DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 SONDERBEILAGE Die Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung startet mit neuer Drucktechnik ins Jahr 2017. Liebe Leserinnen, liebe Leser ! chwarz auf weiß, das gedruckte Wort – seit Jahrhunderten stehen Begrifflichkeiten wie diese als feste Synonyme für Wahrheit und Wissen, für Verbindlichkeit, für die Abbildung und Beschreibung der Realität in einer aufgeklärten Gesellschaft. Menschen erhalten ihre Informationen seit jeher aus Büchern und aus der Zeitung. Sie können nachlesen, sie verstehen besser, was um sie herum geschieht, was wichtig ist und wichtig wird. Auch wenn Buchstaben im digitalen Zeitalter als virtuelle Zeichen abgebildet sind, so hat das gedruckte Wort immer noch seinen Platz und seinen Wert. Die Tageszeitung genießt in unserer Gesellschaft quer durch alle Altersgruppen hindurch noch immer das allergrößte Vertrauen. Sie ist in Zeiten oft undurchsichtiger Gemengelagen, diffuser Quellen sowie komplexer Sachverhalte ein wichtiger Wegweiser. Diesem Erbe, dieser Tradition fühlen wir uns als Herausgeber der Mitteldeutschen Zeitung verpflichtet. Mit relevanten Inhalten wollen wir Sie immer und überall erreichen, bei der Lektüre Ihrer Tageszeitung, unterwegs auf dem Smartphone, dem Tablet oder zu Hause vor dem Laptop. Auch künftig werden wir Sie als Leserinnen und Leser stets unabhängig informieren, wir werden S Impuls für die Zukunft Isabella Neven DuMont, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates der DuMont Mediengruppe und Herausgeberin der MZ Christian DuMont Schütte, Vorsitzender des Aufsichtsrates der DuMont Mediengruppe und Herausgeber der MZ kritisch nachfragen, recherchieren, einordnen und kommentieren – so, wie Sie es gewohnt sind. Wir sind nah dran an den Themen, die Sie beschäftigen. Das ist unser Versprechen, da gilt das gedruckte Wort. Fast punktgenau 25 Jahre nach dem Start des Druckzentrums für die damals neue „Mitteldeutsche Zeitung“ investiert die DuMont Mediengruppe am Standort Halle in die Qualität Ihrer Tageszeitung. Mithilfe der neuen Druck- und Versandtechnik, die wir Ihnen in dieser Ausgabe näherbringen wollen, machen wir Ihre Mitteldeutsche Zeitung noch besser. Die neue Technik ermöglicht der Redaktion neue Darstellungsformen, schafft innovative Lösungen für unsere Werbepartner und ist ein guter Schritt für die Umwelt – die neue Maschine benötigt weniger Energie und weniger Farbe. Sie ist auch Basis für künftige Kooperationen mit unseren Druckpartnern. Diese Investition ist ein klares Bekenntnis zur Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt, zum Standort Halle und, liebe Leserinnen und Leser, zu Ihrer Mitteldeutschen Zeitung. Isabella Neven DuMont Christian DuMont Schütte Fertig! Die neue König & Bauer-Maschine hat die MZ gedruckt. Nun wird sie gefaltet und zum Versand transportiert. FOTO: ANDREAS STEDTLER 2 DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 VON REINER HASELOFF, MINISTERPRÄSIDENT VON SACHSEN-ANHALT ie Mitteldeutsche Zeitung ist fest im mitteldeutschen Raum etabliert. Sie zählt zu den großen Arbeitgebern in SachsenAnhalt und ist eine ganz starke und bekannte Marke in der Region. Als Ministerpräsident und Leser der MZ freue ich mich über die Einweihung der neuen Druck- und Versandtechnik. Denn diese Investition ist ein eindeutiges Bekenntnis zu den Printmedien im digitalen Zeitalter und zum Standort Halle sowie der Region Mitteldeutschland. Die MZ ist aus unserer Zeitungslandschaft nicht wegzudenken. Mit einer Auflage von rund 185 000 Exemplaren erreicht sie täglich ca. 513 000 Leserinnen und Leser. Neben der überregionalen Berichterstattung, die auch bundesweit geschätzt wird, hat die MZ natürlich für die regionale Berichterstattung eine sehr große D Bekenntnis zur Region Reiner Haseloff FOTO: KLITZSCH Bedeutung. Für viele Leser ist der Lokalteil die wichtigste Nachrichtenquelle überhaupt. Hier erhalten sie umfassende Informationen über die eigene Umgebung, werden auf Missstände hingewiesen und auf regionale Initiativen aufmerksam gemacht. Für eine aktive Bürgergesellschaft ist der Lokalteil einer Zeitung eine ganz wichtige Voraussetzung. Zeitungen sind das Spiegelbild einer Gesellschaft. Pluralismus und Demokratie sind ohne Medien nicht denkbar. Sie vor allem stellen Öffentlichkeit her. Der Journalismus hat in unserer Gesellschaft einen hohen Rang. Die Pressefreiheit ist verfassungsrechtlich garantiert. Die Presse gilt als vierte Gewalt. Sie soll die Tätigkeit der staatlichen Stellen unabhängig beobachten, Fragen stellen und sich mit den Entscheidungen der drei Staatsgewalten kritisch auseinandersetzen. Das gehört zu ihren Aufgaben, und die MZ erfüllt sie mit großem Engagement und Sachverstand. Langzeituntersuchungen haben gezeigt: Die regionalen und überregionalen Tageszeitungen werden in den Augen der Bevölkerung ihrer unabhängigen und kritischen Funktion durchaus gerecht. Tageszeitungen werden als das glaubwürdigste Medium bewertet. Sie gelten als besonders anspruchsvoll, kompetent, sachlich und kritisch. Dafür ist die Mitteldeutsche Zeitung ein herausragendes Beispiel. MITTELDEUTSCHE ZEITUNG ANDRUCK Neue Technik für altes Gewerbe Mehr zu diesem Thema im 360-Grad-Video: www.mz.de/druckhaus Hier steht die neue Druckmaschine der Mitteldeutschen Zeitung, die gestern in Betrieb genommen wurde. Ganz rechts arbeitet die zweite Maschine, die 2001 neu installiert wurde. Seite 4 Belichtung der Zeitungsdruckplatten Steuerung und Über wachung der Belichtungsgeräte Belichter Rollenlager Zeitungs- MZ Mediengruppe hat neue Druck- und Verarbeitungstechnik in Betrieb ❱❱ Die genommen. Über die Perspektiven der Branche sprachen wir mit Stefan Hütwohl, 2 Entwickler Plattenherstellung Farbwerke 3 Finanzvorstand der DuMont Mediengruppe. Das Gespräch führte Steffen Höhne. Aufgerollte Druckprodukte vor der maschinellen Weiterverarbeitung Weiterverarbeitung err Hütwohl, viele Zeitungshäuser gehen davon aus, dass die digitale Berichterstattung der gedruckten Tageszeitung nicht nur Konkurrenz macht, sondern sie auch irgendwann komplett ablöst. Nun investiert die DuMont Mediengruppe am Standort Halle in neue Druck- und Versandtechnik. Ist das Geld gut angelegt? Hütwohl: Auf jeden Fall. Erstens glauben wir trotz der rasanten digitalen Entwicklung, die wir bei unseren eigenen Medienmarken erleben, auch auf absehbare Zeit an die gedruckte Tageszeitung. Zweitens haben wir den Anspruch, die Produkte für unsere Leserinnen und Leser qualitativ so gut und effizient herzustellen wie möglich. Aber auch für unsere Werbepartner ist dies ein sehr positives Signal – die neue Maschine macht attraktive, bisher nicht von uns vermarktete Werbeformate möglich. Häufig werden Medienhäuser übrigens wegen der Bekanntheit der Marke auf ihre Tageszeitungen reduziert, bei denen die Auflagenentwicklung rückläufig ist. Doch wir drucken beispielsweise auch große Anzeigenblätter mit stabilen Auflagen- und steigenden Beilagenvolumina. Unser Wochenspiegel und der Super Sonntag erreichen zweimal die Woche alle Haushalte im Verbreitungsgebiet der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung. Der überwiegende Anteil davon wird am Standort in Halle produziert. H Dennoch bleibt die Tageszeitung das wichtigste Produkt. Ohne diese geht es nicht, oder? Hütwohl: Die Mitteldeutsche Zeitung ist über Sachsen-Anhalt hinaus eine sehr angesehene Medienmarke mit vielen Auszeichnungen, die den Menschen in der Region sehr nah ist und nah geht – deshalb ein ganz klares Ja. Studien belegen, dass Tageszeitungen immer noch das größte Vertrauen aller Medien und Kanäle quer durch sämtliche Bevölkerungsschichten genießen. Die MZ erfährt hohe Beachtung und ist fester Bestandteil in der Gesellschaft – das können Sie auch daran festmachen, dass Ministerpräsident Reiner Haseloff es sich hat nicht nehmen lassen, die FOTO: MAX GRÖNERT Stefan Hütwohl (52) ist seit November 2015 Finanzvorstand (CFO) der DuMont Mediengruppe. In dieser Funktion ist er auch verantwortlich für den Druckbereich. Hütwohl hat an der Bamberger Otto-Friedrich-Universität Business Administration studiert, war zuletzt CFO bei COMPO, Hersteller von biologischchemischen Produkten für Haus und Garten und Spezialdüngemitteln. Er verfügt über eine mehr als 20-jährige Berufserfahrung im Finanzbereich national und international tätiger Unternehmen. Zu seinen Stationen zählen die börsennotierte Ströer Media AG, die Lafarge Roofing GmbH und die Deutsche Bank. Maschine selbst einzuweihen. Wir sind überzeugt, dass es Tageszeitungen auch weiterhin geben wird, in welcher Form und mit welchem Konzept auch immer. Die Investition in die neue Drucktechnik ist für die nächsten zehn bis 15 Jahre angelegt. Das ist der Zeitraum, für den wir aktuell planen. Welche ökonomischen und vielleicht auch ökologischen Vorteile hat die neue Drucktechnik? Hütwohl: Für die Investition hat aus Sicht des Vorstands naturgemäß die Effizienz eine entscheidende Rolle gespielt. Die neue Maschine ist deutlich schneller und kostengünstiger - sie spart beispielsweise Strom, Papier und