SÜDKURIER NR. 11 | UE SAMSTAG, 14. JANUAR 2017 20 Überlingen ·· Meersburg S20 AÜ M D KS U T ARGIÜberlingen E, R1 4N. RJ. A1N1U |A RU E2 0 1 7 Meersburg AM RANDE NACHR ICHTEN TIMO VOLLBRECHT VON S T EFA N H I L S ER Jazz im Augustinum Verdreht E s gehört zu den schwierigsten Aufgaben, kleinen Kindern zu erklären, warum die Leute in Australien nicht aus der Welt fallen. Wir oben auf dem Globus, die unten, da muss man doch kopfüber ins Weltall purzeln. Und wenn die Schwerkraft ganze Planeten in ihren Bann zieht, wenn dieser Magnet so stark ist, dass er den Mond festhält, warum kann ich dann trotzdem Seilhüpfen? Kinderfragen. Die Gravitationskraft, sagte Isaac Newton schon vor fast 350 Jahren, ist eine Kraft, die zwei Körper oder Massenpunkte aufeinander zubewegt. So ähnlich, wie sich im November die Masse der Überlinger und Jan Zeitler, der massenhaft Plakate von sich an die Laternen klebte, zubewegten. Wie auf einer Planetenumlaufbahn kreiste Zeitler erst ein paar Jährchen um das Zentralgestirn Überlingen, zog von hier aus Annette Stoll in seine Bahn, und wurde von den Überlingern am 27. November endgültig angezogen. Jetzt also steht die feierliche Amtseinsetzung auf dem Terminplan: 2. Februar, 18.30 Uhr, im Kursaal am See. Zeitler, der neue OB. Die Stadt hat ein schickes Einladungskärtchen gedruckt. Mit einem Bild, das stark an Überlingen erinnert, aber Überlingen nicht sein kann. Denn auch hier geht die Sonne im Westen unter und laufen die Uhren im Uhrzeigersinn. Das Bild auf der Karte, man meint, den Münsterturm zu erkennen, muss irgendwo an einem anderen Ort dieser Galaxie aufgenommen worden sein. Was ist da los? Erwachsenenfragen. Doch halt. Das ist Überlingen! Das Bild ist nur spiegelverkehrt gedruckt, auf den Kopf gestellt, frei aller Erdanziehungskräfte hat da ein Grafiker die ganze Stadt um die eigene Achse gedreht und die Abendsonne in den Osthimmel verschoben. Wenn das kein gutes Omen ist für die neue Amtszeit, in der vom neuen Rathauschef verlangt wird, Überlingen neu zu denken. Verkehrt herum: Bild auf der Einladungskarte, das die Stadt verschickt. AM RANDE VON S T EFA N I E N O S S W I T Z Geschenkt Z war ist Weihnachten und damit die Geschenke-Hochphase vorbei, doch um zu schenken gibt es das ganze Jahr über viele weitere Anlässe. Manch einer braucht vielleicht auch gar keinen Anlass, um anderen Menschen eine Freude zu machen. So wie meine Nachbarin. Die beschenkt in regelmäßigen Abständen alle Hausbewohner mit Dingen, die sie wohl nicht mehr braucht, beziehungsweise nie gebraucht hat. Aber anstatt sie wegzuwerfen, sollen sie einen Platz in einer neuen Wohnung bekommen. Immer wieder stehen auf einer Ablage bei uns im Hausflur also Gegenstände mit einem kleinen Zettel, der mit der Aufschrift „Zu Verschenken“ versehen ist. Das reicht von Porzellantassen über Servicedeckchen, von Schreibtischlampen über Christbaumkugeln, vom Kaffeekännchen bis zur Blumenvase. Englische Wissenschaftler haben ja herausgefunden, dass Schenken nicht nur glücklich macht, sondern auch gesund hält. Schenken als Selbstzweck. Der Saxophonist Timo Vollbrecht ist im Augustinum zu hören. B I L D : T. VO LLBRECHT Überlingen – Zu einem Konzert treten Timo Vollbrecht (Saxofon/Klarinette), Keisuke Matsuno (Gitarre/Effekte), Matthias Pichler (Bass) und Sebastian Merk (Schlagzeug) am Sonntag, 22. Januar, 18 Uhr, im Theatersaal des Wohnstifts Augustinum auf. Vor fünf Jahren gründete Timo Vollbrecht die Band „Fly Magic“ in New York. Reservierung unter Telefon 0 75 51/940-0. ERWACHSENENBILDUNG Meditationsbänkchen selber schreinern Überlingen – Die Evangelische Erwachsenenbildung im Kirchenbezirk ÜberlingenStockach bietet einen Kurs Meditationsbänkchenbau. Interessierte treffen sich am Dienstag, 31. Januar, von 18 bis 20 Uhr in Überlingen im Pfarrhaus am See. Jonas Rosenow, Zimmermann, aus Immenstaad, leitet den Kurs an. Das Rohmaterial wird gestellt. Der Kurs inklusive Material kostet 10 Euro. Anmeldung bis 25. Januar bei der Evangelischen Erwachsenenbildung, Telefon 0 75 51/95 37 32, oder [email protected] UNFALL Baum entwurzelt und unverletzt geblieben Überlingen – 12 000 Euro Schaden entstand bei einem Unfall am Donnerstag gegen 23 Uhr bei der Reutemühle. Als ein mit seinem Skoda auf der Kreisstraße von Bambergen in Richtung der Füllenwaid fahrender 20-Jähriger erkannte, dass kurz vor ihm eine 54-Jährige mit ihrem Ford vom Reuteweg auf die Kreisstraße einbog, konnte er durch Bremsen und Ausweichen nach rechts verhindern, dass er frontal gegen die Fahrertüre des Ford stieß. Er prallte jedoch gegen das Heck des Ford, worauf der Skoda wie eine Billardkugel nach rechts abgewiesen wurde und eine Böschung hinabfuhr. Hier prallte er so stark gegen zwei Bäume, dass ein Baum entwurzelt wurde. Die Fahrer kamen mit dem Schrecken davon, heißt es im Pressebericht der Polizei. Am älteren Skoda entstand wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von etwa 6000 Euro, am Ford etwa 3000 Euro Schaden. Auf 3000 Euro beziffert die Polizei den Flurschaden. „Wir brauchen einen Strategieplan 2030“ Meersburg wählt: Kandidat Robert Scherer spricht im Interview über die brennenden Themen und über seine Pläne im Falle seiner Wahl Wenn Sie gewählt werden, was sehen Sie als Ihre erste wichtige Aufgabe 2017? Die Grundlagen für eine fruchtbare Kommunikation mit dem Gemeinderat wiederherstellen und die Mitarbeiter mit ins Boot nehmen, damit sie wieder motiviert sind, eigenständig und eigenverantwortlich zu arbeiten. Wie machen Sie das konkret? Zuerst werde ich eine Versammlung einberufen und dann persönlich mit den Amtsleitern und jedem einzelnen Mitarbeiter reden, möchte die Probleme hören und ihnen einfach Vertrauen entgegenbringen. Das ist jetzt nichts, das man nach einem System macht, sondern mit persönlichen Gesprächen. Was steht ansonsten auf Ihrer Prioritätenliste ganz oben? Der Strategieplan 2030. Können Sie das ein bisschen näher erläutern? Im Strategieplan 2030 werden Ziele erarbeitet gemeinsam mit der Bürgerschaft, dem Gemeinderat und der Verwaltung. Und ich möchte 2017 noch einen Bürgerworkshop oder eine Bürgerversammlung anbieten. Denn die Ziele sollen von allen definiert werden, nicht nur vom Bürgermeister oder einigen wenigen. Wir brauchen eine Vision, wohin sich die Stadt bis 2030 entwickelt. Was für ein Verwaltungschef werden Sie sein? Ich bin ein Teamplayer. Ganz wichtig sind mir flache Hierarchien, Verantwortung zu übergeben. Und Kommunikation. Wie vermitteln Sie auf kontinuierlicher Basis Bürgernähe? Zum Beispiel durch Transparenz bei den Beschlüssen aus den