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1/2017
Das Magazin für Privatkunden der WIR Bank Genossenschaft
Neue WIR Bank
Die ersten Reaktionen
Museum ohne
Öffnungszeiten
Wein und Sein
in Erlinsbach
Award für Albin von Felten
Rot und rund
Das neue Markenzeichen
der WIR Bank
Die Neffen des WIR
Komplementärwährungen
1
144 Seiten «Faszination WIR»
82 Jahre sind seit der Gründung der WIR Bank Genossenschaft vergangen. Das Buch «Faszination
WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier» beleuchtet Aspekte einer spannenden
Firmengeschichte, setzt dazu bereits beim Börsencrash von 1929 ein und zeigt die Zukunftschancen
der Komplementärwährung WIR auf. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, kann zu einem Vorzugspreis, aber auch über die WIR Bank bezogen werden.
Das WIR-System der WIR Bank unterstützt die Schweizer
Binnenwirtschaft und ist in seiner Grösse und Nachhaltigkeit weltweit einzigartig: Was 1934 als Netzwerk von 300
Firmen und Privaten begann, umfasst heute 50 000 KMU,
die 2013 unter sich einen Mehrumsatz von 1,43 Mrd. CHW
generierten. In seinem Buch «Faszination WIR» zeigt Hervé
Dubois auf, wie diese spannende Erfolgsgeschichte möglich war, welche Hürden dabei genommen werden mussten und was auch in Zukunft der okönomische Nutzen einer Komplementärwährung in einer von Wachstums- und
Profitdenken geprägten Wirtschaftsordnung ist.
Hervé Dubois wurde in La Chaux-de-Fonds geboren und
wuchs in Zürich auf. Nach der Matur studierte er Wirtschaftswissenschaften und Publizistik an der Hochschule
St. Gallen. Während 20 Jahren war Dubois in der Region
Basel als Redaktor bei Tageszeitungen, bei der Schweizerischen Depeschenagentur und als Radiojournalist tätig. 1995 wechselte er zur WIR Bank Genossenschaft, wo
er bis zu seiner Pensionierung 2014 als Kommunikationsleiter tätig war. Heute lebt Hervé Dubois im Wallis.
Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekula­
tionen und Profitgier. 144 Seiten, Hardcover, Leinen­
struktur mit Prägung
Erhältlich ist das Buch in allen Buchhandlungen (ISBN
978-3-03781-075-0) zum Preis von 34 CHF (Richtpreis).
Das Buch kann – solange der Vorrat reicht – auch über die
WIR Bank zum Vorzugspreis von 20 CHF oder 20 CHW
bezogen werden, und zwar
– per Post mit dem unten stehenden Talon*
– per E-Mail (s. Talon)*
– in den Filialen und Agenturen der WIR Bank
* Portokosten werden nicht verrechnet
✂........................................................................................................................................................................................
TALON
Bitte senden Sie mir ….... Exemplar(e) des Buchs «Faszination WIR» zum Preis von 20.–/Exemplar an diese Adresse:
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Ich bezahle mit WIR. Bitte belasten Sie mein WIR-Konto Nr. ........................................
Ich bezahle mit CHF. Bitte belasten Sie mein
Kontokorrentkonto Nr. ………..................................… Sparkonto Nr. ...........................
Ich bezahle mit CHF nach Erhalt einer Rechnung (Lieferung nach Zahlungseingang)
Talon einsenden an WIR Bank, Marketing, Auberg 1, 4002 Basel. Oder bestellen Sie das Buch per E-Mail bei Nadja
Maurer: [email protected] (bitte gewünschte Anzahl Bücher, Adresse und Zahlart mit Kontonummer angeben).
Januar 2017
Vom Meldereiter zur E-Mail
Editorial
Wenn Sie in Sachen Bankgeheimnis Mitte Jahr Post von der WIR
Bank erhalten, ist Gelassenheit
angesagt.
Das waren noch Zeiten, als Pferde, Kutschen und Schlitten
die modernsten Verkehrsmittel waren. Letzte Zeugen dieser
Epoche sind Familiennamen wie Wagner, Sattler oder Fuhrmann. Oder Museen wie das Museum für Pferdestärken in
Basel. Seit einigen Monaten ist auch dieses nur noch Geschichte: Die Räumlichkeiten sollen anders genutzt werden,
die Ausstellungsobjekte traten ihre letzte Reise an, in ein Depot in Pratteln. Konser­vatorisch das Beste, was den Kutschen
und Schlitten passieren konnte, für die Liebhaber dieser Gefährte und für viele Sonntagsausflügler ein herber Verlust.
Die Chancen, eines der sperrigen Objekte wiederzusehen,
sind gering – es sei denn, man holt sich die Google-App
Arts & Culture auf das Smartphone. Sie ermöglicht einen
virtuellen Rundgang durch die letzte Ausstellung – die Kutschen und Schlitten bleiben dem Liebhaber und Laien digital zugänglich (S. 32).
Geht es nach Daniele Turini, dem eCulture-Verantwortlichen des Historischen Museums Basel HMB, so werden
im Jahresrhythmus weitere Sammlungen virtualisiert.
Nicht, weil man die stolzen Häuser schliessen und die Objekte einmotten will, sondern als weltweit zugängliche Appetizer für einen Besuch in der realen Welt. Das HMB will
2017 zu den weltweit innovativsten Stadtmuseen der Welt
gehören. Diese Vision versteht Turini als Treiber, weiterhin
kreativ zu bleiben. Denn mit Virtualisierungen von Rundgängen ist es auf Dauer nicht gemacht, wenn ein Historisches Museum erfolgreich bleiben und neue – sprich:
auch jüngere – Besucherschichten ansprechen will.
Erfolgreich bleiben will auch die WIR Bank Genossenschaft, weshalb sie letzten November mit einem neuen
Markenzeichen und neuen Inhalten, nämlich digitalen
Angeboten, aufgetreten ist. Sie richten sich zunächst an
KMU – seit 1934 die Stammkundschaft der WIR Bank –,
aber noch dieses Jahr wird auch für die digital-affinen Privatkunden ein spannendes Vorsorgeprodukt eingeführt.
Es bleibt abzuwarten, ob es für ebenso grosse Schlagzeilen sorgen wird wie die Ankündigung der WIR Bank, dass
sie von ihren Kunden die Entbindung vom Bankkundengeheimnis fordert. «Das Bankgeheimnis ist schon lange
tot», sagte der Finanzexperte Rino Borini im WIRplus-­
Inter­view von November 2016. So gesehen ist die WIR Bank
nur konsequent. Wenn Sie also in Sachen Bank­geheimnis
Mitte Jahr Post von der WIR Bank erhalten, ist Gelassenheit angesagt: Auch nach einem Verzicht ändert sich für Sie
materiell nichts: Alle Daten bleiben vor dem Zugriff Dritter
selbstverständlich vollumfänglich geschützt. Was sich vereinfacht, ist der Informationsfluss zwischen Ihnen und der
Bank: Sie haben der WIR Bank eine E-Mail geschickt?
Dann schickt die WIR Bank keinen Meldereiter los, sondern
antwortet ebenfalls per E-Mail. Dank der Entbindung vom
Bankgeheimnis schnell, einfach und zeitgemäss (S. 7, S. 36).
