Verlag des BundeszurBefreiung der Ukralna DAS PROBLEM DERUKRAINA 11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111I1I111I11111I111111I111It1l1tllllllllllllllltllillllllllllll!111111I1I!IIIIIIIIIII II IIIIII 1111111111111111 11111""111111111111111111111111111111111111111/1/111111111ll11111 111t1111l1111l111111111111111lt111l1lUIItII!t1l111l1111111111111 1111111111111111 VON GEORGE CLEINOW ~; '.~ :10~ Wien 1915 D'lIcIc , " VorwIrts", Wien V, Rechte Wienlelle 97 ~~~Das~~~ Problem der Ukraina Von George Cleinow Wien 1915 Verlag des Bundes zur Befreiung der Ukrainll Von den Herausgebern. it freundlicher Genehmigung des Verfassers erlauben wir uns hiemit die .\bhandlung, die urin der Berliner Wochenschrift "Die vom 11. November l!Ht pfschienen war, separat herauszugeben, um die AufmerksaUlkeit dfl' breiteren Krei"" der Oeffentlichkeit, die sich für die ukrainische Frage interessieren, auf die Ansicht eines fremden. objektil'en Forschers über dieses Problem zu lenken. Wir müssen aber im voraus betonen, dass die An,iohten des Verfassers nicht in allen Details damit über· einstimmen, was für uns als innigste. unwiderlegbare L eberzeugung gilt. Indem wir uns erlauben. an entsprechenden Stellen in Anmerkungen auf die, unserer ~Ieinung nach, nicht ganz zutreffenden Behauptungen des Verfassers hinzuweisen, beschränken wir uns hier auf eine allgemeint> Bemerkung. Der Verfasser geht von der Voraussetzung aus, dass flic ukrainische Frage für die mitteleuropäischen Mächte von grosser Bedeutung ist, und befasst sich eingehend mit "iner Frage. die das Hauptthema ,ler Abhandlung bildet: ob die m<rllina die notwendigen Y orbedingungen hat. ein lehensfähiges, selbständiges Steatswesen zu bilden. Die Analyse der natürlichen Vorbedingungen bot dem Verfa ..er die Gelegenheit, die grosse ~["cht seiner gründlichen Sachkenntnis sowie die Schärfe seiner Urteilskraft in glänzender Weise zu entfalten. rn "'enigen gros",ügigen und sicheren Strichen, an der Hand der statistischen Daten, fasst er die wirtschaftliche Vergangenheit und Gegenwart der Ukraina zusammen und zieht recht erfreuliche Schlüsse für ihre Zukunft. 4 - Weniger zutreffend erscheint uns in der Abhandlung lie Schilderung der ideellen Vorbedingungen einer selb,tiindigen Ukraina. Der Verfasser überlässt rlie Lösung der .vichtigen 'Frage, ob das ukrainische Volk die zur Erringung mrl Aufrechterhaltung seiner Selbständigkeit notwendigen l':lemente in sich finden wird, rler Zukunft. Wir erlauben InS hier die allgemeine Bemerkung, die wir an ent~ .prechenden Stellen mit Tatsachen zu beweisen trachten. la88 die nationale Bewegung de. ukrainischen Volkes VOll lern Verfasser in quantitativer wie auch qualitativer Hin~ licht nicht gehöril!" gewürdigt wurde. Die Schuld daran :ragen natürlich ausschliesslich die exzeptionellen Verhältnisse, in welchen das ukrainische Volk in Russlanrl sein Leben fristet, und die es einem aussenstehenden Zuschauer mmöglich machen, den wahren Sinn und die Tragweite ein<eIner äusserer Erscheinungen dieses Lebens nach Gebühr ~inzuschätzen. Man darf nicht vergessen, dass die .Ikrainische Bewegllng in Rus.land bis zum letzten Augen)lick dazu verurteilt war, das Tageslicht zu meiden, und lass sie nnr aus nah m s w eis e eine Gelegenheit finden {onnte, sich auf die Oberfläche emporzuwagen. Eines ,önnen wir jedoch feststellen: S0b.ld die russischen Zu,tänrle.. wenn auch nur auf einen kurzen ){oment, dem :lkrainischen Y olke eine Möglichkeit der Entwicklung boten, :lat dasselbe jedesmal eine grosse Zähigkeit und Lebensfähigkeit an den Tag gelegt. Kein einziges J[al hat der leider so seltene, für die Entfaltung der nationalen Kräfte ~ünstige }Ioment das ukrainische Volk unyorbereitet, der Zeit nicht gewachsen gefunden. Im Jahre 1905 wnrde das Verbot oer ukrainischen Literatur in Russland aufgehoben, und in einem ~ u er.cheint an der Stelle, wo bisher kein einziger Schritt gemacht werden durfte, eine imposante ukrainische Literatur, eine reiche politische und literarische Presse. Kaum wurde nach jer Revolution den rkrainern die Aussicht auf eine politische Organisation gel!"eben und es erscheint eine Reihe politischer Organisationen und in heiden Dumas treten ,tarke ukrainische Klub. auf, welche .Is ersten Punkt ihres ProgramIDs pol i t i s c h e A u ton 0 nti e der U k r a i n a erheben. Die genossenschaftliche Bewegung in Russland wurde sofort von den Ukrainern als eine mächtige Stütze ihrer nati.malen Br-wegung ausgeniitzt. AI. die Frage der Yoll,,:s"iehllh-. auf dip Tagesordnung trat. wurde VOll (ler eanzell l1kl'ail1it'e1J(':ll (~el-ielh;ehaft einstimmig die Forrlel"unlZ t,'rbohf':n: .. (-lC'bet 111li') dip ukrainisch!' Volk!;schule!a Fiir einen aussenstehpnden Zll~ebi:lllCl'. dpr dazu nur ejnen Teil tlie~er Ereig'nifol~c lWUlerken kann und dem e~ f'Hit unmöglich ist. ihl'pn innel'pll Zusammellh~ng zu entdecken, bilden (lit'l'I-e Tatsachen wohl nur eine Heihe loser Episoden von ganz verschie,lene,' Bedeutung und Qualität, die aut' pine hreite Volksbewegung bum hindeuten, Tatsächlich sind (>:"; aber Hpröf;slinp:e eines und desselben mächtigen BaumeEl, des~ell 'Vurzeln breit lIIld tief nnter die Oberfläche reichen und oie breiteu ukrainischen \' ° I k s- m ass e n umfassen. SI) sieht anch der Verfasser zum Bei- "piel in ,ler Forderung der ukr;tinischen Volksschule ,las 'lanze Programm der ukrainischen Anführer, für dessen Erfüllung jeder die Ukrainel' gewinnen könnte, gleichgiiltig, qb er Oesterreicher, j)eutscher oder Humäne hiessc. Für wns bi10et diese Foroerung nur eine der zahlreichen Emanationen einer einheitlichen Bewegung, deren Ziele, klar lind kristallisiert, dem nkrainischen \~ olke seit dem erRten Augenblick der l'UssiHchen I' nterjochung in seinem ganzen ,el'zweifelten Freiheits ringen vor$chweben, :llit voller Zuversicht kann uahel" das ukl'ainiRehe Yolk auch nem Augenblick entgegensehen, in dem ihm "on der Oeschichte die obige wichtige Lebensfrage gestellt werden wird: Es wird dieselbe sicher in der 'Yeise beantworten, wie es einer 7.ur be."eren Zukunft bestimmten Nation würdig iot. Zu demselben Schluss fiihren den Leser auch die "bjektiven Feststellungen der natürlichen Vorbedingungen der tTkraina fiir ein selbstänoiges nasein, die in folgender .... hhaudlung vom Verfasser in eklatanter Form geboten werde-n. - 2 Das Problem der Ukraina. ,.Die Ueberzeugung, dass eine Bes;;crung des Schicksals der Ukraina in den Grenzen Russlands unmöglich ist. musste unter den Ukrainern immer mehr Boden fassen. Die LostreonuD[t der UkraiIlf von Russland. welche einen siegreichen Aufstand der l.:lc:rainer gegen die bewaffnete Macht Russlands oder eine Zertrümmerung der russischen Despotie durch die Nachbarstaaten zur Voraussetzung habeD müsste, konnte natürlich in das Programm einer in Russland wirkenden ukrainischen Partei nicht aufgenommen werden, um so mehr. da das Postulat noch vor kurzem ziemlich utopistisch erschien. Nichtsdestoweniger wurde in der ukrainischen Oeffentlichkeit der Ruf »Los ,'on Russland!