Tätigkeitsbericht 2016 der Österreichisch-Mongolischen Gesellschaft „OTSCHIR“ Im abgelaufenen Jahr wurden insbesondere die begonnenen Projektarbeiten fortgesetzt und auch auf neue Themen ausgeweitet. Die Kooperation mit schon bisher beteiligten mongolischen Dienststellen war in diesem Jahr durch die Neuwahl der parlamentarischen Vertretungen einigermaßen verzögert, und es wird sich herausstellen, wie die weitere Zusammenarbeit mit der weitgehend „erneuerten“ höheren Beamtenschaft vonstatten geht. Die Projektinitiativen waren: • Therapiestation Tunkhel im Norden von Ulaanbaatar; seit Herbst 2014 ist das Zentrum in Betrieb, sehr zur Zufriedenheit der Bevölkerung am Ort und auch im Umland. Seitens der ÖMG und ihrer Partner gilt das Projekt als abgeschlossen, eine allfällige weitere Entwicklung liegt bei den mongolischen Stellen. Eine Ausgestaltung in Richtung eines regionalen Gesundheitszentrums ist dabei nicht ausgeschlossen, wofür die beteiligten Gesellschaften gerne weiterhin Knowhow-Kontakte beibringen. Das Zentrum wird von Frau Dr. Nyamerdene, ausgebildet in Physiotherapie, Akupunktur und TCM geleitet; sie steht mit Dr. Enkhjargal an der medizinischen Station des Ortes in engem Kontakt. Der Ärztin steht für den Betrieb des Therapiezentrums derzeit eine therapeutische Kraft zur Verfügung. Der Therapiebetrieb umfaßt alle anstehenden Fälle und Patienten. Pro Tag werden im Mittel auch 20 Patienten ambulant behandelt, sie kommen hauptsächlich aus dem Bagh Tunkhel. Es sind 15 Betten vorhanden, von denen 12 ständig belegt sind. Der Aufenthalt beträgt durchschnittlich 10 Tage. Die stationären Behandlungskosten (alle Therapiearten) betragen pro Tag 25.000 Tugrik (10 €), für Rentner 10.000 (4 €, jeweils inklusive Vollpension); der Bagh übernimmt davon 25%. Insgesamt wurden 2015 in den medizinischen Einrichtungen von Tunkhel 8.187 Untersuchungen durchgeführt (davon 1.773 Vorsorgeuntersuchungen) und 1.972 Patienten ärztlich oder therapeutisch behandelt. Bedeutung hat das Projekt auch durch die Auftragsvergabe für Einrichtungsgegenstände und Therapiegeräte an örtliche Handwerker, Erhaltungsarbeiten werden folgen. Auch ist die Gesamtzahl der Mitarbeiter in allen medizinischen Einrichtungen des Baghs Tunkhel nunmehr von 17 auf 24 gestiegen. Abschließend wurde uns beim Besuch im Juni 2016 als Wunsch noch mitgegeben, daß vor allem ein Gerät zur Behandlung der Wirbelsäule (Dehnung) sehr wichtig wäre; die Anschaffungskosten werden mit 1,6 Mill. Tugrik (d.s. ca. 800 EUR) beziffert. • Wasseraufbereitung Tunkhel: Die Brunnen von Tunkhel erschließen einen starken Grundwasserhorizont in Fließrichtung nordwärts von den bewohnten Häusern, die nahezu ausschließlich unbefestigte Jauchegruben haben. Die Kontaminierung des Nutzwassers ist daher erheblich und eine qualitative Aufbereitung aus gesundheitlichen Gründen war schon längst überfällig. Als Parallelprojekt wurde somit vom Club der Land- und Forstwirte (insbes. dank des Interesses der Präsidentin, Frau Ursula Ludwig) in Zusammenarbeit mit der Easymetal GmbH Wolkersdorf ein technisches Hilfsprogramm zur Verbesserung der Trinkwasserqualität durchgeführt. Im Frühjahr 2015 wurden ff. Geräte als Spende des Clubs der Land- und Forstwirte Österreich an das Bürgermeisteramt Tunkhel übergeben: - 1 Wasseraufbereitungsmodul EASYRO 240, Seriennummer 240L-24080007 1 Anbauset Doppelfiltergehäuse 20“ 1 Druckpumpe Grundfos MQ3-45 1 Stahltank 420 l, drucklos, für EASYRO Gleichzeitig mit dem Besuch im Juni 2016 wurde von der Easymetal GmbH Wolkersdorf die Aufbereitungsanlage im Pumpenhaus von Tunkhel installiert. Das Ergebnis ist, daß nunmehr das aus 60 m Tiefe geförderte Wasser sowohl biologisch als auch chemisch einwandfrei ist. Am Brunnenstandort können pro Tag bis zu 4.800 l vollkommen sauberes Trinkwasser entnommen werden. Aufgrund fehlender Wasserleitungen muß die Bevölkerung das Wasser jedoch an Ort und Stelle abholen. Für die Wartung der Wasseranlage wurde ein Facharbeiter aus Ulaanbaatar eingeschult. • Das Projekt der Entwicklung der Grünlandwirtschaft Raum Ulaanbaatar, welche als Grundlage einer verbesserten Versorgung der Hauptstadt mit Milch und Erzeugnissen aus Milch dienen soll, ist durch verschiedene Hindernisse, denen sachpolitische Vorhaben in der Mongolei ausgesetzt sind, nicht gerade begünstigt worden. Es wurden jedoch den österreichischen Projektpartnern Ende November 2016 wesentliche Fortschritte beim Bau des projektierten landwirtschaftlichen Zentrums gemeldet und mit Bildmaterial belegt. Im Verlauf eines „Ad-hoc-Besuchs“ einer sechsköpfigen Delegation der neuen Stadtverwaltung (17.