Daniel Flury
Chefredaktor
Erfolgreich und schlagkräftig
Tennisspieler Claude Mory, den wir im letzten
WIRplus vorgestellt haben, ist nach den Geneva Senior Open von Platz 9 auf den 5. Platz der Weltrangliste (Kategorie Ü 85) vorgestossen. Wir gratulieren!
1
WIRplus Kundenmagazin
Genossenschaften werden
Weltkulturerbe
«Die Idee und Praxis der Genossenschaft» zählt neu zum immateriellen Weltkulturerbe. Die UNESCO hat an ihrer Sitzung vom
30. November 2016 in Addis Abeba auf Antrag Deutschlands die Aufnahme der Genossenschaften in die Repräsentative Liste beschlossen.
Die Schweizer IG Genossenschaftsunternehmen (IGG)
zeigt sich über diesen Schritt der UNESCO sehr erfreut:
«Genossenschaften setzen sich auf der ganzen Welt und
in verschiedensten Bereichen zum Nutzen ihrer Mitglieder ein», sagt Werner Beyer, Präsident der IGG. «Mit der
Aufnahme der Idee und Praxis der Genossenschaft in die
Repräsentative Liste der UNESCO wird die Leistung, welche Genossenschaften tagtäglich erbringen, anerkannt»,
so Beyer.
Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung der
WIR Bank Genossenschaft, begrüsst den Schritt der
UNESCO ebenfalls: «Die Rechtsform der Genossenschaft
ist genau richtig für Bankinstitute, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben und – wie beispielsweise die
WIR Bank mit ihren Networks – regional verwurzelt sind.»
Durch die Konzentration aufs Binnengeschäft generiere
die WIR Bank Mehrwert für die Bewohner der Schweiz
und für die Schweizer KMUs. Am Beispiel der WIR Bank
widerlegt Wiggli auch das Vorurteil, Genossenschaften
seien verknöchert und unbeweglich: «Mit unseren neusten Produkten und unserer digitalen Offensive treffen wir
genau den Nerv der Zeit!»
In der Schweiz sind Genossenschaften – ähnlich wie in
Deutschland – seit Jahrhunderten stark verankert. Traditionelle Formen stellen die Alp- oder Käsereigenossenschaften dar. Auch heute begegnen Herr und Frau
Schweizer Genossenschaftsunternehmen auf Schritt und
Tritt: Wenn sie in der Migros, bei Coop oder in der Landi
einkaufen, bei der Mobiliar versichert sind oder ihre Bankgeschäfte über eine Genossenschaftsbank abwickeln.
Das Vertrauen, welches die Schweizer Bevölkerung den
Genossenschaftsunternehmen dabei entgegenbringt,
ist – gerade im Vergleich zu börsenkotierten Aktiengesellschaften – sehr hoch. Lediglich Unternehmen, die
als Familien-AG organisiert sind, geniessen ein noch
höheres Vertrauen. Eine aktuelle im Jahr 2016 vom Forschungsinstitut gfs.Bern im Auftrag der IGG erarbeitete
Studie unterstreicht diesen Befund. Die Gründe für das
hohe Vertrauen liegen in der regionalen Verankerung von
Genossenschaften, ihrer Nähe zu den Kunden und der
Möglichkeit zur aktiven Mitwirkung. Zudem sind Genossenschaften einem nachhaltigen Geschäftsmodell verpflichtet, das Gewinne ins Unternehmen reinvestiert.
Erfolgs- und Zukunftsmodell
Dies zeigt: Genossenschaften sind mehr als ein kulturelles
Gut, das es zu schützen gilt. «Genossenschaften stehen
allen offen, sind demokratisch legitimiert, partizipativ und
nicht zuletzt auch innovativ», so Prof. Dr. Franco Taisch,
Delegierter des Vorstands der IGG. Die IGG setzt sich
für die Förderung dieser traditionellen und zugleich zukunftsträchtigen Unternehmensform ein. Gemäss Franco
Taisch ist klar: «Genossenschaften sind ein Erfolgsmodell. Auch in Zukunft ist mit ihnen zu rechnen.»
●●df
IGG
Die IGG vertritt die Interessen der Genossenschaftsunternehmen in der Schweiz.
Der Verein fördert die genossenschaftliche Wirtschaft, treibt Innovationen voran
und hilft bei der Gründung sowie dem Aufbau neuer Genossenschaftsunternehmen. Die IGG unterstützt dazu die Forschung und Lehre am Institut für Unternehmensrecht IFU | BLI der Universität Luzern.
Die IGG wurde im Jahr 2010 gegründet. Sie vereint heute die grössten Genossenschaftsunternehmen der Schweiz, darunter auch die WIR Bank Genossenschaft,
und vertritt damit – gemessen am BIP – 12% der Schweizer Wirtschaft.
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Januar 2017
Inhalt
Seite 4
Auch in der Hotellerie sind Frauen in Führungspositionen deutlich untervertreten. Talent
Reviews helfen, Ziele zu formulieren und
Selbstzweifel abzubauen. Davon profitieren
auch Männer.
Seite 32
Ist das Museum der Zukunft digital? Nein, bzw.
nicht nur, ist sich Daniele Turini sicher. Doch es
ist nur eine Frage der Zeit, bis etwa der Heilige
Pantalus aus seiner Vitrine ausbricht und auch
virtuell unterwegs ist.
Seite 18
Ferien in der Schweiz sind immer eine gute
Idee. Wen es 2017 trotzdem ins Ausland zieht,
stellt vermehrt Überlegungen zum Thema
Sicherheit an. Zu den Verlierern gehören tendenziell Städte, zu den Gewinnern westliche
Mittelmeerstrände.
04 «Durchhalten und sich nicht
einschüchtern lassen»
Frauenförderung in der Hotellerie
16Wo der Schuh drückt
Die WIR Bank stellt ihre erste
KMU-Studie vor
28Wein und Sein in Erlinsbach
07 Neue WIR Bank
Die ersten Reaktionen
18Verschiebungen auf der
Ferienlandkarte
22 Die kleinen Neffen des WIR
36Jedem Bürger sein
elektronisches Dossier
25Jungunternehmer essen
hartes Brot
27Hohe Renditen, tiefe Gebühren
Vorsorgekonto Terzo
40Cartoon
09«Es warten weitere Gipfel»
Herbstgespräche der WIR Bank
12Rot und rund
Das neue Markenzeichen der
WIR Bank
32Museum ohne Öffnungszeiten
39 Kolumne Willi Näf
3
WIRplus Kundenmagazin
«Durchhalten und sich nicht
einschüchtern lassen»
Weit mehr als die Hälfte der Angestellten in der Hotellerie sind Frauen.
Im obersten Kader jedoch sind sie krass untervertreten. Das soll sich
ändern, findet man bei der Hotelgruppe Carlson Rezidor.
Der Schweizerhof in Bern ist eines von zwei Fünfsternhäusern in der Bundesstadt. Das Hotel gehört zur sogenannten Bürgenstock Selection, die sich im Besitz
einer Gruppe aus dem Emirat Katar am Persischen Golf
befindet. Umso erstaunlicher deshalb, dass der General
Manager des Hauses – eine Frau ist. Denn Frauen in solchen Positionen sind in der Hotellerie noch immer eine
Rarität. Kommt hinzu, dass Iris Flückiger erst 36 war, als
sie vor zweieinhalb Jahren die Chefposition im Schweizerhof erklomm. «Die Anfrage ist damals aus heiterem
Himmel gekommen», sagt sie lachend.
