Schattenblick Druckausgabe

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MA-Verlag
KUNST / VERANSTALTUNG
"Scherbenwunder"
Elektronische Zeitung Schattenblick
Freitag, 27. Januar 2017
Trumpwandlungen das Tempo wird raketenschnell
(26.1.2017 ­ 24.2.2017)
Neuer US­Präsident nimmt Mexiko
Skulpturen. Mosaik. Happy­
in den Schwitzkasten
aRT. von Christiane Baumann
Ausstellung in der Galerie Süd in (SB) 26. Januar 2016 ­ "Armes südliche Nachbarland in den Verder "Feuerwache", Halberstädter Mexiko, so fern von Gott und so einigten Staaten nicht nur als AbStraße 140 in Magdeburg
nah an den USA!" Dieses geflü- satzmarkt, sondern vor allem als
Etwas zerbricht, doch in diesem
Zerbrechen steckt zugleich ein
Anfang. Zuerst waren es pure
Lust und Neugier, aus Scherben
und Porzellan etwas Neues
entstehen zu lassen. Dann wurde
es viel mehr: Experimente, kleine
Reisen in die Welt der Phantasie,
eben Scherbenwunder ... (S. 6)
POLITIK / SOZIALES
poonal ­ Pressedienst lateinameri­
kanischer Nachrichtenagenturen
Deutschland / Lateinamerika
Loud and Clear:
Migrantinnen
aus Lateinamerika kämpfen für
geflüchtete Frauen
von Antje Vieth
(Berlin, 23. Januar 2017, npl) Empowerment für geflüchtete
Frauen, Hilfe zur Selbsthilfe, über
ihre Rechte informiert werden
und lernen, diese einzufordern:
das macht "Women in Exile". Die
Organisation wurde 2002 von
Flüchtlingsfrauen in Brandenburg
gegründet. Seitdem gehen sie regelmäßig in die Lager ... (S. 4)
gelte Wort, das dem Diktator Porfirio Díaz zugesprochen wird,
trifft gut hundert Jahre später angesichts der Präsidentschaft Donald Trumps mehr denn je zu.
Wenngleich das südliche Nachbarland aus Perspektive des Hegemons nie über den Status ökonomischer Ausbeutbarkeit und einer Pufferzone gegen die Armut
Lateinamerikas und den maßgeblich von Washington losgetretenen Antidrogenkrieg hinausgekommen ist, bricht "Tromp", wie
ihn die Mexikaner nennen, mit allen maßgeblichen Arrangements
in den beiderseitigen Beziehungen. Er hat das Pazifische Freihandelsabkommen TTP aufgekündigt, will die NAFTA mit Kanada und Mexiko neu verhandeln,
eine Mauer an der Südgrenze errichten, Millionen Einwanderer
ohne Aufenthaltsberechtigung abschieben und Strafzölle für USFirmen erheben, die ihre Produktion ins Nachbarland auslagern.
Mexiko ist als NAFTA-Mitglied
und TPP-Unterzeichner wirtschaftlich eng mit den USA verflochten, wohin 80 Prozent der
Exporte gehen. Umgekehrt ist das
Fertigungsort beliebt: Während
etwa der Autobauer GM daheim in
Detroit 58 Dollar pro Arbeitsstunde aufwenden muß, sind es südlich
des Rio Grande ganze acht Dollar.
Angeführt von den Amerikanern
haben allein die großen westlichen
und fernöstlichen Pkw-Hersteller
in den letzten fünf Jahren mehr als
30.000 Arbeitsplätze in Mexiko
geschaffen und beliefern von dort
aus vor allem die Märkte Nordund Südamerikas.
Die Produktionsverlagerungen
sind ein Grund dafür, daß sich der
Handel der USA mit Mexiko und
Kanada seit 1994 vervierfacht hat.
Strittig ist jedoch die Bilanz der
Arbeitsplätze. Während das Economic Policy Institute in Washington 850.000 verloren gegangene Industriearbeitsplätze in den
USA beklagt, kommt die US-Handelskammer auf ein Plus von mehr
als fünf Millionen Stellen. Nach
Berechnungen des überparteilichen Congressional Research Service hat NAFTA das Wirtschaftswachstum in den USA nur leicht
beflügelt, die Industrie aber durch
effizientere Lieferketten global
wettbewerbsfähiger gemacht.