« im..'ner lauter." .,ukrainisehe Nachrichten", ~r. 'i Yom 27. Oktober 19U. Je deutlicher es den gebildeten Teilen der rnssischen }esellschaft zum Bewu.,t'oin kommt. d,.ss sie 'vieder einmal ron der Petersburger Regierung hinters Licht geführt wor,Ien sind - vor dem Kriege durch die bewusst falschen An,raben über nie deutsche Politik nnd ihre Absichten, während ,Ies Krieges durch falsche Siegesmeldungen und bewusst 'alsehe Nachrichten über den Sta!.d der Kriegsoperationen - je mehr mit einem Worte die russischen Volksmänner 'on neuern erkennen. dass die Zentralregierllng im Grund. .~ ~enommell der böseste Feind der in Hussland vereinigten völker ist, um so mehr beginnen Erwägungen aufzutauchen, lie sich mit der Frage beschäftigen, olr das Zarenreich mit ,einer gewaltigen Fläche, der grossen darauf wohnenden ~ahl von N ntionalitäten und seinen grossen wirtschaftlichen "'(\ sozialen Widersprüchen iiberh.npt zentralistisch regiert I - 7 - werden kann und ob nicht ein auf Dezentralisation nach Nationalitäten beruhendes Föderativsystem dem bishorigen Zustand vorzuziehen sei und grössere Gewähr für die politi.che lind kulturelle Zukunft der Russen biete. J"allt, sogar in den .\Ilfrufen der Armeeführer. wird von einer Autcnomie der Polen gesprochen, für de'ren Schaffung England durch Herrn ASCJuith die Garantie übernommen hahen _.. oll: .\lleh Finnland nnd dem Kaukasusgebiet kommen die russischen V ('Ttreter des Föderativsystems freundlich entgegen. Nicht so den Ukrainern. Zwar findet man, wie während der Regierung"eit Alexanders II. und während der Revolution 190;;/06, in der demokratischen Presse hin und wieder Artikel zugunsten der kulturellen Bestrebungen der Kleinrussen, aber ernsthafte Anzeichen dafür, dass die Sympathien für die kleinrussische. die sogenannte ukrainische Bewegung .tark i1.<l Zunehmen begriffen seien, und dass somit auch der (kdanke an die Herstellung einer. wenD auch nicht politischen. so doch einer ku1tul'ellen ~e]bbt:im1igkeit der rk \'.tin'l durch Russland selbst in den Bereich des :\fögli0hen tritt, derartiges lässt sich - soweit ich sehe - aus keinem der in jüngster Zeit erschienenen Zeitschriftenaufsätze und aus keiner Broschüre herauslesen. In Siidrusslanrl .elb.t Nstarkcn dagegen, wie yerbürgte :Nachrichten be,sagen. tatsächlich Organisationen unter der Oberfläche, die den Aufstand gegen den Zentralismus der Petrograder Bürokratie und die Befreiung vom moskowitischen Panslawismus predigen. und in .Moskau und Petersburg mehren sich bei den Sozialisten die 8timmen, die diesem Ukrainopbilentnm Beifall klatschen! Der Streitpunkt, von delll aus die moskowitischukrainischen Gegensätze zu ver~tehen sind, liegt darin, dass die Ukrainer behaupten, ein selbständiges Volk mit eigener Sprache zu ~eill, während die Moskowiter in ihnen nur eine geringere Abart des u.n~~entum8 anerkennen wollen, weshalh di.:! Ukrainer Kleinrllf'8Cn genannt werden, währeno ihre Spruche als kleinru ..ischcr Dialekt bezeichnet wird. Sich selbst stellen die )[oskowiter als da. iil,erlc~enc TIcrrenvolk hin. das j.:ich eJ)cndeshaU, lind nm Jer nationalen Einheit. willen berechtigt fühlt, gegen die ukrainische Sprache einen Ausrottungskampf zu führen. Der Ukrainer M. Shutschenko kennzeichnet die Lage für 1911 wie folgt: "Die nationalklllt.nrelle Bewegung der Ukraina ist von ,ler R"'gierung als 2* ~epa .. ati8ti8ch und dahei' :.tl:; :-;tuatbgefährlieh oczC'ü'hnct lind 'ureh eine Reihe yon Zirkularen und VNordnungen ta~,;ieh !teh ausserhalb deH (lesetzes gestellt worden. lnfolgedc",en "urde die A uflöRung allel' bescheidmcn El'l'ungensehllften , uf ,Iem Gebiete oer Kultlll' und Bildullg Hcit 1905 bi, 1906 j ortgesetzt. Die Abneigung des \'t1rstorbenen Stolypiu geacn (as ekraincrtum. die in c;einel' t~ ntel'l'eclnng mit den V CL'· lI'etern der Kiewel' Nationalisten um yel'hängnisvol1en 1. :--:('p. t ,'mber ihren Ausdruck fand, iH hekannt. In _\nbetn,eht ( ieses geniigt es zu erwähnen, elass c1a~ ,.Xowo.ic Wl'C'mja" j orderte, al1e Ukrainer vor Gericht zn dtcllen, da dier;e nieht wehr und nicht w('niger als einen bewaffneten A1Ifstand lind (inp I.o8rei~sung der lTkraina von Russland vorbereiteten, .. '" Tm übrigen ist die Frage recht kompliziert dlll'clt (len t :ang ihrer Entwicklung. Die Tatsache, dass die Lit"ratnr ~('hon auf die Frage: .,Was ist eHe ITkraina~(( nicht wC'lligrl' : ]s drei ~\ntworten gibt. zeigt. wie schwierig 1II1el ung'{'ld~ll't ,'ns ukrainische Problem ist. llie L"kraiuophilen verstehen unter l~krHina da~ g('. ~i:lmtc nm OPll Kl('in!"us~('n f'thnog'l'aphi:.;ch bedeckte G(~hiet 'um X01'rlhangc deR Knukasus an, um das ~("hwarzc )f eer llerulTI, bis zu Jpn .Hiimpfpn des Pl'ipet im SOl'(]cn und ühet' die Kurpathen hiniibcl' im Westen (GrmchewRki) . .Die ]'olen "erstehen unter Ukraina eigentlich nur die l'UF;F;ischen Gon· 'ernements Wolhynien, Podolien. Kijew. Tschel'lligow und "'oltawu (Slownik geogl'uficzny. Hund 13). Die Rnssen, die ].!o~l~owitcr. wollen ',on ('inC'r tf'l'ritol'iaJen Bestimmung' uC's I!egriffs iiberhaupt nichts wissen, ihnen ist lTkraina di~ Be,eichnung fiir ,.ine bestimmte kleinrussische Dialektpoesie "nd .ie glanben sie damit jeden politischen Inhalts ZII cnt~ leiden. (Russi"ches enzyklopädi"chcs Wiirterhueh, Band 68.) llie Moskowiter können sich fiir ihre Anffassnng auf die Ge,chichte des V creines "St.raja Gromadu" stiitzen, e1er 135'!) i 11 Kijew als politischer Studentcnyerein ins I,ehen getreten i;t und bis 1910 etwa (zuletzt fünfundzwanzig .lahre bineurch) als literarieche GesellRchaft ohne jede politische Bel eutllng bestanden hat. Noch in der ersten Hälfte der Acbt,ehnhnndertundaehtzigerjahre stand die "Staraja Gromada" 1:8nz nnter dem Einfluss eies bekannten russischen Antononisten :M. 1'. Dragomanow; bald nach seinem Ausscheiden l887 blieb ihr einzi!!,es Ziel die Pflege deR literarischen Nachlasses des Dichters Schewtsehenko. ~) - \rollt(, il'gendeill(, politischp Muc.ht dit~ "-ünsehe del'jtu;gen Kre;.c voll befriedigen. die in Deutschland ab 11krainophilcll schlechthin bekannt sind, 150 mUf.;!:itc si<' den likl'ilincrn etwa ein Fiinftel des europäischell Rl1s8lancl. zwei l)rittcl G81ir.i<·I1~ 11l1d pin Fiinftel rng'arn~ !o'hwtli('h 8iehf'l",teilen. Vor:.msgesetzt nUll, duss die Ukrainer dies ganze Gebiet "il'klieh <tuch ethnographi.ch bedeckt haben, tritt die wicht !g'e Fruge in ihrc nechte, oll eine Ukraina in dem g-ekenny.cidll1ctel1 Flllfallg" anch ein polit.i!:lch Jebensfähig('~ Hcbilde <I\.g·;ibt\ piu Rt:wtJOiWCSt'll, duo.; nicht beim crst('n Yersnch ,\·i,·(kl' eIern feindlicl,cn XadlLarn oder F~l1l'pator llnt('rlüge. Ein Staat i,t illl Zcitaltcl' d,'1' \Y eltwil'tsel",ft nur lehell'fiihig:. wrnn srin Tl'J"ritol"il1l11~ rnthiclt<' es Huch clip grejsstcn Hei('litiilller, bei Pill(,], gewi~sen wirtst'haft!o'- und \"cl'kehr~ ;':'f'u~raJlhjf.;chell (Jcschl~~~enheit ciHr ungehinderte Verbindung· zu dpll Rtra!,f.;rn dpf.; "~pltn'rk('hl"!' und zu !:ie.inrn Ahsüt1.ln:irktPll lW!olitzt, WClllt :-,pilw Hf>yölkcrl1Ug genUgend grossc ,,- irt~chaft8ellrrg-iell zn entwick(']JI \'('rInn!!. um die Schät.ze d.