Diesen Beitrag als PDF herunterladen

Betriebsleitung
GQ stärkt bayerische
Schweinehalter
R
egionalität ist beim Verbraucher
gefragt wie nie zuvor. Darauf
lässt die explosionsartige Entwicklung des Herkunfts- und Qualitätsprogramms „Geprüfte Qualität –
Bayern“ (GQ) für Schweinefleisch
schließen. Nach dem Start von GQ
Schwein vor zwei Jahren kommt bereits etwa jedes zweite in Bayern erzeugte Schlachtschwein aus diesem
Programm.
Der Durchbruch kam, als Edeka Südbayern Anfang 2013 in das Programm
eingestiegen war. „Das war wie eine In-
Boni für GQ-Schweine
Schlachthof
GQ-Zuschlag
in ct/kg SG
Aub (Neckermann)
1
Bayreuth (Müller)
1
Crailsheim (Vion)
1
Erlangen (Contifleisch)
1
Hof (Schiller Fleisch)
2
Ingolstadt (Meilinger)
2
Landshut (Vion)
2
München (Leidmann)
2
Straubing (Vion)
2
Ulm (Müller)
2
Vilshofen (Vion)
2
Waldkraiburg (Vion)
2
Quelle: Angaben der Schlachthöfe und
Vermarkter
Diese Schlachthöfe kaufen GQ-Schweine. Die Boni reichen von 1 bis 2 Cent.
6 top agrar südplus
itialzündung“, blickt Dr. Christian Kagerer, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Qualitätssicherung Bayern (LQB) GmbH, zurück. Weitere
große Lebensmitteleinzelhändler und
Discounter zogen nach, sodass der Bedarf an GQ-Ware rasch anstieg.
Für zusätzlichen Nachfrageschub
sorgte die Beteiligung von Fleischverarbeitern am Programm. „Wenn ein wertbestimmender Bestandteil, wie z. B.
Schweinefleisch, zu 100 % GQ zertifiziert ist und dieser mindestens 60 % eines Lebensmittels ausmacht, dann
kann auch das Fleischerzeugnis GQ
zertifiziert werden“, erläutert Kagerer.
Um die Nachfrage nach bayerischem
Schweinefleisch bedienen zu können,
sind fast alle großen Schlachtbetriebe
in Bayern in die Produktion von GQ
Schwein eingestiegen (siehe Übersicht).
Mit im Boot sind unter anderem die
Vion-Standorte Vilshofen, Landshut
und Waldkraiburg ebenso wie die Mittelständler Schiller Fleisch in Hof und
Contifleisch in Erlangen.
Zudem sind auch zwei grenznahe
Schlachtstätten in Baden-Württemberg, Vion Crailsheim und die Ulmer
Fleisch Schlacht- und Zerlegebetriebe,
für GQ 
Schwein zertifiziert. Beide
Standorte schlachten traditionell auch
viele Mastschweine aus Bayern.
Zwei Cent Zuschlag: D
er zuneh-
mende Wettbewerb hat zu einem Anstieg der Zuschläge für GQ-Schweine
geführt. Nachdem die Schlachtbetriebe
anfangs flächendeckend 1 
ct/kg SG
Foto: Dorsch
Die Nachfrage nach Schweinen aus dem Programm „Geprüfte Qualität – Bayern“
wächst rasant. Wie groß ist der Boom tatsächlich? Welche Folgen hat er für die Ferkel­
erzeuger und Mäster im Freistaat?
Dr. Christian Kagerer ist Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Qualitätssicherung GmbH.
zahlten, haben im Mai viele Unternehmen den Bonus auf 2 Cent angehoben.
„Wir erwirtschaften die 2 Cent zwar
nicht komplett beim Wiederverkauf,
aber wir sehen GQ als gute Investition
in die Zukunft“, argumentiert Hans
Auer, Vorstandsvorsitzender der EG
Südostbayern und Geschäftsführer
der Vion-Schlachtbetriebe Vilshofen,
Landshut und Straubing.
Bei den bayerischen Schweinemästern stößt das Programm auf große Resonanz. Laut LQB waren Mitte Juli
etwa 2 000 Schweinemäster mit insge-
Foto: agrarfoto.com
Regionalität hat Aufwind. Rund 50 % der bayerischen Mastschweine werden bereits über das GQ-Programm vermarktet.
samt 1,3 
Mio. Mastplätzen für GQ
Schwein gemeldet. Auch wenn nicht
auf allen Plätzen Programmtiere gemästet werden, dürften auf das Jahr
hochgerechnet rund 3 
Mio. GQSchweine erzeugt werden. Das entspricht etwa der Hälfte der in Bayern
gemästeten Schweine.
60 bis 70 % GQ-Schweine: D
ie Rück-
meldungen der Erzeugergemeinschaften lassen sogar auf noch höhere Quoten schließen. „Von unseren jährlich
vermarkteten 550 000 Schweinen sind
61 % GQ-Schweine“, sagt Franz Mit­
terberger, der bei der VVG Ober­
bayern-Schwaben die Schweinevermarktung verantwortet. Auf gleichem
Niveau ist der GQ-Anteil bei der EG
Südostbayern.