Ganz schön edel: die Rezeption im Hotel Schweizerhof Bern.
4
Es sollte mehr Frauen wie Iris Flückiger geben, findet man
in der Hotelgruppe Carlson Rezidor. Diese hat sich vor ein
paar Jahren ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Ende 2016 sollten
in ihren rund 350 Betrieben mit etwa 40 000 Angestellten
30% des obersten Kaders Frauen sein. Ausgehend von einem Frauenanteil in dieser Spitzengruppe von 16% wäre
das fast eine Verdoppelung. Verantwortlich für die Umsetzung des Förderprogramms in Zentraleuropa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen und Südosteuropa) sind
Markus Conzelmann, der in Luzern seit 2006 das Rezidor-Haus Radisson Blu führt, und Verena Forstinger, Di-
Fotos: zVg
Januar 2017
rektorin des Radisson Blu Style Hotel in Wien. Conzelmann
relativiert gleich zu Beginn unseres Gesprächs: Man werde
bis Ende Jahr noch nicht bei 30% ankommen, dafür 2018
oder 2019 vielleicht bei 35.
Nicht um jeden Preis
«Erste Firma in der Schweiz führt Frauenquote ein», lautete
eine Schlagzeile in der Gratispresse, als erstmals vom Programm berichtet wurde. Conzelmann dementiert: Es gehe
der Rezidor-Gruppe nicht darum, um jeden Preis Frauen in
Spitzenpositionen zu befördern. «Bei der Kandidatenauslese zählt nur die Qualität der Kandidatur», sagt er. «Ob es sich
dabei um eine Frau oder einen Mann handelt, ist egal.» Von
Quoten könne also keine Rede sein. Vielmehr wolle man, so
Conzelmann, «verborgene Talente entdecken und fördern».
Auch seine Wiener Kollegin Verena Forstinger betont, es
gehe nicht darum, «mit Gewalt eine bestimmte Quote zu erzwingen, sondern vielmehr jene Gründe, die als Karrierehindernis im Weg stehen, zu relativieren oder auszuräumen. Wir
denken allerdings, dass es zahlreiche Frauen in unserem
Unternehmen gibt, die das Potenzial haben, als Top-Führungskraft eingesetzt zu werden», so Verena Forstinger in
einem Gespräch mit austrianbusinesswomen.at.
Ziel: General Manager
Die Grundlagen wären gegeben. «In unserer eigenen
Business-School beträgt der Frauenanteil jeweils rund
60%», sagte der oberste Rezidor-Personalverantwortliche, Michael Farrell, in einem Interview mit der «htr hotel
revue». «Auf der ersten Führungsebene haben wir 40%
Frauen.» Erst auf der Ebene General Manager und aufwärts hapert es. Rezidor eröffnet gegenwärtig rund 20
neue Hotels pro Jahr; da gibt es viele Kaderpositionen zu
besetzen. Karrieremöglichkeiten wären also vorhanden.
Und fast die Hälfte der Frauen antwortete in einer Rezidor-internen Erhebung auf die Frage «Wie weit möchten
Sie in Ihrer Karriere kommen?», dass sie die Stufe Geschäftsführer / General Manager anstrebten (32%) oder
gar noch höher klettern möchten (15%).
Nigeria? – Warum nicht?
Deshalb stellt sich die Frage, weshalb das (noch) nicht
klappt. Markus Conzelmann und Michael Farrell führen mehrere Gründe für den Frauenmangel auf Chefstufe auf: Frauen
hätten eine Tendenz zu falscher Bescheidenheit: «Wenn ein
Mann zwei von fünf Kriterien für eine ausgeschriebene Stelle
erfüllt, bewirbt er sich. Bei einer Frau können es vier von fünf
sein, und sie hat trotzdem Hemmungen, sich zu bewerben»,
weiss Conzelmann aus Erfahrung. Hinzu kommen oft familiäre Verpflichtungen wie etwa die Betreuung von Kindern.
Ein Problem sei «manchmal die fehlende Bereitschaft, geografische Wechsel zu vollziehen», meint Farrell. Die Gruppe
expandiert vor allem in Südosteuropa, Afrika und im Fernen
Osten. Auf seiner beziehungsweise ihrer Laufbahn muss jemand also auch mal bereit sein, ein neues Haus in Kasachstan oder in Nigeria zu führen.
«Eine Nummer zu gross für mich»
Iris Flückiger scheint das zu bestätigen, wenn sie schildert, wie sie auf die Berufung reagierte: «Ich dachte zuerst, der Job sei eine Nummer zu gross für mich», sagt
sie, «und das ist vielleicht typisch weiblich.» Denn das
nötige Rüstzeug für die Position hatte sie mitgebracht,
mit einem KV-Abschluss bei der SBB, einem Diplom der
Hotelfachschule Thun und Berufserfahrung in den Hotels
Davoserhof, Giardino in Ascona, Ramada in Solothurn,
Iris Flückiger, General Manager des Hotel Schweizerhof Bern.
Markus Conzelmann, General Manager des Radisson Blu Luzern.
5
WIRplus Kundenmagazin
Ganz schön bunt: das Radisson Blu in Luzern.
auf der Griesalp im Kiental, Berner Oberland, sowie in Kaderpositionen im Berner Schweizerhof selber, wo sie seit
dessen Wiedereröffnung Ende 2010 engagiert war.
erarbeitet; das Selbstvertrauen soll so gefördert werden.
Das Programm, vorerst nur Frauen angeboten, soll später
allen zugänglich sein, sagt Conzelmann.
Als sie zur obersten Chefin befördert wurde, kannte Iris
Flückiger also ihre Leute bereits, und diese kannten sie.
Dass sie «von Anfang an sehr grosse, hundertprozentige Unterstützung durch das Team» bekam, vereinfachte
ihre neue Rolle. Die ersten Monate seien trotzdem sehr
schwierig gewesen, erzählt sie, «aber dann habe ich den
Schalter umgestellt».
Auch Männer profitieren
Denn am Ende sei dies gar kein spezifisches Frauenthema, meint Michael Farrell: «Heute gibt es auch immer
mehr Männer, die sich mehr Zeit für die Betreuung ihrer
Kinder nehmen wollen. Dem müssen wir Rechnung tragen.» Und Markus Conzelmann fügt bei, dass man eine
«Balanced Leadership» anstrebe, eine Führung also, in
der «männliche und weibliche Eigenschaften vereint»
seien. Deshalb werden die Rezidor-internen Massnahmen und Programme längerfristig Männern ebenso zugutekommen wie Frauen – und damit auch den Betrieben
selber: «Es ist erwiesen, dass eine gut durchmischte Führung mehr Ertrag bringt», sagt der Radisson-Blu-Direktor.
