldoder Fiskalpolitik noch ein starker Anstieg der Ölpreise oder eine globale Rezession. Vielmehr sehen wir die anhaltend hohe und wohl weiter steigende wirtschaftspolitische Unsicherheit als zentralen Belastungsfaktor. Im Folgenden zeigen wir, wie diese Unsicherheit
gemessen werden kann und über welche Kanäle sie die Konjunktur auch in Deutschland
belasten kann. Wir legen auch dar, warum sowohl die verwendeten Unsicherheitsindikatoren als auch die Finanzmärkte derzeit das Ausmaß der Unsicherheit und damit den mit ihr
verbundenen Bremseffekt unterschätzen.
Unsicherheit hemmt vor allem die Investitionstätigkeit der Unternehmen
 Zwei zentrale
Übertragungskanäle
der Unsicherheit
Zahlreiche empirische Analysen belegen, dass eine hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit
negative Wirkungen auf die Konjunkturaussichten hat. Insbesondere die Investitionstätigkeit von Unternehmen wird belastet. Dabei sind vor allem zwei Übertragungskanäle entscheident. Zum einen können Unternehmen künftige Rendite und Rentabilität geplanter
Investitionen weniger sicher kalkulieren. Die im Mittel erwartete Rendite fällt damit geringer
aus. Zum anderen führt ein Anstieg der Unsicherheit zu steigender Volatilität an den Finanzmärkten. Durch den damit verbundenen Anstieg der Risikoprämien erhöhen sich die
Finanzierungskosten der Unternehmen. Beide Effekte bewirken einer geringere Investitionstätigkeit, da die Anzahl an Projekten sinkt, bei denen die erwartete Rendite über den
Finanzierungskosten liegt. Diese Investitionszurückhaltung auf Unternehmensseite wird
durch eine zeitgleich stattfindende Konsumzurückhaltung von verunsicherten Haushalten
verstärkt. Auch diese neigen in Zeiten höherer Unsicherheit und damit unsicherer Einkommensentwicklung dazu, ihre Sparquote zu erhöhen. Anders ausgedrückt: Unsicherheit
lässt die (Vorsichts-)Kassenhaltung von Haushalten und Unternehmen steigen und belastet die Konjunktur. Dieser Nachfrageausfall wird auch als „wait-and-see“-Effekt bezeichnet.
Anstieg der Unsicherheit durch Brexit und Trump
Vor allem UK betroffen
EPU-Indizes zur wirtschaftspolitischen Unsicherheit
EPU-Indizes zur wirtschaftspolitischen Unsicherheit
Quelle: Baker, Bloom and Davis, BayernLB Research
Quelle: Baker, Bloom and Davis, BayernLB Research
Arten der Unsicherheit und wie diese gemessen werden kann
Wirtschaftspolitische Unsicherheit kann verschiedene Ursachen haben. Im Fokus steht
traditionell die Unsicherheit über den künftigen Kurs von Geld- und Fiskalpolitik. Allerdings
kann auch Unsicherheit über künftige regulatorische oder rechtliche Anforderungen das
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
12
außenwirtschaftliche Umfeld oder den institutionellen Rahmen private und öffentliche Investitions- und Konsumentscheidungen beeinflussen. Da ein objektives Maß für diese Unsicherheiten fehlt, werden verschiedene Ansätze und Indikatoren zur Quantifizierung herangezogen.
Die aus geopolitischen Entwicklungen erwachsende Unsicherheit ist am schwierigsten zu
messen. Der iSi-Sicherheitsindikator eines russischen Instituts quantifiziert die Anzahl militärischer und politischer Auseinandersetzungen auf globaler Ebene (s. Doppelabbildung
rechts). Die Objektivität und Qualität der Analysen ist dabei allerdings unklar. Zumindest
während der akuten Spannungen zwischen Russland und der EU 2013/2014 (im Umfeld
des Krim-Konfliktes) zeigte ein deutlicher Rückgang des Indikators die nachfolgende Eintrübung der Unternehmensstimmung in Deutschland im Vorfeld gut an.
Sorge um Euro-Raum steigt wieder
Geopolitische Sicherheit nach wie vor niedrig
Sentix Euro Break-up-Indikator, Wahrscheinlichkeit für EuroZerfall in % (=Austritt mind. eines Mitgliedslandes)
iSi-Sicherheitsindikator, in Punkten,
optimales Sicherheitslevel = 4210 Punkte
80
70
60
50
40
30
20
10
0
3000
2950
2900
2850
2800
2750
2700
Quelle: Sentix, BayernLB Research
Jan 07
Nov 07
Sep 08
Jul 09
Mai 10
Mrz 11
Jan 12
Nov 12
Sep 13
Jul 14
Mai 15
Mrz 16
Mrz 16
Aug 16
Okt 15
Mai 15
Dez 14
2650
Jul 14
Maß für geopolitische Risiken
Feb 14
 iSi-Indikator als
Zusätzliche institutionelle, politische oder regulatorische Unsicherheiten werden dabei aber
nicht bzw. allenfalls unzureichend gemessen. Dies gilt auch für das Risiko eines Auseinanderbrechens der EU (Stichwort Brexit) oder der Währungsunion (etwa durch Scheitern der
Griechenlandrettung) und die steigende Unsicherheit über die Entwicklung globaler Handelsbeziehungen. Das Risiko eines Euro-Zerfalls kann anhand des Sentix Break-up-Index
gemessen werden. In dieser Umfrage quantifizieren Finanzmarktakteure die Wahrscheinlichkeit eines Austritts einzelner Länder aus dem Euro-Raum. Aus diesen Einzel-ExitRisiken wird dann die Wahrscheinlichkeit eines Euro-Zerfalls (= Austritt mindestens eines
Landes) abgeleitet (s. Doppelabbildung links).
Sep 13
Index evaluiert
EWU-Risiken
Apr 13
 Euro Break-up-
Für die Messung der Unsicherheit über Fiskal- und Geldpolitik eignen sich die Economic
Policy Uncertainty Indizes (EPU, s. Abb. auf S. 13). Diese sind zunächst für die USA entwickelt worden und basieren auf der Auswertung von Medienberichten, speziell von
Schlagwörtern in Zeitungsartikeln. Für Deutschland etwa werden die überregionalen Tageszeitungen Handelsblatt und FAZ nach Artikeln durchsucht, welche neben den Begriffen
„Wirtschaft“ oder „wirtschaftlich“ und „unsicher“ oder „Unsicherheit“ einen oder mehrere der
folgenden Begriffe enthalten: „Wirtschaftspolitik“, „Regulierung“ „Ausgaben“, „Bundesbank“,
„Zentralbank“, „Defizit“ und „Haushaltsdefizit“. Die Anzahl der Treffer pro Monat fließen in
die Berechnung des EPU-Index ein. Dieser gilt als Indikator für wirtschaftspolitische Unsicherheit im engeren Sinne und greift vor allem Risiken der Geld- und Fiskalpolitik ab.
Nov 12
und fiskalpolitische
Unsicherheit ab
Jun 12
 EPU bildet geld-
Quelle: PIR Center, BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
13
Wie hoch ist die Unsicherheit und wann bremst sie die Konjunktur?
 Erhöhtes Risiko
hatte 2016 wenig
Einfuss auf die
Konjunktur
 Finanzmärkte
haben wenig auf
Risiken reagiert
Die dargestellten Indikatoren zeigen, dass die Unsicherheit im vergangenen Jahr tatsächlich gestiegen ist und nach wie vor auf einem erhöhten Niveau liegt. Vor allem die europäischen EPU-Indikatoren haben deutliche Anstiege verzeichnet und liegen etwa so hoch wie
zum Höhepunkt der Staatsschuldenkrise 2011 und 2012. Auch der in der Hochphase der
Staatsschuldenkrise zwischenzeitlich stark gestiegene Sentix Euro Break-up-Indikator hat
zum Jahresende 2016 wieder etwas angezogen. Der iSi-Indikator zur geopolitischen Sicherheit hat sich dagegen nicht eingetrübt. Trotz des Anstiegs der Risikoindikatoren hat
sich die Konjunktur vor allem in Europa zuletzt besser behauptet als man angesichts der
politischen Entwicklungen im Jahr 2016 hätte erwarten können.
Verantwortlich hierfür dürfte vor allem sein, dass die gestiegenen politischen Risikoindikatoren zu keinem deutlichen Anstieg des Finanzmarktstresses geführt haben (s. Doppelabbildung links auf). Der ausbleibende Stress an den Finanzmärkten ist vielleicht der wichtigste Grund, warum die politische Unsicherheit bisher nicht stärker auf die wirtschaftliche
Aktivität durchgeschlagen hat. Denn grundsätzlich zeigt sich empirisch eine hohe Korrelation zwischen Finanzmarktvolatilität und Konjunkturdynamik (vgl. Doppelabbildung rechts).
Das Ausbleiben von Finanzmarktstress ist wohl auch durch die vielfältigen Interventionen
der Notenbanken zu erklären. Aus unserer Sicht deutet vieles darauf hin, dass die Märkte
die politischen Risiken derzeit nicht adäquat bepreisen. Zudem unterzeichnen die dargestellten Indikatoren auf Grund ihrer Konstruktion und ihres partiellen Fokus wohl das Unsicherheitsniveau insgesamt.
Finanzmärkte ignorieren Unsicherheit
Finanzmarktstress belastet Konjunktur
EPU-Indizex und EZB Finanzmarktstress-Indikator
Anlageinvestitionen in Deutschland, Veränderung zum Vorjahr
in %; EZB Finanzmarktstress-Indikator, invertiert
Quelle: Baker, Bloom and Davis, EZB, BayernLB Research
Quelle: EZB, Eurostat, BayernLB Research
Wie stark fällt der Bremseffekt 2017 aus? Brexit und Trump als zentrale Faktoren
 Der Brexit-Effekt
steht noch aus
Das Brexit-Votum und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten waren die zentralen
Überraschungen im vergangenen Jahr. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass
beides „nur“ politische Entscheidungen bzw. Weichenstellungen waren. Erst 2017 steht in
beiden Fällen die Umsetzung an, die jeweils weitreichende Folgen auch auf die europäische Wirtschaft haben und die Unsicherheit bereits kurzfristig deutlich erhöhen könnten.
Beim Brexit dürfte die Aktivierung des Artikels 50 EUV die zuletzt wieder gute Stimmung im
britischen Unternehmenssektor einbrechen lassen. Die seit dem Brexit-Votum deutlich
zurück gegangenen Investitionsabsichten könnten in einen spürbaren Einbruch der Investitionstätigkeit münden. Zudem dürfte sich die, hauptsächlich durch die Pfund-Abwertung
ausgelöste Verringerung der Kaufkraft der britischen Haushalte immer mehr in einer gerin-
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
14
geren Konsumnachfrage widerspiegeln. Die zuletzt sehr schwachen Daten zu den Einzelhandelsumsätzen könnten den Anfang einer zunehmenden Konsumschwäche markieren.
Entgegen dem Konsens erwarten wir 2017 eine Rezession im Vereinigten Königreich, die
sich auch dämpfend auf die deutsche Konjunktur auswirken dürfte.
 TrumpPräsidentschaft hat
erst begonnen
 Wahlen und
„Durchwurschteln“
in Europa
Die neue US-Administration dürfte noch für lange Zeit eine sprudelnde Quelle für politische
Unsicherheit bleiben. Während die jüngsten Tweets und Kommentare von Donald Trump
unmittelbar nur geringe Auswirkungen an den Märkten hatten, könnte sich dies nach der
Inauguration schnell ändern. Vor allem aber wird es auch hier im Verlauf des Jahres tatsächliche Entscheidungen geben, die unmittelbare und mittelbare harte wirtschaftliche
Implikationen sowohl für die USA als auch für den Rest der Welt haben. Diese Entscheidungen betreffen sowohl die Finanz- und Handelspolitik als auch die Geopolitik (s. Kasten
auf S.15 und Kapitel USA auf S.19).
In Kontinentaleuropa finden 2017 eine Reihe von Wahlen statt, bei denen eine weitere
Verschiebung der politischen Tektonik – nicht zuletzt ausgelöst durch die Angst der Mittelschicht vor einem Abstieg – zu sehr viel dramatischeren Beben als 2016 führen könnte.
Sollten „politische Unfälle“, die – wie wir 2016 gelernt haben – nicht auszuschließen sind,
zum Erfolg populistischer Parteien führen, könnte 2017 schlimmstenfalls der Zerfall der
Währungsunion eingeleitet werden. Wir halten das nicht für wahrscheinlich und auch die
Break-up-Indikatoren zeigen das derzeit nicht an. Sollte es dennoch in diese Richtung gehen, verlören nicht nur die Politiker in Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten die
Kontrolle, sondern auch die EZB wäre wohl nicht mehr in der Lage, die Märkte zu beruhigen. Es könnte zu einem Markt-Tsunami mit drastischen Kursverlusten und globalen Auswirkungen kommen. Darunter würde die wirtschaftliche Entwicklung unmittelbar leiden.
Doch selbst ohne populistische Regierungen, die die EU und die Währungsunion abschaffen wollen, wird die Unsicherheit über die Zukunft Europas nicht so schnell abnehmen. Wie
wir in unserem Jahresausblick intensiver diskutiert haben, sehen wir letztlich vier mögliche
Szenarien für die Währungsunion und die EU: Zwischen den extremen und wenig wahrscheinlichen Szenarien „Zerfall“ und „Politische Integration“ inklusive Fiskalunion wäre eine
„Flexible Union“ mit unterschiedlichen Integrationsstufen eine mögliche Zukunftsvariante.
Am wahrscheinlichsten erscheint uns aber das Szenario eines weiteren „Durchwurschtelns“ mit dem Ausbau der verdeckten Vergemeinschaftung. Da bei diesem Szenario die
unterliegenden Probleme nicht gelöst werden, dürfte die politische Unsicherheit in Europa
hoch bleiben oder gar weiter steigen. Dies wird sich 2017 und in den Folgejahren negativ
auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken.
[email protected]
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
15
Präsident Trumps erste Schritte: Prioritäten haben sich geändert, die Unsicherheit bleibt
 Gesundheitsreform: Die Abschaffung von Obamacare nimmt erste Züge an. Der
neue US-Kongress hat bereits eine Haushaltsmaßnahme beschlossen, die notwendig
ist, um Obamacare aufzukündigen. Im Kongress wurden Gremien zur Planung des
neuen Gesundheitssystems gegründet. Als eine der ersten Amtshandlungen hat
Trump zudem ein Dekret erlassen, dass es den Bundesbehörden erlaubt, laufende
Maßnahmen unter Obamacare, vor allem wenn sie mit Ausgaben verbunden sind, zu
verzögern bzw. ganz zu umgehen. Ein genauer Zeitplan für die tatsächliche Abschaffung von Obamacare und die Einführung eines neuen Systems ist bisher aber nicht
bekannt.
 Handelsreform: Trump fordert einen Grenzzoll in Höhe von 35% auf Produkte aus
China und Mexiko. Alternativ spricht er von einer Grenzsteuer von 35% auf Produkte
von Unternehmen, die ihre Produktion von den USA aus ins Ausland verlagern. Allerdings müsste eine solche Steuer jedoch wohl auf alle Importe erhoben werden, da sie
sonst diskriminierend wirken würde (Details hierzu im USA-Kapitel, S. 19). Zudem will
Trump die bestehenden Handelsabkommen der USA neu verhandeln. Gespräche
zum NAFTA-Abkommen mit Vertretern Mexikos und Kanadas haben bereits begonnen. Eine Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens könnte
sich allerdings lange hinziehen.