Gemeinderatsitzungen. Die der Bürger dann auch einsehen kann? Ja. Zum Beispiel auf Meersburgs Homepage. Und Kontinuität ist ganz wichtig: Ich bin präsent, ich bin ansprechbar, auch am Sonntag auf der Straße. Ich bin das ja schon gewohnt in Uhldingen, und ich finde das in Ordnung. Mir ist jeder Bürger wichtig, egal mit welchem Anliegen. Ich bin auch Sprachrohr zu den Amtsleitern. Bürgersprechstunden? Bürgersprechstunde, wenn sie gewünscht wird, ja. Ansonsten anrufen, einen Termin machen und kommen. Gehen wir in die Sachthemen. Welche konkreten Schritte unternehmen Sie, um das Parkplatzproblem zügig anzugehen? Fakten prüfen, die Finanzsituation gemeinsam mit der Kämmerei prüfen und dann eine gemeinsame Lösung erarbeiten. Da findet man einen Weg, weil es sein muss. Die Parkplatzprobleme sind elementar, das betrifft die ganze Stadt, auch die Teilorte. Und auch unsere Gäste. Man muss also der ganzen Stadt helfen? Der ganzen Stadt. Und ich habe da schon konkrete Ideen im Kopf, die ich dem Gemeinderat vorschlagen möchte. Aber warten wir mal ab, ob es soweit kommt. Im Moment möchte ich meinen Mitbewerbern keine Stichworte liefern. Was genau werden Sie als Bürgermeister dafür tun, dass der Ausbau der B31 in einer auch für Meersburg annehmbaren Form erfolgt? Schnell auf die Hinterfüße stehen. Wir müssen den zuständigen Behörden zeigen, dass es da eine Stadt gibt, die mit einer Stimme spricht, die sich durchzusetzen weiß. Das wurde bisher versäumt. Nun müssen wir den angerichteten Schaden begrenzen, aber das ist möglich. Eine Lösung muss her, mit der wir leben können, die die elementare Interessen Meersburgs respektiert. Dafür müssen wir jetzt schnell sein. Was heißt Schadensbegrenzung? Eine andere Trassenführung? Wenn irgend möglich, ja. Und wenn es nicht mehr möglich ist, müssen wir aus den gegebenen Bedingungen das Beste herausholen. Es gibt ja auch Überlegungen, die mehrere Varianten zulassen. Aber wie auch immer: Wir müssen unbedingt zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen. Wir müssen auf die Hinterfüße stehen, sonst läuft uns das davon. Das Regierungspräsidium ist transparent, das muss man ihm zugutehalten. Aber die Zeit läuft uns weg. Und darum finde ich es hervorragend, dass der MIK einen Termin durchgesetzt hat bei Verkehrsminister Hermann. Ansonsten herrscht ja Funkstille. Der Meersburger Initiativkreis zur B 31. Ja. Sie konnten etwas bewegen, und das will ich nun aufgreifen und schnell Druck machen. Und zwar nicht etwa nur reagieren, auf das, was man uns serviert, sondern von uns aus aktiv werden. Je mehr Unterstützung wir haben, umso mehr Druck können wir auf bauen. Was können und werden Sie für die bauliche Entwicklung der Stadt tun? Zum einen mit Blick auf städtebauliche Aspekte, Stichwort Bauleitplanung. Das zweite Thema wären natürlich preiswerte Wohnungen und Baugrundstücke. Zum einen: Die Altstadt, die ja wunderschön ist, hat doch Nachholbedarf, was die Substanz angeht, auch die Optik. Da lässt sich einiges machen und ich möchte mit den städtischen Gebäuden beginnen. So können wir sicher auch private Eigentümer dazu bewegen, dass sie mitziehen, nicht zuletzt durch Fördermittel vom Land. Das Zweite ist die Stadtentwicklung: Ich bin überzeugt, wir müssen für den Wohnraum junger Familien Flächen ausweisen, damit