Kreative, flexible Lösungen
Die Hotelgruppe Carlson Rezidor will Hinderungsgründe
für Frauenkarrieren aktiv angehen, und das Radisson Blu
in Luzern macht es vor: Das Hotel hat 189 Zimmer; dank
seiner Lage unmittelbar beim KKL und beim Bahnhof ist
es gut belegt; 2014 wurde es gruppenintern zum Hotel des
Jahres gekürt. Direktor Conzelmann akzeptiert auf allen
Stufen Teilzeitarbeit, Job Sharing, gleitende Arbeitszeit und
auch Home Office, soweit das mit der jeweiligen Funktion
vereinbar ist: «Es ist klar, dass eine Rezeptionistin oder ein
Koch die Arbeit nicht zu Hause erledigen kann», sagt er,
«aber man kann mit ihnen über die Organisation der Arbeitszeiten reden und kreative, flexible Lösungen finden.»
Wer 60% arbeitet, bekommt den Lohn für 70%; dafür erwartet der Chef, dass man auch in der Freizeit mal ein Telefon oder eine E-Mail beantwortet.
Talent Review
In der Rezidor-Gruppe gibt es darüber hinaus ein Entwicklungsprogramm speziell für Frauen. Dort werden
gezielt Karrierevorstellungen abgeklärt und Talente gefördert. Man stellt den Teilnehmerinnen die Frage nach
ihren beruflichen Träumen und klärt dann ab, ob die Karrierevorstellungen mit den effektiven Fähigkeiten und
Begabungen kompatibel sind. Bei regelmässigen «Talent
Review Meetings» werden individuelle Entwicklungspläne
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Und was tut Iris Flückiger, die Schweizerhof-Direktorin,
für die Frauenförderung? Sie hat ein gutes Gewissen: «In
meinem achtköpfigen Kader sind sechs Frauen.» Doch
die Lorbeeren dafür will sie nicht einheimsen: «Das war
schon unter meinem Vorgänger Michael Thomann so.»
«Selbstzweifel abbauen»
Jungen Frauen, die eine Laufbahn in der Hotellerie anstreben, rät Iris Flückiger, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln, Selbstzweifel abzubauen, etwas zu
wagen. Denn als Direktorin eines Hotels, vor allem eines
renommierten Fünfsternhauses wie der Schweizerhof,
stösst man nicht überall auf Begeisterung. «Einige, vor
allem ältere Hoteliers haben mich spüren lassen, dass sie
nicht glaubten, eine Frau, und erst noch eine relativ junge,
sei einer solchen Anforderung gewachsen.» Da gebe es
nur eines, und das gelte für alle Frauen: «Durchhalten und
sich nicht einschüchtern lassen.»
●● PC
Januar 2017
«Die Schnelle des Erfolgs hat uns
überrascht»
Mit einem komplett neuen Auftritt hat die WIR Bank Anfang November 2016 für Aufmerksamkeit und Schlagzeilen gesorgt. Insbesondere
die Tatsache, dass alle Kunden die Bank vom Bankkundengeheimnis
entbinden sollen, hat Kommentatoren auf den Plan gerufen. Im Interview nimmt Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung,
Stellung zu den Beweggründen und Folgen.
Ein total neuer Auftritt, neue Dienstleistungen, neue
digitale Produkte, neue Geschäftsbedingungen mit
Entbindung vom Bankkundengeheimnis durch die
Kunden: In der WIR Bank hat Anfang November eine
neue Zeitrechnung begonnen. Wie fielen die Reakti­
onen aus?
Die Reaktionen gehen immer noch ein! Wir haben mit einem Paukenschlag und mit einem neuen Auftritt unsere
innovativen Dienstleistungen und Produkte präsentiert,
was viele überrascht hat.
Wie sehen die ersten Erfolge aus?
Besonders die Zahlungs-App WIRpay für das Smart­phone
hat unter den Firmenkunden begeisterte Reaktionen aus-
gelöst. WIRpay revolutioniert das unmittelbare Bezahlen
und Einnehmen in WIR und CHF. Beispiel Autokauf: Der
Käufer löst die Zahlung auf seinem Smartphone in der
Garage vor Ort aus. Der Verkäufer erhält, wenn er WIRpay
installiert hat, sofort die Mitteilung auf sein Smartphone,
dass der Kaufpreis auf dem Konto eingegangen ist. Bereits in den ersten Tagen wurden zehntausende WIR und
CHF mit WIRpay bezahlt und eingenommen. Die Schnelle
des Erfolgs hat uns überrascht.
Wichtiger Baustein der Erneuerung ist der WIR­
market. Was ist darunter zu verstehen?
Der neue WIRmarket dient in erster Linie unseren Firmenkunden, ist aber auch den Privatkunden zugänglich. Als
Tool ist er einzigartig und stellt einen echten Mehrwert
dar. Keine andere Bank in der Schweiz ist in der Lage,
unsere KMU zum Nutzen aller so zu vernetzen und für
ihre Kunden Verkaufsförderung so zu betreiben, wie wir
es können. Wichtig ist, dass sich jetzt alle WIR-Teilnehmer
auf dem WIRmarket registrieren und aktiv werden. Auf
den Punkt gebracht: Mit WIRmarket wird der Austausch
mit anderen WIR-Teilnehmern und das Geldverdienen
einfacher.
«Das Bankgeheimnis hindert uns an der Entwicklung moderner Dienstleistungen und Produkte.»
Germann Wiggli, CEO der WIR Bank.
Foto: Paul P. Haller
Die WIR Bank will, dass sämtliche Kunden die Entbin­
dung vom Bankgeheimnis schriftlich unterzeichnen
sollen. In einigen Kommentaren war vom «gläsernen
Kunden» und von der «Aushöhlung des Persönlich­
keitsschutzes» die Rede.
Dieser Punkt hat in den Medien hohe Wellen geschlagen.
Diesen Entscheid muss man erklären. Im Inland hatte
das Bankgeheimnis nie eine grosse praktische Bedeutung. In der Schweiz muss jede Behörde eine gesetzliche
Grundlage haben, wenn sie Bankdaten will. Inländische
Behörden haben und hatten immer eine entsprechende
inländische gesetzliche Grundlage, um von Banken Daten
7
WIRplus Kundenmagazin
zu erhalten. Das Bankgeheimnis wurde 1934 aber eingeführt, um ausländische Kunden zu schützen. Man wollte
ausländischen Behörden keine Auskunft geben müssen.
Die WIR Bank hat sich von fast allen ausländischen Kunden verabschiedet. Auch verlangen wir von allen Kunden,
dass nur versteuerte Vermögenswerte bei der WIR Bank
gehalten werden. Das Bankgeheimnis hindert die Bank
daher nur noch an der Entwicklung moderner Dienstleistungen und Produkte.
Was für einen Vorteil bieten die neuen Bedingungen
zu Bankgeheimnis und Datenschutz dem Kunden?
Einfaches und tagtägliches Beispiel: Wenn ein Kunde via
E-Banking mit uns kommuniziert, können wir die Daten­
sicherheit gewährleisten, da es sich um eine verschlüsselte Mitteilung handelt. Möchte der Kunde mit uns via
E-Mail oder Chat in Kontakt treten, liegt keine Verschlüsselung von Daten vor. Zudem ist es möglich, dass der Provider eines Kunden gar nicht in der Schweiz, sondern im
Ausland stationiert ist. Die neuen Bedingungen erlauben
es uns nun, die E-Mail eines Kunden inhaltlich zu beantworten, selbst wenn die Daten unverschlüsselt und/oder
über ausländische Server transportiert werden. Unsere
Kunden bewegen sich eben mehr und mehr in der digitalen Welt – die Smartphone-Generation lässt grüssen –,
und die WIR Bank kann nun deren modernen Bedürfnisse
vollauf befriedigen.
