ZAPP – Das Medienmagazin Beitrag: Die Nebenjobs von

ZAPP – Das Medienmagazin
Beitrag: Die Nebenjobs von ARD & ZDF-Sportmoderatoren 18.01.17
Antworten der Angefragten
Julia Scharf (SWR) zur Moderation des "Camp Beckenbauers":
"Ich verstehe, dass eine Veranstaltung mit diesem Titel auf den ersten Blick schwierig aussieht. Es
ging dabei aber immer um eine Veranstaltung von und für Studenten und nicht um das klassische
'Camp Beckenbauer', das Sportmanager vernetzt. Ich sehe mir bei jeder Anfrage genau an, um was
es geht. Ich sage auch immer wieder Anfragen ab, die nicht passen. Hier habe ich aber keinen
Interessenskonflikt gesehen. Ich mache keine zehn Nebentätigkeiten im Jahr. Mein Schwerpunkt
sind TV-Moderationen. Solange mir Sender aber keine zeitliche und finanzielle Sicherheit geben,
werden auch andere Tätigkeiten immer eine Rolle spielen. Ich muss meine Sender nicht
informieren - aber ich tue es in aller Regel trotzdem."
Sven Voss (ZDF) zur "Projekt B"-Offerte "Markenbotschafter":
"Mein Beschäftigungsverhältnis als freier Mitarbeiter beim ZDF ermöglicht mir grundsätzlich die
Ausübung von Nebentätigkeiten. Die Agentur ‚Projekt B‘ hilft mir als Berater und Vermittler von
Moderations- und Interviewterminen, außerdem als Prüfer von Verträgen und in juristischen Fragen.
Falls es eine Anfrage als Testimonial/Markenbotschafter für Produkte oder Unternehmen gäbe,
würde ich diese prüfen und in jedem Fall mit meinen Ansprechpartnern beim ZDF besprechen. Als
Moderator bei einem öffentlich-rechtlichen Sender bin ich mir meiner Verantwortung und meiner
moralischen Verpflichtung gegenüber meinem Arbeitgeber bewusst. Hier herrscht seit mehr als
zehn Jahren ein vertrauensvolles Verhältnis zu den handelnden Personen im ZDF. Unabhängig
davon kam es bislang zu keinerlei werblichen Aktivitäten und derzeit sind auch keine geplant.
Meine Integrität und Unabhängigkeit als Sportmoderator sehe ich persönlich also nicht betroffen."
BR-Sportchef Klaus Kastan zu Markus Othmer:
"Ich war über die Moderation von Markus Othmer zur Logo-Präsentation der EURO 2020 informiert
und habe deswegen bereits vor der Veranstaltung entschieden, dass Herr Othmer für die
Berichterstattung und Moderationen hierzu beim BR und in der ARD nicht eingesetzt wird. Die
Präsentation des Logos für den EURO-Austragungsort München war ein Einzelereignis zu einem
inhaltlich und regional klar abgegrenzten Aspekt: eben dem Logo für den EM-Spielort München. Ich
gehe nicht davon aus, dass wir dieses Logo in unseren Programmen noch einmal thematisieren
werden. Falls doch, so wird das nicht Markus Othmer machen. Für die Berichterstattung über das
sportliche Geschehen bei der EURO 2020 bleibt er ein Kandidat. Ich bin sicher, dass die Moderation
der Logo-Präsentation für München seine journalistische Objektivität hinsichtlich des allgemeinen
Turniergeschehens nicht beeinflusst."
ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz zu Sven Voss:
"Ich bin schon seit langem über die Zusammenarbeit von Sven Voss mit der Agentur 'Projekt B'
informiert. Sie bezieht sich in erster Linie auf die Vermittlung von Moderations- und
Interviewtermine. Sven Voss macht keine Werbung und tritt auch nicht als Markenbotschafter für
Unternehmen oder Produkte auf. Sven Voss engagiert sich bei sozialen und karitativen Projekten
ehrenamtlich ohne Honorar. Sein Beschäftigungsverhältnis als freier Mitarbeiter ("3. Kreis")
schreibt ihm für seine Nebentätigkeiten weder eine Genehmigungs- noch eine Anzeigepflicht vor,
im Gegensatz zu festangestellten ZDF Mitarbeitern und Kollegen mit einem Honorarzeitvertrag. Ich
habe keinen Zweifel – und es gab auch nie Anlass dazu – an der Integrität, der journalistischen
Unabhängigkeit und der Seriosität von Sven Voss. Gerade als Mann in der Öffentlichkeit praktiziert
er , wie vom Sender festgehalten und gefordert, die Trennung zwischen journalistischprofessioneller Arbeit und Nebentätigkeiten."
WDR-Pressestelle zu Marco Schreyl:
"Marco Schreyl ist freier Mitarbeiter und diese benötigen – im Gegensatz zu festangestellten
Mitarbeitern – vom WDR keine Genehmigung für Tätigkeiten außerhalb des Senders. Das liegt im
Wesen der freien Mitarbeit. Grundsätzlich begrüßt der WDR, dass freie Mitarbeiter ihren
Lebensunterhalt nicht nur durch WDR-Einkünfte bestreiten. Wir legen aber Wert darauf, dass wir
über anderweitige große Auftritte oder Jobs von unseren freien Moderatoren vorab informiert
werden. Dies hat Marco Schreyl auch getan. Nebentätigkeitsanträge fester Mitarbeiter werden
individuell geprüft und entschieden."
(Unbeantwortet ließ der WDR diese Frage: "Marco Schreyl wurde am Tag nach der Veranstaltung im
WDR-Hörfunk zu seinem Erleben der Veranstaltung befragt und fand lobende Worte über dieselbe.
Wie beurteilen Sie diese Vermischung?")
SWR-Pressestelle zu Nebentätigkeiten:
"Ganz allgemein lässt sich sagen, dass für alle SWR-Mitarbeiter klare Regeln bei der Beantragung
von Nebentätigkeiten gelten. Sie müssen schriftlich beantragt und genehmigt werden. Genehmigt
werden nur Nebentätigkeiten, die nicht im Konflikt mit einer freien und unabhängigen
Berichterstattung stehen. Prinzipiell hat der Gesetzgeber allerdings hohe Hürden aufgestellt, um
Mitarbeitern Nebentätigkeiten zu verwehren. Nebentätigkeiten sind vom Grundrecht der
Berufsausübungsfreiheit geschützt (Art. 12 GG). Nach gängiger Rechtsauffassung steht dem
Arbeitgeber hier kein Ermessensspielraum zu, vielmehr besteht ein Anspruch auf Genehmigung
von Nebentätigkeiten, wenn nicht der Versagungsgrund ‚Besorgnis der Beeinträchtigung
dienstlicher Interessen‘ vorliegt. Beim Thema freie Mitarbeiter gilt es zu bedenken, dass diese
zunächst nach dem Grundgedanken des Arbeitsrechts selbstständig sind. Das bedeutet u.a., dass
einem freien Mitarbeiter grundsätzlich auch freigestellt ist, Aufträge anderer Auftraggeber
anzunehmen. Beschränkungen des Tätigkeitsbereichs gibt es allerdings, wenn berechtigte
Interessen des Auftraggebers berührt sind."
(Unbeantwortet ließ der SWR alle konkreten Fragen zu Julia Scharfs Moderation des 'Camp
Beckenbauer')