Zusammenstellung 8.1.2017 - bei der AbL Niedersachsen/Bremen

In dieser Ausgabe der AGRAR-HINWEISE:
- Tiere sind keine Schrauben und auch keine Autos – Hühner sind klug
- Agrarminister Schmidts „Grünbuch“
- Niedersachsens Ziele beim Vorsitz der Agrarministerkonferenz
- Kastenstände in Hessen : 6 Monate für Umbaukonzept
- „Wolfs-Gespräch“ AbL mit Umweltminister Wenzel
- Nitratbericht 2016
- Link zu aktuellen Agrarstudien
- Einladungen zu „Wir machen Euch satt“ und „Wir haben es satt“
(ob eine gegenseitige Rednervertretung zustande kommt?)
- Braune „Grüne Wochen“
Freundliche Grüße
AbL Niedersachsen/Bremen e.V.
Eckehard Niemann
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 08.01.2017
vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/
VERUNGLÜCKTER VERGLEICH:
„Das ist wie wenn einer bei VW einen Touran zusammengeschraubt und
lackiert hat, und dann heißt es, der kommt zum Crashtest.“ (Hubertus Berges,
Vorsitzender des Kreislandvolks Cloppenburg, in der Süddeutschen Zeitung über
die Gefühlslage von Geflügelhaltern, deren gesunde Bestände vorsorglich gekeult
werden – L&F 1/2017)
„Wir müssen weg von einer exportorientierten Massentierhaltung. Tiere sind keine
Schrauben, die wie Waren durch die Gegend gefahren werden können.
Stattdessen brauchen wir eine bodengebundene Tierhaltung in einer
Kreislaufwirtschaft.“
(die Vorsitzende der Slow-Food-Bewegung, Ursula Hudson, in einem Interview
der TAZ vom 16.6.2016)
„… bis ins 17. Jahrhundert hinein galten Tiere als eine Sache, die ähnlich wie
eine Maschine funktioniert. René Descartes (1596-1650) sprach ihnen sogar
jegliches Gefühlsleben und Bewusstsein ab, sodass mit ihnen Experimente bei
lebendigem Leib angestellt werden durften.“
http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/175397/quellentexte-zurtierethik?p=all
Unsere Meinung: Tiere sind keine Schrauben und auch keine Autos…
KMPKT
Von wegen „dummes Huhn“ – Warum wir Hühner
unterschätzen
WELT - Viola Ulrich | 04.01.2017
(…) Die US-Biologin Lori Marino bricht in einem Aufsatz im Fachblatt „Animal
Cognition“ eine Lanze für das Federvieh. Zahlreiche Studien belegen inzwischen,
dass Hühner intelligenter sind als gemeinhin angenommen.
So können sie beispielsweise zählen - und das sogar schon als Küken. Frisch
geschlüpfte Hühner können große und kleine Mengen voneinander unterscheiden
und der Größe nach ordnen. Außerdem können sie einfache Rechenaufgaben wie
Addieren und Subtrahieren lösen.
Das Geflügel hat nicht nur ein Verständnis für Mathe, sondern auch für Physik: Die
Tiere können sich die Flugbahn eines Balles merken und voraussagen, wo er
auftreffen wird. Mit dieser Fähigkeit stehen sie Primaten in nichts nach, so Marino.
Außerdem besitzen Hühner ein gewisses Verständnis für Zeit. Wird ihnen ein
schmackhafteres Futter in naher Zukunft in Aussicht gestellt, warten sie lieber ab. Sie
können sich also selbst beherrschen und fressen nicht gierig los. Diese Fähigkeit und
das Wissen über den Rang in der Hackordnung spricht laut der Tierschützerin dafür,
dass Hühner eine Art Selbstbewusstsein besitzen.
Und das Federvieh hat Persönlichkeit: Die einen sind neugierig und mutig, die
anderen eher ängstlich und schüchtern. Zudem sind die Vögel empathisch und
zeigen ihren Artgenossen gegenüber Mitgefühl. Wurden Küken mit einem Luftstoß
angeblasen, zeigten sich bei den Glucken ähnliche Stresssymptome wie bei dem
aufgeschreckten Nachwuchs.
Doch Hühner können auch anders: So täuschen unterlegene Hähne den Alpha-Hahn
mit falschen Rufen bei gefundenem Futter. Und apropos Laute: Hühner verfügen
über ein Repertoire von 24 unterschiedlichen Lautäußerungen, mit denen sie
untereinander kommunizieren.
Aufgrund dieser erstaunlichen Fähigkeiten wäre es höchste Zeit, unsere Vorurteile
gegenüber diesen Tieren aufzugeben. Und wichtiger: die Massentierhaltung von
Hühnern zu überdenken, so Marino. Denn zu Hunderten oder gar Tausenden in viel
zu kleine Ställe eingepfercht zu sein, wird dem schlauen Geflügel nicht gerecht.