Elektronische Zeitung Schattenblick
Trump will diese Entwicklung
rückgängig machen und möglichst viele Jobs in die USA zurückholen. Dazu beitragen soll
ein Strafzoll von 35 Prozent für
US-Firmen, die Stellen nach Mexiko verlagern und die dort gefertigten Waren anschließend in der
Heimat verkaufen wollen. Wenngleich das Vorhaben des US-Präsidenten noch mit diversen technischen und juristischen Problemen verbunden ist, stellt es für
Mexiko, das die von ausländischen Unternehmen geschaffenen
Arbeitsplätze dringend braucht,
eine akute Bedrohung dar.
In einem Krisentreffen hat Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto führende Politiker, Manager
und Gewerkschafter des Landes
um sich versammelt, um Trump
die Botschaft zu senden: Mexiko
ist "zum Dialog und zu Verhandlungen" bereit. "Unterwerfung"
aber komme nicht in Frage. Um
die Abhängigkeit von den USA
zu verringern, strebt er den raschen Abschluß bilateraler Handelsverträge mit den bisherigen
TPP-Partnern in Asien an. Zudem legt er einen Zehn-PunkteKatalog vor, in dem er neue
NAFTA-Gespräche an Bedingungen knüpft: Trump soll garantieren, daß Mexikaner in den
USA human behandelt werden
und Teile ihrer Einkünfte weiter
problemlos in die Heimat überweisen können. Die Rückführung illegaler Immigranten soll
geordnet vonstatten gehen, der
illegale Waffenhandel von den
USA nach Mexiko gestoppt werden. Vor allem aber soll der nordamerikanische Handel frei von
allen Zöllen und Quoten bleiben.
Trumps Plan zum Bau einer
Grenzmauer, lehnt Peña Nieto
ab: "Mexiko glaubt nicht an
Seite 2
Mauern, Mexiko glaubt an Videgaray und WirtschaftsminiBrücken." [1]
ster Ildefonso Guajardo geschickt, auf der Agenda stehen
Die Grenze zwischen den USA unter anderem Handel, Sicherheit
und Mexiko ist mit rund 350 Mil- und Migration. "Es gibt klare rolionen Überquerungen jährlich ei- te Linien, die wir von Anfang an
ne der meistfrequentierten welt- festlegen", hatte Guajardo zuvor
weit. Für eine legale Einreise be- erklärt. Notfalls werde er die Genötigen Menschen, die keine US- spräche abbrechen. "Jeder VerBürger sind, einen Paß und ein Vi- trag, der die wirtschaftlichen und
sum oder ein anderes offizielles sozialen Interessen Mexikos verDokument, das sie zur Einreise letzt, ist nicht hinnehmbar", sagte
berechtigt. Schätzungen zufolge Außenminister Videgaray. Präsireisen 350.000 Menschen pro dent Peña Nieto wird am 31. JaJahr illegal in die USA ein. In den nuar zu einem Gespräch mit
vergangenen Jahren ist die Anzahl Trump im Weißen Haus erwartet.
der Festnahmen von mexikani- Dabei wollen die Präsidenten unschen Immigranten an der ameri- ter anderem klären, ob, wann und
kanischen Grenze jedoch stetig wie der NAFTA-Vertrag aufgezurückgegangen. Im Jahr 2015 schnürt und neu verhandelt werlag sie mit knapp 200.000 Fest- den soll: "Den Vereinigten Staanahmen sogar auf dem Rekordtief ten nutzt es, wenn es Mexiko gut
der vergangenen 50 Jahre. Auch geht und Mexiko nutzt es, wenn
hat sich zwischen 2007 und 2014 es den USA gut geht." Daß die
die Anzahl von mexikanischen neue US-Regierung zu dem offeEinwohnern in den USA um gut nen Dialog bereit ist, den der meeine Million verringert. Im glei- xikanische Staatschef anmahnt,
chen Zeitraum ging die Anzahl darf jedoch bezweifelt werden.