«Adresshandel z.B. ist für
uns ein absolutes No-Go.»
Die WIR Bank will auch die Entbindung vom Bank­
geheimnis durch ihre Privatkunden. Weshalb?
Das bedeutet für uns vor allem eine administrative Erleichterung, weil wir sonst zwei unterschiedliche Kundenstämme pflegen müssten – eine mit und eine ohne Entbindung
vom Bankgeheimnis. Das wäre teuer und aufwendig. Informatikkosten gehören mittlerweile zu den grössten Kostenblöcken einer Bank. Weil wir weiterhin effizient bleiben
wollen, können wir unseren Privatkunden auch in Zukunft bessere Konditionen als andere Banken anbieten.
Da auch die Privatkunden durch das Datenschutzgesetz
und den Persönlichkeitsschutz vollständig vor der Weiter­
gabe von vertraulichen Informationen geschützt sind, ist
das Bankgeheimnis für unsere inländischen Privatkunden
materiell auch ziemlich sinnlos. Wir werden unsere Privatkunden Mitte Jahr informieren und bitten, uns bis Ende
2017 vom Bankkundengeheimnis zu entbinden.
Viele Kunden haben Angst, dass Daten auch an Dritte
weitergegeben werden …
Bleiben wir beim E-Mail-Beispiel von oben: Jede E-Mail
8
kann über die ganze Welt zirkulieren. Wer sich ins E-Banking einloggt oder als Firmenkunde die WIRpay-App herunterlädt, übermittelt auch Daten über Dritte im In- und
Ausland. Damit müssen wir heute leben. Wer dies nicht
will, der muss auf diese Dienste komplett verzichten. Die
WIR Bank will und kann ihren Kunden diese modernen,
unkomplizierten Mittel aber nicht vorenthalten. Wir werden alle Daten mit derselben Sorgfalt wie immer und im
Interesse der Kunden behandeln, Adresshandel z.B. ist
für uns ein absolutes No-Go.
●●Interview: Daniel Flury
Januar 2017
«Es warten weitere Gipfel»
Am 1. November 2016 liess die WIR Bank Genossenschaft die Katze
aus dem Sack: Mit einem neuen Markenzeichen, mit einem neuen Claim
und einem attraktiv geschnürten Produktepaket für KMU will die
Bank bestehenden und neuen Kunden echten Mehrwert bieten. An den
Herbstgesprächen im KKL – sie stehen allen Kunden der WIR Bank
offen, die im Besitz von Stammanteilen sind – nahmen Verwaltungsratspräsident Oliver Willimann und der Vorsitzende der Geschäftsleitung
Germann Wiggli vor über 900 Kunden erstmals öffentlich Stellung zum
neuen Auftritt der WIR Bank.
«Wir wollen lauter werden und den KMU eine Stimme geben», so Oliver Willimann, Präsident des Verwaltungsrats
der WIR Bank. Dort, wo es um die Zukunft der KMU geht,
werde die Bank gegebenenfalls auch zu politischen oder
regulatorischen Fragen Stellung nehmen. Getreu dem
statutarischen Auftrag, KMU-Förderung zu betreiben.
Ein erster Pflock wurde bereits mit dem neuen Auftritt
eingeschlagen: Die WIR Bank verlangt von ihren Kunden
bis Ende 2017 die Entbindung vom Bankkundengeheimnis (siehe auch das Interview mit Germann Wiggli auf
S. 7). Dieser Schritt – von einigen Medien in den letzten
Wochen und Monaten auch sehr verzerrt wiedergegeben
oder kommentiert – hat bezüglich Schutz der Kunden­
daten keinerlei Auswirkungen: «Mit oder ohne Bankgeheimnis – die Kundendaten sind geschützt», so Willimann.
Offen und transparent
Der Verzicht auf das Bankkundengeheimnis ist im Zusammenhang mit der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung zu sehen und ist ein Spiegel der heutigen
Bankenrealität: Kaum ein Kunde schreibt einer Bank oder
Versicherung noch einen Brief. Vielmehr verschickt er
eine E-Mail, wann und wo er gerade Lust hat, und erwartet die Antwort auf demselben Weg, rasch und unkompliziert. Und dieser Weg kann über das Ausland führen, wo
die Daten von ausländischen Servern bearbeitet werden.
Auch wenn SMS-Codes für das E-Banking versandt werden, kann dies über ausländische Dienste laufen, selbst
wenn der Kunde im Inland ist. Die Digitalisierung und
Datenvernetzung führt dazu, dass kaum eine Bank mehr
garantieren kann, dass solche Daten die Schweiz nicht
verlassen, selbst wenn das Kernbankensystem in der
Schweiz betrieben wird. Im Unterschied zu anderen Instituten sagt die WIR Bank dies klar, offen und transparent
und zieht die notwendigen Konsequenzen.
Zu den Herbstgesprächen gehören auch ein Apéro und ein Buffet riche.
Fotos: Paul Haller
Auch Privatkunden profitieren
Ist es gefährlich, sich als Bank den Schweizer KMU anzunehmen? Die Digitalisierung führt ja auch zu einer
Neuauflage des «Lädelisterbens». In mehreren Branchen machen Onlineshops dem Detailhandel das Leben
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WIRplus Kundenmagazin
Repräsentieren eine bodenständige, transparente Bank: VR-Präsident Oliver Willimann und Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung.
Mit Germann Wiggli auf dem Matterhorn: das neue Markenzeichen der WIR Bank.
schwer. Andere KMU kämpfen mit Nachfolgeproblemen.
Willimann zeigte sich zuversichtlich: «Allein 2015 wurden
knapp 41 000 neue Firmen gegründet, dort sehen wir
grosse Chancen, mit unseren attraktiven Produkten für
KMU zu punkten. Selbst ein KMU, will die WIR Bank diesen Firmen und Start-ups auf Augenhöhe begegnen.»
Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, unterstrich, dass von der erfolgreichen Umsetzung dieser
Strategie auch die Privatkunden der WIR Bank profitieren
werden: «Wenn unser Fokus auf den KMU liegt, bedeutet
dies keine Zurückstufung unserer Privatkunden. Vielmehr
10
werden sie weiterhin in den Genuss attraktiver Spar- und
Anlageprodukte kommen.» Ein interessantes, innovatives
Vorsorgeprodukt werde noch im Jahr 2017 eingeführt.
Zu neuen Gipfeln
Der Neupositionierung der WIR Bank gingen rund zwei
Jahre Vorbereitungsarbeit voraus. Ist es jetzt Zeit, sich
auszuruhen? «Nein, wir können nicht zurücklehnen, es
warten weitere Gipfel», sagte Wiggli in Anlehnung an seine jüngste private Herausforderung, die Besteigung des
Matterhorns. Wie bei der Erreichung geschäftlicher Ziele
seien auch im Bergsteigen das gegenseitige Vertrauen,
Januar 2017
Disziplin und Präzision unabdingbar. «Alle Mitarbeitenden
der WIR Bank werden ihren Beitrag leisten, damit unser
Unternehmen die Attribute erfolgreich, attraktiv und ein­
zigartig weiterhin verdient.»