Druckfarbe. Das senkt natürlich unsere Kosten, hilft gleichzeitig aber auch der Umwelt. Die Druckplatten müssen nicht mehr per Hand eingelegt werden, das erfolgt künftig automatisch. Das spart viel Zeit beim Andruck. Die Mitteldeutsche Zeitung wird künftig auf zwei Maschinen gedruckt, bisher benötigten wir dafür drei. Und sie ermöglicht uns nach dem Druck auch eine bessere und deutlich flexiblere Weiterverarbeitung – das war angesichts der Herausforderung, die sich durch den Mindestlohn ergibt, zwingend. Können Sie die Vorteile zur Veranschaulichung an einem Beispiel deutlich machen? Hütwohl: Die Mitteldeutsche Zeitung hat viele unterschiedliche Lokalausgaben. Bei jeder Ausgabe, in der Lokalseiten eingehängt werden, findet in einem zeitlich sehr engen Wechselfenster ein sogenannter Andruck statt, bei dem die Maschine jedes Mal genau eingestellt wird. Bisher wurden beim Anlauf des jeweiligen Produkts mehr als 1 000 Exemplare gedruckt, die aufgrund unseres Qualitätsanspruchs nicht an unsere Kunden ausgeliefert werden und unbrauchbar sind. Drucker sprechen dabei von Makulatur. Mit der neuen Maschine senken wir die sogenannte Makulatur auf etwa 250 Zeitungen. Hochgerechnet aufs Jahr ergibt sich allein dabei schon eine beachtliche Menge. Wie viele Zeitungen können auf der neuen Maschine künftig gedruckt werden? Hütwohl: Innerhalb einer Stunde können bei voller Geschwindigkeit und ohne Halt 45 000 Exemplare mit bis zu 32 Seiten produziert werden. Bisher waren rund 30 000 möglich. Bei bis zu 16-seitigen Anzeigenblättern können wir künftig sogar 90 000 Exemplare in 2 Bündeln der Zeitungen Zeitungsverladung Zeitungstransporter Das MZ-Druckhaus in Halle (vereinfachte Darstellung) GRAFIK: RITA BÖTTCHER Einfahrt der Stunde drucken. Das macht uns natürlich noch attraktiver für künftige Partner und Kunden. Mehr Effizienz bedeutet, dass am Ende auch weniger Mitarbeiter benötigt werden? Hütwohl: Eine neue, hochmoderne Maschine, die einfacher zu bedienen ist – das heißt naturgemäß auch, dass wir weniger Personal benötigen. Alles andere wäre unrealistisch. In der Rotation beschäftigen wir künftig nur noch ausgebildete Drucker. Hilfskräfte, die bisher die Druckplatten manuell eingelegt haben, werden an der neuen Maschine nicht mehr arbeiten. Wir haben aber die Möglichkeit, den betroffenen Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung an anderen Arbeitsplätzen anbieten zu können. Es ist eine Sache schneller zu drucken, was bringt der Zeitgewinn? Hütwohl: Wir haben in Halle deshalb ebenfalls in zwei neue Weiterverarbeitungsmaschinen investiert. Auch hier liegt das Augenmerk auf mehr Effizienz – das hat sich aus dem Mindestlohn heraus ergeben, der in dieser Form hier insgesamt gesehen Existenz bedrohend war. Künftig werden Beilagen unserer Kunden maschinell in die Zeitungen eingesteckt. Damit reduzieren wir die Verteilung von Hand deutlich – und damit auch wieder die Kosten. Es wird viel Geld in die Hand genommen. Wie entwickelt sich der Druckmarkt in Deutschland denn insgesamt? Hütwohl: Das muss man sehr unterschiedlich betrachten. In unserem Segment, dem Tageszeitungsdruck, ist das Volumen wie nahezu überall rückläufig. Positivere Entwicklungen sieht man im Digital- und Verpackungsdruck. Bei Letzterem spielt auch der wachsende Online-Handel eine Rolle. Dort wird viel bedruckte Pappe zur Verpackung benötigt. Die DuMont Mediengruppe, zu der auch die MZ gehört, verfügt über vier große Zeitungsdruckereien. Wie erfolgreich sind diese? Hütwohl: Außer am Standort Halle drucken wir noch in Berlin, Köln und Bernburg in unterschiedlichen Formatgrößen. Künftig wird es noch wichtiger werden, in unseren Häusern nicht nur die eigenen Zeitungen zu produzieren, sondern auch für Dritte. In Berlin wird das schon in beträchtlichem Umfang umgesetzt, in Köln haben wir erst 2016 damit angefangen. Wir wollen unsere Kapazitäten durch den Druck von Fremdaufträgen optimal auslasten. Ob uns das gelingt und ob sich unsere Positionierung in diesem hart umkämpften Markt stabilisiert und verbessert, hängt neben einer modernen, bedarfsgerechten Technik auch von gut ausgebildeten, motivierten und unternehmerisch denkenden Mitarbeitern auf allen Ebenen ab. Klar ist aber, dass die neue Technik in Halle neue Chancen eröffnet und Basis ist für neue Kooperationen mit Partnern. Macht DuMont mit den Druckereien denn Gewinne? Hütwohl: Unsere Druckereien produzieren nicht nach Gewinn, sondern Kostendeckung. Sie haben ein jährliches Budget einzuhalten. Produzieren wir für weitere Kunden und erzielen Erlöse, wird das Budget entlastet. In vielen Industrie-Branchen ist ein Trend zu beobachten: weg von der Massenproduktion, hin zu individuellen, kundenspezifischen Waren. Ist das auch im Druckgeschäft so? Hütwohl: Es gibt durchaus immer mal wieder Ansätze, personalisierte Elemente in periodisch erscheinende Printprodukte wie Tageszeitungen aufzunehmen. Mir ist allerdings nicht bekannt, dass sich eine personalisierte, digital gedruckte Tageszeitung im Markt durchgesetzt hat. Vielleicht bietet die Technik da auf absehbare Zeit attraktivere Lösungen. Einfacher umsetzbar wäre dies sicherlich in reinen E-Paper-Ausgaben. Jeder Zeitungsleser bekommt dann seine eigene Zeitung mit einem individuellen Sport- oder Wirtschaftsteil? Hütwohl: Wir haben uns bereits mit Konzepten einer personalisierten Zeitung im Digitaldruck beschäftigt. Es wäre denkbar, Kunden definierte Themen-Pakete anzubieten, ähn- lich wie dies beispielsweise Bezahlfernsehsender heute machen. Entscheidend wird allerdings sein, wie sich das Mediennutzungsverhalten unserer Leser und Nichtleser entwickelt. Sollte es wirklich einen Bedarf und damit einen Markt für individuell zugeschnittene Zeitungen geben, dann müssen wir über entsprechende Produkte nachdenken. Die Herstellung – wenn wir bei der Betrachtung jetzt mal die Kosten außen vor lassen – wird ohne Zweifel möglich sein, die personalisierte Zustellung wäre eine weitere Herausforderung. Und ausgebildete Drucker werden auch in zehn oder 15 Jahren noch gebraucht? Hütwohl: Davon bin ich überzeugt. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass dann die Ausbildung der Drucker eine völlig andere sein wird. Sie muss mit der technologischen Entwicklung und Handhabung der neuen Maschinen Schritt halten. Dann spricht man wahrscheinlich nicht mehr von „Druckern“, vielleicht ist es dann ein „Operator“, der eine Druckmaschine steuert. Der Druck ist jedenfalls nicht am Ende. Ist Halle ein Modell für die weiteren Druckereien, die für DuMont produzieren? Hütwohl: Nein, so kann man das nicht sehen. Jeder Standort hat seine eigene Herausforderung und seine eigene Historie mit unterschiedlichen Maschinen. Da lässt sich nicht alles über einen Kamm scheren. Wir schauen uns genau an, ob und wenn ja, welche Investition sich für die Dienstleistung Druck pro Standort rechnet. Da hatten wir in Halle sicherlich den größten Handlungsdruck, weil wir auch Prozesse optimieren mussten. 22 Rollen Zeitungspapier mit einer Breite von 1,40 Metern werden jede Nacht für die Herstellung der Mitteldeutschen Zeitung gebraucht. Im unteren Teil der Druckmaschine werden die Papierrollen gelagert und von dort zur Maschine transportiert. Das Einhängen der 1,4 Tonnen schweren Rollen geht an der neuen Maschine schneller und leichter (oben). Für eine Ausgabe der MZ werden im Schnitt, abhängig von der Seitenzahl, 22 Rollen benötigt. Teilmodernisiert wurde die Anlage zur Herstellung der Druckplatten, auf die die Zeitungsseiten übertragen werden (unten). In den Containern im unteren Maschinenbereich (links oben) sind die vier Farben Schwarz, Blau, Gelb, Rot enthalten, die in die Maschine gepumpt werden. Die Druckplatten werden nach dem Einhängen in die Maschine automatisch auf die Druckzylinder gespannt (rechts oben). IMPRESSUM Verleger: Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung GmbH & Co. KG, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle Geschäftsführer: Tilo Schelsky Chefredaktion: Hartmut Augustin Anzeigen: Heinz Alt Konzept und Layout: Hans-Ulrich Köhler Titelfoto: Andreas Stedtler Druck: MZ Druckereigesellschaft mbH, Fiete-Schulze-Straße 3, 06112 Halle 3 Die neue MZ-Druckmaschine, die gestern in Betrieb genommen wurde. Sie ist 13 Meter hoch und wurde von der Firma König & Bauer gebaut und in Halle montiert. Auf ihren Druckzylindern, die 1,40 Meter breit sind, können gleichzeitig vier Seiten nebeneinander vorn und hinten bedruckt werden. Die Maschine verbraucht im Vergleich zur alten Anlage weniger Papier beim Anfahren des Aggregats und 30 Prozent weniger Strom. FOTOS: ANDREAS STEDTLER Vom Leitstand (links) wird der Druck gesteuert. Mit einer speziellen Technik können Papierbahnen so aneinander geklebt werden, dass vier Seiten nebeneinander mit einem einzigen Bild oder mit einer großen Anzeige bedruckt werden können. Von Leitständen aus werden die Maschinen gesteuert. Hier kontrollieren die Drucker während der Andruckphase, ob alle Farben korrekt wiedergegeben sind und ob sich alle zu druckenden Teile exakt auf den Zeitungsseiten befinden. Seiten 7, 8, 9 3 