PROGRAMM 2017 DEICHTORHALLEN HAMBURG (Stand: 10.1.2017) HALLE FÜR AKTUELLE KUNST SAMMLUNG VIEHOF – INTERNATIONALE KUNST DER GEGENWART 1. OKTOBER 2016 – 22. JANUAR 2017 ELBPHILHARMONIE REVISITED - MIT BEITRÄGEN VON BALTIC RAW ORG, MONICA BONVICINI, PETER BUGGENHOUT, JEAN-MARC BUSTAMANTE, JANET CARDIFF UND GEORGE BURES MILLER, TACITA DEAN, LIAM GILLICK, HERZOG & DE MEURON, CANDIDA HÖFER, SARAH MORRIS, TOMÁS SARACENO U.A. 10. FEBRUAR – 1. MAI 2017 BILL VIOLA 2. JUNI – 10. SEPTEMBER 2017 ALICE NEEL – PAINTER OF MODERN LIFE 13. OKTOBER 2017 – 14. JANUAR 2018 HAUS DER PHOTOGRAPHIE PETER KEETMAN – GESTALTETE WELT 17. NOVEMBER 2016– 12. FEBRUAR 2017 THE CONCEPT OF LINES: RICHARD AVEDON, GEORGE HOYNINGEN-HUENE, IRVING PENN WERKE AUS DER SAMMLUNG F.C. GUNDLACH 17. NOVEMBER 2016– 12. FEBRUAR 2017 EPEA03 – SHIFTING BOUNDARIES. EUROPEAN PHOTO EXHIBITION AWARD 3. MÄRZ – 1. MAI 2017 GUTE AUSSICHTEN 2016/2017 – JUNGE DEUTSCHE FOTOGRAFIE 10. MÄRZ – 1. MAI 2017 VIVIANE SASSEN - UMBRA 13. MAI – 20. AUGUST 2017 ANDREAS MÜHE 19. MAI – 20. AUGUST 2017 VISUALLEADER 2017 – DAS BESTE AUS ZEITUNGEN, ZEITSCHRIFTEN UND INTERNET 9. SEPTEMBER – 29. OKTOBER 2017 ALEC SOTH: GATHERED LEAVES 17. NOVEMBER 2017 - 11. FEBRUAR 2018 SAMMLUNG FALCKENBERG SAMMLUNG VIEHOF - INTERNATIONALE KUNST DER GEGENWART 1. OKTOBER 2016 - 22. JANUAR 2017 HANNE DARBOVEN - GEPACKTE ZEIT 25. FEBRUAR - 3. SEPTEMBER 2017 PETER SAUL 30. SEPTEMBER 2017 - 28. JANUAR 2018 ELBPHILHARMONIE REVISITED 10. FEBRUAR – 1. MAI 2017 HALLE FÜR AKTUELLE KUNST Anlässlich der Eröffnung der Elbphilharmonie bereiten die Deichtorhallen Hamburg in Kooperation mit dem Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron und HamburgMusik gGmbH gefördert durch die Kulturbehörde eine großangelegte Ausstellung mit dem vorläufigen Titel »Elbphilharmonie Revisited« vor. Seit vielen Jahrhunderten reagieren Künstler unmittelbar auf architektonische Kontexte und versuchen mit ihren Werken feste Grenzen zwischen visueller Kunst, Architektur und Design zu verwischen oder gar aufzulösen. Künstler sind häufig genug selbst Grenzgänger zwischen diesen Bereichen. Die Ausstellung »Elbphilharmonie Revisited« steht in dieser Tradition künstlerischer Reflexion und Adaption von Architektur. Gemeinsam wurden für das Projekt international renommierte Künstler ausgewählt, die eine enge Beziehung zur Welt der Architektur verbindet und die sich von der mehrmonatigen Testphase des Gebäudes vor der Eröffnung künstlerisch inspirieren ließen. So wird etwa die monumentale, klassische Erscheinung der Fotografien von Candida Höfer der pittoresken und dystopischen Unruhe in den Werken Peter Buggenhouts gegenüberstehen. Die Herkunft aus der klassischen Minimal Art – stilistische Voraussetzung für engagierte Kunst heute – mag die künstlerischen Werke Monica Bonvicinis oder Sarah Morris’ mit der Architektur Herzog & de Meurons verbinden. Der Verzicht auf den individuellen Ausdruck ist bei allen ausgewählten Künstlern charakteristisch, doch ist die Ästhetik eines kritischen Ansatzes unübersehbar, vorbereitet durch die politisierte Kontextkunst der 1990er Jahre, die wiederum Gesellschaftsanalysen mit Realitätsnähe und Zeitgenossenschaft verbindet. Die Ausstellung wird im Spannungsfeld von Architektur und bildender Kunst dafür sensibilisieren, die Elbphilharmonie ganz neu als architektonischen, musikalischen und menschlichen Lebensraum wahrzunehmen. Mit Beiträgen von Baltic Raw Org, Monica Bonvicini, Peter Buggenhout, Jean-Marc Bustamante, Janet Cardiff und George Bures Miller, Tacita Dean, Liam Gillick, Herzog & de Meuron, Candida Höfer, Sarah Morris, Thomas Ruff, Tomás Saraceno Candida Höfer Elbphilharmonie Hamburg Herzog & de Meuron Hamburg 2016 © Candida Höfer / VG Bild Kunst, Bonn, 2016 Tomás Saraceno: Arachno Concert, with Arachne (Nephila senegalensis), Cosmic Dust (Porus Chondrite) and the Breathing Ensemble, 2016. Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin. © Photography by Andrea Rossetti, 2016 HANNE DARBOVEN - GEPACKTE ZEIT 25. FEBRUAR – 3. SEPTEMBER 2017 SAMMLUNG FALCKENBERG Hanne Darboven (1941–2009) ist die wohl international bedeutendste Hamburger Künstlerin und war eine der wenigen Frauen, die sich mit ihren Arbeiten in der von Männern dominierten Konzeptkunst-Szene etablieren konnte. Bekannt ist Darboven vor allem für ihre immense Schreibarbeit – dem Abschreiben per Hand oder mit der Schreibmaschine – und den daraus resultierenden seriellen Blattfolgen, die mit Zahlenreihen, Schrift und später auch Bildmaterial gefüllt sind. Die Deichtorhallen planen in Zusammenarbeit mit der Hanne Darboven Stiftung eine Ausstellung, die einen neuen Blick auf das Schaffen der Künstlerin ermöglicht. Einen besonderen Stellenwert in der Ausstellung nimmt die exemplarische Großarbeit Kinder dieser Welt ein, die sich über eine ganze Etage des Sammlungsgebäudes erstrecken wird. Anhand zahlreicher dokumentarischer Materialien wie frühe Konstruktionszeichnungen, Architekturmodelle, Briefe und Recherchematerialien wird es erstmals möglich sein, die Entstehungsgeschichte des Werkes Welttheater aus dem Bestand der Sammlung Falckenberg umfassend nachzuvollziehen − von der Inspirationsquelle bis zur vollständigen Ausformulierung in verschiedenen Medien und Ebenen der Darstellung. Die Ausstellung legt einen weiteren Schwerpunkt auf den Dialog ausgewählter Arbeiten Hanne Darbovens mit Arbeiten von Künstlerfreunden wie Carl Andre, Sol LeWitt und Lawrence Weiner sowie weiteren Exponaten der Sammlung Falckenberg unter anderem von Vito Acconci, John Baldessari, Fiona Banner, John Cage, Sophie Calle, Guy Debord, Oyvind Fahlström, Richard Hamilton, Mike Kelley, Imi Knoebel, Olaf Nicolai und Ed Ruscha. Darüber hinaus gewährt die Ausstellung anhand von Künstler- und Tagebüchern Hanne Darbovens sowie Filmen einen außergewöhnlichen Einblick in die Werkentwicklung Darbovens und ihre Verbindung zu ihrem künstlerischen Umfeld insbesondere der Konzeptkunst der New Yorker Zeit und bestätigt darüber den großen Einfluss Hanne Darbovens auf internationaler Ebene. Die Deichtorhallen widmen der Künstlerin damit zum dritten Mal eine Einzelausstellung. 1991 zeigten sie »Hanne Darboven – Die geflügelte Erde« und 2000 »Hanne Darboven – Hommage à Picasso«. Hanne Darboven in ihrem Studio, 1987/88. Courtesy Hanne Darboven Stiftung, Hamburg © Deichtorhallen Hamburg EPEA 03 – EUROPEAN PHOTO EXHIBITION AWARD: SHIFTING BOUNDARIES 3. MÄRZ – 1. MAI 2017 HALLE FÜR AKTUELLE KUNST Der European Photo Exhibition Award ist ein Gemeinschaftsprojekt der Hamburger Körber-Stiftung und der Stiftungen Fondazione Banca del Monte di Lucca (Italien), Fundação Calouste Gulbenkian (Portugal) und Fritt Ord (Norwegen). Ziel von epea ist, die verschiedenen Sichtweisen herausragender junger europäischer Fotografen auf gesellschaftlich relevante Themen zu präsentieren und zu einem