Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC) Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B Badorfer Str. 93 50321 Brühl Auftraggeber: StadtServiceBetrieb Brühl AÖR Abt. Gebäudemanagement Engeldorfer Straße 2 50321 Brühl Verfasser: Dipl.- Biol. / Baubiologe IBN Tom Berkefeld Institut für Energieberatung und Baubiologie Gottfried-Hagen-Str. 60-62 / 51105 Köln Tel.: 0221 / 99874210 E-Mail: [email protected] Untersuchung vom: 30.11.2016 Erstellt am: 27.01.2017 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Inhaltsverzeichnis 1 Hinweise ......................................................................................................................... 3 2 Aufgabe und Fragestellung ............................................................................................. 4 3 Untersuchungskonzept, Messverfahren .......................................................................... 4 4 3.1 SVOC-Untersuchung (Staubuntersuchung) ............................................................. 4 3.2 Materialuntersuchung............................................................................................... 5 Untersuchung des Gebäudestaubs auf schwer-flüchtige organische Verbindungen........ 5 4.1 Ergebnisse der Staubanalyse .................................................................................. 6 4.2 Erläuterung zu den im Staub bzw. Schüttung ermittelten Messwerten und Schadstoffen..................................................................................................................... 13 4.2.1 Holzschutzmittel (HSM) ................................................................................... 13 4.2.2 Flammschutzmittel / Weichmacher.................................................................. 13 4.2.3 PCB ................................................................................................................ 14 4.2.4 PAK ................................................................................................................ 14 4.2.5 Schwermetalle ................................................................................................ 14 4.2.6 Schüttung der obersten Geschossdecke ......................................................... 15 5 Beantwortung der Eingangsfrage .................................................................................. 16 6 Empfehlung ................................................................................................................... 17 7 Literatur ......................................................................................................................... 18 8 Fotos ............................................................................................................................. 19 2 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 1 Hinweise Die durchgeführten Untersuchungen und die in diesem Bericht gemachten Angaben unterliegen dem Datenschutz und werden nicht an Dritte weitergeben. Dieser Bericht wurde nach bestem Wissen auf Basis der verfügbaren Daten erstellt. Sofern dieser Bericht Empfehlungen macht, die eine zukünftige Schadstoffbelastung verhindern sollen, bleibt der Erfolg der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen in der Verantwortung der durchführenden Fachfirmen. Der Bericht ist urheberrechtlich geschützt und alle Rechte bleiben dem Verfasser vorbehalten. Der Beratungsbericht ist nur für den Auftraggeber und nur für den angegebenen Zweck bestimmt. Eine Vervielfältigung oder Verwertung durch Dritte ist nur mit der schriftlichen Genehmigung des Verfassers gestattet. Eine Rechtsverbindlichkeit folgt aus dieser Stellungnahme nicht. Sofern im Falle entgeltlicher Beratungen Ersatzansprüche behauptet werden, beschränkt sich der Ersatz bei jeder Form