54 Wald & Jagd BAUERNBLATT | 21. Januar 2017 ■ Zu viel Schalenwild und zu wenig Niederwild in Schleswig-Holstein Biodiversitätsbericht: Neuer Name – alte Probleme Ende des Jahres hat Umweltminister Dr. Robert Habeck den „Jahresbericht 2016 zur biologischen Vielfalt – Jagd und Artenschutz“ vorgestellt. Die 178 Seiten umfassende Broschüre hieß in der Vergangenheit „Jagd- und Artenschutzbericht“. Sie fasst die Bestandsentwicklung der Fauna im Land zwischen den Meeren zusammen, stellt Artenschutzprojekte, Leitarten und die Jagdstrecke vor. Trotz des neuen Namens sind die Ergebnisse dieselben wie 2015. Bei der Vorstellung in Kiel sagte der Minister: „Landnutzung wird immer intensiver und Naturschutz dadurch immer schwieriger. Wir können aber Erfolge erzielen. Das gelingt durch Vorgaben, Förderung und vor allem hohes Engagement. Ohne das Ehrenamt in Naturschutz- und Jagdverbänden würde Artenschutz nicht funktionieren.“ Als Art, deren Population sich erholt habe, stellte er dieses Jahr den Fischotter vor. Bei den jagbaren Arten hat sich der Trend der vergangenen Jahre gefestigt: Die Niederwildbestände bereiten teilweise Sorgen, während sich das Schalenwild immer stärker ausbreitet. Stark gefährdetes Rebhuhn Dauerthema beim Artenschutz sei laut Habeck das stark gefährdete Rebhuhn, dessen Population bei etwa 8.000 Brutpaaren im Land auf einem sehr niedrigen Niveau liege. Hier wurde ein beispielhaftes Projekt der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Landesjagdverbandes, gefördert durch das Melur, ins Leben gerufen, um die Lebensräume für Rebhühner zu verbessern. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes wurden Blühmischungen angesät. „Auf diesen Flächen konnte über drei Jahre ein Anstieg der Anzahl und der durchschnittlichen Familiengröße der Rebhühner im Herbst festgestellt werden“, freute sich der Minister. „Auch das zeigt, dass Artenschutz Erfolg haben Rotwild, von Dänemark kommend, erobert das kann“, sagte Habeck. nördliche Schleswig-Holstein. Schalenwild: Jagddruck muss hoch sein Der „Jahresbericht 2016 zur biologischen Vielfalt – Jagd- und Artenschutz“ zeigt erneut, dass die Schalenwildbestände weiterhin auf einem hohen Niveau sind. Beim Rotwild überschritten die Jagdstrecken die Tausendermarke deutlich. Es hat sich zudem neue Lebensräume erobert. Insbesondere im nörd- lichen Landesteil sei dies nicht unproblematisch angesichts der Waldarmut der Region und des hohen Anteils junger, durch Wild gefährdeter Waldbestände und Wiederaufforstungsflächen nach den Stürmen. Andreas Schober, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein, verriet, dass man mit Partnern an einem Konzept zur Rotwildbejagung arbeite. Die Frage dabei sei, wie viel Rot- wildzuwanderung aus Dänemark man tolerieren könne. Ansonsten will der Landesjagdverband die Ergebnisse des Berichts sorgfältig analysieren und sich nicht vorschnell dazu äußern. Beim Schwarzwild wurden im Jagdjahr 2015/2016 mehr als 12.000 Stücke erlegt, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Allerdings unterliegen Schwarzwildvorkommen einer starken natürlichen Dynamik. „Die Regulierung der Schalenwildbestände und insbesondere eine Reduzierung überhöhter Bestände bleiben eine Daueraufgabe für die Jägerschaft“, sagte Habeck. Beim Niederwild sei festzustellen, dass das Jagdjahr 2015/2016 bei verschiedenen Niederwildarten (Hase, Wildkaninchen) steigende Streckenergebnisse gebracht habe. Auch bei den meisten Raubwildarten wie Fuchs, Dachs, Waschbär und Marderhund hätten die Jagdstrecken gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Der „Jahresbericht 2016 zur biologischen Vielfalt – Jagd und Artenschutz“ kann telefonisch oder per E-Mail kostenlos unter 04 31- 988-71 46 angefordert oder unter [email protected] heruntergeladen werden. pm/Melur Isa-Maria Kuhn Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-111 [email protected] Nicht in allen Regionen bestätigen die Jäger ansteigende Niederwildpopu- Prädatoren wie der Marderhund sind nach wie vor auf dem aufsteigenden Ast. Fotos: Ralf Seiler lationen.
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