innereuropäischen Dialog anzuregen. Die erste Ausgabe des European Photo Exhibition Award zum Thema »European Identities« zog mehr als 130.000 Besucher in vier Städten an. Die dritte Runde des European Photo Exhibition Award fordert die Fotografen auf, den Blick zu schärfen und Zeichen (Themen, Situationen, Verhalten, Phänomene) wahrzunehmen und zu analysieren, die auf Reflektionsprozesse, Anpassung und Veränderung von gesellschaftlichen Konzepten hinweisen. Die Bilder und Darstellungen, die wir gewöhnlich mit den vielfältigen Realitäten in Europa assoziieren, verändern sich. Zugleich ist wichtig zu erkennen, dass dieses Vorhaben auch umfasst, die Umstände des Blicks und die damit verbundenen Interpretationen zu erforschen. Dadurch wird es möglich, mit diesen Zeichen zu arbeiten und sich im Bezug zu ihnen zu äußern. Fotografen/Fotografinnen: Arianna Arcara (Italien), Pierfrancesco Celada (Italien), Marthe Aune Eriksen (Norwegen), Jakob Ganslmeier (Deutschland), Margarida Gouveia (Portugal), Marie Hald (Dänemark), Dominic Hawgood (Großbritannien), Robin Hinsch (Deutschland), Ildikó Péter (Ungarn), Eivind H. Natvig (Norwegen), Marie Sommer (Frankreich) und Christina Werner (Österreich). Marie Hald, The Girls From Malawa, 2015 © Marie Hald Robin Hinsch: Kowitsch, 2014/2015 © Robin Hinsch GUTE AUSSICHTEN 2016/2017 – JUNGE DEUTSCHE FOTOGRAFIE 10. MÄRZ – 1. MAI 2017 HAUS DER PHOTOGRAPHIE Seit der Geburtsstunde des Projektes im Jahr 2004 begleitet das Haus der Photographie der Deichtorhallen das Ausstellungsprojekt »gute aussichten − junge deutsche fotografie«. Mittlerweile hat es sich zu Deutschlands bedeutendstem Wettbewerb für Absolventen im Bereich Fotografie entwickelt. Innerhalb des Jahresprogramms des Haus der Photographie widmet sich »gute aussichten« der Förderung junger Fotografen. Dies diesjährigens Preisträger und Preisträgerinnen sind Miia Autio (Fachhochschule Bielefeld), Chris Becher (Kunsthochschule für Medien Köln), Carmen Catuti (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig), Andreas Hopfgarten (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg), Holger Jenss (Kunsthochschule Kassel), Quoc-Van Ninh (Hochschule für Künste Bremen) und Julia Steingeweg (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg). Miia Auto, Variation of White © Miia Auto Julia Steinigeweg, Ein verwirrendes Potenzial © Julia Steinigeweg BILL VIOLA 2. JUNI – 10. SEPTEMBER 2017 HALLE FÜR AKTUELLE KUNST Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 planen die DTH eine große Ausstellung des amerikanischen Medienkünstlers Bill Viola (geb. 1951), der weltweit zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern zählt. Um das Reformationsjubiläum in einer weltanschauungs-pluralen Gesellschaft um den unverzichtbaren Aspekt des Dialogs der Religionen zu ergänzen, stellt das spektakuläre und bildgewaltige interreligiöse Werk Bill Violas einen zentralen Beitrag in diesem Rahmen dar. Seine Kunst beschäftigt sich mit den zentralen Themen des menschlichen Lebens – Geburt, Tod, Liebe, Emotion und Spiritualität. Mit seinem übergreifenden Interesse für mystische Traditionen, insbesondere für die christliche Mythologie, den Zen-Buddhismus und den islamischen Sufismus verkörpert das Werk förmlich den Grundgedanken der Ökumene und damit eine der inhaltlichen Positionierungen des Reformationsjubiläums. Diese Art der Offenheit spiegelt sich in fast allen Klang-Videoinstallationen