Über Transportketten an der Decke gelangen die Zeitungen in die sogenannte Weiterverarbeitung. Die Technik wurde komplett neu eingebaut und ermöglicht nun, in gleicher Zeit mehr Beilagen einzufügen. Möglich sind bis 36 000 Beilagen pro Stunde. Seite 5 4 DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 MITTELDEUTSCHE ZEITUNG ANDRUCK Riesige Seiten und kleine Löcher Mit der neuen Maschine können Seiten unterschiedlich kombiniert werden. Hier eine Flying Page, die andere Seiten von außen umhüllen kann, wie bei dieser Beilage. Einzelne Seiten lassen sich künftig perforieren, Seitenteile damit leicht abtrennen. Zeitung im XXL-Format ist möglich. Fotos oder Anzeigen können so breit wie vier Seiten nebeneinander bedruckt werden. Die Maschine der Koenig & Bauer Group kann Bilder oder Anzeigen drucken, die so groß sind wie vier Seiten nebeneinander. Und sie kann Zeitungspapier perforieren. So lassen sich etwa Leser-Gutscheine leicht abreißen. Die bedruckten Zeitungsbahnen aus den Druckwerken werden ganz oben längs geschnitten und entsprechend der späteren Seitenfolge gedreht. Auf einer 1,40 Meter breiten Papierbahn sind vier Zeitungsseiten gedruckt. Die Druckmaschine Commander CL wurde von Koenig & Bauer maßgeschneidert nach den Wünschen der Mitteldeutschen Zeitung gebaut. Der Kern sind die senkrecht stehenden acht Druckwerke (weiße Verkleidung) in zwei sogenannten Drucktürmen. Die Maschine ist 13 Meter hoch und 6,5 Meter breit. Sie wiegt 210 Tonnen. In den Druckwerken drehen sich die Druckzylinder und es werden die Farben über Gummiwalzen auf die Druckplatten übertragen. Diese Metallplatten - aufgespannt auf Druckzylinder übertragen die Farbe auf Gummidrucktücher, von dort kommt sie auf das Zeitungspapier. Vollautomatisch werden die Rollen mit dem Zeitungspapier eingehängt. Von hier unten läuft es durch die einzelnen Druckwerke nach oben. Schrift und Fotos werden im Offset-Verfahren aufgetragen. Für 15 000 Zeitungsexemplare - das entspricht etwa der Zeitungszahl für die Ausgabe Dessau - werden zwei Rollen gebraucht. Vier Farbcontainer mit den Farben Schwarz, Blau, Gelb, Rot stehen im unteren Bereich der Maschine. Aus ihnen werden die Farben in die Druckmaschine gepumpt und auf die Druckplatten übertragen. Die neue MZ-Druckmaschine in verGRAFIK: KBA einfachter Darstellung Der FaIzapparat bringt die Zeitung in Form. Dort werden die Papierstränge quer geschnitten und gefalzt, so wie die Zeitung später im Briefkasten steckt. Danach bringen Transportketten die MZ zum Versand in eine Halle direkt neben den Druckmaschinen. MITTELDEUTSCHE ZEITUNG DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 ANDRUCK 5 ? Wenn Sie die Seiten dieser Beilage aufmerksam lesen, haben Sie hier die Chance im MZ-Quiz 50 Euro zu gewinnen. Aus den richtigen Einsendungen ziehen wir zehn Gewinner. 1 Die neue Druckmaschine der MZ ist 13 Meter hoch und 6,5 Meter breit. Wieviel Tonnen wiegt sie? A - 210 Tonnen B - 326 Tonnen C - 108 Tonnen 2 Wie viele Briefe verteilt der Briefdienst der MZ Mediengruppe jedes Jahr? An Transportketten (oben im Bild) werden die Zeitungen in die Weiterverarbeitung befördert. Hier werden Beilagen eingelegt und die Zeitungen für den Versand fertig gemacht. VON ALEXANDER SCHIERHOLZ ber dem Arbeitsplatz von Ronald Stahl liegt ein steter Geräuschpegel. Es brummt, es rattert, und manchmal klingelt sein Telefon dann läuft irgendwo irgendwas nicht wie es laufen soll, und er muss los, nach dem Rechten sehen. Willkommen in der Weiterverarbeitung. Komische Bezeichnung, denn wenn die Zeitungen in dieser Halle des MZ-Druckzentrums ankommen, sind sie schon fertig gedruckt - ob die MZ, der Wochenspiegel oder der Super Sonntag. Stahl, 49, ist hier Schichtleiter, und er kann erklären, was es damit auf sich hat: „Hier kommt die Werbung in die Zeitung.“ Hier wird komplettiert, was der Leser am Ende im Briefkasten vorfindet: das druckfrische Blatt einschließlich der Beilagen vom Discounter, vom Möbeloder vom Autohaus. Bestimmt wird das Bild in der Weiterverarbeitung von an der Decke verlaufenden Förderketten, die druckfrische Zeitungen scheinbar kreuz und quer durch die Halle transportieren. Das Herzstück aber ist etwas Anderes. Ronald Stahl führt zu einer Maschine von der Größe eines Gartenhäuschens, viel Stahl, viel Glas, gewölbte Abdeckung. „Das ist die Trommel“, sagt er. Hier werden die Werbeprospekte in die Zeitungen eingelegt, nachdem beide mittels verschiedener Förderketten und Förderbänder hierher transportiert worden sind. Klingt ganz einfach, ist auch alles vollautomatisch. Aber wie kommt, wie Stahl sagt, „die richtige Werbung in die richtige Zeitung“? Wenn, sagen wir, der Inhaber eines kleinen Supermarktes via MZ nur in seinem Dorf Wer- Ü FOTOS: ANDREAS STEDTLER Kaum gedruckt, schon verpackt ❱❱ In der Weiterverarbeitung wird die Zeitung komplettiert: Beilagen werden eingesteckt. bung verteilen lassen will, also nur in einem kleinen Teil der Lokalausgabe? Zwei neue Weiterverarbeitungs-Linien machen es möglich. Sie gingen erst im Juli und im November vorigen Jahres in Betrieb. „Jetzt können wir bis auf Postleitzahlbasis runtergehen“, sagt Stahl. Die Maschine sortiert die Werbung entsprechend ein. Ihr „Hirn“ ist der „Navigator“, ein Computerprogramm, das den gesamten Prozess einer Versandlinie vollautomatisch steuert und die richtige Zuordnung der Beilagen sicherstellt. Damit das 3 Jede Nacht werden im Schnitt 22 Rollen Papier für eine MZ-Ausgabe bedruckt.Wie breit sind diese Papierrollen? A - 2,10 Meter B - 1,65 Meter C - 1,40 Meter 4 Zur MZ Mediengruppe gehört TV Halle. Wieviel Zuschauer erreicht der Regionalsender täglich? A - 21 000 B - 50 000 C - 12 000 Ronald Stahl ist verantwortlich für eine der beiden Weiterverarbeitungslinien. Einstecken der diversen Beilagen effizient erfolgt, wurde für die Produktionsplanung das Programm „Optimizer“ angeschafft. „Im Arbeitsablauf ist das alles eine enorme Erleichterung“, sagt Ronald Stahl. Er weiß, wovon er spricht. In diesem Jahr feiert der gelernte Maschinen- und Anlagenmonteur 25 Jahre Betriebszugehörigkeit. Stahl, der im Oktober 1992 als Hilfskraft anfing, hat sich hochgearbeitet und jede technische Weiterentwicklung mitgemacht. Die neuen Anlagen können wesentlich mehr als ihre Vorgänger. Statt maximal acht Beilagen können jetzt mehr als das Doppelte automatisch eingesteckt werden - bis zu 36 000 in der Stunde. Bisher mussten die Mitarbeiter manuell eingeben, was in welcher Menge wo beigelegt wird. Nun rechnet der Computer das anhand der jeweiligen Aufträge selbst aus, und er schlägt Alarm, wenn am Ende irgendwo eine Beilage fehlt. Ganz ohne Handarbeit geht es trotzdem nicht: Die später der Zeitung beigelegte Werbung wird sta- pelweise auf Paletten angeliefert. Mitarbeiter bestücken mit den Prospektstapeln Einlegestationen, in denen eine Förderkette Prospekt für Prospekt aufnimmt und zur bereits erwähnten Trommel transportiert. Dort werden sie in die Zeitungen eingesteckt. In der Weiterverarbeitung herrscht Hochbetrieb: Je nach Beilagenaufkommen hat Ronald Stahl pro Schicht bis zu 60 Leute um sich. Trotz des hohen Grades an Automatisierung hat er genug zu tun: „Ich muss immer alles im Blick haben.“ Tag und Nacht unterwegs in Sachsen-Anhalt Eine stattliche Flotte von 360 Fahrzeugen setzt sich da seit knapp zwei Jahren täglich in Bewegung, um nicht nur die Mitteldeutsche Zeitung, sondern auch das Anzeigenblatt Wochenspie- Autos vom MZ-Briefdienst gel zu den Lesern zu bringen. Außerdem werden täglich auch noch jede Menge Briefe eingeholt und zugestellt: immerhin über 50 Millionen MZ-Exemplare und über 40 Millionen Briefe im Jahr! A - 8,5 Millionen B - 21 Millionen C - 40 Millionen Die MZ-Fahrzeuge sind an 17 dezentrale Logistikdepots im Verbreitungsgebiet angebunden. Von dort aus starten sie schon in den Nachtstunden zur Auslieferung und Verteilung der Mitteldeutschen Zeitung in ihrer jeweiligen Region. Später am Tag werden rund 3 500 gewerbliche Kunden angefahren, die ihre Postsendungen zur Zustellung in ganz Deutschland aufgeben. Zudem werden an über 400 Annahmestellen die Briefsendungen gewerblicher und privater Kunden entgegengenommen und für die Versendung vorbereitet. Zu den Fahrzeugboten gesellen sich Zusteller, die per Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind, damit alles, was befördert werden muss, pünktlich an den Leser, Kunden oder Adressaten kommt. Immerhin rund 2 300 fleißige Frühaufsteher sind von Montag bis Sonnabend für die MZ-Zustellgesellschaft unterwegs und noch einmal 1 800 Boten am Wochenende, die als eigene Organisation den Super-Sonntag und seine Prospekte verteilen. Gebiete und Touren sind präzise geplant, dazu kommt die Zuverlässigkeit der Zusteller - nur so klappt alles reibungslos. Manche der Verteiler sind nur wenige Stunden im Monat unterwegs, andere kommen auf eine Vollzeitbeschäftigung mit 40 Stunden pro Woche - vor allem dann, wenn sie neben dem Austragen der Tageszeitung noch andere Leistungen übernehmen. Mit Hilfe der Dienstfahrzeuge, die im Unterschied zu ihren Fahrern rund um die Uhr im Einsatz sein können, sollen