AGRARMINISTER SCHMIDT und sein „GRÜNBUCH“
Trübe Aussichten für die Landwirtschaft
19.12.2016 Pressemitteilung
Zur Ankündigung von Bundesminister Schmidt, erneut als
Landwirtschaftsminister zur Verfügung zu stehen, erklärt Friedrich Ostendorff,
Sprecher für Agrarpolitik der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im
Bundestag:
Trübe Aussichten für die Landwirtschaft. Die Ankündigung von Bundesminister
Schmidt, sein Amt als Landwirtschaftsminister in der kommenden Wahlperiode
fortzusetzen wirkt befremdlich und lässt nichts Gutes für die Landwirtschaft erwarten.
Nach eigener Erklärung hat Bundesminister Schmidt „regelrecht angebissen“. Hängt
Bundesminister Schmidt nun an der Angel oder ist es in Wirklichkeit die
Landwirtschaft, die am Haken hängt und jetzt abgewickelt wird? Wer seit Jahren
selbst im Trüben fischt, von dem sind keine Lösungen für die Landwirtschaft zu
erwarten.
Bundesminister Schmidt läutet stattdessen die Bundestagswahl mit Aktionismus ein
und verspricht Besserungen im Düngerecht, bei Tierwohl, im Bodenrecht und für den
Milchsektor. Die Neugestaltung des Düngerechts ist nichts Neues sondern seit
Jahren überfällig. Der Minister muss jetzt also nacharbeiten und endlich ein
konsistentes Recht vorlegen, dass den Umweltanforderungen genügt und der
Landwirtschaft Handlungssicherheit gibt. Auch Schmidts Hoffnungen im Milchsektor
sind reine Augenwischerei. Eine Branchenorganisation ist nicht zu erwarten und die
Molkereien werden nicht plötzlich die Interessen der bäuerlichen Milcherzeuger
vertreten. So sicher wie das Amen in der Kirche ist dagegen die nächste Milchkrise.
Dafür muss man kein Hellseher sein. Auf diese Krise müssen wir vorbereitet sein.
Dafür brauchen wir handfeste Kriseninstrumente, kein freiwilliges Irgendwas. (…)
AUS DEM SPIEGEL - AUSGABE 2/2017 – MICHAELA SCHIESSL:
Landwirtschaft - Der Ignorant
Minister Christian Schmidt setzt unbeirrt auf eine industrielle,
umweltschädigende Agrarindustrie. Dabei raten Experten dringend zur Abkehr.
Modelle für eine funktionierende, nachhaltigere Alternative gibt es bereits. (…)
Gesundes Essen, sauberes Wasser, eine Landwirtschaft ohne Grausamkeit das sollte selbstverständlich sein. Doch der zuständige Minister und die
Bauern missachten die Wünsche der Bürger. Obwohl sie von den
Steuergeldern leben.
Alle Jahre wieder hat der deutsche Landwirtschaftsminister die Weltbühne ganz für
sich: Stets Ende Januar, wenn er als Gastgeber zur Grünen Woche nach Berlin
bittet, der wichtigsten Ernährungs- und Landwirtschaftsmesse der Welt. Es ist das
Hochamt der Branche.
Wenn ein deutscher Landwirtschaftsminister also etwas Bedeutendes zu verkünden
hätte, würde er das genau hier tun, im Scheinwerferlicht.
Christian Schmidt, der amtierende Minister, hat einen anderen Ort vorgezogen. Am
vorletzten Tag des Jahres 2016 - der Großteil des politischen Berlins hatte sich in die
Feiertage absentiert - stellte er in seinem Ministerium still und leise das "Grünbuch"
vor. Es ist nichts Geringeres als sein "Fahrplan für die zukünftige deutsche
Ernährungs- und Agrarpolitik".
Um kein anderes Thema wird gesellschaftlich so hitzig gestritten. Die Frage, was wir
essen, wie Nahrung produziert wird und zu welchem Preis, erregt die Gemüter quer
durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen. Es treibt Bauern vor die
Regierungssitze, Verbraucher auf die Straße, Wissenschaftler zur Verzweiflung und
immer mehr Menschen aus Notwehr zum Dinkelbratling.
Es ist ein unbestreitbarer Fakt: Die Art, wie wir landwirtschaften, beeinflusst die
Gesundheit, die Umwelt, das Klima. Und in letzter Konsequenz das Überleben der
Menschheit. Doch der zuständige Minister lässt diese Zukunftsdebatte mal eben
zwischen Tannenbaum und Silvesterböllern verschwinden wie ein Magier das
Häschen im Hut. Übertroffen wird das gezielte Wegducken nur noch vom
uninspirierten Inhalt des Grünbuchs. Der Fahrplan des Ministers ist, wenn man
die Prosa vom „Bauer-zurück-in-die-Mitte-der-Gesellschaft“ wegstreicht, der
ewig gleich: weiter wie bisher in Richtung Agrarindustrie. (…)
Wie stark die Entfremdung zwischen Tierhüter und Tier mittlerweile ist, wurde
kürzlich auf einer Milchkuhtagung in Niedersachsen deutlich. Da fragte ein Bauer, ein
netter Mann mit Universitätsbildung, einen Tierschutzfunktionär, warum er so
vehement auf Auslauf für die Tiere poche. „Das ist für euch irgendwie ein Symbol,
oder?“ fragte der Bauer. Allen Ernstes. (…)
Der wissenschaftliche Beirat des Landwirtschaftsministeriums hat 2015 eine
Bestandsaufnahe der Tierhaltung in Deutschland angefertigt. Prädikat: nicht
zukunftsfähig. Als das Ergebnis vorab bekannt wurde, hatte Bundesminister Schmidt
plötzlich keine Zeit mehr, an der selbst einberufenen Pressekonferenz teilzunehmen.