·;, Ll.IlHlps zu hrh(,11 uud A"PgPll rnt!olprcchrndf' Einfuhrwerte \·(,rt(~ilhaft ('illznt:IU:-iehpll, duell g"plIiigend ;.!"l·o!-'~en EiA"cII"erl,ratwh hat. und w('nn !:'ehlif'8slich di~' ~flziH]e ~truktnr clc~ \' o1k{'~ ein' p]anlH~i~~igps ZnsammPllwirkclI lilie!" \T olkskJ"äftl' nal'll illlH'U 1111<1 '111f.;:-iCn llIöp:lich Ilweht., - ] )CI" Bildnug einer wehr odrl" wind(')" sclh!'tündi~ell l·krl.linH ~tcht df'l" llwskowiti~ch-pt'fruA'rildrl' :-;taat~g·{'d~tnk(' entg·pg"cll. ~pit tausend .iahl'(,u, al!o' l\:ijew noch c1(,11 H('hwrrpunkt RUi-islands hi1dC'te. haLt.:n sich aHr y(' ..h~iltni!o'::'p lwdl und lIowll zUg"ullsten :Alo8l;:all." \·el'~dlOhen, l~nd ah: im ~i(>hzchut('n und achtzehntell .1:lhrltnndcrt die· l"kraina durcli den inu(,l"f'n Zcd»ll clr:-: pf)llli~;('h-litauii-i('Il(ln }{<,ichC's g-lei('lt di(,~(,lII zwiSl"hf'1I :!'loskau und dic "lIf~tl"<,hclll]l'n Htaatpn :.\littp]pllropai-i gl'HP]]t ward. WlIl"d(l :-:it· \"OBI 'Ye~tell ~ILgf'lö!'t und an dH~ l]("lW Hn~~lal1rl l'C'tPl"::: dc~ Gro:;~(ln gedritIlgt. clas alle (1(lwiihr fHr die· nativIla!e ~en,ständigk('it 7.11 hiett'lI ::;chicn, Für (h'll heuti~{('n I"lH,~.i~ch('n }o\taut wii)"cle die Hiick('lItwieklung- ,"uu eineJll !:'turk z(,lItl'ali~iel"t('n Kational~tai.lt 7.U einem :XHtionnlitiit(,llsta~t riup nicht zu Ul1tf'rseh~itzPlld(' Gefuhr lw(h'lIt(,lI_ Sieht ~o fii I' fiu liberal<'s 11 no. fri('dlirhrnd(>~ 1:II!:'sent11l1l . .1 )iei-i('m hcdE'nt('h' (>:-- die Schöpfun~ citH'l' IH.m<'n nationalpn Kraftql1el1<" mit dpren Hilfe die Ost~lmn'n eine I)i~hel" un~.w~dlnte HollE' untf'1" d('ll 'Velh"ölkern ~picl(,11 könntf'lI. {"nd hif'mit ~owi(' ullreh 10 - inre wirts4,.:haftspolitische tieite im Rabl1lPll eIes g:ros~rus:;i .ehen Wirtschaftsgebietes bekommt di" ukrainische Frage Luch eine Bedeutung für die mitteleuropäischen Staaten. Sie : ei darum im folgenden zwar als ein Problem der rus:;i~chen . 'olitik behandelt, der aufmerksame Leser wiril aber Iei"ht die nn~ näher angehenden Schliis:-:e ~eih:;;t finden. IJie russische Ukraina umfasst, wie schon erwähnt, "twa cin Fünftel des europäischen Russland. Sie ist Huss'ands reichstes Gebiet und nmschliesst trotz rückständigster 'Terkehrsverhältnisse die nächst Moskau und St. Petershurg . ebhaftesten Handelsbezirke Kijew, Charkow und Ode.",. Die natürlichen Vorbedingungen für eine gute AUrlgertaltung der Verkehrswege sind vorhanden. Denkt man sich lie Halbill8eI der Krim fort, die nnr durch eine "chmale ~andenge mit dem Festland verbunden ist und anein schon 'ür sich mehr als achthundert Kilometer Küste hat, so hat las nkraini"che Festland eine llfeeresküste von mehr als ausend Kilometern, die mit dem Inland durch drei Strom'ysteme (Dnjestr, Dnjepr nnd Don) und acht Flüsse (Tili(ul, Bug, InguI. Iugulez, Donez, Manytscb, ,Tega und Kubanl ,erbunden ist. Ein ~[angel dieser Küste ist die Steilheit hrel' t-fer und das Fehlen bl'auchhal'er natürlicher I Hifeo; .terminuert wird ferner der in ihrer Längf' liegende wel tiVirtschaftliche \\' er! durch den F mstand, d""" d., Sch ",ar7.e Meer nur einen scbmalen Ausgang (Bosporus) hat, del' ühe1'lies nicht direkt in das Weltmeer mündet, sondern in das \farmarameer und in das Mittelländische Meer führt. Die Ukraina ist befähigt, viele wichtige Massenartikel leI' Wirtschaft selbst zu erzeugen. Sie gehört zu den reich,ten Weizenländem des Erdballs; nur ein yerhältni'IlI<l"sig kleiner Teil "on ihr, das GOll"ernement Poltawa~ kann als 'ibervölkert gelten. Im übrigen i,t die anbaufähige _\ckerfläche Hoch lange nicht erschöpft. Mitten im Zentl'lull des Gebiet. und an den heiden es dur"hflieseenden Haupt,trömen liegen Kohlen- und Erzlager mit starken Ansätzen zu einer Eisen- und Maschinenindustrie. Von den in Russ~ land im Jahre 1912 überhaupt geförderten 1'9 MiIli .. rden Pud Kohlen entfielen 1'~ 1IiIliarden anf die Ukraina (Donezbecken), 0'4 )fillinrden auf Polen und nur der bescheidene Rest ~QIl 0·2 Milliarelen Pud auf das ührige puro- - 1] - päische und asiatische HIl"land; VUll deu ,,('0 Millionen Pnd der russischen Eisenerzproduktion entfielen 19] 2 352 auf die Ukraina (327 Kriwojrog, 25 Kertsch), 17'9 Millionen Pud auf das Weichselgebiet und der Rest von 130 Millionen l'ud auf das übrige euroriiische und asiatische Russland. Tm Nordostell und Norden, wo der Dnjepr und seine zahlreichen Zuflüsse die V,'rbindung- mit dem Siiden herstellen, hedecken Urwälder weite Flüchen und sichern bei verständiger Wirtschaft die Holzn;orsorgu!lg' für alle Zeiten, während die Wälder des Kaukaslls das Riidostgehiet der Ukraina .. ersorgen können. Die Zuckeniibe, Tabak, Hopfen wachsen iiberall, besonders :Im 1'ord- und Nordwestrand des Gebiets; Wein lind Mais im Süden. Südosten und Südwesten. Im Widerspruch zu diesen scheinbar günstigen natürlichen Vorhedingungen 7.ur Bildung eines unll bhängigen Wirtschaftsgebiets, also 'l\1ch ?ur Staatenhildung, steht die Tatsache, dass die l'kraina als Ganzes niemals selbständig gewesen ist. :-<lIr in ihrem nordwestlichen Teil hahen die Vorfahren der hClltil(en Kleinrussen \'or tau,end Jahren ein St.aatswesen mit KijC'\\" und Tsphpl'nigow al!; ~fittelpunkt g-riinden können-). '") Damil will wohl der YeI'fa!;ser dir Fordel'lHll;: ut·r I;ktaincr hincichtlir'h dl'r SchafClmg ein('s selb~tändige\l Staates nicht in Frage stellen. da l':> l ;I,C in der Ge'5chi~hte bekannte Tals:ache i~t. dass :üch die StaatsI(:renzen nicht immer mit den n:l.lionalen decken. (Vergleich!:: Die dE'utsche ,~atioll.) Was dns ukrainiscbC" Volk anbelangl. so muss hier konstatiert werden. dass der uHe K i j ewe r S t a a t (da~ 9. hi~ 12. Jahrhwldert) fast das ge<!amtf' ethnographisch ukrr.inische Territorium umfasst hatte. welches zur Zeit der EntstehUi!::!; jenes Staates zum f;l;rO.:iSen Teil dem gf'genwärtig:en Wohngehipt des ukraini!'chen Volkes entsprach. Das 1mter dem .o\nprall der turko-tal;lrischell Horde\! ei~gebüsste Territorium wird vom ukrainbchf'll ro!1;:l' im 17. bi;.; 19. Jahrhllndt~rt zurückgewonnen. Nach dt'ffi Fallt> df'!' J\ijc\~'er :::;taat('~ im l~. Jahrhundert ~untel' dem erwähnten .