der Menschen, die illegal einwanderten, von 6,9 auf 5,6 Millionen Trumps Signale könnten schlechzurück. Diese Entwicklung wird ter nicht sein. Hatte er in chauviauf einen wirtschaftlichen Auf- nistischen und rassistischen Ausschwung in Mexiko zurückge- fällen im Wahlkampf die Mexikaführt. Würgen die Maßnahmen ner als Drogenhändler, KriminelWashingtons die mexikanische le und Illegale beschimpft, so
Ökonomie ab, steht den USA ei- machte er bereits an seinem dritne neue Einwanderungswelle in ten Tag im Amt den angedrohten
Aussicht. [2]
Mauerbau wahr. Bei einem Besuch im HeimatschutzministeriDiese und weitere Argumente um unterzeichnete er ein entspreträgt eine mexikanische Delegati- chendes Dekret. Für die Kosten
on vor, die sich derzeit zu Gesprä- der Mauer werde das Nachbarchen in Washington aufhält. An land Mexiko "zu 100 Prozent"
dem Treffen nehmen der Stabs- aufkommen, hatte Trump zuvor
chef im Weißen Haus, Reince dem Sender ABC News gesagt.
Priebus, Trumps Schwiegersohn Die Planungen begännen sofort,
und enger Berater Jared Kushner, der Baustart sei "in einigen MoTrumps Chefstratege Stephen naten" vorgesehen. Weiter künBannon und der Nationale Sicher- digte er an, 5000 neue Beamte für
heitsberater Michael Flynn teil. den Grenzschutz einzustellen, die
Mexiko hat Außenminister Luis Zahl der Beamten in der Zollbewww.schattenblick.de
Fr, 27. Januar 2017
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hörde zu verdreifachen und die
Abschiebungen von Einwanderern ohne Dokumente deutlich zu
forcieren.
Zudem erließ er ein zweites Dekret, mit dem Finanzhilfen für
US-amerikanische Städte gestrichen werden, wenn diese nicht
hart gegen illegal eingereiste Zuwanderer vorgehen, sie also beispielsweise festnehmen. Metropolen wie San Francisco und New
York, die häufig auch von Demokraten regiert werden, kooperieren aus Sicht des US-Präsidenten
nur ungenügend mit den Bundesbehörden bei der Bekämpfung der
illegalen Einwanderung. Diesen
"Zufluchtsstätten" will der Präsident künftig die Bundesmittel
streichen. [3]
Bei der Grenzsicherung ist die
US-Regierung an ein Abkommen
mit Mexiko aus dem Jahr 1970
gebunden. Es gibt bereits Grenzabschnitte im Westen, an denen
Mauern oder Zäune errichtet worden sind, die mancherorts mitten
durch Orte verlaufen. Die bereits
bestehenden Barrieren, meist
Zäune und andere Hindernisse,
stehen auf einem Drittel des
Grenzverlaufs und haben 2,5 Milliarden Dollar gekostet. Die Kosten der neuen Mauer sind ungewiß, aber zweifellos astronomisch: Die Schätzungen von Experten schwanken derzeit zwischen 26 und 40 Milliarden Dollar. Trump setzt offenbar auf vorgefertigte Mauerteile aus Beton,
verstärkt mit Stahlelementen. Wie
das Sperrwerk aussehen soll, ist
nicht bekannt. Im Februar 2016
sprach er von einer zehn bis zwölf
Meter hohen Mauer, wobei seine
Angaben in der Vergangenheit
zwischen zehn und 27 Metern
schwankten.
Fr, 27. Januar 2017
Die Grenze zwischen Mexiko und
den USA ist 3144 Kilometer lang.
Der Bau einer Betonmauer, der
die ohne vorhandene Abschottung
vervollständigen würde, wäre neben den gewaltigen Kosten auch
mit einem gigantischen logistischen Aufbau verbunden. Trump
hält solche Einwände für übertrieben und erklärt, daß China den
Bau der etwa 21.000 Kilometer
langen "Großen Mauer" ohne
"Kräne und Bagger" bewerkstelligt habe. Daß die Chinesische
Mauer über Jahrhunderte errichtet wurde und Hunderttausende
Menschen bei ihrem Bau starben,
ließ er unerwähnt. Die Kosten für
den Bau der Mauer sollen von der
USA vorgestreckt werden. Da die
mexikanische Regierung kategorisch erklärt hat, daß sie keinesfalls für die Kosten aufkommen
werde, will sich der US-Präsident
das Geld über Strafzölle auf in
Mexiko gefertigte Produkte oder
mit Steuern auf Überweisungen
von in den USA arbeitenden Mexikanern in die Heimat zurückholen. [4]
Im Jahr 2000 hat der US-Kongreß
per Gesetz beschlossen, daß rund
1100 Kilometer Grenzsicherung
gebaut werden sollen. Davon sind
bislang knapp 1050 Kilometer
fertig, womit Trump auf Grundlage dieses Gesetzes einen Spielraum für weitere 50 Kilometer
hat. Um die restlichen Zweidrittel
der Grenze einzumauern, braucht
er die Unterstützung des Repräsentantenhauses wie auch des Senats. Die Führung seiner Partei
hat ihm zwar Unterstützung bei
der Grenzsicherung zugesagt, jedoch nicht für die immensen Kosten des Mauerbaus. Hinzu kommen rechtliche Probleme, da sich
das Land entlang der Grenze teilweise in Privatbesitz befindet und
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Enteignungen erforderlich wären,
die langwierige Rechtsstreitigkeiten zur Folge haben könnten. Der
Grenzfluß Rio Grande stellt eine
weitere Hürde dar, da Bautätigkeiten in unmittelbarer Nähe des
Gewässers gesetzlich verboten
sind. [5]
Abgesehen davon, wie rasch und
umfangreich Trump den Mauerbau in die Tat umsetzen kann,
geht er doch auf diesem wie auch
anderen politischen Feldern mit
einer beispiellosen Brachialgewalt und Geschwindigkeit vor.