 Außenpolitik: Trump will die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem
verlegen. Er kritisiert China wegen seiner aggressiven Expansionspolitik im ostchinesischen Meer. Zudem wiederholte er das Vorhaben des Baus einer Mauer (nicht eines Zauns oder einer virtuellen Mauer) an der Grenze zu Mexiko.
 Militärreform: Eine Aufrüstung des US-Militärs ist geplant, teils finanziert durch geringere Einzahlungen der USA in die NATO. Details sind bisher nicht bekannt.
 Steuerpolitik: Nach jüngsten Äußerungen Trumps soll der von ihm geforderte einheitliche Körperschaftssteuersatz nun bei 20% statt ursprünglich 15% liegen. Damit
hat sich Trumps an den Wirtschaftsplan der Republikaner angeglichen. Die Repatriierung der Gewinne international agierender US-Unternehmen steht für Trump hierbei
noch immer im Fokus. Die Reform der Einkommenssteuer, deren Sätze ebenfalls
dem Plan der Republikaner im Kongress entsprechen, wurden dagegen seit dem
Wahlkampf nicht mehr angesprochen.
 Deregulierungs- und Energiereform: Trump will nach neuesten Aussagen 75% aller
Regulierungsvorschriften abschaffen. Details hierzu fehlen. Dazu gehören auch Umweltvorschriften. Durch deren teilweise Abschaffung will Trump die Fracking-Industrie
ausbauen. Tatsächlich hat Obama jedoch noch in den letzten Wochen seiner Amtszeit große Gebiete in der Arktis und Küstenabschnitte im Osten der USA sowie Gebiete in Nevada und Utah unter Umweltschutz gestellt, womit keine weiteren Öl- und
Gasförderlizenzen für diese Gebiete ausgegeben werden dürfen. Trump kann diese
Dekrete rückgängig machen. Hierfür bräuchte er aber wohl die Zustimmung des USKongresses. Auch wäre in diesem Fall mit Klagen und Gerichtsverfahren zu rechnen.
 Infrastrukturprogramm: Zwar hat Trump den Ausbau der amerikanischen Infrastruktur in seiner Amtseinführungsrede genannt. Aussagen zu Umfang und Zeitplan gibt es
seit seiner Siegesrede von Anfang November aber nicht. Es scheint, als ob dieses
Vorhaben bereits deutlich an Priorität verloren hat.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
16
Anhaltender Boom am Schuldscheinmarkt
 Emissionsvolumen
und Anzahl an
Transaktionenerreichen 2016 neue
Bestmarken
Der Markt für Unternehmens-Schuldscheindarlehen (Corporates-Schuldscheindarlehen
1
bzw. CSSD ), der für die Unternehmensfinanzierung immer wichtiger wird, präsentierte
sich auch 2016 in Rekordlaune. Die stärksten Treiber waren abermals Jumbo- und Großtransaktionen, die zumindest temporär zunehmende Substitution von Anleihen durch
Schuldscheindarlehen und ein inzwischen bedeutender Anteil von Schuldscheinrefinanzierungen. Auch 2016 gab es einen hohen Anteil an Debütemittenten und die Nutzung des
Schuldscheins durch ausländische Emittenten nahm deutlich zu. Die anziehende Emissionstätigkeit bescherte dem Schuldscheinmarkt sowohl im Hinblick auf das Emissionsvolumen als auch gemessen an der Anzahl der Transaktionen neue Bestmarken. Mit einem
Bruttoneuemissionsvolumen in Höhe von 26,7 Mrd. Euro konnte die bisherige Bestmarke
aus dem Vorjahr (19,3 Mrd. Euro) um 38% übertroffen werden. Die Anzahl der einzelnen
Transaktionen belief sich 2016 auf 125 – ebenfalls ein neuer Rekordwert (die bisherige
Bestmarke wurde ebenfalls 2015 mit 106 Transaktionen erzielt). Das Marktvolumen an
ausstehenden CSSD kletterte auf über 86 Mrd. Euro, da der außergewöhnlich hohen
Emissionsdynamik im vergangenen Jahr ein deutlich geringeres Tilgungsvolumen gegenüber stand. Trotz der starken Emissionstätigkeit war bei der Bonität der Schuldscheinemittenten keine Qualitätsverschlechterung festzustellen.
Positiver Wachstumstrend am Corporates-Schuldscheinmarkt hält an
Bruttoneuemissionsvolumina in Mrd. Euro; 2017: Prognose BayernLB für das Gesamtjahr
30
26,7
25
19,3
19,0
20
14,5
15
12,5
8,5
10
5
20,0
3,0
4,5
5,0
5,5
12,1
9,1
4,5
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017e
Quelle: BayernLB Syndication, BayernLB DCM Origination, Thomson Reuters, BayernLB Research
 Jumbo- und
Großemissionen
hatten 2016 Hochkonjunktur
 „Schuldschein statt
Anleihe“ liegt im
Trend
Der stärkste Treiber der positiven Entwicklung am Schuldscheinmarkt im Jahr 2016 war die
hohe Anzahl an Großtransaktionen, bei denen oft auch die Refinanzierung von M&AAktivitäten das Motiv für die Emission darstellte. Insgesamt 31 Transaktionen wiesen ein
Volumen von 300 Mio. Euro und mehr auf. Zudem stand 2016 erneut im Zeichen von Jumbo-Emissionen. Insgesamt sechs Transkationen erreichten bzw. überschritten im Jahr
2016 die Schwelle von einer Milliarde Euro. Dadurch bedingt lag das durchschnittliche
Transaktionsvolumen mit rund 214 Mio. Euro nochmals spürbar über dem Niveau des Vorjahres (2015: 182 Mio. Euro).
Auffällig war, dass zehn der 13 größten, öffentlich bekannten Deals im Jahr 2016 von Emittenten stammten, die sich aktuell auch am Anleihemarkt refinanzieren bzw. dies in der
1
Unternehmens (Corporate)-Schuldscheindarlehen (CSSD) sind nicht öffentliche, nicht gelistete, bilaterale Darlehensverträge, die im Gegensatz zu Unternehmensanleihen keine Wertpapiere sind, jedoch kapitalmarktorientiert
vermarktet werden.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
17
Vergangenheit bereits getan haben. Damit spricht viel dafür, dass sich der Schuldschein
für viele Emittenten mit großem Finanzierungsbedarf inzwischen zur echten Alternative zur
Anleiheemission entwickelt hat. So dienten beispielsweise die Schuldscheinemissionen
von Porsche und Freenet explizit der Refinanzierung fälliger Anleihen.
 Weiterhin viele
(internationale)
SchuldscheinDebütanten
Zur hohen Emissionstätigkeit beigetragen haben darüber hinaus auch die gestiegene Anzahl an Debüt-Emittenten (rund 60% der Emissionen, bezogen auf das Volumen liegt der
Anteil etwas unter 50%) sowie die verstärkte Nutzung des CSSD durch ausländische Emittenten. (Letzteres hat auch stark dazu beigetragen, dass das Interesse am Schuldschein
seitens ausländischer, insbesondere asiatischer Investoren, zunimmt.) Bezogen auf die
Anzahl der Transaktionen kletterte der Anteil der nicht-deutschen Emittenten auf 38%
(2015: 29%). Dabei standen traditionell Emittenten aus Österreich (13 Emissionen / Marktanteil: 10%), Frankreich (11 / 9%) und der Schweiz (6 / 5%) an der Spitze. Gemessen am
Emissionsvolumen belief sich der Anteil sogar auf rund 42% (2015: 25%). Die Emittenten
aus Frankreich und Österreich lagen nahezu gleich auf (jeweils 10%), gefolgt von der
Schweiz (8%) und den Niederlanden (4%).
 Green-Schuldscheine
feierten 2016 Premiere
Für ein Novum am Schuldscheinmarkt sorgten im letzten Jahr die ersten Emissionen von
„Green-Schuldscheinen“ („Green CSSD“), womit sich der schon länger existierende und
zunehmend an Bedeutung gewinnende „grüne“ Trend am Anleihemarkt („Green Bonds“)
auf das Segment der kapitalmarktnahen Schuldscheindarlehen übertrug. Das „Grün“ steht
im Wesentlichen dafür, dass der Emissionserlös für Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz verwendet wird. Den Vorreiter spielte im April der Turbinenhersteller Nordex
(550 Mio. Euro), dem drei weitere Emittenten folgten (FrieslandCampina, TenneT und Acciona). Insgesamt wurden damit 1,5 Mrd. Euro in Form eines Green CSSD emittiert, die
von den Investoren sehr gut aufgenommen wurden.
 Ausblick 2017: Die
Angesichts struktureller Treiber (Trend zur Kapitalmarktfinanzierung, Internationalisierung)
und der produktspezifischen Vorteile für Emittenten und Investoren bleiben die Perspektiven für den Schuldscheinmarkt generell gut. Auch auf politscher Ebene wird die positive
Entwicklung des Private-Placement-Marktes in Europa (Schuldscheine haben daran mit
Abstand den größten Anteil) mit Wohlwollen beobachtet. Die EU-Kommission betrachtet
Private Placements als wichtige Alternative zur Bankenfinanzierung und damit auch als
Beitrag zur Stärkung der europäischen Kapitalmarktunion. Das sehr aktive Marktgeschehen sollte sich in Anbetracht der gut gefüllten Pipeline zu Jahresbeginn 2017 fortsetzen.
Das Neuemissionsvolumen wird auch zunehmend durch die Refinanzierung von auslaufenden CSSD getrieben. Zudem bleibt das starke Umfeld für Emittenten mit freundlichen
Gesamtkonditionen (Zinsumfeld) auch 2017 bestehen. Für Investoren steigt die relative
Attraktivität von CSSD im Niedrigzinsumfeld auch infolge des EZB-Kaufprogramms für
Unternehmensanleihen. Vor diesem Hintergrund rechnen wir für das Gesamtjahr 2017
vorsichtig geschätzt mit einem Neuemissionsvolumen von rund 20 Mrd. Euro. Trotz des
prognostizierten Rückgangs gegenüber 2016 (der einzig und allein der rekordhohen Vorjahresbasis geschuldet ist) wäre dies aber immer noch das zweitbeste Jahr in der Historie
des Schuldscheinmarktes.
Messlatte liegt (zu)
hoch
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
18
Rohstoffe: Stabile Preise zu Jahresbeginn
OPEC-Produktionskürzungen stützen Ölpreis
 Künftig wieder
niedrigerer Preispfad wegen Zweifeln an OPECZusagen
Der Rohölpreis bewegt sich seit Mitte Dezember in einer engen Bandbreite um 55 USD
seitwärts. Nach wie vor stehen angebotsseitige Faktoren im Fokus. Aktuelle Produktionsdaten und Meldungen signalisieren, dass die OPEC-Staaten die Ende November 2016
beschlossenen Produktionskürzungen (-1,8 Mio. Fass pro Tag, 6 Monate Laufzeit) bisher
einhalten. Saudi-Arabien trägt dabei die Hauptlast und nutzt wohl auch saisonal bedingte
Produktionsrückgänge, um seinen Beitrag zu leisten. Dagegen haben andere OPECStaaten (insb. Libyen, der Irak und Nigeria) sowie die USA und China ihre Produktion zuletzt ausgeweitet. Auf der Nachfrageseite wirken die jüngst positiven Konjunkturdaten
preisstützend. Dieses optimistische Sentiment könnte noch einige Wochen tragen. Auf
Sicht der kommenden Monate erwarten wir aber, dass zunehmend Zweifel an der Nachhaltigkeit der OPEC-Vereinbarungen aufkommen. Der derzeitig weit verbreitete Konjunkturoptimismus dürfte abebben bzw. durch (wirtschafts-) politische Entwicklungen gebremst werden. In Kombination mit einem im Umfeld der nächsten Fed-Zinsschritte gestärkten Dollar
unterstellen wir auf Sicht von sechs Monaten wieder einen niedrigeren Ölpreis von etwa 45
Dollar je Fass. Die Auf- und Abwärtsrisiken scheinen dabei in etwa ausgeglichen.
[email protected]
Preisverfall vorerst gestoppt
 Erhöhung unserer
Preisprognose für
die nächsten drei
Monate
Wir werten die gegenwärtige Erholung des Goldpreises als technische Reaktion auf den
vorherigen Rückgang von 1.300 Dollar im November. Ein weiterer Preisverfall des Goldes
wurde Mitte Dezember gestoppt. Der Goldpreis bildete bei 1.130 Dollar je Feinunze einen
doppelten Boden aus und setzte dann im Januar zu einer kleineren Rallye an. Ein temporär schwächerer Dollar sowie Zins- und Inflationssorgen verbesserten das Sentiment für
Gold. Zudem konnten die jüngsten Auftritte des neuen US-Präsidenten das Anlegerpublikum nicht wirklich überzeugen. Der Goldpreis pendelt aktuell leicht über 1.200 Dollar und
scheint sich auf diesem Niveau zunächst zu stabilisieren. Wir halten diese Erholung aber
nur für vorübergehend, da sie nur technisch bedingt ist. Nach einer kurzen Konsolidierung
rechnen wir mit einer erneuten Abschwächung auf 1.100 Dollar. Die Verunsicherung über
die kommenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen in den USA hat zugenommen und eine
klare Linie lässt sich gegenwärtig nicht ausmachen. Vor dem Hintergrund des für Gold
verbesserten Sentiments erhöhen wir unsere Preisprognose für die nächsten drei Monate
von 1.000 Dollar auf 1.100 Dollar und belassen unsere Prognosen auf Sicht von sechs und
zwölf Monaten (jeweils 1.100 Dollar) unverändert. Wir gehen von einem langfristigen Seitwärtstrend aus, weil sich die Faktoren, die für einen steigenden Goldpreis (Inflations- und
Zinssorgen) und für einen fallenden Goldpreis (Anziehen der US-Konjunktur und starker
Dollar) sprechen, die Waage halten.
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
19
USA: Wie handelt Präsident Trump?
 Handelspolitik hat
In den vergangenen Wochen hat Präsident Trump den Außenhandel auf seiner Agenda
ganz nach oben gesetzt. Per Twitter-Nachrichten setzte er nicht nur einzelne Konzerne
unter Druck, ihre Produktion nicht ins Ausland zu verlegen bzw. ihre Produkte deutlich
günstiger zu produzieren. Auch die Androhung von Handelszöllen oder „Grenzsteuern“
gegenüber einzelnen Ländern oder auch dem gesamten Ausland wurden in Interviews
thematisiert.
oberste Priorität
Das Problem der „unfairen Deals“
USA hat das höchste Handelsbilanzdefizit mit China
Handelsbilanzdefizit 2015 in Mrd. USD
China
EU
DE
Japan
Mexiko
Südkorea
Indien
Kanada
0
-50
-100
-150
-200
-250
-300
-350
-400
Quelle: US Census, Datastream, BayernLB Research
Die TOP 6 der Importgüterklassen 2015
Güterklassen und Anteil an den Gesamtimporten in %
1
Elektronik
Import
anteil
18,6
2
Automobil
15,4
3
Maschinenbau
13,1
4
Öl
6,7
5
Pharmazeutik
4,8
6
Medizintechnik
2,8
Platz
Güterklasse
Quelle: US Census, BayernLB Research
Reizpunkt der Handelsdebatte sind, wie Trump es nennt, „unfaire Deals“. Hiermit bezeichnet er Handelsbeziehungen der USA, die nicht zu einer ausgeglichenen Handelsbilanz
führen. Ein Argument hierbei ist, dass Wirtschaftszweige ihre Produktion aus den USA in
Länder mit deutlich niedrigeren Lohnkosten, wie z.B. nach Mexiko, verlagert haben und
von dort aus die USA beliefern (Ausnutzung des komparativen Kostenvorteils). Aber auch
China wird von Trump scharf kritisiert. Zum einen beklagt er die Praxis der Chinesen, geistige Eigentumsrechte nicht zu respektieren und gezielt Industriespionage zu betreiben, um
Produkte aus den USA „nachzubauen“. Zum anderen wirft Trump China – aktuell allerdings
zu Unrecht - Währungsmanipulation vor. Durch eine aktive Schwächung des Renminbi
gegenüber dem US-Dollar würden US-Produkte für China teurer, während chinesische
Waren auf dem US-Markt günstiger würden. Als Folge daraus ergäbe sich ein wachsendes
US-Handelsbilanzdefizit mit China.
