22. Januar 2017
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am Hochrhein
Zündstoff Barrierefreiheit
Von Solvay zu Rhodia
Bittere Niederlage
In Bad Säckingen sind die zähen Beratungen abgeschlossen, der Haushaltsplan kann jetztverabschiedetwerden. 200 000 Euro investiert die
Stadt in die Barrierefreiheit – die SPD-Fraktion
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forderte das Doppelte.
Im Sommerwird aus Solvaywieder Rhodia. Der
US-Finanzinvestor Blackstone hat im Dezember
den Kauf des Unternehmens mitgeteilt. Rhodia
prägte die Geschichte Freiburgs im 20. JahrhunSEITE 3
dertwie kein anderes Unternehmen.
Ein Torvon Janik Haberer (Foto)
und eine tolle Gegenwehr reichten dem SC Freiburg nicht, um
gegen Bayern München zu
SEITE 11
punkten.
BERLIN (AFP). Die Antrittsrede
des neuen US-Präsidenten Donald Trump ist in Deutschland
vielfach mit Skepsis aufgenommen worden. SPD-Fraktionschef
Thomas Oppermann nannte die
Rede am Samstag „abstoßend“.
SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte
zuvor zu einer „beinharten“ Vertretung europäischer Interessen
aufgerufen.
Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) und weitere deutsche Politiker mahnten
aber auch zu einem Festhalten
an der engen Zusammenarbeit
mit den USA. Merkel betonte dabei allerdings die Bedeutung gemeinsamer Regeln. Auch der
frühere
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte zum
Regierungswechsel in den USA:
„Seit Freitag haben wir mit Donald Trump einen neuen US-Präsidenten und eine neue Regierung, mit der wir gut, professionell und unaufgeregt zusammenarbeiten werden.“
CDU-Außenpolitiker Jürgen
Hardt sprach in der Welt von „unverhohlen nationalistischen Tönen“ und kritisierte, Trump habe
„seine Wahlkampfrhetorik“ wiederholt. Der CSU-Politiker und
Fraktionsvorsitzende der EVP im
Europaparlament, Manfred Weber, rief die EU-Staaten auf,
Trump entgegenzutreten. „Sollte er mit dem Slogan ,America
first’ mit einem neuen amerikanischen Egoismus und Protektionismus ernst machen, dann
müssen wir dem ein ,Europe
first’ entgegensetzen“, sagte Weber der Rheinischen Post. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der Zeitung,
die Welt müsse sich auf einen
„unberechenbaren Trump“ einstellen. Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin warf Trump
„schnöden rechten Nationalismus“ vor. Er zeige sich als „ein
Spalter, kein Versöhner“.
meine Woche
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aldi-sued.de
Angst vor dem Rotstift
TRUMPS REDE
Skeptische
Töne in Berlin
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Um Baden-Württembergs Grundschulen tobt ein Glaubenskrieg: Wie lernen Kinder am besten SCHREIBEN ?
Schluss mit „Schreib, wie du
sprichst“? Weil Baden-Württembergs Schüler im Leistungsvergleich mit anderen
Bundesländern abgerutscht
sind, fordert die Kultusministerin eine Abkehr vom
Laissez-faire im Deutschunterricht. Experten und
Lehrer reagieren gespalten,
Eltern verunsichert.
DANIEL GRÄBER
„De Schneman gracht zäme und
des kind weind“, schreibt ein
Erstklässler aus dem Hotzenwald mit wackeliger Schrift in
sein Schulheft. Sein kleiner Aufsatz über einen Schneemann ist
das Resultat einer reformpädagogischen Lernmethode, die
sich an Baden-Württembergs
Grundschulen seit den 90er Jahren ausgebreitet hat. „Schreib,
wie du sprichst“, lautet deren
Grundidee. Statt den Kindern
Silbe um Silbe und Wort um
Wort beizubringen, sollen sie
von Anfang an eigene Texte
schreiben – mithilfe der „Anlauttabelle“. In dieser bunt bebilderten Übersicht finden sie das „A“
neben einem Affen und das
„Sch“ bei einer Schere. So schreiben sie dann drauflos. Fehler
werden stehen gelassen. Daran
sollen sich zu Hause auch die Eltern halten. Korrektes Schreiben
wird erst nach einigen Monaten
unterrichtet, manchmal auch
erst im zweiten Schuljahr.
Manche Lehrer und viele Eltern sehen das Laissez-faire
beim Schreibenlernen schon
lange kritisch. Sie befürchten,
dass sich falsche Wörter einprägen und dauerhafte Rechtschreibprobleme
entstehen.
Nun hat sich ihnen Baden-Württembergs Kultusministerin Su-
„Großzügigkeit ist wichtig, um das Kind nicht zu demotivieren“: Anhänger der Reformpädagogik lassen
FOTO: DPA
Erstklässler schreiben, ohne Fehler zu korrigieren. Daran sollen sich auch die Eltern halten.
sanne Eisenmann angeschlossen. Im Dezember schrieb die
CDU-Politikerin allen Grundschulen im Land. „Dass orthografische Fehler von Anfang an
konsequent korrigiert werden“,
forderte Eisenmann in ihrem
Brief. „Methoden, bei denen Kinder monate- beziehungsweise
jahrelang nicht auf die richtige
Rechtschreibung achten müssen, sind hingegen nicht mehr
zu praktizieren.“
Es folgte ein Sturm der Entrüstung von eher linken Lehrerorganisationen. „Nach derselben
Logik müsste sie einem Kind,
welches das Laufen erlernt, das
Krabbeln verbieten“, beschwerte
sich etwa der Grundschulverband Baden-Württemberg bei
Kabinettschef Winfried Kretschmann über die Ministerin. „Wie
sollen Kinder Fehlersensibilität
entwickeln, wenn sie nicht
(mehr) über Schreibweisen
nachdenken dürfen, sondern
nur noch korrekte Schreibweisen einüben?“
Die Freiburger Germanistikprofessorin Christa Röber, eine
entschiedene Gegnerin der
„Schreib, wie du sprichst“-Methode, hat hingegen einen handschriftlichen Dankesbrief nach
Stuttgart geschickt. „Wir müssen
den Erstklässlern von Anfang an
das Regelhafte der geschriebenen Sprache vermitteln“, sagt Röber. „Denn Schreiben ist etwas
ganz anderes, als gesprochene
Sprache abzubilden.“
Bevor Röber an der Pädagogischen Hochschule und der
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Universität Freiburg angehende
Lehrer unterrichtete, war sie
selbst
Grundschullehrerin.
„Manche Kinder mögen mit der
Anlauttabelle klarkommen und
später den Schritt zur korrekten
Schreibung schaffen“, meint sie.
„Aber mindestens ein Viertel der
Grundschüler schafft es eben
nicht. Und das sind vor allem
diejenigen, die zu Hause weniger
gefördert und gefordert werden
können und daher einer klärenden Unterrichtung in besonderem Maße bedürfen.“
Über Sinn und Unsinn der reformpädagogischen Anlaut-Methode wird unter Bildungsexperten schon seit Jahren leidenschaftlich gestritten. Es ist eine
Art Glaubenskampf. Doch mit
der deutlichen Positionierung
der Kultusministerin wird daraus eine politische Debatte. Anlass ihrer Intervention war das
schlechte Abschneiden BadenWürttembergs im jüngsten Ländervergleich des Instituts für
Qualitätsentwicklung im Bil-
dungswesen (IQB), gerade bei der
Rechtschreibleistung der Schüler. „Baden-Württemberg war
jahrelang in der Spitzengruppe
mit Bayern und Sachsen. Nun
sind wir kräftig abgerutscht und
finden uns am Ende der Tabelle
neben Bremen und Berlin wieder“, heißt es dazu aus dem Kultusministerium. „Das ist nicht
das Umfeld, in dem sich BadenWürttemberg wohlfühlt.“
An den Schulen herrscht nun
Verunsicherung. Es ist unklar,
welche Konsequenzen der Brief
der Ministerin hat. Barbara Dobuszewski, Leiterin der MichaelFriedrich-Wild-Grundschule in
Müllheim, sagt, dass die reine
Anlaut-Methode an kaum einer
Schule mehr praktiziert werde.
„Der Rechtschreibunterricht hat
sich weiterentwickelt, hat Elemente davon übernommen und
neue Erkenntnisse integriert“, so
Dobuszewski. „Ich kenne keinen
Kollegen, der heute noch danach
unterrichtet, zumindest nicht in
Reinform.“ Wobei die Grundidee
durchaus noch präsent ist: „Ich
halte es schon für wichtig, dass
ganz am Anfang die Schreiblust
geweckt wird, ohne gleich alle
Fehler zu verbessern. Das empfehlen wir auch den Eltern. Eine
gewisse Großzügigkeit ist wichtig, um das Kind nicht zu demotivieren“, meint die Schulleiterin.
Gefragt sei eine behutsame Fehlerkorrektur, „nicht mit dem
Rotstift, sondern im Gespräch
mit dem Kind“.
Wissenschaftlerin Röber sieht
das anders. „Ich gehöre nicht zu
denjenigen, die sagen: Motivation ist Bedingung für Erfolg“, sagt
die Freiburger Professorin. „Für
viele Kinder gilt viel eher: Motivation kommt erst durch Erfolg
– und für den ist beim Lesenund Schreibenlernen ein von
Anfang an regelbasierter Unterricht verantwortlich.“
Bad Säckingen wird zur Fairtrade-Stadt
Eine Initiative zur Stärkung des FAIREN HANDELS zeichnet morgen die Trompeterstadt für ihren Einsatz in diesem Bereich aus
Gezielt den Fairen Handel fördern. Was in Bad Säckingen
schon seit einigen Jahren Anspruch ist, wird nun auch offiziell gewürdigt. Ab morgen darf
sich die Trompeterstadt als sogenannte verifizierte FairtradeTown bezeichnen. Die Auszeichnung kommt vom Verein Transfair, der sich ebenjener Förderung des Fairen Handels
verschrieben hat.
Schon im Sommer vergangenen Jahres ging „ein dicker Stapel an Bewerbungsunterlagen
nach Köln“ erzählt Ralf Däubler,
der Umweltbeauftragte der
Stadt. Voraus ging der Beschluss
des Gemeinderats im April, einen Stufenplan zur Einführung
eines nachhaltig kommunalen
Beschaffungswesens zu erarbeiten sowie sich als Fairtrade-Town
zu bewerben. Was folgte, war die
Zusammensetzung einer 14köpfigen Steuerungsgruppe, zu
der Personen aus der lokalen Politik, des Handels sowie aus der
Bevölkerung zählen. Die Prüfung der Bewerbungsunterlagen, in denen das Engagement
zum Fairen Handel ausführlich
dokumentiert werden musste,
dauerte dann mehrere Wochen.
Dass die Bewerbung erfolgreich
war, ist intern schon seit rund
drei Monaten bekannt. Mit der
Auszeichnungsfeier morgen um
18 Uhr im Trompeterschloss
wird es auch offiziell.
„Diese Auszeichnung zeigt,
dass auch kleinere Kommunen
durchaus etwas bewegen können“, kommentiert sie Ralf
Däubler. „Wir wollen nicht übertreiben, aber auch nicht untertreiben. Wir haben Kompetenz
in diesem Bereich“, sagt der 52Jährige weiter, der seit 25 Jahren
Angestellter der Stadt ist. Es gehe
darum, vor Ort Bewusstsein für
das Thema zu schaffen und auch
auf andere Kommunen auszustrahlen.
–
Die Auszeichnung gilt
zunächst für zwei Jahre
–
Die Kampagne zu den FairtradeTowns gibt es seit dem Jahr 2000
in inzwischen 28 Ländern, darunter befinden sich nebenvielen
europäischen auch Costa Rica,
Brasilien, der Libanon oder Japan. Weltweit gibt es rund 2000
Fairtade-Towns – von der Metropole bis zum kleinen Dorf. In
Deutschland sind es mit Bad Säckingen nun 456, in BadenWürttemberg 97 FairtradeTowns. Es gibt weitere in der Region: Murg etwa zählt schon seit
2014 dazu, im dortigen Weltladen arbeiten auch Akteure aus
Bad Säckingen mit. Freiburg und
Löffingen sind ebenfalls Fairtrade-Towns, und auch Herrischried wurde erst vor wenigen Tagen ausgezeichnet. „Der Titel
wird für zwei Jahre vergeben,
dann werden die Kriterien erneut abgeprüft“, erläutert Diana
Schlegel, Sprecherin von Transfair. „Der Gedanke dahinter ist,
dass Akteure aus Politik, Handel
und Zivilgesellschaft zusammenkommen und den Fairen
Handel stärken“.
Mit dem Beschluss zur lokalen
Agenda 21 und der Bildung des
Arbeitskreises „Wirtschaft/Eine
Welt“ hatte sich Bad Säckingen
schon im Jahr 2002 dem Thema
Fairer Handel gewidmet. 2004
wurde der sogenannte Trompeterkaffee eingeführt, der durch
fairen Handel der Pide-KaffeeKooperative in Peru zugutekommt, der rund 3000 Kleinbauern angehören, die für die
Existenz von 20 000 Menschen
sorgen. Nach Bürgergesprächen
in den vergangenen zwei Jahren
wurden die Aktivitäten dazu
dann erheblich intensiviert.
Den vorläufigen Höhepunkt
dabei bildete das 1. Faire Stadtfest und die Einführung der Fairen Stadtschokolade im September 2015. „Die faire und vor Ort
hergestellte Schokolade wird
seither in Geschäften und Cafés
verkauft“, so Ralf Däubler. Gespräche über das nächste Faire
Stadtfest möchte die Steuerungsgruppe in diesem Jahr wieder aufnehmen.
Trotz der neuen Bezeichnung
Fairtrade-Town ist der Faire Handel jedoch noch immer eine
Randbewegung. „Diese Auszeichnung jetzt ist schön. Aber
daraus erwächst auch eine Verpflichtung. Wir müssen an dem
Thema dranbleiben“, sagt Ralf
DANIEL WEBER
Däubler.
2 AUS DER REGION
Protest gegen Pumpspeicherwerk
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Zündstoff Barrierefreiheit
200 000 EURO
DIE REDNER bei der gestrigen Kundgebung vor der Seebodenhalle
in Wehr waren sich einig: Der Bau des geplanten Pumpspeicherwerks
Atdorf muss mit aller Macht verhindert werden. Mehrere Hundert
Personen demonstrierten vor der Halle, in der das Landratsamt täglich noch bis zum 28. Januar den Antrag der Schluchseewerk AG auf
Planfeststellung erörtert – mit Privatpersonen, Verbänden und Kommunen, die gegen das Vorhaben Einwendungen erhoben haben und
Behörden und Institutionen, die zu dem Vorhaben eine Stellungnahme abgegeben haben. Dutzende Landwirte unterstützten den Protest
mit ihren Traktoren. Vertreter von Naturschutzverbänden wie dem
BUND, Bauernvereinigungen wie der BLHV, Bürgerinitiativen und
Einzelpersonen warnten vor den in ihren Augen zerstörerischen und
gesundheitsbedrohenden Konsequenzen des geplanten Pumpspeicherwerkes. Inge Böttinger, Vorsitzende des BUND Wehr, sagte: „In
den Augen des Schluchseewerkes haben die Bürger der Region keine
Rechte.“ Jürgen Pritzel, energiepolitischer Sprecher der Bürgerinitiative gegen Atdorf, erklärte, dass Pumpspeicher für die Energiewende
FOTO: HANS CHRISTOF WAGNER
keine Bedeutung hätten.
KURZ GEFASST
BAD SÄCKINGEN
Absage an Klimaschutzmanager
Dem Vorschlag der Stadtverwaltung, für Bad Säckingen einen
Klimaschutzmanager einzustellen, hat der Gemeinderat eine
Absage erteilt. Die Stelle hätte 65 000 Euro gekostet, wäre
aber auf drei Jahre mit bis zu 65 Prozent vom Bund gefördert
worden. Bürgermeister Alexander Guhl hatte sich stets für
die Schaffung dieser Stelle eingesetzt und wollte sie im städtischen Bauamt ansiedeln, um in der Stadt klimagerechtes
Bauen und energetische Sanierungen voranzutreiben. Im
DS
Stadtbauamt werden in den nächsten Jahren Stellen frei.
Laufenburg
GEMEINDERAT I
Morgen, Montag, 23. Januar, tagt der Laufenburger Gemeinderat
zum ersten Mal im neuen Jahr. Die Sitzung beginnt um 19
Uhr im Ratssaal des Rathauses Laufenburg mit der Möglichkeit
für Bürger, Fragen zu stellen. Im Anschluss beschäftigen sich
die Gemeinderäte mit der Verordnung der Stadt Laufenburg
für einen Sonntagsverkauf beim „Laufenburger Sommer“
am 11. Juni 2017 und einem Antrag auf Förderung des geplanten
deutsch-schweizerischen Rundwanderwegs aus dem Interreg-V-Programm der Europäischen Union. Der Sitzung geht
eine ebenfalls öffentliche Sitzung des Bauausschusses voraus,
DS
die um 17.30 Uhr beginnt.
GEMEINDERAT II
ZEUGENSUCHE
Nach tödlichem Unfall in Säckingen
Nach tödlichem Unfall vom 9. Januar sucht die Polizei in Bad
Säckingen einen Zeugen. Bei dem Unfall am Montag vergangener
Woche war eine 88 Jahre alte Frau auf der Kreuzung Werderstraße/Scheffelstraße in Bad Säckingen angefahren und so
schwer verletzt worden, dass sie später im Spital ihren Verletzungen erlag. Gesucht wird laut Badischer Zeitung der Fahrer
eines weißen SUV, der unmittelbar vor dem Unfall von der
Unteren Flüh kam und nach rechts in die Werderstraße abbog.
Die Polizei bittet diesen Fahrer, sich beim Verkehrskommissariat
DS
Waldshut, Telefon 0 77 51/8 96 30, zu melden.
ZENTRALKLINIK
NINA LIPP
Hartmut Fricke, SPD-Stadtrat
und Vorsitzender des Demografie-Strategischen Forums, ist
sich sicher: In Bad Säckingen
werden die Prioritäten im Haushalt falsch gesetzt. Für den Bau
einer großen Schulsporthalle sei
im Jahr 2017 Geld da, dem „wirtschaftlich bestens aufgestellten
Gloria-Theater“ werde weiter die
Miete erlassen und die Stadt leiste es sich, die Betreiber der Aqualon-Theme „über den Vertrag
hinaus mit weiteren 1,8 Millionen“ zu subventionieren. Seine
Argumente haben die übrigen
Fraktionen im Gemeinderat allerdings nicht überzeugt, der Antrag der SPD, die im Haushaltsetat für die Barrierefreiheit vorgesehenen Mittel von 200 000
Euro zu verdoppeln, wurde von
den Fraktionen von CDU, Grünen, Freien Wählern und Linken
abgelehnt. Die zusätzlich geforderten Mittel sollten in den „lange überfälligen Einbau eines
Fahrstuhls im Rathaus“ investiert werden. Die SPD-Fraktion
forderte zudem, die Mittel für
die Erneuerung der Parkbeleuchtung umzuwidmen und
für die behindertengerechte
Umrüstung der Ampelanlage an
der Lidl-Kreuzung zu verwenden.
Bürgermeister
Alexander
Guhl hält die Kritik der SPDFraktion für nicht berechtigt:
Die nun vorgesehenen Maßnahmen seien „ein klares Bekenntnis zur Barrierefreiheit“.
200 000 Euro will die Stadt in
Informationen zum Standort
Der Landkreis Lörrach sowie die Kreiskliniken veranstalten
drei Bürgerinformationsgespräche zum neuen Standort des
geplanten Zentralklinikums im Kreis Lörrach. Eine Tendenzentscheidung, wo das Klinikum gebaut werden soll – in Schopfheim, Rheinfelden oder Lörrach –, wird voraussichtlich im
März fallen. Die Gespräche finden statt am Dienstag, 24. Januar,
19.30 Uhr im Landratsamt Lörrach, am Montag, 6. Februar,
19.30 Uhr in der Stadthalle Schopfheim und am Dienstag,
DS
7. Februar, 19.30 Uhr, im Bürgersaal Rheinfelden.
In Bad Säckingen wird in die Barrierefreiheit investiert – bei weitem
nicht genug, urteilen SPD-Fraktion und Behindertenbeirat. FOTO: DPA
die Hand nehmen, 18 000 Euro
davon für den Zugang zum
Sozialamt im Rathaus, 75 000
Euro für den Umbau von Bushaltestellen, 30 000 Euro für einen rollstuhlgeeigneten Ausbau
der Wege im Schlosspark. Der
größte Anteil soll mit 95 000 Euro in einen Aufzug an der Treppe
der Holzbrücke investiert werden, wobei das Vorhaben im Rahmen des trinationalen Konzepts
Rheinliebe mit 70 Prozent bezuschusst wird.
Diese Maßnahmen reichen
nicht aus, urteilt Hartmut Fricke
im Namen seiner Fraktion. „Dem
Teilhabegedanken werden wir
damit nicht gerecht.“ Wenn die
Stadt jetzt nicht mehr in die
Barrierefreiheit investiere, beschneide sie die Rechte von Menschen mit Behinderung und sorge für einen immer größer werdenden Investitionsstau. Stadt
und Gemeinderat, so Fricke, haben die „moralischer Verantwortung“, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. Der Einbau des Lifts
im Rathaus und die Umgestaltung der Lidl-Ampel seien im
vergangenen Jahr vom Behindertenbeirat, dem DemografieStrategischen Forum sowie dem
Sozialverband VdK „mit großem
Aufwand und Sachverstand“ im
Rahmen eines Maßnahmenkatalogs mit höchster Priorität versehen worden und könnten „kostengünstiger umgesetzt werden,
als bisher angenommen.“
Mit ihrem Antrag hatte die
SPD-Fraktion auf einen offenen
Brief des Behindertenbeirats
Bad Säckingen reagiert. Darin
werden unter anderem die von
der SPD in ihrem Antrag genannten Maßnahmen befürwortet. Dessen Vorsitzende, Morena Eckert, bedauert: „Nur zwei
Fraktionen haben auf unseren
Brief reagiert, die Freien Wähler
per E-Mail, die SPD mit ihrem
Antrag.“ Dass von CDU, Linken
und Grünen-Fraktion „keinerlei
Reaktion“ gekommen sei, erwecke den Eindruck, dass sie „das
Thema nicht für wichtig erachten.“
Warum der Antrag abgelehnt
wurde, begründen die Fraktionssprecher. Michael Maier, CDUFraktion, sagt: „Die Ausgaben
von mehr als 200 000 Euro sind
ein klares Bekenntnis zur Barrierefreiheit in Anbetracht der Vielfalt der Aufgabenstellungen der
Stadt. Das Thema Barrierefreiheit wird uns über Jahre hinaus
in allen Bereichen fordern. Es
wäre schön, wenn wir mehr Geld
ausgeben könnten. Aber ohne
vernünftige Gegenfinanzierung
ist das nicht möglich.“
Ruth Cremer-Ricken von der
Grünen-Fraktion weist daraufhin, dass der eingebrachte Haushaltsentwurf um gut 400 000
Euro gekürzt werden musste,
um genehmigungsfähig zu sein.
„Es ist guter Brauch, dass die
Fraktionen vor der Haushaltsberatung entsprechende Anträge
formulieren, die zur Vorberatung den anderen Fraktionen
überlassen werden. Die SPDFraktion mache es sich sehr einfach und beschränke sich darauf,
auf die Verantwortung der Verwaltung zu verweisen. „Ohne
vorbereitende Anträge seitens
der SPD-Fraktion schnell nochmal den bereits im Haushaltsentwurf stehenden Ansatz von
200 000 Euro für Barrierefreiheit zu verdoppeln, aber die Antwort zu verweigern, wo das Geld
eingespart werden soll“, werde
verantwortungsvollen
Haushaltsberatungen nicht gerecht.
„Auch bei anderen Aufgaben
können wir die rechtlichen Verpflichtungen leider nicht einhalten“, bedauert Cremer-Ricken.
Fred Thelen, Fraktionssprecher der Freien Wähler, betont,
dass im Rathaus inzwischen ein
barrierefreier Zugang zum Erdgeschoss geschaffen wurde. „Mir
ist nicht bekannt, dass einem behinderten Besucher ein Gespräch mit einem Rathausmitarbeiter nicht möglich war.“ Dass
behinderte Mitbürger keinen behindertengerechten Zugang zu
den öffentlichen Ausschusssitzungen im alten Ratssaal haben, bedaure er. Angelo der Rosa,
Die Linke, urteilt: „Wirwerden die
Barrierefreiheit weiter födern.
Den Antrag der SPD als gescheitert zu betrachten, hängt vom
Betrachter ab.“
WAR NOCH WAS?