Vorbereitet sein
Wenn wir in der Zeitung lesen, dass in einigen Jahren
Tausende Arbeitsplätze und ganze Berufsbilder ver­
schwinden, weil Roboter die Arbeit schneller und besser
ausführen, dann ahnen wir, wie die Welt in 20 Jahren aus­
sehen wird. Mehr als eine Ahnung hat, wer sich beruflich
mit Zukunftsforschung befasst. Der Luzerner Georges
T. Roos ist einer der renommiertesten Zukunftsforscher
der Schweiz und gab den über 900 anwesenden Kapi­
talgebenden einen Vorgeschmack auf das Jahr 2036
(vgl. auch das Interview im WIRplus 4/2016). Wichtiger
als die Zukunft vorauszusagen sei allerdings, auf die Zu­
kunft vorbereitet zu sein. Diese 2500 Jahre alte Einsicht
des griechischen Staatsmanns Perikles dient der WIR
Bank als Leitfaden und dürfte den Besuchern der Herbst­
gespräche die Angst vor kommenden Herausforderungen
genommen haben.
●●Daniel Flury
Zukunftsforscher Georges T. Roos nahm 900 Kapitalgebende auf eine
Reise ins Jahr 2036.
Die Herbstgespräche finden traditionellerweise im KKL Luzern statt.
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WIRplus Kundenmagazin
Rot und rund
Seit 1. November 2016 tritt
die WIR Bank Genossenschaft
mit einem neuen Markenzeichen auf.
Pascal D. Staub und
Davide Bonina mit ihrem «Baby».
Fotos: Daniel Flury
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Januar 2017
Das neue Logo der WIR Bank ist Ihr Baby – war es
eine einfache Geburt?
Pascal D. Staub: Einfach ist eine solche Geburt nie, aber
es war sicher keine Zangengeburt. Das bisherige Markenzeichen aus dem Jahr 1998 stellte eine eigentliche Revolution dar, indem der über Jahrzehnte tradierte WIR-Ring
dreidimensional wurde und der Schriftzug «WIR» aus
dem geschlossenen Kreis heraustrat. Das hatte seine Berechtigung, denn die WIR Bank stand damals vor einem
revolutionären Schritt: Die Namensänderung von WIR
Wirtschaftsring Genossenschaft zu WIR Bank Genossenschaft und die Öffnung der Bank für Privatkunden.
Stolz. Der Kreis ist nicht geschlossen, was die Zugänglichkeit des WIR-Netzwerks versinnbildlicht. Auf Interaktion und Dialog basiert denn auch das neue Verhältnis zwischen WIR Bank und WIR-Kunde.
Davide Bonina: Unser neues Markenzeichen reiht sich
wieder ein in die früheren Ring- oder Kreisformen. Obwohl die Neupositionierung der WIR Bank ein einmaliges
Ereignis darstellt, orientierten wir uns an den Begriffen
Kontinuität und Evolution – nicht Revolution. Das heisst:
zurück zum Kreis, back to the roots!
Beinhaltet ein Logowechsel nicht auch ein gewisses Risiko? Das blaue Logo und das blaue Brett mit
dem Slogan «Meine Chance – WIR Bank» hatten nach
18 Jahren einen grossen Wiedererkennungswert. Nun
beginnt die Aufbauarbeit von vorne.
Staub: Das ist richtig. In der Tat lautete unser Auftrag ursprünglich, eine Neupositionierung der WIR Bank eher
ohne Logowechsel zu erarbeiten. Das entspricht auch
meiner Linie: Ohne guten Grund verabschiedet man sich
nicht von einem über Jahre etablierten Markenzeichen. In
diesem Fall stellte sich aber schnell heraus, dass die Neupositionierung so tiefgreifend und inhaltlich so fundamental verändernd wirkt, dass dies gegen aussen mit einem
entsprechenden Statement ausgedrückt werden muss.
Eine Revolution beinhaltet das neue Logo oder Markenzeichen aber doch: der Farbwechsel von Blau zu
Rot.
Staub: Die moderne Typografie, die Reduktion auf das
Notwendigste bei den Buchstaben und den Farbwechsel darf man ruhig als mutig bezeichnen. Beides ist aber
auch eine logische Konsequenz aus der Geschichte der
WIR Bank und aus der Strategie hinter der Neupositionierung. Rot und Weiss stehen für die seit Jahrzehnten gelebte Swissness der WIR Bank, Rot als Energiefarbe steht
zudem für Kraft, Selbstbewusstsein, Kommunikation und
Wieso ist ein Claim – Gemeinschaft. Mehrwert. Bank.
– Bestandteil des Markenzeichens?
Bonina: Traditionell stehen die Produkte und Dienstleistungen einer Firma im Vordergrund. Das war auch bei der
WIR Bank so. Mit dem Dreiklang Gemeinschaft. Mehrwert. Bank. legen wir den Fokus auf den Kundennutzen
von WIR: Das grösste Business-Netzwerk der Schweiz
– eine Gemeinschaft von KMU – generiert nachhaltigen
Mehrwert für seine Mitglieder. Das ist KMU-Förderung in
Reinkultur, wie sie in den Statuten der WIR Bank Genossenschaft als Zweckartikel festgehalten ist.
Der Ursprung: das erste Markenzeichen vom November 1934. In einer vereinfachten Form (ohne Schriftzug im Ring) war es bis 1962 gültig.
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WIRplus Kundenmagazin
gibt es auch gegen aussen: Die WIR Bank redet nicht
mehr primär über sich selbst und ihre Angebote, sondern
über ihre Kunden und mit ihren Kunden.
Die Schweizer KMU stehen im Fokus vieler anderer
Banken. Was macht die WIR Bank anders?
Staub: Das WIR-Geld und die lokale Verankerung der WIR
Bank im Gewerbe sind einzigartig. Keine andere Bank
kann diese Nähe zu den KMU, dieses Netzwerk und diese
Community vorweisen. Das macht die WIR Bank einzigartig, echt und authentisch.
Hat in einem Keller der WIR Bank überlebt: der Vorvorvorgänger des heutigen Markenzeichens (1962–1972).
Trotzdem haben auch weniger schmeichelhafte Vorurteile das Image des WIR-Systems geprägt, zum Teil
auch berechtigterweise: komplizierte Abläufe, lange
Prozesse, zu wenig WIR-Geld, zu viel WIR-Geld …
Bonina: Die Währung WIR hat nicht nur Freunde. Aber die
WIR Bank hat ja jetzt ihre Hausaufgaben gemacht. Unser
Ziel ist es, die Skeptiker mit dem Relaunch des WIR-Systems zu einer Öffnung zu bewegen. Im Idealfall setzen
sie sich mit den Neuerungen auseinander, erkennen den
Mehrwert, kommen zu einer positiven Einstellung und
empfehlen das WIR-System am Schluss sogar weiter. Das
braucht Zeit und Geduld und passiert nicht über Nacht.