(…)
Angesichts der verheerenden Folgen, die die industrielle Landwirtschaft nach sich
zieht, bleibt nur ein Schluss: Das gesamte System ist falsch, krank und hochgradig
pervertiert. Die Krönung des Wahnsinns aber ist, dass viele Bauern trotz der
Ökonomisierung ihres Berufs kaum noch von ihrer Arbeit leben können. (…) Das
Kalkül, im Ausland (durch Agrarexporte, EN) reich zu werden, ist bislang nicht
aufgegangen. (…)
Agrarzeitung: Milcherzeugung in Asien steigt rasch
Laut Agrarzeitung vom 6.1.2017 wächst in Asien wächst die Milchproduktion rasant.
Der Anteil an der Weltproduktion könnte bis 2025 von derzeit 40 auf 60 Prozent
steigen.
Aus DIE ZEIT (2/17):
(…) Schmidts fünfzig Seiten langer „Fahrplan für die deutsche Ernährungs- und
Agrarpolitik“ bleibt voller Schönwetterformeln und Leerstellen….
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz – 3.1.2017:
Landwirtschaftsminister Meyer: Aus Krisen lernen und mit einer
bundesweiten Agrarwende positive Impulse für Tierwohl,
Ökolandbau und Ressourcenschutz setzen
„2017 wird ein entscheidendes Jahr für die Landwirtschaft” –
Niedersachsen übernimmt Vorsitz der Agrarministerkonferenz
Hannover. Im Super-Wahljahr 2017 mit drei Urnengängen im Saarland, in
Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen sowie der Bundestagswahl im Herbst
und bei der anschließenden Landtagswahl in Niedersachsen Anfang 2018 dürfte die
Agrarpolitik eine gewichtige Rolle spielen. Niedersachsen fällt dabei als Agrarland
Nr.1 in Deutschland eine besondere Bedeutung zu: 2017 übernimmt es turnusgemäß
den Vorsitz der Agrarministerkonferenz (AMK) von Bund und Ländern, die
zweimal zusammenkommt – im März in Hannover und im September in Lüneburg.
„2017 wird ein entscheidendes Jahr für die Landwirtschaft“, sagte Agrarminister
Christian Meyer heute (Dienstag) bei der Auftaktpressekonferenz in Hannover. „Wir
müssen aus den Krisen lernen und bundesweit mit einer sanften Agrarwende positive
Impulse für Tierwohl, Ökolandbau und Ressourcenschutz setzen. Da kann man viel
von Niedersachsens erfolgreichem Weg lernen.“
Als diesjähriger AMK-Vorsitzender werde er sich dafür einsetzen, dass Bund
und Länder mit der rechtsverbindlichen Umsetzung einer gemeinsamen
nationalen Tierwohlstrategie „endlich Nägel mit Köpfen machen“. Meyer:
„Landwirte brauchen Planungssicherheit.“ Daher sei ein nationaler Agrarkonsens für
die den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechende Weiterentwicklung der
Tierhaltung notwendig. Um die Landwirte für deren Einsatz beim Tierwohl besser zu
honorieren, sei „eine verbindliche nationale Tierschutz-Kennzeichnung, und nicht
schon wieder eine Freiwilligen-Initiative à la Bundesagrarminister Christian Schmidt
notwendig“. Die Agrarministerkonferenz habe für eine solche Pflichtkennzeichnung
einen konkreten Vorschlag gemacht, den der Bund nur zu übernehmen brauche.
Der Tierschutzplan Niedersachsen sei eine „Blaupause für den Bund“,
ergänzte Meyer. Das Land habe auf dem Gebiet bereits Maßstäbe gesetzt – zuletzt
mit dem Verbot, Legehennen die Schnäbel zu kürzen. Zudem habe die vom Land
eingeführte Ringelschwanzprämie den Ausstieg aus dem Schwänzekupieren bei
Schweinen vorbereitet. „Wir werden bei dem Thema nicht lockerlassen“, stellte der
AMK-Vorsitzende klar. „Herr Schmidt braucht das Rad nicht neu zu erfinden, sondern
sich nur an Niedersachsen ein Beispiel zu nehmen“, sagte Meyer. 2017 müsse nach
den Beschlüssen der Agrarministerkonferenz auch „endlich Schluss sein“ mit dem
millionenfachen Töten männlicher Eintagsküken, die allein deshalb kurz nach der
Geburt sterben, weil sie keine Eier legen können. Schmidt habe angekündigt, dass
im Frühjahr 2017 die technischen Voraussetzungen zur Geschlechterdifferenzierung
im Ei vorlägen. „Die AMK wird ihn in die Pflicht nehmen, es muss ein bundesweites
Verbot geben“, sagte Meyer. Er schlug vor, „dass Bund und Länder gemeinsam
prüfen sollten, inwieweit die Brütereien bei der Umstellung zu unterstützen sind“.