der Fahrlässigkeit auf das gezahlte Honorar. Der Bericht wurde dem Auftraggeber in einem Exemplar zugestellt. Die im Bericht genannten Richt- und Vorsorgerichtwerte sind den Literaturquellen entnommen, wie sie im Literaturverzeichnis aufgeführt sind. Aussagen und Bewertungen zu/von Schadstoffkonzentrationen in diesem Gutachten basieren auf der Annahme korrekt durchgeführter Untersuchungsvorbereitungen, wie Sie im Vorfeld den Auftraggebern mitgeteilt wurden. Bei Nichtbeachtung der Vorgaben wird für die die Bewertung der Ergebnisse keine Haftung übernommen. Sofern in diesem Bericht Sanierungsmaßnahmen festgelegt wurden, die nicht auf Basis gesetzlicher Grenz- oder Richtwerte basieren, sind diese als Empfehlung auf Basis baubiologischer Erkenntnisse und Vorsorgegesichtspunkten zu verstehen und erheben keinen Anspruch auf eine Rechtsverbindlichkeit. 3 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 2 Aufgabe und Fragestellung Durch den StadtServiceBetrieb Brühl AÖR - im Folgenden Auftraggeber (AG) genannt wurde das Institut für Energieberatung und Baubiologie beauftragt, ein Gebäude des Schulkomplexes Badorfer Schule auf das Vorliegen von krankheitsverursachenden Schadstoffen zu untersuchen. Im Rahmen der Erstbegehung wurden bereits stellenweise Verdachtsmomente für mögliche Schadstoffe ausgemacht, die im zweiten Teil der Untersuchung verifiziert werden sollen. Aufgrund der Art der in den letzten Jahren aufgetretenen Erkrankungen und um einen möglichst guten Überblick über persistente Schadstoffe, wie Holzschutzmittel (PCP, Lindan, etc.), polychlorierte Biphenyle (PCB), aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), etc. in den Gebäuden zu erhalten wurde in dem vorliegenden ersten Untersuchungsteil der Hausstaub in verschiedenen Etagen auf diese und weitere schwer-flüchtige Schadstoffe untersucht. Ziel sollte es sein, eine Einschätzung zur aktuellen Belastung des Hausstaubs mit zur Bauzeit typischen bzw. neuzeitlichen Schadstoffen vorzunehmen. 3 Untersuchungskonzept, Messverfahren 3.1 SVOC-Untersuchung (Staubuntersuchung) Der vorliegende Konzeptteil der Schadstoffuntersuchung sieht eine Staubuntersuchung in verschiedenen Etagen vor, da schwer-flüchtige organische Schadstoffe im Hausstaub nachgewiesen werden können, die in der Raumluft nur bedingt oder gar nicht zu erfassen sind, da sie sich an Staubpartikel anlagern und zu Boden sinken. Hierzu zählen z.B. polyzyklische aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), polychlorierte Biphenyle (PCB), die Salze von Holzschutzmitteln (z.B. PCP-Natrium), Flammschutzmittel, Weichmacher und Schwermetalle. Da der Hausstaub eine Senke für schwer-flüchtige organische Verbindungen darstellt, kann über diesen ein sehr guter Überblick verschafft werden, in welche Richtung weiterführende Untersuchungen erfolgen müssen, um eine Gefährdung für die Gebäudenutzer zu ermitteln. Zur Gewinnung des Hausstaubs wurden die Fussböden in den Klassenräumen in den einzelnen Etagen mit einem Staubsauger mit speziellem Filtereinsatz abgesaugt. Bei dem gesammeltem Hausstaub handelt es sich um sogenannten Frischstaub (Alter 6 - 8 Tage). 4 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Für die Analyse wurde das SVOC-Screening angewendet, ein Verfahren, das möglichst viele Substanzen erfasst, um einen möglichst guten Überblick zu erhalten. 3.2 Materialuntersuchung Die Untersuchung erfolgte wie folgt: Repräsentative Probeneinwaage. Zufügen interner Standards (alpha-HCH, 2,4,6-Tribromphenol, PCB 209, etc.) zur Kontrolle des Prüfverfahrens. Extraktion mit n-Hexan/Aceton und Carbonatlösung. Acetylierung der Phenole. Stoffgruppenspezifische Fraktionierung des Extraktes an Silikagel. Analyse mittels Kapillargaschromatographie und Flammenionisations- / Elektroneneinfang-Detektor (GC/FID/ECD) bzw. Massenspektrometrie (GC/MS). Kalibration und Gehaltsbestimmung über externe Standards. Die Untersuchung auf Schwermetalle erfolgt nach Aufschluss der Probe mit Königswasser. 