des Künstlers, die durch ihre einprägsame transzendente Aura bestechen. Die monumentalen Video-Installationen Bill Violas verwandeln die Architektur der 3.800 qm umfassenden Halle für aktuelle Kunst in eine Kathedrale des 21. Jahrhunderts, die zugleich zur herausragenden Bühne für die Aktualität und Inspirationskraft des Lutherischen Denkens wird. Die Ausstellung ist gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses der Deutschen Bundestages. Bill Viola: Fire Woman (2005) © Kira Perov, courtesy of Bill Viola Studio Tristan’s Ascension (The Sound of a Mountain Under a Waterfall), 2005 © Kira Perov, courtesy of Bill Viola Studio VIVIANE SASSEN - UMBRA 13. MAI - 20. AUGUST 2017 HAUS DER PHOTOGRAPHIE Die niederländische Fotografin Viviane Sassen (geb. 1972) zählt zu den erfolgreichsten Fotografinnen ihrer Generation. Ihre künstlerischen Arbeiten, die sich zwischen den Genres von Mode-, Kunst- und Dokumentarfotografie bewegen, erscheinen in den wichtigsten Modemagazinen weltweit. Sie fotografiert u.a. Kampagnen für Marken wie Miu Miu, Adidas, Carven, Stella McCartney, Diesel, Louis Vuitton und Viktor & Rolf. Typisch für sie sind üppige Formen, ungewöhnliche Kompositionen, kräftige Farben und besonders der scharfe Kontrast von Licht und Schatten. Viviane Sassen ist für ihre verführerischen Farbfotografien bekannt, bei denen die graduelle Zerlegung der menschlichen Figur bis zum Rand der Abstraktion eine einschneidende Rolle spielt. Die Körper sind durch geschickt platzierte Spiegel in ihre Einzelteile aufgeteilt, wobei einzelne Gliedmaßen ein Eigenleben zu führen scheinen und Sassen auf diese Weise skulpturale Figuren in surrealen Szenerien kreiert. In der preisgekrönten Serie UMBRA steht das Thema Licht und Schatten im Mittelpunkt. Der harte Kontrast zwischen Hell und Dunkel, zwischen Realismus und Abstraktion wird in UMBRA (der lateinische Begriff für Schatten) zur Metapher für widerstreitende Emotionen wie Angst und Begehren, Erinnerung und Erwartung, Fantasie und Illusion. Die »New Photography 2011« Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art zeigte mitunter Arbeiten von Sassen; im selben Jahr erhielt die Fotografin den Infinity Award des International Center of Photography (ICP). Außerdem hatte sie u.a. Einzelausstellungen in der Photographer‘s Gallery, London, und dem Niederländischen Fotomuseum, Rotterdam. Viviane Sassen: Lemogang, 2013 © Viviane Sassen Viviane Sassen: Marte #02, 2014 © Viviane Sassen ANDREAS MÜHE 19. MAI - 20. AUGUST 2017 HAUS DER PHOTOGRAPHIE Fast parallel zu der Einzelausstellung Vivian Sassen wird das Haus der Photographie 2017 eine Einzelausstellung mit Andreas Mühe (geb. 1979) zeigen. In der Werkschau im Haus der Photographie wird zum ersten Mal kuratorisch der Versuch unternommen, die zeitgeschichtlichen und politischen Themen, die für den Fotografen Andreas Mühe eigen sind, miteinander zu verknüpfen, ohne die seriellen Arbeiten wie „A.M.