Mehr Tierschutz sei eine Chance für die Landwirtschaft. „Das wollen wir am Beispiel
Niedersachsens zeigen.“
Niedersachsens Agrarminister richtet als AMK-Vorsitzender jedoch nicht nur
den Blick nach Berlin, sondern auch nach Brüssel und zwar im Sinne einer
nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft. Einige Themen liegen
Meyer besonders am Herzen: Dazu zählt die anstehende Reform der Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP) in der EU, die zwar erst in der neuen Förderperiode ab 2020 greift,
für die jedoch bereits in diesem Jahr erste entscheidende Weichen gestellt werden.
„Statt Förderung quasi per Gießkanne an Großbetriebe allein auf Basis von
Flächenbesitz müssen Umwelt- und Natur-Leistungen wie Weidehaltung, das
Anlegen von Blühstreifen sowie Gewässer- und Tierschutz viel besser honoriert
werden“, forderte Meyer.
Auch sei es wichtig, aus der Milchkrise zu lernen. Meyer: „Im vergangenen Jahr
sind wir im Milchsektor Zeugen eines Höfesterbens in einem dramatischen Ausmaß
geworden.“ Tatsächlich gaben in Deutschland binnen eines Jahres rund 4000
Milchviehbetriebe auf. Das sei „ein schmerzlicher Verlust für den ländlichen Raum,
den wir nicht tatenlos hinnehmen sollten“, so Niedersachsens Agrarminister. Kühe
auf der Weide seien „systemrelevant“. Die AMK habe zur Lösung der Milchkrise
einen einstimmigen Beschluss vorgelegt. „Das Zögern des Bundes ist unerklärlich
und verantwortungslos. Vielmehr müssen alle Aspekte, darunter auch die von den
Milchbauern vorgeschlagenen Marktinstrumente umgesetzt werden.“ Die Krise am
Milchmarkt sei „noch lange nicht vorbei. Denn von Preisen um die 30 Cent pro Liter
kann kein Bauer leben. Es müssen mindestens 40 bis 45 Cent sein“, sagte Meyer. Er
forderte erneut eine verpflichtende Mengenreduzierung auf EU-Ebene in
Krisenzeiten. Da der EU-Agrarkommissar und der Bundesminister sich den auch von
den Milchbauern gewollten Marktinstrumenten verweigerten, seien sie
mitverantwortlich für das große Höfesterben im Milchviehbereich. Meyer:
„Warnungen vor solch einem Fiasko gab es genug. Das Nichthandeln unter anderem
von Bundesminister Christian Schmidt im vergangenen Jahr hat die aktuelle Krise
nicht nur verschlimmert, sondern befeuert unweigerlich die nächste.“
Die Stärkung des Ökolandbaus wird beim AMK-Vorsitz Niedersachsens ebenfalls
eine große Rolle spielen. Deshalb sei es wichtig, „dass der Bund die Forderung der
Agrarministerkonferenz gegen die seitens der Kommission weiter anvisierte
Totalrevision der EU-Ökoverordnung endlich umsetzt“, so Meyer. Obgleich im
Dezember 2016 die Verhandlungen zwischen EU-Parlament, dem Ministerrat sowie
der Kommission nach drei Jahren gescheitert seien, halte die Kommission weiter an
der „unsinnigen Reform mit Sonder-Grenzwerten für Ökobauern“ fest. In einem
gemeinsamen Brief mit seinen Länderkollegen forderte Meyer Bundesminister
Schmidt auf, sich im Ministerrat für ein Ende der Reform einzusetzen, wie es die
Agrarministerkonferenz beschlossen habe. „Die bestehende EU-Ökoverordnung
muss mit Augenmaß weiter entwickelt werden, statt neue bürokratische Hürden und
Belastungen für unsere Ökobauern zu schaffen. Eine Total-Revision ist überflüssig
wie ein Kropf.“ Es könne nicht angehen, „dass die Ökolandwirte in ganz Europa
durch die langwierigen Verhandlungen in Brüssel völlig verunsichert werden. Doch
gerade diejenigen, die von der konventionellen Landwirtschaft auf den Ökolandbau
umstellen wollen, brauchen Planungssicherheit“.