Tatsächlich hat Trump in diversen Äußerungen und Tweets diejenigen Länder kritisiert, die
den größten Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA aufweisen. Dabei ist China
unangefochtener Spitzenreiter (s. Grafik links). Platz 2 belegt die EU, wobei Deutschland
hier den größten Anteil hat. Es folgen Japan und Mexiko. Zwar ist Trumps Kritik korrekt,
dass viele Industrien die niedrigen Lohnkosten im Ausland ausnutzen. Ein Blick zurück
zeigt aber, dass die USA seit 1976, also schon vor dem Globalisierungsschub der 1990er
Jahre, Handels- bzw. Leistungsbilanzdefizite verzeichneten. Das Problem dieser strukturellen Defizite ist somit nur zum Teil das Preisgefüge, auch die globale Arbeitsteilung schlägt
sich hier nieder (Wandel der US-Wirtschaft von einer Industrie- zu einer Dienstleistungswirtschaft). Soweit die US-Industrie die vom US-Verbraucher nachgefragten Produkte gar
nicht mehr oder nicht in der gewünschten Qualität herstellt, werden diese importiert.
Spitzenplätze in der Importstatistik belegen daher auch die Elektronikbranche und der Maschinenbau. Eine nennenswerte US-Produktion in einzelnen Sub-Kategorien dieser Branchen in den USA ist zumindest seit Jahrzenten Fehlanzeige. Als „unfairen Handel“ kann
man das daher kaum bezeichnen. Auch im Automobilsektor muss differenziert werden.
Werden Autos hauptsächlich importiert, weil sie günstiger sind, dann wäre die Argumentation Trumps stichhaltig. Werden aber, wie im Falle der deutschen Premiummarken, vor
allem Luxusautomobile importiert, so gibt es in der US-Industrie kein passendes Substitut,
womit auch hier kein „unfairer Handel“ vorläge.
Die Gegenbewegung: Drei Wege zu mehr Protektionismus
Trump hat die Wahl nicht zuletzt mit dem Versprechen gewonnen, die im Zuge der Globalisierung über Outsourcing „gestohlenen“ Arbeitsplätze in die USA zurück zu holen. Dazu
droht er Unternehmen und ganzen Ländern hohe Strafzölle oder „Grenzsteuern“ an. Auch
die republikanische Partei hat diese Thematik für sich erkannt. Sie will allerdings das amerikanische Unternehmenssteuersystem umkrempeln und um eine „Grenzanpassung“ erweitern. Die Details sehen wie folgt aus:
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
 Zölle: Nicht WTOkonform
 Grenzsteuer: Alle
Importe würden
teuer
 Grenzanpassungen: Führt zu Handelsverwerfungen,
sofern keine MwSt.
einführt wird
20
Zölle: Der Schutz der heimischen Produktion über einen Zoll in Höhe von 35% auf mexikanische Produkte und in Höhe von 45% auf chinesische Produkte war Trumps Wahlkampfversprechen. Der Trade Expansion Act von 1962 erlaubt es dem US-Präsidenten,
nach einer Beschwerde einer Branche über Preisdumping bei einem Produkt gegen das
exportierende Land einen Strafzoll auf die Einfuhr dieses Produktes zu erheben. Der Zoll
ist auf ein einzelnes Produkt und ein einzelnes Land gerichtet. Ein solcher Zoll wäre also
ungeeignet, um gegen ein ganzes Land und dessen Lohndumping vorzugehen. Der Vorteil
der Zölle liegt darin, dass Trump hierfür keine Zustimmung des Kongresses braucht. Der
Nachteil ist, dass Zölle auf mexikanische Produkte gegen das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA und darüber hinaus auch gegen WTO-Regeln verstoßen. Das
NAFTA-Abkommen müsste Trump das Abkommen mit einer Frist von sechs Monaten aufkündigen und dann mit Kanada ein ähnliches Abkommen abschließen, um weiterhin die
dringend benötigten kanadischen Öllieferungen günstig zu erhalten. Der WTORechtsverstoß alleine hätte hingegen in der ersten Amtszeit Trumps keine großen Strafen
zur Folge. Es dauert aktuell rund drei Jahre, bis ein WTO-Urteil in Handelsstreitigkeiten
gefällt wird. Dazu gibt es eine Umsetzungsfrist von 15 Monaten, ausreichend Zeit also, die
Zölle wirken zu lassen.
„Grenzsteuer“ („Big Border Tax“): Eine andere Maßnahme, die Trump in seinen jüngsten Aussagen immer wieder synonym zu Zöllen benutzt, ist die „Grenzsteuer“. Hier will er
eine Steuer von 35% auf alle Produkte von Unternehmen erheben, die ihre Produktion von
den USA ins Ausland verlagert haben und von dort in die USA exportieren. Die Steuer soll
sich aber auch gegen ausländische Unternehmen richten, die Produktionsanlagen in Mexiko haben und die Produkte in den USA absetzen (z.B. deutsche Automobilhersteller). Da
es jedoch unmöglich sein wird, die Anwendung der Steuer auf diese Punkte hin zu untersuchen, und sie in der von Trump angestrebten Form diskriminierend und damit nicht verfassungskonform wären, würde Trumps Forderung auf eine Importsteuer von 35% auf alle
Produkte eines Landes hinauslaufen. Der Vorteil einer solchen Steuer wäre, dass das
Problem der Industrieabwanderung adressiert wird. Der Nachteil besteht allerdings darin,
dass diese Steuer generell alle Importe deutlich verteuert, auch die Produkte, die in den
USA nicht hergestellt werden und daher importiert werden müssen. Damit würden die USA
Kaufkraft verlieren. Zudem muss eine solche Steuer vom US-Kongress verabschiedet werden. Die Zustimmung hierfür wäre indessen ungewiss. Zudem wäre eine Grenzsteuer
wohl nicht WTO-konform.
Steuerliche „Grenzanpassungen“ („Border Adjustments“): Die republikanische Führung hat im Sommer 2016 einen eigenen Plan eingebracht, den Handel zu besteuern. Es
handelt sich um die „Grenzanpassung“ innerhalb einer dem Bestimmungsort angepassten
Steuer auf Kapitalströme (destination-based cash flow tax, DBCFT). Eine „Grenzanpassung“ ist normalerweise die grenzübergreifende Besteuerung innerhalb eines Mehrwertsteuersystems. In einem Mehrwertsteuersystem wird die Steuer auf jeden Prozessschritt
erhoben. Wenn das Produkt jedoch die Grenze überschreitet, greift die Mehrwertsteuer
nicht mehr. Durch die Grenzanpassung (wie sie in vielen Ländern erhoben wird) setzt sich
diese Besteuerung fort. Die Grenzanpassung ist daher eine Steuer in Höhe des Mehrwertsteuersatzes, die auf Importe erhoben und dem Exporteur erlassen wird (würde der Produzent im Inland das Produkt verkaufen, würde er die Mehrwertsteuer vom Endverbraucher
erstattet bekommen). Somit wird ein international handelnder Produzent/Verbraucher mit
einem national agierenden Wirtschaftssubjekt gleichgestellt und es gibt keine Handelsverwerfungen. Die Grenzanpassung ist somit WTO-konform.
Die USA haben allerdings kein nationales Mehrwertsteuersystem. Stattdessen soll die
Grenzanpassung im Rahmen der neuen Unternehmenssteuerreform - DBCFT - Anwendung finden. Während aktuell noch alle Unternehmen ihre Steuern auf ihr internationales
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
21
Nettoeinkommen zahlen müssen (wobei die internationalen Gewinne erst bei Grenzüberschritt besteuert werden), soll im neuen DBCFT-System der Cash Flow, also nur das in
den USA erzielte Einkommen, besteuert werden (Exporte und ausländische Gewinne sind
damit steuerfrei). Die inländischen Inputfaktoren bleiben dabei als Kosten für die Unternehmen steuerfrei, ausländische Inputfaktoren werden jedoch durch die Grenzanpassung
mit einem geplanten Satz von 20% (= Körperschaftssteuersatz) belegt. Durch diese Änderungen werden Importeure schlechter, Exporteure dagegen besser gestellt. Zwar sollten
Wechselkursanpassungen in Form eines stärkeren US-Dollars diese Handelsverwerfung in
einem freien Markt ausgleichen. Da die Unternehmen aber sehr heterogen in ihrer Außenhandelstätigkeit sind, dürfte die Dollar-Aufwertung nur einen Teil dieser Veränderungen
ausgleichen. Damit ist dieser Vorschlag nicht WTO-konform. Der US-Kongress könnte das
allerdings fürs Erste ignorieren. Tatsächlich hat dieser Vorschlag die stärkste Unterstützung im US-Kongress, da er direkt von der republikanischen Partei stammt. Die Zustimmung von Präsident Trump ist dagegen unsicher.
Was bedeutet das für die US-Wirtschaft?
 Die Preise für Unternehmen und
Konsumenten werden steigen
Von allen drei Maßnahmen hätte der Produktzoll die größte Umsetzungswahrscheinlichkeit, da er ohne Zustimmung des Kongresses eingeführt werden könnte. Damit er im Sinne
der „America first“-Politik wirksam wird, müssten allerdings viele Zölle eingesetzt werden
und das NAFTA-Abkommen aufgekündigt werden, was nicht von heute auf morgen geht.
Die Wirkung auf die US-Wirtschaft ist unterdessen in allen Fällen relativ ähnlich. Zumindest
kurzfristig werden die Kosten für Unternehmen und Verbraucher für die betroffenen Güter
spürbar steigen. Denn sowohl die heimischen, mit höheren Kosten hergestellten Produkte,
als auch die mit dem Zoll belasteten Importprodukte sind teurer als die Importe ohne Erhebung von Schutzzöllen. Eine nachhaltige Lösung für das Problem des Außenhandelsdefizits wäre es ohnehin nicht, da alle Maßnahmen nicht WTO-konform sind und die USA über
kurz oder lang Strafzahlungen befürchten müssten. Die USA könnten unter Trump zwar
aus der WTO austreten, jedoch würden alle Handelsabsprachen, die für alle WTO-Länder
gelten, nicht mehr für die USA gelten. Diese müssten dann viele neue, bilaterale Handelsabkommen aushandeln.
Prognose USA
Preis- und saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp bzw. Vj in Prozent
Private Konsumausgaben
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
2015 2016 2017 2018
2015 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017
2,3
1,6
4,3
3,0
2,3
1,6
2,5
2,5 3,2 2,7 2,5 3,6
Ausrüstungsinvestitionen
-2,6
-9,5
-3,0
-4,5
2,0
2,2
4,0
4,0
3,5
-2,9
1,7
4,7
Wohnungsbauinvestition
11,5
7,8
-7,7
-4,1
2,0
1,0
4,0
4,0
11,7
4,4
1,0
3,7
Staatskonsum und - investit.
1,0
1,6
-1,7
0,8
0,2
0,0
0,5
2,0
1,8
0,8
0,6
1,1
Inlandsnachfrage
1,3
0,8
1,2
2,6
2,1
1,4
2,4
2,7
3,2
1,6
2,1
2,9
Exporte
-2,7
-0,7
1,8
10,0
3,2
3,0
2,4
1,0
0,1
0,8
3,3
0,9
Importe
0,7
-0,6
0,2
2,2
3,0
3,5
1,7
2,0
4,6
0,8
2,4
1,7
Außenbeitrag *
-0,5
0,0
0,2
0,9
-0,1
-0,2
0,0
-0,2
-0,7
0,0
0,0
-0,2
Bruttoinlandsprodukt
0,9
0,8
1,4
3,5
2,2
1,3
2,5
2,6
2,6
1,6
2,2
2,9
Arbeitsm arkt
Stellenaufbau (oh. Landw .) Durchschnitt in '000
229
180
155
143
Arbeitslosenquote in %
5,3
4,9
4,6
4,5
Quelle: BayernLB Research, Prognosen in blau *) Wachstumsbeitrag in Prozent des BIP
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
22
USA: Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren
 Unternehmensstimmung zum Jahresende wieder
aufgehellt
Stimmungsindikatoren
Wohnungsbau und Häuserpreise
Saisonbereinigte Monatswerte
Saisonbereinigte Monatswerte
Dienstleistungssektor (ISM) Salden
Verarbeitendes Gewerbe (ISM) Salden
195
62
60
58
56
54
52
50
48
46
turdynamik im
Sommerquartal
1300
190
1200
185
1100
180
1000
900
175
800
170
Jan
15
 Stärkere Konjunk-
Wohnungsbaubeginne in Tsd. (rS)
S&P/Case-Shiller Häuserpreisindex 20 (lS)
1400
Mai
15
Sep
15
Jan
16
Mai
16
Sep
16
Jan
17
700
Jan
15
Mai
15
Sep
15
Jan
16
Mai
16
Sep
16
Jan
17
Quelle: ISM, BayernLB Research
Quelle: US Census, S&P, BayernLB Research
Konsumausgaben und Sparquote
Bruttoinlandsprodukt
Saisonbereinigte Vierteljahreswerte
Preis- und saisonber. Quartalswerte,ggü. Vp in %, annualisiert
5
Konsumausgaben, real, Vp in %, annu. (lS)
Sparquote (%) des verfügb. Einkommens (rS)
6,5
6
5
4
4
6,0
3
5,5
2
5,0
1
4,5
0
4,0
-1
3
2
0
1
Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3
13 14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16
Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3
13 14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16
 Inflations- und Arbeitsmarktziel der
Fed fast erreicht
Quelle: BEA, BayernLB Research
Quelle: BEA, BayernLB Research
Beschäftigung und Arbeitslosenquote
Verbraucherpreise
Saisonbereinigte Monatswerte
Veränderung ggü. Vj. in Prozent
6,0
Beschäftigungsaufbau auß. LW in Tsd. (rS)
Arbeitslosenquote, in Prozent (lS)
300
2,5
250
2,0
200
1,5
150
1,0
100
0,5
50
0,0
0
-0,5
Verbraucherpreise
Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel)
5,5
5,0
4,5
4,0
Jan
15
Mai
15
Sep
15
Jan
16
Quelle: BLS, BayernLB Research
Mai
16
Sep
16
Jan
17
Jan
15
Mai
15
Sep
15
Jan
16
Mai
16
Sep
16
Jan
17
Quelle: BLS, BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
23
Euro-Raum: Hohe Hürden für QE-Ausstieg
 Höhere Wachstumsprognose nach
starkem Jahresstart
Die Konjunktur im Euro-Raum ist stark ins Jahr 2017 gestartet. Nachdem die Wirtschaftsleistung bereits im Schlussquartal 2016 spürbar zugelegt hat, signalisieren die Frühindikatoren eine unverändert hohe Dynamik zu Jahresbeginn. Deshalb revidieren wir unsere
Wachstumsprognose 2017 etwas aufwärts. Wir bleiben aber deutlich skeptischer als der
Konsens, da die wirtschaftliche und politische Unsicherheit in den kommenden Monaten
weiter steigen und vor allem die Investitionen spürbar bremsen dürfte. Entscheidend für
den Zeitpunkt des Ausstiegs aus dem QE-Programm der EZB ist neben den Konjunkturaussichten aber ohnehin der Inflationsausblick. Und hier haben die Währungshüter im Januar hohe Hürden definiert.