sie es sich leisten können, entweder hierzubleiben oder wiederzukommen. Das ist Aufgabe der Kommune und nicht von Privateigentümern. Und da muss man eben mit privaten Grundstücksbesitzern reden und sich nicht nur auf städtische Grundstücke verlassen. Die Stadt selbst hat ja kaum noch Flächen. Ja, aber man kann ja auch welche kaufen oder im Tausch erwerben. In anderen Kommunen ist das üblich, nur nicht in Meersburg. Man muss halt mit den Leuten reden! Und meistens findet man eine Lösung. Bauleitplanung – da sind manche Dinge unglücklich gelaufen, das muss man einfach so sagen. Eine Kommune hat die Planungshoheit und die muss sie nutzen. Aber man muss auch aufpassen. Wenn man merkt, dass eine Verdichtung stattfindet, dann muss sie verträglich sein für das Stadtbild. Und dass kann man über die Bauleitplanung erreichen. Und bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan trägt die Kosten der Bauträger, nicht die Stadt. Und dennoch haben wir Einfluss auf die Nutzung des Grundstückes oder des Gebietes. Ohne Bauleitplanung ist das eigentlich bei größeren Vorhaben nicht zu machen. Was für einen Sinn macht es, noch einen Bebauungsplan über ein stark bebautes Gebiet drüberzulegen? Viel. Planen wir mit den jetzigen Gegebenheiten für die Perspektiven der Zukunft, können wir Weichen für eine geordnete Entwicklung stellen, die Meersburgs elementaren Interessen auch in 20 oder 30 Jahren dient. Man kann also noch eindämmend wirken? Genau. Und das verursacht natürlich Kosten. Deshalb müssen wir sukzessiv vorgehen, also im Sinn einer mittelfristigen Planung. Haben Sie Ideen für ein städtisches Gebäudemanagement? Ich nenne mal Stichworte wie Alte Post. Daran hängen natürlich Meersburg-Tourismus und die Bibelgalerie. Dann haben wir die Alte Wache, Ratskeller, Zollhaus. Dann brauchen wir neue Räumlichkeiten fürs DRK, der Umbau Feuerwehrgerätehaus steht an. Ich greife die Stichworte „DRK“ und „Feuerwehrhaus“ auf. Ich bin sehr dafür, dass man die Überlegungen aufgreift, sowohl das DRK im Feuerwehrgebäude anzusiedeln als auch die Feuerwehr zu erweitern. Dann sind die Einsatzkräfte beieinander, die ja sowieso immer enger zusammenarbeiten. Daraus ergeben sich auch fruchtbare Synergien. Zum einen schaffen wir ein besseres Gebäudemanagement, weil auch der Unterhalt wirtschaftlicher wird, und zweitens können die beiden Hilfsorganisationen effektiver kooperieren. Bei der Feuerwehr ist etwa die Schaffung getrennter Sanitärräume für Männer und Frauen längst überfällig. Den ganzen Komplex Feuerwehr-DRK könnte man in einem Zug in geordnete Bahnen bringen, und das wäre sinnvoll. Weitere Stichworte: Zollhaus, Gred, Alte Wache. Das sind schöne Gebäude, die sollte man wieder aktivieren, eventuell umnutzen. Die Gred steht ja teilweise leer. Und da würde ich gerne mit der BSB reden, ob sie vielleicht in ein anderes Objekt ziehen, sodass man die Gred dann umnutzen könnte. Einfach mal darüber reden. Nur dann haben wir die Möglichkeit, etwas zu verändern, zu verbessern. Was ist mit der Alten Post? In diese Bäume an der Reutemühle in Überlingen prallte der Skoda eines 20-Jährigen. Er blieb unverletzt. Robert Scherer im Wahlkampf, hier im Clubheim des TuS vor jungen Leuten. B I L D : B I L D : ST EF A N H I LS ER S Y LV I A FL OE TE ME YE R SÜDKURIER NR. 11 | UE SAMSTAG, 14. JANUAR 2017 S AÜ M D KS U T ARGI E, R1 4N. RJ. A1N1U |A RU E2 0 1 7 Meersburg 21 Meersburg 21 Rober t Scherer mag den Dr.