\n)Jl'all der XOllmd('1! uml infohte der HivaliUH des neuMebildeten moskowitischen Fürsl('nlums) ist da.s ukrainische Leben nicbt zugrunde geg:mgen, sondern sein Zentrum wurde \'om Dniepr weiter gegen Westen an dt'Il Dnic~tr verschoben. wo ein !lCUer ukraini~'Cber Sta."I.t. das galizisch .. wolhynische Fürstentum U:2. hi!'i 14. Jahrhundert), auf dem Territorium oer jelzigf-Il (1ouH'rnl'ments Wolhynien und Podolien sowie Ostgalizif'n:.: entsteht, wekher tlie alten Traditionen des Kijcwer Sttiales weiteI' enlwickell Um (He :\litfe des H. Jahrhunderts fallt dieser ukrainische Sl:ut infolge ll~r inneren WirrHl und der BeRehrlichkeit der !\3chbarn Wol<"Tls und Ungarns), wobei Galizien und das Cholmerlanu unter oie lIl~rrschafl Polcn~ gflangE>n. Allein das St:wtsleben findet, wenn ilurh mit ",ewissen Slörun~ell und Unter- - l~ - Ebenso iu Widel'öpruch mit dCD natiirlichen Vo,'b, ,diugungen steht die Beobachtung-, da.s, nachdem eiuIIIal cl ". politische und wirtschaftliche Schwerpunkt der .armatüchen Ebene "on Kijew nach ~Ioskan "erlegt werd.. n k mnte. dieser Schwerpunkt bis auf die heutige Zeit nicht ",ieder nach Südwesten rückte, sondern im Norden blieh. Die Griinde für beide Tatsachen "('ieu beleuchtet. Zunächst die Hodeng-est.altun/(: dip siidrllBsische Steppe i,t ein Hochplateau mit 'teil Will Me(',' abfallenden Räudl~1"n. Die FHis8e~ dip l.UUl Schwarzen lfecr streben, musAtpD sioh durch dies Plntenu rlll1'chnagen und haben tiefe Täler g.'graben. Sie geben das Ni\'eau des Grundwasserstandes an. d·~r somit filr flie Elwne ~(>-lh~t ~() tief Iip.I!t. rlas~ das Gnhiet o me kiinstliche llcwä!3scl'nng-sanlagen znr ße~iedclung unhpchungell. seine Fortsetzung: bis geger. I:!:ndc de~ I:). Jahrhundf'rls itl dEn o!=lukraini!"chcn Gebip.t~n (in Wolhynien und im Kijl:wer Gebü·tL w) die FOrsten des litHui~chen Staates regierten. Erst ge!{ell ERde df'!lL Jahrhunderts werden di('~{' FOrslentümel' ZI\ einfachen Provi.nzel! df:; litauischen Staate~: in c1pr zweiten Hälfte dEOS lti. Jahrhlmdp.rt.-q 169) werden fast alle ukraini:,chen LaJH]e. die zum Iitmll:,ch~n Staate gehörh"m. YO'l Polen annC'ktierl. Um die i\1ittl' de!'l 17. Jahrhundert,.; (1 )1.8) kommt f'S zum gro~:.en ukrainis{'hf'n .\ufstanrl gp~t'n Polcll unt" .. du Führung Chlllelnytzkyi'; lind es entst<>ht du ncut' ukl-aini!:IChe Sta:lt. di~ lIetmanenrepllhlik. die hi;.; Ende d~ I~. Jahrhu:'lderls hl'sl·!hen bleibt. (liH4 wurde die Hetm.111Cnwürde auf~ehohen UTld erst nu .I~ He liHO wird l;krain<l zu ei!ler Pro\"inz Russlands.l FO.· ein~ Zeilla 19 waren in jener RepubJik fast alle ukrainischen Lande. mit Alls.sc lhl:;S von Galizien, yC'reini:rt und er.:;t spiiter wurde dip sogenanntf' l"f' :ht~seitige Ukraina (di{~ ~(C'liiete am l"C'chteu OniC'pruff>r) \'on ihr lo!--~(l:rellnt. Abge~elH'n aber \on den jeweiligen Staat:o;grenz('11 el"ShHh im Il~ rllinischen Yolke nuf rj(lJO p:anzen ukra.inif,chen Tl'rritorium nit' da:-; GI fühl der Einheit und Zusammengehörigkeit, wclrhes oft in ht.·llpr fllmme cnthr"nnle. (Die Wied .... r~eburt dc~ 16. bis 17. Jahrhunderts wd dn gegeß'"värtilf;(' :'\{oment.) Dieses Gefühl der Zll~amntcngt·höri1!:kt·il w .rele im hoilen :\Iasse dUl"ch jene häufigf'1I M u ).: seil f I u k 1 u }I 1 i on,! 11 der ukri.lillischen He\·öl!~erung gefördert, dip aus mannigfachl'lI Gliinrlcll tdie ~ozialen lind natiollalUl Uewegunj!en, die KriEOge dt!l' L'l r<lina und fnr L"krainu) u-ie(ll'rholt auf del1l ganzen Gebiet der lIkr<liu:I sh lHanden. ".Iene FluktuntiOiH'fl" -- sagt Profcl'sor llru.:chc\\'skyj in dein cl":len Band Sf'illEOI" ~I"ossen ,.(i~:"chichte der -Fkraini.l" - "haben da~ Iw· wi rkt. wa~ 'lll~e~idlb des Man!w!f'l an einer einheitlicheIl politischen Or!!anls ... :ion.::In ("(1!cn inTlf'I'Cli Beziehungen sowie aTlge~ichts 'Ier geogr-dphisc len Absonderung grosse1' Teile des ethnographischen Tcrritoriumj'; sOlI;.;1 ni :ht mö~ll('h gewesen wii re. Dieselben haben g:l !IZ gewis:'i dazu beic;r'. tn gen, dass, ungeachtet aller nnltÜnstl[l,'ell Um~UindE'. das Gefühl nl'\' völkischen Zusammengehörigkeit. Einheit. das nationale Bewussb·(·i'l i't prhaupt in der ukrainischen ßc\-ölk~run~ l't'~e 1!eblieben ist." \ '~n1. d"I' ",·tau!"!'! ;.rccigllet ist. Die aus dem damali~el1 "Russj". Hotrusslalld, hC'utigem 'V ()lh~'niclI lInd Podoliru, gc;.!cn Siiden "ordring'('llden Kolonisatoreu wuren daher auf die schmalen, tiefen Flusstäle,' nnge\\'i~8en, Die hochgdegene Steppe wal' "on Xomaden~t~immcn hcyölk("l't, die jene Siedelungen ständig lw,!J-ohtcn, <legen:'\' ul'den 1I11d OstClI wal' das Land dagegen offeu llnd C'llPlU:w fruchtbar wi(" im Süden. So i~t €s zu erkliil'Cll. oa:-::; die Rlawen, die yon den Yorkarpathen durcli. dir EhcIIc nach 1\urdostcn "ul'drungen, Kijew und Tscherni.:,!"O\'·; zu ihren ]Jolitischen Stützpünkten machten. Yon einem } LJlldel na"h dem Rüden wird in den Chroniken nnl' im ZusUlUBlcnhang: mit HHII Süden kommC"nden IIändlern ge· 'l,,'odwn, ]I"" Hand,,1 im Xorden der heutigen Ukraina hob ~i('h in dplll )lu:-;sc, wie ~tuch dip Besiedclung des ~ ol'd· Wl'l'itCIiS der l'\1~!o;isdlf'1l ELene Fortschritt<:> machte. Dorthin wareu andere I"lawi!:'cJ1G Stämnw nördlich des Polessje~ defl. "'"I<!z!.{cbiets, dUl'ch da~ heuti;.t(, Litauen yorgcdruugen. Dort wal" ah{'l" dH:-; HU~Hf'ntlllll :lIIch mit den ~us dem Xordcll übel' Xowg-orod h('r eill:,rellrungenen 'Yarägcrn zus~mllnengetl'of fpli lind Iwttl' YOII ihm ein~ stärkere staatlich(' Orp-anisation ('utldlllt, der clf'l' <':l'hwaehC' Kijewel' Shutt siel) nicht ah g'ew:lC~h~ell C'l'\\"it's. nato. l'icheillt lllil' tIel' zweite wichtige Chunu für die hl'uti~w rusdl1xtändigkeit dpr rknlina zu sein. In den:;elben Hiehtnl1~ wirkte dann das Er8tal'keu des litauitichen Staate!:;, dei' ",ich llald ~CA'en Kije\\" hin auszudehnen hegaull, bis er 15t;!) in der '·C'rcini,I,,nmt.!" mit p(llen durch die linion ,"on Lnhlin scilll' g:rü::'hte A lBdcLnung- gewanll. Die westlichen l·k:'aillpl' k:.ll:1en nlltp}' dif' JIC'rr~chaft der polnischen Ma:,rIWtl'l1, dip i)~t1icl1<'1l Ilatt<'lI 8ich stNS russischen Eindrin!!{'Il~ 1.11 (,l"WPh1'l'Il. . Da:.: Er~clwin{'ll dcl' Polen in der eluaill') hatte nun fiir die wcitf'l'c Entwicklung- der westlichen l·kraina tief cin;chucidcndc FoJ:.,:en, Die polnisch-litauische Hcgiel'uui! g::dl ,1:.IS I.and deli )!ngnaten unter nl1erhand wirtschaft· JidH'1l Pridleg:icn. Dip )Ia:,rnaten hericien \Vandel'arbeitcl' ZIIr T.andl,cstell,,"~', p,'haut"1l Städte lind Flecken nach 1'01ni::cht'l' .\ l't. ähnlich wie in der PrOyillZ Po~ell mit 1t[agdchllr~'cr Hecht: sie schufen jiidische Xiedrr1a'S~unge]], zogeJl or t um die deuf"'c!ll' llandwerkcr heran, WUl"t"H mit einem lll;·)!