Die Woche vom 16. bis 21. Januar
Wehr
Am Dienstag, 24. Januar, beginnt um 19 Uhr im Bürgersaal
des Alten Schlosses in Wehr eine öffentliche Sitzung des
Gemeinderates. Wichtigster Tagesordnungspunkt ist der
Beschluss des Haushaltsplanentwurf 2017 durch die Gemeinderäte. Weitere Themen sind unter anderem die Verabschiedung
des Wirtschaftsplans 2017 des Eigenbetriebs Energie, Wasser,
Bäder sowie ein Sachstandsbericht zur Integration der FlüchtDS
linge in der Stadt.
will Bad Säckingen investieren – der SPD ist das zu wenig
Die zähen Haushaltsberatungen in Bad Säckingen
sind abgeschlossen, der
Haushaltsplan kann noch
im Januar verabschiedet
werden. 200 000 Euro investiert die Stadt in die Barrierefreiheit – der SPD-Fraktion ist das zu wenig. Ihr
Antrag auf die Verdopplung
der Summe wurde diese
Woche mit Blick auf die begrenzten Mittel von den
anderen Fraktionen geschlossen abgelehnt.
Montag
cedesfahrer fährt auf der Kreisstraße in Richtung Egg, als er etwa einen Kilometervor dem Eggbergbecken in einer Rechtskurve
mit hoher Geschwindigkeit von
der Straße abkommt. Sein Wagen fliegt durch die Luft und
bleibt schließlich auf dem Dach
liegen, der Mann verletzt sich
leicht.
Eigentlich soll im Bad Säckinger
Gemeinderat die Ausdehnung
der FUSSGÄNGERZONE in der
Innenstadt beschlossen werden.
Doch nach vier Stunden Haushaltsberatungen sind die Stadträte erschöpft, der Beschluss
wird vertagt. Anlass ist der tragischer Verkehrsunfall in der Bad
Säckinger Innenstadt, der sich
im vergangenen Sommer ereignete. Damals war ein 84 Jahre alter Mann mit seinem Auto in eine Menschenmenge vor einem
Straßencafé gerast. Die das Café
umgebenden Straßen sollen zur
Fußgängerzone werden.
Dienstag
Auf der A 98 bei Laufenburg
nimmt die Polizei RASER ins Visier, die die Höchstgeschwindigkeitvon 100 km/h deutlich überschreiten. Erwischt werden vier
Fahrer und eine Fahrerin, die
mehr als 30 km/h zu schnell
sind, sie müssen 120 Euro zahlen
und bekommen einen Punkt im
Fahreignungsregister.
Der
Schnellste ist ein 19-Jähriger, der
Freitag
Die in den beiden Wehrer Unterkünften untergebrachten Flüchtlinge
haben aus den eigenen Reihen einen Beirat gewählt, der als Bindeglied
zwischen Bewohnern und Stadtverwaltung fungieren soll. FOTO: BETZ
mit 142 km/h geblitzt wird und
seinen Führerschein fürs Erste
los ist.
Die Stadt Wehr hat jetzt einen
FLÜCHTLINGSBEIRAT – den ersten in ganz Baden-Württemberg.
Die Kandidaten wurden von den
Bewohnern der Unterkünfte in
Wehr und Öflingen vorgeschlagen und gewählt. Der Beirat soll
die Interessen der Bewohner der
Unterkünfte in Wehr und Öflingen vertreten und als Bindeglied
zwischen ihnen und der Stadtverwaltung fungieren.
Donnerstag
Auf der EGGBERGSTRECKE ist es
spiegelglatt: Ein 72-jähriger Mer-
Um der dauerhaft schlechten
LEHRERVERSORGUNG
am
Hochrhein entgegenzuwirken,
hat sich 2016 die Initiative „Allianz der Schulleitungen“ gegründet. Deren Ziel ist es, den Landkreis unter Lehrern als attraktiven Arbeitsort bekannt zu machen. In seiner zweiten Sitzung
erweitert das Bündnis aus mehr
als 20 Schulleitern, Vertretern
des Landeselternbeirats und des
Landratsamtes Waldshut die bestehenden Arbeitsgruppen und
wählt Vertreter für die vom Kultusministerium initiierte Vorort-Arbeitsgruppe, teilt die Rektorin der Wehrer Talschule und
VBE-Geschäftsführerin
Sonja
NIL
Dannenberger mit.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Nicht irgendeine Fabrik
Die
RHODIA , einstmals größter Freiburger Industriebetrieb, ist ein bedeutender Teil der jüngeren Freiburger Geschichte
HEINZ SIEBOLD
A
Die Rhodia brachte Freiburg vor allem Arbeitsplätze: Ausbildungswerkstatt 1936.
F
D
FOTOS: ZVG, RHODIA
den“, sagt Alt-Oberbürgermeister Rolf Böhme (SPD). Auch die
politische Konkurrenz von links
deckte die Rhodia-Beschäftigten
mit Lesestoff ein, die DKP kam
mit dem „Roten Faden“, die
KPD/ML mit der „Roten Spule“
und der Bund Kommunistischer
Arbeiter mit dem „Klassenkampf“ vor die Werkstore. Wer
Bundestagsabgeordneter oder
Oberbürgermeister – so wie Böhme – werden oder bleiben wollte,
durfte und musste zur Betriebsversammlung kommen. RhodiaBetriebsräte wie Karl Schnabel,
Fritz Möhrle, Conny Kenk und
Hansjörg Seebacher spielten eine wichtige Rolle in SPD und
Kommunalpolitik.
D
as Ansehen des Werkes
war nicht zu allen Zeiten
das beste, die Wasserdampffahne sorgte im Winter
für künstlichen „Rhodiaschnee“.
Der Chemiebetrieb wurde von
der Stadt Freiburg argwöhnisch
beäugt. Und als mit Peter W. Heller 1990 erstmals ein Grüner
Umweltbürgermeister in Freiburg wurde, war das, räumt Dollhopf ein, „durchaus eine Herausforderung“. Es ging vor allem um
die Entnahme von Grundwasser.
Rhodia musste dem Mooswald
so viel Wasser zurückführen, wie
entnommen wurde. Ursprünglich war die Absenkung des Wasserspiegels wegen der Schnakenplage ein erwünschter Nebeneffekt der Industrieansiedlung.
Das Gaskraftwerk der Rhodia
wurde zum größten Stromlieferanten für Freiburg. Zuweilen kamen 40 Prozent des Freiburger
Strombedarfes von der eigenständigen Wärmeverbundkraftwerk GmbH, an der neben der
Rhodia auch die Badenova und
die Gasversorgung Süddeutschland (GVS) beteiligt sind. Im Moment produziert das Kraftwerk
nur Strom für Rhodia. Der Versuch, Fernwärme im großen Stil
zusammen mit dem Heizwerk
der Uniklinik in die Stadt zu leiten, ist vor Jahren gescheitert.
Demnächst soll Rhodia-Wärme
an nahe gelegene Gewerbebetriebe verkauft werden.
Auch mittelfristig wird sich
das Unternehmen mit 800 Beschäftigten mit seinem Kerngeschäft befassen, der Produktion
von Cellulose für Zigarettenfilter. „Damit wurde immer gutes
Geld verdient“, betont Ex-Geschäftsführer Dollhopf. Aber wie
lange noch? Es wird weltweit weniger geraucht, selbst China ist
auf Antinikotinkurs gegangen.
„Es gab noch nie ein richtiges
Vertrauen in die Zukunft“, sagt
Dollhopf. Alle Eigentümer hätten sich mit Investitionen zurückgehalten. Um jede Neuerung musste gekämpft werden.
Man habe es aber geschafft, auf
modernstem Stand zu bleiben.
Das könnte sich jetzt auszahlen:
Solvay-Acetow-Geschäftsführer
Philippe Rosier – auch er ein
Rhodianer – hat ein neues Standbein im Visier: das sogenannte
Accoya-Holz. Das ist Holz, das
mit Essigsäureanhydrid unter
Wärme im Reaktor imprägniert
und dadurch fester und witterungsbeständiger wird.
Das Acetylierungsverfahren
von Cellulose ist in Freiburg vorhanden. Platz genug auch, das
Betriebsgelände ist 54 Hektar
groß. Und es sei „vorgesehen, das
Gelände für die neuen Investitionen zu nutzen“, erklärt SolvayAcetow-Sprecherin Maren Welle.
Was genau passieren soll, werde
man Ende des zweiten Quartals
erfahren, dann werden Solvay
und Blackstone das „Closing“ abgeschlossen haben. Ob dann der
Fußballverein SV Solvay nach
drei Jahren schon wieder seinen
Namen ändert, ist offen. Das
Rhodia-Stüble auf dem „SolvaySportpark“ hat den letzten Wechsel nicht mitgemacht und heißt
seitdem Pizzeria da Carmelo.
preise!
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Tel. 0 76 41 /80 73
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en
ing
straß
e 2 · 79312 Emmend
bis 31. Januar 2017
enge Grenzen gesetzt. Spötter großzügige Steuererleichterun- zösischen Investoren als „feindlinannten Freiburg deshalb „Pen- gen und ein günstiger Grund- ches Eigentum“ beschlagnahmt
sionopolis“, weil tatsächlich viele stückspreis mitgeholfen hatten, und in die Kriegsproduktion –
„Rentiers“ aus dem Rheinland die Investoren anzulocken, spiel- etwa für Fallschirmseide – mit
und aus Norddeutschland ka- te öffentlich keine Rolle, wichtig Zwangsarbeitern einbezogen.
men – Menschen, die aus
Am 28. Februar 1945 wurde
den Einkünften von Wertpadie Rhodia im Zuge eines
pieren lebten. Doch die InLuftangriffs alliierter Bomflation der Jahre 1921 und
ber in Mitleidenschaft gezo1922 entwertete die Kapitalgen, der Schaden durch
vermögen und -einkünfte
Brandbomben hielt sich alund vernichtete viele Arlerdings in Grenzen. Die grobeitsplätze. In Freiburg
ße Zeit der Rhodia kam mit
grassierte die verschämte
den goldenen Wirtschaftsund offene Armut. Anfang
wunderjahrzehnten
der
ür die Freiburger Stadtspit- 1926 waren 1 813 Freiburger
50er und 60er Jahre, die
ze war die Ansiedlung eines offiziell arbeitslos, das waChemiefabrik wuchs auf
Industriebetriebes mit vie- ren vier Prozent der Erüber 5 000 Beschäftigte. Die
len Arbeitsplätzen eine politi- werbstätigen unter 91 000
Kunstseide löste Naturseide
sche Dringlichkeit. Die Finanz- Einwohnern. Ein Jahr zuvor Nicht immer haben sich Management und auf breiter Front in der Texkrisen nach dem Ersten Welt- hatten Streiks und Aussper- Arbeitnehmervertreter bei Rhodia so gut
tilproduktion ab. Perlon und
krieg ruinierten das vom frühe- rung, Konkurse und Be- verstanden wie Rüdiger Dollhopf (links)
Nylon für Strümpfe und
ren Oberbürgermeister Otto triebsaufgaben die Bauin- und Hansjörg Seebacher.
Hemden
elektrisierten
Winterer verfolgte Konzept von dustrie erschüttert. Die SupMann und Frau buchstäbder weitgehend „industriefrei- penküchen waren übervoll.
war die Zahl der angekündigten lich.
en“ schönen Stadt für reiche ZuMit der Unterstützung des Arbeitsplätze – 1 000 auf einen
ie Rhodia war nicht irzügler gründlich. Winterer – von Freiburger SPD-Reichstagsabge- Schlag. Am 27. November 1928
gendeine Fabrik, sondern
1888 bis 1913 im Amt – hatte Frei- ordneten Stefan Meier gelang nahm die Rhodia die Acetatpro„eine Institution“, betont
burg als Stadt mit dem renovier- dann der Befreiungsschlag. duktion auf, zwei Jahre später
ten Münster, dem neuen Stadt- Oberbürgermeister Karl Bender wurden infolge der Weltwirt- Ex-Vorstand Rüdiger Dollhopf.
theater, prächtigen Villen in (Zentrum) gab Ende September schaftskrise etliche Mitarbeiter Nicht nur für die Investoren und
Herdern und der Wiehre und 1927 die Gründung der Rhodia- entlassen, bis 1937 stieg die Be- Teilhaber, auch im politischen
Leben. Die Geburtshilfe durch
aufgestockten Stadttoren aufge- seta bekannt. Am 17. Januar 1928 legschaft dann aber auf 2 500.
hübscht und durch eine kom- erfolgte der Spatenstich für den
Die Rhodia wurde von den Na- die SPD prägte die Unternehmunale Satzung der Industrie Bau des ersten Bauwerkes. Dass tionalsozialisten wegen der fran- menskultur mit. Rüdiger Dollhopf hatte in seiner Amtszeit
mit dem Betriebsratschef Hansjörg Seebacher einen zugleich
kämpferischen wie auch pragmatischen Sozialpartner. Das
Management tat sich freilich
mal schwerer, mal weniger
schwer mit Belegschaftsvertretern. Die ersten Eigner von 1927
wollten die Gewerkschaften aus
dem Betrieb heraushalten, die
Konfrontationen zwischen Kapital und Arbeit hatten lange Zeit
Klassenkampfcharakter. Die Belegschaftsversammlung
der
Rhodiaseta am 27. März 1946 forderte die Verschmelzung der
kommunistischen und sozialdemokratischen zu einer „einheitlichen Sozialistischen Partei“ als
„Lebensnotwendigkeit
aller
Schaffenden“. Dazu kam es nicht,
aber die Rhodia war immer eine
feste Bastion der SPD, im florierenden Unternehmen wurden
tarifliche Fortschritte angestoßen. „Bei der Rhodia konnte man
Luftaufnahme 1928: Im Norden Freiburgs wächst die Rhodia.
immer viel Flugblättle loswer-
Wegen Umbau!
us Solvay wird wieder Rhodia. „Das finde ich schön“,
kommentiert Diplomingenieur Rüdiger Dollhopf (73) die
Ankündigung, dass mit dem erneuten Eigentümerwechsel des
Freiburger
Chemieunternehmens in der Engesserstraße der
frühere Name zurückkehrt. Der
US-amerikanische Finanzinvestor Blackstone hat im Dezember
2016 angekündigt, den weltweit
drittgrößten Hersteller von Filter-Tow aus Acetat – das Rohmaterial für Zigarettenfilter – vom
belgischen Chemieriesen Solvay
zu übernehmen. „Firmennamen
gab es viele“, hat der heutige Pensionär Dollhopf im Sommer
2002 in die Broschüre zum 75jährigen Bestehen der Rhodia
Acetow GmbH geschrieben, deren Sprecher der Geschäftsführung er damals war. „Aber geblieben sind immer die Rhodianer.“
So wie er einer von 1971 bis 2004
war.
Rhodia, Rodiaceta, Rhodia
Acetow – der erste Name lautete
„Deutsche Kunstseiden AG Rhodiaseta“. Die Firma wurde 1927
gegründetvon der in Lyon ansässigen „Societé Chimique des Usines du Rhone“ und deutschen
Industriellen, darunter Friedrich
Flick und Fritz Thyssen. Friedrich
Keller, Direktor der Dresdner
Bank,wurde erster Vorstandsvorsitzender. Rhodiaseta ist ein
Kunstwort: „Rho“ steht für den
Fluss Rhone, Di-Acetat ist das
Rohmaterial, „Seta“ erinnert an
Seide. Die „Rhodia“ war die erste
große Industrieansiedlung im
Freiburger Westen jenseits der
Bahnlinie. Das Gelände nahe
dem Mooswald war weitgehend
unbesiedelt, auf den Wiesen weideten Schafe. Es gab lediglich einige Geräte- und Materiallager,
Werkstätten und ein Bauunternehmen.
4 AUS DER REGION
GESICHT DER WOCHE
MARC OSSWALD
„Eine Auszeichnung“
E
s gibt, wie in dieser Woche der beiden Koko-Mitgesellbekannt wurde, im Freischafter – und Koko-Mitgrünburger Raum einen neuen der – Dieter Bös und Armin Nisgroßen Konzertveranstalter –
sel und die daraus folgende alund einen anderen gibt es bald leinige Geschäftsführertätignicht mehr. Der
keit Osswalds bei
neue heißt Vaddi
Koko vor wenigen
Concerts und ist
Monaten hätten
als Agentur eine
nichts mit dem In100-prozentige
teresse von CTS
Tochter des BranEventim zu tun.
chenriesen CTS
Gut ging es Koko &
Eventim. Der vor
DTK Entertainseiner Liquidiement zuletzt allerrung stehende ist
dings nicht mehr.
Koko & DTK Enter2013 machte die
Vaddi statt Koko: Marc Agentur rund 1,7
tainment, wurde
FOTO: ZVG Millionen Euro
Osswald.
schon 1978 gegründet und war
Verlust, 2014 rund
bislang die größte Konzerteine Million Verlust. Zahlungsagentur Südbadens. Marc Oss- unfähig sei Koko aber nie gewewald war zuletzt Geschäftsfüh- sen, der Verlust sei großteils
rer von Koko & DTK Entertain- durch den Verkauf von stillen
ment – und er wird nun GeReserven, etwa des Anteils am
schäftsführer von Vaddi
Southside-Festival, aufgefanConcerts. „Es ist eine Auszeich- gen worden und den Rest gleinung, dort arbeiten zu dürfen“, che er mit seinem Privatvermösagt Osswald, auf seinen neuen gen aus, so Osswald. Vor allem
Arbeitgeber angesprochen.
Veranstaltungen des KonstanUnd zudem könne er dort rela- zer Büros hätten für die Verlustiv unabhängig agieren, weil es te gesorgt.
das Prinzipvon CTS Eventim sei, Und nun also Vaddi Records.
mit vielen kleineren, rechtlich
„Vaddi“ wird Osswald, als der,
selbständigen Firmen zusamder sich um alles kümmert, oft
menzuarbeiten.
genannt. Das Zeltmusikfestival
Osswald ist es wichtig, zu sagen, soll vom Wechsel unbetroffen
dass CTS Eventim Koko nicht
sein, weil Osswald dort ja nicht
übernommen habe. Das Ende
mit der Agentur, sondern als
von Koko sei keine Bedingung, Person Mitgesellschafter ist.
allerdings schon eine logische
Und die Konzertszene in FreiFolge davon gewesen, dass er
burg und Umgebung soll nicht
das sehr gute Angebot angeleiden, im Gegenteil, gerade im
nommen habe. Er wäre auch
Bereich Rock/Alternative könnfrüher bei Koko ausgestiegen,
te durch die Kontakte des Branwenn ihm ein derartiges Ange- chenriesen eine Belebung entbot gemacht worden wäre, erstehen,verspricht Osswald.
OTTO SCHNEKENBURGER
gänzt er. Und nein, der Rückzug
KURZ GEFASST
WAHL
Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten
Wer soll neuer Bürgermeister von Schwörstadt werden? Am
Mittwoch, 25. Januar, können Interessierte den beiden Kandidaten
auf den Zahn fühlen. Es treten an: die Juristin Christine Trautwein-Domschat aus Karsau (parteilos) und der Diplom-Verwaltungswirt Matthias Strittmatter aus Grenzach-Wyhlen
(parteilos). Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der
Halle. Saalöffnung ist um 18.45 Uhr.
UNFALL
FünfVerletzte bei Autozusammenprall
Am Freitagabend fuhr in Rheinfelden ein 49-jähriger Autofahrer
auf der Nollinger Straße und wollte links abbiegen. Dabei übersah
er ein entgegenkommendes Auto. Es kam zum Zusammenstoß.
Durch die Kollision prallte ein Auto auf den Gehweg und streifte
dort einen Fußgänger. Dieser wurde leicht verletzt. Danach
stieß das Auto gegen ein Haus. Das andere Auto prallte gegen
DS
ein parkendes Fahrzeug. Fünf Personen leicht verletzt.
Der Sonntag · 22. Januar 2017
„Unglaublich viele Tote“
Ende der gefährlichen Freiheit am Lenkrad – RADARFALLE und Tempolimit werden 60
Bis 1957 konnte man in
Deutschland so schnell
Auto fahren, wie man wollte, doch dann rang sich die
Republik notgedrungen zu
Tempolimits durch. Ein Gespräch mit Historiker Peter
Itzen, der an der Universität
Freiburg die Geschichte der
Verkehrsunfälle untersucht
hat, anlässlich des 60. Geburtstags der Radarfalle.
Herr Itzen, am 21. Januar 1957
fand die erste Radarkontrolle in Deutschland statt. Was
für Geschwindigkeitsbeschränkungen gab es zu
dieser Zeit?
Bis 1957 gab es in der Bundesrepublik überhaupt keiRadarfallen waren in Deutschland noch nie beliebt. Trotzdem, erklärt Historiker Peter
ne echten GeschwindigItzen (links), sorgten jährliche Verkehrsopfer in Höhe einer Kleinstadtbevölkerung für
keitsbegrenzungen. Im GeFOTOS: FRIAS/BAMBERGER
die Erkenntnis, dass man den Verkehr strenger regeln muss.
genteil: 1952 hatte der Staat
ein Gesetz aus dem „Dritten
Reich“ aufgehoben, das ein Tem- bin aber nicht ganz sicher, inwie- wir müssen langsamer fahren.
wesen. Mit dieser individuellen
polimit von 40 Kilometern pro fern dieses Argument nicht eher
Aufstiegserfahrung dürfte dieStunde vorgesehen hatte.
taktischer Natur war. Zudem galWas brachte nun die Einführung ser Freiheitsgedanken auch zuten vor allem die Lastwagenfahvon Tempolimits und Radarkon- sammenhängen.
Man konnte also mit hundert
rer als Risiko und viele forderten
trollen in den 50ern?
durch die Innenstadt fahren?
deswegen ein Tempolimit nur
Sorgen Geschwindigkeitskonfür LKW.
Die Zahl der Verkehrsopfer introllen tatsächlich für höhere
Ja. Erst 1957 wurde das Tempolinerorts sank erst einmal um eiSicherheit?
mit von 50 Kilometern pro StunGab es in der Bevölkerung eine
nige hundert auf knapp 6000
de innerorts eingeführt und die
Mehrheit für Tempolimits?
Todesopfer im Jahr 1958. Dann Der Gesamtverband der deutBeschränkung auf Landstraßen
stiegen die Zahlen aber wieder schen Versicherer hat herausgekam gar erst 1972.
Schwer zu sagen. Natürlich wa- an, schließlich war die Massen- funden, dass Radarkontrollen eiren sehr viele Leute gegen eine motorisierung ja in vollem Gan- nen deutlichen Effekt haben,
Was brachte die Wende?
Tempobeschränkung. Aber die ge. Insgesamt war der Effekt ge- wenn man die Anlagen dauerDebatte bekam auch einen neu- ringer, als man gedacht hatte. haft aufstellt – und wenn AutoIn den 50er Jahren nahm der en Drall, als sich in den 50er Jah- Die gefährlichen Straßen sind ja fahrer, die erwischt werden, eine
Autoverkehr immer mehr zu, ren immer mehr Unfallchirur- die Landstraßen. Die große Wen- persönliche Ansprache durch
weil die Massenmotorisierung gen in die Diskussion einschalte- de kam erst mit der Einführung Polizisten erfahren. Das enteingesetzt hatte, und infolgedes- ten. Diese waren ja mit den Un- der Tempolimits auf den Land- schärft lokale Unfallschwersen gab es unglaublich viele Tote fallfolgen täglich konfrontiert.
straßen in den 70er Jahren und punkte demnach sehr gut.
und Verletzte. Bis weit in die
mit der Verbesserung der Sicher1970er Jahre kam ja umgerechDennoch sind Radarkontrollen
heitstechnik in den Fahrzeugen.
Sie sind Historiker und haben
net jedes Jahr eine Kleinstadt auf
heute ungefähr so beliebt wie
das Thema Verkehrsunfälle erden Straßen ums Leben.
Magen-Darm-Krankheiten. War
Es gibt größere Bedrohungen
forscht. Warum muss die Gedas von Anfang an so?
im Leben, als 50 Stundenkiloschichte des Verkehrsopfers unWie muss man sich die öffentmeter fahren zu müssen. Warum
tersucht werden?
liche Diskussion vorstellen?
Soweit ich das feststellen konngeht so vielen bei Geschwindigte, sahen die Autofahrer das dakeitskontrollen und Tempolimits Vor allem, weil unglaublich viele
Die Unfallzahlen wurden natür- mals genauso kritisch wie heute.
gleich der Hut hoch?