“ oder „ Wandlitz“ auseinanderzureißen. Seit 2009 setzt Mühe sich verstärkt mit der Thematik Macht auseinander und porträtiert die politische Elite in einem unverwechselbaren Stil: Seine Arbeiten sind stets streng inszeniert und erinnern mit einem gewissen Hang zur Melancholie sowie kalter Lichtführung an den deutschen Film der 2000er. Elemente des Films und Theaters finden sich auch in der Werkgenese wieder. Schnappschüsse entsprechen nicht seiner Arbeitsweise. Die Dimensionen des Raums, das Verhältnis von Mensch und seiner Umgebung sind das zentrale Sujet der Bildkomposition. In seinem Werkzyklus »Obersalzberg« (2010 bis 2013) setzt sich Andreas Mühe mit der historisch belasteten Landschaft und Bildästhetik auseinander. Das Schönheitsideal des totalitären Systems stellt Mühe überspitzt zur Schau und assoziiert damit hochaktuelle Themen wie Fremdenfeindlichkeit und Neonazismus. Neuere Arbeiten wie z.B. die noch im Prozess befindende Arbeit über eine private »Familienaufstellung« (AT) werden ebenso in der Ausstellung präsentiert wie die Anfänge seiner fotografischen Laufbahn. Die Ausstellung wird von Ingo Taubhorn, Kurator des Hauses der Photographie und der Herausgeber seines Katalogbuches ABC, in enger Zusammenarbeit mit Andreas Mühe, inszeniert. Andreas Mühe: Wald IV / Mecklenburg Vorpommern 2016 © VG Bildkunst Bonn 2016 PETER SAUL 29. SEPTEMBER 2017 – 28. JANUAR 2018 SAMMLUNG FALCKENBERG Die vor Farbe strotzenden Gemälde des 1934 in San Francisco geborenen Künstlers Peter Saul bestechen durch ihre außergewöhnliche, surrealistisch anmutende Bildsprache, die irritierenden, comicartigen Motive und einen grotesken Humor. Thematisch zwischen scharfer politischer Kritik, kunsthistorischen Referenzen und einer Fortführung klassischer Gattungen wie dem Porträt und der Historienmalerei oszillierend, grenzt er sich von der Bedeutungsschwere des Abstrakten Expressionismus ab, vermag aber die Tragik und Ernsthaftigkeit seiner Motive zu bewahren. Mit seiner Bildsprache und der Bezugnahme auf Phänomene der Pop-Kultur, insbesondere Mickey Mouse und das MAD-Magazine, leitet Peter Saul Kunstströmungen wie die Pop Art und den Neo-Surrealismus ein. Saul verbrachte als junger Mann seine frühen, prägenden Jahre in den Niederlanden, Paris und Rom, bevor er 1964 nach Kalifornien zurückkehrte. Vor diesem Hintergrund entwickelte er abseits von großen Schulen und künstlerischen Gruppierungen ein äußerst eigenwilliges malerisches Œuvre, das sich einfachen Kategorisierungen entzieht. Begünstigt durch seine langen Aufenthalte in Europa, hat er eine eigene, sehr spezielle Perspektive entwickelt, die die Elemente der unterschiedlichen Kulturen miteinander verbindet. Mit der Pop Art teilt er das Interesse für das Banale, die Konsumgesellschaft, die heiteren Bildwelten des Comics in leuchtenden, ansprechenden Farben. Sein Werk verweist aber auch auf andere Quellen. Besonders Sauls frühe Bilder zeigen in ihrer Vorliebe für einen komplex-chaotischen Bildaufbau, den er beibehalten wird, auch eine gewisse Nähe zur dynamischen Gestik des Informel. Nicht zuletzt ist seine Arbeit auch mit den ästhetischen Strategien der Gegenkultur in Kalifornien verbunden. In seiner ganz eigenen Sprache hat Peter Saul ein Crossover aus Pop Art, Surrealismus, Abstraktem Expressionismus, Chicago Imaginism, San Francisco Funk und Cartoon Culture entwickelt, in dem er hochkomplexe Themen unterzubringen versteht. Kooperation mit der Schirn Kunsthalle (Frankfurt). Peter Saul: Urge to Purge, 2004. Peter Saul: I'm Wrong/So What, 2000. ALICE NEEL PAINTER OF A MODERN WORLD 3. OKTOBER 2017 – 14. JANUAR 2018 HALLE FÜR AKTUELLE KUNST Alice Neel (1900–1984) gehört zu den bedeutendsten amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts, die insbesondere durch ihre berückend ausdrucksstarken und intimen Porträts berühmt wurde. In einzigartiger Weise spiegeln ihre Werke die amerikanische