Die
Erzeugergemeinschaft
für
Schlachtvieh Oberpfalz, die fast ausschließlich an Contifleisch in Erlangen
vermarktet, kommt sogar auf eine
Quote von 71 %. „GQ wird immer
wichtiger“, beobachtet EG-Mitarbeiter
Heinrich Promberger.
Sicher ist, dass GQ bereits jetzt zu ei-
ner Verschiebung der Warenströme bei
den Schlachtschweinen geführt hat.
„Es bleiben mehr Tiere in süddeutschen GQ-Schlachtbetrieben“, sagt
Burkard Hock, Geschäftsführer der
EG Franken-Schwaben.
Wird GQ noch weiter zulegen? Dafür spricht die vergleichsweise einfache
Umsetzung für die Mastbetriebe. Diese
müssen QS-Ferkel beziehen und eine
GQ-Zertifizierung durchführen, die
parallel zur QS-Kontrolle läuft. Zusätzlich gelten weitere Qualitätsbestimmungen, wie die Begrenzung der Transtop agrar südplus 7
Betriebsleitung
„Geprüfte Qualität – Bayern“
(GQ) ist ein staatliches Programm
zur Qualitäts- und Herkunfts­
sicherung, das die Einhaltung der
bayerischen Herkunft und
festgelegter Qualitätskriterien
stufenübergreifend in der Lebensmittelkette kontrolliert.
GQ beschränkt sich nicht nur
auf Schweinefleisch, sondern erstreckt sich mittlerweile auf
17 Produktbereiche, von Rindfleisch über Masthähnchen, Puten
und Eier bis hin zu Brotgetreide,
Kartoffeln und Gemüse.
Zeichenträger ist das bayerische
Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, als
Lizenznehmer fungiert die Landwirtschaftliche Qualitätssicherung
Bayern GmbH (LQB). Die Zertifizierung und Kontrolle aller Programm-Teilnehmer führen
zugelassene Zertifizierungsstellen
durch.
portzeit auf vier Stunden und ein pHWert im Kotelett von mindestens 5,8.
Bayerische Ferkel sind knapp.Zum
Foto: agrarfoto.com
begrenzenden Faktor beim weiteren
Ausbau von GQ könnte die Ferkelherkunft werden. Denn ins Programm
kommen nur Tiere, die auch in Bayern
geboren sind.
Klar ist, dass GQ bayerische Ferkel
Foto: agrarfoto.com
Was ist GQ?
Anlieferung von Programm-Schweinen an den Schlachthof Vilshofen, der GQ-Tiere
erfasst und dafür 2 ct/kg SG Bonus bezahlt.
attraktiver macht. „Die Mäster stallen
tendenziell wieder mehr bayerische
Herkünfte ein“, beobachtet Burkard
Hock, Geschäftsführer der EG Franken-Schwaben. Franz Mitterberger von
der VVG Oberbayern-Schwaben bestätigt das: „Die Mäster suchen bayerische
Ferkel.“ Diese sind inzwischen knapp
und begrenzt verfügbar, zumal Bayern
1,5 Mio. Ferkel pro Jahr importiert.
Allerdings schlägt der GQ-Zuschlag
nicht voll auf den Ferkelpreis durch.
Denn beim Ferkelbezug gibt es eine
weitere Entwicklung, die sich infolge
des novellierten Arzneimittelgesetzes
noch weiter verstärken könnte: der
Trend zu großen Einstallgruppen aus
einem Betrieb.
Hier haben die bayerischen Erzeuger
aufgrund der kleineren Strukturen einen Nachteil gegenüber anderen Regionen. Das führt dazu, dass viele Mäster
weiterhin lieber große Ferkelpartien einer Herkunft überregional zukaufen
als auf bayerische Ferkel umzustellen.
Zu einer Stabilisierung der Preise für
heimische Ferkel im Vergleich zu anderen Herkünften dürfte der Nachfrageboom aber führen. Zudem ist die psyDie GQ-Tiere müssen in Bayern geboren
sein. Hier ein Schwein aus einem Betrieb
im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.
8 top agrar südplus
chologische Wirkung für die Erzeuger
nicht zu unterschätzen, nach dem
Motto „Unsere Ferkel werden gebraucht“.
Die Stimmung der Ferkelerzeuger
hat sich nach Beobachtung vieler Vermarkter wieder etwas aufgehellt.
Hauptgrund dafür sind die höheren Erlöse in den letzten zwei Jahren. Aber
die Investitionsbereitschaft ist zurzeit
weiterhin gering. Mittelfristig geht
Hans Auer von der EG Südostbayern
jedoch von einer Stabilisierung der Sauenhaltung in seiner Region aus, weil die
Bedeutung der regionalen Herkunft
weiter zunimmt. Klaus Dorsch
Schnell gelesen
• Mittlerweile werden jährlich
rund 3 Mio. Schweine aus
Bayern als GQ-Tiere
vermarktet.
• Zwölf Schlachtbetriebe sind
für GQ Schwein gemeldet.
Sie zahlen zwischen 1 und
2 Cent Bonus.
• Wegen GQ bleiben mehr
Schweine in süddeutschen
Schlachthöfen. Die Auswir­
kungen auf den Ferkelpreis
halten sich bisher in Grenzen.