künftig weitere Logistikleistungen durch die MZ-Zustellgesellschaft übernommen werden. So wird zum Beispiel der Aufbau des Paketgeschäfts als neuer Service schon vorbereitet. IST 5 Wie viele Leser informieren sich durchschnittlich pro Monat bei MZ.de? A - 1 495 000 B - 850 000 C - 1 750 000 6 In welchem Jahr nahm das neue Druckhaus der MZ seine Arbeit auf? A - 1990 B - 2016 C - 1992 Bitte senden Sie ihre Lösungen per E-Mail an die folgende Adresse: [email protected] Betreff: Druckhaus Einsendeschluss: 23. Januar 2017, 00.00 Uhr. Bitte Namen, Adresse und Telefonnummer angeben. Die Ermittlung der Gewinner erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Mitarbeiter der DuMont Mediengruppe sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 6 DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 ANDRUCK MITTELDEUTSCHE ZEITUNG Die Alte geht, die Neue kommt Platz da für die Neue: Die alte Druckmaschine verlässt im Juli 2016 das Druckhaus und wird anschließend verschrottet (oben). Rechts ist die Konstruktion zu sehen, auf der die neue Maschine ruht. Mitte September wird der erste Teil der neuen Maschine ins Druckhaus bugsiert (unten). FOTOS: TV HALLE / W. GEUTHNER Als im Oktober 1992 das neue MZDruckhaus in Betrieb geht, wird dort mit der modernsten Technik gedruckt, die es gibt. Der Neubau ist damals das größte Bauvorhaben in Sachsen-Anhalt. 250 Millionen Mark steckt der Verlag M.DuMont Schauberg Köln - heute Teil der DuMont Mediengruppe - in den Neubau. Doch irgendwann wird auch die modernste Technik alt. Deshalb wird Ende August 2016 begonnen, eine neue Druckmaschine aufzubauen, die jetzt in Betrieb genommen wurde. Damit werden die MZ und weitere Produkte nun auf zwei Maschinen gedruckt - auf einer vom Baujahr 2001 und auf der neuen Druckmaschine von 2017. Anfang Juni 2015 gibt der Aufsichtsrat der Mediengruppe grünes Licht für neue Technik im halleschen Druckhaus. Im Dezember des Jahres sind die Verträge mit den beiden wichtigsten Partnern unter Dach und Fach. Der traditionsreiche Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA) sowie die Firma Ferag, Spezialist für die Weiterverarbeitung von Zeitungen, werden die Druck- und Versandtechnik der MZ komplett erneuern. Im Januar 2016 wird begonnen, die Technik zu demontieren, die die Zeitungen für den Versand vorbereitet. Im März beginnt die Montage dieser Anlage, im November sind die Arbeiten abgeschlossen. Im Juni 2016 werden von den drei vorhandenen zwei Maschinen ausgebaut und dann verschrottet. Am 30. August beginnt der Einbau der neuen Maschine, eine Commander CL von KBA. Im Dezember 2016 wird erstmals zu Testzwecken mit der neuen Maschine gedruckt (siehe auch Seite 4). Die untere „Etage“ der 13 Meter hohen Druckmaschine steht, nun wird der obere Teil eingepasst (oben und links). Monteure installieren im Inneren Drucktechnik (oben). MITTELDEUTSCHE ZEITUNG DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 ANDRUCK 7 nutzt, um Handarbeit weiterhin abzulösen. „Gedrucktes Wort und digitale Revolution gehören zusammen“, sagt Marco Friedrich. Bestes Beispiel: So kann der Wechsel der Druckplatten nun innerhalb von drei Minuten automatisch erfolgen - auf Knopfdruck. Noch vor einigen Jahren habe das nach den Worten des Instruktors gut 20 Minuten gedauert. Das ist aber bei weitem nicht der einzige Fortschritt im Vergleich zu vorherigen Anlagen. Friedrich ist überzeugt: „Wenn die Drucker das neue Maschinensystem kennen und verstehen, eröffnen sich völlig neue technische Möglichkeiten.“ Weil dabei Regelsysteme eine wichtige Rolle spie- Gefragter Starthelfer ❱❱ Marco Friedrich bringt in vielen Ländern der Welt neue Druckmaschinen zum Laufen. Das hat der Instruktor auch in Halle gemacht. 13 Meter hoch ist die neue Druckmaschine der MZ. VON RALF BÖHME ur sechs Wochen hat sein Gastspiel in Halle gedauert. Nicht mehr, aber auch nicht weniger Zeit geben sich Hersteller und Investor für die Einarbeitung des Personals. Danach müssen die hiesigen Drucker auftretende Probleme möglichst allein erkennen und lösen. Nach der Theorie kommt die Praxis samt Probelauf und Feintuning. Als Instruktor macht Marco Friedrich das Personal dafür fit. Von seiner Arbeit hängt wesentlich der Erfolg des gesamten Vorhabens ab. Millionen von Euro, die für die Neuanschaffung ausgegeben werden, sollen letztendlich auch guten Gewinn bringen. Die neue Technik für die Mitteldeutsche Zeitung gehört international zur absoluten Spitzenklasse. Das erklärt auch, warum Lieferant Koe- N Das ist der Mann von Koenig & Bauer, der die neue Druckmaschine in Halle zum Laufen gebracht hat: Marco Friedrich. nig & Bauer einen besonders versierten Fachmann an die Saale schickt. Wie für Instruktoren selbstverständlich, kennt Friedrich die Großanlage natürlich bis ins Detail. Was ihn aber extra auszeichnet, sind seine weltweit gesammelten Erfahrungen von Inbetriebnahmen bei ausgedehnter Reisetätigkeit. Und er kennt das Ge- werbe von den Grundlagen her. Nach einer Druckerlehre in Thüringen, wo seine Wurzeln sind, findet Friedrich die nächste Herausforderung in der Druckerei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Dort lernte ich den Faktor Zeit erst richtig ermessen.“ Beispielsweise am 11. September, als in New York nach einem Terroranschlag die Twin Tower zusammenfallen. Unmittelbar danach druckt Friedrich das erste farbige Bild, das jemals auf einer Titelseite der FAZ erschienen ist. Hinzu kommen erfolgreiche Projekte im gesamten deutschsprachigen Raum und nicht zuletzt in den USA und Kanada. Dazwischen gibt es viele Stationen von Israel bis Ekuador, von den Nieder- FOTO: ANDREAS STEDTLER landen bis nach Fernost. Kein Wunder, sein Auftraggeber ist nicht irgendein Druckmaschinenproduzent. Das Würzburger HighTech-Unternehmen ist Weltmarktführer. Die Systeme, die in Halle eine lichte Höhe von 13 Metern erreichen, sind rundum auf die Bedürfnisse der Druckerei zugeschnitten. Neueste Innovationen werden ge- len, steht dieser Teil der Ausrüstung unter den Kollegen im Mittelpunkt des Interesses. So verfüge die neue Linie über Kapazitäten, die zwei ältere Maschinen praktisch überflüssig mache. Perfekte Farbigkeit, höchste Passgenauigkeit und ungeahntes Tempo, das sind Merkmale, die der Druckexperte hervorhebt. Davon könnten die Ausgaben der MZ und weitere Erzeugnisse der Mediengruppe profitieren, eindrucksvoll sichtbar für jeden Leser. Unter anderem habe er den halleschen Kollegen gezeigt, wie mit einem speziellen Verfahren repräsentative Anzeigen bis zu einer Breite von 1, 40 Meter produziert werden können. Dabei handelt es sich um eine verlockende neue Qualität der Präsentation, wie nicht nur MarketingStrategen auf den ersten Blick bemerken. 8 DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 MITTELDEUTSCHE ZEITUNG ANDRUCK Mit Blei fing alles an VON RALF BÖHME orsicht! Das muss man ganz behutsam in die Hände nehmen. Klar, das Papier ist schon lange vergilbt. Es fühlt sich spröde und empfindlich an. Freilich, es sind gerade einmal 20 Seiten, nur mit einer schlichten Klammer geheftet: Schmal ist das kleine Heftchen mit den großen Regeln zur Zeitungsherstellung, es stammt von 1970. Für DruckereiGeschäftsführer Jürgen Kistner gehören die Blätter aber zu den kostbarsten Stücken seiner historischen Sammlung. Das Exponat weckt bei ihm Erinnerungen an eine ziemlich lange zurückliegende Zeit. Vor mehr als viereinhalb Jahrzehnten beginnt Kistner hier am Standort seine Lehre. Offsetdrucker will er V 1970 JÜRGEN KISTNER ist heute Geschäftsführer der MZ-Druckgesellschaft mbH. Er beginnt als Drucker bei der „Freiheit“, als noch schwere Bleiplatten das Zeitungspapier bedrucken. werden - ein Beruf mit Zukunft, wie es damals im Druckhaus „Freiheit“ heißt. Im Vergleich zu manch anderen Sprüchen aus jenen Tagen erweist sich das nicht als leeres Versprechen. Denn in der Drucker-Zunft findet Kistner bis heute, wie er sagt, alles, was ihn auch an seinen beiden anderen Berufswünschen gereizt hätte: Da wäre beispielsweise die Genauigkeit eines Kartographen zu erwähnen. Aber auch das exakt berechnete Zusammenspiel der Technik, die einen Maschinenbauer schwärmen lässt, zieht ihn in den Bann. Mit seiner Entscheidung für die Druckerei gehört Kistner zu einer Handvoll junger Leute, die seither trotz vieler schwieriger Umbrüche oft großes Glück haben. Seine Erklärung für die berufliche Erfolgsgeschichte: „Prägend war vielleicht, dass ich als junger Mensch einen ersten technologischen Schub miterlebt habe. So etwas weckt die Neugier auf Veränderungen.“ Dabei verschweigt Kistner nicht, wie eng zu DDR-Zeiten die Grenzen gesteckt gewesen sind. „Vieles blieb Jürgen Kistner hat viele technische Entwicklungen miterlebt und mitgestaltet. FOTO: ANDREAS STEDTLER Plan und Wunschdenken“, so Kistner. Wer in den alten Ausgaben der Bezirkszeitung „Freiheit“ blättert, ahnt, was der Zeitzeuge damit meint. So findet man vergleichsweise wenige Fotos, natürlich immer nur in SchwarzWeiß. Ausnahmsweise gibt es farbig unterlegte Schlagzeilen: „Ja, das war das Höchste der Gefühle, aus Kostengründen.