4 Untersuchung des Gebäudestaubs auf schwer-flüchtige organische Verbindungen Staubuntersuchungen wurden in folgenden Bereichen vorgenommen: 1. EG, Klassenraum 2. 1. OG, Klassenraum 3. 2. OG, Klassenraum 4. DG, nicht ausgebaut Im Folgenden sind die Analyseergebnisse der Staubproben der untersuchten Gebäudebereiche aufgeführt. Zur Analyse wurde der Gesamtstaub im Beutel auf die Fraktion < 63µm gesiebt und eingesetzt. 5 4.1 Ergebnisse der Staubanalyse In der folgenden Tabelle sind die Konzentrationen der im Hausstaub untersuchten Substanzen aufgeführt. In Spalte 1 - 3 sind die Etagen mit Klassenräumen aufgeführt. Da für Hausstaub keine rechtlichen Grenz- oder Richtwerte existieren, wurden in der Spalte 4 (rechts der Ergebnisse) statistische Werte (Hintergrundwert, Normalwert und Auffälligkeitswert) aufgeführt, wie sie auf Basis einer Grundgesamtheit von hunderten von Hausstaubuntersuchungen von der Arbeitsgemeinschaft ökologisch forschender Institute (Agöf) erhoben wurden. In Spalte 5 sind die Konzentrationen aufgelistet, wie sie im Altstaub im nicht ausgebauten Dachgeschoss und in der Schüttung der obersten Geschossdecke ermittelt wurden. Es ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Werte aus den Spalten 5 und 6 nicht direkt mit den Werten der Spalten 1 - 3 verglichen werden können, da es sich um Staub unterschiedlichen Alters handelt. So ist der Staub vom Dachboden vermutlich mehrere Jahrzehnte alt, dieser in den Klassenräumen nur sieben Tage. Auftrag: I16-120487 5 6 Ergebnis Ergebnis I16-120487-04 I16-123571-01 M3, Staubprobe M4, Staubprobe Schüttung, 1. OG, Raum 3a + 2. OG, Raum 2b + DG, nicht oberste Flur 3c 2c + Flur ausgebaut Geschossdecke Frischstaub Frischstaub Frischstaub Altstaub !!! Materialprobe 1 2 3 Ergebnis Ergebnis Ergebnis I16-120487-01 I16-120487-02 I16-120487-03 M1, Staubprobe M2, Staubprobe EG, Raum 2a + 3b + 4 Projekt: Bardorfer Schule Auftraggeber: Institut für Energieberatung Parameter Statistische Orientierungswerte** HW NW AW Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Staub in Staub in Staub in Staub in Staubsaugerbeutel, Staubsaugerbeutel, Staubsaugerbeutel, Staubsaugerbeutel, zur Analyse wurde zur Analyse wurde zur Analyse wurde zur Analyse wurde die Fraktion < die Fraktion < die Fraktion < die Fraktion < 63µm eingesetzt 63µm eingesetzt 63µm eingesetzt 63µm eingesetzt Einwaage: 111,1 Einwaage: 112,3 Einwaage: 101,7 Einwaage: 102,1 mg (SVOC) mg (SVOC) mg (SVOC) mg (SVOC) Einwaage: 100,6mg Einwaage: 103,2mg Einwaage: 101,8mg Schüttung, Einwaage: 0,99g (SVOC) + 105mg (Metalle) Einwaage: 101,8mg (Metalle) (Metalle) (Metalle) (Metalle) 02.12.2016 02.12.2016 02.12.2016 02.12.2016 22.12.2016 Chlorthalonil - - - - - Dichlofluanid - - - - - Endosulfan (alpha+beta) - - - - - Furmecyclox - - - - - HCH-alpha - - - - - HCH-beta - - - - - HCH-gamma (Lindan) - - - - - Pentachlorphenol - - - - - Propiconazol - - - - - Silafluofen - - - - - Tebuconazol - - - - - Großes Hausstaubscreening SVOC-Screening i. Anlehnung DFG-S19, GC/MS HolzschutzmittelVerbindungen: 7 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Tetrachlorphenol - - - - - Tolylfluanid - - - - - Chlorpyrifos - - - - - DDT (Summe DDT,DDD,DDE) - - - - - Dichlorvos - - - - - p,p´-Methoxychlor - - - - - Entwesungsmittel: Parathion-ethyl (E605) - - - - - Propoxur - - - - - Cyfluthrin - - - - - Cypermethrin - - - - - Deltamethrin - - - - - Permethrin (cis-/trans-) - - - - - Piperonylbutoxid (Synergist) - - - - - Tetramethrin - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2,0 0,1 - - 18 4,7 Pyrethroide / Mottenschutzmittel: Polychloro-2aminodiphenylether (Eulan WA