Das Markenzeichen alleine kann eine Neupositionierung nicht schaffen. Welche Massnahmen unterstützen den Relaunch und das Rebranding?
Bonina: Ein Relaunch in diesem Ausmass ist nur machbar, wenn er von den Mitarbeitenden der WIR Bank verstanden und gelebt wird. Es wurde deshalb ein interner
Kulturwechsel angeschoben. Einen Paradigmenwechsel
«Die WIR Bank sucht den
direkten Kontakt, die Interaktion, den Dialog.»
Die Quadratur des Kreises war von 1972 bis 1998 gültig.
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Januar 2017
Der Wechsel des Markenzeichens und das neue
KMU-Paket waren 2016 ein Paukenschlag – wie geht
es 2017 weiter?
Staub: 2017 wird es darum gehen, die Marke WIR konsequent und insgesamt zu stärken. Dies geschieht über
eine breite Palette an Kommunikationsmassnahmen wie
TV-Spots, Direct Mailings oder über Social-Media-Kanäle. Omnipräsent ist das Thema Mensch. Wir suchen den
direkten Kontakt, die Interaktion, den Dialog.
●●Interview: Daniel Flury und Roland Schaub
Brand Focus Group
Genossenschaft
Die Firmen pds management und Schober Bonina AG gehören zur Brand Focus Group Genossenschaft. Pascal D. Staub ist mit seiner Firma pds managment u. a. spezialisiert auf die Entwicklung von
Markenstrategien, Neuaufbau, Reaktivierung und Sanierung von Marken, strategische Neupositionierung
sowie Marken-Management, Werbe- und Designberatung. Davide Bonina ist ein Werbespezialist und als
Kreationsleiter zusammen mit Christian Schober im
Verwaltungsrat der Kommunikationsagentur Schober
Bonina AG. Schober Bonina plant, gestaltet und realisiert Werbe- und Kommunikationsmassnahmen von
A–Z.
www.brandfocusgroup.com
Seit 1. November 2016 Geschichte: das alte WIR-Bank-Logo aus dem Jahr 1998.
Foto: Eliane Meyer
Schweizerischer geht es nicht: das neue Markenzeichen an der Fassade der
WIR-Bank-Filiale in Bern.
Foto: Foto Frutig
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WIRplus Kundenmagazin
KMU-Studie 2016 der WIR Bank:
Wo drückt der Schuh?
Die erste von der WIR Bank in Auftrag gegebene KMU-Studie wurde
kürzlich an der WIR-Messe Zürich offiziell vorgestellt. Sie bietet spannende Einblicke in die vielfältige Welt der Schweizer KMU. Sind die
KMU auf die grossen Herausforderungen der Zukunft – insbesondere
die digitale Transformation – vorbereitet?
«Warum diese Studie?», fragte Germann Wiggli, CEO der
WIR Bank, bei der Vorstellung der WIR-KMU-Studie an
der WIR-Messe in Zürich mit anschliessender Podiumsdiskussion. Dabei hob er die sehr grosse Bedeutung der
KMU für die Schweizer Wirtschaft hervor. Er erklärte, dass
die WIR Bank mit ihren 45 000 KMU und WIR-Kunden das
grösste Business-Netzwerk der Schweiz bildet. Die Digitalisierung beispielsweise betreffe alle, und alle müssten
aufpassen, nicht plötzlich vom Markt verdrängt zu werden. Die Studie biete erfrischende, spannende Einblicke
in die Welt der KMU: «Es geht darum, zu wissen, wo der
Schuh drückt» oder wie es Wiggli in seinem Vorwort zur
KMU-Studie ausgedrückt hat: «Die Studie ist eine Reflexion von Menschen, über Menschen – für Menschen.»
Stark und stark gefordert
Die befragten KMU zeichnen in der Studie ein starkes Bild
des «Rückgrats der Schweizer Wirtschaft». Gleichzeitig
zeigt sich auch ein täglicher Kampf gegen sich ändernde Rahmenbedingungen oder mangelnde Unterstützung
durch die Politik. Die involvierten KMU stellen sich selbst
die Frage: «Wo stehe ich und wie fit ist mein Unternehmen
für die Zukunft?»
Die Studie ist in sechs Kapitel gegliedert:
1. Das Selbstverständnis der KMU
2. Das Erfolgsmodell KMU unter Druck
3. Die Geschäftsmodell-Fallen für KMU
4. Die Zukunftsperspektiven der KMU
5. KMU und die digitale Transformation
6. KMU – quo vadis?
Das Selbstverständnis der KMU
Es zeigt sich, dass die KMU im Allgemeinen ein starkes
Selbstbewusstsein haben und stolz sind, KMU zu sein.
Auch Mitarbeitende fühlen sich als wichtige Bestandteile
«ihres» KMU. KMU sind gewissermassen «das verkannte Arbeitnehmerparadies». Es existiert eine ausgeprägte
Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber. Lediglich 18%
der befragten KMU-Mitarbeitenden könnten sich vorstellen, in einem Grossunternehmen zu arbeiten. Kunden­
nähe gilt als wichtiger Erfolgsfaktor für KMU.
Erfolgsmodell KMU unter Druck
Die KMU befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen
effektiver Bedeutung und wahrgenommenem Rückhalt.
KMU sind überzeugt von der Bedeutung ihres Unternehmens, fühlen sich aber zu wenig unterstützt – durch Öffentlichkeit, Politik, Behörden und Banken. KMU erwarten
unbürokratische Lösungen. Schweizer KMU beurteilen
die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung sehr unterschiedlich. Über die Hälfte der KMU stellt eine Verschlechterung
der geschäftlichen Rahmenbedingungen fest.
Kooperationsnetzwerke – Erfolgsmodell der KMU
Für die meisten KMU sind gut ausgebaute Netzwerke die
Grundvoraussetzung für Erfolg. Zwischenmenschliche
Kontakte, Vertrauen und die Verlässlichkeit gegenseitiger
Empfehlungen haben eine hohe Bedeutung. Unterschieden werden zwei Netzwerkmodelle: eher sozial/gesellschaftlich orientierte oder eher auf gegenseitige Leistungserbringung ausgerichtete Unternehmernetzwerke.
Vor allem in ländlichen Gegenden hat dies während langer
Podiumsdiskussion nach der Vorstellung der WIR-KMU-Studie: Germann Wiggli, CEO der WIR Bank, Foto: Peter Bürgi, Oberglatt
Bernhard Salzmann, Leiter Kommunikation des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Bruno Catellani,
Geschäftsführer der ValueQuest GmbH und Volker Strohm, Mediensprecher und Leiter PR/Digitale Medien der WIR Bank (v.l.).
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Januar 2017
Zeit über Vereine gut funktioniert. Der Mitgliederschwund
im Vereinswesen hat zu einem starken Rückgang entsprechender Netzwerke geführt. Das grösste funktionierende
Businessnetzwerk der Schweiz ist der Kreis von rund
45 000 miteinander über die WIR Bank Genossenschaft
im WIR-System verbundenen Unternehmen.
Die Geschäftsmodell-Fallen für KMU
Die WIR-KMU-Studie untersuchte fünf verschiedene
Gruppen von Herausforderungen:
1. Wachstumsfalle: Ein zu schnelles Wachstum kann zu
einem Chaos in der Organisation und Prozessabläufen
führen. Es können Qualitätsprobleme und ein Reputationsverlust entstehen.