-dichst intensi\'e ,:\u8beutllng ihrer Latifundien in printtwirt~chaftlichcm Intcl'esHC' besorgt. Da!:; Aab zw;,!1' dcU! J!jllllenhnnd('} llellPIl miic·htigen Jm[Juls, Jahl'miil'kte hlühten "1 lf. aher weder "on eißl'1I1 rechtpl1 Aufhlüheu des Laudes Entwicklung clc, Ram!els zum Meer hin konnte d _e Hede sein. noeh von der Erstarku~g staaterhaltender C rg-anismen, da die breite Masse nicht zur Vermehrung und \i el'belolserung der Gütererzeugung erzog6ll wurde. Das I auptabsatzgebiet blieb der ~ordosten, Kijew verlor seine I,pdeutung als Stapelplatz für den ~orden nicht - Chnrkow k .nnte als solcher fiir den Osten aufblühen, "\her einen wichtigen g-c,ellschaftbildenden Faktor h ,t die Polenherrschaft den l'krainern, wenn auch unge"ollt, doch I!ebracht: die Organisation der Ko,akenlwerp, Tn Kampfe gegen die Tataren, türkische X omaden, no]'(lJ'lIssische Räubrr sowie gegen den polnischen nrossgrllndb ,.itz, der die einheimische Bevölkerung dnrch die Juden e: :ploitierte, war das Kosakentum entstanden - jene einziga ,tige militäri.che Organisation der Landbevölkerung, die sich im Zeitraum "on zwei bis drei .Tahrhunderten einf'u .A df'l mit grossem Landhe8itz und eine primithe, volkstümli,he Bürokratie geschaffen hatte, die durch nnn .lurch d ~mokratisch, wohl tüchtiJ!e Trllprenfiihl'er 1I11d Oehiets""rwalter (Hetman), aber keinC' ~lnl1'1rchi(· heryonmbl'in!!cn y, ·rmochtp. ' :t 111d ~iner Die SchwäcLe tle:-< polnisch-litauischen Staatet;:.~ die die ,zialcn Kiimpfe, wie sie in uen Haidamakcnaufständell il ren Ausdruck fanden, nicht ,'ertragen konnte, liefert d mn den letzten wesentlichen (irund dafiir, Oa". oie l'kr:lina n :cht mehr zur Selbständigkeit gekommen ist: oie uhaiD sehe Beyölkerung konnte ihren sozialen ..:\nfbfHl nicht l>enden: zu früh trat an oie Stelle oer Herrschaft der polllisc hen )Iagnaten die lier zielbewussten Petershnrger fltirok ~atie. ~ie hat. llachdcm sie die K08akenallf~tände gellutzt h ~ttc, den polnischen Rtaat zu zerstören, nicht ganz hund(,!"tfiinfzi/! Jahre dazu gebraucht, um die Kosaken ihrer Bed )utung als eines sozialen Rückgrats der Ukraina zu herLuben, indem sie sie in eine re~uläre Truppe verwand(·lte. I:ie Kosaken, die geg(~nw8rtig ge~en Iln~ere hr'lxen Truppen k impfen, sind jetzt nichts anderrs wie Kfl\'alleristen, aus a len Teilen des europäischen und IIsiati.ehen Russland. zuH~ mmengewiirfelt! deren Regimenter die alten Kosa kentl aditionen mit F..inschlus, des verwegenen Hanrschopf., oer "' hief sitzenden Mütze, der ~agaika und den B.zeichnun.!!en f etman und Essaul übernommen haben. Tm sozialen ~\ufSj - 1f; ltau dcl' 1\'lcinrus:,en Ein.J die alten Hetman und E~sauly ersetzt durch die meist "u; dem Petersburger Beamtenadel 'nervorgeg-ang-enell #\delr;marf;chälle und die System,'erw:·tltunp;~ zn oer sich die Söhnf" der l rkraina (lr~iJ\gel1. Auch in wirtschaftlicher Beziehung hat .ich seit der Polenherrschaft, ,eit den Haidamakenaufständen und seit der Angliederung- der Ukraina an Russland manches in der Welt geändert . .\Iit der Entwicklung der Hausgewerbe zur Industrie, mit dem Bau "on Eisenbahnen und dem U ebergang der :-; aturalwirtschaft ZUI' Ueldwirtscl,aft bei gleichzeitiger Yel'drängung türkischer Stämme aus Südrussland t wo doch die nahe/!"eleg-ene Küste ,Ies Schwarzen )feeres eine besondere Anziehung-.kraft auf die an den südlich strömenden FlilRsen wohnenden Produzenten ausüben musste, bekamen nur die sogenannten Stapelplätze im Norden um so grössere Bedeutung: das Steppenl!f"hiet blieb aber auch nach der Besiedlung- durch Deutsche troty. seiner wirtschaftspolitischen Bedeutung für Russland olme Einfl1l8" auf die nationale Regencration der rkrainH. Die Strom~('hllellen des nnjepr hinderteIl scheinbar alle Entwicklung zu Tal, aher nicht zu Berg! Das. Gebiet hat eine durchaus neue Anregung erst durch den :\nschlnss Russlands an den Westen Europa., durch die Entwieklung aller Zweige der Technik hekommell: die Tiefh.lg-e des Grundwassers i"'t heute, nachdem T.lusendc \'{)Jl (Ieut.... chell Kolonisten (las Land er~chlossen hahen. kein allsschlaggehrnder Grnnd mehr gegen eine Bcsiedclulll; des .-üdlichen Steppengebiets durch indigene Bauern, die Steilheit der KUste kein uniiberwindliches Hindernis für Hafenl·autEIl; die Industrialisierung West· enropas mit ihrem ungeheuren Bedarf an Brotgetreide hat ~s den Bewohnern der südlichen Ukraina ermöglicht, diese zu einer df>r bedeutendsten Kornkammern der Erde zu machen, wodurrh ~ie wiederum befähigt wird, einen sehr bedeutenden Teil der Industrieerzeugni.se aus dem Donezbecken und von Kriwojrog selb::;t. zu verbrauchen; !o:ie würde sogar imstande sein, in diesel' Hinsicht vom A hsatzmarkt des moskowitischen RII~"land unabhängig ZII werden und Mo.kowien die Preise zu diktieren. v.'eil dieses sonst keine nennenswert prschlossenen Erz- und Kohlengruben besitzt. Freigestellt Iniisste der Fkraina nur werden, die natiirlichen und künstlichen Ausfuhrwege zum Schwarzen -'leer Z\I "erbesBern und auszubauen. Das aber verhindert die russische Regierung systemati.ch: .ie will. dass der Handel der Ukraina in Abhäu/(igkeit YOU :Mo.kau bleib<' lIud da ••• ein" R .chtung die nordöstliche Tendenz beibehalte. DarlIln ist di e heutige Ukraina der alten gleich: wie zu allen ZeiteIl g< ht die Tcndenz de. Handels nach Norden. respekth·e NordO<tCH. Die Transportziffern der Eisenbahuen und die lkri :htp der BankE'll weisen in dieselbe Riehtuni'. Die westöstlich gerichtete Linie Kijew·Chul'kow wei!:'t ühel' }.[oskau n, ch Nishni-Nowgorod und weiter nach Sibirien. ist das Handehzcntrulll \"011 Moskau Uusslalld gewordc'll, :-t(·in Zell- tr.lIstapelplatz und Vmschlagsmarkt fiir Asi~11 und Europ". Ein russisches HamhuJ'g' p-ibt (>~ nic'ht, obwoltl Ocle~sH durcl, di ~ Reichtülll(,l' seines l-linterlanues uud dip );iihe \,on Eiseu md Kohle ('inc}" der g-rösf-,ten .Al1~fuhrhäf(,l1 (1<:>1' \Velt sein kcnnte. Odl'ssa hat. ~ieht mun ,"om Getreirl(>('x}lOrt ab, al;-: f):lrchA:allgsplatz. ue}' wegen .:\l.we~cnhpit ('il1CI' ll('nncns\\'( rten V('rnrbeitullg~indnf;tric keineIl direkten ]~in-nu8s ouf .li'l umliegenden Gebicte ausiiht. \"01' all('ll Dingen als All- le;:eJllatz fiir den Kllbotagehundel auf dCln Schwarzen Mee,· B,deutnng. Am Export sind die Uiifen der Fkr.il18 7.wa,· rn Id mit einem Drittel betciligt - all1 lll1port abel' nur mit oil.CIII Xenntel! Das u:-:iat.is('!Je HintcrlAnu zicht Hlleh "ielt, Erzeugnis;.;e dpl' LTkl'uina. vor allem ZUCklli'. Tuha"'-. ,reill, T<. xtilwarcn an sirll: TIu:-;J-;lund lInu A~,;iell nimmt die t~(' S1iHlte Kol:1cn- llnJ Ei!3cnpl'oduktion der "Lkl'uinil fiil' ~i('h ill Al spruch. Die nel'gLuupl'odnktp gehen mlC'1! H1'jauf'k. Tula. ~losknu, Tamhow. während es untf'I' dCIl TUl'C'n KijC'\\'s noel] D<. rft'l' p!iht, die SelwrnsteiHc Ulh Holz 11al)(,11 und wo dip liauel'l1WU.1!.Tm nie1,t ('in pinzige8 Eiscliteikhen. keinen eisel'neo. Hadreifell. keinen f'i!;('rncIl ~p1int aufweisen! l- ('hel' S("{· wi '(1 cig-pl1tlieh U111' d~ls nC'tl'('idC' au~p:('fiihl·t. 