neu), semiquant. Sulcofuron (Mitin FF), semiquant. Flammschutzmittel: Tris(2-chlorethyl)phosphat - 0,2 0,3 Tris(2-ethylhexyl)phosphat - - - Tris(monochlorpropyl)phosphat 3,7 2,1 5,6 Tris(dichlorisopropyl)phosphat - - - 410 520 870 Tris(2-butoxyethyl)phosphat HW NW AW <0,1 0,5 5 0,1 <0,1 1 0,5 5 50 8 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Tris(n-butyl)phosphat 0,2 0,1 0,3 Triphenylphosphat - - Trikresylphosphat (TKP) - Hexabromcyclododekan - - - - - - - - - - - - - - Weichmacher: <0,1 0,5 50 HW NW AW Dimethylphthalat 0,2 0,3 0,4 <2 5 10 0,2 - Diethylphthalat 1,5 1,4 2,0 <2 5 10 - - Di-n-butylphthalat 17 21 38 <10 30 200 1,2 0,9 Diisobutylphthalat 15 21 30 20 50 200 0,9 1,0 Benzylbutylphthalat 1,1 2,6 2,6 <5 5 150 0,5 - 1200 1800 2100 150 400 1000 110 160 8,3 17 17 - - - - - PCB-28 - - - - - PCB-52 - - - - - PCB-101 - - - - - PCB-153 - - - - - PCB-138 - - - - - PCB-180 - - - - - Summe PCB (gerundet) 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Summe PCB nach LAGA 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Di(2-ethylhexyl)phthalat Di(2-ethylhexyl)adipat Polychlorierte Biphenyle: PAK: HW NW AW Naphthalin - - - - - Acenaphthylen - - - - - Acenaphthen - - - - - Fluoren - - - - - 0,8 1,0 1,0 0,6 - - - - - - Phenanthren Anthracen <0,05 0,3 1 9 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Fluoranthen 0,2 0,2 0,3 <0,05 <0,2 1 1,1 0,1 Pyren 0,2 0,2 0,2 <0,05 <0,2 1 0,8 - Benzo(a)anthracen - - - 0,4 - Chrysen - - - 0,5 - Benzo(b)fluoranthen - - - 0,5 - Benzo(k)fluoranthen - - - 0,5 - Benzo(a)pyren - - - 0,3 - Dibenzo(a,h)anthracen - - - - - Benzo(g,h,i)perylen - - - 0,5 - Indeno(1,2,3-cd)pyren - - - 0,3 - 1,2 1,4 1,5 <1 <3,3 6,2 5,5 0,1 0,5 0,3 0,5 - - - - - Monochlornaphthalin - - - - - Tetrabrombisphenol A - - - - - 5,0 4,8 11 3,9 1,7 - - - - - - - - - - - - - - - Gemisch aliphatischer Gemisch aliphatischer Gemisch aliphatischer Gemisch aliphatischer Kohlenwasserstoffe Kohlenwasserstoffe Kohlenwasserstoffe Kohlenwasserstoffe Summe PAK nach EPA Sonstige Verbindungen: 4-Chlor-3-methylphenol (Chlorkresol) Phthalsäureanhydrid Chlorparaffine (semiquant.) Polybromierte Biphenyle (semiquant.) Polybromierte Diphenylether (semiquant.) Weitere Auffälligkeiten - - - (Siedepunktsbereich (Siedepunktsbereich (Siedepunktsbereich (Siedepunktsbereich ca. C20 - C35) deutlich ca. C20 - C35) deutlich ca. C20 - C35) deutlich ca. C20 - C35) deutlich nachweisbar nachweisbar nachweisbar nachweisbar alkylierte alkylierte alkylierte Diisononylphthalate ca. Phenolsulfonsäureester Phenolsulfonsäureester Phenolsulfonsäureester keine 16 mg/kg 10 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl deutlich nachweisbar deutlich nachweisbar deutlich nachweisbar Diisononylphthalate ca. Diisononylphthalate ca. Diisononylphthalate ca. 120 mg/kg 160 mg/kg 210 mg/kg IPBC ca. 0,7 mg/kg Metalle HW NW AW DIN 38406-E29, ICP-MS Antimon (Sb) - - - Arsen (As) 3,5 5,1 4,7 0,5 1 3 27 6,1 Blei (Pb) 22 30 30 5 20 150 480 32 Bor (B) 36 51 90 - - - 110 68 - - 0,7 0,5 1,5 5 4,4 - Chrom (Cr) 22 43 44 20 75 200 73 44 Cobalt (Co) 4,2 5,3 5,6 1 2 5 11 7,7 Kupfer (Cu) 63 100 120 40 80 500 650 23 Nickel (Ni) 15 26 27 5 20 30 40 30 Quecksilber (Hg) - - - 0,7 - Thallium (Tl) - - - - - Zink (Zn) 1900 2700 3700 100 500 1500 1500 220 Zinn (Sn) 3,8 53 40 5 15 50 14 2,2 Cadmium (Cd) 1,4 HW**= statistischer Hintergrundwert, ist bei konsequenter Vermeidung bekannter Emissionsquellen erreichbar NW**= statistischer Normalwert, Median aller entnommenen Staubproben in Objekten AW**= statistischer Auffälligkeitswert, Quelle liegt vermutlich vor und sollte vorsorglich ermittelt und ggfls. entfernt werden. **Bei den Werten HW, NW und AW der AGÖF handelt es sich im Gegensatz zu den offiziellen Werten vRW I + II (bei Raumluftmessungen) nicht um toxikologisch abgeleitete