Building Information Modeling VDI-Richtlinien zur Zielerreichung VDI-Agenda Januar 2017 Agenda – Building Information Modeling 1 Inhalt Inhalt 1 1 Einleitung 1.1 Hintergrund 2 2 1.2 Der VDI als Regelsetzer 2 1.3 Warum eine Agenda zu BIM? 2 Regelsetzungsstrategie 2.1 VDI-Koordinierungskreis BIM 3 3 2.2 Fachausschuss VDI 2552 3 2.3 Nationale und internationale Standardisierung 3 2 3 4 Handlungsfelder 3.1 Mensch 6 6 3.2 Technologie 6 3.3 Prozesse 6 3.4 Rahmenbedingungen 6 Zeitplan der VDI-Richtlinien zum Thema „BIM“ 7 4.1 Richtlinienreihe VDI 2552 7 4.2 VDI-Handbuch BIM 7 www.vdi.de 2 Agenda – Building Information Modeling 1 Einleitung 1.1 Hintergrund Building Information Modeling (BIM) bezeichnet die digitale Darstellung eines Gebäudes und seiner Funktionen auf der Basis fortlaufend aktualisierter Daten. Es ermöglicht dabei eine verlässliche Datenbasis für alle an Planung, Umsetzung und Bewirtschaftung von Bauprojekten Beteiligten während des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks, also von den ersten Planungen bis zum Abriss. Alle relevanten Gebäudedaten werden mithilfe bauspezifischer Softwarelösungen digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Die Visualisierung des virtuellen Gebäudes ist dabei nur ein Aspekt. Die kontinuierliche Aufbereitung und unmittelbare Verfügbarkeit einer gemeinsamen Datenbasis ermöglicht darüber hinaus eine Produktivitätssteigerung des Planungsund Bauprozesses sowie des Facility-Managements hinsichtlich Kosten, Terminen und Qualität. Bereits in naher Zukunft wird der Einsatz von BIM, gerade bei größeren Bauprojekten, eine Selbstverständlichkeit sein. Sowohl die Planer und die Ausführenden, als auch die Bauherren und Betreiber von Gebäuden und baulichen Anlagen werden sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen müssen – auch um ihren eigenen Vorteil aus der BIM-Anwendung ziehen zu können, letztendlich können nämlich alle Beteiligten profitieren. In Deutschland ist das Thema „BIM“ im internationalen Vergleich eher untergeordnet. Zwar sind die Werkzeuge und das Wissen vorhanden, die Nutzung von BIM wird allerdings dadurch erschwert, dass beispielsweise n www.vdi.de Begriffe nicht eindeutig definiert oder unterschiedlich verwendet werden, n das Datenmanagement und die Datenrechte nicht transparent sind, n Schnittstellen nicht beschrieben sind und n Zuständigkeiten nicht geklärt sind. und Verständigung in Unternehmen und Wissenschaft. Normen und Standards sind die Sprache der Technik und dienen der Vereinheitlichung von Anforderungen an materielle und immaterielle Güter. Damit schaffen sie Vergleichbarkeit und erleichtern die Marktdurchdringung, da ein Waren- und Dienstleistungsverkehr im globalen Handelsnetzwerk nur mit gemeinsamen Standards funktioniert. 1.2 Der VDI als Regelsetzer Der VDI als Europas größter technisch-wissenschaftlicher Verein ist einer der großen Regelsetzer in Deutschland. Mit mehr als 2.000 gültigen VDI-Richtlinien erstellt er allgemein anerkannte technische Regeln mit Beurteilungs- und Bewertungskriterien und methodischen Grundlagen für nahezu alle Branchen und gibt auch über Ländergrenzen hinweg konkrete Handlungsempfehlungen. Das Themenspektrum reicht von Architektur, Abfallwirtschaft über Bautechnik, Bionik und Werkstoffsubstitution bis hin zu Zuverlässigkeit. VDI-Richtlinie gelten als „anerkannte Regel der Technik“, also als technische Festlegung, die von einer Mehrheit von Fachleuten als Wiedergabe des Stands der Technik angesehen wird. Sie werden in der Regel zweisprachig (deutsch und englisch) herausgegeben und finden somit auch international Beachtung. Das große VDI-Expertennetzwerk aus Wissenschaft, Industrie und öffentlicher Verwaltung erarbeiten ehrenamtlich und interdisziplinär VDI-Richtlinien. Dabei folgen die einzelnen Ausschüsse dem international gängigen Normungsprozess. Damit ist auch die Grundlage für die Eingabe eines deutschen Standpunkts für die internationale Normung gegeben. Für die erfolgreiche Positionierung der deutschen Bauwirtschaft ist es in diesem Kontext wichtig, die positiven Effekte der Normung und Standardisierung von Beginn an in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. 