Für die Umwelt sei 2017 ebenfalls entscheidend, fügte Meyer hinzu. Insbesondere
der Rückgang der Insekten und Bienen bereite ihm große Sorgen. Neben mehr
Vielfalt auf den Äckern und mehr blühenden Landschaften gehöre dazu auch eine
Reduzierung des für Bienen gefährlichen übermäßigen Pestizideinsatzes in der
Landwirtschaft. Er werde beim Bund darauf drängen, „den Einsatz aller
bienengefährlichen Stoffe zu untersagen. Wir brauchen hier zum Schutz der Imkerei
und der Bienen eine Umkehr der Beweislast. Im Zweifel für die Honigbiene“, sagte
Meyer. „Sie ist das wichtigste Nutztier des Menschen. Ohne die fleißigen Bestäuber
wäre uns die Lebensgrundlage nahezu entzogen.“ Und deshalb bleibe es ein Ziel,
Pflanzenschutzmittel so weit wie möglich zu reduzieren. Daher müssten noch andere
potenziell bienengefährliche Stoffe, darunter die Neonikotinoide, wie in Frankreich
verboten werden. Denkverbote dürfe es dabei nicht geben. „Auch eine
Pflanzenschutzmittelabgabe wie in Dänemark halte ich zur Reduzierung des
Verbrauchs für sinnvoll“, so der AMK-Vorsitzende.
Ein besonderes Jahr ist 2017 überdies mit Blick auf das höchst umstrittene Pestizid
Glyphosat, das die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation als für
den Menschen „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte: Ende dieses Jahres
läuft die im Sommer 2016 von der EU erteilte vorläufige Weiter-Genehmigung aus.
Deshalb muss 2017 über die endgültige Verlängerung der Zulassung entschieden
werden. Meyer: „Insbesondere die Übernahme von Monsanto durch Bayer sehe ich
mit großer Sorge. Auch hierzu erwarten wir Berichte auf der nächsten
Agrarministerkonferenz.“ Zu befürchten sei die Entstehung eines QuasiWeltmonopolisten im Bereich der Pestizide und des Saatguts mit erheblichen
negativen Folgen für die bäuerliche Landwirtschaft. Auch die Bewertung von
Glyphosat müsse nach rein fachlichen Kriterien in Bezug auf die Auswirkungen für
Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft und nicht nach ökonomischen
Standortinteressen erfolgen. Meyer: „Der Bund sollte die vielen Kritiker daher deutlich
ernster nehmen als bislang.“
KASTENSTÄNDE SAUEN:
Das hessische Agrarministerium verlangt in einem Erlass zur Haltung von Sauen in
Kastenständen: Alle Ferkelerzeuger, deren Kastenstände nicht der aktuellen
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung bzw. dem Magdeburger Urteil zu
Kastenständen entsprechen, müssen ein Konzept für die Umrüstung ihrer Ställe
erarbeiten. Dies muss innerhalb von sechs Monaten oder in begründeten
Ausnahmefällen innerhalb von zwölf Monaten erfolgen. Anhand des Konzeptes
werden die zuständigen Behörden dann im Einzelfall über die Maßnahmen zur
Umsetzung der haltungsvorgaben entscheiden.
WEIDETIERHALTUNG UND WÖLFE:
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
und Umweltminister Stefan Wenzel erörtern Probleme mit
neuen Wolfspopulationen
Bei einem Treffen am Mittwoch in Hannover haben Vertreter des niedersächsischen
Landesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) mit
Umweltminister Stefan Wenzel Probleme erörtert, die durch neue Wolfspopulationen
für die Weidetierhaltung und das Leben im ländlichen Raum entstanden sind.
Der Umweltminister erläuterte, dass neben der verstärkten Förderung der
Weidetierhaltung auch der Schutz der Weidetiere durch Zaunbau und andere
Maßnahmen intensiviert werden solle. Zugleich sollten auch die rechtlichen
Regelungen und Abläufe für Vergrämungsmaßnahmen entbürokratisiert werden.
Beim Vorgehen gegen auffällige Wölfe, das gesetzlich geregelt sei, werde sich die
Landesregierung dafür einsetzen, dass die Vorgaben zum Beispiel im Naturschutz-,
im Jagd- und im Waffenrecht ein schnelleres und flexibleres Handeln ermöglichten.
Wenn diese Maßnahmen nicht erfolgreich seien, so Minister Wenzel, könne auch
erneut ein Wolf getötet werden. Niedersachsen sei bislang das erste und einzige
Bundesland, in dem auch schon so entschieden worden sei.
Die finanziellen Mittel für Entschädigungen sowie für wolfssichere Zäune und
personelle Hilfen beim Aufbau von Zäunen sollen aufgestockt werden. Auf
Bundesebene setze sich die Landesregierung weiter dafür ein, die Entwicklung der
Wolfspopulationen untersuchen zu lassen und genauere Informationen zur Definition
eines artenschutzrechtlichen „guten Erhaltungszustandes“ zu erhalten.
Grundsätzlich könnten auf dieser Grundlage in Zukunft auch
Regulierungsmaßnahmen des Wolfsbestandes veranlasst werden.