Wirkungsschwellen, sondern um rein statistische Werte basierend auf Stichproben einer Grundgesamtheit. Der Normalwert entspricht hier dem 50. Perzentil. Dies bedeutet, dass die eine Hälfte aller Messwerte unterhalb, die andere Hälfte oberhalb dieses Wertes lag. Der Auffälligkeitswert entspricht dem 90. Perzentil, d.h., in nur 10 % der untersuchten Objekte wurden höhere Werte gemessen. In den 11 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Auffälligkeitswert sind aber teilweise auch toxikologische Erkenntnisse eingeflossen, wenn z.B. das 90. Perzentil bereits oberhalb bekannter Wirkungsschwellen lag. Der Wert wurde dann entsprechend abgesenkt. Die obig aufgeführten und rot und fett markierten Messwerte liegen über dem statistischen Normalwert und auch über dem statistischen Auffälligkeitswert. Die nur fett markierten Werte liegen zwar über dem Normalwert aber noch unterhalb des Auffälligkeitswertes. Alle Werte bilden aber keine direkte Möglichkeit für eine toxikologische Bewertung. Für einige Schadstoffe in der Tabelle müssen daher zusätzliche Raumluftmessungen durchgeführt werden, um eine konkrete Gefährdung ableiten zu können. Dies ist zum Bespiel für Flammschutzmittel möglich, für Weichmacher dagegen nicht. 12 4.2 Erläuterung zu den im Staub bzw. Schüttung ermittelten Messwerten und Schadstoffen Eine konkrete Einstufung zur gesundheitlichen Gefährdung kann von Konzentrationsangaben im Hausstaub nicht direkt abgeleitet werden. Diese liefern vielmehr Informationen zu Auffälligkeiten über die im Gebäude verwendeten Substanzen. Es existieren in der Literatur zwar Angaben zu einer "tolerierbare täglichen Aufnahmemenge" (TDI) von einzelnen Substanzen. Im Hinblick auf die Sensibilität von Kindern gegenüber Schadstoffen, wird die Ermittlung dieser Aufnahmemenge als Ersatz für eine Quellenermittlung aber nicht empfohlen. Zur Ermittlung einer generellen Belastung von Einzelpersonen mit Weichmachern sind Urinuntersuchungen auf deren Stoffwechselmetabolite notwendig. Nachfolgend sind einige Erläuterungen zu den untersuchten Stoffgruppen aufgeführt, soweit diese im Hausstaub in relevanter Menge nachgewiesen wurden. 4.2.1 Holzschutzmittel (HSM) Aus der Gruppe der Holzschutzmittel wurden keine Auffälligkeiten ermittelt. 4.2.2 Flammschutzmittel / Weichmacher Aus der Gruppe der Flammschutzmittel und Weichmacher sind diverse Substanzen im Hausstaub nachgewiesen worden. Hier sind insbesondere Tris(2-butoxyethyl)phosphat (TBEP) aus der Gruppe der trisphosphatischen Flammschutzmittel und Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) aus der Gruppe der Phthalate (Weichmacher) zu nennen. Deren Konzentrationen lagen im Hausstaub des EG, 1. OG und 2. OG im statistisch auffälligen Bereich. Als mögliche Quelle kommen die PVC-Böden im Gebäude, aber auch Deckenverkleidungen, Dispersionsfarben, Farben, Lacke, Beschichtungen von Schallschutzdecken, Tapeten, PU-Schäume, Gehäusewerkstoffe, Textilrückenbeschichtungen, etc. in Betracht. Neben dem Vorkommen in Bauprodukten können Weichmacher und Flammschutzmittel nutzungsbedingt aber auch über Kleidungstücke, wie Regenmäntel, Gummistiefel, Schuhsohlen, Spielzeug, Brotdosen, Schulbedarf aus Plastik (Mappen, Hefter, etc.) und viele weitere Gegenstände des täglichen Bedarfs durch Abrieb in den Hausstaub gelangen. Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl Der Hauptaufnahmepfad von DEHP sind bis heute Nahrungsmittel, da der Weichmacher über die Kunststoffverpackung in diese übergeht und so inkorporiert wird. Tris(2-butoxyethyl)phosphat ist in vielen Bodenpflegemitteln enthalten. Als weitere Auffälligkeit wurden Diisononylphthalate (DINP) im Hausstaub in allen drei Etagen und auch im DG nachgewiesen. Diese Gruppe von Weichmachern wurde als Ersatzstoff für DEHP entwickelt und in den Markt eingeführt. Mögliche Quellen dieser Verbindungen sind damit die gleichen wie für DEHP (s. o.). Statistische Vergleichswerte liegen aufgrund einer noch unzureichenden Datenbasis nicht vor. Die ermittelten Substanzen haben z. T. hormonartige Wirkungen und können bei chronischer Belastung zu verschiedenen Erkrankungen beitragen. 