Gesellschaft der Nachkriegszeit – sie offenbaren die Gefühle, Gedanken und Geschichten von Menschen in ihrer Zeit. Mit ihrem psychologisch scharfblickenden Auge und ihrem virtuosen malerischen Können bringt Neel das Wesentliche einer Person und ihres Umfelds zum Vorschein. Manche der in Neels Werken Porträtierten, wie die US-amerikanischen Kollegen Robert Smithson und Andy Warhol, sind aufgrund ihrer künstlerischen Arbeiten, andere als politische Akteure oder Prominente bekannt. Einige zählen zu Neels Familie und engem Freundeskreis, wieder anderen ist sie einfach durch Zufall begegnet. Diese Porträts erschließen Neels ungewöhnlich vielfältiges, facettenreiches Leben, das, wollte man es erzählen, einige Bücher füllen könnte. Die Deichtorhallen Hamburg widmen dieser Ausnahmekünstlerin eine große Ausstellung – wobei Hamburg die vierte und letzte Station einer internationalen Ausstellungstournee sein wird, die vom Ateneum in Helsinki organisiert wird; vorher ist die Schau in Helsinki, Den Haag und Arles zu sehen. Alice Neel: Jackie Curtis and Ritta Redd, 1970. © Estate of Alice Neel Alice Neel, The Spanish Family, 1943. © Estate of Alice Neel ALEC SOTH - GATHERD LEAVES 17. NOVEMBER 2017 – 11. FEBRUAR 2018 HAUS DER PHOTOGRAPHIE Der Fotograf Alec Soth (geb. 1969) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Dokumentarfotografie. Unlängst beschrieb ihn die britische Tageszeitung »The Telegraph« als größten lebenden Fotografen amerikanischer sozialer und geographischer Landschaften. Seine Fotografien führen die Traditionen von Robert Frank und Stephen Shore oder Joel Sternfeld weiter. Es sind die amerikanischen Ideale der Unabhängigkeit, Freiheit, Spiritualität und Individualität, die in der Darstellung des Alltäglichen ihren kritischen Ausdruck finden. Durch eindringliche intime Porträts, Interieurs, öde Landschaften oder offene Wildnis, vermittelt das Werk Soths ein Gefühl vom Wesen des Menschen. Anmut, Freude, Enttäuschung, Angst oder Stolz – seine eindrucksvollsten Porträts verdeutlichen die Rohheit der menschlichen Emotionen und die Spannung zwischen unseren widersprechenden Sehnsüchten von Individualismus und Gemeinschaft. Darüberhinaus weiß Soth mit seinen Arbeiten zwischen Ausstellungen, Büchern, Magazinen und digitalen Nutzungsformen zu experimentieren. Das Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg zeigt mit »Gathered Leaves« Fotografien und Büchern von Alec Soth die erste große umfassendste Ausstellung des Künstlers mit den vier charakteristischsten Serien – Sleeping by the Mississippi (2004), Niagara (2006), Broken Manual (2010) sowie die 2014 entstandene Serie Songbook (2014). Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Media Space at the Science Museum und dem National Media Museum (beide London), The Finnish Museum of Photography (Helsinki) und dem Foto Museum in Antwerpen. Alec Soth: Charles, Vasa, Minnesota, 2002. Alec Soth: Home Suite Home, Kissimmee, Florida, USA, 2012 © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus DIES IST EIN ZWISCHENSTAND. Die Ausstellungsdaten und Inhalte können sich ändern und werden fortlaufend aktualisiert. Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. PRESSESTELLE DEICHTORHALLEN HAMBURG [email protected] Angelika Leu-Barthel, Tel. 040-32 10 32 50, [email protected] Matthias Schönebäumer, Tel. 040-32 10 32 61, [email protected]
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