'Yarum ~ ~"l:tn erinnere fich .. dn~:; das gl'osse (}eLiet. VOll drill \\"i' sprechen, g(>~cD,\'~il'tip: ill lIol'dsüdlichpl' Hi('htnng- nu!' \"0:' l;c('.h~~ iiberdics \·ol'wie~end cinl!eleh:ig"PIl EiRcnbahn}in .en mit denkbar :--cbJerht(,l' Zug\·crbill(lllng dUl'chzogen i~t und da;,:s neue ProjcktC' stet::- anf die grösstell ~ehwierif! kei ten bei der Hcgi('rung ~ties~en. Die l1utiil'lidlCll VerhindUll:C~W(\::r(', tlie 0 nf dus ~I('cr und nach Riidcn weisen, Silli! nic:tt ullsgehaut. die Stl'omsc1l1Jrlleu drs Uujcpl' nieht iiucl'\\"u ,den. die Hüfen w;t Einschlus, ,·on Ode"" und Nikolajc" in s~hlcchtem Zustunll. ] Hp ltiickständi.ukcit der Ukraina in \'crkehrstechnischf'J' Ue7.iellllll~" i~t eillt absichtliche, di(· \VUtf' ibrps- IIallclch f'ind unnatiirlirl! wie> die THh:ach(' der jT n ~llltllr clt\Jo; Oro~ dt'J" H('\·i;lk('run~~:. 17 - Die offensichtlich gewollte \' crnachlä ..igung der Ukraina zugunsten ~{o,kowiens darf man um so mehr auf zentrnHstiRche T(>ndenz de~ lI1oflkowitisch-l'llssischcn ~taatsgcdankcns zurückführen, wenn man weiss, was alles gcschch('n i~t, um das ).[oskauel" Bceken in Handel und f11- Jie dustrie 'lU",-ugesta hen, wie auch die Kultivierung Turkestans in ('r~t('r Linie auf das )[oskauer Bedürfnis zugeschnitten. we'1TI man schliesslich ins .\llgc fa~st, was aus der Ukraina hätte werden kiiliJ:ell. wenn IUan ~ich der WiL-t- l~t; ,chaftsellnJ'gien der deutschen Kolonisten sowie jüdischeli lind griechischen lnrlustriellen hedient hiitte. ,lip flic T:kraina hcryorgelll':lCht hat. "'och deutlicher tritt die Absicht der J'ns<isc\H'1l Regierung, dic Ukraina dem )Io~kowitertum zu unterjochen, in der Behandlung der Bevölkerung selbst und in der Fnterdrückung ihrer kulturellen Bedi;"fni"e zutage. Der )[oskowiterstaat in :::eincr Petrog-radC'1" \~ cl"zcrrnng Illutet an wie ein 'Yncherer, ucr selbst keine neuen Werte her\'orbl'illgt lind mit fremdem Gelde alle jene ausheutet, die in seinen Wirkungshereich kommen. Französi,ehes und bclgisches Goltl (früher waren e. Hofämtel' und hohe Stellpn in ,kr .\rmee) macht es den Herren in Peter.hurg möglich, die Ciren.:dän(!el' (dazu gehört in diesem Zu-ammenhang ebemowoh I die Ukraina wie Polen und das Baltikum) an .ich 7.U fe •• eln, wie die Fäden der Kreuz"pinne deren Opfpr festhalten. Franzö.ische und belgische ~-\ufsichtsrätc, die in Liittich, nrü8~el und Paris ein angenehmes teben führen, teilen .icb mit dem Petrograder Fisku, in die Gewinne, die die Gruben und Hütten. Zuckerraffinerien, "Eisenbahnen und Elevatoren abwerfen. An die Hebung ,Ies ukrainischen Volkes zu denken ist gewiss nicht Aufgabe jener fränkischen Bankiers, der russische Staat aber gibt nichts dafür ab, weil seine ~[achthabcr, die Emporkömmlinge aus dem Beamtenadel, die die einheimischen Führer verdrängt haben, nur ihren eigenen Interessen leben. nicht aber dem so dreist mit dem allslawiscllCn Namen "crbrämten Ideal. Da. reiche Land der Ukraina el'uiihl't mit seinem Getreide und seiner Industrie den gnnzen russischen Staat und eine ganze Reihe französischer und helgischer Geldleute dazu. Das ukrainische Volk. das doch zur Nutzbarmachung aller dieser Reichtümer sein ganzes Können einsetzt, mup.~ an Leib und Seele darben. - IH - Ich habe weder in der sehr umfangreichen ukrainis( hen, polnischen nnd russischen Literatur zur ukrainischen F rage noch auch in der sozialdemokratischen ..inen Hinweis dLrauf gefunden, aus dem gefolgert werden könnte, d",," .ich d e Führer der ukrainischen Rewe~ung des3ell ')e"'lls~t ~e "orden sind. welche Bedeutung die Entwicklun.1( \".'In Ind Istrie und Technik in Siidrussland für das aationale Pr,)b .em gewonnen hat*). Die Sozialisten aller Schattierungen u Id durch sie die unter ihrem Einflu .. stehenden ukrainis( hen Nationalisten in den Städten sehen in der indOlstriellen Entwicklung zunächst lediglich eine AeOl.,erunl( der Wirksunkeit dE'~ Kapitalismus. deren drückende Seiten ~ie eins. itig ohne Berücksichtigung des nationalen ~[oments bek impfen. Im übrigen ist die wirtschaftliehe Seite der akrain .schen Frage fast ausschlies!3Jich agrarisch oricnt.i~rt, was o'lOe weiteJ'P~ einen starken Gegendatl geqcll die !-'f')len 7.IJr l' olge hat. Diesen Gegensatz aber suchte die russische Reg erung in Wolhynien, Podolien un,l Kijew, in Ostg lIizien und Ungarn durch die Agenten des heiligen Synod u ,d des Allrussischen Verbandes zn vertiefen. Dnrch das Zusammenfallen der sozialistischen und Ir oskowitischen Propaganda sowie durch die starke wirts( haftliehe Beschäftigung. die die Bewohner der Ukraiaa J'ei lllzureicbender Entwicklung der Volkss('hule in ,len letzten fi :nfundzwanzig Jahren gefunden haben, i.t erreicht worden, d.,ss in Russland die nationale Seite der ukrainischen Frage Zll derselben Zeit hinter der ~ozialen 7.urticktrp.tell konnte, a:s in Galizien gerade die nationale im Yorderg-rnncl I-tand. ri" Agrarulll'uhen 'Von 1902 und l~U:; sowie aueh die re,'oh tionären Ausschreitungen des .Tahres 1905/06 entbehren dl ~r nationalen Unterlage auch dort, wo sio ~ich gegen poln: sehe und rusftische Grossgrundbcaitzer richteten; pr"t di~ Gf.gcnrevolution von 1906/07 liess das nntionale E).'l1lent in d.,n Vordergmnd treten. jedoch im Dien,tc c!c.\f",kowiterh ms. So widersinnig- es kling-en mal.!: die :!ro~~l'l1<':Ri1-ithe Pro.) In der ukrainischen Literatur wurde dlPSP:!': Prcblpm erörtf:rt. E~ sei hbr die Broschüre von M. Po r s c h ("Von der Autonomie dE r Ukraina", Kijew 1908) und das Buch von M. S t a s j u k ("Die Al tonomic und die Entwicklung der produktiven Kräfte in der Ukraina", PE tersburg 1(108) erwähnt sowie ~ine Reihe von Artikeln (hauptsächliom at s der Feder der letztgenannten Autoren) in den ,.Berichten der Ukraini~c I(\n Wissenschaftlichen Gesellschaft in Kijew" und in ander~n ukrainisc .n Journalen. Anm, der Herausg. - l~ - pa,;anda de, "AlIrll<sischen \~ erbandes", die ,ich der kleinrus.ischen Sprache und der sozialrevolut.ionliren Methoden iur enge Parteizwecke bedip.Df'n ml1sst~, um üherLanpt an die a krainische Bevölkerüng heranzu1(oßlm8n. hat he~onders in den drei Gouvernements 'Volhynien, Podolien und Kijew so etwas wie ein Hukrainisches" ~ationalhewl1-;.::t~('in hel dt'n Ballern geweckt"). Ist nun nach Gesagtem eine selbständige Ukraina denkbar? Fest steht, dass die Fkraina mit und ohne Galiziell und die ungarischen Komitate ein fiir sich aLgeBchlossenes Wirtschaftsgebiet bildet. das seine Bewohner zu den reichstcn Völkern des Erdball< machen könnte, sofern sie nur die '-Oll ihnen erarbeiteten Reichtümer für sich und ihr Land verwenden könnten und nicht ~enötigt würden. das meiste an die Moskowiter abzugeben: gewisse Schwierigkeiten sind hei dem heutigen Stand der Technik mit Leichtigkeit zu iibenvinden. - EbE'DSO t'iteht fest. dass das gesamte, VOll den 1Tkrainophilen fiir dfl~ nkrainisrhe Yolk in AnspruC'1! :~e~ ") Demgegenüber müs:;en wir feststellen, dass der na.tionalpolitische Charakter der ukrainischen Beweg1mg. weni~stens \'om Jahre 1900. immer dputlieher in den Vordergrund tritt. Die obenerwähnten Agrarun:-uhen von 1902 und 1903 sowie der h(:rvorragende Anteil der Ukrainer an di~r Revolution wurden von der "Ukrainischen Revolutionären Partei" (R V. P.) geleitet, welch~ in Ihrer ersten Publikation (1900) ,.Die unabhängige Ukraina" (.. Ssamostijna Ukraina") ein direkt separatistisches Programm aufstellte. Dass seit der Zeit der Revolution die ukrainische Bewegung zu einer nationalen M ass e n b c Vi e gun g wurde und dass dies nicht hloss eine unwillkürliche Folge der Propaganda des "Allrussischen Verbandes", sondern eine unvermeidliche Folge des nato.rlichen Aufschwunges des ukrainischen nationalen Lebens war. beweisen solche charakteristische Erscheinungen. wie zum BeispiC'1 das He:5lehen und Wirken einer Reihe politischer Org<lnisationen und ParlelCn. starke Vertretungen in der ersten und zweiten Hcichsduma. politische Presse. kulturelle Organisationen (unter anderen die sLark verbrritetcll und in der letzte'1 Zeit hesonders heftig . .