Menschen auf der Straße gestorlich als Problem angesehen, aber Individuell empfand man eine
ben sind – noch immer kommen
es dauerte doch lange, bis man Regulierung und Überwachung Das frage ich mich auch immer in Deutschland jährlich tausensich entschloss, mit Geschwin- der autofahrerischen Freiheit als wieder. Das Verständnis von de Menschen dort zu Tode. Andigkeitsbegrenzungen zu reagie- inakzeptabel. Wobei das auch Freiheit im Verkehr bedeutet in ders aber als Menschen, die im
ren. Bis dahin setzte man auf ei- kippen konnte. Ich habe im Tage- Großbritannien, dass man als Krieg umkommen, geraten Verne Umerziehung der Fahrer zu bucharchiv
Aufzeichnungen Fußgänger eine Straße an jeder kehrsopfer in Vergessenheit, ihselbstverantwortlichen
Ver- von Opfern von Verkehrsunfäl- beliebigen Stelle überqueren rer wird nicht gedacht, ihre Gekehrsteilnehmern, zum Beispiel len gelesen, ein Ereignis, das sie kann. In Deutschland versteht schichte wird nicht erzählt. Stattdurch Verkehrswachten. Wenn als unglaublich traumatisch man darunter, dass man an jeder dessen werden Verkehrsunfälle
man den Autoverkehr stark kon- empfanden. Sie schreiben dar- Stelle so schnell Auto fahren dür- als eine Art Naturereignis betrollierte, befürchteten manche, über wie andere über Erlebnisse fen soll, wie man will. Aber das trachtet, als Alltagsrisiko, das
werde die Entwicklung der jun- im Krieg. Und äußern Ansichten Automobil ist nach dem Krieg normaler Bestandteil des Lebens
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
gen Republik wieder in Richtung wie: Die Geschwindigkeiten sind auch ein Symbol für den schnell ist.
JENS KITZLER
Überwachungsstaat gehen. Ich zu hoch, Autos sind Mordwaffen, wiedererlangten Wohlstand ge-
Zu wenig Personal für zu viele Aufgaben
Die JUSTIZBEHÖRDEN im Kreis Waldshut ziehen Bilanz auf Neujahrsempfang und beklagen Personalmangel
Bei der Justiz im Kreis Waldshut
steht ein nicht ganz unwichtiger
Personalwechsel an: Auf Wolfgang Eißer, der das Landgericht
Waldshut-Tiengen bis Ende November 2016 leitete und in den
Ruhestand getreten war, folgt im
Jahr 2017 der heutige Leiter des
Lörracher Amtsgerichts, Wolfram Lorenz. Das gab Hans-Joachim Weber, Vizepräsident des
Landgerichts, beim Neujahrsempfang der Justizbehörden in
Waldshut bekannt.
Staatsanwältin Iris Janke präsentierte die Geschäftszahlen
aus dem vergangenen Jahr: Insgesamt seien von insgesamt
rund 10 000 Straftaten im Jahr
2016 rund zwei Drittel vor Gericht gelandet. Im Vergleich zum
Landesdurchschnitt seien verhältnismäßig viele Ermittlungs-
verfahren wegen Drogendelikten festzustellen, so Janke. Insgesamt aber bewegen sich laut
Oberstaatsanwältin
Eingänge
und Erledigungszahlen „auf
dem Niveau des Vorjahres“.
Die Aufgaben würden von insgesamt 35 Mitarbeitern erledigt,
am Landgericht befänden sich
derzeit 11 Staatsanwälte. Zwei
Richterstellen seien unbesetzt.
Im Januar 2016 fand wegen des
Verdachts auf organisierten
Rauschgifthandel
deutscher
und gambischer Staatsbürger eine groß angelegte Durchsuchung der Asylantenunterkunft
in Bad Säckingen statt. Dieser
seien 26 Ermittlungsverfahren
gegen Verkäufer gefolgt, die
überwiegend mit mehrjährigen
Freiheitsstrafen mit und auch
ohne Bewährung sowie mit
Geldstrafen endeten. Im Verfahren um den getöteten Waffenhändler aus Stühlingen laufe aktuell der Prozess am Landgericht. Eine 28-köpfige Sonderkommission des Polizeipräsidiums Freiburg hatte mehrere
Monate ermittelt. Die Akten haben mittlerweile einen Umfang
von rund 27 000 Seiten. Ein weiteres Verfahren war die Folge des
Verkehrsunfalls, der sich Anfang
Mai in der Bad Säckinger Innenstadt mit zwei Toten und mehr
als 20 teilweise sehr schwer Verletzten ereignete. Auch hier wurde Anklage erhoben.
Die Personalsituation habe
sich 2016 im Vergleich zum Vorjahr zwar entspannt, dennoch
sei man auf weitere Stellen angewiesen, so Janke. Neue Gesetze
wie die Novelle im Sexualstraf-
recht weiteten die Strafbarkeit zei, Staatsanwaltschaft, bei den
aus. Personal werde bei der Poli- Gerichten und der Waldshuter
Haftanstalt benötigt. Die Leiterin der Haftanstalt, Ellen Albeck,
gab zu bedenken, dass trotz
chronischer Überbelegung des
Gefängnisses erst nach Jahren eine neue Stelle bewilligt wurde.
Neben dem Anstieg an Betäubungsmittelstraftaten stiegen
im Vergleich zum Landesdurchschnitt Verkehrsstraftaten.
Was zahlenmäßig im Vergleich
zum Gesamtaufkommen nicht
zu Buche schlage, aber von der
Öffentlichkeit wahrgenommen
werde, seien schwere Gewalttätigkeiten unter Asylsuchenden.
Janke: „Wir hatten seit Sommer
2016 einige Messerstechereien
Wolfram Lorenz übernimmt die
im Landgerichtsbezirk, in die jeLeitung des Landgerichts Waldsweils mehrere Personen verwiFOTO: WILLI ADAM
hut-Tiengen.
ckelt waren und durch die teil-
weise auch schwere Verletzungen entstanden sind.“ Solche
Vorfälle binden laut Janke in erheblichem Umfang Polizeikräfte, die Staatsanwaltschaft und
das Gericht.
Insgesamt, so Jankes Fazit, hat
sich die Lage zum Vorjahr nicht
verändert. „Es gab weder einen
Anstieg der Kriminalität insgesamt noch einen wahrnehmbaren Anstieg der durch Flüchtlinge begangenen Straftaten.“ Hinzufügen sei aber, dass im Bezirk
Waldshut dazu keine Statistik geführt werde. „Auch Delikte nach
dem Ausländerrecht treten im
Bezirk Waldshut nicht besonders
hervor.“ „Überwiegend waren
wir hier in der Region mit der
,normalen’ Kriminalität: Diebstahl, Betrug, Raub und KörperNIL
verletzung befasst.
AUS DER REGION 5
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Hyperaktiv wegen Tomaten?
Christina Clement erforscht in einer Studie, wie Lebensmittel ADHS beeinflussen können
Schokolade oder Tomaten,
Weizen oder Milch: Manchmal ist es nur ein Lebensmittel, das bei Kindern mit
einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) die Symptome
verschlimmert. Christina
Clement, Ernährungswissenschaftlerin an der Freiburger Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
stellt dazu nächste Woche
eine Studie vor.
Die ADHS-Diagnosen nehmen
seit den 1990er Jahren stark zu.
Steigt die Zahl der betroffenen
Kinder wirklich oder ist man nur
sensibler für ihr Verhalten, Frau
Clement?
Wahrscheinlich ist es beides. Wir
sehen hier in der Kinderund Jugendpsychiatrie jedenfalls immer mehr Patienten, die die Diagnose haben und eine Behandlung
brauchen. Wir gehen davon
aus, dass in Deutschland
derzeit etwa fünf Prozent
„Prinzipiell kann man gegen jedes Leder Kinder und Jugendlibensmittel eine Unverträglichkeit hachen im Alter zwischen drei
ben“, sagt Ökotrophologin Christina Cleund 17 Jahren betroffen
FOTOS: AIRBORNE77/FOTOLIA/ZVG
ment.
sind, wobei die Erkrankung
bei Jungen mit rund neun
Prozent Betroffenen deutlich hohem Allergiepotenzial wie Die meisten der bisher 18 Teilhäufiger ist als bei Mädchen.
Kuhmilch, Eier, Krustentiere, So- nehmer unserer Studie berichja, Sellerie, Nüsse, Sesam und ten von sehr guten Wirkungen.
Was sind die Ursachen dieser
glutenhaltige Getreide häufiger Die Kinder, bei denen eine ReakZunahme?
betroffen sind. Doch der Um- tion auf die Diät beobachtet
kehrschluss, dass man ADHS lin- wird, machen hervorragend mit,
Eine klare Aussage dazu ist noch dert, wenn man diese Dinge weg- sie spüren, dass der Verzicht auf
nicht möglich. Sicherlich spielen lässt, wäre falsch und man würde bestimmte Lebensmittel ihnen
Fragen der Genetik, der Umwelt- wichtige und wertvolle Nah- guttut. Eltern berichten, dass ihr
bedingungen, der Schulformen, rungsmittel
unnötigerweise Kind teamorientierter ist, aufaber auch der Ernährung der meiden. Genau hier setzt unsere merksamer, weniger aggressiv.
Kinder hinein.
Diagnosediät an, mit der wir her- Ein Vater sagte, sein Sohn habe
ausfinden, ob und auf welche Le- seit Jahren keinen Freund gehabt
Erste Hinweise, dass die Ernähbensmittel ein Kind mit einer und plötzlich werde er zum Spierung eine Rolle spielen könnte,
Unverträglichkeit reagiert.
len eingeladen. Das stärkt die
gab es bereits zu Beginn des 20.
Motivation ungemein.
Jahrhunderts.
Wie läuft diese sogenannte
oligoantigene Diät ab?
Geht die Linderung der SymptoJa, der Kinderarzt W. R. Shannon
me so weit, dass Kinder auf Mewies 1922 darauf hin, dass Unru- Nach einer gründlichen Vorbedikamente verzichten können?
he und Schlafstörungen bei Kin- reitung halten die Kinder vier
dern mit der Ernährung zusam- Wochen eine strenge Diät, in der Davon gehen wir aus. An der Stumenhängen könnten. Nach dem die eben genannten Lebensmit- die können aber nur Kinder teilWeglassen von Lebensmitteln tel mit hohem Allergiepotenzial nehmen, die keine Stimulantien
wie Eiern, Tomaten und Getreide weggelassen werden. In dieser wie Methyphenidat („Ritalin“)
besserten sich die Symptome.
Zeit kann der Körper seine erhalten, denn das Medikament
Stressreaktionen in Bezug auf würde den Effekt der Diät überIn Ihrer Studie untersuchen Sie
Lebensmittel komplett herun- lagern, so dass wir hier keine Wirseit knapp zwei Jahren, ob bei
terfahren. Falls das Kind darauf kung beobachten könnten.
Kindern mit ADHS Unverträganspricht, sich also seine ADHSlichkeiten gegen bestimmte
Symptome bessern, beginnt die
Bei Jugendlichen mit ADHS ist
Nahrungsmittel vorliegen und
Testphase. In der kehren dann
die Wahrscheinlichkeit, an einer
ob sich durch deren Vermeidung nach und nach alle Lebensmittel
Depression oder Angststörung
ihre Symptome lindern lassen.
– zuerst Kuhmilch, dann Getreizu erkranken, erhöht. Sinkt dieses
Was ist Ihr Ergebnis?
de und so weiter – wieder in den
Speiseplan zurück. Auf diese
FAKTEN
Bei über 60 Prozent der Kinder Weise finden wir heraus, welches
sehen wir eine deutliche Verbes- Lebensmittel ursächlich für die
DIE STUDIE am Universitätsserung der Symptome, in einzel- Verstärkung der ADHS-Symptoklinikum Freiburg zum Einnen Fällen sind sie in Teilberei- matik ist. In der letzten Phase gefluss von Ernährung bei
chen sogar verschwunden. Dies hen wir dann ins Detail: Falls
ADHS wird am Dienstag, 24.
gilt für alle Schweregrade und al- Milchprodukte nicht vertragen
Januar, 19.30 bis 21 Uhr, im
le Ausprägungsformen von werden, schauen wir, woran es
Hörsaal der Zoologie, HauptADHS – also Hyperaktivität, op- liegt. Ist der Milchzucker das
straße 1, in Freiburg vorgepositionelles Verhalten, Aggres- Problem? Dann können künftig
stellt. Der Eintritt ist frei.
sivität und mangelnde Aufmerk- laktosefreie Produkte gegessen
samkeit. Falls eine Unverträg- werden. Nahrungsmittel, die
STUDIENTEILNEHMER sind
lichkeit gegen bestimmte Nah- nichtvertragen werden, empfehwillkommen. Teilnehmen
rungsmittel vorliegt, können all len wir zunächst über einen Zeitkönnen Kinder mit ADHS
diese Bereiche eine Besserung raum von einem Jahr zu meiden
im Alter von 7 bis 18 Jahren,
erfahren, wenn auf diese Stoffe und sie dann wieder in kleinen
die aktuell nicht medikaverzichtet wird.
Mengen aufzunehmen und zu
mentös behandelt werden.
beobachten, was passiert. WähInfos dazu gibt es auf der
Welche Lebensmittel sind häufig rend des gesamten Tests werden
Webseite der Kinder- und
unverträglich?
täglich drei Urteile dokumenJugendpsychiatrie, Kurzlink:
tiert: das Kind selbst, ein Elternmehr.bz/2rtauw. AnmelDas ist ganz individuell. Prinzipi- teil und eine Lehrkraft notieren
dung bei Professor Hans-Wilell kann man gegen jedes Le- anhand eines Fragebogens das
li Clement unter Telefon
bensmittel eine Unverträglich- Befinden und Verhalten des Kin07 61/27 06 90 40, E-Mail
keit haben. Es fällt aber auf, dass des.
hans-willi.clement@
Farb-, Konservierungs- und SüßSIR
uniklinik-freiburg.de.
stoffe, Geschmacksverstärker soVon welchen Wirkungen berichwie Lebensmittel mit allgemein
ten Kinder und Eltern?
Differenzen um
Bezahlung
Singler hält fast fertige DOPINGGUTACHTEN zurück
Risiko dann auch durch die Diät?
Wenn man ADHS gut therapiert
und die Kinder lernen, schwierige Situationen zu meistern, ersparen sie sich Frusterlebnisse,
und das hat natürlich Auswirkungen auf die spätere Biografie.
Allerdings haben wir zu Auswirkungen auf die Entstehungswahrscheinlichkeit von Begleiterkrankungen keine Zahlen
oder gar Langzeitprognosen.
Wie praktikabel ist der Verzicht
auf bestimmte Lebensmittel im
Alltag? Kritiker sagen, er könnte
eine zusätzliche Belastung für
die betroffenen Kinder sein.
Tatsächlich findet in den vier
strengen Diätwochen eine deutliche Umstellung in den Haushalten statt. Wir beraten und unterstützen mit Einkaufstipps
und Rezepten und geben Verhaltenstipps für besondere Situationen. Wir empfehlen auch,
dass die ganze Familie die Diät
mitmacht, damit das Kind nicht
ausgegrenzt wird. Das funktioniert meist sehr gut, und auch
die anderen Familienmitglieder
profitieren davon, weil sie etwa
eigene Unverträglichkeiten entdecken. Wenn dann feststeht,
welches Lebensmittel nicht vertragen wird, lässt sich der Speiseplan gut entsprechend abwandeln. Die Ernährung während
der Diät ist nicht wesentlich teurer als bei normaler ausgewogener Ernährung. Wenn Eltern
während und nach der Studienteilnahme mehr Geld ausgeben,
dann nur, weil sie bewusster und
öfter im Bio-Laden einkaufen.
Spaghetti Bolo in der Schulmensa und Schaumküsse beim Kindergeburtstag sind aber erstmal
tabu?
In den vier strengen Diätwochen
sind Mensa- und auch Restaurantbesuche tatsächlich nicht
möglich. Darauf bereiten wir die
Kinder und ihre Eltern vor, indem wir schmackhafte Alternativen empfehlen. Zum Kindergeburtstag kann das Kind zum Beispiel Kartoffelchips mitnehmen,
die nur mit Pfeffer und Salz gewürzt sind, oder die Mutter
backt Muffins, von denen dann
natürlich alle essen dürfen. Da
gibt es richtig leckere Rezepte,
niemand muss auf Genuss verzichten. Und: Selbstgemachte
Pommes gehen immer! Wichtig
ist, dass man die Kinder stärkt,
damit sie neugierige oder ablehnende Kommentare gut aushalten können.
Was lässt sich über den langfristigen Erfolg der Ernährungsumstellung bei ADHS sagen?
Wir haben Studienteilnehmer,
die seit einem Jahr auf für sie unverträgliche Lebensmittel verzichten: Denen geht es sehr gut.
Wir werden unsere aktuelle Studie ausweiten und nach wissenschaftlichen Standards umsetzen. Das ist nicht ganz leicht, weil
das übliche Verfahren mit einer
Kontrollgruppe, die ein Placebo
bekommt, beim Essen ja nicht
möglich ist. Deutlich ist aber
schon jetzt, dass unsere individuellen Diätergebnisse in vielen
Familien einen Stressfaktor herausnehmen, weil man eine Ursache benennen kann, die das Verhalten des Kindes beeinflusst.
Nicht das Kind ist schuld an seinem hyperaktiven Verhalten,
sondern die Schokolade, die es
gegessen hat. Das entlastet unDAS GESPRÄCH
gemein.
FÜHRTE SIGRUN REHM
Vier von sieben Gutachten zur
Aufklärung der Dopinggeschichte in Freiburg sind inzwischen
auf der Internetseite der Universität nachzulesen. Wegen der
Veröffentlichung der letzten
drei Arbeiten aber muss sich die
interessierte Öffentlichkeit weiter gedulden: Universität und
Autor Andreas Singler streiten
sich über die Bezahlung.
Der promovierte Sportwissenschaftler Singler war bis Frühjahr 2015 in einer Doppelrolle
Mitglied der Dopingkommission und zugleich bezahlter Assistent der Kommission. Dann eskalierte der Streit in der Kommission, und Singler schied aus.
Da er nach seiner Kündigung
noch viel Arbeit in die endgültige Fertigstellung seiner und in
die zusammen mit Gerhard
Treutlein verfassten Gutachten
investierte, will er für diese Arbeit nun bezahlt werden – und
zwar so, als ob sein Vertrag mit
der Uni, bei der er formal angestellt war, weitergelaufen wäre.
Bis zu seiner Kündigung bekam
der Mainzer 5 000 Euro im Monat. Der Auftrag der Universität
bestehe fort, also gebe es ein
wirksames Vertragsverhältnis,
sagt Singler. Er sei 2012 angestellt worden, um die Gutachten
für die Kommission zu schreiben. Ohne diese Lösung stünde
die Uni heute „ohne jeden Beitrag zur Geschichte des Dopings
an Universität und Uniklinik da“.
Die Universität kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Sie hält ihm entgegen, dass
er für seine Assistententätigkeit
bis zur Kündigung bezahlt wurde. Darüber hinaus sei auf Bitte
der damaligen Kommissionsvorsitzenden Letitia Paoli vereinbart worden, dass alle Autoren pro Arbeit 5 000 Euro erhalten. Für die Überarbeitung der
umfangreichen Gutachten habe
die Universität Singler nun aber
zusätzlich 8 000 Euro zugestanden. Die beiden Positionen liegen denkbar weit auseinander.
Bis zur Klärung der Differenzen will Singler keines der drei
ausstehenden Gutachten zur
Veröffentlichung durch die Universität freigeben. Notfalls werde er die Studien selbst publizieren, sagt Singler. Freilich müsste
statt der Universität dann Sing-
Erst Lösung, dann Gutachten:
FOTO: BP
Andreas Singler.
ler für mögliche Klagen geradestehen.
Ein erster Termin im Dezember zur Klärung des Streits zwischen Universität und Singler
kam nicht zustande. Nun unternehmen beide Parteien mit ihren Anwälten einen neuen Anlauf und treffen sich demnächst
in Freiburg.
Das Gutachten über den früheren Leiter der Sportmedizin
an der Uniklinik Freiburg, Joseph
Keul, ist nach Auskunft der Universität rechtlich und auf Datenschutz geprüft. Es seien nur Kleinigkeiten noch zu klären. Auch
die Rechtsprüfung des Gutachtens zu Armin Klümper, dem
früheren Leiter der Sporttraumatologie, ist im Prinzip abgeschlossen. Diese beiden Gutachten zu den Schlüsselfiguren der
Freiburger
Dopinggeschichte
sind das Herzstück der nun bald
zehnjährigen
Doping-Aufklärungsarbeit. Zusätzlich hat Singler noch ein kleineres Gutachten
über Doping in Fußball und Radsport verfasst, das noch rechtlich
geprüft werden muss.
Zumindest eine weitere Baustelle, die einer Veröffentlichung
im Weg stand, ist beseitigt: Mitautor Gerhard Treutlein hat auf
Änderungen und Ergänzungen
in den Gutachten über Joseph
Keul und Armin Klümper verzichtet. Da sich Singler und
Treutlein in der Dopingkommission zerstritten hatten, wäre eine
Diskussion über Änderungen
nicht vorstellbar gewesen. RIX
> www.uni-freiburg.de/universitaet/einzelgutachten
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6 AUS DER REGION
Kinder im
Elfenbeinturm
Die Anmeldung für die Basler KINDER-UNI läuft
Mehr als eine halbe Million Kinder nehmen pro Jahr an Uni-Vorlesungen teil. Bis zu 15 000 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erarbeiten Inhalte aus ihrem Fachgebiet kindgerecht,
meist auf ehrenamtlicher Basis.
Seit 2004 lädt auch die Uni Basel
jährlich Kinder in die Vorlesungsräume ein und gehört damit zu den ältesten Kinder-Unis
der Schweiz. 10 800 Kinder haben bereits teilgenommen.
„Es sind hauptsächlich Kinder
aus den Nordwestschweizer
Kantonen, aber ein schöner Anteil kommt aus der südbadischen Nachbarschaft wie Lörrach und Weil“, sagt Christoph
Dieffenbacher, Kommunikation
Uni Basel. Geschätzt seien 25 bis
30 Prozent der Studierenden in
spe aus Deutschland. „Das könnte unter anderem daran liegen,
dass es an der Uni Freiburg keine
Kinder-Uni gibt“, vermutet Dieffenbacher. Aus dem Elsass kämen wegen der Sprachbarriere
nahezu keine Kinder. Von den
Organisatoren werden die Kinder als Nachwuchsstudierende
sehr ernst genommen: Wer sich
angemeldet hat, bekommt einen
Kinder-Uni-Ausweis und einen
Vorlesungsschein zum Abstempeln zugeschickt, zudem sollen
die Kinder möglichst alle fünf
Vorlesungen ihrer Gruppe (Blau
oder Orange) besuchen.
Sollte ein Kind einmal nicht
können, darf der Ausweis auch
an ein anderes Kind weitergegeben werden. Bei der ersten Vorlesung erhalten die Kinder zudem
ein Notizheft mit einem Quiz.
Wer bei den Vorlesungen gut
aufpasst, kann dabei auch Preise
gewinnen.
–
Für Kinder kostenlos
–
zu ermöglichen, wie es in einem
animierten Kurzvideo zum Angebot heißt.
Die erste Kinder-Uni 2004
wurde von einer wissenschaftlichen Studie begleitet und fragte
unter anderem die Eltern, warum sie ihre Kinder teilnehmen
lassen. Demnach soll damit vor
allem der Drang der Kinder nach
Wissen gefördert werden, eine
Ergänzung zur Schule bieten
und auch das Interesse der Kinder für die Uni geweckt werden.
Die Dozierenden erhalten
kein Honorar. Trotz der starken
Arbeitsbelastung an der Uni sei
es aber nicht allzu schwierig diese zu finden, sagt Dieffenbacher,
denn die Professoren – die oft
selbst Kinder oder Enkelkinder
haben – hätten Spaß an der besonderen Herausforderung, vor
Kindern zu dozieren und ihr
Fachgebiet einfach und verständlich darzustellen.
DAS PROGRAMM
Bis zu 900 Kinder können in
zwei Gruppen fünf unterschiedliche Vorlesungen besuchen, jeweils dienstags oder donnerstags, um 17.15 Uhr, im Großen
Hörsaal des Zentrums für Lehre
und Forschung in der Hebelstraße 20 in Basel. Die Vorlesungen
dauern jeweils etwa eine halbe
Stunde. „Warum ist Herumtoben
so wichtig?“, erklärt der Sportwissenschaftler Lars Donath am 2.
und 4. Mai. „Woher weiß der
Computer, was er tun muss?“, erklärt Informatikprofessor Helmar Burkhart am 9. und 11. Mai.
Die Psychologin Letizia Gauck
referiert zur Frage „Was ist besser
– schlau oder fleißig zu sein?“ am
16. und 18. Mai. Der Medizinprofessor Michael Tamm fragt am
30. Mai und 1. Juni: „Warum müssen wir atmen?“. Zum Abschluss
erzählt Geschichtsprofessorin
Caroline Arni am 6. und 8. Juni,
warum Kinder früher in Fabriken arbeiten mussten.
