Wir am UKW Berufe am UKW im Portrait, Teil 10 Leiten, planen – und trotzdem pflegen WIR am UKW Seit wenigen Monaten leitet Babett Dittrich den Bereich Pflege der Kinder- und Neugeborenen- Intensivstationen des Uniklinikums Würzburg. Trotz der seither dominierenden Büroarbeit ist es der Pädiatrischen Intensivkrankenschwester wichtig, auch weiterhin an den Krankenbetten mitzuarbeiten. Zwei Zwillingsbabys brachten Babett Dittrich auf den Berufsweg der Kinder krankenschwester. Nach ihrem Schulabschluss im Jahr 1998 startete sie eine Ausbildung zur Sozialbetreuerin an der Klara-Oppenheimer-Schule, dem Städtischen Berufsbildungs zentrum für kaufmännische, hauswirtschaftliche und soziale Berufe in Würzburg. Ein Praktikum führte sie zu einer Familie mit neugeborenen Zwillingen – zusätzlich zu den drei schon vorhandenen Kindern. Die Betreuung der beiden Babys machte der damals 15-Jährigen so viel Spaß, dass sie nach dem Abschluss als Staatlich geprüfte Sozialbetreuerin im Jahr 2001 eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester am Uniklinikum Würzburg (UKW) begann. Drei Jahre später war sie „Examinierte Kinderkrankenschwester“ und wurde von der Würzburger Universitäts-Kinderklinik in eine Festanstellung übernommen. Später sattelte sie noch eine zweijährige, berufsbegleitende Weiterbildung für die Pädiatrische Intensivpflege drauf. Diese Kombination von Fachwissen ist am UKW höchst geschätzt, denn die interdisziplinäre Kinderintensivstation in Haus D 31 und die Neugeborenenintensivstation im Perinatal zentrum (Haus C 15) werden vom selben Pflegeteam in einem Rotationssystem betreut. Arbeiten mit Kindern jeden Alters „Entsprechend breit sind das Spektrum unserer Patienten und natürlich auch ihre gesundheitlichen, lebensbedroh- lichen Probleme“, schildert Babett Dittrich. So werden auf der „Raum station“ – so der Name der Kinderintensivstation – ebenso Kleinkinder nach einem Ertrinkungs- oder Verkehrs unfall behandelt, wie auch Jugendliche mit Alkoholintoxikation oder Suizidversuch. „Die größte Gruppe unserer Patienten stellen allerdings die Frühgeborenen und kranken Neugeborenen dar, was mit dem Status der Universitäts-Kinderklinik als Einrichtung der höchsten Versorgungsstufe im Bereich der Neugeborenenmedizin zusammen hängt“, erläutert Babett Dittrich. Zum Arbeitsalltag der Kinderintensiv-Pflegekräfte gehört die Bedienung und Überwachung der das Leben unterstützenden Geräte, das Verabreichen von Nahrung und Medikamenten sowie die Zubereitung von Infusionen. Daneben assistieren die Pflegekräfte den Ärztinnen und Ärzten bei kleineren und größeren Eingriffen am Krankenbett sowie beim Stabilisieren der Patienten in Akutsituationen. „Nicht vergessen werden darf der enge Kontakt mit den oft sehr besorgten Eltern. Deren ‚Mitversorgung‘ und Information gehört ebenfalls zu unseren Aufgaben“, verdeutlicht Babett Dittrich. Gefragt seien vor diesem Hintergrund zum einen Fachkenntnisse in vielen Krankheitsbildern, weshalb eine kontinuierliche Weiterbildung für Kinderintensiv-Krankenschwestern besonders wichtig sei. „Zum anderen brauchen wir ein hohes Maß an Geduld, Einfühlungsvermögen und Flexibilität, um dem Kleinkind genauso gerecht zu werden, wie dem Teenager oder den Eltern“, sagt die 33-Jährige. Ein Beruf mit emotionalen Härten Besonders schwer ist der Beruf, wenn ein Kind nicht gerettet werden kann und verstirbt. Babett Dittrich: „Man entwickelt zwar im Lauf der Berufsjahre für sich und im Team Strategien, die einem helfen, diese emotional oft sehr belastenden Fälle gedanklich nicht mit nach Hause zu nehmen, aber immer gelingt dies dann auch nicht. In solchen Situationen tut es gut, dass die – in erster Linie für unsere Patienten und deren Eltern zuständige, von der Elterninitiative KIWI unterstützte – Seelsorgerin auch für uns als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.