·erfolgt('11 ßildungsvcreine .•Proswita"). die rege Büwcgung für die ukrainischen Volksschuh:n. die starke genossenschaftliche Organisation und dergleiche'1 mehl'. Die \'om Verfasser erwähnte Propaganda des ...\llrussischen Verb.1ndcs" am rechten Ufer rl(~S Dniepr ers<>hit'n nur als ein .\ntidotum ~cgcll die vi~l früher eingeleitete ukminische Bewegung, die hier zueost das nationille Be\vusstsein der Be...·ölkerung aufweckte und sOj;tat zur Ukrainisierung öffentlicher Institutionen, wie zum Beispiel zur Einführung der ukrainischen Vortragssprache im theologischen Seminar und im Gymna~ium in Kamenetz Dodilskyj führte. Anm. der Herausg. tU - Dommene Gebiet zwischen Karpathen. Kauknsus~ Pl'il'etsi mpfen und Schwarzem Meer von rund ~4 :Millionen Kleinrussen (ukrainern) bewobnt wird. Rie stellen da' nro, d ..r bäuerlichen und ländlichen Arbeiterbe"ölkerunl( dar. Die liindliche Oberscbicht ist dagegen verhältnismössig ge~(hlossf"ll nkraini~clt eigentlich nllr im Gouyernement T ichernigow*). Dort ~ind sogar grossrussü:chc Adelig... ins ul:rainische T.ager iibergegangen. In allcn anderen Teilen df s Opbicts :-:ind lIkruini:;;che Chos:;;arUlldhpsitzer nnr \'('1'"iazel! anzutreffen. Tm Karpathe~gehiet herrschen die U n/:arn (30 Prozent), in Ostgalizien ,He Polen (~5 bis -I( Prozent), in Wolhynien, Podolien un,1 Ki.iew :.:leicht'all, die Polen (G hi., 14- Prozent) sowie schon )loskowiter. ll~ut.'.;chc-· und ~Tudl'llj im ganzen übrigen G(·hid Hw.:,sen (Hoskowiter) und m,,,ifizierte Deutsche. die siel, i", Resitz d. r landwirtschaftlichen Hiesenhetriehe hefinden. I." iil"'ig'1 n sind die nkrninischpn Grossg'rundhe:--itzC'f, da!' i!o't Iier Ibsakenadel, als soziale SC'hicht in dem )[asse ,-ou iln'cr Ile,Jf utnng zurückgekommen, aIR siC" sich auf fI('l' ('inf'll Hf'it~ im Militärdienst bei den Kosakenhecl'en wirt~chaftlich ruiniert h~ ben und auf der anderen Seite die nen rillg'("dl'un~cn(-'n g'loasl"ussischen Elemente, gestiitzt auf (hl~ :-;.taatliclw nnd pJivate (meist ausländische) Gro""kapital, nehen der V Cl'w.lltung des Landes auch die intrDSiyc Hmdrtsch:lftun~' df'l' la ,dwirtschaftlichen Riescnbetriebp iihernahmen. In dpn RI ädten westlich deA Dnjepr herr,chen ,Iie .Tuden. die da.elh.t in manchen Flecken 80 his 90 1"'<),ent ,leI' J-le",ilkerr Dg- ausmachen, ucn ge'iumt<'11 o ·t:ranisation Zwiscllenhamlel 1111(1 die der Hausindnstl'ie mit einem raffiniert 3U8g. bildeten Zwi.chenmeigter- nnd Trucksystem in der Hand h. ben - der wirtschaftliche Stimulus fiir zahlreiche der yi ~len .T udenhetzen ~erade in Siidwestrllssland. Tm Induf'trif'h. zirk ist die christliche Arbeiterbe"ölkcrung "tal·k dlll'eh~e~zt mit Zugewnndel'tC"n HUS rillen TeiIpn Rns:;;lands: (ln~- "-') Dasselbe müssen wir auch "om Gou\'ernement Kijew und Po t.'\wa sagen, deren ländliche Oberschicht bisher hauptsächlich der uk -ai nischen Bewegung ihre hervorragendsten Anführer gegeben hat. Ue)erhaupt besteht die ländliche sowie die städtische Oberschicht in der Uk raina in hohem Masse aus national unbewussten, halbrussifizicrten un] polonisierten UKrainern, die. wie es oft der Fall war, unter der Wirku 19 der ukrainischen Bewegung leicht zur Nationalität ihrer Ahnen zu. ilckkehren. (Vergleiche -die interessante Be","egung der letzten Jahre un ter den polni5"chen Adelsfamilien in der Ukrnina,) Anm, der Her:1u~g, - :!1 - selbe gilt von den grosseu Städten Charkow und Odessa. Di~ Oberschicht in den Stiidten ist kosmopolitisch. Die für die Znkunft der Ukraina wichtige Frage ist nun, ob sich zwischen den gewerblichen Schichten auch noch eine Anzahl "on Ideologen erhalten hat, die das Fünkchen Nationalbewusstsein hüten und 7.lIr Flamme pntfachen wird. uus der allein .chliesslich eine national eigenarti/!,e .t.,tlich.· und ~oziale Organi~ation hcn"org-ehen kann. In den Städten g-ibt e~ auch eine ukrainische Intelligenz, arg bedrängt durch die russische Regierung und anderseits durch die jiidische Kolt!mrrenz, die sich infolge der U eberfüllung in allen HandclRZweigen zur Anwaltschaft und zum Arztbernf drän!<'t. dadurch gewisse russische Staatsbiirgerrechte erwirbt LlJU..l grossen geistigen Einflus~ auf die sehr ungebildeten indigenen Schichten gewinnt. lu Charkow und besonders in Kijew sind an den Universitäten ;;tarke Herde der ukrainischen Ideen, beschickt "on yorwärtsstrebenden Popen- und Bauerssöhnen : in Odessa, mit ,einer in allen sozialen Schichten durchaus kosmopolitiscll zusammengesetzten Bevölkerung, interessiert man sich mehl' fiir soziale Probleme: in den Industriebezirken herrscht. radikaler Sozialisffins vor, der freilich der Autonomie der :\ ationalitäten, also auch der l'krainer grundsätzlich wohlgesinnt ist. Die am weitestell \Trbreiteten Tageszeitungen, \vie ".Jushny Kraj" in Charkow und "Kijewskaja Mysla in Kijew, stehen der Bewegung sympathisch gegenüher. während der im Ausland bekanntere "Kijewljanin" durchaus den moskowitischen Standpunkt vertritt. Doch es sind heute nicht mehr die rel'olutionär-sozialistischen und literarischen Organisationen allein, die den Wiederaufbau einer ukrainischen Kation betreiben. Seit einigen Jahren hat auch die westliche lTkraina eine gegen früher erheblich selbständigere Sjemstwo (Selb,tverwaltung der Provinz). Um den Einfluss des polnischen Gross· grundbesitzes in den Gou\'ernements \Volh~·nien. Podolien und Kijew nach Möglichkeit 7.