Nicht nur die Menschen in Mexiko müssen mit Umwälzungen
rechnen, die die Lebensverhältnisse in ihrem Land wie auch
weltweit noch wesentlich rasanter
und massiver als ohnehin schon
in Mitleidenschaft ziehen.
Anmerkungen:
[1] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/naftabruecken-statt-mauern1.3347300
[2] http://www.bild.de/politik/ausland/donald-trump/trumpmauer-49948970.bild.html
[3] http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/trump-ordnet-mauerbau-an-grenze-zu-mexiko-an
[4] http://www.bild.de/politik/ausland/donald-trump/trumpmauer-49948970.bild.html#abcdefgh
[5] http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/trump-unterzeichnet-dekret-fuer-mauerbau14756204.html
http://www.schattenblick.de/
infopool/politik/redakt/
ltnm2479.html
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
POLITIK / SOZIALES / FRAUEN
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Loud and Clear Migrantinnen aus Lateinamerika kämpfen für geflüchtete Frauen
von Antje Vieth
(Berlin, 23. Januar 2017, npl) ­ ben. Gemeinsam mit anderen
Empowerment für geflüchtete Frauen hat sie dort Women in
Frauen, Hilfe zur Selbsthilfe, Exile gegründet, da sie gesehen
über ihre Rechte informiert haben, dass das Heim kein geeigwerden und lernen, diese einzu­ neter Ort für Kinder war. Es gäfordern: das macht "Women in be keine Privatsphäre und sie haExile". Die Organisation wurde ben sich damals entschieden, das
2002 von Flüchtlingsfrauen in an die Öffentlichkeit zu bringen.
Brandenburg gegründet. Seit­ "Wir haben entschieden, zu
dem gehen sie regelmäßig in die kämpfen. Die Asylgesetze waren
Lager und Sammelunterkünfte damals sehr schlimm. Wir konnund sprechen mit den dort le­ ten nur mit Gutscheinen einkaubenden Frauen über ihre Le­ fen; manche haben das Essen
bensbedingungen, aber auch auch nur als Paket gekriegt. Und
über ihre Geschichten, Gefühle durch die Residenzpflicht konnund das, was sie bewegt. Vor al­ ten wir uns nicht bewegen", fügt
lem in den letzten zwei Jahren Ngari hinzu.
hat Women in Exile großen Zu­
wachs bekommen. Auch Frau­
en aus Lateinamerika, die als
Migrantinnen nach Deutsch­
land kamen, sind bei Women in
Exile aktiv.
Elizabeth Ngari ist eine der
Gründerinnen der Organisation
von und für geflüchtete Frauen einem der wenigen Zusammenschlüsse in Deutschland, bei
dem frauenspezifische Themen
und Kritik an der bestehenden
Asylpolitik zusammen gedacht
werden. 1996, also vor rund
zwanzig Jahren, flüchtete Elizabeth Ngari mit ihren beiden
kleinen Töchtern aus Kenia. In
Deutschland angekommen, musste sie sechs Jahre in einem
Flüchtlingslager in Prenzlau leSeite 4
Gravierende Probleme in den
Flüchtlingsunterkünften
ren. In manchen Fällen organisieren sie Demonstrationen vor
den Unterkünften oder wenden
sich an Medien oder zuständige
Politiker*innen. Die Frauen von
Women in Exile führten Aktionen durch, wie eine Floßtour
2014 von Nürnberg nach Berlin
gemeinsam mit dem Musiker
Heinz Ratz oder eine spektakuläre Bustour durch ganz Deutschland im vergangenen Jahr. So
wurden sie immer bekannter, bekamen Zuspruch und mehrere
Menschenrechtspreise.