1.3 Warum eine Agenda zu BIM? Bislang wurde das Thema „BIM“ an vielen Stellen diskutiert. Es fehlte jedoch eine gemeinsame, neutrale Plattform, welche die bestehenden Aktivitäten bündelt, den Austausch zwischen den beteiligten Fachdisziplinen ermöglicht und ein gemeinsames Sprachrohr zum Thema darstellt. Die vielfältigen bestehenden und wertvollen Arbeiten und neue Aktivitäten müssen bedarfsgerecht und zielführend koordiniert werden. Der VDI übernimmt hierbei die Erstellung des nationalen normativen Rahmens. Das Aufstellen von Regeln und die Standardisierung von Prozessen und Abläufen erleichtern die Arbeit Selbst auf die einfachen Fragen zum Thema „BIM“ gibt es nur vereinzelt Antworten: Agenda – Building Information Modeling Was bedeutet BIM? Für wen ist das Thema relevant? Wem gehört wann welcher Teil des gemeinsamen digitalen Modells? 3 fehlt, sind zum einen die anerkannten Regeln der Technik, die der Anwendung den Weg ebnen und zum anderen ein neutraler Sprecher, der die paritätisch abgestimmten Meinungen zum Thema gegenüber der Politik und allen Interessierten vertritt. Eine Aufgabe des VDI-Koordinierungskreises BIM ist es, die Meinung der Ingenieure wiederzugeben. … Seitens der Bauwirtschaft, der Softwarehersteller und der Wissenschaft existiert prinzipiell Konsens bezüglich der zukünftigen Bedeutung des Themas. Was Der VDI sieht die Regelsetzung hierbei als den wichtigsten Baustein an, um das Thema „BIM“ zu etablieren, Unternehmen handlungsfähig und international konkurrenzfähig zu machen sowie neue Ansätze bei der Bewältigung komplexer Bauvorhaben umsetzen zu können. 2 Regelsetzungsstrategie 2.1 VDI-Koordinierungskreis BIM Die VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (VDI-GBG) hat einen Koordinierungskreis „Building Informationen Modeling“ (VDI-Koordinierungskreis BIM) initiiert, um das Thema in der deutschen Bauwirtschaft zu etablieren. Die ersten Sitzungen des Koordinierungskreises haben Ende 2013 stattgefunden. Der Vorsitzende ist Professor Rasso Steinmann (Institutsleiter iabi – Institut für angewandte Bauinformatik an der Hochschule München). Weiterhin ist der VDI-Koordinierungskreis BIM besetzt mit Vertretern aus allen Fachbereichen der VDIGBG (Architektur, Bautechnik, Technische Gebäudeausrüstung und Facility-Management) sowie Vertretern fachbezogener Verbände, Vereine und Initiativen, Vertreter der Lehre, Experten der Softwarehersteller und Ingenieurbüros sowie Bauherrenvertreter und BIM-Experten der Bauindustrie. Aktuell beschäftigen sich über 90 ehrenamtlich tätige Experten im VDI mit dem Thema „BIM“. Das Thema „BIM“ ist ein Querschnittsthema (Bild 1), bei dem alle an Planung, Bau und Betrieb von Bauwerken Beteiligten partizipieren sollen. Innerhalb der VDI-GBG können alle am Bau Beteiligten ihre Beiträge leisten und Interessen vertreten. Im Rahmen der ersten Sitzungen hat der VDI-Koordinierungskreis BIM seine kurz- und mittelfristigen Ziele konkretisiert und die Umsetzung dieser Ziele initialisiert. Es wurden konkrete Richtlinienprojekte identifiziert und entsprechende Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die in 2014 ihre Arbeit aufgenommen haben. Erste Richtlinienentwürfe liegen Anfang 2017 vor. Ein Schwerpunkt der Arbeit des VDI-Koordinierungskreises BIM wird die Formulierung von Stellungnahmen und Empfehlungen an die Politik und die relevanten Entscheider sein. Auch hierzu gibt es erste Vorbereitungen, die im Rahmen der nächsten Sitzungen konkretisiert werden sollen. 