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Hintergrundinfo
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Kartoffelanbau im Vergleich: Niederlande – Deutschland
Wenn man an Ackerbaukulturen in den Niederlanden denkt, fallen vielen als erstes Kartoffeln ein.
Kein Wunder: In unserem Nachbarland nimmt die Kultur mit 157.000 ha (2015) circa 15 % der
Ackerfläche ein; in Deutschland wurde sie in diesem Jahr mit 237.000 ha „nur“ auf knapp 2% der
Fläche angebaut.
in tsd. ha
300
259
200
159
156
150
150
245
243
238
250
237
156
156
100
50
0
2011
2012
2013
Deutschland
2014
2015
Niederlande
Entwicklung der Kartoffelanbaufläche 2011- 2015
Pflanzkartoffeln spielen eine dominante Rolle
Auffällige Unterschiede ergeben sich auch, wenn man die Verteilung des Kartoffelanbaus nach
Produktionsrichtungen betrachtet.
Pflanzkartoffeln
Speise-/Veredelungskartoffeln
Stärkekartoffeln
Gesamt
Quelle: AMI, Kartoffeln 2016/17 (Zahlen gerundet)
Niederlande
38.960 (25%)
75.140 (48%)
42.900 (27%)
157.000
Deutschland
15.700 (7%)
168.500 (71%)
52.800 (22%)
237.000
Kartoffelproduktion 2015 (Angaben in ha bzw. % der Produktionsfläche)
Signifikant ist der hohe Anteil an Pflanzkartoffelfläche. Damit lagen in 2015 in den Niederlanden ca.
35 % der gesamten zertifizierten Pflanzkartoffelvermehrungsflächen der EU. Traditionell werden die
in den Niederlanden produzierten Pflanzkartoffeln in alle Welt exportiert. Die Niederlande sind der
weltweit größte Pflanzkartoffel-Exporteur. Der Anteil am internationalen Pflanzgut-Handel lag bei
circa 60 %.
Die Produktion von Pflanzkartoffeln findet vor allem im Norden und in den Provinzen rund um das
Ijsselmeer statt (Groningen, Flevoland, Noord-Holland).
Der größte Anteil der produzierten Kartoffeln wird verarbeitet; jährlich sind dies circa 3,5 Mio.
Tonnen. Mit etwa 350.000 Tonnen pro Jahr ist das Volumen der für den Frischverzehr gehandelten
Kartoffeln vergleichsweise gering.
Speise- und Veredelungskartoffeln haben einen Anbauschwerpunkt im Süden (Zeeland, Nordbrabant)
und am Ijseelmeer (Flevoland). Der Stärkekartoffelanbau mit einer Jahresproduktion von ca. 2.0 Mio.
Tonnen ist im Norden, in den Provinzen Groningen und Drenthe konzentriert.
Führendes Ertragsniveau
Vergleicht man die Durchschnittserträge beider Länder so liegen sie weitgehend auf dem gleichen
Niveau und sind – zusammen mit Belgien und Großbritannien – führend in der EU. Bedenkt man den
hohen Anteil an Pflanzkartoffeln, bekommt das Ertragsniveau in den Niederlanden noch mehr
Gewicht und unterstreicht die hohe Produktionsintensität.
in dt/ha
Durchschnittliche Kartoffelerträge in den Jahren 2011 - 2016
Betrachtet man die absoluten Erntemengen liegen die Niederlande in der EU aufgrund der
geringeren Anbaufläche an vierter Stelle hinter Deutschland, Polen und Frankreich.
Hoch konzentrierter Kartoffelanbau
Die Struktur des Kartoffelanbaus spiegelt den hohen Professionalisierungsgrad der niederländischen
Betriebe wieder. Einige Kennzahlen:
•
•
•
•
•
Ca. 4500 Anbauer bewirtschaften 80 % der Kartoffelanbaufläche
=> durchschnittliche Anbaufläche von etwa 30 ha
3 % der Anbauer mit > 100 ha Kartoffeln bewirtschaften 17 % der Kartoffelfläche
11 % der Anbauer mit 50 – 100 ha Kartoffeln bewirtschaften 24 % der Kartoffelfläche
25 % der Anbauer mit 25 – 50 ha Kartoffeln bewirtschaften 29 % der Kartoffelfläche
61 % der Anbauer mit < 25 ha Kartoffeln bewirtschaften 24 % der Kartoffelfläche
(Rest Kleinflächen; Quelle: Syngenta Niederlande)
In Deutschland bewirtschaften ca. 40 % der Kartoffel-anbauenden Betriebe (ca. 12.000 Anbauer; > 50
ha Kartoffeln) knapp 90% der Kartoffelfläche bei einer durchschnittlichen Kartoffelfläche von ca. 18
ha.
Ausblick
Im Vergleich zu anderen Regionen Mittel-Europas haben die Niederlande einige Standortvorteile, die
vor allem in der Pflanzkartoffel-Produktion und Pflanzkartoffel-Export zum Tragen kommen (kaum
Druck von Virus-Vektoren, äußere Pflanzgutbeschaffenheit etc.). Mittel-und langfristig stehen die
Landwirtschaft, und damit auch der Kartoffelanbau, in den Niederlanden vor ähnlichen
Veränderungen bzw. Herausforderungen (Klimawandel, gesellschaftliche und politische
Rahmenbedingungen) wie in Deutschland bzw. in anderen EU-Mitgliedstaaten. Es ist daher zu
erwarten, dass der Strukturwandel und die Professionalisierung auch in den Niederlanden noch
weiter fortschreiten. Wegen der relativ hohen wirtschaftlichen Bedeutung der
Pflanzkartoffelproduktion ist zu erwarten, dass auch zukünftig große Anstrengungen unternommen
werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Kartoffelproduktion zu erhalten.