Unterstützt wird die Kinder-Uni
Basel vom Rektorat der Universität Basel, dem Universitätsspital
Basel und mehreren Sponsoren.
Das Angebot ist für die Kinder
kostenlos, um „Chancen auf Bil- > INFOS und Anmeldung unter
dung, unabhängig der Herkunft“ https://kinderuni.unibas.ch.
Der Sonntag · 22. Januar 2017
„Mit Gott zum Sieg“
Nationalistisch gesinnt feierte die evangelische Kirche 1917 das REFORMATIONSJUBILÄUM
Als die Badische Zeitung
kürzlich berichtete, die Freiburger Protestanten könnten nicht im Münster das
Reformationsjubiläum begehen, wurde an ehernes
„antikatholisches“ Gebaren
vergangener Gedenkfeiern
erinnert. Für das Jahr 1917
gilt dies jedoch kaum, denn
im Krieg war der Burgfriede
der nationalistisch gesinnten evangelischen Kirche
heilig.
TONI NACHBAR
Während des Ersten Weltkrieges
gab es in Freiburg drei evangelische Kirchengemeinden, zwischen 12 000 und 14 000 Protestanten könnten laut Dekan Markus Engelhardt damals in der
Stadt gelebt haben. Der 31. Oktober 1917 fiel auf einen Mittwoch,
in weiten Teilen des Deutschen
Reiches soll es ein recht kalter
Tag gewesen sein. Mitten im
Krieg feierten die deutschen Protestanten das 400. Reformationsjubiläum. In den evangelischen Kirchen gab es schon frühmorgens feierliche Gottesdienste, in den Schulen wurde des
Reformators Martin Luther gedacht. Auf große Kundgebungen
an Luthers Wirkungsstätten –
Wittenberg und Eisenach – hatte
man wegen der prekären Kriegslage verzichtet, Glocken läuteten
nicht mehr überall, denn viele
waren schon dem Einschmelzen
für „König und Vaterland“ zum
Opfer gefallen. Von allen Kanzeln wurde das „Bündnis zwischen Thron und Altar“ im Reiche der Hohenzollern beschworen und der Durchhaltewillen im
vierten Kriegsjahr gefordert. Der
Deutsche Evangelische Kirchenausschuss ließ in allen Gotteshäusern verlesen: „Wie unsere
Väter im Glauben sich des Heldenmuts der Reformatoren, so
wollen auch wir der dahingerafften Blüte unserer Söhne und
Brüder uns wert erzeigen und
Als kraftvollen und mutigen Nationalhelden sah die evangelische Kirche Martin Luther 1917. FOTO: ARCHIV DER LIPPISCHEN LANDESKIRCHE (ZVG)
bekennen: Eine feste Burg ist unser Gott, das Reich muss uns
doch bleiben.“
So dürfte es auch in den Freiburger Gemeinden gewesen
sein: „Mehr wissen wir auch
nicht mehr“, sagt Engelhardt. Die
Freiburger Zeitung berichtete
am folgenden Tag in großer Aufmachung über militärische Erfolge der Mittelmächte an der
italienischen Front, wo der Feind
zahlreiche Geschütze verloren
hätte. Dem Reformationsjubiläum widmete sie im katholischen
Freiburg nur diese kurze Meldung : „Die 400-jährige Wiederkehr des Reformationstages
wurde in Berlin mit großen Feierlichkeiten begangen. Insbesondere im Dom, an dem der
Kaiser und die Kaiserin teilnahmen.“ Für das Badische folgte lediglich der Hinweis: „Aus Anlass
der Reformationsfeier hat die
theologische Fakultät der Universität Heidelberg Großherzog
Friedrich II. von Baden die Würde eines Ehrendoktors der Theologie verliehen. Die Nachricht
von dieser Promotion unseres
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
KREUZWORTRÄTSEL
IHR HOROSKOP VOM 22. BIS 28. JANUAR
Sinnbild
Bayerns
WIDDER
Liebe: Jemand sorgt für jede
Menge Spaß und Leichtigkeit
in Ihrem Alltag. Beruf: Ein Vorhaben kann wie von Ihnen geplant umgesetzt werden. Allgemein: Ein Kollege hilft
Ihnen bei einer neuen Herausforderung.
STIER
Liebe: Gegenseitige Achtung
erweist sich als stabile Basis
der Beziehung. Beruf: Ein großes Lob des Chefs sorgt für die nötige Motivation. Allgemein: Die Kollegen sind
hilfsbereit und Sie haben Hilfe nötig.
ZWILLINGE
Liebe: Probieren Sie es einfach
einmal aus, mehr aus sich herauszukommen. Beruf: Kreativ
und spielerisch meistern Sie nun fast jede
Hürde. Allgemein: Seien Sie jetzt sehr
aufgeschlossen und kontaktfreudig.
KREBS
Liebe: Mit wachsender Selbstsicherheit gewinnen Sie an
Überzeugungskraft. Beruf: Es
ist an der Zeit, sich neue berufliche Ziele
zu setzen. Allgemein: Aufgaben nehmen
bei Ihnen in diesen Tagen erheblich zu.
LÖWE
Liebe: Bereiten Sie sich jetzt
schon einmal auf eine aufregende Zeit vor. Beruf: Lassen
Sie sich von Gerüchten nicht aus der Ruhe bringen. Allgemein: Viel Geduld und
Toleranz helfen Ihnen jetzt gut weiter.
JUNGFRAU
Liebe: Sie dürfen nicht glauben, dass Sie keine Anziehungskraft besitzen. Beruf:
Meinungsverschiedenheiten könnten Sie
auch weiterbringen. Allgemein: Es kann
nicht schaden, hin und wieder Lob zu verteilen.
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Liebe: Aus Angst vor einer Enttäuschung verhalten Sie sich
zurückhaltend. Beruf: Zeigen
Sie sich einsichtig, wenn es um einen Fehler geht. Allgemein: Kleine Geschenke für
hilfsbereite Kollegen helfen immer.
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zweifeln Sie also nicht an seinen Worten. Beruf: Es geht in
einer wichtigen Sache endlich wieder aufwärts. Allgemein: Seien Sie, wenn möglich, tolerant und kompromissbereit.
STEINBOCK
Liebe: Es läuft nicht ganz rund,
deshalb sind kleine Streiterein
möglich. Beruf: In kniffligen
Situationen lieber fünf gerade sein lassen. Allgemein: Etwas mehr Diplomatie
im Umgang mit Kollegen aufwenden!
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Fisch
klingeln
ugs.:
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(Kurzw.)
Insel
im Golf
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demzufolge
11
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span. Mehrzahlartikel
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Spielbank
(kurz)
Empfehlung
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Europa
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Liebe: Eine Zufallsbekanntschaft könnte Sie ins Schwärmen geraten lassen. Beruf: Bei
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Fortschritte ab. Allgemein: Akzeptieren
Sie, dass jeder Mensch seine Schwächen
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Holzblasinstrument
mit 23
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vernebelte
Flüssigkeit
endloses
Gerede
1
arktischer
Meeresvogel
3
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5
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Flussname in
Bayern
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Sporenpflanze
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Vorderasien
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nordischer
Riesenhirsch
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Kleidungsstück
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Welthilfssprache
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Landessprache
®
7
9
Komödie
von
Thoma
† 1921
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kurz und
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jetzt gar keine Chance. Allgemein: Auf
keine Machtprobe ankommen lassen, lieber nachgeben.
Landesfürsten, der bekanntlich
Landesbischof ist, wird in der badischen Bevölkerung freudigen
Widerhall finden.“ Und: Den Ehrendoktor-Titel dürfe künftig
auch der evangelische Stadtpfarrer aus Freiburg, Jäger, tragen.
Die Vereinnahmung der Reformation für politische und nationalistische Ziele war offenkundig: „Es war eine Mischung
aus Durchhalteparolen, verbunden mit der Betonung, der wahre
Hüter des evangelischen Glaubens im Reich sei der Kaiser“, sagt
Engelhardt.
So sachlich wie heute formulierte man es damals freilich
nicht. In Rheinland-Pfalz verbreitete beispielsweise an jenem
Tag ein evangelischer Pfarrer ein
Flugblatt mit dem Konterfei Luthers, auf dem zu lesen war, die
Reformation habe den Deutschen ihren größten Helden,
„den grunddeutschen Luther“
gebracht, die deutsche Bibel, das
deutsche Gesangbuch, den deutschen Katechismus, und „unserem ganzen Volke eine einheitliche
deutsche
Sprache“:
„Deutschlands größte Männer
sind der Lohn der Reformation.
Und das deutsche Pfarrhaus!“
Von antikatholischen Ressentiments war wenig zu hören, der
einst vielzitierte „Triumph über
die verkommene römische Kirche“ geriet in den Hintergrund
vor dem angestrebten Erfolg auf
dem Schlachtfeld gegen die
Westmächte: „Mit Gott durch
Kampf zum Sieg“, lautete der
evangelische Jubiläumsslogan.
Der Freiburger Historiker Willi
Oberkrome betont, es sei damals
ausdrücklicher Wunsch der
evangelischen Kirchenleitung
sowie der höchsten politischen
Kreise gewesen, die Katholiken
durch das Jubiläum nicht zu provozieren oder zu verletzen.
Laut Professor Oberkrome
stellte die evangelische Kirche
1917 nicht allein Luther in den
Mittelpunkt ihres Gedenkens.
Immer wieder sei auch die Brücke geschlagen worden zu Bismarck und Hindenburg. Dieses
Dreigestirn repräsentiere die
geistige, politische und militärische Kraft des Protestantismus.
Ironie der Geschichte am 31.
Oktober 1917: An diesem Tag
wurde der evangelische Reichskanzler Georg Michaelis gestürzt. Sein Nachfolger: ein bayrischer Katholik – Georg von
Hertling.
Heute, so sagte es jüngst Dekan Engelhardt zu Der Sonntag,
käme es den deutschen Protestanten nicht einmal in den Sinn,
das Reformationsjubiläum triumphalistisch zu feiern: der nationalheroische Kult um Luther
oder das Verteilen von Ketzerhüten sind längst passé. Und wenn
es auch zu keiner Reformationsfeier im Freiburger Münster und
auch nicht 2017 zu einem Papstbesuch in Deutschland kommt,
wollen die Freiburger Katholiken
in einem „Christusfest“ mit den
Protestanten feiern. Das Erzbischöfliche Ordinariat betont
schließlich bei jeder Gelegenheit, dass Erzbischof Burger mit
dem evangelischen Landesbischof „ökumenisch“ den 31. Oktober begehen wird.
10
11
12
Tongeschlecht
s1813-0895
Lösung vom vergangenen Sonntag:
SAEGESPAENE
AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Ruhig das Licht lange brennen lassen
Die in Freiburg lebende Wen Guo erzählt, wie die Chinesen das am Samstag beginnende NEUJAHRSFEST begehen
Willkommen im Jahr des
Feuer-Hahns heißt es am
Samstag in China und anderen ostasiatischen Ländern. Rote Umschläge mit
Geld wechseln die Besitzer,
das Licht darf dann angelassen, der Müll sollte nicht
rausgebracht werden, erzählt die in Freiburg lebende Wen Guo von den Bräuchen in ihrem Heimatland.
OTTO SCHNEKENBURGER
Auch in Ostasien wird an „Silvester“ geböllert, nicht umsonst ist
dem Deutschen der „China-Kracher“ geläufig. Laut der Mythologie ist Niànhòu, ein zum Jahreswechsel wiederkehrendes Monster, hierfür verantwortlich. Um
das Monster zu vertreiben, muss
es zum Jahreswechsel ein Feuerwerk geben. Zudem winkt dann
ein buntes und schwungvolles
neues Jahr.
–
Lieber noch schnell die
Haare schneiden lassen
–
Die in der Chirurgie der Freiburger Uniklinik als Krankenschwester arbeitende 31 Jahre alte Wen Guo stammt aus Tangshan, einer, wie sie das selbst
ausdrückt, „mittelkleinen Stadt“
mit sieben Millionen Einwohnern (zwei Millionen im Innenstadtbereich), eine gute Autobahnstunde von Peking entfernt.
Bis vor ein paar Jahren lebte
Wen Guo dort, absolvierte ein
Mikrobiologiestudium und arbeitete als Pharmaziereferentin,
ehe sie in einem Intensivkurs die
deutsche Sprache erlernte, um
ins Ausland zu gehen. Und bis
vor ein paar Jahren verbrachte
sie den auch „Frühlingsfest“ genannten Jahreswechsel, der als
wichtigster chinesischer Feiertag gilt, mit allen Generationen
ihrer Familie.
„Das Fest beginnt schon eine
Woche vor dem letzten Tag des
alten Jahres und endet mit dem
15. Tag des neuen Jahres“, erzählt
Wen Guo. Schnee gilt eine Woche
vor dem Jahreswechsel als
Glückssymbol, viele lassen sich
zuvor die Haare schneiden, weil
sie das dann bald einen Monat
lang nicht mehr tun sollten, um
nicht Unglück auf ihren Onkel
kommen zu lassen. Aber auch
weil das Haareschneiden für ein
„neues Gesicht“ und damit für
einen Aufbruch und Neuanfang
steht. Die roten Bänder mit guten Wünschen, wie sie an vielen
Türen chinesischer Familien zu
sehen sind, werden jetzt geklebt,
Wen Guo kennt aus ihrer Familie
auch den Brauch, Scherenschnitte mit einer Elster auf dem Ast eines
Pflaumenbaumes
als
Glücksbringer anzufertigen. Eine sehr arbeitsreiche Zeit für die
chinesischen Hausfrauen bricht
an, zumal sie in aller Regel auch
berufstätig sind. Zum Glück sind
aber zahlreiche Geschäfte im
Land rund um die Uhr geöffnet.
Beim Fest selbst ist das Essen
am Vorabend des neuen Jahres
von sehr großer Bedeutung.
Fisch (Yú) findet sich dann praktisch auf allen Tischen, weil das
chinesische Wort für Fisch so
ähnlich klingt wie das für „immer etwas übrig haben“. Ebenso Wen Guo mit guten Wünschen für Frieden und Glück, wie sie chinesiFOTO: OSC
Huhn als Glücksbringer und sche Familien vor Neujahr an ihren Türen anbringen.
Niangao (Reiskuchen), vor allem
in der südchinesischen Küche
sind zudem die maultaschenähnlichen Jiaozi wichtig.
Es gibt so einiges, was Chinesen an Neujahr gerne beachten.
Etwa, dass sie das Licht lange anlassen (dann wird das Leben im
kommenden Jahr hell), keinen
Müll raustragen, so lange wie
möglich aufbleiben, gerne aber
trotzdem wieder früh aufstehen.
Und wer in dem chinesischen
Tierkreiszeichen geboren ist,
dessen Jahr eingeläutet wird,
sollte im Idealfall das ganze Jahr
rote Unterwäsche tragen. 2017
beginnt das Jahr des Hahnes,
und die Regel gilt dank des
Zwölf-Jahres-Rhythmus der chinesischen Tierkreiszeichen etwa
auch für die Geburtsjahrgänge
2005, 1993, 1981 und 1969. Und,
ganz wichtig: Zum Neujahr
schenken vor allem die Älteren
den Jüngeren Geld in roten Umschlägen (Hong Bao).
Wenn am Vorabend vor dem
eigentlichen Neujahrstag die
ganze Familie zusammensitzt,
wird gerne ferngesehen. Und
zwar die stundenlange Neujahrsgala des Senders CCTV, die
so ziemlich alle Stars des Landes
versammelt und das vergangene
Jahr, vor allem dessen aus chinesischer Sicht positive Schlagzeilen in Politik, Sport und Kultur,
noch einmal Revue passieren
lässt.
Es ist ein Brauch, der sich lockert. „Viele stellen den Fernseher leiser, vor allem Jüngere finden das stundenlange Fernsehen auch langweilig“, erzählt
Wen Guo. Wie das ganze Neujahrsfest – vergleichbar mit dem
christlichen Weihnachten – Kon-
kurrenz bekommen hat durch
Fernreisen. „Viele Chinesen haben nur zehn Urlaubstage im
Jahr, über Neujahr lassen sich
prima Brücken mit Feiertagen
legen, die für Reisen genutzt
werden können, das führt dazu,
dass immer mehr Chinesen über
Neujahr wegfahren“, erzählt Wen
Guo. Selbst das Feuerwerk ist
nicht mehr unumstritten. „Die
Luft ist schon schlecht genug in
China, es gibt immer mehr, die
das mit einem Feuerwerk nicht
weiter verschlechtern wollen.“
–
Per Video-Chat dabei
–
Der erste Tag des neuen Jahres ist
von Familienbesuchen geprägt,
der zweite ebenso, an diesen Tag
kehren die verheirateten Frauen
in ihre ursprünglichen Familien
zurück. Auch die folgenden Tage
zählen noch zum Neujahrsfest,
welches erst mit dem Laternenfest am 15. Tag des 1. Mondmonats so richtig zu Ende geht.
Dann sind unzählige, oft künstlerisch gestaltete und gerne mit
Rätseln versehene Laternen zu
sehen, gegessen werden an diesem Tag Tangyuan, Klöße aus
Reismehl mit süßem Inhalt.
Und was macht Wen Guo
selbst, jetzt, wo sie zu Neujahr
seit Jahren tausende Kilometer
von der Familie entfernt lebt?
„Ich gehe gerne chinesisch Essen
mit Freunden, war auch schon
mal beim Neujahrsfest des Studierendenwerks“, sagt sie. Der
Kontakt mit der Familie ist derweil durch Video-Chats ohnehin
jederzeit gegeben und wird natürlich auch zum Jahreswechsel
gepflegt. „Ich kann mir dann ihr
Essen zumindest ansehen.“
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8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 22. Januar 2017
„Die Lage scharf im Blick“
Pipeline soll
flexibler werden
Hügelheim: ERDGAS-TRANSPORTACHSE wird umgebaut
Der europäische Gasmarkt ist im
Umbruch – und das hat auch
Auswirkungen auf das beschauliche Winzerdorf Hügelheim im
Markgräflerland. Denn dort befindet sich eine Verdichterstation der „Trans-Europa-NaturgasPipeline“ (TENP), eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen
des Erdgasnetzes in Europa.
Bisher floss das Gas nur in eine
Richtung: von der niederländischen und belgischen Grenze im
Norden an die Schweizer Grenze
im Süden. Versorgt werden damit große Teile Baden-Württembergs und Rheinland-Pfalz, erklärte TENP-Chef Roland Mader
diese Woche bei einer Infoveranstaltung in Hügelheim.
Doch weil die Niederlande angekündigt haben, ihren Gasexport bis 2030 einzustellen und
die Europäische Union sowieso
das Ziel verfolgt, die Erdgasversorgung flexibler zu gestalten,
wird die Nord-Süd-Pipeline umgebaut. Und zwar so, dass künftig Gas in beide Richtungen fließen kann, also auch von Süd
nach Nord. „Dadurch können
neue Erdgasquellen, etwa Tunesien oder Aserbaidschan, die Europa bisher nicht versorgt haben, erschlossen werden“, sagte
Mader.
Die Bauarbeiten in Hügelheim sollen bald beginnen. Die
Verdichterstation dient dazu,
den Druck des Gases wieder zu
erhöhen, damit es besser weiterströmt. Das dortige Leitungssystem muss nun umgebaut werden, so dass sich die Strömungsrichtung in der Station umdrehen lässt.
Parallel dazu werden die Pipelineröhren, die sich mindestens
einen Meter unter der Erde befinden, auf Beschädigungen untersucht. Ein Ultraschall-Inspektionsgerät wird dazu mit Wasser
durch die Pipeline geschoben
und soll feinste Risse aufspüren.
Aus dem Baggersee Zienken in
Neuenburg soll das Wasser herausgepumpt werden. 110 000
Kubikmeter sind dafür notwendig.
Die TENP ging 1974 mit einer
Leitung in Betrieb, eine zweite
Leitung 2016. Insgesamt beträgt
die Transportkapazität etwa 20
Milliarden Kubikmeter Gas im
Jahr, sagte Geschäftsführer Roland Mader aus Essen. „Tatsächlich transportiert werden rund
zwölf Milliarden Kubikmeter
Gas.“ Bei einem jährlichen Gesamtverbrauch von 80 Milliarden Kubikmeter in ganz
Deutschland zeige das die erhebliche Bedeutung der durch Hügelheim führenden europäischen Gastransportachse, so
DAG
Mader.
Zwölf Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr: Verdichterstation in
FOTO: MIRCO HILLMANN
Hügelheim.
Innenminister STROBL bringt nur etwas Linderung für die Polizei im Dreiländereck
Der Innenminister kam, sah
und versprach – etwas weniger als die große Zufriedenheit der Politiker vermuten lässt: Mehr Stellen
gibt es nicht, aber es werden
bald weniger Polizisten fehlen. Das freilich war schon
ein paar Tage bekannt.
RENÉ ZIPPERLEN
„An meinen Mundwinkeln können Sie erkennen, dass es gute
Nachrichten gibt“, erklärte Wolfgang Dietz mit der ihm eigenen
Euphorie am Donnerstagnachmittag im Weiler Rathaus. Nun
hat er nicht jede Woche den Innenminister zu Gast, allerdings
ist Dietz eher Schmunzler als
Grinsekatze, und so konnte man
vermuten, dass es eher um Linderung als um einen Befreiuungsschlag geht.
Die Hauptbotschaft von Innenminister Thomas Strobl
(CDU) war deutlich: Stuttgart will
das Dreiländereck, wo täglich
neue Flüchtlinge aus der
Schweiz ankommen oder aufgegriffen werden, mit diesen nicht
alleine lassen und die Probleme
ernst nehmen: „Die schwierige
Lage blieb uns nicht verborgen.“
Strobl verwies auf die 25 Kräfte
der Bereitschaftspolizei, die
schon zur Unterstützung geschickt wurden. Freilich: in das
Regierungspräsidium Freiburg.
Im Dreiländereck sind acht davon im Einsatz. Auch den Einsatz
sechs zusätzlicher Kräfte für den
Bereich Flüchtlingskriminalität
und Einbrüche will Strobl verlängern. Diese sind bisher unregelmäßig im Einsatz.
Die große Nachricht, auf die
alle warteten: Zehn neue Beamte
werden ab März beziehungsweise April in den Landkreis Lörrach
geschickt. Faktisch war das am
Donnerstag schon kalter Kaffee:
Der Grüne Landtagsabgeordnete
Josha Frey hatte dies schon am
Montag via Pressmitteilung verkündet.
Dabei geht es, anders als es der
Waldshuter CDU-Landtagsabgeordnete Felix Schreiner nach
dem Termin via Pressmitteilung
Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz (CDU) war sehr erfreut über die Zusagen, die sein Parteifreund
FOTO: LAUBER
Thomas Strobl im Rathaus machte – neu waren sie am Donnerstag schon nicht mehr.
erklärte, allerdings nicht um
neue Stellen. Der Stellenschlüssel der Reviere verändert sich
nicht, die zehn Beamten helfen
aber, die Planstellen besser auszufüllen als derzeit. Die Verteilung des neuen Personals auf die
vier Dienststellen, von der
Schreiner in seiner Mitteilung
ausging – vier Kräfte für Weil am
Rhein und Rheinfelden, je eine
für Lörrach und Schopfheim –,
konnte die Polizei nicht bestätigen. Schreiner erklärte sich dazu
auf Nachfrage nicht mehr.
Ohnehin muss man bei den
zugesagten Zuweisungen wissen: Im Herbst und im Frühjahr
werden die Ausbildungsabgänger der Polizei, das waren zuletzt
rund 200 für Baden-Württemberg, auf die Präsidien und
Dienststellen im Land verteilt. Es
ist also davon auszugehen, dass
auch der Landkreis Lörrach neues Personal bekommen hätte.
Entscheidend ist das Versprechen des Ministers, nicht nur
zehn Kräfte zuzuweisen. Son-
dern zehn zusätzliche, nach Abzug möglicher Abgänge in dieser
Zeit.
Auf die Frage eines Basler Journalisten, ob Deutschland wie an
der Grenze zu Österereich wieder Grenzkontrollen einführen
könnte, antwortete Strobl zurückhaltend: „Das braucht es zunächst nicht. Wenn eine vergleichbare Lage eintreten sollte,
ist nicht auszuschließen, dass
vergleichbare Maßnahmen ergriffen werden.“ Strobl will aberdie Migrationszahlen „sehr
scharf im Blick behalten und lageabhängig in Abstimmung mit
Bundespolizei und Schweizer
Grenzwacht im Bedarfsfall Maßnahmen ergreifen und intensivieren“.
