Ethnographie als partielles Verbinden. Praktiken der Wissenspro

Institut für Ethnologie und Afrikastudien
Institutskolloquium Wintersemester 2016/17
Leitung: Carola Lentz
Michi Knecht (Bremen)
Ethnographie als partielles Verbinden. Praktiken der Wissensproduktion bei Marilyn Strathern und Helen Verran
Die Sozialanthropologin Marilyn Strathern und die Wissenschafts- und Wissensforscherin Helen Verran teilen ein gemeinsames Anliegen: Beiden geht es um die Möglichkeiten einer anti-dichotomen, interkulturell vergleichenden Kulturanalyse von
Beziehungen, die nicht in westlichen Präfigurationen befangen bleibt und die gleichzeitig dem Geist der Beziehungen, in denen Wissen entsteht, gerecht wird. Helen
Verran hat für ihren eigenen Untersuchungsstil den Begriff des „relationalen Empirismus“ geprägt. Für Marilyn Strathern existiert eine ähnlich explizite Selbstkategorisierung der eigenen Wissenspraktiken nicht. Der Vortrag analysiert, ausgehend
von Stratherns Überlegungen zur Praxis des Vergleichens als „partielles Verbinden/partial conncection“, einige Taktiken, Werkzeuge und Ästhetiken, die die beiden
Autorinnen in ihren Studien realisieren. Er argumentiert, dass deren Bedeutung für
ein postkolonial informiertes epistemologisches und methodologisches Selbstverständnis der Ethnologie bislang unterschätzt wurde.
Michi Knecht ist seit 2014 Professorin für Ethnologie am Institut für Ethnologie und
Kulturwissenschaft der Universität Bremen. Sie untersucht mit ethnographischen
Methoden die Verbindungen zwischen Praktiken der Wissensproduktion und sozialen Formen im Alltagsleben. Dabei kombiniert sie Ansätze der Social, Medical and
Cultural Anthropology mit Perspektiven der interdisziplinären Wissenschafts- und
Technikforschung (STS). Gegenwärtig forscht sie u.a. zur sozialen Produktivität von
Anonymität und zum Umbruch kontemporärer Regime der Anonymität an den
Schnittstellen von Technologie/Infrastruktur, Regulation und sozialer Praxis. Gemeinsam mit Friederike Gesing und Michael Flitner hat sie das Bremen NatureCultures-Lab gegründet als Thinktank und Ort der Entwicklung neuer Fragestellungen
im Verhältnis Mensch-andere Gattungen, Mensch-Umwelt und Mensch-Körper. Ein
weiteres Arbeitsfeld sind Methodologien und Epistemologien der Sozial- und Kulturanthropologie.
Dienstag 24. Januar 2017, 18:15 − 19:45 Uhr
Hörsaal 14 (Raum 01-715), Forum 7, Becherweg 4, 1. Stock