2.2 Fachausschuss VDI 2552 Die zeitgleiche Erarbeitung der Richtlinien in unterschiedlichen Gremien macht eine inhaltliche Koordination unverzichtbar. Die Identifikation von Schnittstellen und die Vermeidung von Doppelarbeit werden durch den Fachausschuss VDI 2552 gewährleistet. Hier tauschen sich die Vorsitzenden der Richtliniengremien und die Vorsitzenden des Koordinierungskreises BIM entsprechend aus. 2.3 Nationale und internationale Standardisierung Im internationalen Umfeld haben sich bereits einige technische Regelwerke etabliert. Die BIM-Anwendung wird international bei einigen privaten und öffentlichen Auftraggebern bereits obligatorisch gefordert. Hierbei werden nationale Standards herangezogen. www.vdi.de 4 Agenda – Building Information Modeling Bild 1. Koordinierungskreis BIM und Fachbereiche der VDI-GBG Die bestehenden internationalen Regelwerke werden von den VDI-Richtliniengremien gesichtet und bewertet – ein Widerspruch vorhandener Standards zu den entstehenden VDI-Richtlinien muss vermieden werden. Die deutschen Besonderheiten bei der Planung, Erstellung und dem Betrieb von Bauwerken macht eine nationale Regelsetzung jedoch in jedem Fall erforderlich. Diese maßgeblich durch den VDI getriebene nationale Regelsetzung wird die Grundlage für den deutschen Standpunkt zu einer in absehbarer Zukunft folgenden internationalen Normung (ISO) sein. Zur Überführung von VDI-Richtlinien in die internationale Regelsetzung bedarf es eines sogenannten www.vdi.de Spiegelgremiums. Dieses Gremium hat seit 2015 seinen Sitz beim DIN. Ein inhaltlicher Austausch der Gremien ist unabdingbar. DIN und VDI ermöglichen dies auf nationaler Ebene durch teilwiese gemeinsam stattfindende Sitzungen. In der internationalen Regelsetzung gelingt dies durch personelle Überschneidungen. Eine Übersicht der bestehenden Gremien sowie der personellen Bestzungen finden Sie in Bild 2. Neben den dort genannten Personen gibt es vielfach weitere personelle Überschneidung in den Gremien. Eine starke Position der nationalen Regelsetzung in den internationalen Gremien ist somit gewährleistet. Agenda – Building Information Modeling 5 www.vdi.de 6 Agenda – Building Information Modeling 3 Handlungsfelder Bei allen entstehenden VDI-Richtlinien zum Thema „BIM“ sollen folgende Handlungsfelder im Fokus stehen. n Variantenstudien n Visualisierung n Mensch 3.3 n Technologie n Prozesse n Rahmenbedingungen BIM ist eine Arbeitsmethode zur Realisierung von Bauvorhaben. Hierbei sind die Prozesse von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen der Richtlinienarbeit soll hierbei unter anderem folgenden Gesichtspunkte betrachtet werden: 3.1 Mensch Die handelnden Personen sind ohne Zweifel der wichtigste Faktor bei der erfolgreichen BIM-Anwendung. Eine klare Definition der Verantwortlichkeiten und Rollen ist hierbei der erste und zugleich einer der wichtigsten Schritte. Der VDI-Koordinierungskreis BIM wird folgende Themen bei der Erstellung der Richtlinien besonderes betrachten: n BIM-Beteiligte n Rollen und Verantwortlichkeiten n Erfahrungen, Wissen und Qualifizierung der Beteiligten n Partnerschaft n Zusammenarbeit und Kommunikation 3.2 www.vdi.de Technologie Prozesse n Anforderungen an die Planung und den Ablauf n BIM-Modell n Datenaustausch n Nachhaltigkeit n Datenmanagement n Qualitätskriterien für Informationen, Ausschreibung versus Angebot n Sicherheit 3.4 Rahmenbedingungen Die Rahmenbedingungen sind, neben den zuvor beschriebenen Handlungsfeldern, ein entscheidender Aspekt für die erfolgreiche BIM-Anwendung. Hier muss ein Abgleich mit den existierenden Regelungen stattfinden, beispielsweise mit der VOB und der HOAI. Regelungsbedarf besteht hier bei: Die BIM-Technologie sollte im Rahmen der Regelsetzung so beschrieben werden, dass