“ Als Segen empfindet die Bereichsleiterin die enge, vertrauensvolle und kollegiale Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten ihrer Station. Viel Kraft und Freude ziehen Babett Dittrich sowie ihre Kolleginnen und Kollegen zudem aus den Momenten, in denen Kinder die Station geheilt verlassen oder zumindest auf eine reguläre Station verlegt werden können. „Außerdem besuchen uns manche ehemaligen Patienten später oder die Eltern schicken eine Karte, die zeigt, wie sich die Kinder entwickelt haben“, freut sich die Krankenschwester. Einmal pro Jahr veranstaltet die Würzburger Kinderklinik mit Unterstützung der Elterninitiative KIWI e.V. außerdem ein Sommerfest für Familien mit Frühgeborenen und mit Kindern, die lange auf der neonatologischen Intenklinikum & wir 2016 | 03 sivstation betreut waren. „Da gehen viele von uns sehr gerne hin. Das ist für uns jedes Mal ein Motivationsschub“, schildert Babett Dittrich. Über die Stellvertretung zur Bereichsleitung Um sich beruflich weiterzuentwickeln, bewarb sich Babett Dittrich im Jahr 2014 erfolgreich um die Stellvertretende Leitung der Kinderintensivstation. Anschließend absolvierte sie von April 2015 bis Februar 2016 bei der Akademie des UKW einen Stationsleitungslehrgang. Im Mai dieses Jahres übernahm sie offiziell die Bereichsleitung der Kinderintensivstation und der Neugeborenenintensivstation des Perinatal zentrums. Seither hat sich ihr Arbeitsalltag massiv verändert: Während sie als Stellvertreterin immer noch sehr pa tientennah arbeiten konnte, verrichtet sie jetzt nach eigenen Schätzungen zu etwa 80 Prozent Bürotätigkeiten. Dazu zählt die Dienstplanung der rund 70 Pflegekräfte beider Stationen. Hierbei sei es wichtig, dass die einzelnen Schichten von den Qualifikationen der Beschäftigten her immer ausgewogen besetzt sind. „Durch Schwangerschaften oder den Wechsel in ein Studium haben wir bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine vergleichsweise hohe Fluktuation. Bei der Schichteneinteilung gilt es, das jeweilige Fachwissen der Neuankömmlinge zu berücksichtigen“, erläutert die Bereichsleiterin. Einmal im Monat leitet sie eine Teambesprechung und führt 2016 | 03 klinikum & wir Als Bereichsleiterin Pflege muss Babett Dittrich hauptsächlich planen und organisieren. Dabei ist es ihr wichtig, den Kontakt zu den Patienten und den Arbeitsbedingungen „vor Ort“ zu behalten. darüber hinaus regelmäßige Mitarbeiter gespräche. Weiterhin ist sie eine zentrale Ansprechpartnerin für andere Berufsgruppen, wie den ärztlichen Dienst, die Auszubildenden, die Physio therapeuten oder auch die Reinigungs kräfte. Ein „Zeitfresser“ sei ferner die Organisation von Bestellungen aller Art – ob nun im Lager und bei der Apotheke des UKW oder von den vielen, in der Intensivmedizin benötigten externen Anbietern. Im Tagesgeschäft integriert bleiben Als Bereichsleitung wäre Babett Dittich prinzipiell vom Pflegedienst befreit. „Ich will aber definitiv weiter mitpflegen, zumindest an einigen Tagen im Monat. Zum einen, um auch weiterhin im Team integriert zu bleiben. Und zum anderen, um selbst zu sehen, wie sich Änderungen in unseren Abläufen in der Praxis auswirken“, betont sie. Möglich wird diese Tätigkeitskombination durch zwei Stellvertreterinnen, mit denen sie sich die administrative Arbeit teilt. An ihrer Arbeit als Bereichsleiterin schätzt sie unter anderem die Möglichkeit, wichtige Dinge, wie zum Beispiel Veränderungen in den Dienst zeiten-Modellen, zu einem gewissen Grad mitgestalten zu können. Als Bestätigung in ihrem Tun sieht sie jetzt das hin und wieder von Kollegen oder Patienteneltern ausgesprochene Lob für gelungene Organisationsleistungen. „Und es bleibt mir ja zudem die Befriedigung, wenn ein Patient gesund die Station verlässt, da möchte ich auch in Zukunft auf jeden Fall noch dabei sein“, ist sich Babett Dittrich sicher.
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