Der AbL-Landesvorsitzende und Milchbauer Ottmar Ilchmann stieß mit seiner
Forderung nach umfassender und vorbehaltloser Kommunikation vor Ort auf ein
entsprechendes Interesse des Umweltministeriums. Ilchmann und Wenzel
vereinbarten einen regelmäßigen Dialog über die Sorgen und Probleme der
betroffenen Nutztierhalter. Bei den neuen Wolfspopulationen in Deutschland, so
Ilchmann, könne man nicht automatisch davon ausgehen, dass deren Verhalten
gegenüber Weidetieren und Menschen den Erfahrungen mit Wölfen in anderen
Ländern entspreche. Deshalb seien alle Berichte und Hinweise über das Verhalten
von „Problemwölfen“ wichtig, um das Verhalten der Wölfe und deren Reaktionen auf
Maßnahmen richtig einschätzen und auswerten zu können – durch konsequente
Maßnahmen im Interesse der Sicherheit der Menschen und eines wirksamen
Schutzes der Weidetierhalter.
2.555 Zeichen – 5.1.2017
Voll daneben.
(…) Geht die ganzjährige Schonzeit des Wolfes in Sachsen dem Ende entgegen? Es
mute schon seltsam an, dass die Union den Wolf nunmehr zu Thema mache, sagt
ein Jäger und CDU-Mitglied aus Niesky. Insbesondere im Norden des Landkreises
Görlitz ist die Jägerschaft nicht zufrieden. Es gäbe zu viele Wölfe, der Bestand
müsse reguliert werden, ist auf Versammlungen in der Oberlausitz zu hören. "Wenn
die Landesregierung nicht reagiert, wählen wir im Herbst geschlossen AfD. Die
brauchen in Dresden einen Denkzettel", fasst ein Weidmann aus Kodersdorf
bei Görlitz die Stimmung an der Neiße zusammen. … (aus einem Bericht von
MDR Sachsen zum Wolfsproblem - 7.1.2017)
NITRATBERICHT 2016:
AUS TAZ – JOST MAURIN – 6.1.2017:
„Letztlich bezahlen die Verbraucher“
IM INTERVIEW: FRIEDHELM TRAUBE, 61, ist Agrarwissenschafts-Professor in Kiel
und Mitglied im agrarpolitischen Beirat der Bundesregierung. (…)
Wie schlecht sind die Nitratwerte im Grundwasser?
Das zeigt am besten die Auswertung der 700 repräsentativen Messstellen unter
Agrarflächen, die Deutschland an die EU meldet. Hier muss Deutschland
nachweisen, dass sich die Situation verbessert, um Nitrat- und
Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen – das ist aber nicht der Fall, die Hälfte der
Brunnen weist deutlich erhöhte Werte auf und davon wiederum die Hälfte sogar mehr
als den Trinkwassergrenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter. Weil es hier also
keine Besserung gibt, hat die EU Deutschland verklagt. Frankreich ist es bereits vor
einem Jahr genauso ergangen und dort wurde eine Strafzahlung von 1 Milliarde Euro
verhängt, soweit sollte es die deutsche Regierung nicht kommen lassen.
Manche Bauern beklagen, die EU-Kommission habe behauptet, in Deutschland
seien die Nitratwerte so schlecht wie in Malta – obwohl das nicht stimme.
Das stimmt auch nicht. Deutschland hat einmal, 2007/2008, Brüssel die Daten eines
nationalen Messnetzes gemeldet, das nicht mehr repräsentativ war. Die EUKommission hat die Daten in eine Reihe mit den Zahlen aller europäischen Länder
aus dem Netz der Europäischen Umweltagentur gestellt. Da hat man Äpfel mit Birnen
verglichen. In Wirklichkeit liegen wir in der EU in etwa im Mittelfeld.
Wie lässt sich belegen, dass hauptsächlich die Landwirtschaft verantwortlich
ist für die Nitrateinträge ins Wasser?
Die Messwerte zum Beispiel aus Wäldern und Siedlungen sind wesentlich niedriger
als in Grundwasser unter Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Und wir
haben derzeit einen Stickstoffüberschuss in der Landwirtschaft von knapp 100
Kilogramm Stickstoff je Hektar und Jahr. Das bedeutet: Pro Hektar und Jahr werden
100 Kilogramm mehr ausgebracht, als die Pflanzen aufnehmen können. Oder anders
ausgedrückt: Allein der Stickstoffüberschuss entspricht in Deutschland einer Menge
von 250.000 Lkw-Ladungen an Stickstoffdünger – jedes Jahr!
Welche Zweige der Landwirtschaft sind die größten Nitratquellen?
Erst mal ist es die Intensivtierhaltung in Kombination mit sandigen Böden, die nur
wenig Nitrat aus dem Wasser filtern können. Hier fällt aber besonders viel Gülle an.
Und der zweite große Problembereich ist der Gemüsebau etwa in Rheinland-Pfalz. In
diesen Kulturen wird einfach mit sehr viel Stickstoff gedüngt. (…)
Wie muss das Düngerecht geändert werden?