Und die Organisation schafft
Bündnisse. Bereits 2011 wurde
von Women in Exile die Kampagne: "Keine Lager für Frauen
und Kinder - alle Lager abschaffen" ins Leben gerufen. Schließlich entschieden sie, auch Frauen ohne Fluchthintergrund in ihre Gruppe mit einzubeziehen,
"weil wir gesehen haben, dass es
mehr Sinn macht, wenn Leute
mit uns zusammen kämpfen", so
Ngari.
Bei ihren Treffen merkten die
Frauen schnell, dass sie mit ihren
Problemen nicht alleine waren,
sondern dass es vielen Flüchtlingen in Deutschland so ging wie
ihnen. Fehlende Privatsphäre,
mangelnde Hygiene in den Sammelunterkünften, zu wenig Platz
und nicht ausreichende Ernährung waren und sind insbesonde- Bündnis mit Unterstützer*inre für schwangere Geflüchtete nen
ein strukturelles Problem.
So entstand 2012 Women in ExiDie Situation in den Flüchtlings- le and Friends. Daniellis Hernánunterkünften in Brandenburg do- dez ist in der Gruppe aktiv. Sie
kumentiert Women in Exile auf kommt aus Kuba und lebt seit
ihrer Webseite und in Broschü- 2009 in Berlin. Sie ist Filmemawww.schattenblick.de
Fr, 27. Januar 2017
Elektronische Zeitung Schattenblick
cherin und unterstützt die Frauen
mit ihren eigenen Mitteln. Wenn
sie einen Film drehen, diskutieren sie dabei auch über Politik
und wie sie die Frauen stärken
können. Im Sommer 2016 entstand Hernández` Dokumentarfilm "Loud and Clear". Dort begleitete sie die sechswöchige
Floßtour der Frauen von Women
in Exile mit ihre Kamera.
"Die Arbeit mit den Frauen basiert darauf, ihre Selbstorganisation zu unterstützen. Von Flüchtlingsfrauen für Flüchtlingsfrauen. Damit sie sich über ihre Situation in Deutschland bewusst
werden", erzählt Hernández. Bereits 2013 suchte die Filmemacherin den Kontakt zu Gruppen,
die Geflüchtete unterstützen. Die
gutgemeinte Unterstützung vieler Zusammenschlüsse sah sie oft
zwiespältig: "Oft steht hier
Wohltätigkeit im Vordergrund,
aber keine wirkliche Solidarität.
Ich meine damit, dass viele zwar
geben, gleichzeitig aber aufpassen, dass es sie nicht selber berührt und sie sich bei ihrer Unterstützungsarbeit nicht selbst in
Frage stellen müssen. Diese Art
von Beziehung möchte ich nicht
haben. Die Flüchtlinge brauchen
etwas anderes, sie haben viel hinter sich und sind meistens traumatisiert. Kleider spenden, das
kann jeder. Aber die Geflüchteten brauchen Zuneigung und
menschliche Wärme. Die habe
ich bei Women in Exile gefunden."
Unterschiedliche Schicksale viele Gemeinsamkeiten
Heute sind bei Women in Exile
Frauen aus ganz verschiedenen
Ländern aktiv - auch Latinas, die
Fr, 27. Januar 2017
als Migrantinnen nach Deutschland kamen. Edna Martínez
kommt aus Kolumbien und lebt
seit einigen Jahren in Berlin.
Auch in Kolumbien arbeitete
Martínez mit geflüchteten Menschen. Sie erzählt, dass in Kolumbien ein Großteil der Geflüchteten schwarze Menschen
sind; einfache Menschen, die
meisten Bäuer*innen oder Fischer*innen, die ihr Land verloren haben, weil sie bedroht wurden oder weil Großkonzerne ihnen das Land weggenommen haben.
In Deutschland habe Edna Martínez ein ähnliches Szenario angetroffen. Diese Mischung zwischen Diskriminierung und Armut in einem der stärksten ökonomischen Länder der Welt, sagt
sie, habe sie völlig überrascht.
