Biodiversitätsbericht: Neuer Name – alte Probleme

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Wald & Jagd
BAUERNBLATT | 21. Januar 2017 ■
Zu viel Schalenwild und zu wenig Niederwild in Schleswig-Holstein
Biodiversitätsbericht: Neuer Name – alte Probleme
Ende des Jahres hat Umweltminister Dr. Robert Habeck den „Jahresbericht 2016 zur biologischen
Vielfalt – Jagd und Artenschutz“
vorgestellt. Die 178 Seiten umfassende Broschüre hieß in der Vergangenheit „Jagd- und Artenschutzbericht“. Sie fasst die Bestandsentwicklung der Fauna im
Land zwischen den Meeren zusammen, stellt Artenschutzprojekte, Leitarten und die Jagdstrecke
vor. Trotz des neuen Namens sind
die Ergebnisse dieselben wie 2015.
Bei der Vorstellung in Kiel sagte der Minister: „Landnutzung
wird immer intensiver und Naturschutz dadurch immer schwieriger.
Wir können aber Erfolge erzielen.
Das gelingt durch Vorgaben, Förderung und vor allem hohes Engagement. Ohne das Ehrenamt in
Naturschutz- und Jagdverbänden
würde Artenschutz nicht funktionieren.“ Als Art, deren Population sich erholt habe, stellte er dieses Jahr den Fischotter vor. Bei den
jagbaren Arten hat sich der Trend
der vergangenen Jahre gefestigt: Die Niederwildbestände bereiten teilweise Sorgen, während
sich das Schalenwild immer stärker
ausbreitet.
Stark gefährdetes
Rebhuhn
Dauerthema beim Artenschutz
sei laut Habeck das stark gefährdete Rebhuhn, dessen Population
bei etwa 8.000 Brutpaaren im Land
auf einem sehr niedrigen Niveau liege.
Hier wurde ein beispielhaftes Projekt
der
Christian-Albrechts-Universität zu
Kiel und des Landesjagdverbandes, gefördert durch das Melur, ins Leben gerufen,
um die Lebensräume
für Rebhühner zu
verbessern. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes wurden
Blühmischungen angesät. „Auf diesen
Flächen konnte über
drei Jahre ein Anstieg der Anzahl und
der
durchschnittlichen Familiengröße
der Rebhühner im
Herbst festgestellt
werden“, freute sich
der Minister. „Auch
das zeigt, dass Artenschutz Erfolg haben Rotwild, von Dänemark kommend, erobert das
kann“, sagte Habeck. nördliche Schleswig-Holstein.
Schalenwild: Jagddruck
muss hoch sein
Der „Jahresbericht 2016 zur biologischen Vielfalt – Jagd- und Artenschutz“ zeigt erneut, dass die
Schalenwildbestände weiterhin
auf einem hohen Niveau sind. Beim
Rotwild überschritten die Jagdstrecken die Tausendermarke deutlich.
Es hat sich zudem neue Lebensräume erobert. Insbesondere im nörd-
lichen Landesteil sei dies nicht unproblematisch angesichts der Waldarmut der Region und des hohen
Anteils junger, durch Wild gefährdeter Waldbestände und Wiederaufforstungsflächen nach den Stürmen. Andreas Schober, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes
Schleswig-Holstein, verriet, dass
man mit Partnern an einem Konzept zur Rotwildbejagung arbeite.
Die Frage dabei sei, wie viel Rot-
wildzuwanderung aus Dänemark
man tolerieren könne. Ansonsten
will der Landesjagdverband die
Ergebnisse des Berichts sorgfältig analysieren und sich nicht vorschnell dazu äußern.
Beim Schwarzwild wurden im
Jagdjahr 2015/2016 mehr als 12.000
Stücke erlegt, was eine deutliche
Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Allerdings unterliegen Schwarzwildvorkommen einer
starken natürlichen Dynamik. „Die
Regulierung der Schalenwildbestände und insbesondere eine Reduzierung überhöhter Bestände
bleiben eine Daueraufgabe für die
Jägerschaft“, sagte Habeck.
Beim Niederwild sei festzustellen, dass das Jagdjahr 2015/2016
bei verschiedenen Niederwildarten
(Hase, Wildkaninchen) steigende
Streckenergebnisse gebracht habe.
Auch bei den meisten Raubwildarten wie Fuchs, Dachs, Waschbär
und Marderhund hätten die Jagdstrecken gegenüber dem Vorjahr
zugenommen.
Der „Jahresbericht 2016 zur biologischen Vielfalt – Jagd und Artenschutz“ kann telefonisch oder
per E-Mail kostenlos unter 04 31-­
988-71 46 angefordert oder unter
[email protected] heruntergeladen werden.
pm/Melur
Isa-Maria Kuhn
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 31-94 53-111
[email protected]
Nicht in allen Regionen bestätigen die Jäger ansteigende Niederwildpopu- Prädatoren wie der Marderhund sind nach wie vor auf dem aufsteigenden
Ast. Fotos: Ralf Seiler
lationen.