Zentral ist, dass Düngebehörden wirklich kontrollieren können müssen, wie hoch die
Nährstoffüberschüsse des jeweiligen Betriebs sind. Bei den Ämtern müssen alle
Daten über die Fläche, den Tierbesatz sowie den Zukauf von Düngern und den
Verkauf von Produkten in Form von Stickstoffeinheiten zusammenfließen. Dazu
müssen die Bauern eine Stoffstrombilanz erstellen. Und die Düngeverordnung muss
endlich Instrumente bereitstellen, um Fehlverhalten zu sanktionieren.
Wie beurteilen Sie die nun geplante Reform der Dünge-Vorschriften?
Sie ist ein zu später und zu kleiner Schritt, jedoch immerhin in die richtige Richtung.
Aber nach der Einigung der Koalition müssten nur Betriebe mit sehr viel Tieren je
Hektar eine Stoffstrombilanz vorlegen. Das sind lediglich 5 bis 8 Prozent aller Höfe.
So wird sich die Grundwasserqualität nicht ausreichend schnell verbessern. Die
Wissenschaft plädiert daher massiv dafür, im Abstimmungsprozess mit dem
Bundesrat nachzubessern, sonst bleibt der Druck auf Deutschland seitens der EU
berechtigterweise erhalten, ebenso wie das Drohszenario der Strafzahlungen.
HTTP://WWW.TAZ.DE/AGRAREXPERTE-UEBER-DUENGERECHT/!5368378/
LINKS ZU AKTUELLEN AGRAR-STUDIEN:
Greenpeace
http://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/her-mit-dem-guten-leben
Germanwatch
Gemeinsam mit verschiedenen Partnern veröffentlicht Germanwatch folgende
Publikationen:

KONZERNATLAS 2017 Daten und Fakten über die Agrar- und Lebensmittelindustrie
Vorstellung im Rahmen einer Pressekonferenz am 10.1.2017 in Berlin
(ab dem 10.1., 09:30 Uhr kann der Atlas hier abgerufen werden >>>)

„Fundamente statt Säulen: Vorschläge für eine Neuausrichtung der
europäischen Agrarpolitik"
eine Studie im Auftrag von Martin Häusling, Mitglied im EU-Parlament
(12.1.2017, 10.30 bis 14 Uhr, Europäisches Haus, Unter den Linden 78, 10117
Berlin)
ZWEIERLEI VERANSTALTUNGEN:
BLW
KUNDGEBUNG Dialog statt Protest - Wir machen Euch satt
3.0
pd, am Donnerstag, 05.01.2017
Berlin - Zu der Kundgebung "Dialog statt Protest - Wir machen Euch satt 3.0"
laden Landwirtinnen und Landwirte 2017 bereits zum dritten Mal ein. Begleitet
wird sie von zahlreichen regionalen Aktionen in ganz Deutschland. 2016 hatten
an der Veranstaltung rund 1.500 Bäuerinnen und Bauern von konventionellen
und biologisch bewirtschafteten Höfen teilgenommen.
Die mediale und gesellschaftliche Auseinandersetzung um die "richtige"
Landwirtschaft ist zu einem ideologischen Dauerstreit geworden, in der die
Landwirtschaft in „böse“ und „gut“ eingeteilt wird. Die Art und Weise der Kritik an
konventioneller Landwirtschaft ist dabei streckenweise außer Kontrolle geraten. Die
Missachtung trifft viele Familienbetriebe und die Menschen in der Landwirtschaft bis
ins Herz. Betroffen sind hiervon vor allem die tierhaltenden Betriebe, unabhängig von
ihrer Wirtschaftsweise (bio/konventionell). Gleichzeitig wissen die Verbraucher immer
weniger, wie heute Lebensmittel erzeugt werden.
Vor diesem Hintergrund wollen die Initiatoren der Kundgebung eine vorurteilsfreie
Betrachtung der modernen Landwirtschaft voranbringen, eine Landwirtschaft, die die
Grundlage ist für die künftige Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung.
Die Kundgebung "Dialog statt Protest - wir machen Euch satt 3.0 findet statt:
am 21. Januar 2017, Washingtonplatz (Hauptbahnhof), Berlin, Beginn 9.00 Uhr
DEMONSTRATION „WIR HABEN ES SATT“
Vor der Demo
Fr. 20.1. ab 18 Uhr
„SCHNIPPELDISKO"
Mit: Slow Food Youth Deutschland, INKOTA-netzwerk, Green Music Initiative,
Bündnis Junge Landwirtschaft, Die Freien Bäcker. Zeit für Verantwortung
und Fläming Kitchen
Ort: ZK/U, Siemensstraße 27, Berlin-Moabit
weitere Infos
Sa. 21.1., 8 bis 10 Uhr
BAUERNFRÜHSTÜCK
in der Markthalle Neun,
Eisenbahnstraße 42/43,
Berlin-Kreuzberg
Sa. 21.1. ab 8.30 Uhr
TRAKTORUMZUG zum Potsdamer Platz
Auf zur Demo
Sa. 21.1., 12 Uhr
AUFTAKTKUNDGEBUNG
am Potsdamer Platz
anschließend
DEMONSTRATIONSZUG
mit Treckerkonvoi
ab ca. 14 Uhr
ABSCHLUSSKUNDGEBUNG
mit Konzert von Vello Público am Brandenburger Tor
Nach der Demo
Sa. 21.1., 15 bis 19 Uhr
SUPP´N TALK
Aufwärmen – Genießen – Vernetzen – Diskutieren bei Essen und heißen Getränken
von der Fläming Kitchen
Ort: Heinrich-Böll-Stiftung,
Schumannstraße 8, BerlinMitte (Nähe Hbf.)