Seitdem arbeitet sie bei Women
in Exile. Um etwas zu bewegen,
müsse man auch den Zusammenhang zwischen den hohen
Flüchtlingszahlen und den Ursachen von Flucht erkennen und
benennen. Und man müsse miteinander reden, sagt Martínez:
"Durch meinen Migrationshintergrund besteht mit den Flüchtlingen eine Verbindung, auch
wenn wir auf sehr unterschiedlichen Wegen nach Deutschland
gekommen sind und einen anderen rechtlichen Status haben.
Aber wir haben ähnliche Erfahrungen gemacht was es heißt,
diskriminiert und anders behandelt zu werden. Auch andere Prozesse sind ähnlich: das Heimweh, nicht zu wissen, wie du dich
verhalten sollst, die Sprache
nicht zu können und noch mal
von vorne anzufangen. Zu mir
entsteht oft eine besondere Verbindung, weil ich Frau bin, auch
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schwarz und migrantisch. Natürlich haben wir Gemeinsamkeiten."
Mehr Informationen sind auf der
Webseite zu finden:
https://www.women-in-exile.net/
Zu diesem Artikel gibt es auch
einen Audiobeitrag, der aufzurufen werden kann über:
https://www.npla.de/podcast/migrantinnen-aus-lateinamerikafuer-die-rechte-von-fluechtlingsfrauen-in-deutschland/
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/loud-and-clear-migrantinnen-aus-lateinamerika-kaempfen-fuer-gefluechtete-frauen/
Der Text ist lizenziert unter
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Bedingungen 4.0 international.
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
*
Quelle:
poonal - Pressedienst
lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool
Lateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188,
10997 Berlin
Telefon: 030/789 913 61
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.npla.de
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infopool/politik/soziales/
psfra664.html
Seite 5
Elektronische Zeitung Schattenblick
SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX
AUSSTELLUNG
Streitroß der alten Sitte
Magdeburg
- In Odessa, der Stadt des
Odysseus, war er 1925 an einem
warmen Märztage geboren worden. Efim Geller arrivierte bald
schon zu einem erfolgreichen
Schachspieler, wenngleich man
dies nicht mit heutigen Augen
und Maßstäben betrachten darf.
Denn er war 27 Jahre alt, als er
seinen Anker warf und fortan für
viele Jahrzehnte unter den stärksten Großmeistern der Welt seinen Platz behauptete - heutzutage pflegt man 20jährig an die
Spitze zu kommen und gehört
mit 30 Jahren fast schon zum alten Eisen. Seinen Kommentaren
fehlte nie der Biß. Offenbar
spornte die Schwarzmeerluft den
ironischen Geist an. Daß er später als Doktor der Wirtschaftswissenschaften in Moskau lebte,
tat seiner Veranlagung keinen
Abbruch. Er war ein Streitroß
der alten Sitte. Wo er auf Turnieren auftauchte, konnte man sicher sein, daß seine Partien nicht
ohne Verve gespielt wurden. Er
war zwar kein Tal der Kombinatiosnkunst, doch mit seinem
Kollegen aus Riga teilte er dieselbe stürmische Angriffsfreude
beim Spiel. 1955 gewann er erstmals die Landesmeisterschaft
der UdSSR. Mit 55 Jahren vollbrachte er dies Kunststück ein
zweites Mal und überrundete dabei die junge aufstrebende Garde, die sich aus Artur Jussupow
und Garry Kasparow rekrutierte.
Jussupow war seinerzeit 19 Jahre alt und hatte drei Jahre zuvor
die Juniorenweltmeisterschaft
gewonnen. Gerade mal 16 Lenze zählte Kasparow, noch nervös
(SB)
Seite 6
bei schwierigen Stellungen, aber
beseeelt von unbändigem Matteifer. Im heutigen Rätsel der
Sphinx gelang Geller im besten
Mannesalter ein glänzender Sieg
über seinen Kontrahenten Csom.
Mit den weißen Steinen hatte er
eine positionell überlegene Stellung erlangt. Nun, Wanderer,
siehst du das krönende Siegesopfer?
"Scherbenwunder"
(26.1.2017 - 24.2.2017)
Skulpturen. Mosaik.