-Moll-PPlat z in M e e r s b u r g g a n z b e s o n d e r s , w e il m a n v o n h i e r e i n e n t o ll e n B l i c k a u f d i e A l t e B u r g h a t und die Stadt, in der er 1967 auf die Welt k am . B I L D : S Y L V I A F L O E T E M E Y E R Private Momente: Robert Scherer und seine Frau Tina auf einem Spaziergang durch die Weinberge. Mit den beiden gemeinsamen Kindern, dem 16-jährigen Yannik und der 14-jährigen Fabienne kamen sie überein, dass sie aus dem Wahlkampf draußen bleiben. B I L D : PR IV AT Den Blick nach vorne gerichtet Die Alte Post gehört für mich in den Strategieplan Stadtentwicklung hinein. Sie gehört der Stadt, und der Vorplatz ist alles andere als eine Visitenkarte für Meersburg, die ganze Situation dort nicht. Da brauchen wir eine durchdachte, sorgfältige Planung. Soll Meersburg Tourismus dahin umziehen? Ja. Aus mehreren Gründen: Dann kann sich die Bibelgalerie ausweiten. Sie wird sehr gut besucht und platzt räumlich aus allen Nähten. Meersburg Touristik ist aus meiner Sicht an dieser Stelle nicht optimal platziert, weil sie wegen des starken Gefälles der Kirchstraße nur beschwerlich erreichbar ist, also nicht barrierefrei sein kann. Meersburg wird nun einmal auch von eher älteren Menschen besucht. Das ist ja auch ein Kapital, dem muss man entgegenkommen. Ein neuer Standort muss natürlich auch den Interessen Meersburgs dienen. Dieses Thema möchte ich noch in diesem Jahr angehen. Der Gemeinderat wird mitmachen, davon bin ich überzeugt. Wie stehen Sie zu dem Wunsch nach einem festen Ansprechpartner bei der Stadt für Handwerk und Gewerbe? Das unterschreibe ich sofort. Das muss ja keine Vollzeitkraft sein. Und ich bin auch der Meinung, dass ein Runder Tisch sehr wichtig ist. Und dieser Runde Tisch umfasst nicht nur Handwerk, Einzelhandel und Tourismus, die müssen sowieso alle an einem Strang ziehen, aus meiner Sicht gehören da auch die Vereine dazu. So dass jeder über seinen eigenen Tellerrand hinaussieht, und erfährt, was für den anderen wichtig ist, welche Sichtweise der hat. Die sich daraus ergebende Schnittmenge, die offenbaren dann komplexe Aufgaben, die man gemeinsam lösen kann. Davon profitieren alle. Wie oft soll diese Runde tagen? Auf jeden Fall regelmäßig. Das heißt nicht jede Woche, aber vielleicht alle vier Monate. Man wird sehen, wie es läuft. Und dann müssen die einzelnen Teilnehmer die Ergebnisse in ihren jeweiligen Kreis hineintragen und dort diskutieren. So schaffen wir eine stadtumfassende Transparenz, jeder kann teilhaben und sich einbringen. Es kann nicht ausschließlich Aufgabe der Verwaltung sein, jedes Detail in die Breite zu vermitteln. Das muss in einem Miteinander aller erfolgen. So können wir Ziele festlegen, die sowohl kurz- und mittelfristig als auch auf lange Sicht wichtig und umsetzbar sind. Ich halte das für enorm wichtig. Denn nur so bekommen wir den Status quo, unsere Ziele und die Wege dorthin auf den Tisch. Würden Sie die städtische Jugendarbeit wieder beleben? Und wenn ja, in welcher Form? Die städtische Jugendarbeit – ein spannendes Thema. Eine zielgerichtete Jugendarbeit halte ich für unabdingbar. Mir ist wichtig, unseren