Politische Unsicherheit wird die Konjunktur 2017 bremsen
 Sorgen um Außenhandel wegen
Trump und Brexit
Im Jahresverlauf stehen in Kontinentaleuropa wichtige politische Entscheidungen an, welche die Unsicherheit erhöhen und die Investitionsbereitschaft dämpfen dürften. Vor allem
die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in den Niederlanden, Frankreich und
Deutschland bergen mit Blick auf die Stabilität der Währungsunion das Risiko eines „politischen Unfalls“. Im Fokus stehen derzeit aber vor allem außenwirtschaftliche Risiken durch
die Entwicklungen in Großbritannien und den USA. Die Sorge vor der Einführung von Handelsbeschränkungen durch die neue US-Administration und im Zuge des Brexit-Prozesses
birgt die Gefahr noch deutlich negativerer Auswirkungen auf die Konjunktur in der Währungsunion. Denn die Warenausfuhren nach Großbritannien und in die USA summieren
sich für einzelne Mitgliedsstaaten auf bis zu 16% des Bruttoinlandsprodukts (s. Abb.). Zum
Teil resultieren die hohen Quoten aus der Funktion dieser Länder als logistische Drehscheiben für den Warenverkehr. Auch wenn wir kurzfristig nicht von einer deutlichen Verschlechterung der Handelsbeziehungen ausgehen, erwarten wir im Sommerhalbjahr einen
spürbaren konjunkturellen Bremseffekt. Dieser wird vor allem durch eine unsicherheitsbedingte Investitionszurückhaltung ausgelöst. Deshalb dürfte das Wachstum im zweiten und
dritten Quartal deutlich geringer ausfallen als noch zum Jahreswechsel. Eine Rezession
erwarten wir im Prognosezeitraum aber nicht. Und ab Herbst sollte die Konjunktur wieder
Fahrt aufnehmen. Denn dann dürfte die Währungsunion wieder in etwas ruhigeres (wirtschafts-) politisches Fahrwasser kommen. Wie im Vorjahr dürfte spätestens dann die Tapering-Debatte (eine schrittweise Reduzierung der monatlichen QE-Käufe) wieder aufflammen. Wir erwarten jedoch, dass die EZB ihr QE-Programm vor Erreichen der aktuellen
Mindestlaufzeit im Dezember 2017 nochmals verlängert.
Irland und die Benelux-Staaten mit hohem Exportanteil nach UK und in die USA
Warenexporte in Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt, 2015
US
15
UK
10
5
0
IR
BE
NL
DE
SX
AT
IT
PT
FI
FR
ES
SI
GR
Quelle: IWF, BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
24
Inflationsziel noch nicht in Reichweite
 Inflationsphantasie
wird wieder abebben
Neben den hohen (wirtschafts-) politischen Unsicherheiten ist vor allem der nach wie vor
(zu) niedrige Inflationsausblick für eine anhaltend ultralockere Geldpolitik verantwortlich.
Auf den ersten Blick scheint dies überraschend. Denn im Vergleich zu den skeptischen
Inflationsprojektionen der EZB im Dezember hat die Inflationsdynamik spürbar zugenommen. Die Headline-Inflationsrate ist im Dezember deutlich und erstmals seit September
2013 wieder auf über 1% zum Vorjahr gestiegen. Und auch die Kernrate hat leicht auf
0,9% zugelegt. Zudem signalisieren die Ergebnisse der umfragebasierten Frühindikatoren
zum Jahreswechsel, dass der zunehmende Preisauftrieb auf den Vorstufen in den kommenden Monaten stärker an die Verbraucher weitergegeben werden könnte. Die Inflationsrate dürfte im Februar temporär sogar auf bis zu 1,8% steigen. Vor allem aber haben die
mittelfristigen Inflationserwartungen (5y5y-Inflationsswaps) spürbar zugelegt und nähern
sich dem Zielwert der EZB von „unter, aber nahe 2%“. Diese Entwicklung wird sich aber
nicht als nachhaltig erweisen. Denn sie ist sehr stark vom Ölpreis getrieben. Und die maßgeblichen Determinanten für den zugrunde liegenden Preisauftrieb, vor allem die Lohnentwicklung, zeigen für die Mehrheit der Mitgliedsländer noch keine nachhaltige Belebung. Die
Kernrate liegt in allen Ländern noch deutlich unter dem EZB-Ziel (s. Abb.). Aus diesem
Grund sind die Deflationssorgen der EZB abgeklungen, und die Notenbank hat damit die
Reduktion des monatlichen Kaufvolumens von 80 auf 60 Mrd. Euro ab April 2017 begründet. Der Einstieg in den Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik wird aber noch auf
sich warten lassen.
EZB-Inflationsziel für viele Länder noch in weiter Ferne
HVPI-Inflationsrate, Veränderung zum Vorjahr in %, Dezember 2016, Kernrate ohne Energie, Nahrungsmittel und Tabak
2.5
HVPI
Kernrate
2.0
EZB-Ziel: "unter, aber nahe 2%"
1.5
1.0
0.5
0.0
-0.5
BE
DE
AT
ES
ER
FN
PT
FR
NL
SJ
IT
GR
SX
IR
Quelle: Eurostat, BayernLB Research
Hohe Verschuldung nur bei höherer Inflation und niedrigen Zinsen tragbar
 Öffentliche und
private Hand weiter
(zu) hoch verschuldet
Die Fokussierung auf Deflationssorgen als Argument für den sehr expansiven geldpolitischen Kurs der EZB in den vergangenen Jahren greift ohnehin zu kurz. Vielmehr ist selbst
eine sehr niedrige positive Inflationsrate ein Problem im Euro-Raum. Denn ein Abbau der
nach wie vor hohen privaten und öffentlichen Verschuldung setzt voraus, dass zum einen
das Zinsniveau und damit die laufende Zinsbelastung niedrig bleiben. Und zum anderen
muss das nominale Wachstum höher ausfallen als in den vergangenen Jahren. Da die
realen Wachstumskräfte ohne durchgreifende Strukturreformen kaum deutlich zulegen
werden, wird dies nur über einen stärkeren Preisauftrieb gelingen. Denn anziehende Löhne
und Preise erhöhen die Steuerbasis des Staates und schaffen somit Spielraum sowohl für
eine Reduzierung des öffentlichen Defizits und der öffentlichen Schulden als auch für Zinsund Tilgungszahlungen privater Haushalte und Unternehmen. Letztlich ist ein Abbau der
Schuldenquoten eine Voraussetzung für ein wieder nachhaltig höheres Zinsniveau. Denn
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
25
auf den aktuellen Verschuldungsniveaus erhöht ein Zinsanstieg die laufenden Zins- und
Tilgungszahlungen erheblich und beschränkt den Ausgabenspielraum für Konsum und
Investitionen. Ein deutlicher Konjunktureinbruch wäre die Folge. Dies gilt vor allem für Länder wie Spanien und Portugal, die bereits deutliche Konsolidierungsfortschritte im privaten
Sektor erreicht haben.
Gesamtverschuldung trotz Konsolidierung hoch
Sehr hohe Schuldenquoten in einigen Ländern
Verbindlichkeiten im Euro-Raum in % gemessen am BIP
Verbindlichkeiten in % am BIP, Q2 2016
Unternehmen
Haushalte
Staat
Unternehmen
500
1,000
400
800
300
600
200
400
100
200
Staat
0
IR
BE
FR
PT
NL
ES
ER
FN
IT
AT
GR
SJ
DE
SX
0
2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
Quelle: Eurostat, BayernLB Research
Haushalte
Quelle: Eurostat, BayernLB Research
EZB setzt hohe Hürden für QE-Ausstieg
Auf eine Berücksichtigung der Schuldensituation deutet auch das Statement der EZB im
Januar hin. Darin wird betont, dass der bisherige Anstieg der Inflation erwartet worden und
primär vom Ölpreis getrieben sei. Nach wie vor fehlten Anzeichen eines „überzeugenden“
Aufwärtstrends der Kerninflation. Vier Kriterien müssten erfüllt sein, um das Inflationsbild
und damit die Aussicht auf einen QE-Ausstieg nachhaltig zu verändern. Der Inflationsanstieg müsse (1) mittelfristig, (2) nachhaltig und (3) selbsttragend sein, und (4) im EuroRaum-Durchschnitt erfolgen. Vor allem mit der Konkretisierung des Begriffs „selbsttragend“
(= auch ohne expansive Geldpolitik) hat sich die EZB viel Spielraum geschaffen, auch bei
höherer (Kern-)Inflationsrate noch an der sehr expansiven Geldpolitik festzuhalten, um die
Verschuldungsproblematik nicht wieder zu verschärfen.
Prognose Euro-Raum
Preis- und saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp bzw. Vj in Prozent
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
2015 2016 2017 2018
2015 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017
Private Konsumausgaben
0,4
0,7
0,3
0,4
0,3
0,2
0,2
0,2
1,8
1,8
1,0
0,9
Staatsverbrauch
0,6
0,6
0,4
0,4
0,3
0,3
0,3
0,3
1,4
1,9
1,3
0,8
Bruttoanlageinvestitionen
1,3
0,4
1,1
-0,5
0,3
0,2
-0,8
0,0
3,0
2,4
0,1
2,6
Inlandsnachfrage
0,8
0,4
0,3
0,2
0,3
0,3
0,1
0,1
1,7
1,8
0,9
1,1
Exporte
0,8
0,1
1,1
0,1
1,0
0,6
0,2
0,7
6,3
2,4
2,5
4,1
Importe
1,6
-0,1
1,1
-0,4
0,8
0,7
0,2
0,5
6,2
2,8
2,0
3,6
Außenbeitrag *
-0,3
0,1
0,0
0,2
0,1
0,0
0,0
0,1
0,3
-0,1
0,3
0,4
Bruttoinlandsprodukt
0,5
0,5
0,3
0,4
0,4
0,3
0,1
0,2
1,9
1,6
1,1
1,4
10,9
10,1
10,0
9,8
Arbeitsm arkt
Arbeitslosenquote in %
Quelle: Eurostat, BayernLB Research; Prognosen in blau *) Wachstumsbeitrag in Prozent des BIP
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
26
Euro-Raum: Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren
 Steigende Stimmungsindikatoren
zum Jahreswechsel
Industrie- und Verbrauchervertrauen
Auftragslage und Industrieproduktion
Salden, saisonbereinigte Monatswerte
Saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Salden/Vp in Prozent
Industrieproduktion (lS)
Auftragseingang Industrie (rS)
Verbrauchervertrauen
Industrievertrauen
3,0
5
0
2,5
0
-2
2,0
2
-4
-5
1,5
-6
-8
0,0
-12
Jan 15
gewinnt an Fahrt
-15
0,5
-10
 Kreditdynamik
-10
1,0
Jul 15
Jan 16
Jul 16
Jan 17
-20
Q4 13
Q4 14
Q4 15
Q4 16
Quelle: EU-Kommission, BayernLB Research
Quelle: Eurostat, EU-Kommission, BayernLB Research
Kreditentwicklung
Bruttoinlandsprodukt
Veränderung zum Vorjahr in Prozent
Preis- und saisonbereinigt, Vp in Prozent, annualisiert
Unternehmenskredite
Haushaltskredite
3,5
3
3,0
2
2,5
2,0
1
1,5
0
1,0
-1
0,5
-2
Jan 15
 Anstieg der Inflationsrate durch höhere Ölpreise
0,0
Jul 15
Jan 16
Jul 16
Jan 17
Q4 13
Q4 14
Q4 15
Quelle: EZB, BayernLB Research
Quelle: Eurostat, BayernLB Research
Arbeitsmarkt
Verbraucherpreise
Saisonbereinigte Vierteljahreswerte
Vj in Prozent
Erwerbstätige
Arbeitslosenquote, in Prozent (lS)
13,0
Verbraucherpreise (HVPI)
Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel)
600
12,5
Q4 16
500
12,0
1,5
1,0
400
11,5
0,5
11,0
300
10,5
200
10,0
9,5
9,0
Q4 13
Q4 14
Q4 15
Quelle: Eurostat, BayernLB Research
Q4 16
0,0
100
-0,5
0
-1,0
Jan 15
Jul 15
Jan 16
Jul 16
Jan 17
Quelle: Eurostat, BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
27
Deutschland: Risiko Inflation?
 Trump, der Brexit
und jetzt die Inflation?
Mit Schwung ging es für die deutsche Konjunktur ins neue Jahr. Das Schlussquartal 2016
zeigte sich stärker als erwartet und für das Gesamtjahr stand eine BIP-Wachstumsrate von
1,9% zu Buche. Das ist etwas mehr als 2015 und liegt deutlich oberhalb des langfristigen
Wachstumspotenzials. Auch unsere Prognose für 2017 hat damit etwas Auftrieb bekommen. Wir erwarten nun eine Wachstumsrate von 1,3%. Die Stimmung bei Unternehmen
und Verbrauchern ist gut, und die Voraussetzungen für einen gelungenen Jahresstart 2017
sind gegeben. Allerdings werfen bevorstehende Entwicklungen bereits ihre Schatten voraus. Die Äußerungen Trumps zu möglicher Handelsbeschränkungen sowie die Ankündigung eines harten Brexit durch die britische Premierministerin May lassen bedrohliche
Gewitterwolken am Horizont des noch blauen Konjunkturhimmels aufziehen. Noch sehen
wir jedoch keinen Grund, unsere Prognosen anzupassen, da wir bereits mit recht hohen
Belastungen im Brexit-Fall gerechnet hatten. Ein anderer Faktor könnte sich allerdings als
zusätzliche Last für die Konjunktur in Deutschland erweisen: Eine nachhaltig höhere Inflation könnte die Realeinkommen der Verbraucher beschneiden und ihre Konsumfreude
trüben. Dies würde mit dem privaten Verbrauch einem der Standbeine der Konjunktur zusetzen und den Aufschwung auf ein wackeligeres Fundament stellen.
Kaufkraft wird 2017 weniger stark steigen als 2016
 Steigende Inflation
frisst Nominallohnsteigerung auf
Die hohe Anzahl unbesetzter Stellen deutet darauf hin, dass die Arbeitsnachfrage weiterhin
das Angebot übersteigt und der Arbeitsmarkt auch im laufenden Jahr vor einem weiteren
Stellenaufbau steht. Dies stärkt die Kauflaune und Kaufkraft der Verbraucher über eine
hohe Jobsicherheit und eine vorteilhafte Verhandlungsposition bei Lohnverhandlungen.