4.2.3 PCB Aus der Gruppe der polychlorierten Biphenyle wurden keine Auffälligkeiten ermittelt. 4.2.4 PAK Aus der Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe wurden keine Auffälligkeiten ermittelt. 4.2.5 Schwermetalle Aus der Gruppe der Schwermetalle wurden einige Substanzen ermittelt, die statistisch auffällig waren. Hier sind Arsen, Cobalt, Nickel und Zink zu nennen. Arsen, Zink und Cobalt können in PVC-Produkten als Stabilisatoren vorkommen, Nickel und Zink auch im Trinkwasser, Schmuck und Metalllegierungen. Man geht heute davon aus, dass der Abrieb von Schwermetallhaltgen Produkten als Haupteintragspfad für Schwermetalle in den Hausstaub in Haushalten anzusehen ist. Schwermetalle finden sich auch in Bereichen mit Straßenverkehr im Straßenstaub, da sie in den Abgasen von Kraftfahrzeugen, sowie im Abrieb von Reifen und Straßenbelag enthalten sind. Der Eintrag von Straßenstaub über die Schuhe ist damit ein weiterer möglicher Eintragspfad in das Gebäude. Weitere Materialuntersuchungen sind notwendig, um mögliche Quellen für Schwermetalle in der Schule zu identifizieren. 14 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 4.2.6 Schüttung der obersten Geschossdecke In der Schüttung der obersten Geschossdecke wurden denen im Hausstaub vergleichbare Schwermetalle ermittelt, allerdings in geringerer Konzentration. PAK, PCB oder Holzschutzmittel, welche regelmäßig in Schüttungen älterer Gebäude vorkommen, wurden dagegen nicht nachgewiesen. Flammschutzmittel und Weichmacher sind zwar, neben Schwermetallen ebenfalls in der Schüttung ermittelt worden, dies aber auch in weitaus geringerer Konzentration als im Hausstaub. Die Schüttung ist, aufgrund der vergleichsweise geringen Konzentrationen an Schwermetallen, nicht als Hauptursache für die Belastung im Hausstaub verdächtig. 15 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 5 Beantwortung der Eingangsfrage In den untersuchten Bereiche im Gebäude B wurden statistisch auffällige Konzentrationen an Flammschutzmitteln / Weichmachern und Schwermetallen im Hausstaub gefunden, die wenn auch nicht akut - so aber möglicherweise bei anhaltender Einwirkung zur umweltbedingten Gesamtbelastung des menschlichen Organismus beitragen können. Auch wenn es für einige der im Hausstaub ermittelten Substanzen festgelegte Werte einer "tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge" (TDI) für diese Substanzen gibt, wird die Ermittlung einer Unterschreitung dieser Menge mittels Blutuntersuchungen als Ersatz für eine Quellenermittlung nicht empfohlen. Grund: Laut einer epidemiologischen Studie unter Beteiligung des Landesamts NRW für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LaNUV NRW, "Gesundheitliche Bedeutung von Phthalaten in Kindertagesstätten - ein integrativer Ansatz zur Risikoabschätzung - LUPE 111", 2012) wies bereits der Morgenurin der untersuchten Kinder auffällige Werte an Abbauprodukten der Weichmacher (unter anderem von DEHP) auf. Die am Abend nach dem Kitabesuch erhobenen Urinwerte korrelierte zudem nicht mit dem in den Kitas ermittelten Weichmacher (DEHP)-Gehalten im Staub, woraus geschlossen wurde, dass die Hauptbelastungspfade mit DEHP und anderen Weichmachern andere als der Hausstaub in den Kitas sein muss. Der Hausstaub kam somit als Ursache für die erhöhte Belastung der Kinder mit Weichmachern nicht in Frage. Die Quelle der im Gebäude B ermittelten Substanzen kann alleine durch die Untersuchung des Hausstaubs nicht ermittelt werden. Gängige Quellen (Bauprodukte und Gebrauchsgegenstände) wurden weiter oben erwähnt. Im nächsten Schritt sind daher die Quellen mittels der Untersuchung von Materialproben zu identifizieren. Auffällig ist, dass die Konzentrationen in den einzelnen Etagen von oben nach unten abnehmen, was zunächst eine Quelle im DG oder 2. OG vermuten lässt. Tatsächlich ist der Staub im DG am stärksten belastet, was aber vor dem Hintergrund des erheblichen Staubalters (vermutlich mehrere Jahrzehnte) gewichtet werden muss. Eine Verteilung des Staubs vom DG in tiefer liegende Geschosse ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Dennoch hat, um diesen Verbreitungspfad auszuschließen, die Schulleitung vorsorglich die Reinigung des Dachbodens bereits durchführen lassen. Die Untersuchung der Schüttung in der obersten Geschossdecke ergab keine relevanten Auffälligkeiten, welche die Schüttung als Ursache für die Belastung im Hausstaub wahrscheinlich werden ließe. 16 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 6 Empfehlung Als Sofortmaßnahme sind die Fußböden und möglichst auch die Tische und Regalböden im Gebäude B täglich feucht zu wischen, um den Staub und die daran angelagerten Schadstoffe regelmäßig zu entfernen. Auf diese Weise wird die Belastung stark abgesenkt. Da der Schulbetrieb zwischenzeitlich ausgelagert wurde, ist diese Maßnahme aber nicht mehr zwingend erforderlich. Parallel dazu sollte die Ermittlung der Schadstoffquellen durch Materialproben erfolgen. Werden starke Quellen der im Hausstaub auffälligen Substanzen ermittelt, sollte ggfls. ein Rückbau vorgenommen werden. Diese Untersuchung ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts bereits angelaufen. Die Ergebnisse stehen noch aus. Es existieren Richtwerte des Umweltbundesamts für den Summenwert an Flammschutzmitteln in der Raumluft, deren Unterschreitung in den Gebäuden aus Vorsorgegründen überprüft werden kann. Hierzu sind Raumluftmessungen notwendig, um eine Gefährdung der Nutzer einschätzen zu können. Für Weichmacher in der Raumluft wurden bislang keine Richtwerte festgelegt. Eine Untersuchung auf diese wird daher nicht als sinnvoll erachtet. -BerichtendeKöln, den 27.01.2017 Tom Berkefeld (Dipl.-Biologe / Baubiologe IBN, Institut für Energieberatung und Baubiologie IEB) 17 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 7 Literatur 1. Zwiener/Mötzel, Ökologisches Baustofflexikon – Bauprodukte, Chemikalien, Schadstoffe, Ökologie, Innenraum, 3. Auflage, C.F. Müller 2004 2. Zwiener / Lange (hrsg.), Handbuch, Gebäude-Schadstoffe und Gesunde Innenraumluft, ESV, 2012 3. Gesamtverband Schadstoffsanierung GbR (Hrsg.) – Schadstoffe in Innenräumen und an Gebäuden, Rudolf Müller Verlag 2010 4. PCP-Richlinie NRW, Stand: 1997 5. Bremer Umwelt Institut e. V. (Hrsg., 1988): Gift im Holz 6. Kommission Innenraumlufthygiene (IRK), Umweltbundesamt (UBA) 7. LGA BW, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg 8. AGÖF-Orientierungswerte für Inhaltsstoffe von Raumluft und Hausstaub 9. Richtwerte für die Innenraumluft – B. Seifert, Institut für Wasser-,Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes,Berlin 10. Literatur der „Ad-hoc-Arbeitsgruppe“ der Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) beim Umweltbundesamt, sowie der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) 11. LaNUV NRW, "Gesundheitliche Bedeutung von Phthalaten in Kindertagesstätten - ein integrativer Ansatz zur Risikoabschätzung - LUPE 111", 2012 18 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 8 Fotos 19 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 20 Bericht über eine Untersuchung von Hausstaub auf schwer-flüchtige organische Verbindungen (SVOC), Objekt: Badorfer Grundschule, Gebäude B, Badorfer Str. 93, 50321 Brühl 21
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