Jugendlichen zu zeigen, wie ernst wir sie nehmen, sie an Meersburg zu binden, ihnen auch Perspektiven zu bieten. Den Vereinen, die ja sehr gute Jugendarbeit leisten, möchte ich unter die Arme greifen, junge Mitglieder einzubinden. Den Jugendtreff habe ich jetzt bei meinem Jugendgespräch nicht als vordergründiges Problem herausgehört. Wir sprachen eher über Zukunftsthemen wie Familie, Spielplätze für die Kleinen oder auch wie behindertengerecht die Stadt ist. Aber man kam ja zum Schluss: Man möchte kein Stadtmuseum, man macht ein Weinbaumuseum. Ins Gespräch bringen würde ich’s trotzdem gerne. Ich sage ja nicht, dass es sein muss, ich sage nur „nachdenken“. Die Stadt lebt in und von ihrer eigenen Tradition. Das Vineum beschäftigt sich ja mit der ganzen Region, das ist ja auch in Ordnung. Ich denke an das für Meersburg Spezifische, etwa Mesmer und Droste-Hülshoff. Und ich denke keinesfalls an ein Riesenobjekt. – Sowohl Vineum als auch Stadtmuseum, ich sehe da keinen Widerspruch. Reden wir mal drüber. Wobei Jugendliche auch sagen, man kann sich in Meersburg nirgendwo treffen. Ja, dazu will ich auch noch etwas sagen. Warum etwa nicht im Ratskeller? Man könnte ihn doch auch für Einzelveranstaltungen nutzen, für Vereine, für Jugendliche überhaupt. Wenn also unsere Jungs und Mädchen eine Fete machen wollen, warum nicht diese Räumlichkeiten zur Verfügung stellen? Wo könnte das Stadtmuseum dann zum Beispiel rein? Das weiß ich noch nicht. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo ich sage: Wenn die Idee schlecht ist, sich nicht durchsetzt, dann begraben wir sie. Ist sie aber gut, verfolgen wir sie weiter, dann ergibt sich eines aus dem anderen, dann finden wir Wege, sie zu realisieren. Vorwärts entwickeln wir uns aber nur, wenn jemand Ideen auf den Tisch legt. Wenn die Idee Stadtmuseum sich nicht durchsetzt – weg damit. Einen festen Jugendtreff halten Sie also nicht unbedingt für das wichtigste Thema? Bis jetzt erkenne ich das nicht. Sollte es bei künftigen Jugendgesprächen, die ich schon heute anbiete, jedoch gewünscht werden, dann werden wir hierüber zusammen nachdenken. Wie würden Sie sich Tourismus in Meersburg 2030 wünschen? Nachhaltig und qualitativ hochwertig. Wie stellen Sie sich das vor? Zuallererst: Alle touristischen Maßnahmen müssen zu uns passen. Dann müssen sie sich nach den gegebenen Rahmenbedingungen richten. Beispiel: E-Mobilität. Elektroautos werden zukünftig den Individualverkehr bestimmen. Also bieten wir doch schon jetzt Elektrotankstellen. Das offensiv zu vermarkten, ist gut für unser Image, sorgt dafür, dass wir an der Spitze dieser Entwicklung stehen und davon einen nachhaltigen Vorsprung generieren. Und auf Dauer will ich auch städtische Elektrofahrzeuge. Was fehlt noch in Meersburg? Der Stadtbus zum Beispiel sollte in Zukunft regelmäßig und ganzjährig verkehren und vor allem auch die Teilorte einbinden. Diesen Wunsch habe ich häufig gehört, und ich halte das auch für sinnvoll. Was den genauen Bedarf angeht, möchte ich im Rahmen einer Bürgerbefragung erfassen. Wo hat die Stadt sonst noch Nachholbedarf? Ja, zum Beispiel Kleinkunst, regelmäßige Veranstaltungen auch Open Air, ohne elektronische Verstärker, ausgesuchte, liebevolle Darbietungen. Das passt hierher, belebt die Stadt. Das dient