Dennoch dürfte sich das Reallohnwachstum in 2017 etwas verlangsamen.
Arbeitsmarktausblick weiter gut
Preisausblick zeigt nur kurzfristig die 2
Ifo Beschäftigungsbarometer (2005 = 100) und Anzahl offener
Stellen in Tausend
Verbraucherpreisindex zum Vorjahr in % und Beitrag der
Energiekomponente in Prozentpunkten zur Gesamtrate
ifo B.B.
Energieeffekt
offene Stellen
114
800
112
700
110
108
600
106
500
2,0
1,5
1,0
0,5
104
102
100
Jan 10
VPI
Jan 12
Jan 14
0,0
400
-0,5
300
-1,0
Jan 15
Jan 16
Quelle: ifo Institut, BA, Datastream, BayernLB Research
Jan 16
Jan 17
Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research
Dabei sollten die nominalen Löhne mit 2,5% etwas stärker steigen als noch im Jahr 2016,
für das voraussichtlich ein Anstieg von 2,3% zu Buche stehen wird. Zwar sprechen die
Tarifabschlüsse aus dem Vorjahr nur für einen moderaten Lohnanstieg um etwa 2%. Wichtige Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst (Länder), im Einzelhandel sowie in der Metall- und Elektroindustrie dürften aber im Laufe des Jahres wieder zu etwas höheren Abschlüssen führen. Zudem trägt die Mindestlohnanhebung um 4% auf 8,84 Euro pro Stunde
ab Januar 2017 zum Lohnwachstum bei. Immerhin kommt diese Lohnsteigerung etwa 11%
aller Arbeitnehmer zugute. Allerdings erwarten wir im laufenden Jahr auch einen Anstieg
der Inflationsrate auf 1,6% (nach 0,5% im Jahresdurchschnitt 2016), was den nominalen
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
28
Lohnanstieg in realer Rechnung deutlich abschwächt. Die realen Kaufkraftgewinne durch
Lohnsteigerungen fallen mit 0,9% 2017 daher nur etwa halb so hoch aus wie im Vorjahr
(1,8%).
Warum Inflationspanik übertrieben ist
 2%-Marke wird
allenfalls kurzfristig
erreicht
Eine Inflationspanik ist unserer Ansicht nach jedoch deutlich übertrieben, da sich die Kernrate nahezu unverändert sehr moderat entwickelt. Angesichts des aktuell hohen Effektes,
den die Energiepreise auf die Jahresrate entfalten, ist absehbar, dass die Inflationsrate
nicht nachhaltig hoch bleiben wird. Zwar dürfte sie im Januar und Februar die 2%-Marke
überschreiten. Ohne einen weiteren Schub bei den Ölpreisen erreicht der Energieeffekt
aber im Februar seinen stärksten Einfluss auf die Jahresrate und geht danach wieder zurück (s. Abb. rechts). Auch die EZB hat auf ihrer Januar-Sitzung darauf hingewiesen, dass
der derzeitige Inflationsauftrieb hauptsächlich auf die volatilen Energiepreise zurückgeht.
Die Notenbank wolle daher durch diese Preisentwicklung „hindurchschauen“, solange der
Energiepreiseffekt den mittelfristigen Inflationsausblick nicht verändert. Entscheidend hierfür wird sein, wie stark die Zweitrundeneffekte ausfallen. Immerhin verteuert ein Ölpreisanstieg die Produktionskosten sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor (v.a.
in der Logistik).
Erzeugerpreise: Basiseffekt treibt Vorjahresrate
Rohöl: Preisrückgang erwartet
Erzeugerpreise, Veränderung zum Vormonat u. Vorjahr in %
Rohölpreis in Euro/Fass, Veränderung zum Vormonat und
Vorjahr in %, ab Jan. 2017: Prognose
Vm.
Vj.
Vj.
1
75
0
50
-1
25
-2
0
-3
-25
-4
Jan 14
Jan 15
Jan 16
Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research
-50
Jan 16
Jul 16
Vm.
Jan 17
Jul 17
Quelle: Datastream, BayernLB Research
Erste Umfragen (z.B. Einkaufsmanagerindizes) zeigen, dass die Bereitschaft der Unternehmen, mögliche Preissteigerungen im Produktionsprozess an die Endkunden weiterzureichen, durchaus gegeben ist. Solange allerdings die Energiepreise nicht weiter steigen,
sondern im Jahresverlauf wieder etwas sinken, scheint das tatsächliche Aufwärtspotenzial
für die Produktionskosten begrenzt. Denn für einen Anstieg der Produktionskosten, der an
die Verbraucher weitergerecht werden könnte, ist die monatliche Entwicklung der Energiekosten entscheidender als ihre Jahresrate. Beides unterscheidet sich derzeit aufgrund des
statistischen Basiseffektes bei Energie sehr deutlich (s. Abb. oben rechts).
Umfrageindikatoren: Der Konsument bleibt Optimist
 Einkommenserwartungen bleiben
hoch
Zusammenfassend ist festzustellen, dass 2017 zwar die reale Kaufkraft in Deutschland
nicht mehr so stark zunehmen wird wie noch in den Vorjahren, auch aufgrund der etwas
höheren Inflation. Angesichts des weiterhin robusten Arbeitsmarktes und des anhaltend
niedrigen Zinsniveaus, welches den Konsum gegenüber dem Sparen begünstigt, dürfte der
Bremseffekt auf die Konjunktur aber begrenzt ausfallen. Hierfür sprechen auch die sehr
optimistischen Verbraucherumfragen, die nach wie vor ein hervorragendes Konsumklima
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
29
zeigen. Insbesondere die Erwartung weiter steigender Einkommen schafft eine wichtige
Voraussetzung für steigende Ausgaben der Haushalte (Abbildung links). So hat sich das
Verbrauchervertrauen der EU-Kommission (Konsumklima) auch in den letzten Monaten
trotz steigender Preiserwartungen weiter verbessert (Abbildung rechts)
Verbraucher erwarten Einkommenssteigerungen
Konsumklima trotzt steigenden Preisen
GfK- Einkommenserwartungen (Saldo)
ESI-Verbrauchervertrauen (Konsumklima) und Preiserwartungen (12M), saisonbereinigte Befragungssalden
60
Klima
50
15
40
10
30
5
20
0
10
-5
0
Jan 10
Jan 12
Jan 14
-10
Jan 15
Jan 16
Quelle: GfK, Datastream, BayernLB Research
Jul 15
Preiserw.
Jan 16
Jul 16
Quelle: EU-Kommission, Datastream, BayernLB Research
Die Hauptstütze der deutschen Konjunktur, der private Konsum, wird daher auch 2017
zulegen und den Aufschwungs weiter tragen. Ein wenig schmaler ist es aber doch geworden, das solide Fundament. Wir erwarten für den privaten Konsum eine Ausweitung um
knapp 1,2% zum Vorjahr. Auch wenn der Rückenwind etwas schwächer ist, dürfte die
Wirtschaftsleistung insgesamt noch um etwa 1,3% zulegen. Dies entspricht in etwa dem
langfristigen Potenzial der deutschen Wirtschaft, was eines verdeutlicht: Trotz aller politischen Unsicherheit droht auch 2017 kein Abschwung.
Prognose Deutschland
Preis- und saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp bzw. Vj in Prozent
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
2015 2016 2017 2018
2015 2016 2016 2016 2016 2017 2017 2017
Private Konsumausgaben
0,4
0,6
0,2
0,4
0,5
0,3
0,2
0,3
1,9
2,0
1,2
1,0
Staatsverbrauch
1,2
1,1
1,2
1,0
0,7
0,7
0,9
0,8
2,7
4,2
3,2
2,0
Ausrüstungsinvestitionen
1,8
1,1
-2,3
-0,6
2,1
0,0
-0,7
0,4
3,4
1,7
0,1
3,3
Wohnungsbauinvestition
1,9
2,3
-1,9
0,3
2,4
0,5
0,5
0,8
-0,1
2,6
3,1
2,8
Inlandsnachfrage
1,0
0,7
-0,1
0,5
0,9
0,3
0,2
0,3
1,5
2,3
1,5
1,3
Exporte
-0,7
1,4
1,2
-0,4
1,3
0,7
0,2
1,0
5,1
2,5
2,3
4,5
Importe
0,6
1,5
0,1
0,2
2,2
0,6
0,2
1,1
5,5
3,4
3,1
4,6
Außenbeitrag *
-0,6
0,0
0,5
-0,3
-0,3
0,1
0,0
0,0
0,2
-0,2
-0,2
0,3
Bruttoinlandsprodukt
0,4
0,7
0,4
0,2
0,6
0,4
0,2
0,3
1,7
1,9
1,3
1,5
Arbeitsm arkt
Erw erbstätige in Millionen
43,0
43,4
43,7
44,0
Arbeitslose in Millionen
2,8
2,7
2,9
3,0
Arbeitslosenquote in %
6,4
6,1
6,3
6,4
Quelle: BayernLB Research; Prognosen in blau *) Wachstumsbeitrag in Prozent des BIP
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
30
Deutschland: Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren
 Konjunkturerwartungen zeigen
schwindenden Optimismus
Ifo Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft
Auftragseingang und Industrieproduktion
Saisonbereinigt, 2000=100
Saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp in Prozent
ifo Geschäftsklima
Geschäftslage
Geschäftserwartungen
Industrieproduktion
Auftragseingang
120
4
115
3
2
110
1
105
0
100
-1
95
-2
90
Jan 15
 Privater Verbrauch
bleibt die Stütze der
Konjunktur
-3
Jul 15
Jan 16
Jul 16
Jan 17
Q3 15
Q2 16
Q1 17
Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research
Exporte
Bruttoinlandsprodukt und Privater Verbrauch
Saisonbereinigte Vierteljahreswerte
Preis- und saisonbereinigt, Vp in Prozent, annualisiert
Exporte, Vp. in Prozent (lS)
ifo Exporterwartungen, Saldo (rS)
Bruttoinlandsprodukt
Privater Verbrauch
2,5
16
2,0
14
1,5
12
10
8
0,5
6
0,0
4
-0,5
2
-1,0
0
Q4 13
dürfte nicht nachhaltig sein
Q4 14
Quelle: ifo, Datastream, BayernLB Research
1,0
 Inflationsanstieg
Q1 14
Q3 14
Q2 15
Q1 16
Q4 16
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
Q4 13
Q3 14
Q2 15
Q1 16
Quelle: ifo, destatis, Datastream, BayernLB Research
Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research
Arbeitsmarkt
Verbraucherpreise
Saisonbereinigte Vierteljahreswerte
Vj in Prozent
Verbraucherpreise
Kernrate (ohne Energie)
Erwerbstätige, Vp in Tsd. (lS)
Arbeitslosenquote, in Prozent (rS)
160
7,0
140
6,8
120
6,6
100
6,4
80
6,2
60
40
6,0
20
5,8
0
5,6
Q4 13
Q3 14
Q2 15
Q1 16
Q4 16
Quelle: Bundesag. f. Arbeit, Datastream, BayernLB Research
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
Jan 15
Jul 15
Jan 16
Jul 16
Jan 17
Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
31
Weitere Industrieländer
UK: Das Hard Brexit-Experiment
 Großbritannien will
auch die Zollunion
verlassen
Die mit Spannung erwartete Rede von Premierministerin May zum Brexit sorgte zumindest
für Klarheit über das angestrebte Ziel der Briten: Ein weicher Brexit ohne Beschränkung
des Zugangs zum EU-Binnenmarkt scheint vom Tisch zu sein. Hier die zentralen Aussagen ihrer Rede:
 Großbritannien will den EU-Binnenmarkt und auch die Zollunion verlassen.
 Ein Abkommen über die neuen Beziehungen zur EU soll innerhalb der 2-Jahresfrist des
Artikel 50-Prozesses abgeschlossen werden.
 Das Parlament wird am Ende über das Brexit-Abkommen mit der EU abstimmen.
UK: Große Abhängigkeit von
der EU
In Prozent der gesamten Warenexporte/-importe Großbritanniens, Jahreswerte
Quelle: ONS, BayernLB Research- via
Datastream
 „Global Britain“Ansatz von May ein
großes Wagnis
Der angekündigte Austritt aus dem Binnenmarkt ist die Realisierung auf britischer Seite,
dass die geforderte Kontrolle der EU-Zuwanderung und ein Ende der Gerichtsbarkeit des
EuGH nicht mit der Mitgliedschaft im EU-Binnenmarkt vereinbar sind. Völlig unerwartet
kam dieses Eingeständnis nicht. Überraschend war dagegen die Ankündigung, auch aus
der Zollunion auszutreten. Das nun angestrebte Freihandelsabkommen zwischen EU und
UK wird zwar darauf abzielen, möglichst viele Standards und Regulierungen beizubehalten. Da UK nun aber Handelsabkommen mit anderen Staaten schließen will, dürfte es mittelfristig dazu kommen, dass beim Handel über den Ärmelkanal wieder Zölle erhoben werden. In der Tat ist die Bedeutung der EU für den britischen Export in den letzten Jahren
gesunken, so dass EU-Zölle für die Briten auf den ersten Blick mittelfristig kein allzu großes Problem sein sollten und die Vorteile eines Ausbaus der Handelsbeziehungen mit
anderen, dynamischer wachsenden Absatzmärkten (insb. USA, Indien, China) überwiegen.
Diese Argumentation vernachlässigt aber den nach wie vor sehr hohen Anteil der EU an
den UK-Exporten. Zudem lässt sie die starke Abhängigkeit der britischen Wirtschaft von
Importen aus der EU außer Acht (z.B. im Maschinenbau). Diese Abhängigkeit hat zuletzt
eher zu als abgenommen.
Ob das britische Experiment einer globaleren Orientierung langfristig gelingen wird, ist
schwer abzuschätzen. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass Großbritannien in der Übergangszeit aufgrund der starken (Handels-) Verflechtung mit der EU schwere Zeiten bevorstehen. Mit dem drohenden harten Brexit dürfte der Investitionseinbruch in diesem Jahr
und im nächsten Jahr noch größer als bislang unterstellt ausfallen. Zudem häufen sich
nach der May-Rede Berichte über Banken-Pläne zur Geschäftsverlagerung von London an
andere EU-Finanzstandorte. Darüber hinaus stützen die sehr schwachen britischen Einzelhandelszahlen zum Jahresende unsere Sicht, dass der mit der Pfund-Abwertung einhergehende Inflationsanstieg den Privaten Konsum erheblich treffen wird. Wir haben deshalb unsere im Vergleich zum Konsensus pessimistischen Konjunkturprognosen für 2017
und 2018 nach unten korrigiert. Bei diesen Aussichten sind weitere Lockerungsschritte der
BoE sehr wahrscheinlich. Wir rechnen hier vor allem mit einer erneuten Ausweitung des
Staatsanleihen-Kaufprogramms. Mit dem Wagnis einer klareren Abspaltung von der EU
hat sich unserer Ansicht nach aber auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Exit vom
Brexit doch noch irgendwann möglich werden könnte. Dies wäre etwa in einem Szenario
einer sehr tiefen Rezession und einem drohenden Zerfall des Königreichs durch eine Abspaltung Schottlands denkbar. Die Regierungschefin von Schottland, Sturgeon, hatte ein
weiteres Referendum angekündigt, falls Schottland durch Westminster aus dem EUBinnenmarkt geführt werde.