Die Bundespolizei Weil am
Rhein hat Mitte Januar damit begonnen, regelmäßig, zuletzt täglich, aufzulisten, wie viele
Flüchtlinge aus der Schweiz in
Deutschland aufgegriffen wurden: Von Samstag bis Donnerstag 94 – mehr als 20 pro Tag, alle-
samt Männer zwischen 15 und
43, aus Eritrea, Somalia, Gambia,
Guinea. Nach dem Besuch des
Innenministers gab es keine
Nachrichten mehr.
Die Gewerkschaft der Polizei
schlägt derweil Alarm: „Die Bundespolizei an der Südwestgrenze
ist am Limit“: Allein aus Weil am
Rhein seien derzeit 30 Beamte
andernorts im Bundesgebiet im
Einsatz, „vor Ort sind nur noch
60 Prozent des Personals vorhanden“. Bundespolizei aber ist
Bundessache.
Ein dreiköpfiges TV-Team des
SWR war übrigens noch aus Freiburg angerückt, um nachzufilmen, was Strobl schon zuvor erklärt hatte. „Die AfD ist eine
Schande für dieses Land.“ Die
Forderung, der Verfassungsschutz solle die Partei nach der
Dresdner Rede des Thüringer
AfD-Fraktionschefs Bernd Höckes beobachten, relativierte er
aber mangels Zuständigkeit.
„Das entscheidet die Behörde
nach Recht und Gesetz.“
Tod bei der Feldarbeit
Der tragische Todesfall eines ERNTEHELFERS beschäftigt das Freiburger Amtsgericht
Im Juni 2014 fiel ein rumänischer Erntehelfer nach schwerer
Arbeit auf dem Feld mit einem
Hitzeschlag ins Koma und starb
später. Der Landwirt, der ihn beschäftigte, wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, akzeptierte die Entscheidung aber
nicht. Deswegen steht er nun vor
Gericht.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sei die Trinkwasserversorgung des Verstorbenen und seines ebenfalls aus Rumänien
stammenden Schwagers, der auf
dem Feld dabei war, „völlig unzureichend“ gewesen. Notwendige
Pausen seien den Arbeitern
nicht gewährt worden.
Der Eindruck, wonach der
Landwirt Walter P. (Name geändert) den Arbeiter trotz der Hitze, die an diesem Tag herrschte,
wieder und wieder zur Arbeit angetrieben haben und so dessen
Tod verschuldet haben soll, geriet am Mittwoch vor Gericht
aber schnell ins Wanken. Der angeklagte Landwirt betonte unter
anderem, dass er den Erntehelfern jederzeit kostenlos Mineralwasser in unbegrenzter Menge
zur täglichen Versorgung zur
Verfügung gestellt und im Übrigen auf die Selbstverantwortlichkeit der Männer gesetzt habe, was die Mitnahme ausreichender Wassermengen zur täglichen Arbeit angehe.
An dem Vorwurf, die beiden
Helfer zur Eile angetrieben zu
haben, sei nichts dran. Im Gegenteil. Aus seiner Sicht sei die
Arbeitssituation – insgesamt
sollten rund 700 Ballen Heu mit
einem Gewicht von jeweils rund
17 Kilo aufgeladen und abtransportiert werden – entspannt gewesen, niemand sei zur Eile gedrängt worden: „Wir hatten keinen Zeitdruck, das Wetter war
gut, es gab bei der Heuernte keine Eile. Warum hätte ich da
Druck machen sollen?“
Die Erntehelfer hätten jederzeit zusätzliche Getränke bekommen können: „Sie haben
aber nichts gesagt.“ Auch hätten
die beiden Männer mehrere
Kurzpausen von etwa zehn Minuten im Schatten verbracht.
Der Schwager des Verstorbenen
gab am Mittwoch im Zeugenstand hingegen an, dass diese
Verteidiger Roland Beckert bespricht sich mit dem Angeklagten
FOTO: STEFANIE SALZER-DECKERT, DPA
Pausen maximal drei Minuten
lang waren und dass Walter P.
nicht auf seine Bitten nach zusätzlichen Trinkpausen reagiert,
sondern ihn und seinen Schwager zur Eile angetrieben habe: Sie
hätten „Dampf, Dampf“ machen
sollen, so der Zeuge. Beide hätten aus Angst um ihre Arbeitsstelle gehorcht: „Wenn ich nach
einer längeren Pause gefragt
hätte, hätte ich meinen Job ris-
kiert“, gibt sich der Schwager
überzeugt. Er habe sich „wie ein
Sklave“ gefühlt in dieser Lage.
Auf eine Nachfrage des Verteidigers äußerte er andererseits,
dass er glaube, dass er damals im
Falle einer Kündigung durch den
Landwirt auch einen anderen
Job hätte finden können.
In der Frage nach dem Druck,
unter dem die beiden Erntehelfer standen, steht in dem Prozess
also Aussage gegen Aussage. Es
geht aber auch noch um einige
andere offene Fragen: So hat der
Landwirt ausgesagt, dass er und
sein Vater dem Schwager des Verstorbenen insgesamt 900 Euro
für die Witwe und die kleine
Tochter des Toten gegeben hätten. Die Versicherung des Landwirts sei unter anderem für die
Kosten der Überführung und Bestattung des Toten aufgekommen. Der Schwager hingegen behauptet, nur 500 Euro bekommen zu haben, die er selbst für
die Überführung der Leiche ausgegeben habe. Diese Widersprüche zu klären, wird nun Teil des
weiteren Verfahrens sein, dessen
Abschluss derzeit noch nicht absehbar ist: Zahlreiche Zeugen
werden noch anzuhören sein,
die Widersprüche beim Thema
Geld sollen durch Dokumente
der Versicherung geklärt werden.
Verteidiger Roland Beckert hat
auch einen Mediziner als Zeugen
angekündigt, um dessen Einschätzung zur Todesursache des
Erntehelfers neben die Ergebnisse der medizinischen Gutachten
zu stellen. Die Frage dahinter
lautet: Starb der 32-Jährige tatsächlich an den Folgen eines
Hitzeschlags und fehlender Wasserversorgung bei der Arbeit,
oder war er nicht vielmehr schon
vorher mehr oder minder
schwer krank und ging trotzdem
zur Arbeit? Weder sein Schwager
noch der Landwirt wollen jedenfalls etwas vom Ernst seines Zustands bemerkt haben, bevor der
Mann bei der Arbeit zusammenbrach und das Bewusstsein verlor.
Zur konkreten Arbeitssituation am Unfalltag gehen die Angaben des Landwirts und des
Schwagers des Verstorbenen also teilweise weit auseinander. Einigkeit herrscht hingegen zwischen dem Arbeitgeber und dem
Schwager, dass das Verhältnis
der Prozessbeteiligten und auch
zu dem Verstorbenen seit Jahren
ein kollegiales, freundschaftliches, ja fast familiäres gewesen
sei, und dass der Verstorbene als
er zwei Tage vor dem Hitzschlag
auf dem Bauernhof ankam, an
„Reiseübelkeit“ und BrechdurchBERND PETERS
fall litt.
MENSCHEN UND MÄRKTE 9
Der Sonntag · 22. Januar 2017
„Eine Art Fluch“
Ein Schweizer setzt auf Europa
Uniklinik-Direktor RÜDIGER SIEWERT über alte Gebäude und die Zurückhaltung des Landes
Eine halbe Milliarde Euro
will die Uniklinik Freiburg
in ihren zum Teil in die Jahre gekommenen Gebäudebestand investieren. Was
passiert, wenn Sanierungen
ausbleiben, zeigte das Leck
in der Nuklearmedizin, aus
dem schwach radioaktives
Wasser austrat. UniklinikDirektor Jörg Rüdiger Siewert (76) sieht auch das
Land in der Verantwortung.
Herr Siewert, der Zwischenfall
in der Nuklearmedizin hat in
Erinnerung gerufen, dass es an
der Uniklinik noch einige Baustellen gibt. Wo überall gibt es
genau Handlungsbedarf?
Der Sanierungsdruck an der Uniklinik bleibt hoch.
Das Uniklinikum hat, seitdem
ich hier bin, einen Masterplan
die Sie noch investieren müssen? Da hat er recht. Das ist so. Wir
darüber erstellt, was in den
haben ein duales System, in dem
nächsten zehn Jahren gebaut Wenn wir alles machen, was wir festgelegt ist, dass die Investitiowerden muss. Der ist bekannt. uns vorgenommen haben, kom- nen vom Träger – also vom Land
Was uns aus der Bahn geworfen men wir auf 500 Millionen Euro. – kommen müssen, und die behat, waren ein paar nicht vorhertriebswirtschaftlichen Kosten
sehbare Situationen. So wurden
Die Kinderklinik wird zur Hälfte
über die Versicherungsgelder
wir von der Insolvenz der Klinik
vom Land und zur Hälfte von
unserer Patienten gedeckt werfür Tumorbiologie überrascht.
der Uniklinik finanziert. Der Per- den. Für uns wäre es aber schon
Die mussten wir kaufen – die Klisonalrat sagt, damit verabschie- akzeptabel, wenn wir für jede unnik ist für uns von großer medide sich das Land aus seiner Verserer Investitionen vom Land die
zinischer Bedeutung und zudem
antwortung. Hat er recht?
Hälfte bekämen. Das kriegen wir
auf dem Campus gelegen. Dann
aber nicht. Das Internationale
hat Unmüssig an den WestarkaTumorzentrum, die Klinik für
FAKTEN
den das Bürohochhaus gebaut ...
Tumorbiologie und das Verwaltungshochhaus haben wir ohne
DAS UNIVERSITÄTSKLINI… auch das war für die Uniklinik
Mittel des Landes gekauft. Das
KUM Freiburg gehört mit
eine gute Gelegenheit.
ist unser Problem. Für diese
etwa 11 100 Mitarbeiterinnen
nicht geförderten Baumaßnahund Mitarbeitern zu den
Ja, durch den Kauf konnten wir
men müssen wir zusätzlich die
größten Universitätskliniken
unsere Verwaltung, die über
Abschreibung und die jährliin Deutschland. Rund 1 400
ganz Freiburg in zum Teil angechen Zinsen stemmen. Dies alles
Ärztinnen und Ärzte sowie
mieteten Räumen verstreut war,
müssen wir aus dem laufenden
mehr als 2 900 Pflegekräfte
hier zusammenführen. Das
Betrieb erwirtschaften. Ohne
versorgen pro Jahr rund
stand alles im Masterplan nicht
Kinderklinik haben wir heute
69 000 Patientinnen und
drin. Das Interdisziplinäre Tuschon ein AbschreibungsvoluPatienten stationär sowie
morzentrum an der Hugstetter
men von neun bis zehn Milliorund
Straße ist im Bau, der Bau der
nen Euro im Jahr.
670 000
Kinderklinik steht an, ebenso
Menschen
wie ein Funktionstrakt für die
Wie rechtfertigt das Land seinen
ambulant.
Chirurgie. Der jetzige OP-Trakt
Rückzug aus der Finanzierung?
Die Uniklinik
ist über 30 Jahre alt und veraltet.
schloss das
Ein weiterer Punkt ist der AusDie Landespolitik sagt uns: Wir
Geschäftsbau- und die Sanierung des Losehen das Problem auch, wir
jahr 2015 mit
renzrings, also des U-förmigen
werden mal versuchen, das zu
einem positiven Ergebnis
Gebäudekomplexes. Es ist so eiändern. In Nordrhein-Westfalen
in Höhe von 0,25 Million
ne Art Fluch des Universitätskliund Niedersachsen haben die
Euro ab. 2015 stiegen die Pernikums, mit dieser alten StrukLänder die Abschreibungen in
sonalkosten um rund 18,4
tur leben zu müssen. Die Unikliihren Haushalt übernommen.
Millionen auf 419,3 Millionik ist annähernd 100 Jahre alt
Das würde ich auch bei uns benen Euro an. Die Sach- und
und reicht hinten und vorne
grüßen – ich habe das schon in
Materialaufwendungen benicht mehr. Aber die Hauptgevielen Gesprächen mit Polititrugen 164,7 Millionen Euro.
bäude stehen unter Denkmalkern vorgebracht. Ich hoffe, dass
Der emeritierte Medizinproschutz – damit müssen wir umunsere Finanzministerin Frau
fessor Jörg Rüdiger Siewert
gehen. Wir haben zum Teil kleine
Sitzmann, die hier ihren Wahl(Foto: Kunz) ist seit 2010 LeiStationen mit unter 20 Betten,
kreis hat, sich das Problem zu eitender Ärztlicher Direktor
die man heute kaum wirtschaftgen macht. Bislang gab es noch
der Uniklinik Freiburg. Zuvor
lich betreiben kann. Als Schwelle
keinen Kontakt.
war er in gleicher Position
gelten 35 bis 40 Betten.
DS
in Heidelberg.
Wie geht es mit dem Haus FreWie hoch ist die Gesamtsumme,
richs der Nuklearmedizin weiter?
FOTO: BAMBERGER
Das müssen wir aufgeben. Schon
aufgrund der Bausubstanz ist
das Gebäude nicht zu halten.
Jetzt gab es noch diesen Zwischenfall. Wir werden es völlig
räumen. Mit den kardiologischen Betten, die noch drin sind,
ziehen wir endgültig bis April
um. Dann bleiben nur noch die
acht bis zehn Betten der Nuklearmedizin. Dafür könnten wir
zwar eine vorübergehende Genehmigung des Regierungspräsidiums bekommen. Ich denke
aber, dass wir das Haus insgesamt abreißen müssen.
Der Personalrat hat einen Bericht
zum Mitarbeiter- und Patientenschutz in Sachen Brandschutz
und Abluft eingefordert. Erwarten Sie unangenehme Überraschungen?
Brandschutz ist immer eine
heikle Angelegenheit, gerade in
alten Gebäuden. Unsere Gebäude sind aber selbstverständlich
alle geprüft und genehmigt.
Haben die anderen Uni-Kliniken
im Land die gleichen Probleme?
Mit dem Kapitaldienst und den
Abschreibungen haben sie die
gleichen Sorgen. In Heidelberg
ist die Situation etwas komfortabler, weil das ganze Klinikum vor
langer Zeit aus der Innenstadt
auf die grüne Wiese verlagert
wurde. Da wird kontinuierlich
nach einem klaren Konzept gebaut. Das gibt es in Freiburg
nicht. In Ulm müssen sie ebenfalls im Altbestand umbauen.
Auch in Tübingen sind die Institute zum großen Teil noch in der
Innenstadt. Mit gewissen Abstrichen ist die Problematik überall
gleich. DAS GESPRÄCH FÜHRTE
KLAUS RIEXINGER
DONALD TRUMPS ÄUSSERUNGEN lösen im industriellen Mittelstand große Sorgen aus“, teilt der Schweizer Unternehmer und Präsident des Wirtschaftsverbandes Industrieller Unternehmen Baden
(WVIB) Klaus Endress zur Inauguration von Trump als 45. Präsident
der USA mit.„Wir sind irritiert über seine sehr einfachen Vorstellungen
von Außenpolitik und Marktwirtschaft. Verstörend wirkt seine ohne
Not zur Schau gestellte Geringschätzung unserer jahrzehntelangen
transatlantischen Nato-Partnerschaft und der EU. Trumps gedanklicher Rückfall in eine Form des Protektionismus, den es in kaum
einem Entwicklungsland mehr gibt, ist weder gut für sein Land noch
für den Welthandel. Trump wird – wie es aussieht – ein populistischer
Effekthascher bleiben, der spaltet statt versöhnt. Die amerikanische
Tradition liberaler Weltoffenheit wird in Kongress und Bevölkerung
bald wieder hervortreten. Spätestens, wenn die von Trump angezündeten Strohfeuer verlöschen. Gut daran ist, das wir alle spüren, dass
FOTO: ZVG
wir ein starkes Europa mehr denn je brauchen.“
KURZ GEFASST
BERICHTIGUNG
VorfallinderKlinikfürNuklearmedizin
Das Haus Frerichs, in dem im November aus einem undichten
Rohr schwach radioaktives Wasser austreten war, gehört zur
Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums und
nicht zur Klinik für Strahlenheilkunde. In dem Bericht zu dem
Vorfall in der vergangenen Ausgabe des Sonntag war dies falsch
dargestellt. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen. Die
Klinik für Strahlenheilkunde befindet sich in einem anderen
RIX
Teil des Geländes und war nicht betroffen.
ENERGIEDIENST
Höhere Erträge dann höherer Zinsen
Der Laufenburger Energieversorger Energiedienst (ED) hat
in einer Börsenmitteilung erklärt, dass das Geschäftsjahr 2016
mit einem höheren betrieblichen Ergebnis abschließen wird
als erwartet. Zum Halbjahr 2016 hatte ED noch mit einem
Jahresergebnis vor Steuern und Abschreibungen zwischen
30 und 40 Millionen Euro gerechnet. Jetzt zeichne sich ein
Ergebnis um 45 Millionen Euro ab. Im Jahr 2015 musste ED
einen Gewinneinbruch um 30 Prozent auf 39 Millionen Euro
verkraften. Die Verbesserung 2016 erkläre sich vor allem durch
das höhere Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Das endgültige
DS
Jahresergebnis stellt der Konzern am 6. Februar vor.
WEHR
Servicegemeinschaft bittet umTeilnahme
Die Stadt Wehr hat die Imakomm Akademie mit der Fortschreibung des „Innenstadtentwicklungskonzeptes Wehr“ beauftragt.
Dabei sollen unter anderem Ziele für die künftige Entwicklung
der Innenstadt und damit auch Handlungsschwerpunkte
weiterentwickelt werden. Angesichts der strategischen Bedeutung dieses Projektes sollen möglichst alle ansässigen
Betriebe aus den Bereichen Einzelhandel, Dienstleistung und
Gastronomie mit eingebunden werden. Daher bittet die Servicegemeinschaft Wehr, an einer Online-Befragung teilzunehmen. Die Fragebögen sind auf der Internetseite der Wehrer
Servicegemeinschaft unter www.servicegemeinschaft.de zu
finden, die Beantwortung der Fragen nimmt circa zehn Minuten
in Anspruch. Die Befragung endet am Freitag, 10. Februar.
Bei Fragen eine E-Mail an Elias Henrich richten: henrich@imaDS
komm-akademie.de.
Fracht bleibt das Sorgenkind
Der EURO-AIRPORT Basel/Mulhouse verzeichnet erneut einen Passagierrekord
Der Basler Euro-Airport hat seine Passagierzahlen 2016 erneut
gesteigert: 7,3 Millionen Fluggäste bedeuten einen weiteren Zuwachs um knapp vier Prozent.
Weil viele Fluggesellschaften zugleich größere Flugzeuge mit
mehr Sitzen benutzt haben, haben Starts und Landungen im
Passagierbereich nur um ein
Prozent zugelegt.
Der Flughafen verweist auf ein
schwieriges Jahr 2016, da die
schwächere Wirtschaft die Nachfrage ebenso gedämpft habe, wie
die Terroranschläge in der Türkei die Nachfrage nach Flügen an
die dortige Riviera „massiv“ gedämpft hätten. Ähnlich das Bild
für Nordafrika: Der Verkehr nach
Marokko, Tunesien und Ägypten
brach insgesamt um 50 Prozent
ein, Flüge nach Tunesien sind
gar komplett gestrichen. Mit seinem positiven Ergebnis sieht
sich der Flughafen allerdings im
europäischen Durchschnitt.
Dabei ist, negativ ausgedrückt,
die Abhängigkeit von den Billigfliegern weiter gestiegen. Allein
mit Easyjet sind 4,37 Millionen
Passagiere geflogen, ein Zuwachs von neun Prozent. Und
hinter den Briten hat sich die ungarische Wizz Air mit rund
320 000 Passagieren mit einem
Wachstum von 30 Prozent etabliert.
Easyjet beschert dem Airport viele Passagiere.
Sorgenkind des Flughafens ist
weiterhin der Frachtverkehr.
Von der 40-Millionen-Euro-Investition in das hochmoderne
neue CENTER hatte man sich viel
versprochen. Allerdings blieb
das Frachtgeschäft insgesamt
FOTO: ANNETTE MAHRO
mit 101 000 Tonnen auf Vorjahresniveau. Die reine Luftfracht
macht etwa 55 Prozent davon
aus und wuchs um zwölf Prozent. Verantwortlich für den
Rückgang ist die Schwäche im
Luftfracht-Ersatzverkehr
per
Lkw, hier machten sich Kostendruck und die billiger gewordene
Konkurrenz per Schiff in einem
Rückgang um elf Prozent bemerkbar. Die nutzt nach Angaben des Flughafen besonders
gerne die Basler Pharmaindustrie – dabei wurde das 40-Millionen-Euro-Cargoterminal speziell für diese hochgerüstet und
aufwendig zertifiziert.
Das vergangene Jahr war am
Flughafen von hohen Investitionen geprägt: Für 24 Millionen
Euro entstand eine neues Parkhaus mit 2 700 Plätzen – auf
Schweizer Seite ist ein weiteres
in Planung –, für elf Millionen
Euro wurden die Kapazitäten der
Gepäckabfertigung verdoppelt,
und zwei neue Park-and-rideAnlagen kosteten vier Millionen
Euro. Sehr wichtig für die Zukunft des Flughafens war die Unterzeichnung des Staatsvertrages mit Frankreich, mit dem ein
Schlussstrich unter den jahrelangen Steuerstreit gezogen werden konnte. Erstmals musste der
Flughafen daher im vergangenen Jahr Gewinnsteuern abführen. 6,3 Millionen Euro fließen in
gleichen Teilen an die Schweiz
und an Frankreich. Der Euro-Airport erwirtschaftete einen Umsatz von 136,6 Millionen Euro
und einen Gewinn von 23,2 Millionen (minus 15 Prozent). RAZ
10 NACHRICHTEN
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Weltweite Proteste
KURZ GEFASST
ITALIEN
Vier weitere Überlebende geborgen
Drei Tage nach dem Lawinenunglück in den italienischen
Abruzzen haben Retter vier weitere Überlebende aus dem
verschütteten Berghotel geborgen. Zwei Frauen und zwei Männer
seien in den frühen Morgenstunden gerettet worden, teilten
die Bergungskräfte am Samstag mit. Zugleich bargen sie drei
weitere Leichen. Nach Angaben der Behörden werden noch
23 Menschen vermisst, die sich am Mittwoch in dem Hotel
aufhielten. Damit stieg die Zahl der Überlebenden des Unglücks
auf elf, die Zahl der geborgenen Leichen auf fünf. Die Rettungskräfte, die in 14-Stunden-Schichten arbeiten, waren zuversichtlich, weitere Überlebende zu retten. Allerdings wurden
die Arbeiten durch Einsturzgefahr behindert, Hubschrauber
AFP
konnten wegen Nebels nicht in die Region fliegen.
ÖSTERREICH
MöglicherweiseTerrorattacke vereitelt
Österreichs Polizei hat eine mögliche Terrorattacke in Wien
vereitelt. Es gebe „Hinweise, dass ein solcher Anschlag sehr
zeitnah geplant“ war, sagte der Generaldirektor für öffentliche
Sicherheit im Innenministerium, Konrad Kogler, am Samstag
im ORF-Radio. Am Vortag war ein 18-jähriger Österreicher mit
Migrationshintergrund wegen Terrorverdachts verhaftet worden.
Das Zünden einer Bombe in einer U-Bahn sei „eines der möglichen Szenarien gewesen“. Die Behörden mahnten die Bevölkerung an stark frequentierten Orten zu besonderer Vorsicht.
DPA
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nur
Hunderttausende zu Demonstrationen gegen den neuen US-PRÄSIDENTEN erwartet
Washington (AFP). An seinem ersten vollen Arbeitstag hat der neue US-Präsidenten Donald Trump begonnen, die Politik seines
Vorgängers rückgängig zu
machen: In einer seiner ersten Amtshandlungen unterzeichnete er ein Dekret
gegen Barack Obamas Gesundheitsreform. Derweil
kamen Hunderttausende
zu Protesten zusammen.
Nachdem am Freitag auf der National Mall in Washington noch
hunderttausende
Trump-Anhänger die Vereidigung des 70Jährigen gefeiert hatten,verwandelte sich die Promenade im
Zentrum der US-Hauptstadt am
Samstag in ein Meer aus Protestplakaten. Die Bewegung „Women’s March on Washington“
hatte über soziale Netzwerke zur
Teilnahme an Demonstrationen
im ganzen Land aufgerufen.
225 000 Menschen bestätigten
ihre Teilnahme in der Hauptstadt, darunter viele Prominente
aus dem Showgeschäft.
In rund 300 weiteren US-Städten, darunter New York, Boston,
Los Angeles und Seattle, waren
„Schwestermärsche“
geplant,
und auch in 300 Städten im Ausland wollten Trump-Gegner auf
die Straße gehen. Den Auftakt
machten am Samstag Australien
und Neuseeland, außerdem gab
es Proteste in mehreren europäischen Städten.