auch dem Tagestourismus, nicht zuletzt in der Nebensaison, aus dem dann vielleicht auch ein Kurzurlaub wird, ein Wochenendaufenthalt. Nachhaltig und qualitativ – was außer EMobilität kann man da noch tun? Ich kann und will hier keine fertigen Konzepte präsentieren, will zum kollektiven Nachdenken anregen. Zum Beispiel über ein Stadtmuseum. Wir haben zwar viele Museen, aber keines für die reiche Geschichte und Kultur Meersburgs. Wobei es ja an Tagestouristen nicht mangelt in Meersburg. Natürlich. Aber wie gesagt, ich denke auch an die Nebensaison und uns selbst. Und qualitativ hochwertige Kleinkunst lockt auch Übernachtungsgäste an, die seit einiger Zeit weniger werden. Ich sehe zwei grundsätzliche Aufgaben: Mehr Gäste übers ganze Jahr und mehr Betten für die Hauptsaison. Dafür brauchen wir Investoren, auch Bürger, die private Zimmer anbieten. Und wir müssen Tourismus im Zusammenhang mit Stadtentwicklung und Stadtmarketing sehen. Das ist alles eine große Einheit, die große Chancen bietet. Wir müssen es nur gemeinsam und konsequent angehen. Aber es gibt doch jetzt das Vineum? Ja, das ist aber kein Stadtmuseum. FRAGEN: S Y LV I A F L O E T E M E Y E R Etwa einen Shuttlebus? Ja, zum Beispiel. Ich bin begeistert von E-Mobilität. Das ist unsere Zukunft. Wenn Robert Scherer einen einzigen Trip mit einer Zeitmaschine machen könnte, entschiede er sich für die Zukunft. „Ich bin ein Zukunftsmensch“, sagt er. Allerdings würde er als Ziel kein fernes Jahrhundert eingeben, sondern „maximal 20 Jahre“ weiter reisen. Warum? „Dann wüsste ich, wie die Zukunft noch in meiner Generation ausschaut – und ich könnte nach der Rückkehr von meiner kurzen Zeitreise die Gegenwart entsprechend gestalten.“ Gestalten, das ist ein Lieblingswort Scherers. Das möchte er als Bürgermeister von Meersburg, so er denn gewählt wird, gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Bürgern, wie er stets im gleichen Atemzug betont. Entspannung auf der Harley Wirft man einen Blick in seine Vita, dann zeigt sich, dass Scherer auch sein bisheriges Leben stets aktiv gestaltet hat. Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte er eine Maurerlehre, machte dann auf dem zweiten Bildungsweg Mittlere Reife und Fachhochschulreife, studierte danach Bauingenieurwesen und brauchte dafür, inklusive Einser-Diplomarbeit, gerade mal vier Jahre. Er wollte schnell fertig werden, auch aus finanziellen Gründen. Weil das Geld knapp war, verkaufte er, als er nach der Lehre wieder die Schulbank drückte, seine Enduro. Heute cruist Scherer, der seit seinem 16. Lebensjahr Motorräder fährt und liebt, mit einer Harley Davidson durch die Gegend, am liebsten mit Freunden durchs Hinterland, etwa zum Pfrungener Ried. „Da kann ich total entspannen.“ Früher spielte er erst aktiv Fußball, brachte es bis zum südbadischen Auswahlspieler und träumte durchaus davon, Profifußballer zu werden, wie er verschmitzt gesteht. Prompt räumt er ein: „Aber in der BJugend war klar, dass ich zu klein bin – und zu schlecht.