BRAUNE „GRÜNE WOCHEN“:
AbL: Schluss mit der Beschönigung der Rolle der „Grünen
Woche“ im Dritten Reich!
Bauernverband und Ernährungsindustrie-Vereinigung als ideelle
Träger der Messe in der Pflicht
Scharfe Kritik an der „schönfärberisch-banalisierenden Beschreibung“ der Rolle der
"Grünen Woche" im Dritten Reich übt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL). Der niedersächsische Landesverbands-Pressesprecher
Eckehard Niemann forderte die ideellen Träger der Messe, den Deutschen
Bauernverband und die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie, auf,
endlich die schon im Vorjahr angekündigte Aufarbeitung der Geschichte der "Grünen
Woche" anzugehen.
Stattdessen, so die AbL, würden auch in diesem Jahr in den PR-Ankündigungen zur
Historie der Messe erneut die gleichen verniedlichenden Banalitäten aus dieser Zeit
präsentiert. Die NS-Zeit wie auch die "Grüne Woche" seien aber mitnichten
gekennzeichnet gewesen durch neue grafische Ähren-Symbole, Maul- und
Klauenseuche oder "Ernährungsuhren": „Kennzeichnend war vielmehr die
Einbindung der "Grünen Woche" in eine "Erzeugungsschlacht", die auf eine
weitgehende Nahrungs- und Rohstoff-Autarkie (Selbstversorgung) zur Vorbereitung
und Ermöglichung eines raschen Eroberungskriegs zielte - mit Ausplünderung der
agrarischen Ressourcen der eroberten Länder und der Organisation von Vertreibung,
Vernichtung und Sklavenarbeit auch im Bereich der Landwirtschaft."
Die AbL verweist auf die von Christoph Studt herausgegebene Datensammlung "Das
Dritte Reich", in der es unter dem Datum 27.1.1939 heiße: "Die ´Grüne Woche´ wird
eröffnet. Reichsführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Darré,
spricht über die Bedeutung, die ´dem deutschen Bauern als Blutsquell des deutschen
Volkes zukomme und wie die deutsche Landwirtschaft ringe, das deutsche Volk trotz
seiner eingeengten Ernährungsbasis zu ernähren´ (C.H. Beck, 2002, S. 95). --Gleich im nächsten Absatz dieser Chronik heiße es übrigens am 28.1.1939: "Das
Reichsministerium verbietet Juden, auf Märkten Waren zu verkaufen."
AbL-Sprecher Niemann: Unter der Leitlinie "Kanonen statt Butter" wurde von den
Nazis eine Prioritätensetzung vorgenommen, die Darré in seiner Rede auf der
Grünen Woche 1936 als "bewußte Lenkung des Verbrauchs" als "wertvoller
Ergänzung der Erzeugungsschlacht" und als Instrument zur Entlastung der
Devisenbilanz darstellte. Die "Ernährungsrichtlinien für die Verbrauchslenkung"
verlangten von der Bevölkerung materielle Entbehrungen bei gleichzeitiger
Leistungssteigerung. Den Menschen wurde vorgegaukelt, es gehe um ihre
"Ernährungssicherung" - in Wirklichkeit ging es darum, im geplanten 2. Weltkrieg zu
vermeiden, dass - wie im 1. Weltkrieg - der Hunger der Bevölkerung die Fortsetzung
des Krieges gefährdete. Im Buch "Brot-Butter-Kanonen" (Akademie-Verlag, Berlin,
1997) zitieren Gustavo Corni und Horst Gies in diesem Zusammenhang auf Seite
360 entsprechende Reden Görings und auch den Inhalt einer Tagung der
"Wehrwissenschaftlichen Gesellschaft" im Jahre 1936: "Wie kann durch geeignete
psychologische Einflussnahme die Ernährungsweise unseres Volkes so umgestaltet
werden, daß die deutsche Nahrungsfreiheit erreicht wird, und in welcher Richtung
müssen die psychologischen Mittel gesucht werden, um eine solche im Kriegsfall
notwendige Umstellung in der Ernährung ohne Schädigung der Massenpsyche
durchzuführen?"
Auch in dieser Tradition stehe die "Grüne Woche", so die AbL – deshalb „wäre es
redlich, dies nicht zu verschweigen oder zu beschönigen.“
7.1.2017
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