zumindest folgende Aspekte in den Richtlinien standardisiert sind: n Ausschreibungen n Begriffen n Automation n geistigem Eigentum n BIM-Controlling (4-D, 5-D, Leistungsmeldung, Nachtragsmanagement) n gemeinsamen Standards, Formate usw. n HOAI-Konformität n Datenaustausch n Verantwortlichkeiten/Haftung n Datenmanagement n vertragsübergreifender Konsistenz n Mengenermittlung Agenda – Building Information Modeling 7 4 Zeitplan der VDI-Richtlinien zum Thema „BIM“ 4.1 Richtlinienreihe VDI 2552 4.2 VDI-Handbuch BIM Die Arbeiten an den ersten VDI-Richtlinienprojekten zum Thema „BIM“ haben im Jahr 2014 begonnen. Die erste Richtlinie VDI 2552 Blatt 3 wurde im Januar 2017 als Entwurf veröffentlicht. Weitere Richtlinien als Entwurf werden im Jahr 2017 folgen. Der VDI-Koordinierungskreis BIM hat nicht nur die Aufgabe, neue Richtlinienprojekte zu initiieren und zu begleiten, er soll auch die bereits bestehenden relevanten VDI-Richtlinien identifizieren und in ein zukünftiges VDI-Handbuch BIM integrieren. Folgende Richtlinienprojekte wurden vom VDI-Koordinierungskreis BIM in einem ersten Schritt identifiziert. Die entsprechenden Gremien haben, nach der Genehmigung der Richtlinienprojekte durch den VDIFachbeirat Bautechnik, im Jahr 2014 die Arbeit aufgenommen: Beispiele aus der VDI-GBG hierfür sind die folgenden etablierten Richtlinien/Richtlinienreihen: n VDI 3805 „Produktdatenaustausch in der Technischen Gebäudeausrüstung“ n VDI 6027 „Anforderungen an den Datenaustausch von CAD-Systemen“ n VDI 2552 Blatt 1 „BIM – Rahmenrichtlinie“ n VDI 2552 Blatt 2 „BIM – Begriffe und Definitionen“ n VDI 6201 „Softwaregestützte Tragwerksberechnung“ n VDI 2552 Blatt 3 „BIM – Mengen und Controlling“ n VDI 2552 Blatt 4 „BIM – Modellinhalte und Datenaustausch“ n Es kann auf Erfahrungen aus anderen Fachbereichen des VDI zurückgegriffen werden: So werden beispielsweise in der VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik und in der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik die folgenden Themen intensiv bearbeitet: VDI 2552 Blatt 5 „BIM – Datenmanagement“ n VDI 2552 Blatt 6 „ BIM – Facility-Management” n VDI 2552 Blatt 7 „BIM – Prozesse” n VDI 2552 Blatt 8 „BIM – Qualifikationen” n VDI 2552 Blatt 9 „BIM – Klassifikationen” Die Erstellung der VDI-Richtlinien zum Thema „BIM“ wird sehr dynamisch bleiben. Weitere Themen befinden sich in Vorbereitung. n Automation n Industrie 4.0 n Digitale Fabrik Ein VDI-Handbuch BIM könnte letztendlich eine Themenstruktur haben (Bild 3), in der „Rahmenrichtlinien“ den grundsätzlichen normativen Rahmen beschreiben und Anwendungs- bzw. Detailrichtlinien konkrete Handlungshilfen zu Einzelfragen anbieten. Aktuelle Informationen über die entsprechenden Projekte finden Sie auf www.vdi.de/bim. www.vdi.de 8 Agenda – Building Information Modeling Bild 3. Mögliche Inhalte des VDI-Handbuchs BIM Der VDI Sprecher, Gestalter, Netzwerker Die Faszination für Technik treibt uns voran: Seit 160 Jahren gibt der VDI Verein Deutscher Ingenieure wichtige Impulse für neue Technologien und technische Lösungen für mehr Lebensqualität, eine bessere Umwelt und mehr Wohlstand. Mit rund 155.000 persönlichen Mitgliedern ist der VDI der größte technisch-wissenschaftliche Verein Deutschlands. Als Sprecher der Ingenieure und der Technik gestalten wir die Zukunft aktiv mit. Mehr als 12.000 ehrenamtliche Experten bearbeiten jedes Jahr neueste Erkenntnisse zur Förderung unseres Technikstandorts. Als drittgrößter technischer Regelsetzer ist der VDI Partner für die deutsche Wirtschaft und Wissenschaft. www.vdi.de VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik Fachbereich Bautechnik Dipl.-Ing. (FH) Frank Jansen VDI Tel. +49 211 6214-313 [email protected] www.vdi.de 4. überarbeitete Auflage
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