Jahresrückblick der Schleierfahnder

Jahresrückblick
Schleierfahnder
der
Rosenheim/Raubling
–
„Ob
Rauschgiftschmuggel,
Falschgeldhandel, Wohnungseinbruchdiebstahl oder KfzVerschiebung
–
wir
bieten
allen
Feldern
der
grenzüberschreitenden Kriminalität Parole und das sehr
erfolgreich.“ Mit diesem Resümee schaut Polizeidirektor
Herbert Baumann als Dienststellenleiter der PI Fahndung
Rosenheim auf das abgelaufene Jahr zurück und ergänzt nicht
ohne Stolz:
„Trotz Massenverkehrs gelingt es meiner
Mannschaft nach wie vor, die Richtigen herauszufischen.“
Das Rezept sei, so Baumann, einfach: „Wir sind Spezialisten
und versuchen durch ständige Lageanalyse und Fortbildung am
Puls der neuesten Entwicklungen zu bleiben.“ Aufgrund der
enormen
Zusatzbelastung
bei
der
humanitären
und
sicherheitspolizeilichen Behandlung von Migranten litt bis
Anfang 2016 die gewohnt hohe Präsenz auf der Autobahn und den
Fernstraßen. „Dies hat sich durch die Abschwächung des
Migrationsdruckes Gott-sei-Dank im Jahresverlauf entspannt, “
so Baumann, „dafür stehen wir bei der Terroristenfahndung vor
großen Aufgaben.“
Führend in Bayern ist die Rosenheimer Schleierfahndung mit
ihren Erfolgen auf dem Gebiet der Rauschgiftfahndung.
So konnte im Fernzug EC 87 München-Venedig eine 35jährige
Nigerianerin festgenommen werden, die 159 Bodypacks, gefüllt
mit über 2 Kilogramm Kokain, von München nach Italien bringen
wollte. Versprochener Schmuggellohn 3000 Euro; 6 Jahre
Freiheitsstrafe.
Fünf Kilo Kokain fanden die Fahndungsspezialisten bei einem
55jährigen Niederländer, der mit einem Pkw, Mercedes, mit
deutschem Kennzeichen unterwegs war. Versteckt in einem
Geheimfach sollte er die Ware nach Italien bringen. 7 Jahre
und 6 Monate Haftstrafe. Hintermänner in Düsseldorf konnten
ermittelt werden.
Ein 24jähriger Albaner versteckte in seinem Auto drei Kilo
Kokain hinter dem Armaturenbrett nach Ausbau des Airbags. 7
Jahre Haftstrafe.
Eine Beamtin der Fahndungsstation Kreuth landete den „größten
Coup“. Sie entdeckt bei einem bulgarischen Pkw in einem
elektronisch gesicherten Autoversteck die Rekordmenge von 12
Kilo Kokain. Dienststellenleiter Baumann: „Schmuggelverstecke
von solcher Professionalität lassen sich nur mit gut
motiviertem Personal und durch viel Fachwissen erkennen.“
Ein ganzes Bündel Falschgeld entdeckten die Schleierfahnder
bei einem Italiener. Er hatte 50 gefälschte 50 Euro-Scheine
unter dem Schalthebelabdeckung seines Pkw verborgen. Einer von
mehreren Falschgeldaufgriffen im Berichtsjahr wie Baumann
bestätigte: „Bei allen Personen, die wir kontrollieren, prüfen
wir auch das mitgeführte Geld auf Echtheit und werden immer
wieder fündig.“
Fündig werden die Schleierfahnder auch bei den Ausländerämtern
ihres Dienstbereiches. In enger Zusammenarbeit prüfen sie in
regelmäßigen Abständen die dort vorgelegten Urkunden. So
konnten sie die Schulzeugnisse und Geburtsurkunde eines
Somaliers als Totalfälschungen identifizieren. Ein als Afghane
eingereister Mann outete sich später beim BAMF als Iraker,
legte Dokumente hierfür vor und wurde so registriert. Die
Schleierfahnder erkannten die Urkunden als Totalfälschungen.
Ein besonderes Steckenpferd der
Rosenheimer Schleierfahnder ist
seit jeher die Bekämpfung der
internationalen
KfzVerschiebung. Zunehmend stellen
die Polizisten gestohlene Lkw
sicher. Baumann: „Lkw stellen
einen enormen Sachwert dar und
sind schnell für immer im
Ausland
konnten
verschwunden.“
So
die Fahnder einen
Mercedes Betonpumpen-LKW im Wert von 200.000 Euro auf der
Inntalautobahn anhalten, der mit roten Händlerkennzeichen zur
Verschiffung nach Dubai unterwegs war. Der Laster war in
Augsburg von einem Firmengelände gestohlen und mit
professionell gefälschter Identität versehen worden. „Ohne
Fahnderkontrolle wäre der Lkw eine Stunde später für immer
verschwunden gewesen,“ so Baumann.