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von namhaften Künstlern, darunter die Sängerinnen Cher und
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in Washington wollten unter anderen Hollywood-Star Scarlett
Johansson und Regisseur Michael Moore sprechen. Schriftsteller
wollten in den USA und in anderen Ländern Lesungen gegen
Trump veranstalten.
Seit Jahrzehnten hat kein USPräsident derart polarisiert wie
der Milliardär Trump. Am Rande
der Amtseinführung hatte es in
Washington am Freitag gewaltsame Proteste gegeben, die Polizei nahm mehr als 200 Menschen fest.
Für Trump stand am Samstag
lediglich die Teilnahme an einem ökumenischen Gottesdienst in der Nationalkathedrale
von Washington auf dem Programm. Neben Vertretern verschiedener christlicher Glaubensrichtungen wurden dazu
auch Geistliche anderer Religio-
strophe“ und kündigte einen
entschlossenen Kampf gegen
die Reform an.
Für die Reform stimmten 339
Abgeordnete, 142 waren dagegen. Die notwendige Dreifünftelmehrheitvon mindestens 330
Stimmen wurde auch mit Hilfe
von Abgeordneten aus der ultranationalistischen Oppositionspartei MHP erzielt.
Während der fast zweiwöchigen Parlamentsdebatte über die
Verfassungsänderungen war es
zu hitzigen Auseinandersetzungen und zu Schlägereien im Parlament gekommen. Über die 18
Artikel wurde jeweils einzeln in
zwei Lesungen abgestimmt. Sie
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alle erhielten – wie am Schluss
auch das Gesamtpaket – die notwendige Dreifünftelmehrheit.
Zu der Volksabstimmung, bei
der nur noch eine einfache
Mehrheit notwendig ist, soll es
voraussichtlich Ende März oder
Anfang April kommen.
Die Umsetzung der Verfassungsreform soll schrittweise erfolgen und bis Ende 2019 vollständig abgeschlossen sein. Das
Präsidialsystem würde Erdogan
deutlich mehr Macht verleihen
und das Parlament schwächen.
Der Präsident würde zugleich als
Staats- und Regierungschef amtieren und könnte weitgehend
per Dekret regieren. Sein Ein-
Eine Volksabstimmung zu Präsident Erdogans Reformvorhaben
soll Ende März oder Anfang April
FOTO: DPA
stattfinden.
fluss auf die Justiz würde weiter
zunehmen. Theoretisch könnte
Erdogan durch eine Hintertür in
den Verfassungsänderungen bis
zum Jahr 2034 im Amt bleiben,
wenn er die jeweiligen Wahlen
gewinnt.
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Trump hatte die Gesundheitsreform vehement kritisiert und
versprochen, sie durch ein neues
System zu ersetzen. Die Republikaner, die nun beide Parlamentskammern sowie das Weiße Haus kontrollieren, halten
„Obamacare“ für zu teuer und
umfangreich und kritisieren den
staatlichen Einfluss.
Trump unterzeichnete am
Freitag auch die nötigen Dokumente zur Vereidigung von Verteidigungsminister James Mattis und Heimatschutzminister
John Kelly. Zuvor hatte der US-Senat grünes Licht für die beiden
Kabinettsmitglieder gegeben.
Diese beiden „amerikanischen
Helden“würden „umgehend mit
der wichtigen Arbeit beginnen“,
das Militär zu reformieren, die
Nation zu verteidigen und die
Grenzen zu sichern, erklärte
Trump. .
Parlament billigt Präsidialsystem – 142 Abgeordnete dagegen
ANKARA (DPA). Die von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angestrebte Verfassungsreform für
ein Präsidialsystem in der Türkei
hat die bislang wichtigste Hürde
genommen. Das Parlament verabschiedete das von der islamisch-konservativen
Regierungspartei eingebrachte Reformpaket aus 18 Artikeln am
Samstagmorgen mit der notwendigen Dreifünftelmehrheit.
In Kraft treten können die Änderungen allerdings erst, wenn
das Volk in einem Referendum
zustimmt. Die Regierung feierte
die Verabschiedung. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu
sprach dagegen von einer „Kata-
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nen erwartet, darunter ein Rabbi
und ein Imam.
Trump hatte am Freitag mit
der Parole „Amerika zuerst“ sein
Amt angetreten. In seiner Antrittsrede kündigte er an, bei all
seinen Entscheidungen, sei es zu
Handel, Einwanderung oder Außenpolitik, stets die Interessen
der USA voranzustellen. Noch
am selben Tag unterzeichnete
Trump eine Exekutivanordnung, um die „Lasten“ der Gesundheitsreform zu minimieren. In dem Dekret gab er allen
staatlichen Stellen die Erlaubnis,
„Obamacare“ – die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack
Obama – nicht anzuwenden
oder die Reform zu verzögern,
sollte sie eine „finanzielle Belastung“ darstellen. Trumps Stabschef Reince Priebus sprach von
einer Zwischenlösung, bis die
Reform abgeschafft werde.
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Hunderttausende Kritiker des neuen US-Präsidenten Donald Trump – viele mit pinkfarbenen Mützen– kaFOTO: AFP
men gestern in Washington zum „Women’s march“ zusammen.
Waldkirch
Freiburg
Titisee
Lörrach
Bad Säckingen
morgen
-5°
1
Neustadt
FELDBERG
1493 m
6°
Schluchsee
-5°
Bonndorf
1°
St. Blasien
-8°
-2° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. -9°
Tiengen
Rheinfelden
Anfangs verbreitet Nebel- oder Hochnebelfelder, vor allem südlich der Donau teils zäh. Im
Norden teils wolkig, sonst viel Sonnenschein bei
maximal minus 6 bis plus 2 Grad.
heute
-4°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Ein Hoch sorgt weiterhin für ruhiges, aber kaltes
Winterwetter in Südbaden. Heute beginnt der
Tag örtlich neblig-trüb. Im Laufe des Vormittags
löst sich der Nebel oft auf und die Sonne zeigt
sich. Die Temperaturen erreichen am Nachmittag minus 4 Grad in Freiburg, im Schwarzwald
werden in der Sonne auch Plusgrade erreicht.
Morgen hält sich vermehrt Nebel in den Niederungen. Gebietsweise scheint aber wieder die
Sonne, am ehesten auf den Höhen.
1°
-8°
-4°
-9°
Bad Krozingen
Furtwangen
REGIONALWETTER
-5°
-10°
0 l/m²
Niederschlag
übermorgen
-1°
2
1
0 l/m²
g
Niederschlag
0 l/m²
Niederschlag
5°
0°
-5°
Kiel
0°
-3°
Bremen
Hannover
1
Dresden
Nürnberg
-15°
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
08:05/17:15Uhr
03:07/13:08Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
-4°
-9°
Freiburg
2°
0°
1°
-2° Berlin
Essen
0°
-2°
-6°
-12°
Köln
Frankfurt
-10°°
6 12 18 0
Rostock
Hamburg
-3°
-14°
-6°
-10° München
0°
-7°
Der Sonntag
Ihre Meinung
interessiert uns!
Leserbrief im INTERNET schreiben:
www.der-sonntag.de
Sport
Inferno im Theater
Thom Luz führt im Theater Basel mit
„Inferno“ durch die Hölle, die sich jeder selbst ist. Das Ergebnis ist ein etwas zäher Untotenreigen durch die
Qualen der Erinnerungen. SEITE 14
22.Januar2017
Ein Feiertag ohne Freude
SC FREIBURG
M
OTTO SCHNEKENBURGER
–
„Ein Stück weit zäh“
–
Es sollte mehr als eine halbe
Stunde dauern, bis die Münchner, die mit den trotz schon tagelang laufender Rasenheizung
suboptimalen Platzverhältnissen und ihrem hartnäckigen
Gegner anfangs überhaupt nicht
zurechtkamen, sich ihre erste
Chance erspielten. „Es war ein
Stück weit zäh und ein bisschen
eisig“, kommentierte Thomas
Müller, der einmal mehr über
lange Strecken der Partie in der
Versenkung verschwand, diese
Zeit. Jene erste Bayern-Chance
aber hatte es in sich und Mike
Frantz höchste Mühe, den Lewandowski-Schuss noch zur
Ecke abzulenken. Leider zur Ecke,
die den Münchnern den Ausgleich bescherte. Robert Lewandowski war aus dem Rückraum
Richtung Fünf-Meter-Raum gestoßen, der hinter ihm her eilende Manuel Gulde war einen kurzen Moment, der den Unterschied ausmachte, von Mannschaftskollegen Marc Torrejon
unfreiwillig geblockt worden.
Und auch Alexander Schwolow
konnte den zwar unplatzierten,
aber mit großer Härte und aus
nächster Nähe abgegebenen Lewandowski-Schuss nur noch berühren, aber nicht mehr abwehren. „Das war mir zu einfach“, ärgerte sich SC-Trainer Christian
Streich nach dem Spiel darüber,
dass es eine Standardsituation
war, die den mit sich hadernden
Goliath wieder in die Partie
brachte.
Eine schlechte erste Hälfte, eine bessere zweite, vor allem aber
einen guten Charakter attestierte Bayern-Coach Carlo Ancelotti
seiner Mannschaft. In der Tat ge-
lang es den Bayern mit zunehmender Spielzeit, sich in der
Freiburger Spielhälfte festzusetzen, auch ihr Spieltempo ein wenig zu erhöhen. Chancen blieben
gegen einen sich tapfer wehrenden und nun zunehmend in weiten Bällen sein offensives Heil
suchenden Gegner aber Mangelware. Ein in klassischer RobbenManier eingeleiteter Distanzschuss des Niederländers, bei
dem sich Torhüter Schwolow beweisen durfte, zählte schon zu
den größeren Aufregern. Da hatten die Freiburger etwa gut fünf
Minuten vor Schluss bei einem
von Philipp abgeschlossenen
Gegenstoß Vergleichbares zu
verzeichnen. Nicht zufriedenstellen konnten aber aus Freiburger Sicht die von der Statistik
festgestellten nur 25 Prozent
Ballbesitz, auch die Zahl der angekommenen Pässe (182:760)
und die der Ecken (1:11) klafften
am Ende arg weit auseinander.
Die immer stärker werdende
Hoffnung auf einen Punktgewinn gegen die Übermächtigen
sollte die Seelen des Publikums
bis in die Nachspielzeit erwärmen. Wieder Robert Lewandowski machte dem Freiburger
Wunsch, die gute Heimbilanz ge-
www.der-sonntag.de
STANDPUNKT
Ein heißblütiger Start, eine
Leistung auf nahezu gleichbleibend hoher Betriebstemperatur, aber zum Finale „schockgefrostet“: Bei
eisigen Temperaturen wurde der SC Freiburg im Heimspiel gegen die Münchner
Bayern nicht für sein großes
Engagement belohnt.
Da war es passiert: Lewandowskis Schuss findet in der Nachspielzeit eine Lücke in der SC-Abwehr.
Kleinanzeigen im Internet aufgeben:
DIE REFORMIDEEN VON MARCO VAN BASTEN
zeigt gegen Bayern eine ansprechende Leistung, wird aber „schockgefrostet“
Gegen 21 Uhr haben sich am Freitagabend viele Besucher im Freiburger
Schwarzwaldstadion
nicht nur die fröstelnden Hände,
sondern auch verwundert die
Augen gerieben. Ist das der große FC Bayern München, der sich
da hilflos die Bälle hin- und herschiebt, verzweifelt nach einer
Lösung suchend, die das noch jede Lücke zulaufende Gegenüber
so partout nicht anbieten möchte? 1:0 für den SC Freiburg stand
da schon eine geraume Weile auf
der Anzeigetafel, für enthusiastischen Jubel in der ausverkauften
Arena hatte Janik Haberer bereits nach drei Minuten und 59
Sekunden gesorgt. Beeindruckend an der frühen Führung
war dabei vor allem ihre Einleitung, die typisch für das Freiburger Spiel an diesem Abend war.
Gleich drei, vier SC-Spieler attackierten Robert Lewandowski
überfallartig nach einem Einwurf, der Ballgewinn wurde über
eine schnelle Ballstafette, an der
sich dankenswerterweise auch
Bayern-Verteidiger Hummels
beteiligte, zur feinen Grifo-Vorlage für Haberer genutzt.
Private
KLEINANZEIGEN
ganz bequem
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FOTO: APF
gen die Bayern unter Trainer
Christian Streich mit einem neuerlichen Punkt zu bestätigen, einen Strich durch die Rechnung.
Zu leicht ließ Mike Frantz Franck
Ribéry passieren, auch der eingewechselte Lukas Kübler verhinderte die Ribéry-Flanke auf Lewandowski nicht. Und der Pole
ließ den Ball abtropfen, legte ihn
sich in der gleichen Bewegung
vom einen auf den anderen Fuß,
traf ihn schließlich beim Torschuss nicht ganz sauber, aber
gerade deswegen fand der Ball
wohl letztendlich ins Netz. Eine
Aktion, bei der Gulde nur Zuschauer blieb und die viele hinterher ehrfürchtig als Weltklasse
bezeichneten.
„Der Feiertag ist zu Ende“ bilanzierte SC-Trainer Streich das
Aufeinandertreffen, das die Freiburger schon traditionell nach
dem Motto „Alles kann, nichts
muss“ angehen. Ein Feiertag ohne zählbaren Grund zur Freude,
aber mit einer ansprechenden
Mannschaftsleistung und einem
Janik Haberer, der nicht nur aufgrund seines Treffers zu überzeugen wusste. Der Alltag wartet
am nächsten Sonntag erneut
mit einem Heimspiel, Gegner ist
dann die Hertha aus Berlin.
Ohne Abseits
kein Rasenschach
arco van
Nähten platzt, hat
Basten hat
sich mittlerweile alganz offenso auch auf der
sichtlich ReformbeFunktionärsebene
darf: Zeitstrafen
herumgesprochen.
statt gelber Karten,
Diskutabel erscheint
Shootouts, bei dealso ein Teil der Vornen ein Spieler aus
schläge van Bastens
OTTO
25 Metern Torentdurchaus, allein der
SCHNEKENBURGER Rundumschlag
fernung mit dem
Ball loslaufen darf,
wirkt in einer Sportstatt Verlängerungen, in den
art, die ihre Beliebtheit auch
letzten zehn Minuten einer
aus den klaren, einfachen und
Begegnung die Uhr bei Unter- großteils seit langem geltenbrechungen anhalten, um das den Regeln bezieht, ein wenig
Zeitspiel zu unterbinden, nur
effekthascherisch. Zumal zum
noch den Kapitän mit dem
van Basten’schen Vorstoß auch
Schiedsrichter diskutieren las- ein Vorschlag gehört, der für
sen, um die so genannte Ruden Fußball als Revolution,
delbildung zu verhindern, eine und nicht als Reform gelten
Foulbegrenzung, wie es sie im würde: das Abseits abschaffen.
Basketball gibt, einführen und Sicher, van Basten hat recht,
schließlich die Anzahl der
wenn er davon spricht, dass
Spiele in einer Saison insgesich Mannschaften, die das
samt reduzieren, um der Über- Defensivverhalten bis zur Perlastung der Spieler entgegenfektion einstudiert haben, imzuwirken: All das forderte der mer mehr weitgehend neu52-jährige ehemalige niedertralisieren. Aber Fußball ohne
ländische Nationalspieler, der Abseits wäre, wie das auch der
mittlerweile als Technischer
Bayern-Trainer Carlo Ancelotti
Direktor bei der Fifa arbeitet,
formulierte, ein anderer Sport.
jetzt in einem ZeitungsinterUnd vieles spricht dafür, dass
view. Und noch ein paar Rees ein schlechterer Sport würgeländerungen mehr.
de, in welchem KombinatioEs sind Vorschläge, von denen nen weniger gefragt sind, sich
der eine oder andere nicht
Offensivkräfte gar nicht mehr
ohne Reiz ist. Könnte ein
zurückfallen lassen und das
Shootout nicht spannender
Schachartige, das der Fußball
für das Publikum sein und
auch besitzt, verloren ginge.
dem Torhüter eine fairere
Wie sich die Mannschaften
Chance bieten als ein Elfmegenau nach einem solchen
terschießen? Und ist es nicht
Angriff auf einen Kern der
in der Tat ziemlich nervtötend, Spielidee neu sortieren und
was sich manche in Führung
ausrichten würden, lässt sich
liegende Teams in der Schluss- gar nicht so genau sagen, erst
phase eines Spiels so alles ereine lange Testphase würde
lauben? So manche Nachspiel- das wohl aussagekräftig zeizeit ist schon zu Ende gegangen. Allzu optimistisch, dass
gen, ohne dass der Ball allzu
hier verborgene Schönheiten
sehr aus der Puste geriet. Und zutage kommen, sollte aber
dass der Spielplan aus allen
niemand sein.
InPariswollendiedeutschenHandballerFahrtaufnehmen
Im ACHTELFINALE DER WELTMEISTERSCHAFT wartet am heutigen Sonntag Katar – Beim Weiterkommen winken der Mannschaft 50 000 Euro
Beflügelt vom ersten WM-Sieg
gegen
Kroatien
bestiegen
Deutschlands Handballer den
Mannschaftsbus und machten
sich mit großer Zuversicht auf
den Weg nach Paris.
In der Hauptstadt soll die
Frankreich-Tour der „Bad Boys“
im Achtelfinale gegen Katar an
diesem Sonntag (18 Uhr) so richtig Fahrt aufnehmen und erst im
Finale in gut einer Woche ein triumphales Ende nehmen. „Wir
haben rechtzeitig ins Turnier gefunden und können jetzt Vollgas
geben. Wir haben gezeigt, dass
wir in der Lage sind, große Spiele
zu gewinnen“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor der
Abreise aus dem Vorrundenort
Rouen.
Um halb Elf rollte der Teambus gen Paris, wo der Europameister Revanche für die Viertelfinal-Niederlage vor zwei Jahren
nehmen will. „Wir haben unsere
Erfahrungen mit Katar gemacht.
Aber so, wie wir momentan spielen, wird es schwer, uns zu schlagen“, erklärte Kreisläufer Patrick
Wiencek.
Rechtzeitig zum Beginn der
K.o.-Runde sind die Schützlinge
von Bundestrainer Dagur Sigurdsson voll im WM-Modus.
„Wir sind sehr froh, dass die
Mannschaft jetzt in dieser Verfassung ist“, sagte der Isländer.
„Denn jetzt fängt es an, richtig
interessant zu werden.“
Obwohl gegen Katar bei den
Olympischen Spielen in der
Runde der besten Acht ein souveräner 34:22-Sieg gelang, erwartet der Bundestrainer keinen
Selbstläufer. „Sie sind körperlich
sehr stark, in der Abwehr sehr robust mit einem Weltklasse-Torhüter und haben viel Routine“,
erklärte er. „Wir dürfen keine
Blackouts haben und müssen
über 60 Minuten konstant spielen. Dann haben wir alle Möglichkeiten. Wir sind ja auch nicht
schlecht drauf.“
Der glatte 28:21-Erfolg im
Gruppenfinale gegen den EMDritten Kroatien, gegen den zuvor noch nie ein WM-Sieg gelang, hat dem Europameister
noch mehr Selbstvertrauen gegeben. „Wir wollten als Team ein
Zeichen setzen“, sagte der über-
ragende Abwehrchef Finn Lemke.
Trotz der Gala blieben Spieler,
Trainer und Funktionäre voll fokussiert. Nur nicht abheben, lautete die Devise. „Wir haben noch
nichts gewonnen“, warnte Sigurdsson. Der glänzend aufgelegte Torhüter Andreas Wolff
mahnte: „Das ist die gleiche
Mannschaft, gegen die wir vor
zwei Jahren verloren haben. Jetzt
kommen die Partien, in denen
wir auf dem höchstem Level
spielen müssen. Da müssen wir
unseren besten Handball zeigen
und unser Bad-Boy-Ding weiter
durchziehen.“ Hanning gab deshalb das Motto vor: „Wir dürfen
uns von jetzt an keine Schwäche
mehr erlauben.“
Diesen Gedanken hat die
Mannschaft verinnerlicht. Gegen Kroatien unterstrich sie
nachdrücklich, dass sie sich in
der heißen Turnierphase keine
Auszeiten mehr nehmen wird,
wie das bei den Pflichtaufgaben
gegen Chile, Saudi-Arabien und
Weißrussland teilweise der Fall
war. „Alle haben sich reingeschmissen“, stellte Sigurdsson
zufrieden fest.
Für die Spieler hat die Partie
gegen Katar auch einen finanziellen Anreiz: Beim Erreichen des
Viertelfinales zahlt der DHB eine
Mannschaftsprämie von 50 000
Euro. Im Falle des ersten Titelgewinns seit zehn Jahren gäbe es
250 000 Euro. Aber das ist vor- Rückhalt im Handball-Tor: AndreDPA as Wolff
BILD: DPA
erst nur ein Randaspekt.
12 SPORT
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Burgstaller rettet Schalke 04
FUSSBALL
1. Bundesliga – 17. Spieltag
SC Freiburg - Bayern München
1:2
(1:1)
Tore: 1:0 Haberer (4.), 1:1 Lewandowski (35.), 1:2 Lewandowski (90+1.) –
Zuschauer: 24 000 (ausv.)
FC Schalke 04 - FC Ingolstadt
1:0
(0:0)
VfL Wolfsburg - Hamburger SV
1:0
(0:0)
FC Augsburg - 1899 Hoffenheim
0:2
(0:0)
Werder Bremen - Bor. Dortmund
1:2
(0:1)
SV Darmstadt 98 - Mönchengladbach
0:0
(0:0)
Tor: 1:0 Burgstaller (90+2.) – Zuschauer: 58 004
Tor: 1:0 Gomez (83.) – Gelb-Rote-Karte: Ekdal (33.) – Zuschauer: 30 000
Tore: 0:1 Wagner (47.), 0:2 Kramaric (64.) – Zuschauer: 26 000
Tore: 0:1 Schürrle (5.), 1:1 Bartels (59.), 1:2 Piszczek (71.) – Rote-Karte: Drobny
(39.) – Zuschauer: 42 100 (ausv.)
Zuschauer: 17 400 (ausv.)
RB Leipzig - Eintr. Frankfurt
Sa. 18.30 Uhr
Bayer Leverkusen - Hertha BSC Berlin
So. 15.30 Uhr
FSV Mainz 05 - 1. FC Köln
So. 17.30 Uhr
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Bayern München
RB Leipzig
1899 Hoffenheim
Bor. Dortmund
Hertha BSC Berlin
Eintr. Frankfurt
1. FC Köln
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Werder Bremen
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Spielplan/1. Liga
Spielplan/2. Liga
FREITAG, 27. JANUAR
FREITAG, 27. JANUAR
FC Schalke 04 – Eintr. Frankfurt
Union Berlin – VfL Bochum
Fort. Düsseldorf – SV Sandhausen
TSV 1860 München – Greuther Fürth
SAMSTAG, 28. JANUAR
VfL Wolfsburg – FC Augsburg
FC Ingolstadt – Hamburger SV
Werder Bremen – Bayern München
SV Darmstadt 98 – 1. FC Köln
RB Leipzig – 1899 Hoffenheim
Bayer Leverkusen – Mönchengladbach
SONNTAG, 29. JANUAR
SC Freiburg – Hertha BSC Berlin
FSV Mainz 05 – Bor. Dortmund
SAMSTAG, 28. JANUAR
Erzgebirge Aue – FC Heidenheim
Würzburger Kick. – Braunschweig
SONNTAG, 29. JANUAR
1. FC Nürnberg – Dynamo Dresden
FC St. Pauli – VfB Stuttgart
Karlsruher SC – Arminia Bielefeld
MONTAG, 30. JANUAR
Hannover 96 – FC Kaiserslautern
2. Bundesliga
● 1. Braunschweig
● 2. Hannover 96
● 3. VfB Stuttgart
4. FC Heidenheim
5. Union Berlin
6. Würzburger Kick.
7. Dynamo Dresden
8. Fort. Düsseldorf
9. 1. FC Nürnberg
10. SV Sandhausen
11. VfL Bochum
12. Greuther Fürth
13. FC Kaiserslautern
14. TSV 1860 München
15. Karlsruher SC
● 16. Arminia Bielefeld
● 17. Erzgebirge Aue
● 18. FC St. Pauli
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23:17
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17:27
11:15
20:25
11:21
19:30
17:32
11:24
Schenken Sie sich
Unendlichkeit.
Mit einer Testamentsspende an EuroNatur
helfen Sie, das europäische Naturerbe für
kommende Generationen zu bewahren.
Interessiert?
