Datenschutz2017:Privatsphärewirdauf demAltarderDigitalisierunggeopfert Hamburg, 19. Januar 2016 - Egal ob unberechenbare Politiker, schnüffelnde Konzerne und spionierende Technik: Beim Thema Datenschutz geht es auch 2017 weiter hoch her, ist sich Anti-Tracking-Experte Christian Bennefeld sicher. Er wagt eine Prognose, welche Aspekte in diesem Jahr für Schlagzeilen sorgen. These 1: 180 Grad-Wende in der Politik 2014 lag Bundeskanzlerin Merkel das Thema Datenschutz noch am Herzen. Erste Irritationen gab es dann 2015 durch die Aussage, dass Datenschutz nicht wirtschaftlichen Innovationen im Weg stehen dürfe. Inzwischen ist die Regierung offenbar vollends auf die wirtschaftliche Linie umgeschwenkt und scheint bereit, dafür die Interessen der Bürger zu opfern. Zentrale Prinzipien des Datenschutzes stehen auf der Kippe. Nur einige Beispiele: • • Die Bundesregierung will das Datenschutzgesetz reformieren und im Zuge dessen den so genannten Zweckbindungsgrundsatz abschaffen. Klingt undramatisch, kann jedoch schwerwiegende Folgen für den Nutzer haben. Denn: Daten, die bis jetzt nur zu einem definierten und verabredeten Zweck erhoben werden durften, können dann auch gegen das Wissen des Betroffenen für völlig andere Zwecke verwendet werden. Die Einwilligung, bisher eines der wertvollsten Instrumente zur Sicherung der Datensouveränität, würde durch die Reform umfassend abgewertet. Damit verliert der Nutzer noch mehr Kontrolle über seine Daten. Die staatliche Überwachung nimmt weiter zu. So nimmt die zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) ihre Arbeit auf. Ihr Auftrag: Verschlüsselte Botschaften zu dechiffrieren, etwa von WhatsApp und anderen Messengern. Und auch der BND darf mehr spionieren als jemals zuvor, beispielswiese deutsche Bürger in Deutschland ausspähen. Überdies darf der Nachrichtendienst Internetknotenpunkte in Deutschland und sämtliche Leitungen der Telekom anzapfen. Es steht zu befürchten, dass weitere Maßnahmen „für mehr Sicherheit“ 2017 durchgewunken werden. These 2: USA weiten Internet-Spionage aus Seit kurzem dürfen FBI-Ermittlern jeden Computer auf der Welt hacken und durchsuchen (Rule 41). Ein Durchsuchungsbeschluss eines beliebigen Amtsrichters reicht. Unter Präsident Trump drohen weitere Vorstöße dieser Art. Schließlich stellte sich der designierte US-Präsident beim Konflikt zwischen FBI und Apple über die Entschlüsselung eines konfiszierten iPhones auf die Seite der Bundespolizei, die vehement den Zugang zu den Daten forderte. Edward Snowden sei zudem ein Verräter, der die Todesstrafe verdient hätte. Und die umfassende Erhebung und Speicherung von Metadaten durch die NSA begrüßte er ausdrücklich. Er forderte gar eine Verschärfung der entsprechenden Gesetze. Generell scheint für Trump die Kontrolle über das Internet eine wichtige Rolle zu spielen – bei Datenschützern sollten die Alarmglocken läuten. These 3: IoT / Smart Home verschärft die Datenschutzkrise Immer mehr Geräte mit Internet-Verbindung erobern Haushalte und Büros. Bis 2020 sollen rund 50 Milliarden vernetzte Geräte Teil unseres täglichen Lebens werden, schätzen Experten. Je mehr Technik unser privates und berufliches Leben bestimmt, desto wichtiger sind Faktoren wie Datensicherheit und Datenschutz – genau das Gegenteil ist aber der Fall. Mit diesen Punkten nehmen es viele Hersteller nicht so genau. So erwiesen sich unter anderem viele Smart-TV-Geräte von Samsung