Ihr Spezialwissen setzen die Schleierfahnder auch bei
„virtuellen
Streifenfahrten“
ein.
Bei
Durchsicht
entsprechender Internetportale recherchieren sie nach
Fahrzeugen, die nur noch Schrottwert haben, aber teuer
angeboten werden. So wurde in einem solchen Portal ein völlig
ausgebrannter PKW, Land Rover Discovery, für mehrere tausend
Euro angeboten. Kurz danach ließ man exakt diesen Pkw in
neuwertigem (!) Zustand in Heidenheim zu. Auf Hinweis der
Schleierfahnder überprüfte die örtliche Kriminalpolizei den
Land Rover. Baumann: „Tatsächlich handelte es sich um ein in
Belgien gestohlenes Auto, das auf die Daten des
Schrottfahrzeuges umfrisiert worden war.“
Trotz aller Spezialisierung werden die klassischen Felder der
Fahndung nicht vernachlässigt. So konnte nachts um 04.00 Uhr
auf der Inntalautobahn ein 25jähriger Russe kasachischer
Herkunft in einem Pkw mit österreichischem Kennzeichen
gestoppt werden. Er wurde mit internationalem Haftbefehl
gesucht. Er soll in Belgien an einem Raubmord beteiligt
gewesen sein.
Einen besonderen Schwerpunkt legten die Rosenheimer
Schleierfahnder auf die Bekämpfung der Wohnungs- und
Geschäftseinbruchdiebstähle. „Wir versuchen den Diebesbanden
die Beute wieder abzunehmen und damit zur Täterermittlungen
beizutragen,“ so die Strategie. Beispiele: In einem Fernbus
fanden die Polizisten bei einem 30jähriger Rumänen teure
Sonnenbrillen im Gesamtwert von 5000 Euro. Er gab zu, bei
einem Optikergeschäft brachial die Ladenscheiben eingeschlagen
und abgeräumt zu haben. In einem anderen Fall konnten
Neufahrräder im Gesamtwert von
80.000 Euro in einem Münchner
Kleintransporter
aufgefunden
werden.
Trotz
vorgelegter
Kaufrechnung
forschten
die
Schleierfahnder nach und hatten
den richtigen Riecher. Die Beute
stammte von einem noch gar nicht
bemerkten Einbruch in einem
Münchener Fahrradgeschäft. Mehrere weitere Taten der Bande
konnten geklärt werden. Schmuck und Münzen fanden die
Schleierfahnder versteckt hinter Armaturenverkleidungen. Der
Goldschatz stammte von einer Wohnungseinbruchserie in
Esslingen/BW. Der Aufgriff führte zur Ermittlung der Täter.
Ähnlich erfolgreich waren die Schleierfahnder bei der
Aufklärung von Baustellendiebstählen. So konnten sie bei
Rumänen hochwertige Hilti-Baumaschinen sicherstellen, welche
diese kurz zuvor im Augsburger Bereich beim Aufbruch eines
Baucontainers erbeutet hatten (Foto unten).
Ein Aufgriff imponierte dem Dienststellenleiter der PI
Fahndung Rosenheim ganz besonders. „Nachts um 04.00 Uhr
beobachteten meine Fahnder an der Tank- und Rastanlage
Irschenberg eine Gruppe junger Bosnier, die sich etwas zu
konspirativ benahmen,“ so Baumann. Eine intensive Kontrolle
und beharrliches Nachhacken führte zu einem herausragenden
Erfolg. Die Gruppe hatte kurz zuvor ein Wohnmobil
professionell aufgebrochen und alles gestohlen, was sich
schnell greifen ließ. Im Wohnmobil schlief ein Ehepaar, das
nichts davon bemerkte. Als die Polizisten die beiden weckten,
fielen diese aus allen Wolken. Ohne der Aufmerksamkeit der
Schleierfahnder hätten sie ihre gesamte Reisekasse verloren,
ganz zu schweigen vom zerstörten Sicherheitsgefühl.
Polizeidirektor Herbert Baumann ist auch für das neue Jahr
optimistisch: „Bereits in den ersten Wochen 2017 konnten wir
schöne Aufgriffe leisten.“