Deutsches Elfenbein Museum Die Ausstellung 1Folgen wir dem chronologischen Rundgang vom Vorraum in die Blackbox, die uns einen Eindruck von der Person Franz I. geben soll. Schloss Erbach Schlosshof (Alter Bau) | Marktplatz 7 64711 Erbach im Odenwald Tel: 06062-809360 | Fax: 06062-8093615 E-Mail: [email protected] Internet: www.elfenbeinmuseum.de Öffnungszeiten März bis Oktober: täglich 10 - 17 Uhr November, Dezember und Neujahr: täglich 12 - 16 Uhr Adventswochenenden (Fr - So): 12 - 18 Uhr Geschlossen am 24., 25. und 26. Dezember DARMSTADT/ ASCHAFFENBURG BENSHEIM B47 MICHELSTADT B47 TAUBERBISCHOFSHEIM SCHLOSS ERBACH Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst MOSBACH/ HEIDELBERG 3Im großen Vitrinenraum belegen einige, vom Grafen um 1783 selbst gefertigte Dosen dessen künstlerisches und handwerkliches Geschick. 4Anschließend zu sehen ist eine Auswahl der berühmten Erbacher Jagd-, Handund Rosenbroschen des 19. Jahrhunderts, geschaffen von Ernst Kehrer, Otto Stegmüller und Philipp Willmann. 7 9 6 5 4 12 2 Deutsches Elfenbein Museum 9Tierdarstellungen des 20. Jahrhunderts von Emil Straub, Otto Glenz u. a. Künstlern belegen deren intensives Studium der Natur. 10/11Mit Jan Holschuh und Wilhelm Wegel sind zwei Elfenbeinschnitzer vertreten, die, wie 11 3 7Der Raum zeigt weiterhin Akte und Tänzerinnen von Ferdinand Preiss und Ludwig Walther aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 8Aus der gleichen Zeit stammt eine Auswahl von Frauenstatuetten von Emil Straub und Oswald Ammersbach. Sie stehen dem Expressionismus bzw. neusachlichen Stil nahe. 10 8 5Der historische Schrankraum versammelt in zwölf Vitrinen die ganze Pracht und Vielfalt der Elfenbeinschnitzkunst in Deutschland. Hier wird ein Querschnitt bedeutendster Stücke des 18. bis 20. Jahrhunderts präsentiert. 6Im Figurenkabinett folgen von Otto Glenz - einem der herausragendsten Künstler Erbachs - Venus und Amor, Elfen und Akte, die vorwiegend um 1900 entstanden. B45 B45 2Ausgewählte Bücher zeugen vom universellen Interesse Franz I.: Hier können wir erahnen, welch aufgeklärter, gebildeter Geist uns gegenübertritt. keine anderen Künstler Erbachs, die moderne Elfenbeinkunst repräsentieren. Ihre Arbeiten entstanden zwischen 1956 und 1979 und sind in den letzten beiden Vitrinen zu sehen. 12Im Sonderausstellungsraum werden in wechselnden Ausstellungen ausgewählte Exponate, Persönlichkeiten, geschichtliche Hintergründe und aktuelle Fragestellungen zum Thema Elfenbein gezeigt. 1 Schloss Erbach Graf Franz I. – Aufgeklärter Visionär und Verehrer der Künste Das Deutsche Elfenbeinmuseum – Weg durch die Ideenwelt Franz I. Während seiner sechsjährigen Erziehungsreise durch Europa entdeckte Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823) u.a. in Wien und Italien die Kunst der Elfenbeinverarbeitung. 1775 zurück in Erbach, ließ er sich dort eine Werkstatt einrichten. Unter Anleitung eines Horndrehers fertigte er erste Elfenbeinobjekte an und gab sein Wissen an die Erbacher weiter. Aus dieser Werkstatt ging 1783 die Erbacher Zunft der Dreher hervor, deren erster Obermeister Graf Franz I. wurde. Als hoch gebildeter Mann, der im Klima der europäischen Aufklärung aufwuchs, steht Graf Franz I. bis heute exemplarisch für ein Prinzip, dass ihm an den führenden Höfen seiner Zeit begegnete: Bildung als Grundlage jeglicher Entwicklung von Wohlstand und sozialem Gemeinwesen. Sein Enkel, Graf Eberhard XV., förderte die Zunft im Geiste seines Großvaters und schuf so die Grundlage für eine aufblühende Handwerks- und Industriekultur, die bis heute einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region darstellt. international bekannt und die Nachfrage nach Erbacher Schnitzkunst stieg rasant. Mit der Einführung des internationalen Handelsverbots für Elfenbein 1989 war das Ende des klassischen Handwerks besiegelt. Viele Betriebe und Familien verloren ihre Lebensgrundlage. Nur noch Restbestände werden seither verarbeitet, die vor 1989 legal eingelagert wurden. Als Ersatzmaterialien dienen heute vor allem Mammut-Elfenbein, Taguanuss und Bein (Knochen). Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erwuchs aus der Elfenbeinschnitzerei ein weiterer Wirtschaftszweig für die Region. Bernhard Koziol, gelernter Elfenbeinschnitzer, begann 1935 die industrielle Produktion von Schmuckmotiven aus Kunststoff. Sein Firmenname ist heute weltweit bekannt. 1873 erhielt die sog. „Erbacher Rose“ auf der Wiener Weltausstellung eine hohe Auszeichnung. Schlagartig wurde Erbach So bleiben Geist und Person Franz I., die den Anstoß für soziale und wirtschaftliche Reformen in seiner Grafschaft gaben, über die Geschichte und die Tradition der Odenwälder Elfenbeinschnitzerei bis heute präsent. Die lebenslange Begeisterung des Grafen für die Ideale der Antike und die Eindrücke aus den Begegnungen mit herausragenden Persönlichkeiten, wie Voltaire, Diderot oder Friedrich II., bildeten das geistige Fundament für ein neues Herrschaftsmodell, das für viele Generationen nach ihm wirtschaftliche Sicherheit und soziale Stabilität garantieren sollte. Werk als Abbild der Idee - Bildung als Bedingung für Kultur - Aufklärung als Leitbild sozialen Handelns: Dies sind die heute noch aktuellen Botschaften Franz I. Ohne diesen Hintergrund hätten die wunderbaren Erzeugnisse der Odenwälder Schnitzkunst nicht entstehen können. Ausgehend von der Ideenwelt Franz I. steht in der Ausstellung das ästhetische Erlebnis, die Freude an der Schönheit der Dinge und dem Geist, der das immer gleiche Material durch menschliche Schöpferkraft zur Kunst werden lässt, im Vordergrund. Lassen Sie sich einnehmen von der visionären Tatkraft Franz I., die im Erbacher Elfenbein ihren Ausdruck fand und das gesamte Museum durchzieht. An einem Ort, der zusammen mit den Gräflichen Sammlungen des Schlosses weltweit einzigartig ist. Fotos: © Sichau & Walter
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