bis Philips im Test von eBlocker als regelrechte Datenschleudern.1 Ein weiteres Beispiel sind Fitnesstracker: Wie ein kürzlich durchgeführter Test von sieben deutschen Datenschutz-Aufsichtsbehörden verdeutlicht, zeigen alle überprüften Produkte große Mängel. Die meisten erfüllten nicht einmal die Basisanforderungen an ordentlichen Datenschutz. These 4: Noch mehr Datenschutzskandale Egal ob Bundestag, Yahoo, BMW oder Web of Trust: Schon im letzten Jahr (wie auch in den Jahren davor) patzten prominente Unternehmen beim Datenschutz. Das wird 2017 nicht besser. Verantwortlich sind auf der einen Seite schlampige Sicherheitsmaßnahmen. Auf der anderen Seite locken durch den Missbrauch hohe Gewinne. Denn Daten sind und bleiben das Öl im Internetbusiness. Längst hat sich eine Industrie etabliert, die daraus ein Milliardengeschäft generiert: Zwischenhändler sammeln Nutzerdaten aus unterschiedlichen Quellen, reichern sie an, schnüren sie zu großen Paketen und verkaufen sie weiter. These 5: Personalisierte Werbung im Rahmen der Bundestagswahlen Der digitale Wahlkampf rund um die Bundestagswahl geht im Sommer in die heiße Phase. Schon die Präsidentenwahl in den USA war von geschickter Wahlbeeinflussung durch gezielte Werbeansprache von Wechselwählern geprägt. Basis dieser Operationen waren Internet-Profile der Nutzer. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass solche Verfahren auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Die AFD scheint die Klaviatur des digitalen Wahlkampfes dabei am besten zu spielen: 1 Zur Studie: https://www.eblocker.com/wpcontent/uploads/2016/10/161017_eBlocker_SmartTV_Studie_Teil_2-3.pdf Social-Media-Kampagnen, Bots und andere virale Inhalte gehören schon länger zu ihrem Repertoire. Fazit 2017 steht der Datenschutz stärker im Kreuzfeuer als je zuvor. Auf der einen Seite die Politik, die durch die Aufweichung geltender Regeln offiziell die Sicherheit erhöht, in Wahrheit aber einfach mehr Kontrolle will. Auf der anderen Seite die Wirtschaft, die private Daten als lukrative Einnahmequelle entdeckt hat. Beide Kräfte arbeiten auf Hochtouren daran, zentrale Eckpfeiler des Datenschutzes weiter aufzuweichen. Jeder Einzelne sollte daher tunlichst aufpassen, seine persönlichen Daten nicht auf dem Altar der Digitalisierung zu opfern. Dabei unterstützen technische Hilfsmittel genau wie geschärfte Aufmerksamkeit. Der Autor: Christian Bennefeld Anti-Tracking-Experte Christian Bennefeld (Jg. 1968) studierte Informatik und Mathematik in Karlsruhe und Hamburg. Nach verschiedenen leitenden Positionen in internationalen Softwarehäusern gründete er im Jahr 2000 die etracker GmbH. Bei etracker wirkte Bennefeld bis 2013 als geschäftsführender Gesellschafter und hält heute noch 50 Prozent der Anteile des Spezialisten für Website-Analyse und OnlineMarketing-Optimierung. Schon bei etracker setzte Bennefeld sich für eine datenschutzkonforme Umsetzung nach deutschem und EU-Recht ein. Damit erschuf er ein Gegenmodell zur vorherrschenden Praxis der personenbezogenen Datensammlung und Website-übergreifenden Profilerstellung. Aus seinem lang gehegten Wunsch heraus, der Internetgemeinde die Hoheit über ihre Daten zurückzugeben und Nutzer vor dem Ausspionieren ihrer Privatsphäre zu schützen, wuchs schließlich die Idee zur Entwicklung des eBlockers und Gründung der eBlocker GmbH. www.eBlocker.com
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