“ Kein Wunder, das Land und die Betriebe leiden bis 1989 unter chronischer Devisenknappheit. Noch vor seiner Ausbildung wandert der geschichtsträchtige Bleisatz, wie ihn 1440 der legendäre Johannes Gutenberg als Erfinder des Drucks mit beweglichen Lettern hervorbringt, ins Museum. Neue Maschinen, um ein Vielfaches leistungsfähiger, lösen in diesem Bereich mehr und mehr Handarbeit ab. Ein Meilenstein dieser Neuausrichtung in Halle ist die Anschaffung einer Hochdruck-Rotationsmaschine, Baujahr 1959. Andere Investitionen folgen, darunter Offset-Anlagen. Die Technik, die in jener Zeit internationale Vergleiche nicht scheuen muss, stammt aus traditionsreichen Betrieben in Plauen und Radebeul. Jürgen Kistner: „Das war für mich eine sehr spannende Zeit.“ Seither bestätigt sich mit jeder neuen Herausforderung eine alte Erfahrung: Der Druckprozess reagiert sehr empfindlich auf kleinste Unstimmigkeiten. Deshalb ist es entscheidend, dass alle Parameter aufeinander abgestimmt sind. Nach 46 Berufsjahren mit verschiedenen Anlagen will Kistner dem nichts weiter hinzufügen: „Das kann ich unterschreiben.“ Genau in diesem Sinne sei das Drucken mehr denn je Präzisionsarbeit. Alexander Lemm erlebt nach 1989 den Aufschwung. FOTO: ANDREAS STEDTLER Umstieg von TrabantaufPorsche te Offset-Fachmann. Über Nacht, darin stimmen Macher und Leser achsen-Anhalts moderns- damals völlig überein, ist die Welt tes Druckzentrum in Be- der Zeitung besser und bunter getrieb genommen - das ist worden. Trotzdem sieht sich der schon einmal eine Schlag- junge Drucker zunächst fast als zeile wert gewesen, im Oktober Seiteneinsteiger. 1992. Gemeint ist damals der Start Zuvor an einer alten, verschlisseder ersten Offsetdruckmaschine ei- nen Anlage mit der Herstellung ner völlig neuen Maschinengene- von Prospekten und Katalogen beration in Halle - Teil schäftigt, wechselt eines 250-Millionener auf einen LeitMark-Investitionsstand. Via Bildprogramms von M. schirm können DuMont Schauberg. dort viele ProzesDabei gewesen bei se überblickt und ALEXANDER LEMM diesem Ereignis ist per Knopfdruck arbeitet heute als Schicht- gesteuert werden. Alexander Lemm, heute Schichtleiter Angesichts der leiter. Als Drucker ist er im MZ-Druckhaus. kreativen Mögdabei, als im neuen „Für mich war das lichkeiten, die sich wie der Umstieg von ihm und dem MZ-Druckhaus modernTrabant auf Porsche“, Team bieten, gerät ste Offsetmaschinen ihre erinnert sich der innicht nur Lemm zwischen 45 Jahre al(Fortsetzung Seite 9) Arbeit beginnen. VON RALF BÖHME S 1992 MITTELDEUTSCHE ZEITUNG (Fortsetzung von Seite 8) anfangs geradezu ins Schwärmen. Stichwort Farbe: Nun kann endlich jede Zeitungsausgabe auf den einzelnen Seiten variiert werden. Störungen werden erstmals digital erfasst und gemeldet. Das spart viel Zeit, die vorher oft für die Fehlersuche erforderlich gewesen ist. Ein Trainingsprogramm in Druckereien in Aachen und in den Niederlanden widmet sich unter anderem dieser Frage. Schon nach kurzer Zeit - den Druckern aus Halle wird übrigens eine beispielhafte Motivation bescheinigt - können sie die Maschine selbst bedienen, eigenständig Druckwalzen einbauen und justieren. Auch das Aufziehen der Gummitücher, über die das Papier letztlich die Farbe erhält, beherrscht die Truppe schnell. Nach Worten sucht Lemm, als er die veränderten Arbeitsbedingungen beschreibt. Die Technik der 1990er Jahre stellt auch da eine neue Epoche dar. Den Unterschied habe man wie zwischen Tag und Nacht empfunden. Ein leicht vorstellbares Beispiel: „Zuvor musste man sich im Druckhaus fast anbrüllen, liefen die Aggregate auf Hochtouren.“ Plötzlich ist aber eine Unterhaltung in annähernd normaler Lautstärke möglich. Sieben Tage pro Woche und das 23 Jahre lang - so habe die jetzt „alte“ Ausrüstung ihre Leistung gebracht und damit erst ermöglicht, dass er und viele andere damit ihre Brötchen verdient haben. Drucker, Maschinenführer, Meister und Schichtleiter: „Meine persönliche Entwicklung, aber auch die der Familie, mit Frau und Kindern, ist mit der Anlage verbunden.“ Insofern habe er es mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen, wie der technische Fortschritt sich jetzt erneut durchsetzt. Im Gegensatz zur alten Maschine gehörten die Mitarbeiter aber nicht zum alten Eisen. „Wir stellen uns der neuen Herausforderung, weil es auch künftig keinen Tag ohne MZ geben soll.“ DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 ANDRUCK 9 Start in Gutenbergs Zukunft VON ANTONIE STÄDTER ie genau das Drucken mit Bleiplatten funktioniert, das einige seiner Kollegen im Druckhaus der Mitteldeutschen Zeitung noch nutzten? Natürlich, das hat Johannes Hebald während seiner Ausbildung gelernt - in der Theorie. Richtig erlebt hat er das aber erst im Museum für Druckkunst in Leipzig, das er vor einigen Jahren mit seiner Berufsschulklasse besuchte, erzählt der junge Mann. Kein Wunder: Als der Bleisatz im halleschen Zeitungshaus von der neuen Technik abgelöst wurde, war Johannes Hebald noch ein Kleinkind. Und so sagt der 25-jährige MZ-Drucker im Hinblick auf die frühere Art, die Inhalte von Zeitungen aufs Papier zu bringen: „Das ist komplett etwas Anderes als heute. Gewissermaßen aus einer anderen Zeit.“ Johannes Hebald wollte einen abwechslungsreichen Beruf erlernen, „keinen Bürojob“, wie er sagt. Es war vor rund sieben Jahren, als er auf ganz klassische Art auf die Ausbildung im Druckhaus der Mitteldeutschen Zeitung stieß: über eine Anzeige in eben jener. Dass er sich damals - er hatte auch andere Ausbildungszusagen - für diesen Bereich entschied und im Anschluss auch übernommen wurde, darüber ist er heute noch froh. „Ich finde es spannend, neue Technik kennenzulernen und faszinierend, was technisch möglich ist“, sagt der junge Drucker. Dabei gestaltet sich der Alltag eines Druckers heute ganz anders als einst. Zum Beispiel: „Früher war das Drucken nicht nur lauter, sondern auch dreckiger, als zum Beispiel die Farbkästen teilweise mit der Hand befüllt wurden.“ Zudem übernehmen die Maschinen W Johannes Hebald findet die neue Technik spannend. Er gehört zu den jüngsten Druckern bei der Mitteldeutschen Zeitung und arbeitet künftig auch an der neuen Maschine. FOTO: ANDREAS STEDTLER heute immer mehr Prozesse selbst. Und: „Neben technischem Verständnis braucht der Drucker längst auch PC-Kenntnisse, da er etliche Prozesse am Computer regelt“, berichtet Johannes Hebald. Vieles läuft dann automatisch. Und das mit der neuen Maschine im MZ-Druckhaus noch mehr als schon zuvor. „Sie macht einiges einfacher und nimmt dem Drucker bestimmte Arbeitsschritte ab“, erzählt der junge Mann, der aus Gim- 2017 JOHANNES HEBALD gehört zu der jüngsten Generation der MZ-Drucker und arbeitet an der neuen Druckmaschine, die gestern in Betrieb genommen wurde. ritz bei Wettin im Saalekreis stammt und seit einigen Jahren in Halle lebt. Und er nennt einige Beispiele. „Bei der bisherigen Maschine werden etwa die Druckplatten einzeln per Hand in den Plattenzylinder eingespannt - jede einzelne Seite für jede der vier Zeitungsfarben Gelb, Schwarz, Blau und Rot. Bei der neuen Anlage hängt man nur noch den Plattenstapel hinein und der Rest wird am Monitor geregelt beziehungsweise funktioniert automatisch.“ Manuell greife man nur ein, wenn etwas nicht funktioniere. Genauso wie etwa bei der Aufnahme der Papierrolle in die Maschine. Das bedeutet natürlich eine Zeitersparnis. Auch die Über- prüfung, ob der Probedruck in Sachen Farbe der Vorlage entspricht, regelt die neue Maschine künftig selbst. „Natürlich kontrolliert der Drucker das Ergebnis trotzdem und kann nachregeln, falls es noch nicht optimal ist.“ Manche Dinge, die schon früher so waren, bleiben eben auch. Das menschliche Auge ist weiterhin entscheidend: „Wir überprüfen auf jeder Zeitungsseite visuell, ob der Druck einwandfrei ist“, sagt der Drucker - oder, wie es heutzutage heißt „Medientechnologe Druck“. Sicher: Moderne Geräte bieten nicht nur Erleichterungen, zu denen im Falle der neuen Druckmaschine auch gehört, dass die Säuberung dank verschiedener Waschprogramme beschleunigt wird. Sondern sie stellen auch weitere Anforderungen an die, die mit ihnen arbeiten. Es stecke viel Technik in der neuen Druckmaschine, „die auch gepflegt und überwacht werden muss“, sagt Johannes Hebald. „Sie ist sensibler.“ Doch er und seine Kollegen haben zahlreiche Schulungen absolviert, in denen sie in Theorie und Praxis gründlich in die Besonderheiten der neuen Drucktechnik eingeführt wurden. Ob nun Drucker oder Medientechnologe Druck: Eine Sache hat sich ebenfalls nicht geändert - und zwar, was die Arbeitszeiten angeht. Zeitungen werden auch am Sonntag gedruckt. Und wie eh und je vor allem in der Nacht. Johannes Hebald aber hat sich längst daran gewöhnt. Und auch wenn der Mittzwanziger zu der jüngsten Generation im Team der MZ-Drucker gehört, erzählt er: „Ich persönlich lese die Zeitung nicht nur deswegen in Printform, weil es mein Job ist sondern ich bevorzuge auch sonst die Papiervariante.