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
32
Schwellenländer
Türkei: Zentralbank verbleibt als letzter Stabilitätsanker
 Schwindendes
Investorenvertrauen
Die Kombination aus innenpolitischen Spannungen und Unruhen, Rechtsunsicherheit,
schwachem makroökonomischen Fundament, schwächelnder Wirtschaft und einem negativen Realzins hat internationale Anleger und Investoren in den letzten Wochen zu einer
Flucht aus der Türkischen Lira verleitet. Allein seit Jahresbeginn beläuft sich der Wertverlust gegenüber dem Dollar auf 8%; seit Anfang Oktober sind es sogar 21%. Damit hat sich
der Mitte 2013 begonnene Abwertungspfad – während im Januar 2013 noch 1,77 Lira pro
Dollar gezahlt wurden, sind heute 3,82 Lira fällig – zuletzt deutlich beschleunigt.
Beschleunigte Abwertung
Türkische Lira/USD, Tagesendwerte
Lira pro Dollar
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1.1.2013
1.1.2014
1.1.2015
1.1.2016
1.1.2017
Quelle: Zentralbank der Republik Türkei, Bayern LB Research
In einem Wirtschaftsmodell, das wie das türkische stark vom Binnenkonsum bzw. der inländischen Kreditvergabe abhängt und gleichzeitig auf Kapitalimporte angewiesen ist
(strukturelles Leistungsbilanzdefizit), kann eine intensive Abwertung aufgrund von Kapitalflucht das Ende des wirtschaftlichen Aufschwungs bedeuten: Während ein (kontrollierter)
Abwertungspfad zunächst lediglich die Refinanzierung bzw. den Kapitaldienst in ausländischer Währung erschwert bzw. verteuert, führt anhaltender Vertrauensverlust der Geldgeber bei einem defizitären Wirtschaftssystem zumeist in eine Zahlungsbilanzkrise mit tiefer
Anpassungsrezession.
 Wachstumsprognose für 2017 wurde
auf 2% gesenkt
Da bei Innenpolitik, Rechtssicherheit und makroökonomischem Fundament im laufenden
Jahr kaum Verbesserungen zu erwarten sind, kann derzeit wohl nur die Zentralbank der
Kapitalflucht Einhalt gebieten. In Anbetracht des relativ geringen Polsters an Währungsreserven – diese deckten Ende 2016 nur 79% der kurzfristigen Auslandsverschuldung – sind
die Interventionsmöglichkeiten stark beschränkt. Wir rechnen deshalb kurz- und mittelfristig
mit Leitzinsanhebungen; der Leitzins (aktuell 8%) sollte sich dabei zumindest oberhalb der
Inflationsrate (8,5%) bewegen. Für die ohnehin schwächelnde Konjunktur wäre dies eine
weitere Belastung. Wir haben unsere Wachstumsprognose für 2017 deshalb auf 2% gesenkt, während für 2018 wieder eine leichte konjunkturelle Belebung (2,5%) zu erwarten ist
– innenpolitische Stabilisierung und Vermeidung einer Zahlungsbilanzkrise vorausgesetzt.
Wenn Leitzinserhöhungen die Kapitalflucht nicht stoppen und die Türkei in eine Zahlungsbilanzkrise rutscht, sind Kapitalverkehrskontrollen indes nicht auszuschließen.
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
33
Devisen: Die Parität rückt näher
Dollar: Die Fed nimmt langsam Fahrt auf
 Fed stärkt den
Dollar, Trump
schwächt ihn
Der Dollar tendierte im Dezember und Januar per saldo seitwärts gegenüber dem Euro.
Einerseits wurde der Dollar von der Fed deutlich gestärkt und legte vorübergehend bis auf
knapp unter 1,04 Dollar je Euro im Dezember zu. Die Fed hob nicht nur – wie erwartet –
den Leitzins um 25 Basispunkte an. Vielmehr stellte sie für 2017 drei statt der bisherigen
zwei Zinserhöhungen in Aussicht und erklärte obendrein, dass die künftige Wirtschaftspolitik unter Präsident Trump dabei keine Rolle spiele. In den USA ging zum Jahresende zudem die Arbeitslosenquote deutlich zurück, das Lohnwachstum zog etwas an und die ISMIndizes bzw. die Auftragseingangskomponenten fielen Anfang Januar stark aus. Gegenwind erfuhr der Dollar von Donald Trump, der bei den Pressekonferenzen Mitte Januar und
bei seiner Amtseinführung – anders als erwartet – die Pläne zu Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben nicht konkretisierte, sondern erneut mit protektionistischen Handelsmaßnahmen drohte. Auch bezeichnete er den Dollar als „zu stark“ und sagte, dies untergrabe die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen. Zudem wurde der Euro dadurch
gestützt, dass das italienische Verfassungsgericht entschied, kein Referendum über den
wichtigsten Teil der Arbeitsmarktreformen von Ex-Ministerpräsident Renzi zuzulassen, und
damit die Wahrscheinlichkeit baldiger Neuwahlen in Italien reduzierte. Insgesamt fiel der
Dollar daher auf zuletzt 1,07 Dollar je Euro zurück. Gegenüber dem Yen konnte der Dollar
seit Ende November per saldo leicht auf aktuell 114 Yen je Dollar zulegen. Während der
Euro in den vergangenen Wochen wiederholt durch Short-Eindeckungen gestützt wurde,
kam es zulasten des Yen im Dezember und Januar von einem niedrigen Niveau aus zu
einem Aufbau von Yen-Shortpositionen zum Dollar, bedingt durch die Aussicht auf zukünftige Fed-Zinsanhebungen.
 Konjunkturdelle und
französische Wahlen dürften den Euro belasten
Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunktur im Euro-Raum - ausgehend von einer erheblichen, durch den Brexit bedingten Abkühlung in Großbritannien – im zweiten Quartal
eintrübt. Dies sollte sich auf Sicht von drei Monaten in den Einkaufsmanagerindizes widerspiegeln und den Euro schwächen. Zudem dürfte im April die Unsicherheit über den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen (zweite Runde Anfang Mai) und ihrer Bedeutung für die Zukunft der EU auf dem Euro lasten. Wir nehmen zwar entsprechend
bisheriger Umfragen an, dass sich ein gemäßigter Kandidat (wahrscheinlich der Konservative Fillon) gegenüber Marine Le Pen vom Front National in der zweiten Runde durchsetzen wird. Nach den Überraschungen des vergangenen Jahres (Brexit, Trump) dürfte an
den Märkten jedoch die Vorsicht dominieren, solange das Risiko eines Le Pen-Siegs besteht. Etwas Unterstützung sollte der Euro gemäß unserer Renditeprognosen allerdings
durch die Verringerung der EZB-Anleihekäufe im April bekommen. Insgesamt erwarten wir
daher eine verhaltene Euro-Abwertung auf 1,05 USD in drei Monaten.
 Zinsanhebungen
der Fed und Ausweitung des USRenditevorsprungs
stärken den Dollar
Auf Sicht von sechs Monaten sollte einerseits nicht nur das Risiko eines Le Pen-Siegs
ausgeräumt sein, sondern sich auch der Marktfokus von der Konjunkturdelle im zweiten
Quartal hin zu den wieder besseren Wachstumsperspektiven für den Euro-Raum im Jahr
2018 verschieben. Andererseits rechnen wir im Juni mit der nächsten Fed-Zinsanhebung
und einer Stärkung des Dollar. Der Schritt wird zwar vom Markt erwartet, nach dem Zögern
der vergangenen Jahre dürfte die Umsetzung dennoch marktrelevant sein. Zudem gehen
wir davon aus, dass sich bis Juli die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euro-Raum
auch bei länger laufenden Anleihen deutlich ausweitet. Vor diesem Hintergrund erwarten
wir eine weitere, leichte Dollar-Aufwertung auf 1,04 Dollar je Euro in sechs Monaten.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
 Auf Jahressicht
Parität Dollar-Euro
zu erwarten
34
Im zweiten Halbjahr rechnen wir damit, dass es dem Dollar gelingt, die bei etwa 1,05 Dollar
liegenden, charttechnischen Widerstände nachhaltig zu durchbrechen. Neben einer weiteren Ausweitung des US-Zinsvorsprungs bei längeren Laufzeiten dürften dabei die von uns
erwartete Fed-Zinsanhebung im Dezember sowie die Aussicht auf ein schnelleres USZinserhöhungstempo im Jahr 2018 die entscheidende Rolle spielen. Außerdem nehmen
wir an, dass die EZB noch 2017 deutlich macht, dass Anfang 2018 nicht mit einem Tapering ihrer QE-Anleihekäufe zu rechnen ist. Insgesamt erwarten wir für Januar 2018 einen
Wechselkurs von 1,00 Dollar je Euro (Parität). Auf diesem Niveau wäre der Dollar gemessen an der Kaufkraftparität zum Euro (laut OECD) um rund 25% überbewertet. Eine derartig hohe Bewertung des Dollar würde die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten erheblich belasten und der Trump-Administration
missfallen. Dennoch dürfte der Dollar stark bleiben, solange sich die Zinsdifferenzen zwischen den USA und dem Euro-Raum auf historisch hohen Niveaus bewegen und der EuroRaum mit gravierenden Problemen kämpft (hohe Schuldenstände, mangelnde Bereitschaft
zu dringend nötigen Reformen, Wahlerfolge populistischer Parteien).
Wechselkurs Euro-Dollar und Zinsdifferenz Euro-Raum - USA
Monatswerte
Quelle: BayernLB Research
 Niedrigstzinsen in
Japan auch bei
länger laufenden
Anleihen
Gegenüber dem Yen erwarten wir auf Sicht von drei Monaten - bei kaum veränderter Renditedifferenz zwischen Japan und den USA auch bei längeren Laufzeiten - einen nur wenig
veränderten Wechselkurs von 115 Yen je Dollar. Darüber hinaus dürften aber die von uns
erwarteten Fed-Zinserhöhungen den Yen gegenüber dem Dollar erheblich schwächen.
Zudem sollte der damit einhergehende Renditeanstieg bei zehnjährigen US-Anleihen den
Yen besonders stark belasten, da die japanische Zentralbank wohl an ihrer „yield curve
control“ festhalten und die Rendite der entsprechenden Anleihen in Japan um 0% halten
wird. Auf Jahressicht rechnen wir daher mit einer Yen-Abwertung auf 122 Yen je Dollar.
 Sowohl Dollar- als
auch EuroPrognosen mit ausgeprägten Risiken
behaftet
Allerdings bestehen sowohl für den Dollar als auch für den Euro ausgeprägte Risiken. Einerseits könnten eventuelle Belastungen der US-Konjunktur dazu führen, dass die Fed
2017 erneut nur eine (oder gar keine) Zinserhöhung durchführt. In diesem Sinne wären
insbesondere eine Delle der US-Binnenkonjunktur (wie zuletzt Anfang 2014 und 2016), ein
„Handelskrieg“ mit gegenseitigen protektionistischen Maßnahmen zwischen den USA und
anderen Ländern oder ein „Hard Landing“ der schuldengetriebenen Konjunktur in China als
Risiken anzusehen. Bei erneuten Verzögerungen der Fed-Zinsanhebungen würde der
Markt womöglich auch den Glauben daran verlieren, dass die Fed in den kommenden Jahren die Zinsen schneller erhöht. Insgesamt wäre in diesem Fall mit einem starken Rückschlag des Dollar zu rechnen. Dagegen könnten im Euro-Raum die politischen Risiken für
einen noch erheblich schwächeren Euro sorgen. So wären im Falle eines Wahlsiegs von
Marine Le Pen in Frankreich die Aussichten für die EU ausgesprochen unsicher. Wenn
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
35
zudem in einem großen Euro-Staat wie Italien die Euro-Skepsis überhand gewinnen sollte
und eine populistische Partei an die Regierung käme, würde die Zukunft des Euro angesichts vielfältiger Probleme (hohe Schulden, Target 2-Salden, ungleiche Wettbewerbsfähigkeit der Standorte etc.) zunehmend ungewiss.
Pfund: Die zweite Brexit-Welle
 Zeichen stehen
weiterhin auf Abwertung
Das Pfund zeigte sich trotz der von Theresa May offenbarten „Hard Brexit“-Strategie der
britischen Regierung (vgl. hierzu das Kapitel Industrieländer) zuletzt recht stabil. Grund
hierfür dürfte vor allem sein, dass May bekannt gab, das Brexit-Verhandlungsergebnis dem
Parlament vorzulegen. Marktteilnehmern dürfte aber bald klar werden, dass dem Parlament am Ende keine andere Wahl bleiben wird, als das Ergebnis anzunehmen, da sonst
ein ungeregelter Brexit drohen würde. Darüber hinaus sollte der von uns erwartete Konjunktureinbruch in Großbritannien wegen des nun recht klaren „Hard Brexit“-Fahrplans in
den nächsten Monaten die nächste Pfund-Abwertungswelle einläuten. Verstärkt wird die
Abwertung dabei vom hohen britischen Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit sowie weitere QE-Käufen der BoE. Auch die schwelende Frage nach einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum Schottlands dürfte zumindest zeitweise für zusätzlichen Abwertungsdruck
sorgen. Außerdem gilt nach wie vor zu bedenken, dass das Pfund in längerfristiger Bewertungssicht trotz der starken Verluste seit dem Brexit-Votum nicht als „billig“ zu bezeichnen
ist. Das derzeitige Pfund-Niveau ist also nicht als günstiges Einstiegsniveau zu sehen. Auf
Sicht von drei Monaten dürfte die Abwertung des Pfunds zum Euro jedoch noch nicht so
ausgeprägt ausfallen, da diesem selbst politische Strickfallen (v.a. französische Präsidentschaftswahlen) drohen.
Franken: Schweiz schreckt vor Konflikt mit der EU zurück
 Schweiz geht anderen Weg als UK
Anders als die britische Regierung schreckte die Schweizer Politik vor einer wirtschaftlichen Abkehr von der EU zurück. Wie von uns erwartet hat die Schweizer Politik im Dezember auf eine, dem Wortlaut entsprechende Umsetzung der 2014 angenommenen
Volksinitiative zur mengenmäßigen Beschränkung der EU-Zuwanderung verzichtet. Das
verabschiedete Gesetz zur Umsetzung des Referendums enthält keine Höchstzahlen für
EU-Arbeitskräfte. Es sieht nur vor, dass Unternehmen bei hoher Arbeitslosigkeit zunächst
im Inland nach Personal suchen müssen. Dieser Inländervorrang verletzt die Freihandelsabkommen mit der EU nicht. Damit ist ein erhebliches Risiko für die Schweizer Wirtschaft
und den Franken ausgeräumt. Der Weg für eine graduelle Franken-Aufwertung im Jahresverlauf 2017 bei geringeren SNB-Interventionen (auch wegen bereits hoher FX-Reserven)
und hoher politischer Risiken ist somit frei.
