als PDF - Nordrhein-Westfälische Akademie der

ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR FORSCHUNG
DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN
HEFT 91
FRANZ WEYER
Das Schwert in Mythos und Handwerk
ERNST HERMANN SCHULZ
Über die Ergebnisse neuerer metallkundlicher
Untersuchungen alter Eisenfunde und ihre Bedeutung
für die Technik und die Archäologie
HERAUSGEGEBEN
IM AUFTRAGE DES MINISTERPRASIDENTEN Dr. FRANZ MEYERS
VON STAATSSEKRETAR PROFESSOR Dr. h. c. Dr. E. h. LEO BRANDT
r
© 1961 Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen
Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag· Printed in Germany
INHALT
Professor Dr. phil. Franz W ever, Düsseldorf
Das Schwert in Mythos und Handwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
Diskussionsbeiträge
von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt,
Professor Dr. phil. Franz Wever, Frau Professor Dr. phil. Eleanor
Consten, Professor Dr.-Ing. Ernst Hermann Schulz, Professor
Dr. phil. Werner Caskel, Professor Dr. phil. Fritz Micheel, Dr.Ing. Karl Daeves, Professor Dr. theol. P. Thornas Ohm, Prälat
Professor Dr. theol., Dr. phil. Georg Schreiber, Professor D. theol.
Karl Heinrich Rengstorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Professor Dr.-Jng. Ernst Hermann Schulz, Dortmund
über die Ergebnisse neuerer metallkundlicher Untersuchungen
alter Eisenfunde und ihre Bedeutung für die Technik und die
Archäologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Diskussions bei träge
von Professor Dr.-Ing. Eberhard Schürmann, Professor Dr.-Ing.
habil. Wilhelm Bischof, Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h.
Leo Brandt, Professor Dr.-Ing. Ernst Hermann Schulz, Professor
Dr.-Ing. Volker Aschoff ................................ 107
Das Schwert in Mythos und Handwerk
Von Profe,sor Dr. phil. Franz Wever, Düsseldorf-Kaiserswerth
Quis fuit, horrendos primus qui protulit enscs?
quam ferus et Yere ferrcus ille fuit!
Tibull
Auf einer Reise durch Japan im vergangenen Jahre wurden mir, wie es
in diesem Lande schöne Sitte ist, zahlreiche kostbare Gastgeschenke überreicht, darunter als wertvollstes Geschenk von meinem Freunde U. Hashimoto ein Samurai-Schwert, vor mehr als 300 Jahren von dem bekannten
japanischen Schwert-Schmied Nagasone Okisato Nyudo Kotetsu angefertigt, mit einem wundervollen Stichblatt und in einer kostbaren Lackseheide.
Das Samurai-Schwert ist das Symbol des Geistes des alten feudalen
Japan, die Verkörperung des Bushido, des Ehrenkodex der Samurai, der
Ausdruck ihrer Disziplin und der Treue zu ihrem Herrn. Es ist das vollkommenste Erzeugnis der hohen japanischen handwerklichen über lieferung,
das Ergebnis einer von Geschlecht zu Geschlecht weitergegebenen, von vielen
Geheimnissen umwitterten Erfahrung von Handwerkern, die nichts weiter
anstrebten als eine Vervollkommnung ihrer Kunst.
So bedeutet dieses Geschenk weit über seinen realen Wert hinaus ein
einmaliges Zeichen der Zuneigung und der Freundschaft. Ich werde es immer
hoch in Ehren halten.
Die hohe Einschätzung des Schwertes in Japan als Waffe und als Symbol
findet eine vollkommene Parallele in der Wertschätzung, die das Schwert
im ganzen geschichtlich überschaubaren westlichen Raume, und wohl am
stärksten bei unseren germanischen Vorfahren gefunden hat. Auch bei unseren Vorfahren war das Schwert weit mehr als eine Gebrauchswaffe, weit
mehr als andere Waffen der Gegenstand mythischer Vorstellungen und
geheimnisvoller Gebräuche; ebenso wie in Japan war auch in unseren westlichen Ländern das Schwert Gegenstand höchster handwerklicher Kunst.
Diesen Zusammenhängen einmal in größerer Breite nachzugehen, schien
mir nicht nur in hohem Maße aufschlußreich, sondern zugleich auch meinen
japanischen Freunden gegenüber, nachdem diese mich des Besitzes eines ihrer
kostbaren Schwerter wert erachtet hatten, die angemessene Antwort. Was
ich heute hier vortragen kann, ist nur ein Auszug, in jeder Hinsicht unvoll-
Über die Ergebnisse neuerer metallkundlicher Untersuchungen
alter Eisenfunde und ihre Bedeutung für die Technik
und die Archäologie
Von Prof. Dr.-Ing. Ern:ct Hermann Schulz, Dortmund
Im Schrifttum über die Geschichte des Eisenhüttenwesens sind bislang
weitaus vorherrschend die Verfahren und Einrichtungen zum Erschmelzen
und Verarbeiten behandelt worden; die Entwicklung des erzeugten Werkstoffes, die Art und die Wandlungen seines Aufbaues und seiner Eigenschaften haben nur wenig Beachtung gefunden. Gewiß sind Ergebnisse von Untersuchungen von Eisenerzeugnissen aus lang zurückliegenden Zeiten veröffentlicht worden, sie reichen jedoch bei weitem nicht aus, um daraus ein Gesamtbild der Entwicklung zu gewinnen. Daran hindert auch oder sogar noch mehr
die Tatsache, daß die bisherigen derartigen Untersuchungen meist mangelhaft durchgeführt wurden und daher keine oder nur geringe Schlußfolgerungen zuließen, gelegentlich kam es sogar zu abwegigen Deutungen. Der
Hauptgrund für diese Mängel lag darin, daß die Untersuchung sich fast
immer auf eine chemische Analyse beschränkte; diese wurde ausgeführt an
Spänen, die entweder -- wie das bei der Untersuchung moderner Eisen- und
Stahlerzeugnisse üblich und zweckentsprechend ist - über den ganzen Querschnitt des Stückes entnommen wurden (so ergab sich eine durchschnittliche
Zusammensetzung), oder aber es wurde eine einzelne Stelle zur Spanentnahme angebohrt; dann gab die Untersuchung die Zusammensetzung nur
dieser Stelle wieder. Die alten Eisenerzeugnisse sind jedoch immer ungleichmäßig auf gebaut, so daß die beiden Verfahren kein Bild der Beschaffenheit
ergeben konnten - gerade die Art des ungleichmäßigen Aufbaues ist aber in
seinen Einzelheiten für die metallkundliche Beurteilung eines Fundes meist
sehr wichtig. Die chemisch-analytische Untersuchung muß daher unbedingt
ergänzt werden vor allem durch Gefügeuntersuchungen, wie sie meines Wissens erstmalig H. Hanemann (1) durchführte, er fand aber kaum Nachfolger.
Es ist verständlich, daß bei Museen starke Hemmungen dagegen bestehen,
Sammlungsstücke für metallkundliche Untersuchungen zur Verfügung zu
stellen, da sie dabei zum mindesten verletzt werden. Wieder infolge der Ungleichmäßigkeit im Aufbau werden außerdem meist die Ergebnisse einer