Happy­aRT.
von Christiane Baumann
Ausstellung in der Galerie Süd
in der "Feuerwache",
Halberstädter Straße 140
in Magdeburg
Telefon 0391 / 60 28 09
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag
von 10.00 bis 18.00 Uhr,
Freitag von 14.00 bis 18.00 Uhr
und zu den Veranstaltungen
Geller - Csom
Budapest 1973
Auflösung letztes Sphinx­Rätsel:
Der englische Meister Barnes
ging in Rauch und Feuer unter, als
er auf 1...Lc8-e6 2.Lc4xe6 erwiderte. Morphy ließ seinen Kontrahenten nicht mehr aus den Fängen: 2...Sb4-d3+! 3.Dd1xd3 3.c2xd3 Lc5-b4+ - 3...e4xd3 4.00-0 Lc5xa3 5.Le6-b3 d3-d2+
6.Kc1-b1 La3-c5 7.Sf7-e5 Ke8f8 8.Se5-d3 Ta8-e8 9.Sd3xc5
Dg2xf1 10.Sc5-e6+ Te8xe6 und
Weiß gab auf.
http://www.schattenblick.de/
infopool/schach/schach/
sph06092.html
www.schattenblick.de
Wir erfinden uns neu in unserer
Phantasie oder, um es in Anlehnung an Jean Tinguely zu sagen:
"Wenn ich Porzellan berühre, entsteht Magie."
Etwas zerbricht, doch in diesem
Zerbrechen steckt zugleich ein Anfang. Zuerst waren es pure Lust
und Neugier, aus Scherben und
Porzellan etwas Neues entstehen
zu lassen. Dann wurde es viel
mehr: Experimente, kleine Reisen
in die Welt der Phantasie, eben
Scherbenwunder.
SCHERBEN
Zerbrochen,
wieder erweckt.
Scherben
Zersprungen,
wieder entdeckt...
Fr, 27. Januar 2017
Elektronische Zeitung Schattenblick
"Der Elephant" ­
Exponat der Ausstellung
Foto: © by Christiane Baumann
Exponate der
Ausstellung:
"Engeleien",
"Ballerina" und
"Anbetung"
Fotos: © by
Christiane Baumann
Der Elephant.
ein laden voll mit porzellan,
ein elephant, man sieht ihn nah`n &
zielgenau, man ahnt es schon,
tritt er hinein, mit lautem ton.
warum die leisen töne wählen,
die worte aus der zwiebel schälen?
sind scherben nur, ein kleiner schaden,
ein elephant im porzellanen laden.
die welt nicht schrill,
ein klein­idyll
ohne elephantenkill.
Über die Künstlerin
Christiane Baumann:
1962 in Magdeburg geboren,
Pädagogik-Studium Musik/Deutsch in Halle
an der Martin-Luther-Universität,
promovierte Germanistin,
lebt in Magdeburg,
Mitglied im DOMO e.V.
(Deutsche Organisation für Mosaikkunst e.V.)
http://www.schattenblick.de/
infopool/kunst/veransta/
vaus9056.html
Homepage der Künstlerin:
https://www.scherbenwunder.de
Fr, 27. Januar 2017
www.schattenblick.de
Seite 7
Elektronische Zeitung Schattenblick
______I n h a l t___________________________________Ausgabe 2082 / Freitag, den 27. Januar 2017____
POLITIK - REDAKTION
POLITIK - SOZIALES
SCHACH-SPHINX
VERANSTALTUNG
DIENSTE - WETTER
Trumpwandlungen - das Tempo wird raketenschnell
Migrantinnen aus Lateinamerika kämpfen für geflüchtete Frauen (poonal)
Streitroß der alten Sitte
"Scherbenwunder" von Christiane Baumann (26.1.2017 - 24.2.2017)
Und morgen, den 27. Januar 2017
Seite
Seite
Seite
Seite
Seite
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DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
Und morgen, den 27. Januar 2017
+++ Vorhersage für den 27.01.2017 bis zum 28.01.2017 +++
© 2017 by Schattenblick
IMPRESSUM
Sonne kalt
und Himmel blau,
tief im Spalt
Frosch Jean-Luc schlau.
Elektronische Zeitung Schattenblick
Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K.
Verantwortlicher Ansprechpartner: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth
Elektronische Postadresse: [email protected]
Telefonnummer: 04837/90 26 98
Registergericht: Amtsgericht Pinneberg / HRA 1221 ME
Journalistisch-redaktionelle Verantwortung (V.i.S.d.P.): Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth
ISSN 2190-6963
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