[email protected]
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
36
Ausgewählte Wechselkurse
 Dollar-Aufwertung
nach Trump-Sieg
kam zuletzt zum Erliegen
Dollar je Euro und Euro-Außenwert
Pfund, Franken
Monatsdurchschnitte, Außenwert: real, 2010=100
Monatsdurchschnitte
1,40
105
1,30
100
1,20
95
1,10
90
1,00
85
Jan Jul Jan Jul
14 14 15 15
 Erholung des Pfundes wird nicht von
Dauer sein
Pfund je Euro (lS)
Franken je Euro (rS)
Dollar je Euro (lS)
Euro-Außenwert (rS)
0,90
1,25
0,85
1,20
0,80
1,15
0,75
1,10
0,70
1,05
0,65
Jan Jul Jan
16 16 17
Quelle: BayernLB Research
Quelle: BayernLB Research
Yen
Außenwert Dollar, Pfund, Yen
Monatsdurchschnitte
Monatsdurchschnitte, Außenwert: real, 2010=100
Yen je Dollar (lS)
Yen je Euro (rS)
130
150
120
140
110
130
100
120
90
120
90
80
100
70
110
90
60
Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan
14 14 15 15 16 16 17
Quelle: BayernLB Research
setzung der DollarAufwertung, zweite
Pfund-Abwertungswelle
Dollar-Außenwert (lS)
Pfund-Außenwert (lS)
Yen-Außenwert (rS)
110
Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan
14 14 15 15 16 16 17
 Mittelfristige Fort-
1,00
Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan
14 14 15 15 16 16 17
Quelle: BayernLB Research
Wechselkursprognosen
Monatsdurchschnitte
Dollar
Konsens-Prognose
Japanischer Yen
Konsens-Prognose
Britisches Pfund
Konsens-Prognose
Schw eizer Franken
Konsens-Prognose
USD pro EUR
Stand am
in 3 Monaten
in 6 Monaten
in 12 Monaten
24.01.2017
Apr 2017
Jul 2017
Jan 2018
1,07
1,05
1,04
1,00
1,03
1,03
1,04
115
118
122
117
118
120
0,90
0,92
0,95
0,86
0,86
0,87
1,06
1,05
1,04
1,07
1,08
1,10
USD pro EUR
JPY pro USD
114
JPY pro USD
GBP pro EUR
0,86
GBP pro EUR
CHF pro EUR
CHF pro EUR
1,07
Quelle: BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
37
Rentenmärkte: Konvergenz und Diskrepanz
Staatsanleihen: Renditeanstieg stockt bis ins Frühjahr
 US-Rendite tritt auf
der Stelle
 Politische Unsicherheiten vs. steigende Inflation
 US-Zinsen sind erst
wieder in sechs
Monaten spürbar
höher,…
 …in Großbritannien
hingegen deutlich
niedriger
Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen hat sich im ersten Monat des neuen Jahres auf
annähernd 0,4% verdoppelt. Getragen wurde diese Bewegung von steigenden Inflationserwartungen für den Euro-Raum und einer Emissionslawine. Nachdem vermehrt Anleihen
mit ultralangen Laufzeiten begeben wurden, wirkte dies nochmals stärker renditesteigernd.
Dagegen hat sich nach den markanteren Aussagen Trumps Ernüchterung auf dem USRentenmarkt breitgemacht und die Inflationserwartungen gedämpft. Während die
Bundrenditen gestiegen sind, verharrten die US-Renditen auf ihrem Niveau vom Jahresanfang. Dadurch hat sich der 10-jährige Transatlantik-Spread von seiner Spitze Mitte Dezember wieder um rund 30 Basispunkte eingeengt.
In nächster Zeit dürften die politischen Unsicherheiten und die Inflationszahlen am aktuellen Rand das Marktgeschehen dominieren. In den USA wird ein stärkerer Eingriff in den
Außenhandel sowie ab März ein Streit über die zukünftige Schuldenpolitik und in Großbritannien ein harter Brexit befürchtet. Demgegenüber sorgt der höhere Ölpreis weltweit für
kurzfristig weiter steigende Inflationsraten.
Die Unsicherheit in den USA sollte die langfristigen Zinsen in den nächsten drei Monaten
nahe dem aktuellen Stand halten. Danach dürften die ersten konkreten Maßnahmen im
Rahmen der Steuerreform sowie neuer Infrastrukturprojekte beschlossen werden. Zusammen mit einer Fed-Zinserhöhung im Juni sollte dies die US-Renditen wieder steigen lassen. Zu diesem Zeitpunkt würde sich auch der Transatlantik-Spread wieder spürbar ausweiten, da die Bundrenditen wohl nur moderat mit nach oben gezogen werden. Dennoch
sollten Tapering-Spekulationen dazu führen, dass die EZB nicht verhindern kann, dass
sich die Zinsentwicklung im Euro-Raum komplett von den USA entkoppelt.
In Großbritannien sorgt eine noch freundliche Konjunktur für Stabilität und überdeckt damit
noch die Risiken. Erst wenn sich im Laufe des zweiten Quartals die Makrodaten verschlechtern, kommen die politischen Risiken voll zum Tragen. Der dann einsetzenden Kapitalflucht dürfte die Bank of England mit erhöhten Anleihekäufen begegnen. Zusammen
mit einer Umschichtung inländischer Investoren von Aktien in Gilts dürften diese Käufe,
trotz Rating-Herabstufungen, die 10-jährige UK-Rendite nochmals nahe 1% drücken.
US-Renditen steigen wieder nach kurzer Pause
Transatlantik-Spread weitet sich wieder aus
10J UST-Rendite und Fed Funds Target Rate, in Prozent
Renditedifferenz zwischen 10J UST- u. Bund-Renditen, in Bp
10J UST (lS)
Fed Funds Target (rS)
3,0
2,8
2,6
2,4
2,2
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
Jul 16
Jan 17
Jul 17
Quelle: Bloomberg, BayernLB Research
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
Jan 18
260
240
220
200
180
160
140
120
Jul 15 Jan 16 Jul 16 Jan 17 Jul 17 Jan 18
Quelle: Bloomberg, BayernLB Research
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
38
Covered Bonds: Guter Start am Primärmarkt – Investoren sollten Chancen nützen
Wie in unserem Covered Bond-Jahresausblick erläutert, rechnen wir 2017 mit einer lediglich verhaltenen Emissionstätigkeit (120-130 Mrd. Euro). Die im Januar mit 28 Mrd. Euro
und auch im März/April mit jeweils fast 20 Mrd. Euro recht hohen Fälligkeiten sprechen
allerdings zusammen mit im zweiten Halbjahr vermutlich aufkommenden QE-TaperingSpekulationen für eine, vor allem im ersten Halbjahr lebhafte Emissionstätigkeit, während
die zweite Jahreshälfte verhaltener ausfallen dürfte. Zudem sprechen TLTRO II und auch
die in den nächsten Monaten vermutlich immer wieder aufflammende Sorge um den Fortbestand der EU und der Währungsunion für einen hohen Anteil der Emissionen aus EUKernländern (bzw. von außerhalb des EWR), da diese hiervon nicht betroffen sind und für
Anleger als eine Art Hedge genutzt werden könnten. Dass Covered Bonds aus der EUPeripherie in diesem Jahr einen schwereren Stand als in früheren Jahren haben könnten,
zeichnet sich bereits am Primärmarkt ab. Unter den bis dato rund 25 BenchmarkEmissionen kam mit der CaixaBank lediglich eine aus dem Süden Europas. 2016 waren es
von 27 noch vier aus der Peripherie.
Covered Bonds: Starker Jahresstart am Primärmarkt
Fälligkeiten 2017: Lebhafte Primärmarktaktivität
im ersten Halbjahr
ASW Spread Veränderung in Bp (iBoxx Länder-Indizes)
Fälligkeiten von Benchmark-Covered Bonds (≥ 500 Mio. Euro,
fixer Coupon) in Mrd. Euro
5
0
0
Quelle: BayernLB Research
FI
NZ
UK
FR
NO
USA
GE
PT
AU
IR
ES
BE
Dez
10
5
35
DK
NIE
CH
Nov
15
10
2017
Okt
20
15
2016
Jul
25
20
2015
Aug
Sep
25
2014
Jun
30
A
IT
SE
30
2013
Apr
beginn folgt Flaute
im zweiten Halbjahr
Mai
 Lebhaftem Jahres-
Die „Gretchenfrage“ für viele Emittenten bleibt indes, ob die Ende vergangenen Jahres
aufgekommene Zinssteigerungsphantasie in den nächsten Monaten in einen nachhaltigen
Zinsanstieg mündet, bzw. ob die Risikoprämien 2017 in einem Umfeld erhöhter politischer
Risiken und Tapering-Spekulationen (deutlich) zulegen werden. Viele Institute bejahen dies
offenbar durchaus. So deuten die meist hohen Emissionsgrößen von bis zu 2 Mrd. Euro
auf eine Maximierung der Bondvolumen hin. Gleichzeitig belegen die gut gefüllten Orderbücher neben dem, zu Jahresbeginn üblichen, hohen Investitionsbedarf bisher noch den
Einstiegswillen vieler Anleger.
Mrz
sich niedrige Refinanzierungskosten
Jan
 Emittenten sichern
Der Primärmarkt für Covered Bonds startete rasant ins neue Jahr. Allein in den ersten drei
Emissionstagen wurden neun Benchmark-Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von
12,5 Mrd. Euro platziert. Zwar ließ die Dynamik im Anschluss etwas nach, dennoch sorgte
das anhaltend positive Marktsentiment mit mehr als 20 Mrd. Euro gedeckten Neuemissionen im Januar für einen ähnlich gelungenen Jahresstart wie 2016.
Feb
nen von mehr als
20 Mrd. Euro
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
 Schon Neuemissio-
Quelle: Bloomberg, BayernLB Research
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
39
Hohes Neuemissionsvolumen wird zum Jahresbeginn nur langsam verdaut
Die unterschiedliche Entwicklung der letzten Wochen zwischen dem Investment-Grade und
den schwächeren Bonitäten ist u.E. nach primär auf die hohe Neuemissionsaktivität zurückzuführen. Diese fällt im aktuellen Monat mit einem Volumen von ca. 22 Mrd. Euro bislang sehr hoch aus (High Yield nur 2 Mrd. Euro) und dürfte bis zum Ende des Monats die
Marke von 30 Mrd. Euro erreichen. Auch wenn sich mit Beteiligung der nationalen Notenbanken über das CSPP die Orderbücher bei den Transaktionen weiterhin gut füllen lassen,
sind die exorbitanten Überzeichnungsquoten aus den Vorjahren derzeit nicht zu beobachten. Selbst ein Emittent wie die französische Hotelkette Accor (Rating: BBB-), die noch im
September 2015 eine 7-fach überzeichnete Benchmark-Transaktion an den Primärmarkt
brachte, konnte ihre jüngste siebenjährige, 600 Mio. Euro große Emission (Rendite: 1,37%)
zwar problemlos bei den Investoren unterbringen, jedoch fiel das Orderbuch mit ca. 1 Mrd.
Euro nicht allzu üppig aus. Zum einen wissen die Investoren, dass sie demnächst neues
Material bekommen werden und verhalten sich entsprechend wählerischer. Zum anderen
hinterlässt das magere Rendite-Niveau zunehmend Spuren. Denn nicht nur der Spread ist
bei der besagten Anleihe um 50 Bp niedriger, sondern auch die Rendite liegt um 100 Bp
unter der letzten Emission. Insbesondere für global agierende institutionelle Anleger sowie
Retail-Investoren ergeben sich häufig interessantere Alternativen in anderen Währungsräumen (Non-Financials BBB in USD notieren bei ca. 3,7%). Da wir jedoch nicht davon
ausgehen, dass die Neuemissionsaktivität konstant hoch bleibt, rechnen wir auch nicht mit
einem nachhaltigen Ausweitungstrend. Die Neuemissionsdynamik sollte sich nach dem
saisonal starken Januar wieder normalisieren, sodass sich die Cash Bonds und synthetischen Indizes erneut im Einklang bewegen sollten.
Gelungener Jahresauftakt am Primärmarkt
Neuemissionen belasten das IG-Segment
In Mrd. Euro
Spread-Veränderung seit Jahresbeginn in Prozent
2014
2015
2016
2017
Relative Veränderung seit Jahresbeginn
60
10
Quelle: Bloomberg, BayernLB Research
Dez
Nov
Okt
Sep
Aug
Jul
Jun
Apr
0
ML Euro HY
Main
20
iBoxx NonFin
30
iTraxx Fin
Sub
40
iTraxx Fin
Sen
50
Xover
6
3
0
-3
-6
-9
Mai
sionsaktivität belastet die Risikoaufschläge bei den IGAnleihen leicht
Mrz
 Die hohe Neuemis-
An den europäischen Credit-Märkten verlief der Start in das Jahr 2017 uneinheitlich. So
konnten sich die Risikoaufschläge bei den synthetischen Indizes (iTraxx Main -3 Bp seit
Jahresbeginn) etwas einengen, aber die Cash Bonds konnten gemessen am iBoxx NonFinancials (+4 Bp) diese Entwicklung nicht nachvollziehen. Eine gestiegene Risikoaversion
bei den Unternehmensanleihen machte sich trotz der jüngsten politischen Ereignisse (u.a.
die Festlegung von Premierministerin May auf einen harten Brexit) nicht breit. Deutlich
wurde dies an der Entwicklung der Anleihen im High Yield-Segment, die sich seit Jahresbeginn durchschnittlich um 17 Bp auf derzeit 296 Bp einengen konnten.
Jan
cherheit bislang
ohne Auswirkungen
auf die SpreadEntwicklung
Feb
 Politische Unsi-
Quelle: Bloomberg, BofA ML, BayernLB Research
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
40
Aktienmärkte: Zwischen Konjunkturoptimismus und politischer Unsicherheit
Konjunkturüberraschungen:
Positives Momentum stützt
Citigroup Economic Surprise Index und
DAX, Wochenwerte
40
Economic Surprise
Index G10
11800
DAX (rS)
11200
20
10600
0
10000
9400
-40
8800
Aug 15
Okt 15
Dez 15
Feb 16
Apr 16
Jun 16
Aug 16
Okt 16
Dez 16
-20
Quelle: Thomson Reuters Datastream,
BayernLB Research
Die Aktienmärkte stehen aktuell im Spannungsverhältnis zwischen steigendem Konjunkturoptimismus auf der einen Seite und hoher politischer Unsicherheit auf der anderen Seite.
Während politische Impulse Aktien im November und Dezember noch ein sehr positives
Momentum bescherten, machte sich seit Mitte Dezember mit der näher rückenden Amtseinführung Donald Trumps zunehmend Skepsis über die wirtschaftspolitische Linie der
neuen US-Administration breit. Die geäußerten „Hard Brexit“-Pläne der britischen Regierung belasteten zusätzlich. Für Aktien sprechen dagegen aktuell die positiven Konjunkturüberraschungen der letzten Wochen. Die genannten Einflussfaktoren neutralisierten sich
seit Jahresbeginn weitgehend und hielten die Indizes - zusammen mit dem bereits ambitionierten Bewertungsniveau - mehr oder weniger in einer Seitwärtsspanne gefangen.