\1rückzudr1ingen, bat mun dort die sogenannte· kleine Sjemstwo, das ist neben Gouvernements- und Kreis-Sjemstwll auch noch eine solche für die Wolost, gewissermassen ein Ver hand biiuerlicher Gemeinden, eingeführt. Durch diese Einrichtung wird es tatsächlich möglich sein, das polnische Element bis zu einem gewissen Grad zurückzuhalten. Aber es ist nicht anzunehmen, dass 2"2 - u,'r ukrainische, aus der indigenen Beviilkerung hervorgegl.ngene und an den Hochschulen '-on Kijew. f'harkow und o fessa herangebildete Sjem.twobeamte eine andere Stellung g. gen den Staat einnimmt, wie der russische in den Siebziger. ja hren. Damals waren die Sjemstwobeamten Träger des V llksgiingertums, das Material fiil' die re\"Olulionären Par· teien der Xarodniki und Sozialrevolutioniire. In der Ukraina nchnet man bestimmt damit, dasf; dip Bcamten dcr Sjemstwo T 'ügcr der nationalen ukrainischen Bewpgllng- sein werden, w e eR vor dreissig Jahren DragolllJnOW war das heisst ul:rainisch-sozinlistisch !lud auto110misch. Koch haben zwar di3se Kreise die Führung nicht. weil die Sjemstwo erst vor dlei oder der .fahren eingeführt wnrde, aber C8 kann nicht In 19'C' dauern, so wird der Hjem~twoheamte das Riickgrnt dpr '" tional-st,lHtlichen Or/!'anisation der Fkraina bilden. A UR diesel' Skizze der Wirtschaftsgeschichte und der W rt.chaftlichen und >ozialen Struktur <1 .. 1' Ukraina wird es d, m \\'~iterblickenden Politiker ohneweiters verständlich, ",.,lche Bedeutung die einzelnen sozialen Schichten durch ih,e nationale und kulturelle Verschiedenheit für die pe litische RC'handlnng der ganzen Frage gewinnen. l~assen \\' r dns Gesa,gte 7.11f'mnmcn, so darf ah feststehend angeu( mrnen werden. dass gegenwärti~ keine im modernen Sinn führende Schicht, u],o wedel' ein fiihrender Landadel noch h€ norragendc städtische kapitalistische Li nternehrner, in der r <rainn yorhnnden sind. Was führt, ist in Abhängigkeit von Pdl'ograd. nctlt~('he, Juden, Griechen. mehr oder minder m )skowisiert und yielfach Hörige des französischen und belgi>chen Geldmarkte" daneben polnische ~ragn"ten mit ..:e 11' verwüi-II-'cl'tem N atiollnlbewus5te-ein. das sind, ergänzt !Ir rch nicht eben viele eingewnndcrtc Jfo~kowiter. dieje:ligen, die schein],,,r die Fiihrung der llkrainischen Wirtscloaft in dpr Hand halten. Eine einheitliche geistige Führung he~teht gcgenwiirtig Hllch nicht. Die Rcgierunl!spolitik ver''',(I \'ollständig. Sobald sie ir/!'endwo positiv wirken will. se, es durch die Kin'he, wie ct"'n durch die Brüderschaften 11(" Clräfin BludowR. ~pi es dn 1'('11 dip ~chulp oder durcli I1n tionale Vereine, so muss sie :::ich der kleinru~sischen Hf rac·he bedienen, um überhaupt an da. Volk heranzukomnun. Dasselbe I\'ilt "on dcn Sjemst\\'oillstitutionen. Wo sich cli" Regierung ans Volk direkt wendet, mnss sie aufhören, si( h moskowitisch zu gebärden. Und das ist der .chwache Punkt in ihrer ~:egl'nwärtigcll La!!:e: ~i(' n'rrichtet einen Teil der .\ rbeit jen"r Tdeologen. die dem Volke Bildung hringen wollen - das ~icherst(' )IiUel zum Kampf geA"en die Ausbeutung der moskowitischen l'sl1l'patol'en. Gewiss. die g'egenwärtigen Führer der Ckrailltl sind Ideologen. romanti.che Theoretiker, Gelehrte. Schriftsteller lind Dichter. woraus wieder die ~Ioskowiter glauben. ihr Hecht zur De· hauptung herleiten zu dürfen, dl\~s die Fkrainel" Bewegung eine literarische ist: aber diese ldeologen sind selbstlose J"'elU1de d", kleinrussischen Yolkotullls. die jene Wolosl· intellig'cllz ('rzieheu ,md die seit .Tahren \'or aHen Dingen fiil' rlll" kämpfen. """ dem \' olke am meisten fehlt und was di,' Vurbedingung fiir jede politische Entwickluug ist, fiir di" uationale ukraini,che Yolksschule. \V er heute der ukraini· ~chell Intelligellz die~e zllzu~icherll vermöchtp, Jlleich~intjg' ob Cl' Deutscher, Oesterreicher oder Rumäne hiesse. d,,!' wiirde die politische Freundschaft der Fkraina erwerben'). Weil die )[oskowiter, weil die Petrograder Regierung den ('krainern gerade die nationale Schule glaubt yorenthalten ~u müssen, 'weil die g-anze Politik der lloskoldter schon seit zweihundert Jahren darauf gerichtet ist. die sich vertrauens· \'011 ihnen anschliessenden Völker erst 7.U demoralisieren. ihnen das soziale Riickgrat zu breohen. sie wirtschaftlich ilu!-izupliindern. um sie dann auch zu entnationalisieren, ebell darum bilden die Ukrainer ein staatsfeindliches Element fiir das heutige Russland. Darum fordern sie für sich mehr als kulturelle Autonomie, nämlich die Unabhängigkeit "on Russland. "') Vergleiche unsere Ausführungen in der Vorrede. Herausgeber. Anm. der Im Verlag des Bundes zur Befreiung der Ukraina sind bisher folgende Broschüren erschienen : In d e u t s eh e r Sprache : 1. 11. Hruacbewakyl: Eil. VeberbUck der Oeschlcbte der 1ikralaa. Wien 1914. 2. Der Krieg, die Vkralna und die Balka .. staat .... Wien 1 ~ 15. Dr. L. r (\ h el s k y j: 'ne< RusE-land di E: Ukraina ,.befreite". Die leziehungen der Ckraina zu den Balkmwölkern: lik rainer und Rumänon. Pie lTkrain a und Bulgarien. Die Ckraina nnd dir Türkei. - Die Aufru[e r f'S Rundes zur Hcfreillnf! der tJkraina an die Itumänen, Bulgaren. Türken J nhalt: I nd an die öffelltlirhc Meinung EUTOpli S. Da<: Pru~;ramm des Bu ndes. :I. Oeorse Cleinow : 11. . Problem der Vkratna. Wien 1910. 4. M. liruschewskyj : Die ukralnlscbe Frage In bi.torllcber ]·nlwlckIDag. Wien 1915. In rum ä 11 i s (' h l' r ::;pr achc: Rna.la Tarl.ta - .. nprltoarea popon.elor . Bukar.st 1914. In italienischer Sprache: S. Rudnizkyi : "' Veraina egli Vcr alnl. Rom 1914. W. Dorolcenko : Brevi cennl dei partifi pollüel deU' Uoraln8. 10m 1914. In b u I g a. r i s c her Sprache: M. Hrnlebewakyj: Prlgled na nkrala. J, ala.lstorija. Softa 1914. IIr. L. Cebelskyj : Ne oswobodytelnlca a pollsnica na naro- eitt (Kak Rusin .. oliwobodiawn" Ukrnina), Sofia 1914. In tür k i s (' her Sprache' Uk raine, Rnuland und die Türkei. Kon;tantinopp] 1915. In t s c h e c h j s ehe r Spr~che : R. Boczkowlkl : Vkr.jlna a ukr.jlnsU ot,.ke. Prag 1915. Ausoordem wurde vom Bunde ZUl' Befreiung der Ukraina eine ganze Reihe Flugschriften in deutscher, italienischer, schwedischer, rumänischer. b Ilgarischer. französischer und englischer Sprache sowie mehrere Bücher in u 1;: r a i n i s ehe r Sprache htlrausgegeben. Mitteilungen des Bundes zur Befreiung der tlkralna Aeda"" uacl Aal.I8IratIo.: Wie. 0111, loaefaftlcllenlroaM 7. - Telepllo.'3.UO Preis per Nummer 10 Heller, monatlich 40 Heller, vierteljährlich K 1'20, ganzjährig 4 K Nachdruck mit voller Quellenangabe gestattet Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: 0 ...108 BallCbl\Sllri Redigiert vom Komitee des Bundes zur Befreiung der Ukralna ErUlIlI~ il ZeillDgsbüro H. Goldschlledl, Wien I. WolizeU. 'I:: 11 ===============: \..' Wistnyk Ssojusa wyswolennja Ukrajiny Nachrichtenblatt des Bundes zur Befreiung der tlkralna .radlel" I. ukralnlacller Sprach .ell de. 11. Oktob.r ,.,.. ZlHI· bla Dle"Dal I. "'onal I. Wien Redigiert vom Komitee - Herausgeber und verantwort!, Redakteur: O...laaBalacll,nskri WIIIIIII.d Admlllllllllll: 11.. 'iII,Jtlllslldlarslrllll19 ErUHU~ 111 ZellUIQsbüro H. GoldS~II.dl, ""I p.r ••••• r 3D ,.II.r, ,1.rt.lln~lü • Kr.... Wie. I, Wollzelll 11
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