Sabine Günther
Wir informieren Sie gerne. Telefon +49 (0)7732/9272-0
Bitte wenden Sie sich an: [email protected]
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FUSSBALL-BUNDESLIGA : Wolfsburger starten mit Arbeitssieg gegen den HSV ins neue Jahr
Der erste Bundesliga-Samstag im neuen Jahr begann
torarm. Der FC Schalke 04
gewann durch ein spätes
Tor gegen Ingolstadt, der
VfL Wolfsburg sicherte sich
drei wertvolle Punkte gegen
den Hamburger SV.
Der eingewechselte Neuzugang
Guido Burgstaller hat den FC
Schalke 04 zum Wiederbeginn
der Fußball-Bundesliga vor einem weiteren Rückschlag bei der
geplanten Aufholjagd bewahrt.
Der erst in der Winterpause vom
Zweitligisten 1. FC Nürnberg verpflichtete Stürmer bescherte der
Mannschaft von Trainer Markus
Weinzierl gestern im ersten
Heimspiel 2017 mit seinem Tor
in der Nachspielzeit (90.+2) einen schmeichelhaften und
glücklichen 1:0 (0:0)-Sieg gegen
den Abstiegskandidaten FC Ingolstadt.
Vor 58 004 Zuschauern bot
der Revierclub über weite Strecken eine schwache Leistung
und muss sich in den kommenden Wochen erheblich steigern,
um einen Europapokalplatz
nicht frühzeitig aus den Augen
zu verlieren. Der FCI musste
trotz eines beherzten Auftritts
mit leeren Händen die Heimreise aus Gelsenkirchen antreten.
Schalke musste auf zahlreiche
verletzte Profis verzichten,
konnte aber zumindest Eric Maxim Choupo-Moting einsetzen.
Der Fußball-Weltverband FIFA
hatte erst am Freitagabend über
die Spielberechtigung des Kameruners entschieden. Lange
war nicht klar, ob der freiwillige
Verzicht des Angreifers auf den
Afrika-Cup eine Sperre für Vereinsspiele nach sich ziehen würde. Auf die beiden Winter-Neuzugänge Holger Badstuber und
Burgstaller, der erst zum zweiten
Durchgang kam, verzichtete
Weinzierl zunächst.
Die ohne Marcel Tisserand
(Afrika-Cup) und Moritz Hartmann (Muskelverhärtung) angetretenen Bayern versteckten sich
in der Arena keineswegs. Gleichwohl hatten die Königsblauen
durch Leon Goretzka schon nach
einer Minute die erste Chance.
Doch der Distanzschuss des Nationalspielers strich am Pfosten
vorbei. Danach tat sich der Gastgeber gegen das gut organisierte
und laufstarke Team von Maik
gab. Dann gelang Burgstaller
doch noch sein Premieren-Tor
im Schalker Dress.
Der VfL Wolfsburg hat mit
dem dritten Sieg in Serie die
schlechteste Bundesliga-Hinserie der Club-Historie doch noch
verhindert und dem Hamburger
SV die 600. Liga-Niederlage zugefügt. Der VfL gewann am letzten Hinrunden-Spieltag 1:0 gegen den HSV, bei dem das neue
Führungsduo Heribert Bruchhagen und Jens Todt einen Fehlstart ins neue Jahr erlebte. Mario
Gomez schoss das erlösende
Siegtor der Wolfsburger (83. Minute) gegen dezimierte Hamburger, bei denen Albin Ekdal
schon in der 34. Minute die GelbRote Karte sah.
–
Wieder auf einem
Abstiegsplatz
–
Umkämpftes Spiel zwischen Schalke und Ingolstadt wie beim KopfballDuell zwischen Benedikt Höwedes (links) und Mathew Leckie. FOTO: DPA
Walpurgis schwer, hochkarätige
Möglichkeiten herauszuspielen.
Auf der Gegenseite hätte Dario
Lezcano (14.) beinahe SchalkeKeeper Ralf Fährmann mit einem Schrägschuss von der rechten Seite überrascht.
Beiden Mannschaften mangelte es in der ersten Spielhälfte
nicht an Engagement, aber an
Tempo, Ideen und Zielstrebigkeit. So spielte sich das Geschehen vor allem im Mittelfeld ab.
Für ein wenig Gefahr sorgte allein ein Freistoß von Johannes
Geis, den Choupo-Moting am
langen Pfosten knapp verpasste.
Die eigentlich geduldigen Schal-
ke-Fans waren so enttäuscht,
dass sie ihre Elf mit Pfiffen in die
Kabine entließen.
Nach der Pause stellte Weinzierl um und brachte für den defensiven Mittelfeldspieler Geis
in dem ehemaligen ZweitligaTorjäger Burgstaller einen zweiten Stürmer. Der Ex-Nürnberger
hätte fast die Führung erzielt,
doch sein Kopfball ging knapp
neben das von Martin Hansen
gut gehütete FCI-Tor. Später kam
bei Schalke auch noch Donis Avdijaj, der zumindest für etwas
Belebung des lahmen Angriffs
sorgte, aber die bis dato größte
Chance (81.) zum 1:0 kläglich ver-
Der HSV, der nur eins der vorherigen sechs Spiele verlor, fiel dadurch im Beisein des neuen Vorstandschefs Bruchhagen und
Sportchefs Jens Todt als neuer
Vorletzter der Fußball-Bundesliga wieder auf einen direkten Abstiegsplatz zurück. Am kommenden Wochenende steht das
Team von Trainer Markus Gisdol
beim direkten Konkurrenten FC
Ingolstadt damit noch mehr unter Druck.
Die für rund 30 Millionen Euro in der Winterpause aufgemotzten Wolfsburger verschafften sich und ihrem Trainer
Valérien Ismaël dagegen Luft im
Kampf gegen den Abstieg. Mit
nun 19 Punkten aus 17 Spielen
setzte sich der VW-Club zunächst
ins Mittelfeld der Tabelle ab. Gegen den FC Augsburg in einer
Woche hat der VfL nun die große
Chance, einen weiteren Schritt
der angestrebten Aufholjagd zu
machen.
Dabei war der HSV auch in Unterzahl lange ein unbequemer Gegner für den VfL und gut im Spiel.
In der von Bruchhagen zum „Königsspiel“ ausgerufenen Partie
hielten die Hamburger auch
nach dem Wechsel noch gut mit.
Mit dem neuen Innenverteidiger-Gespann Mergim Mavraj
und Kyrgiakos Papadopoulos
standen die Gäste lange sicher
und attackierten früh. Der von
RB Leipzig ausgeliehene Papadopoulos war kurzfristig für Johan
Djourou in die Elf gekommen, da
sich der Schweizer beim AufwärDPA
men verletzt hatte.
Paris triumphiert auf der „Streif“
SKI ALPIN : Andreas Sander schafft bei der Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel den 13. Platz
Selbst auf der Streif in Kitzbühel
reicht den ambitionierten deutschen Speedfahrern ein Platz in
den Top 15 nicht mehr. „Eigentlich müsste ich zufrieden sein,
wenn man die Platzierung anschaut“, sagte Andreas Sander
gestern nach seiner Fahrt auf
Rang 13. „Das bin ich aber nicht,
denn es war mehr drin.“
1,34 Sekunden fehlten ihm auf
Dominik Paris, der nach 2013
zum zweiten Mal die schwerste
Weltcup-Abfahrt der Welt gewann. „Das ist ein bisschen anders, ein paar mehr Emotionen“,
sagte der Südtiroler, der zudem
2015 den Super-G für sich entschieden hatte.
Die beiden überraschend starken Franzosen Valentin Giraud
Moine (+0,21 Sekunden) und Johan Clarey (+0,33) wurden Zweiter und Dritter in einem Rennen,
das erstmals seit vier Jahren wieder alle wichtigen Passagen der
Freudestrahlender Sieger: DomiFOTO: AFP
nik Paris.
3,3 Kilometer beinhaltete und
bei traumhaftem Wetter weitgehend ohne Stürze über die Bühne ging. Auch der bis dahin sehr
schnelle Beat Feuz aus der
Schweiz fuhr nach dem heftig
aussehenden Ende seiner Fahrt
im Fangzaun eigenständig die
letzten Meter von der Traverse
ins Ziel.
Sander ließ nach eigener Einschätzung - beobachtet von vielen Promis wie Arnold Schwarzenegger, Bernie Ecclestone und
Niki Lauda - gleich in mehreren
Streckenteilen Zeit liegen. Dennoch mache der erste Rang in
den Punkten in einer Abfahrt in
diesem Winter Mut für die anstehenden zwei Schussfahrten
in Garmisch und die folgende
WM im Februar. „Es war schon
okay, was er gezeigt hat“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier der
Deutschen Presse-Agentur. „Da
sind noch ganz andere hinter
dem Andi gelandet, die sonst vor
ihm sind.“
Der Norweger Kjetil Jansrud
etwa, der vier der vorausgegangenen sechs Speedrennen der
Saison gewonnen hatte, landete
auf Rang 36 sogar noch hinter
dem zweitbesten Deutschen, Jo-
sef Ferstl. Für den Bayer blieb einen Tag nach dem guten achten
Platz im Super-G nur Position 34
in der Abfahrts-Wertung. „Das ist
echt richtig schade“, meinte der
Bayer, dessen Vater die Hahnenkamm-Abfahrt 1978 und 1979 als
bislang einziger Deutscher gewann. Doch ein früher Fahrfehler machte alle Chancen auf ein
Spitzenergebnis zunichte.
Thomas Dreßen schied an der
Ausfahrt Steilhang aus, blieb bei
seinem Sturz in den Fangzaun
aber unverletzt. Auch Dominik
Schwaiger brachte sein Rennen
nicht ins Ziel. Der RiesenslalomSpezialist war in der zweiten
Weltcup-Abfahrt seiner Karriere
bis zur Hausbergkante allerdings hervorragend unterwegs
und auf Kurs einer Platzierung in
den Punkten. Nach den zuletzt
starken Eindrücken in Gröden
und Santa Caterina war das keine
DPA
Enttäuschung.
SPORT 13
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Meister der Verfolger
Mit dem Ex-Drittligaspieler BASTIAN BISCHOFF im Sturm mischt der FC Auggen auch in dieser Saion in der Verbandsliga gut mit
Der FC Auggen gehört auch
in seiner zweiten Saison
zum oberen Drittel der Fußball-Verbandsliga. Die
kleinste Stadt der Spielklasse hat sich zur großen Nummer gemausert und will in
der Rückrunde die Nummer
Eins des Verfolgerfeldes
werden. Stein und Liebe sei
Dank.
als Spielertrainer die Geschicke
im Lettenpark. Er verantwortete
damals den Sprung in die Kreisliga A. Seitdem ist er sportlicher
Leiter in Auggen. 2010 holte Giesel Enzo Minardi als Cheftrainer
ins Markgräflerland. Gerade hat
der 54-Jährige für seine achte
Saison unterschrieben. Er kann
auf eine echte Erfolgsgeschichte
zurückblicken. Als Trainer hat er
den Aufstieg in die Bezirks-,
Landes- und Verbandsliga geschafft. Als Aufsteiger schloss
der FC die erste VerbandsligaSpielzeit sensationell auf dem
fünften Platz ab.
JAKOB SCHÖNHAGEN
Bastian Bischoff kennt sich aus
mit Steinen. Seit einem Jahr absolviert er im Markgräflerland
eine Ausbildung zum Steinmetz
und Bildhauer. Die Liebe hat ihn
zum Stein gebracht. Während
seines dualen Studiums in Lörrach lernte der 32-Jährige seine
jetzige Frau kennen. Ihr Vater ist
der Inhaber des Steinmetz-Betriebs, in dem Bischoff nun seine
Ausbildung absolviert. „In den
letzten fünf Jahren waren wir
eher in Richtung meiner Heimat
wohnhaft, jetzt wollen wir hier
sesshaft werden“, erzählt Bischoff. Will heißen, einsteigen in
den Familienbetrieb, Haus bauen, den neun Monate alten Sohn
großziehen und im Rebland Fuß
fassen.
–
Das Spiel gegen den HSV
–
Bischoff kann aber nicht nur mit
Hammer und Meißel, der bullige
1,84-Mann kann auch richtig gut
kicken. Fußballwar lange sein Lebensmittelpunkt.
Rückblick:
Spätsommer 2006, das Sommermärchen der Weltmeisterschaft ist gerade Geschichte und
–
Drama gegen
Denzlingen
–
Schon zehn Tore für Auggen in dieser Saison: Bastian Bischoff.
die Stuttgarter Kickers sind dabei, ihre eigene Vereinsgeschichte um eine goldene Episode zu
erweitern. Der Regionalligist
liegt gegen den Bundesligadinosaurier Hamburger SV im DFBPokalspiel mit 2:3 hinten. 20 Minuten vor Schluss greift KickersTrainer Robin Dutt zum letzten
Strohhalm. Dem 22-jährigen
Jungspund Bastian Bischoff.
Zwanzig Minuten später gleichen die Kickers vor tosenden
Zuschauern mit dem Schlusspfiff aus. Bischoff macht im
Sturm mächtig Wind. In der
sechsten Minute der Verlängerung trifft sein Stürmerkollege
Christian Okpala per Foulelfmeter zum 4:3-Siegtreffer. Das GaziStadion tobt, der haushohe Favorit ist geschlagen und Bischoff
mittendrin.
Die Saison bei den Stuttgarter
Kickers war Bischoffs erste ProfiSaison. Nach einem einjährigen
Intermezzo in Reutlingen wechselte er nach Unterhaching in die
Dritte Liga. Hier sollte der Durchbruch folgen. Zwei Jahre blieb er
bei den Randmünchnern, machte 15 Spiele und markierte zwei
Tore. Der große Sprung blieb
ihm verwehrt. Ein Schienbeinbruch und anschließende Probleme in der Reha zwangen ihn
zu 14 Monaten Pause. Nach einem Jahr Österreich, spielte Bischoff mehrere Jahre in Reutlingen in der Ober- und Regionalliga. Zu Beginn dieser Saison hat
es den Stürmer, der einst so
knapp vor dem großen Geschäft
stand, nach Auggen verschlagen
– zum kleinsten Verein der Verbandsliga Südbaden.
FOTO: FLEIG
Die Liebe hat Bischoff zum
Stein und der Stein ihn zum FC
Auggen gebracht. Sein Chef und
Schwiegervater ist Sponsor bei
den Rebländern. Zudem kickt
der ehemalige Lebensgefährte
seiner Schwägerin für die Minardi-Truppe. „Der Teamsport Fußball ist die perfekte Möglichkeit,
Anschluss in der Region zu finden“, erklärt Bischoff seinen
Sprung in den Amateurfußball.
„In Auggen fühle ich mich pudelwohl“, sagt der Strafraumexperte. Wen wundert’s: Es war ein
Sprung in ein Märchen.
Es ist schon verrückt, was ein
2 600-Einwohner-Dorf fußballerisch auf die Beine stellen kann.
Das Bonmot vom Auggener Märchen geht seit knapp zwei Jahren
um. Es kreist um zwei Protagonisten. 2002 leitete Björn Giesel
Auch in der zweiten Saison
schlägt sich die Minardi-Truppe
mehr als achtbar. Die Markgräfler sind die fünfte Macht der Region in Südbaden geworden. In
der Verbandsliga stehen sie auf
Platz sechs. Die Zuschauer strömen zu hunderten in den Lettenpark – Partystimmung im
Weinland. „Und das obwohl wir
wahrscheinlich etatmäßig ganz
hinten sind“, sagt Giesel mächtig
stolz. „Eine bemerkenswerte
Platzierung“, ergänzt Bischoff.
Von 21 Partien hat der FC zehn
gewonnen und zehn verloren.
Einmal trennte er sich gegen
Kuppenheim
unentschieden.
Einziger Wehrmutstropfen: „Das
Spiel gegen Denzlingen“, findet
Minardi. Da lagen seine Jungs
zur 70. Minute gegen Minardis
ehemaligen Co-Trainer Armin
Jungkeit bereits 3:0 vorne. Und
verloren am Ende mit 3:4. „Das
habe ich noch nie erlebt“, ärgert
sich Giesel noch heute.
Ansonsten überwiegt der
Stolz im Rebdorf. Das Mittelfeld
um Motor Christian Ophoven
steht stabil. Die Offensive um
Stürmer Bischoff trifft ordentlich. Der ehemalige Drittligaspieler hat bereits zehn Tore
markiert, so viele wie in keiner
Saison zuvor. „Alles was jetzt
kommt, ist daher Bonus“, scherzt
Bischoff. Das Märchen befindet
sich derzeit aber im Standbymodus, Dornröschenschlaf im
Schlaraffenland – Winterpause
in der Verbandsliga. Aber nur das
Spielgeschehen pausiert. Fleißig
ist man in Auggen schon seit
zwei Wochen wieder. Drei Mal
die Woche bittet Minardi seine
Mannen derzeit im Schnee zum
Training. Auggen hat noch einiges vor diese Saison. Minardi
hält sich nebulös: „Wir wollen für
uns das bestmögliche Ergebnis
herausholen.“ Sein sportlicher
Leiter ist deutlicher: „Wir wollen
Meister der Verfolger werden.“
Das hieße Vierter hinter dem
Spitzentrio der zwei OberligaAbsteiger Freiburg, Villingen
und dem Aufsteiger Denzlingen.
Das wäre ein weiterer Schritt der
Auggener
Erfolgsgeschichte.
Was sagt der weitgereiste, erfahrene Bischoff zu so hehren Zielen? „Ich bin alt genug, zu wissen,
dass es auch ganz anders kommen kann.“ Unrealistisch findet
er das Ziel dennoch nicht. Einwenig bayrisch ist aus seinen zwei
Haching-Jahren wohl doch hängen geblieben: „Schau mer mal“,
findet der angehende Steinmetz.
In der Tat: Das Auggener Abenteuer geht 2017 in eine neue
Runde. Bastian Bischoff - Stein
und Liebe sei Dank - ist jetzt ein
Teil davon.
Zverev muss die Koffer packen
Auch Kohlschreiber bei den AUSTRALIAN-OPEN raus
Abschied nach großem Kampf:
BILD: AFP
Alexander Zverev
Hoffnung danach einmal mehr
in höchsten Tönen. „Jeder weiß,
wie gut Alexander jetzt ist. Er ist
die Zukunft unseres Sports. Das
war ein sehr hartes Match für
mich“, sagte der 30-Jährige.
Zverev und Nadal enttäuschten die 15 000 Zuschauer nicht.
Viele spektakuläre Ballwechsel
und Gewinnschläge, Emotionen,
Spannung – ihr Match bot an einem angenehm milden Sommertag mit strahlend blauem
Himmel alles, was Tennis zu bieten hat. Nadal holte zweimal
Satzrückstände auf und lag im
fünften Durchgang 2:0 vorn,
Zverev glich aus und kassierte
gleich wieder ein Break.
Nach einem Ballwechsel mit
37 Schlägen litt er erstmals unter
Krämpfen in den Oberschenkeln. Die Nummer 24 der Welt
konnte sich kurzzeitig nicht
mehr richtig bewegen. Der im
Vorjahr lange von Handgelenksproblemen geplagte Nadal
machte mit dem Break zum 5:2
alles klar gegen den sich aufbäumenden Zverev und ließ anders
als im ersten Duell vor zehn Monaten keinen Matchball des
Deutschen mehr zu.
Kohlschreiber konnte parallel
seine Bilanz von nur zwei Siegen
gegen Monfils auch im 15. Vergleich nicht aufhübschen. Im
zweiten Satz egalisierte der 33Jährige zwar noch einen 3:5Rückstand, nach knapp zwei
Stunden war aber wieder einmal
der Weltranglisten-Sechste Monfils der verdiente Sieger. „Gegen
andere habe ich eine bessere
Wohlfühlzone“, sagte Kohlschreiber.
Mit seinem Turnier war er insgesamt zufrieden. Nun steht für
ihn, die Zverev-Brüder und JanLennard Struff das Davis-CupSpiel gegen Belgien im Februar
in Frankfurt an. Das Aufgebot
will Kapitän Michael Kohlmann
am Dienstag bekanntgeben.
Rekordsiegerin Serena Williams erreichte mit 6:1, 6:3 im
US-Duell mit Nicole Gibbs das
Achtelfinale gegen die Tschechin
Barbora Strycova. Ex-Finalistin
Dominika Cibulkova scheiterte
indes in der dritten Runde. Die
slowakische Siegerin der WTA Finals verlor 2:6, 7:6 (7:3), 3:6 gegen
die Russin Jekaterina Makarowa.
Bei den Männern kam der Österreicher Dominic Thiem erstmals unter die letzten 16 und
trifft am Montag auf Belgiens
Spitzenmann David Goffin. Der
Weltranglisten-Dritte Milos Raonic aus Kanada spielt gegen den
Spanier Roberto Bautista-Agut.
Auch Djokovic-Bezwinger Denis
Istomin aus Usbekistan ist weiDPA
ter dabei.
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UM
Auf dem Gang in die Katakomben der Rod-Laver-Arena schien
Alexander Zverev den Tränen
nah. Vier Stunden großes Tennis
und bewundernswerte Moral
reichten nicht zum Sieg gegen
Rafael Nadal bei den Australian
Open und für den ersten Achtelfinal-Einzug bei einem GrandSlam-Turnier. „Jetzt bin ich enttäuscht. Aber ich weiß, dass das
ein großer Fight war. Ich hätte
gewinnen können“, sagte der 19jährige Hamburger nach dem
6:4, 3:6, 7:6 (7:5), 3:6, 2:6.
Weil auch Philipp Kohlschreiber dem Franzosen Gael Monfils
mit 3:6, 6:7 (1:7), 4:6 einmal mehr
unterlag, bleibt es bei drei Deutschen in den Runden der letzten
16 in Melbourne. Zunächst tritt
am Sonntag Qualifikantin Mona
Barthel gegen die amerikanische
Altmeisterin Venus Williams an,
dann trifft Mischa Zverev auf
den Weltranglisten-Ersten Andy
Murray. Vorjahressiegerin Angelique Kerber will im letzten
Abendspiel gegen Coco Vandeweghe aus den USA in das Viertelfinale einziehen.
Anders als Barthel und sein älterer Bruder Mischa muss Alexander Zverev noch auf sein erstes
Grand-Slam-Achtelfinale
warten.
Die
Oberschenkelkrämpfe im fünften Satz seien
ein Grund für die Niederlage gewesen, meinte er. „Es war ein positives Match, bis auf ein, zwei
Sachen“, sagte Zverev und ärgerte sich darüber, dass er nach den
gewonnenen beiden Sätzen in
den folgenden Durchgängen jeweils sofort seine ersten Aufschlagsspiele gegen Nadalverlor.
Der Australian-Open-Sieger
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Der Sonntag
Kultur
Du bist die Hölle
KURZ GEFASST
Säckingen aus, wurden von
einer Jury ausgewählt. Sie decken das Spektrum von der
klassischen Kunst bis hin zur
informellen Abstraktion und
In sieben Galerieräumen der
Konkreter Kunst ab. Die GrundVilla Berberich in Bad Säckinidee des Grand Salons geht auf
gen zeigt die diesjährige Ausdie französischen Salons des
gabe des Grand Salon aktuell
17. Jahrhunderts zurück. Sie
insgesamt 118 Werke, 102 Gewaren der Ort, wo Maler und
mälde und 16 Skulpturen. 74
Bildhauer sich nach Jahren harinternationale Künstler aus elf ter Arbeit erstmals dem PubliNationen zeichnen dafür verkum stellten. Die Ausstellung
antwortlich. Der jährlich statt- ist mittwochs, donnerstags,
findende kuratierte Grand Sasamstags und sonntags jeweils
lon im Kulturhaus der Stadt
von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am
wird am 19. Februar mit der
heutigen Sonntag gibt es ab
Vergabe der Grand-Salon-Pub- 11 Uhr zudem eine Matinée mit
likumpreise abgeschlossen. Die dem Frauentrio Klezmers Techinternationalen Künstler, 41
ter und ihrer jiddischen Musik.
davon stellen erstmals in Bad
Infos: www.grand-salon.de DS
Grand Salon
mit 74 Künstlern
Rolf Miller im GloriaTheater
Ob er sich zu politischen oder alltäglichen
Themen äußert, Kabarettist Rolf Miller sagt
mit wenigen Worten meist viel. Seine unvollendeten Sätze brachten ihm Kabarettund Kleinkunstpreise ein. Mit seinem neuen
Programm „Alles andere ist primär“ kommt
Rolf Miller am Sonntag, 29. Januar, um 18.30
Uhr ins Gloria-Theater nach Bad Säckingen.
DS
Infos unter www.gloria-theater.de
WEHR
Doppelausstellung:
Textil trifft auf Acryl
* 21./ 22./ 23. März 19.15 Uhr
* 24./ 25./ 26. März 21.00 Uhr
* 10./ 11./ 12. April 21.00 Uhr
Farbenprächtig wird es ab Sonntag, 29. Januar, 11 Uhr, im Alten
Schloss von Wehr, wenn Annette
Aue und Seppo Kaiser ihre Doppelausstellung eröffnen. Darin
zeigen die regionalen Künstler,
wie genähte und gefärbte Kunstwerke aus Textilien und Bilder
auf geschöpftem Büttenpapier
eine Symbiose eingehen. Bis
zum 26. Februar samstags und
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sonntags von 14 bis 17 Uhr.