Positives Momentum der Konjunkturüberraschungen noch intakt
Die derzeit positiven Impulse auf die Aktienmärkte von den Konjunkturdaten werden bei
Betrachtung des Economic Surprise Index der Citigroup, der die Abweichungen der veröffentlichten Konjunkturdaten von den Konsens-Prognosen über einen gleitenden Dreimonatszeitraum misst, deutlich. Dieser liegt für die G10-Staaten nach einem deutlichen
Anstieg in den letzten Monaten im Januar mit über 40 Punkten nach wie vor auf einem
hohen Niveau. Positive Konjunkturüberraschungen gab es dabei sowohl in Europa als
auch in den USA und China. In allen drei Regionen liegen die entsprechenden Indizes klar
im positiven Bereich und weisen eine steigende Tendenz auf. Ein ähnlich positives Bild
ging auch von den zu Jahresbeginn veröffentlichten weltweiten Einkaufsmanagerindizes
aus. Der aktuelle Aufwärtstrend der Frühindikatoren wurde zuletzt auch durch die wichtigen
ISM-Indizes in den Vereinigten Staaten bestätigt. Für den Konjunkturausblick dürften sich
auch in den nächsten Wochen noch keine grundsätzlichen Änderungen ergeben, sodass
seitens der Wirtschaftsindikatoren weiterhin stabilisierende Impulse für Aktien ausgehen
dürften. Allerdings könnte es erste Anzeichen geben, dass sich der Optimismus bereits
nahe einem oberen Wendepunkt befindet. So drehte der Economic Surprise Index für den
Euro-Raum zuletzt wieder leicht nach unten, befindet sich aber nach wie vor auf einem
hohen Niveau. Wir rechnen ab dem zweiten Quartal mit nachlassendem Rückenwind von
der Konjunkturseite.
Fondsmanager trotz steigender Konjunkturzuversicht etwas defensiver positioniert
 Aktiengewichtung
weiter gestiegen
Die verbesserten Konjunkturdaten spiegelten sich auch in den Ergebnissen der internationalen Fondsmanagerumfrage von Bank of America/Merrill Lynch wider. Nach 57% im
Dezember rechnen im Januar netto 62% der Fondsmanager (Saldo aus positiven und negativen Antworten) mit einem beschleunigten globalen Wachstum auf Sicht von zwölf Monaten. Damit ist der Konjunkturoptimismus auf den höchsten Stand seit rund zwei Jahren
gestiegen. Entsprechend fiel auch die Positionierung der Investoren aus. Der Nettoanteil
der Fondsmanager, die angaben, in Aktien übergewichtet zu sein, stieg von 31% im Vormonat auf 39% und damit auf den höchsten Wert seit Dezember 2015. Regional gab es
eine Rotation zugunsten europäischer Aktien, die nun von netto 17% der Fondsmanager
übergewichtet werden, nach einer Untergewichtung von einem Prozent im Dezember
2016. Hoch im Kurs stehen nach wie vor Bankaktien. Dagegen werden defensive Sektoren
wie Versorger, Basiskonsumgüter und Telekomwerte, die unter den gestiegenen Inflationsund Wachstumserwartungen leiden, weiter gemieden.
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
41
Fondsmanager: Aktiengewichtung weiter gestiegen
Globaler Einkaufsmanagerindex und Saldo der Fondsmanager, die Aktien in ihren Portfolios übergewichtet haben, in Prozent
Übergewichtung von Aktien (Saldo, lS)
JPMorgan Global Manufacturing PMI (rS)
70
57
50
55
53
30
51
10
49
-10
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
47
2017
Quelle: Bank of America/Merrill Lynch, Markit Economics, BayernLB Research
 Steigende Liquiditätsquote zur Absicherung gegen Risiken
Trotz des erhöhten Konjunkturoptimismus stieg die durchschnittliche Liquiditätsquote in
den Portfolios von 4,8% im Vormonat auf 5,1%. Die Fondsmanager haben also zum einen
ihre Aktienpositionen ausgebaut, um an den verbesserten Wachstumsaussichten zu partizipieren, sichern sich aber auf der anderen Seite durch eine erhöhte Bargeldquote gegen
die derzeit steigenden Unsicherheiten ab. Als größte Risiken werden im Januar die Gefahr
eines zunehmenden Protektionismus bzw. Handelskrieges gesehen (29% der Fondsmanager), gefolgt von politischen Fehlern in den USA (24%) sowie einer Währungsabwertung
und Immobilienblase in China (15%).
Fondsmanager: Liquidität zuletzt wieder leicht gestiegen
Durchschnittliche Liquiditätsquote in den Portfolios der Teilnehmer der Fondsmanager-Umfrage von Bank of America/Merrill
Lynch, in Prozent
6,0
5,5
5,0
Positiv für Aktien
4,5
4,0
3,5
Negativ für Aktien
3,0
2006 2007 2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quelle: Bank of America/Merrill Lynch, BayernLB Research
Gemessen an der Liquiditätsquote sind die Fondsmanager trotz erhöhter Aktiengewichtung
aktuell also wieder etwas defensiver positioniert. Dies ist leicht positiv zu werten, da für
potenzielle Aktieninvestments wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen. Die Bargeldquote
liegt aber noch deutlich unter dem Rekordwert vom Oktober 2016 von 5,8%.
Ambitioniertes Bewertungsniveau hat Chance-Risiko-Verhältnis verschlechtert
 Bewertungen bereits deutlich über
dem langjährigen
Mittelwert
Die deutlichen Kursgewinne zum Jahresende 2016 haben das - insbesondere in den USA ohnehin schon ambitionierte Bewertungsniveau weiter ansteigen lassen. So liegt das KursBuchwert-Verhältnis deutscher Aktien (ohne Finanzwerte) aktuell mit 2,19 rund 25% über
dem Durchschnitt seit 1980. Für amerikanische Aktien liegt der entsprechende Multiplikator
mit 3,70 bereits 37% über dem langfristigen Mittel. Zwar sind die Aktienbewertungen zur
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
DAX: Implizite Volatilität stark
gefallen
DAX und Volatilitätsindex VDAX-NEW,
Tageswerte
DAX (lS)
VDAX-NEW (rS, in…
38
11700
34
30
10700
26
22
9700
18
Jan 17
Jul 16
Okt 16
Apr 16
Jan 16
Jul 15
14
Okt 15
8700
Quelle: Thomson Reuters Datastream,
BayernLB Research
42
Ableitung kurzfristiger Handelsempfehlungen nur bedingt geeignet. Zur Einschätzung der
mittel- bis langfristigen Risiken und Renditeperspektiven von Aktien aber entscheidend.
Zuletzt hat sich hier das Chance-Risiko-Verhältnis verschlechtert. Damit sich die Aufwärtsbewegung mittel- bis langfristig weiter fortsetzen kann, bedarf es einer Untermauerung der
Vorschusslorbeeren durch eine anhaltende Belebung der Wirtschaftsdynamik und damit
besseren Gewinnaussichten der Unternehmen, damit das schon ambitionierte Bewertungsniveau nicht noch weiter steigt. Kurzfristig ist aber u.a. in Abhängigkeit der weiteren
politischen Signale durchaus auch ein weiteres „Überschießen“ der Bewertungen nicht
auszuschließen, was sich auch in der von uns für den Jahresverlauf ausgegebenen
Schwankungsbreite des DAX von 9.400 bis 12.400 Punkten äußert. So lag die Bewertung
des DAX zum Zeitpunkt des Rekordhochs vom April 2015 beispielsweise deutlich über
dem jetzigen Niveau, korrigierte in der Folge dann aber recht schnell und näherte sich wieder dem langfristigen Durchschnitt an. Auch wenn die Bewertungen aktuell noch unter
denen zum Zeitpunkt des Rekordhochs vom April 2015 liegen, mahnt der deutlich über
dem historischen Durchschnitt liegende Wert zumindest vor dem Hintergrund des von uns
auf Sicht der nächsten sechs Monate unterstellten, anhaltend hohen Unsicherheitslevels
zur Vorsicht. Auch die implizite Volatilität, gemessen am VDAX-NEW, die oft als Unsicherheits- und Kontraindikator interpretiert wird, notiert aktuell auf einem sehr niedrigen Niveau
und sendet damit negative Signale aus, da eine Korrektur wahrscheinlich ist.
Bewertung Deutschland: Über dem langfristigen
Mittel aber noch keine deutliche Übertreibung
Bewertung USA: US-Aktien schon ambitioniert
bewertet
Kurs-Buchwert-Verhältnis des Datastream-Total-Market-Index
Deutschland Non-Financials, Wochenwerte
Kurs-Buchwert-Verhältnis des Datastream-Total-Market-Index
USA Non-Financials, Wochenwerte
Aktuelle
Aktuelle
3,5 Bewertung ggü.
5,5 Bewertung ggü.
langfr. Ø: +25%
langfr. Ø: +37%
3,0
4,5
2,5
3,5
2,0
1,5
2,5
1,0
1,5
0,5
1980 1986 1992 1998 2004 2010 2016
0,5
1980 1986 1992 1998 2004 2010 2016
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research
Anhaltend hohes politisches Unsicherheitslevel lässt Konsolidierungs- und Korrekturphasen erwarten
 Jedoch keine negative Trendwende
erwartet
Insgesamt sind in den letzten Monaten damit die Kursrisiken im Falle unerwartet auftretender Ereignisse gestiegen. Dies gilt aufgrund der - insbesondere im DAX - stark übergekauften Lage auch aus technischer Sicht. Auslöser für Rückschläge könnten u.a. wieder
schwächere Wirtschaftsdaten sein, die das derzeit überraschend starke konjunkturelle
Momentum in Frage stellen, oder eine Enttäuschung der hohen Erwartungen an das in
Aussicht gestellte Fiskalprogramm von Donald Trump. Da auch von Seiten der Notenbanken kurzfristig keine wesentliche zusätzliche Unterstützung zu erwarten ist, rechnen wir im
Verlauf des ersten Halbjahres mit Konsolidierungs- bzw. Korrekturphasen. Angesichts einer sich insgesamt leicht beschleunigenden Weltwirtschaft bei anhaltend expansiver Geldpolitik erwarten wir jedoch keine negative Trendwende an den Aktienmärkten.
[email protected]
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
43
Aktienmärkte im Überblick
 DAX aus Seitwärts-
DAX und EURO STOXX 50
S&P 500 und Nikkei 225
trend ausgebrochen
DAX (lS)
EURO STOXX 50 (rS)
S&P 500 Composite (lS)
Nikkei 225 (rS)
11500
3400
11000
19000
2200
10500
3200
2100
18000
10000
3000
2000
17000
2800
1900
16000
2600
1800
9500
9000
8500
Feb Apr Mai Jul Aug Okt Dez Jan
16 16 16 16 16 16 16 17
 Implizite Volatilität
15000
Feb Apr Mai Jul Aug Okt Dez Jan
16 16 16 16 16 16 16 17
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research
Bewertung Europäischer Aktienmarkt
Implizite Volatilität DAX
auf niedrigem
Niveau
Kurs-Buchwert-Verhältnis DS Total
Market Index Euro-Raum Non-Financials
VDAX-NEW
4,0
38
3,5
34
3,0
30
2,5
26
22
2,0
18
1,5
14
1,0
0,5
1987
10
1992
1997
2002
2007
2012
2017
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research
Feb Apr Mai
16 16 16
Jul
16
Aug Okt Dez Jan
16 16 16 17
Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research
Prognose Aktienindices
Monatsendstände
Stand am
DAX
EURO STOXX 50
S&P 500
Nikkei 225
in 3 Monaten
in 6 Monaten
24.1.2017
Apr 17
Jul 17
in 12 Monaten
Jan 18
11.595
11.400
11.300
12.200
3.282
3.240
3.180
3.370
2.280
2.260
2.250
2.400
18.788
19.400
19.600
20.900
Quelle: BayernLB Research
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
44
Das Research-Team der BayernLB
BayernLB Research
Dr. Jürgen Michels, Chefvolkswirt und Leiter Research, -21750
Anna Maria Frank, -21751
Sekretariat
Ingo Bothner, -21787
Medienfachwirt (IHK)
Volkswirtschaft
Investment Research
Dr. Johannes Mayr, Euro-Raum, EZB, -21859
Alexander Plenk, CFA, -27076
Manuel Andersch, -27448
Pfund/UK, Schweizer Franken/Schweiz
Zinsstrategie, Staatsanleihen, SSA
Christiane von Berg, -28745
USA/Fed, Japan/BoJ
Alexander Aldinger, -24877
Wolfgang Kiener, -27058
Dollar, Yen
Dr. Norbert Wuthe, -27209
Dr. Stefan Kipar, -27346
Deutschland
Covereds & Financials
Asja Hossain, CFA, -27065
Alfred Anner, CEFA, -27072
Covered Bonds
Dr. Ulrich Horstmann, CEFA, -21873
Financials
Länderrisiko- und Branchenanalyse
Hubert Siply, -21307
Stefan Voß, -21808
Financials
Länderrisikoanalyse
Credits
Dr. Alexander Kalb, -22858
Westeuropa, Südamerika
Amir Darabi, -25727
Corporate Bonds & SSD
Manuel Schimm, - 26845
Asien, Nordamerika
Matthias Gmeinwieser, CIIA, -26323
Corporate Bonds & SSD
Gebhard Stadler, -28891
Osteuropa/GUS, Mittelamerika
Miraji Othman, -25888
Strategie
Verena Strobel, -21320
Naher und Mittlerer Osten, Afrika
Christian Strätz, CEFA, CIIA, -27068
Corporate Bonds & SSD, Strategie
Branchenanalyse
Aktienmarkt/Strategie/Privatkunden
Wolfgang Linder, -21321
Auto, Chemie, Pharma, Luftfahrt, Rohstoffe & Stahl,
Manfred Bucher, CFA, -21713
Christoph Gmeinwieser, CIIA, -27053
Öl & Gas, Logistik
Thomas Peiß, -28487
Bau, Elektroindustrie, Maschinenbau, Versorger,
Handel, Telekom, Medien
Technische Analyse
Hans-Peter Reichhuber, -21780
Zinsen, Währungen, Aktien
Stand: November 2016
E-mail: [email protected]
#END1#
Telefon: 089 2171 + angegebene Durchwahl
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
45
Disclaimer
Diese Publikation ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe der vorliegenden Information am
25.01.2017. Die vorliegende Publikation beruht unserer Auffassung nach auf als zuverlässig und genau
geltenden allgemein zugänglichen Quellen, ohne dass wir jedoch eine Gewähr für die Vollständigkeit und
Richtigkeit der herangezogenen Quellen übernehmen können. Insbesondere sind die dieser Publikation
zugrunde liegenden Informationen weder auf ihre Richtigkeit noch auf ihre Vollständigkeit (und Aktualität)
überprüft worden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit können wir daher nicht übernehmen.
Die vorliegende Veröffentlichung dient ferner lediglich einer allgemeinen Information und ersetzt keinesfalls
die persönliche anleger- und objektgerechte Beratung. Für weitere zeitnähere Informationen stehen Ihnen
die jeweiligen Anlageberater zur Verfügung.
Abkürzungsverzeichnis
Häufig verwendete Abkürzungen in Schaubildern und Tabellen:
ab:
BIP:
gg:
lS:
Md:
Me:
rS:
sb:
Vj:
Vol:
Vp:
arbeitstäglich bereinigt
Bruttoinlandsprodukt
gegenüber
linke Skala
Monatsdurchschnitt
Monatsende
rechte Skala
saisonbereinigt
Veränderung gegenüber Vorjahr
Volumen
Veränderung gegenüber Vorperiode
Redaktion:
Bayerische Landesbank
Unternehmensbereich 5700
80277 München (=Briefadresse)
[email protected]
Geschäftsgebäude:
Bayerische Landesbank
Brienner Straße 18
80333 München (=Paketadresse)
www.bayernlb.de
BayernLB
Perspektiven Februar 2017
46
BayernLB