. Letzter Gong ertönt in Reusaer Apotheke „Ging, gong“, so wird am Samstag letztmalig ein Kunde in der Apotheke Reusa angekündigt. Nach 27 Jahren sperrt Dr. Eckart Schupp seine Apotheke zu, die nach der Wende die erste private in Plauen war. Von Marjon Thümmel Plauen – 1965 – 1990 – 2017 sind die Jahreszahlen, die die Apothekengeschichte in der Reusaer Straße 39 prägen. „1990 habe ich hier die erste Plauener private Apotheke gegründet. 27 Jahre habe ich die Reusaer Apotheke geführt, doch nun freue ich mich auf das Leben danach“, sagt der 70-Jährige mit einem Augenzwinkern, denn einen richtigen Schlussstrich will er nicht ziehen. Zum einen wohnt er im Apotheken- Haus und zum anderen hat er sich schon als Urlaubsvertretung bei einem Kollegen angeboten. Vor fünf Jahren wollte Dr. Schupp noch nicht in Rente gehen, um seine vorwiegend älteren Kunden nicht ohne wohnortnahe Versorgung zu lassen. Doch irgendwann ist Schluss. Vergeblich hatte der Apotheker versucht einen Nachfolger zu finden, doch erfolglos. Auch, weil es in Plauen rund 20 Apotheken gibt, dazu die im Internet. Gegründet wurde die Apotheke Reusa 1965, damals als Kreisapotheke für das Wohngebiet Reusa. Vorher war das Gebäude von 1945 an Kindergarten und vor dem Krieg Gastwirtschaft. Mit dem Neubau der Apotheke im Chrieschwitzer Hang in den 1980er Jahren sollte die Reusaer in der Versenkung verschwinden. Der Protest der Anwohner bewirkte zumindest eine stundenweise Öffnung. Als Dr. Schupp sie nach der Wende übernahm, war die Apotheker nur noch eine Ausgabestelle. Mit seinen fünf Mitarbeitern machte er aus ihr wieder eine richtige Apotheke, in der auch Rezepturen selbst hergestellt wurden und die auch einen Notdienst absicherte. Dr. Schupp, der in Wolkenstein geboren wurde, lebt seit 1953 in Plauen. Nach dem Studium in Jena und Halle begann er 1976 in der ConcordiaApotheke in der Gütekontrolle für die zentrale Medikamentenherstellung, die damals in der Fritz-Reuter- Straße erfolgte. „Da wurden zum Beispiel jährlich eine Million Asthma- Tabletten für den gesamten Bezirk Karl-Marx-Stadt produziert – und die mussten ja geprüft werden“, erzählt der Pharmazierat, der schließlich 1990 mit seiner Labormannschaft in die Apotheke Reusa umzog. “Wir waren in all den Jahren wie eine Familie, die auch alle Hürden wie Straßenbau und Kaufhallenschließung, gut überstanden hat. Deshalb bin ich heute auch froh, dass der Großteil der Mitarbeiterinnen wieder eine Anschlussarbeit gefunden hat“, sagt Dr. Schupp und dankt zugleich auch den vielen Kunden, die über die Jahre die Treue gehalten haben. „Schade, dass die Apotheken in den Wohngebieten, die auch oft allein geführt werden, nicht mehr lange bestehen. Der Trend geht zu Apotheken in Einkaufs-Centren oder in Ärztehäusern oder eben zum Internet. Das schwächt aber auch den Not- und Nachtdienst. Vor allem betroffen sind ländliche Gebiete“, sagt er. Aber trotz eines fehlenden Nachfolgers muss nach 40 Berufsjahren für ihn nun einmal Schluss sein. 2017-01-27
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