“ 10 DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 MITTELDEUTSCHE ZEITUNG ANDRUCK ❱❱ Das wird einmal Zeitungspapier für die MZ (Foto oben). Hergestellt wird es in der Stora Enso Sachsen GmbH, einer Papierfabrik in Eilenburg. Vom Papierbrei zur Riesenrolle VON ANTONIE STÄDTER apier über Papier. In großen Bergen liegen Lkw-Ladungen von bunt bedruckten Blättern und Heften in der Halle, ein paar Schritte weiter Ballen von gepressten Papierabfällen. Wobei „Abfall“ nicht das richtige Wort ist. Hier, in der Papierfabrik der Stora Enso Sachsen GmbH in Eilenburg, ist Altpapier ein wichtiger Rohstoff. Daraus wird neues Papier gemacht - auch das für die MZ. Was so einfach klingt, ist ein ausgeklügelter Prozess. Das fängt damit an, dass Papier nicht gleich Papier ist: Da wären etwa die unverkauften Exemplare, die Remittenden. „Sie sind weniger verschmutzt als gemischtes loses Altpapier“, sagt Betriebsingenieur Felix Daetweiler. „Doch gerade bei ihnen sind oft für uns störende Folien enthalten - etwa, wenn ein Magazin eingeschweißt wurde.“ Derlei Material wird vom Papier getrennt, wenn dies nicht bereits bei den Entsorgern, von denen man beliefert wird, oder der eigenen Sortieranlage geschehen ist. Das Altpapier stamme vor allem aus der Region, „teils aber auch aus skandinavischen Ländern“, berichtet Daetweiler. Das hat nicht unbe- P dingt damit zu tun, dass die Fabrik zum finnisch-schwedischen Konzern Stora Enso gehört, einem der größten Papierhersteller weltweit. Sondern mit der Struktur von Papier. Dazu muss man wissen: „Papierfasern können bis zu sieben Mal wiederverwendet werden“, erklärt der Produktionsingenieur, der in erster Linie für die Papiermaschine zuständig ist. „Doch dafür braucht es stets auch einen Anteil an Frischfasern, die im verglichen mit Deutschland weniger oft recycelten Altpapier aus Skandinavien mehr enthalten sind.“ Im Altpapierlager wuchtet ein Radlader Nachschub auf die Bänder. Zeitungen, Klatschblätter, zwischendrin ein Buch. Hin und wieder taucht auch ganz anderes auf, wie Daetweiler erzählt: „Es wurde schon mal ein halber Motor gefunden.“ Weil ein bestimmter PapierMix nötig ist, werden vor der Aufbereitung die Eigenschaften des Ausgangsmaterials erfasst - „etwa Aschegehalt, Feuchte oder Weißgrad“ - und je nach Erfordernissen andere Sorten Altpapier beigefügt. Neben Zeitungsdruckpapier werden an dem Standort mit über 200 Mitarbeitern Papiere etwa auch für Werbeprospekte und Telefonbuchpapier aus Altpapier hergestellt. Am Anfang steht das Altpapier, das per Radlader auf Bänder geladen wird (l.). Daraus entstehen am Ende riesige Papierrollen (o.). In der Kontrollwarte (u.) werden die verschiedenen Arbeitsprozesse gesteuert und überwacht. Bei der sogenannten Flotation werden die Papierfasern von der Druckfarbe getrennt. Die Farbpartikel setzen sich in einem dunklen Schaum (o.) ab. „Über 300 000 Tonnen Papier können wir hier pro Jahr erzeugen“, so der Geschäftsführer der Stora Enso Sachsen GmbH, Dirk Schwarze. Und das beginnt stets in der Deinkinganlage, wo die Druckfarben entfernt werden. Der 33-jährige Felix Daetweiler erklärt: „Zuerst wird das Altpapier mit Wasser und Chemikalien aufgelöst. Die gelösten Fasern durchlaufen dann eine Siebzone, in der Fremdstoffe vom groben Stein bis zur kleinen Klammer aussortiert werden.“ Der wässrige Brei gelangt in die sogenannte Flotation: „Hier geschieht letztlich nichts anderes als in einer Waschmaschine: Nach Zugabe von Seife und Luft entsteht ein dunkler Schaum, der die alte Druckfarbe enthält und von den Fasern getrennt wird.“ Auch Wenn die Papierrollen fertig verpackt sind, gelangen sie über Förderbänder ins Papierlager und zum Abtransport. FOTOS: ANDREAS STEDTLER klebrige Partikel, „etwa von Buchrücken“, werden entfernt. Am Ende des Deinkingprozesses ist ein heller Faserbrei entstanden. Das für die Papierherstellung nötige Wasser stammt übrigens aus der Mulde. „Es wird nach aufwendiger Reinigung in unserem Klärwerk zu- rückgeführt.“ Das Eilenburger Papier trägt den blauen Umweltengel. In der Halle mit der Papiermaschine ist es laut. Was genau in der 117 Meter langen und zehn Meter breiten Anlage vor sich geht, lässt sich von außen nur erahnen. Vom Papierbrei kann in der Siebpartie Wasser abfließen. In der sogenannten Pressenpartie wird dann der Trockengehalt weiter erhöht. „Das Wasser wird mit Walzen herausgedrückt. Es entsteht erstmals eine Papierbahn mit einer Eigenfestigkeit und einem Trockengehalt von 50 Prozent“, so Daetweiler. „Das ist natürlich noch viel zu feucht.“ Also muss das „Bügeleisen“ ran: „Das Papier läuft im Trockenende über eine heiße Walze, das Wasser verdampft“, erklärt er. Ein Messrahmen erfasst dessen Eigenschaften wie Flächengewicht, Feuchte, Dicke. Und: „Ein Lochdetektor erkennt auch Mini-Fehler.“ Gesteuert und kontrolliert werden die Prozesse in den Kontrollwarten, je für bestimmte Bereiche. „Mit Kameras in der Papiermaschine können beispielsweise Ursachen für eventuelle Papierabrisse ermittelt werden“, sagt der Produktionsingenieur und deutet auf den Monitor. In Labors wird die Papierqualität überprüft. Schließlich hebt ein Kran die aufgewickelte Papierbahn in den Rollenschneider: „Die gut 9,20 Meter breite Mutterrolle wird in Rollen der gewünschten Größe geschnitten“, so Felix Daetweiler. Vom Altbis zum Recyclingpapier dauere es circa vier Stunden, „mitunter aber deutlich länger, da der Stoff teils zwischengelagert wird“. Am Ende, im Fertigpapierlager, dasselbe Bild wie am Anfang: Papier über Papier. Doch statt großer Papierberge stapeln sich hier mächtige Papierrollen-Türme. Fertig für neue Inhalte. Video zum Thema unter: www.mz.de/papierfabrik MITTELDEUTSCHE ZEITUNG 11 Viele Wege zu Text und Bild Wie aus Schilf Papier wurde HOCHDRUCK Das ist das älteste Druckverfahren und seit Johannes Gutenberg als der klassische Buchdruck bekannt. Die druckenden Teile sind erhaben: Abgedruckt werden nur die hochstehenden Linien, Stege oder Flächen der Druckform. Das spiegelverkehrte Druckbild wird zunächst eingefärbt und dann gegen den Bedruckstoff (das Papier) gepresst. Es ist ein direktes Druckverfahren, das heißt die Druckform gibt die Farbe di- Fragmente einer 4 000 Jahre alten Schrift auf Papyrus VON KAI AGTHE ass Papier geduldig ist, weiß eine sprichwörtliche Redensart, die vermutlich in deutschen Beamtenstuben ersonnen wurde, in denen sich Berge von Formularen stapelten und der Abarbeitung harrten. Papier war, bis zur Erfindung digitaler Medien, über Jahrhunderte der wichtigste Datenträger und Wissensspeicher. Liebhaber des gedruckten Wortes schwören darauf, dass es ein ungleich höheres, weil haptisches, also den Tastsinn betreffendes, Vergnügen sei, eine Zeitung oder eine Dichtung in Papierform zu lesen. Papier war nicht der erste, aber ein in wenigen Arbeitsschritten und kostengünstig herzustellender Schriftträger. Wir verdanken diese Innovation dem alten China. Um 105 nach Christus wurde die Papierherstellung erstmals von einem Beamten des Kaiserhofes, der bezeichnenderweise der Behörde für Fertigung von Instrumenten und Waffen angehörte, detailliert beschrieben. Viele Jahrhunderte früher nahmen die alten D DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 ANDRUCK FOTO: ST. WORRING Ägypter die Blätter der am Nil der Preis des Schriftträgers. Dies wachsenden Schilfpflanzen zur und die steigende Qualität des PaGrundlage ihrer Aufzeichnungen. piers trugen später wesentlich Vom Wort Papyrus, das auch im zum Erfolg des von Johannes GuRömischen Reich neben Wachsta- tenberg erfundenen Buchdrucks feln als Textträger benutzt wurde, bei. Bücher, die bis dato für die leitet sich unsere Bezeichnung meisten Menschen unerschwing„Papier“ ab. lich waren, wurden zwar nicht soSo traditionsreich die Papier- fort zum Massenprodukt, blieben herstellung in China auch war, aber nicht allein mehr einer Klidas Wissen um die Herentel aus vermögenstellung des Schreibmaden Adligen und Kirterials gelangte erst im chenfürsten vorbehal11. Jahrhundert nach ten. Mehr noch: Ohne Europa, wo man Texte das auf Papier genach von zentraler Bedeudruckte Wort, vor alChristus tung wie Urkunden und lem in Form von FlugHeiligenviten auf Pergablättern, wäre ein wurde in ment, also auf besonJahrtausend-Ereignis China ders präparierte, durch wie Martin Luthers ihr HerstellungsverfahReformation kaum so Papier ren aber sehr teure schnell durchsetzbar hergestellt. gewesen. Flugblätter Tierhäute, fixierte. Bereits im 13. Jahrenthielten Nachrichhundert konnte das Anfertigen ten, die in früheren Jahrhundervon Papier durch wassergetriebe- ten als „Zeitungen“ bezeichnet ne Papiermühlen in die Massen- wurden. Heute verstehen wir die produktion überführt werden. Die Summe an Neuigkeiten als Zeierste in ihrer Art auf dem Gebiet tung, die seit gut 500 Jahren auf des heutigen Deutschland wurde Papier gedruckt wurde und, trotz 1390 bei Nürnberg in Betrieb ge- zunehmender Digitalisierung, nommen. Und je ökonomischer noch lange auf Papier gedruckt die Herstellung, desto günstiger werden wird. 105 GRAFIKEN: THOMAS BÖHM rekt auf das Zeitungspapier zum Beispiel ab. Das Druckbild ist erkennbar an den Quetschrändern der Buchstaben und an der Schattierung auf der Rückseite des bedruckten