IM FEBRUAR 2017
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SO 19.02. | 11 UHR | JUNGES PODIUM
DI 07.02. | 11 UHR
HASE UND IGEL
THEATER LAKRITZ, BERLIN
INFERNO
Bei Thom Luz sind die gequälten Seelen in ihren Erinnerungen gefangen
Thom Luz führt in Basel
durch die Hölle, die sich
jeder selbst ist. Dante
braucht er dafür eigentlich
nicht – ein etwas zäher Untotenreigen durch die Qualen der Erinnerungen.
RENÉ ZIPPERLEN
Das Ende ist Erlösung, nicht nur,
weil Dante wie das Publikum
wieder auf der anderen Seite der
Hölle sitzt: draußen. Die 90 Minuten bis zum bewegenden
Schlussbild machten die höllische Qual der Langeweile auch
sonst durchaus spürbar.
Am Anfang jedenfalls steht
noch wie bei Dante der Wald, allerdings einer aus den abgenutzten Requisiten gelebter Leben:
Matratzen, Sojaspender, ein
Brunnen, Fotos, Stühle, Boote,
Kram. Der verzweifelte Dante
sitzt auch nur noch ausgestopften Raubtieren gegenüber, bevor
ihn Vergil (mit sedierter Eleganz
und dicker Brille im Staubsaugervertreteranzug: Steffen Höld)
nach einer hübschen Stummfilm-Pantomime in die Hölle
führt. Er soll ja seine Geliebte Beatrice wieder ans Licht holen.
Die Hölle, die Dante vor bald
700 Jahren im Selbstversuch der
„Göttlichen
Komödie“
beschreibt, war gestern. Das „Inferno“ läuft denn auch nur noch in
Adolfo Padovans Stummfilm
von 1911 in der Glotze. Der Tod
Gottes, er wirft die Sünder auf
sich selbst zurück. Simon Zagermann kann über olle Bebilderungsversuche göttlicher Strafen nur noch bellend lachen.
Er tut das immer wieder, wie
überhaupt die vier Höllenbewohner alle stets immer wieder
dasselbe tun, gefangen in sich
Der Nebel ist zäh, der Abend ist es auch, aber wir sind ja schließlich
FOTO: SANDRA THEN
auch in der Hölle, die wir uns selbst bereiten.
selbst, denn hier ist jeder seine
eigene Hölle: „In diesen Feuern
wird jeder gemartet von den
Flammen, die ihn ihm brennen“.
So beginnt, erst zögerlich, später
ausgeweitet und variiert, ein
Marthalerscher Untotenreigen
mit ganz wenig Text, viel Musik
(Swing-Schlager, Liszt und Monteverdi), und vor jeder Runde
räumen Arbeiter ein paar offenbar geliebte Dinge ab. Das große
Tor schließt sich hinter ihnen,
und sehnsüchtig blicken die vier
Figuren auf das warme Licht, das
aus einem Bullauge scheint. Allen voran Lisa Stiegler, die dann
rasch davontänzelnd die nächste
Runde einläutet.
Der still verwunderte Dante
(Elias Eilinghoff) und sein Vergil
schreiten derweil mit ihrem Faltplan weiter auf der Höllentour,
die statt immer neue Qualen in
neun Kreisen nur das beelendende Immergleiche zu bieten
hat. Links liegen lassen sie Ovid,
Cäsar, Helena, Achill und wen
noch alles. „Schau sie an und geh
vorbei“ sagt Vergil, der manche
verzweifelte Klage mit einem
stumpfen „Ja“ abtut.
Nimmt man den diabolisch
vergnügt dreinblickenden Chan-
sonnier Daniele Pintaudi aus,
der mit feiner Band den Untergrund bespielt, hat Luz Dantes
Hölle eigentlich blankgeputzt.
Keine Dämonen, keine Folterpraxis und praktisch kein Text.
Die Handvoll Sätze, die bleiben,
borgt er sich mal bei Dante (oft
aus „Nuova Vita“), mal bei
Shakespeare. Aus Carina Braunschmidts Todessehnsucht am
Ufer des Lethe, „Füll mir den Becher, dunkler Fluss, dass aus dem
Traum ich nicht erwachen
muss“, spricht eigentlich Sebastian aus „Was ihr wollt“. Die Liebessehnsucht, die Lisa Stieglers Figur martert, ist auch zusammengeklaubt – wenn sie auch
am Ende als Francesca di Rimini
Fels statt Liebhaber anhimmeln
muss und in schwarzes Pech
taucht. Zagermanns Graf Ugolino erzählt, während ihm die
Schädel vom Regal rugeln, mit
immer neuem Entsetzen vom
Hungertod seiner Söhne – eine
Hölle, in der ihn der Erzbischof
einmauern ließ. Martin Hug gibt
noch schuldbewusst Odysseus
Circe-Episode. Und so geht es dahin.
Das ist schön still, schön gestylt, kreist aber ähnlich ziellos
wie die unerlösten Seelen im
Limbus. Immerhin entwirft Luz
am Ende noch ein berückend
schönes Bild, wenn sich die Bühne hinter einem Klarsichtvorhang verschließt und ganz mit
Nebel füllt. Durch diesen winken
elend traurig die Höllenbewohner. Dante sitzt da schon entspannt draußen. Beatrice muss
er in der Ödnis vergessen haben.
> INFERNO
Eine Jenseitswanderung von Thom Luz auf den Spuren
von Dantes „Göttlicher Komödie“.
Theater Basel, Schauspielhaus.
www.theater-basel.ch
Die Fesseln abgelegt
Das britische Trio THE XX ist die Band der Stunde – Konzerte in Straßburg und in Basel
LARS REICHOW
OHNE ROLF
Nach Gin und Whisky geht der Trend
zu Wertmut – handwerklich produzierter und hochwertig. Einer der
Vorreiter ist die Belsazar GmbH, die
SEITE 15
in Staufen produziert.
22.Januar2017
BAD SÄCKINGEN
BAD SÄCKINGEN
Wermut aus Staufen
CHARLES-ANTOINE
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WERKE VON SCHUMANN,
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Tickets: +49 (0) 76 21- 940 89 -11/12
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VVK + Abo: Kartenhaus im Burghof Mo - Fr 9-17 Uhr,
Sa 9 -14 Uhr und an den bekannten Vorverkaufsstellen
Mit über drei Millionen verkauften Alben und einer Allgegenwärtigkeit in der Popkultur hat
es das britische Trio The xx
schon jetzt zu Legenden-Status
geschafft. Wie stark ihr Einfluss
bis in den Mainstream hineinreicht, zeigen globale Charthits
wie zuletzt Chainsmokers „Don’t
let me down“, in denen das musikalische Echo von The xx deutlich durchklingt. Fünf Jahre waren die Mittzwanziger als Band
abgetaucht. Jedoch stieg ihr Mitglied Jamie Smith in dieser Zeit
als Jamie xx zum vielleicht angesagtesten Dance-Produzenten
des Planeten auf. Seine Soloplatte „In Colour“ ist ein bahnbrechendes Meisterwerk. Zugleich
war es mit all seiner lebensfrohen Klangfärbung eine musikalische Emanzipation von dem
extrem introvertierten xxSound mit seinen minimalistischen Elektroteppichen und einer magisch schwebenden Intimität.
Nach „In Colour“ war klar, dass
sich The xx auf Album Nummer
drei neu definieren mussten. „I
See You“ markiert die Wende von
Von düsterem Indie zu Dancepop: The xx.
der düsteren Indiepopband zur
Dancepopband. „Wir haben die
Fesseln, die wir uns selbst angelegt hatten, abgelegt“, erklärt Jamie Smith. Die drei Londoner
haben einen klaren Cut gemacht,
indem sie sämtliche Ideen und
Vorstellungen wie The xx zu
klingen haben, abgeschüttelt haben. Herausgekommen sind
Nummern wie „On Hold“, bei
dem die Band – man mag es
kaum glauben – ein aufgedrehteuphorisch klingendes Hall &
Oates-Sample eingebaut hat. Die
FOTO: ZVG/ LAURA COULSON
lende Hörner und wuchtige
Beats eingeleitete Track „Dangerous“, hymnisch und tanzbar –
wie nichts zuvor in der Bandhistorie. Im Zentrum von The xx
steht auch auf dem neuen Album das genial aufeinander abgestimmte Wechselspiel der
Stimmen von Sängerin Romy
Croft, die jede Silbe leidenschaftlicher denn je dahin haucht und
Oliver Sim, mit seinem ausdrucksstarken Bariton.
Die erotische Spannung, wie
in der Single „Say Something Loving“, passt zu den Texten, in denen es um Gefühle, den Zauber
der Freundschaft und eben die
Liebe in all ihren Facetten geht.
Politisches klammert die Band
konsequent aus. „Wir lieben die
Musik, weil sie uns aus der Wirklichkeit herausbringt“, betont Jamie Smith trotzig. Genau das
macht The xx zur Band der StunSVEN MEYER
de.
Devise lautet eindeutig mehr
„upbeat“, mehr Club-Grooves,
mehr Wärme. Das gelingt auf
dem zehn Songs umfassenden
Album grandios, ohne dass die
Band ihre ureigene DNA verrät.
Der bandtypische stets im Mysteriösen verhaftete, grüblerischromantische Zauber bleibt erhalten. Unterstrichen wird dies
durch intimere Stücke wie das > THE XX, I see you, Indigo
LIVE: Freitag, 17. Februar,
unverkennbar von The Cure beeinflusste „Brave for You“. Zénith, Straßburg, Samstag, 18. FeGleichzeitig klingt vieles, wie et- bruar, 20:30 Uhr, St. Jakobshalle,
wa der durch schmetternd-hal- Basel.
DREI GÄNGE 15
Der Sonntag · 22. Januar 2017
Ein bitter-süßer Start
Der badisch-berlinerische
WERMUT
„Belsazar“ wird in Staufen handwerklich produziert
Handwerklich produzierter
und hochwertiger Gin ist
seit einigen Jahren gefragt.
Nun gibt es auch einen
Trend zu eben solchem Wermut. Vorreiter in Deutschland ist die Belsazar GmbH
mit Sitz in Berlin. Sie setzt
auf badische Weine als
Grundlage und produziert
in Staufen.
SUSANNE MAERZ
Glasballons, in denen Wermutkraut, Anis, Vanille, Kakao, Kardamom oder Orangenschalen
mazeriert, also in Alkohol eingeweicht werden, sind im Raum eines Nebengebäudes der Hausbrennerei Schladerer aufgereiht.
An der Wand leuchtet in geschwungenen
Lettern
der
Schriftzug „Belsazar Vermouth“.
Auf einem langen Tisch stehen
neben zahlreichen fertigen Mazeraten vier Flaschen der verschiedenen Sorten des Wermuts
Belsazar: dry, white, rosé und red.
Hier, bei Schladerer in Staufen,
sowie am Sitz der Belsazar
GmbH in Berlin wurde der badisch-berlinerische Wermut entwickelt. Seit 2014 wird er in Staufen produziert.
Die Idee, einen Wermut zu kreieren und zu vertreiben, hatte
der in Berlin lebende Sebastian
Brack (36) im Jahr 2013, der bis
dahin das Tonic Water „Thomas
Henry“ produziert hatte. Er begeisterte seinen heutigen Geschäftspartner Maximilian Wagner (32) dafür, der in München
die Gin-Manufaktur „The Duke“
mitaufgebaut hatte und nun in
St. Blasien lebt. Damals lag Gin
bereits im Trend. Wermut, ein
klassischer Bestandteil in Cocktails wie Negroni und White
Manhattan, galt dagegen nicht
als Szenegetränk. Das hat sich
seitdem geändert – ausgehend
von Spanien, wo auch begonnen
Wermut unter der Leuchtreklame: der Raum der Belsazar GmbH in eiFOTO: MAE
nem Nebengebäude der Brennerei Schladerer in Staufen.
wurde, dem von Marken wie
Martini und Cinzano dominierten Massenmarkt handwerklich
gefertigte Produkte entgegen zu
setzen. Heute wird Wermut in
Szenebars von London über
Amsterdam bis Berlin und Hamburg getrunken.
Überall dort hat auch die Belsazar GmbH Kunden. Den größten Teil ihres Umsatzes macht
sie in Deutschland – und ist auch
in der Region vertreten: In der
Cocktailbar „One Trick Pony“ in
Freiburg, im Restaurant Spielweg in Münstertal und im Hirschen in St. Märgen, aber auch in
Fachgeschäften wie „Memories“
im Freiburger Bursengang und
Schladerers Lädele in Staufen
gibt es „Belsazar Vermouth“.
Die verschiedenen Sorten haben alle den für einen Wermut
typischen bitter-süßen Ge-
des Wermuts aus. Eine Kombination aus bis zu 20 Mazeraten,
Obstbrände und/oder Geiste
von Schladerer sowie eine Kombination aus fassgelagertem
Weinbrand und so genannten
Süßreserven bilden die übrigen
25 Prozent. Bei Schladerer, der als
Dienstleister für die Belsazar
GmbH fungiert, werden die vier
Komponenten nach den Rezepten von Brack und Wagner gemischt, gefiltert und schließlich
in Edelstahltanks gelagert.
Philipp Schladerer (36), der
Wagner auf einer Messe in Hamburg kennengelernt hat und der
die Brennerei in der sechsten Generation leitet, betont: „Wir wollten ein Produkt, das zu unseren
hochwertigen Obstbränden und
Spirituosen passt und zu dem
wir stehen können.“ Daher stand
während der Entwicklung des
Wermuts der stellvertretende
Betriebsleiter Klaus Schüler den
beiden Gründern mit seinem
Wissen zur Seite. Das Mazerationsverfahren
beispielsweise
wendet Schladerer auch bei der
Geist-Herstellung an.
2014 startete die Belsazar
GmbH mit 30 000 Flaschen, für
das kommende Produktionsjahr
sind 250 000 Flaschen à 0,75 Liter geplant. Noch schreibt die
Firma mit ihren sieben Mitarbeitern rote Zahlen. Das könnte sich
bald ändern. Denn nicht nur der
Wermut, sondern auch der Aperitif insgesamt ist im Kommen,
wie Brack und Wagner festgestellt haben. Sie vermarkten ihren Belsazar nicht wie ursprünglich geplant als Bestandteil von
Cocktails, sondern eben als Aperitif – zum Beispiel auf Eis oder
als Tonic (gemischt im Verhältnisvon 1:2). Auf die Idee brachten
sie Barkeeper, die ihre Stammkunden auf diese Weise von dem
badisch-berlinerischen Wermut
überzeugten.
schmack, den man beispielsweise vom Martini kennt. Doch die
Belsazar-Produkte sind fruchtiger sowie komplexer in Geruch
und Geschmack als die industriell gefertigten Produkte. „Unser
Anspruch war, nichts zu kopieren, sondern etwas Eigenes,
Hochwertiges zu kreieren“, sagt
Maximilian Wagner. Zudem sei
es ihnen wichtig, Weine aus der
Region zu verwenden und deren
Geschmack zu erhalten.
Die Grundlage für den Belsazar Dry bildet Gutedel, für den
Rosé Pinot Noir – beide stammen vom Weingut Zähringer in
Heitersheim. Der Gewürztraminer für den weißen und der Spätburgunder Rotwein sowie der
Muskateller für den roten Belsazar kommen von der Winzergenossenschaft Bischoffingen. Die > INFORMATIONEN unter
Weine machen etwa 75 Prozent www.belsazar-vermouth.de
Schneefreude abseits des Rummels
Ausflugstipp: Die ZWEI-TÄLER-SKI-ARENA zwischen Münstertal und Wiesental
Die Schneefälle vom vergangenen Wochenende haben endlich
dafür gesorgt, dass die Skilifte im
Schwarzwald laufen und die
Wintersportler ihre Ski aus dem
Keller holen können. Anspruchsvollen Pistenspaß abseits des
Rummels bieten die Skilifte des
Liftverbunds Münstertal-Wieden. Zwei-Täler-Ski-Arena nennt
sich das Gebiet zwischen Münstertal und Wiesental in der Nähe
des Belchens.
Sechs Lifte umfasst dieser Liftverbund, fünf davon sind miteinander durch Pisten und Ziehwege verbunden. Sie liegen in einer Höhe von 880 bis 1 240 Höhenmeter und sind sowohl vom
Rheintal aus über Münstertal
wie auch vom Wiesental her gut
erreichbar. Wer hier auf Skiern
oder dem Snowboard unterwegs
ist, schätzt das Gebiet als landschaftlich reizvollen und geruhsamen Geheimtipp.
„Die Skifahrer kommen von
weit her, von Basel und auch von
Offenburg, weil das Skigebiet so
schön ist und es keine langen
Wartezeiten gibt. Auch Parkmöglichkeiten gibt es genug“, sagt
Ernst Boll, der geschäftsführende Gesellschafter der Betreibergesellschaft. Vormittags ist man
auf den Pisten fast alleine. Der
Heidstein-Lift auf der Münstertäler Seite ist mit 1 300 Metern
der längste. Rechts und links der
Tierbilder im Haus der Natur
Piste gibt es vier verschiedene
Abfahrten, eine davon ist ziemlich anspruchsvoll.
Schon die Liftfahrt durch die
Bilderbuch-Winterlandschaft ist
ein Vergnügen. Über verschneite
Steilhänge, vorbei an einem Bauernhof, von dessen Dach lange
Eiszapfen hängen, geht es durch
den Wald hinauf zum Heidstein.
Bei klarem Wetter hat man hier
oben auf 1 240 Meter einen Blick
bis in die Vogesen. Im oberen Teil
ist die Piste recht flach, im unteren Teil wird sie deutlich steiler.
Von der Bergstation des Heidstein-Lifts kann man zum Neuhof-Lift fahren, der an der Straße
zum Wiedener Eck liegt. Als Verbindungslift zwischen den Pisten dient der Eichbühl-Lift.
Auf der Wiesentäler Seite,
nämlich in Wieden, liegt der 900
Meter lange Rollspitz-Lift, der
mitten vom Ort aus hinauf zur
Passstraße führt. Wenn man die
überquert und nur etwa 50 Meter bergauf läuft, kommt man
auf den Verbindungsweg zum
Wiedener-Eck-Lift. Der ist mit
400 Metern zwar relativ kurz,
dafür ist seine Piste die schneesicherste. Sie liegt an der Straße
zwischen Wiedener Eck und Belchen, wo es viele Parkplätze gibt.
Eine herrliche Aussicht Richtung
Feldberg hat man von dort aus
allemal. Über gut ausgeschilderte Ziehwege ist die Wiesentäler
KONZENTRIERT FIXIERT DIESER STEINKAUZ den Flug einer Hornisse. Das Bild der kleine Eule, die sich gerne in Höhlen alter Obstbäume aufhält, ist eines von zahlreichen Momentaufnahmen der Fotografen Gaby Hufler und Norbert Daubner aus der heimischen Tierund Pflanzenwelt. Derzeit macht ihre Ausstellung „Naturerlebnis
Deutschland – faszinierende Einblicke in Flora und Fauna“ im Haus
der Natur am Feldberg, Dr.-Pilet-Spur 4, Station. Die Fotoausstellung
will dazu inspirieren, eigene Naturbeobachtungen zu unternehmen
und einen Eindruck vermitteln von den vielgestaltigen Lebensräumen in der Natur und ihren heimlichen Bewohnern. Die Ausstellung
ist bis Ende März dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen,
in den baden-württembergischen Schulferien auch montags. Der
FOTO: GABY HUFLER/NORBERT DAUBNER (ZVG)
Eintritt ist frei.
NACHSCHLAG
DAS GROSSE BUCH DER BREZEL
Aus dem Kloster auf die Hand
K
aum einer, der sich in der
Mittagspause schnell eine
Brezel vom Bäcker holt,
dürfte ahnen, welch kulturgeschichtlich bedeutsames Gebäck er in der
Hand hält. Tatsächlich hat die
Brezel im antiken Ringbrot
„Bacchium“ ihren Ursprung.
Sie wurde im alten Rom bei
kultischen
Handlungen
eingesetzt,
wandelte sich
im frühen
Christentum
zum Abendmahlsbrot und
wurde ab dem 13. Jahrhundert
zur Alltagsnahrung erst der feinen, dann der einfachen Leute
und zum bis heute gültigen
Markenzeichen der Bäcker. Solche Informationen samt einer
Fülle von Geschichten, Bildern,
Anekdoten und Reimen rund
um die Brezel versammelt Irene Krauß in ihrem Werk „Das
große Buch der Brezel“. Als ehemalige Leiterin des Museums
für Brotkultur in Ulm ist die
heute in Bad Säckingen lebende
Autorin, die Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde studiert hat und auch für den
Sonntag schreibt, eine ausgewiesene Kennerin der Materie,
und sie kann spannend erzählen. So berichtet sie, wie sich die
Legende vom in Ungnade gefallenen Uracher Hofbäcker, der
sein Leben rettete, indem er
ein Brot buk,
„durch das dreimal die Sonne
scheint“, durchsetzen konnte.
Sie zeigt die älteste bekannte
Brezeldarstellung der Welt
aus einer im 11.
Jahrhundert im
Salzburger
Kloster Sankt
Peter entstandenen Handschrift und sie erklärt, warum
„hot and fresh pretzels“ in den
USA mit Senf gegessen werden.
Es ist ein Buch, in dem man
herrlich schmökern kann und
an dessen Ende man Irene
Krauß zustimmen muss: Der
Brezel gebührt tatsächlich ein
Platz neben dem Lübecker Marzipan und der Schwarzwälder
Kirschtorte. Nur: der bayerischen, der schwäbischen oder
der badischen Brezel? Das wiederum ist eine andere GeSIGRUN REHM
schichte.
> IRENE KRAUSS: Das große
Buch der Brezel – Wissenswertes,
Alltägliches, Kurioses, Silberburg,
184 Seiten, 19,90 Euro.
QUERBEET
FREIBURG
Der Heidstein-Lift auf der Münstertäler Seite ist mit 1 300 Metern der
FOTO: HEG
längste der sechs Lifte.
Seite der Skiarena mit der Münstertäler Seite verbunden. Es hat
etwas Abenteuerliches, mitten
durch den Wald auf zunächst unbekannten Strecken zur nächsten Piste zu fahren.
Seit den 1970er Jahren gibt es
die Lifte in Münstertal-Wieden
bereits. Geschäftsführer Ernst
Boll, der mit seinen 78 Jahren
noch immer ein passionierter
Skifahrer ist, ist seit etwa 35 Jahren dabei. „Betriebswirtschaftlich ist die Situation eigentlich
immer prekär“, sagt er, „das Skigebiet ist einfach nicht so
schneesicher.“ Deshalb hat die
Betreibergesellschaft kräftig in
Beschneiungstechnik investiert
und kann nun die unteren Bereiche der Pisten an Heidstein, Neuhof und Rollspitz bei Bedarf beschneien. Auch fürs leibliche
Wohl ist gesorgt: Beim Heidstein-Lift und beim WiedenerEck-Lift gibt es jeweils einen Kiosk. Außerdem stehen direkt am
Wiedener Eck das Berghotel Wiedener Eck und etwas weiter an
der Passstraße gelegen das Hotel
Gut Lilienfein.
GABRIELE HENNICKE
Dinnerhopping als Stadtrundgang
Das angesagte Dinnerhopping, das in Großstädten seit einiger
Zeit boomt, wollen die Studentinnen Kathrin Monser und
Tanja Gärtner nach Freiburg holen. Am Donnerstag, 26. Januar,
18 Uhr, startet am Augustinerplatz ihr Dinnerhopping in Form
einer kulinarischen Stadtführung. Es beinhaltet drei Gänge
in drei Restaurants, dazwischen werden Sehenswürdigkeiten
vorgestellt. Teilnahme 55 Euro. Anmeldung und Termine unter
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Telefon 0 76 34/5 69 56 26, www.original-schwarzwald.de
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Faltblatt mit Karte undTipps
Die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald in
Schönau hat ein neues Faltblatt herausgebracht. Es enthält
eine Übersichtskarte und lädt dazu ein, eine der schönsten
und schützenswertesten Natur- und Kulturlandschaften
Deutschlands zu entdecken. Der Flyer ist ab sofort in allen
Rathäusern und Landratsämtern im Biosphärengebiet Schwarzwald sowie in dessen Geschäftsstelle, Brand 24, Schönau, Telefon
0 76 73/88 94 02 43 70 zu haben. Auf der Internetseite www.
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Version zu finden.
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Betriebliches Gesundheitsmanagement
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