-23. Dezember, unter Leitung von Vizebürgermeister Batbayasgalan Jantsan) wurden von mongolischer Seite das Festhalten am grundsätzlichen wirtschaftspolitischen Anliegen des Projektes bestätigt und auch die weitere Vorgangsweise und konkrete Schritte der Umsetzung besprochen. • Des weiteren hat die ÖMG „OTSCHIR“ bereits 2015 ein tiermedizinisch-ethisches Streunerhunde-Programm für Ulaanbaatar aufgegriffen und dazu ein Pilotprojekt mit dem Titel „SOS Maltschik“ entwickelt. Dieses Projekt empfiehlt die Einführung zeitgemäßer Bestimmungen über Tierhaltung und Populationsbegrenzung, die für freilaufende Hunde statt der Tötung die Kastration sowie die Impfung gegen Tollwut vorsieht. So kann, wie internationale Beispiele deutlich machen, ihre Vermehrung begrenzt, Tierleid verringert und letztendlich auch eine tolerierbare Streunerhundepopulation erreicht werden. Die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar hat mit einer geschätzten Zahl von 400.000 herrenlosen Hunden ein handfestes medizinisch-hygienisches Problem, wie viele andere Metropolen in aller Welt auch. Etwa 70.000 Hunde werden dort jährlich mit Schußwaffen getötet, ohne daß dadurch die Gesamtzahl der Tiere verringert oder die Gefahr der Verbreitung von Krankheiten gebannt werden könnte. Die ÖMG ist sehr gerne bereit, ein solches Projekt ideell und mit geeignetem Knowhow zu unterstützen. Es würde auch das erklärte Ziel, Ulaanbaatar in verschiedenen Zusammenhängen als „asiatische Modellmetropole“ zu etablieren, sehr befördern. Für wichtig halten wir auch, daß die Umsetzung in Zusammenarbeit mit geeigneten Nichtregierungs-Organisationen durchgeführt wird, deren Tätigkeit den entsprechenden Kontrollen unterliegt. Auch im Jahr 2016 organisierte die ÖMG weitere Vereinsaktivitäten im Sinne geselliger Zusammenkünften der Mitglieder, wie etwa die bewährten „Mongolei-Stammtische“, in unregelmäßigen Abständen durchgeführte Vorträge oder auch die Teilnahme an Fachtreffen: • 10. Februar: Teilnahme am Vortragsseminar „Traditional commons management system (pastoralism) and nomadic culture as a possible approach to a socio-ecological transformation” von Jargalsaikhan Sanchir (vom Sustainable Development Strategy Institute Ulaanbaatar), veranstaltet von der Alpen Adria Universität und dem Inst. für Internationale Entwicklung. • 13. April: „Der Agrarstandort Mongolei – Potentiale, Nutzung, Ziele“. Vortrag von Präsident Franz Greif als Beitrag zu den „ie-talks“ des Instituts für Internationale Entwicklung. • 29. Mai: Teilnahme mehrerer Vorstandsmitglieder am Vesakhfest der Österr. Buddhistischen Gesellschaft bei der Friedenspagode in der Wiener Freudenau. • 24. November: Festsitzung der Österr. Hammer-Purgstall Gesellschaft aus Anlaß des 75. Geburtstags von em. o. Prof. Dr. Bert Fragner, Ordinarius für Iranistik, einer Wissenschaft, die mit der Mongolistik eng verbunden ist. • 5. Dezember: „Erweiterter Mongolei-Abend“ am Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum, gemeinsam mit dem Entwicklungshilfeverein NISHTHA Austria. Es sprachen im Rahmen der „Wirtschaftsmuseum Akademie“ Franz Greif über „Die Mongolei zwischen Wahrnehmung und Realität – ein Land der Phantasie im Aufbruch“, und im Hauptvortrag Johannes Steiner (Leiter des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung) über „Tschinggis Khan, vornehmlich in seiner heutigen Wahrnehmung“; in der Reihe „Mensch und Gesellschaft“ präsentierte der Verein „NISHTHA-Austria“ Erfolge und Erfahrungen bei der Umsetzung von Projekten in Indien, Kenya und der Mongolei; den Abschluß der Veranstaltung übernahm Wolfram Schaffar (Institut für Internationale Entwicklung) mit Einblicken in die Situation der Mongolei aus der Perspektive des „AsiaEurope People’s Forum 2016“ in Ulaanbaatar. • 12. Dezember: Interview mit stud. soz. Lidia Soos für eine Bachelorarbeit am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie (Prof. Dr. Hermannn Mückler) über österr.-ausländische Freundschaftsgesellschaften. Für den Vorstand: Franz Greif (Präsident)
© Copyright 2024 ExpyDoc