Bogens, auf dem ein kaum merkliches Relief fühlbar ist. Druckträger sind entweder Einzellettern oder Klischees. Die Einzellettern sind aus Blei (Bleisatz) oder Holz. Klischees aus Stahl, Blei oder Kunststoff. FLACHDRUCK Der Rollenoffsetdruck (Flachdruck) kommt für große Auflagen im Zeitungsdruck zum Einsatz, ihn verwendet auch die MZ. Aufgrund der Schnelligkeit und durch den hohen Automatisierungsgrad sind die Kosten besonders bei hohen Auflagen gering. Deshalb werden die Druckstraßen nicht nur für Zeitungen, sondern ebenso für Bücher und viele andere Druckereierzeugnisse wie Broschüren oder Kataloge in hohen Auflagen eingesetzt. Das moderne und hochtechnisierte Verfahren ermöglicht das Bedrucken verschiedenster Papier- und Kartonarten in monochromer und mehrfarbiger Qualität. Der Vorteil fürs Druckbild sind randscharfe Ausdrucke ohne Quetschränder und glatte Rückseiten ohne Schattenbildung. TIEFDRUCK Er ist ein Druckverfahren bei dem linien,- punkt- oder flächenartige Vertiefungen (Näpfchen) auf einer blanken Metallfläche mit Druckfarbe gefüllt werden und ein aufgepresstes in die Vertiefungen gezwungenes Papier diese Druckfarbe aufnimmt. Die Näpfchen können zum Beispiel durch Ätzung oder Gravur erreicht werden. Das Tiefdruckverfahren wird heute vor allem für großvolumige Druckaufträge ab 100 000 Exemplaren verwendet. Des Weiteren gibt es den Dekordruck, Textildruck und Wertpapierdruck. Alle Grafiken die mittels einer Tiefdrucktechnik erstellt werden, haben als Erkennungszeichen einen durch den Druck in das feuchte Papier entstandenen Plattenrand (Facette), der sich in das Papier einprägt und auch auf der Rückseite des bedruckten Papiers eine Erhöhung bewirkt. Die fertigen Drucke sind feucht und müssen dann noch getrocknet werden. DURCHDRUCK sind offen, sie bilden so den Durchlasskanal. Dies wird dann als Schablone, Drucksieb oder Druckform bezeichnet. Bei dem eigentlichen Druckvorgang wird die Farbe mit der sogenannten Rakel durch die offenen Stellen im Gewebe auf das Druckgut gedrückt und bildet auf diesem das Druckmotiv ab. Nach dem Druckvorgang wird der Siebrahmen wieder angehoben, das Druckgut entnommen und getrocknet. Die Druckform des Durchdrucks/Siebdrucks besteht aus einem Rahmen und einem Gewebe, welches auf den Rahmen aufgespannt ist. Über die Gewebedicke und das Farbdurchlassvolumen des Gewebes und die Beschichtungsdicke des Gewebes wird eine definierte Schichtdicke erzielt und wiederholgenau gewährleistet. Teile des Gewebes sind abgedeckt. Die Sperrschicht besteht aus einer belichteten, fotosensiblen Schicht. Die druckenden Teile 12 DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 MITTELDEUTSCHE ZEITUNG ANDRUCK Erfindung im Geheimen Um 1440 entwickelte Johannes ❱❱ Gutenberg in Mainz das Drucken mit beweglichen Lettern und bereitete den Boden für eine Medienrevolution. schen der Öl- und der Druckpresse in der Beschaffenheit der Platte er Anblick einer moder- oder des „Tiegels“, der aus biegenen Zeitungsdruckma- festem, absolut plan aufliegendem schine lässt kaum jeman- Metall zu sein hatte. Das war zweiden unbeeindruckt, erst fellos eine bedeutende Erneuerung recht nicht, wenn sie auf Hochtou- einer uralten Technik, und das hatren läuft. Welchen Eindruck die te etwas mit dem rauen, auch etwas Zeitgenossen Johannes Gutenbergs dicken, hadernhaltigen Papier zu von dessen erster Buchdruckpres- tun, das in Europa üblich war: Das se hatten, ist so wenig überliefert konnte man zwar schon vorher auf wie Abbildungen der Maschine einem Block liegend durch Reiben oder gar diese selbst. Aber ein des Papiers bedrucken, aber eben „Nachbau“ auf der Grundlage ver- nur einseitig, das Drucken ging schiedener Quellen ist seit 1925 ei- auch erheblich schneller. ne Attraktion im Mainzer GutenGutenberg ist aber auch der Erberg-Museum, und dort steht man finder des Setzens mit beweglichen vor einem Lettern. Er zerwuchtigen, gut legte die Schrift anderthalb sozusagen in ihmannshohen re Einzelelehölzernen Mömente, die bel von einBuchstaben dringlich („Lettern“) und selbsterklärenZeichen, fertigder Form, gete dafür Stemnauso wie bei pel von einheitdessen Urtyp licher Größe, aus frühesten die in Metall geMenschheitssenkt wurden, zeiten, der Öl- Nachbau einer Gutenberg-Presse im was wiederum und Weinpres- Gutenberg Museum Mainz die Negativform se. Zwei senkfür den Bleirechte Streben werden durch Quer- guss der Lettern ergab. Da er auch streben verbunden, in die eine eine geeignete Druckerschwärze Spindel eingehängt ist, die durch entwickelte und die Druckpresse einen Holm mittels Muskelkraft funktional verfeinerte, wird vergedreht wird. Sie hält an ihrem un- ständlich, warum Gutenberg zu der teren Ende eine flache Platte, die epochalen Gestalt wurde, die das den eigentlichen Druck ausführt, Medienzeitalter einläutet. Die in den auf das Papier auf der einge- Holz geschnittene feste Druckplatfärbten Druckform. Weil beim te war außer für den künstleriBuchdruck nicht Obst zerquetscht, schen Gebrauch passé, und das sondern ein scharfes, sauberes Buchwesen von der zeitraubenden Druckbild erzeugt werden soll, be- Schreibarbeit befreit. Steht man stand der Hauptunterschied zwi- wie in Mainz oder in anderen Mu- Hat Gutenberg so ausgesehen? Niemand weiß es. Es sind keine Darstellungen überliefert, die zu seinen Lebzeiten angefertigt wurden. Viele bekannte Bilder sind erst nach seinem Tod entstanden. Dieses Bild zeigt ein Ölgemälde des Künstlers Dietmar Gross aus dem Jahr 2001. Gutenberg wurde etwa 1400 in Mainz geboren, wo er 1468 auch starb. VON GÜNTER KOWA D FOTOS: GUTENBERG MUSEUM MAINZ seen vor der aufgeschlagenen 42zeiligen „Gutenberg-Bibel“, hält man wie die damaligen Zeitgenossen einen Moment lang den Atem an, angesichts ihrer Schönheit von Schriftbild und Typografie. Beides ist an mittelalterliche Vorbilder angelehnt, aber von absoluter Gleichförmigkeit in Zeilenstand, Schrifthöhe und Satzspiegel. Dieses Meisterwerk trat anscheinend unvermittelt ins Licht der Öffentlichkeit. Die Nachfrage explodierte und war überhaupt nicht zu befriedigen. So berichtet es Enea Silvio Pic- colomini, damals Sekretär König Friedrich III. und der spätere Papst Pius II., am 12. März 1455 in einem Brief an Kardinal Juan de Carvajal in Rom, dem er aus Frankfurt mitteilen musste: „Vollständige Bibeln habe ich nicht gesehen, vielmehr einige Quinternen (das sind Bindelagen mit je fünf Blättern - d.A.)), in höchst sauberer, korrekter Schrift ausgeführt, nirgendwo fehlerhaft, deine Gnade würde sie mühelos und ohne Brille lesen können.“ Er nennt Gutenberg „jenen in Frankfurt gesehenen erstaunlichen Mann“, über den „mir nichts Falsches geschrieben worden ist“, und weiß, dass 158 Bände fertiggestellt worden seien, vielleicht sogar 180, und dass sie alle vorbestellt waren. Der Brief, der erst 1982 wissenschaftlich bekannt wurde, trug dazu bei, den Druck der Bibel auf spätestens Oktober 1454 zu datieren, legt man die Zeit für das Binden zugrunde. Aber Gutenberg ist und bleibt ein großer Unbekannter, von dem Quellen nur spärlich, Bildnisse überhaupt nicht überliefert sind. Geboren wurde er als Johannes Gensfleisch um 1400 in Mainz oder auf dem Familiengut in Eltville und wuchs in einer mittlerweile hoch verschuldeten Kaufmanns- und Bischofsstadt auf, in der die Bürger um größere Freiheiten rangen. Gutenberg scheint geflohen zu sein; 1434 bis 1440 ist er in Straßburg. Dort wird er erstmals greifbar als das, was er hauptsächlich war: ein Erfinder, der seine Neuerungen kommerziell verwertete. So fanden seine „Pilgerspiegel“ unter Aachen-Wallfahrern reißenden Absatz. Man hörte zudem von einem „Aventur und Kunst“- Projekt. Offenbar ging es ums Drucken. Einer der Gesellschafter der Spiegel-Werkstatt besaß eine Papiermühle, das könnte den Anstoß gegeben haben. Als Gutenberg spätestens 1448 nach Mainz zurückkehrte, richtete er einen voll ausgerüsteten Druckereibetrieb ein, allerdings mit einem sehr hohen Kredit. Das weiß man aus Akten eines Prozesses, den der Kreditgeber und spätere Teilhaber der Druckerei, Johann Fust, gegen ihn führte. Entgegen aller Legenden hat er ihn aber nicht ins Unglück gestürzt. Vielmehr wurde, sagt Kuratorin Cornelia Schneider vom Mainzer Museum unter Verweis auf neuere Forschungen, das Betriebsvermögen gerecht geteilt. Damit konnte Gutenberg als Drucker weiter arbeiten. Aufgrund einer der beiden von ihm entworfenen Typen, die Fust selbst nicht weiter nutzte, ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Anzahl der damit gedruckten Publikationen in seiner Werkstatt entstanden. So epochal Gutenbergs Erfindung war, für ihren Durchbruch zur „Medienrevolution“ brauchte es erst einen, der die „Publizistik“ erfand – Martin Luther. Von lateinischen Bibeln und frommer Andachtsliteratur konnten Drucker auf Dauer nicht leben. Erst der Reformator mit seinen streitlustigen Pamphleten und seiner „lesbaren“ deutschen Bibel sorgte für Massenauflagen. Und im 17. Jahrhundert entstand das Medium, das den täglichen Durst nach Neuigkeiten stillte: die Zeitung. MITTELDEUTSCHE ZEITUNG VON HARTMUT AUGUSTIN Kein Anfang und kein Ende DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 ANDRUCK ie Mitteldeutsche Zeitung hat sich im vergangenen Jahr zu einer ganz starken multimedialen Marke weiter entwickelt. Es ist genau ein Jahr her, da haben wir die Eröffnung unseres Newsrooms in Halle gefeiert. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Medienhauses entstehen journalistische Beiträge, Fotos und Filmbeiträge für die Mitteldeutsche Zeitung, das OnlinePortal MZ.de und den Fernsehsender TV Halle in einem Raum. Praktisch wird nun fast rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr produziert, es gibt also keinen Anfang und kein Ende mehr. D Im Sommer haben uns tausende Leserinnen und Leser beim Tag der offenen Tür besucht und waren beeindruckt von der Ausstattung des neuen Newsrooms und davon, wie heute moderne Medien gemacht werden. Der Lohn für unsere Arbeit ließ nicht lange auf sich warten. Wir sind sehr stolz darauf, wie intensiv unsere medialen Angebote genutzt werden. Aktuell lesen täglich 513 000 Leserinnen und Leser die gedruckte Ausgabe und das E-Paper der Mitteldeutschen Zeitung. Das hat die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse vor wenigen Monaten ermittelt. Damit sind wir die Nummer zwei im Osten Deutschlands. Unser Online-Angebot auf MZ.de hat es ge- Hartmut Augustin, MZ-Chefredakteur FOTO: A. STEDTLER schafft, die Spitzenposition unter den ostdeutschen regionalen Medienhäusern zu erreichen und inzwischen den Vorsprung vor den Mitbewerbern weiter ausgebaut. Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Leserinnen und Leser, Usererinnen und User für das in uns gesetzte Vertrauen. In diesem Jahr arbeiten wir weiter daran, unsere Angebote zu verbessern. Nachdem wir 2016 unser Online-Portal aufgefrischt haben, wird nun das Layout der MZ überarbeitet. Wir möchten das Leseerlebnis noch angenehmer gestalten. Wir entwickeln neue Rubriken für die einzelnen Ressorts und werden das Lese-Angebot auch für Kinder deutlich ausbauen. Künftig werden unsere jüngsten Leser täglich ihre Zeitung in der Zeitung finden. Diese Weiterentwicklung ist nun möglich, weil unser Unternehmen in neue Drucktechnik investiert hat. Lassen Sie sich einfach weiter von uns täglich überraschen! VON TILO KRIPPENDORF er Arbeitstag beginnt mit einem Kaffee und dem Blick auf die riesige Mediawand im neuen Newsroom der Mitteldeutschen Zeitung. Noch ehe der Computer startklar ist, verschaffe ich mir dort einen Überblick über die Nachrichtenlage, die Zugriffszahlen von MZ.de und die Themen, die die Konkurrenzmedien bewegen. Die Kollegen der Online-Redaktion sind immerhin schon mehrere Stunden bei der Arbeit und versorgen die Leser stets mit den wichtigsten und neuesten Nachrichten. Die Themenvielfalt ist groß. Für mich spielt zunächst keine Rolle, ob die Nachricht einen großen Brand in Halle, einen Flugzeugabsturz in Kirgisistan oder die neueste Personalie in der Landesregierung von Sachsen-Anhalt betrifft. Denn am Anfang des Tages steht alles zur Verhandlung. Als sogenannter „Producer Print“ bin ich mit meinen Kollegen für den Hauptteil der MZ zuständig, den so genannten Mantel. Diesen Job und meinen Arbeitsplatz gibt es erst seit rund einem Jahr. Der neue Newsroom ist die zentrale Schnittstelle des Medienhauses. Hier laufen alle Informationen aus unseren 17 Lokalredaktionen und aus aller Welt zusammen, und hier wird entschieden, welcher Text wann auf welchem Kanal zur Verfügung gestellt wird. Denn Nachrichten werden heute auf mehreren Ebenen veröffentlicht. Zum einen gibt es die Internetseite MZ.de für schnelle Rund-um-dieUhr-Informationen und multimediale Angebote. Zum anderen wird die klassische Zeitung produziert, die Hintergründe, Analysen und ebenfalls die relevantesten Nachrichten transportiert. Und wir haben im Newsroom ein integriertes Fernsehstudio, wo die Kollegen von TV Halle tagtäglich Sendungen produzieren. In vielen kleinen Absprachen gibt es dabei einen steten Austausch auf verschiedenen Ebenen. Ausgangspunkt ist die Redaktionskonferenz um 10.15 Uhr. Hier sprechen die Regiodesks, die den Draht zu den Lokalredaktionen halten, per Telefonschalte mit der Chefredaktion und den Ressortleitern. Am Ende steht ein erster Kurs des Tages fest. Doch im Laufe des Vor- D Tilo Krippendorf hat vor Jahresfrist sein MZ-Volontariat beendet und startete seine Journalisten-Laufbahn als Redakteur mit einem Job, den es noch nicht gab, als er Volontär wurde: Er arbeitet als „Producer Print“, baut mit anderen Kollegen täglich Seiten im MZ-Hauptteil zusammen. Jan Berger ist einer von zwei Chefs vom Dienst Digital (CvD). Er koordiniert in ständiger Abstimmung mit dem CvD Print und dem CvD Regional, was auf die Website der MZ muss und vertieft mit seinem Team Themen der gedruckten Zeitung mit speziellen Online-Angeboten. Immer in Bewegung ❱❱ Im Newsroom der MZ bearbeiten Zeitungsredakteure, Online-Mitarbeiter und Kollegen von TV Halle gemeinsam die Nachrichten des Tages. Christian Kadlubietz wird als Moderator und Reporter bei TV Halle täglich in rund 50 000 Haushalten gesehen. Wenn er nicht vor der Kamera steht, arbeitet er mit seinen TV-Kollegen im MZ-Newsroom, wo es eine ständige Abstimmung zwischen Fernsehen, Zeitungs- und Online-Angeboten gibt. Gert Glowinski leitet als Chef den sogenannten Regiodesk in Halle, an dem Redakteure die Lokalausgaben für Halle, Merseburg, Weißenfels und Zeitz herstellen und für die regionalen Online-Angebote sorgen. Die Texte und Fotos dafür liefern die Kollegen aus den Lokalredaktionen. FOTOS: ANDREAS STEDTLER 13 mittags schickt ein Fotograf vielleicht schon neue Bilder vom Feuerwehreinsatz in Halle in den Newsroom. Die landen sofort online. Als Print-Producer stimme ich mich kurz mit dem Regiodesk ab. Welches Foto druckt der Lokalteil Halle? Welches Foto können wir in den Mantel nehmen? Die Online-Kollegen geben derweil den Hinweis, dass die Nachrichtenagenturen erste Hintergründe und Bilder des Flugzeugabsturzes senden. Nach kurzer Absprache mit dem zuständigen Chef vom Dienst bitte ich unseren Grafiker eine Karte des Unglücksortes zu erstellen. Dann kann auf der Panorama-Seite ein erstes Layout entstehen. Aus Magdeburg ruft der Landeskorrespondent den Chef vom Dienst Print an. Zur Politiker-Personalie kann er wahrscheinlich am Nachmittag ein Interview führen, er benötigt also Platz auf der Seite 2 oder 3. Kurz darauf schreibt er aber bereits eine kurze Meldung für MZ.de. Im Laufe des Tages füllt sich auf diese Weise die Zeitung. Um 15.30 Uhr wird es konkreter. Dann sprechen die Chefredaktion und die Ressortleiter über die Seite 1. Ist der Aufmacher fertig recherchiert? Was wird die Spitzenmeldung? Und welches Foto kommt auf die Titelseite? Im Gegensatz zu den Online-Kollegen haben wir Print-Leute einen klassischen Nachteil: die Deadline. Die ist bei uns zunächst 19 Uhr, weil dann die Frühversion der Zeitung in elektronischer Form produziert wird, das sogenannte E-Paper. Die Uhr tickt also. Zu dem Großfeuer übermittelt die Polizei noch mal Neuigkeiten zur Brandursache - die Texte werden online und im Print also aktualisiert. Auch zum Flugzeugabsturz gibt es neue Fakten, die in die Beiträge einfließen. Und das Interview mit der Politikerin ist nun ebenfalls fertig. Doch dafür gibt es online eine Sperrfrist, es ist erst am nächsten Tag im Netz zu finden. Gegen 19 Uhr werden die Seiten vom Chefredakteur geprüft und abgenommen. Dann ist aber noch lange nicht Schluss. Denn noch bis 23.30 Uhr können Änderungen an den verschiedenen Ausgaben der Mitteldeutschen Zeitung vorgenommen werden, bevor sie morgens im Briefkasten steckt. Exemplare der Mitteldeutschen Zeitung werden täglich verkauft. 2300 eigene Zusteller hat die Mitteldeutsche Zeitung und über 400 eigene Briefkästen und Annahmestellen. kleine Lieferwagen gehören zum MZ-Briefdienst, der jährlich 40 Millionen Sendungen zustellt. Leser hat der Internet-Auftritt MZ.de 2016 durchschnittlich pro Monat erreicht und damit innerhalb eines Jahres 400 833 neue Leser gewonnen. 1 495 000 1300000 Exemplare werden jede Woche von den Anzeigenblättern Wochenspiegel und Super Sonntag gedruckt. Zuschauer verfolgen täglich die Sendungen des 1998 gegründeten Senders TV Halle. FOTO: ANDREAS STEDTLER 50000 terverarbeitung zeigt. Der Mann ganz links ist quasi der oberste Chef dieser Kolleginnen und Kollegen: Der Hallenser Bernd Preuße ist in der DuMont Mediengruppe zuständig für alle Druckereien in Köln, Berlin, Bernburg und Halle. ANDRUCK 360 lich. Deshalb haben wir zwei Foto-Shootings gemacht. Die linke Hälfte des Fotos wurde am Tag aufgenommen, die rechte Seite spätabends. Am Computer wurde daraus dieses Foto, das einen großen Teil der Mitarbeiter aus Druckhaus und Wei- DONNERSTAG, 19. JANUAR 2017 185000 ❱❱ 130 Mitarbeiter in Druckerei und Versand sorgen täglich dafür, dass Ihre MZ pünktlich im Briefkasten steckt oder Wochenspiegel und Super Sonntag Sie zuverlässig erreichen. Für ein Foto alle Kollegen unter einen Hut zu bekommen, ist nicht mög- Wir drucken und versenden Ihre Zeitung 14 MITTELDEUTSCHE ZEITUNG
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