“ Scherer wechselte zum Handball und arbeitete später auch ehrenamtlich in beiden Sportarten als Jugendtrainer. Leidenschaft für Kleinkunst Mit seiner Frau Tina teilt Scherer, der Zur Person Robert Scherer kam 1967 in Meersburg zur Welt. Er ging in Uhldingen-Mühlhofen zur Schule und erwarb anschließend auf dem zweiten Bildungsweg die Mittlere Reife und die Fachhochschulreife. Danach studierte er Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Konstanz. Nach dem Abschluss arbeitete er zunächst als Angestellter und stieg später als Teilhaber in ein Uhldinger Büro für Bauwesen ein. Seit Januar 2013 leitet er das Bauamt von Uhldingen-Mühlhofen, 2014 begann er parallel zu dieser Tätigkeit ein Aufbaustudium an der Verwaltungsfachhochschule in Kehl, an dessen Ende er vor kurzem seine Masterarbeit einreichte. Robert Scherer ist seit rund 22 Jahren mit seiner Frau Tina verheiratet. Gemeinsam haben Fördermitglied der „Alten Fabrik“ in Mühlhofen ist, die Leidenschaft für „Kleinkunst“, vor allem Kabarett. Der Fußballverrückteste in der Familie ist heute der 16-jährige Sohn Yannik, während die 14-jährige Tochter Fabienne gern malt, einige ihrer Bilder schmücken das Wohnzimmer des Eigenheims, das Scherers in Unteruhldingen bewohnen. Umziehen müsste Scherer nicht, wenn er Bürgermeister würde. „Ich brauche von Schiggendorf länger zum Meersburger Rathaus als von hier aus.“ Er finde es auch ganz wichtig, dass ein Bürgermeister nicht nur erreichbar, sondern auch schnell präsent sein könne, betont er. Der Wunsch, Bürgermeister zu werden, sei während seines Verwaltungsstudiums entstanden, an dessen Ende er soeben seine Masterarbeit eingereicht hat. Für das Studium, neben seiner Arbeit als Bauamtsleiter von Uhldingen-Mühlhofen, entschied er sich, „weil ich mein Fachwissen verbessern wollte und auf Augenhöhe mit Vertretern übergeordneter Behörden reden möchte.“ Seine Masterarbeit schrieb Scherer zum Thema: „Optimierungsmöglichkeiten kommunaler Bauhöfe“. Das sei auch spannend, weil man auf interkommunaler Ebene sehr viel machen könne, etwa Maschinen gemeinsam anschaffen und nutzen, was Uhldingen-Mühlhofen und Meersburg bereits praktiziert hätten. Die beiden Gemeinden gehören dem gleichen Verwaltungsverband an. Auch deshalb kennt sich Scherer in seiner Geburtsstadt Meersburg gut aus. „Ich trete für 16 Jahre an“ Vor seiner Tätigkeit als Bauamtschef leitete Scherer 18 Jahre lang ein Ingenieurbüro für Bauwesen. Warum gab er die Selbstständigkeit für den kommunalen Posten auf? „Wir arbeiteten viel für Gemeinden und ich fand die Aufgaben der Rathäuser so spannend, dass ich mal auf der anderen Seite gestalten wollte.“ Künftig will er in Meersburg gestalten – und leiten. „Für mich ist das die ideale Stadt“, findet Scherer. Und fügt hinzu: „Ich trete für 16 Jahre an.“ (flo) sie einen 16-jährigen Sohn, Yannik, sowie eine 14-jährige Tochter, Fabienne. Weitere Termine: Persönlich treffen kann man Robert Scherer nächste Woche noch bei mehreren Wahlkampfveranstaltungen. Am kommenden Dienstag, 17. Januar, 19.30 Uhr, ist er zum Bürgergespräch im Hotel Jufa, am Mittwoch, 18. Januar, 19.30 Uhr, stellt er sich im Kulturzentrum des Winzervereins den Wählern. Und am Donnerstag, 19. Januar, 14.30 Uhr, ist er zu Gast beim Seniorenclub St. Urban. Außerdem freut er sich auf dem Wochenmarkt am Freitag, 20. Januar, wieder auf Gespräche. Robert Scherer im Internet: www.robert-scherer.org (flo) . Alle Informationen zur Bürgermeister-Wahl in Meersburg finden Sie im Internet unter www.sk.de/exklusiv
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