2. Ertragsfalle: Gesättigte Märkte führen zu einem harten
Verdrängungswettbewerb mit hohem Preisdruck und
tiefem Ertrag.
3. Agilitätsfalle: Das Unternehmen kennt seine Kunden
nicht mehr. Produkte und Dienstleistungen werden
verwaltet statt strategisch weiterentwickelt. Das Unternehmen stagniert und muss revitalisiert werden.
4. Marktfalle: Markt und Geschäftsmodelle verändern
sich laufend. Unternehmen, die veränderte Bedarfsund Bedürfnisstrukturen ignorieren, verlieren Kunden,
der Umsatz bricht ein.
5. Komplexitätsfalle: Es herrscht ein Käufermarkt mit
hoher Produktvielfalt und starkem Konkurrenzdruck.
Die Angebotsvielfalt erschwert die Marktübersicht.
Die grosse Komplexität verursacht höhere Kosten und
Qualitätsprobleme.
Die Technologiefalle ist übergeordnet und spielt in jede
der fünf anderen hinein.
Die Zukunftsperspektiven der KMU
Die KMU setzen weiterhin auf ihre Stärken gegenüber
gros­sen Mitbewerbern: Kundennähe, Kundenbindung und
Kundenorientierung. Dazu kommt eine Margenoptimierung
durch effizientes Kostenmanagement, Prozessoptimierung
und Qualitätssteigerung. Schweizer KMU stehen unter
Druck, doch sie sind kampfbereit. Sie wollen sich den Herausforderungen stellen und so ihr Überleben sichern.
KMU und die digitale Transformation
Während die einen bereits konkrete Schritte unternommen haben, besteht bei anderen wenig Bereitschaft, sich
damit auseinanderzusetzen. Eher überraschend ist, dass
die kleineren KMU gegenüber den grösseren weiter fortgeschritten sind. Im Weiteren hat die Romandie gegenüber der Deutschschweiz einen Vorsprung. Viele KMU
stecken offenbar mitten im Prozess der Digitalisierung,
ohne sich dessen bewusst zu sein. Für KMU gilt, dass
der Inhalt der Veränderung zählt, nicht die begriffliche
Verpackung. Die unmittelbare Wertschöpfung steht im
Vordergrund.
KMU – quo vadis?
Die KMU wollen auch in Zukunft auf ihre Kernstärken wie
Kundennähe, persönliche Kundenbetreuung und hohe
Flexibilität setzen. Die grosse Herausforderung besteht
darin, die traditionellen Stärken in ein zunehmend digitales Marktumfeld zu integrieren. Neue Technologien sollen
nicht als Ersatz für bestehende Modelle, sondern gezielt
als Ergänzung eingesetzt werden.
Die WIR Bank bietet aktive KMU-Unterstützung
Die 2016 lancierte Initiative «KMU – und du?» wird fortgeführt und ausgebaut. Die WIR Bank engagiert sich als
KMU-Partner mit soliden, echt schweizerischen Finanzierungs- und Bankdienstleistungen aktiv für den Erfolg ihrer KMU-Kunden – fair, transparent und partnerschaftlich.
Dies macht die WIR Bank einzigartig.
●●Roland Schaub
WIR-KMU-Studie 2016:
Fragen und spannende
Antworten
In der von der WIR Bank in Auftrag gegebenen
KMU-Studie 2016 wurden gut 500 KMU aus verschiedensten Branchen und unterschiedlichster Grösse im
Zeitraum Juli bis September befragt. Beteiligte Partner: WIR Bank Genossenschaft, ValueQuest (Marktforschung) und Brand Focus Group Genossenschaft
(Konzeption, Realisation). Die Studie liefert spannende
Antworten zu wichtigen Fragen: Was bedeutet die digitale Transformation für die eigene Firma? Wie kann
ein KMU auch in Zukunft erfolgreich sein?
Bestellung: Die WIR-KMU-Studie ist (im PDF-Format) kostenlos erhältlich unter:
wir.ch/mehrwert/kmu/
wir-kmu-studie-2016/
Einzelne gedruckte Exemplare können Sie – solange
Vorrat – direkt bei der WIR Bank Genossenschaft
oder Ihrem Kundenberater bestellen.
●●rs
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Verschiebungen auf der
Ferienlandkarte
Die Reiselust der Schweizer ist trotz der geopolitischen Turbulenzen nicht verschwunden.
Jedoch findet eine geografische Verschiebung
der Touristenströme statt. Die Tendenz dürfte auch im Reisejahr 2017 eher in Richtung
Norden und Westen statt gegen Osten zeigen.
Birkenwald in Finnland.
Fotos: zVg
Januar 2017
Naturkatastrophen, politische Unruhen, Seuchen oder
einfach schlechtes Wetter: Keine Branche reagiert so
schnell auf allerlei Einflüsse wie die Reisebranche. Über
Nacht können Veranstalter von Annullationswellen überschwemmt werden oder nach einer negativen Schlagzeile vergeblich mit noch so attraktiven Last-Minute-Preisen
das Buchungsgeschäft für eine bestimmte Destination zu
retten versuchen. Wer reist, ist sicherheitsbedürftig. Da
spielt die Psychologie nicht selten eine viel wichtigere Rolle
als das tatsächlich nachweisbare Gefahrenpotenzial.
Mit dieser Volatilität hat sich die Reisebranche längst
abgefunden und sogar erstaunlich gut leben gelernt. So
rasch und heftig die Erschütterungen in der Regel auch
waren: Meistens beruhigte sich die Lage relativ schnell
und mit ihr das Buchungsgeschäft.
Urvertrauen erschüttert
Die Jahre 2015 und 2016 haben diesbezüglich aber definitiv eine Zäsur gebracht. Eine heftige Welle von Terror, der
vor allem mit den Attentaten in Paris, Brüssel, Nizza und
dann sogar Süddeutschland erstmals bedrohlich nahe
gerückt ist, hat das Urvertrauen von vielen Reisenden in
den Grundfesten erschüttert. Es ist der Terror, der zuvor
in Ägypten, Tunesien und der Türkei gewütet hat und diese Ziele seit geraumer Zeit aus den Ferienplänen vieler
Schweizer und Mitteleuropäer gänzlich verbannt hat.
Reiseveranstalter bestätigen die spezielle Stimmung. «Es
herrscht eine generelle Verunsicherung bei der Kundschaft. Als Folge der Attentate in verschiedenen Ländern
und nach dem Putschversuch in der Türkei fragen sich
die Leute, wo sie sichere Ferien verbringen können», sagt
Martin Wittwer, CEO des wichtigsten Schweizer Badeferienanbieters Tui Suisse. «Vor allem in den Sommermonaten haben wir beobachtet, dass viele Leute lange mit der
Buchung zugewartet haben, um zu vermeiden, dass sie
die falsche Destination wählen.»
den einen touristischen Gewinner der aktuellen Situation: Skandinavien. Reisen in den hohen Norden sind bei
Schweizern zurzeit beliebt wie selten zuvor. Länder wie
Norwegen, Dänemark, Finnland und Island gehören zu
den grossen Abräumern des Reisejahrs 2016.
Tipp: ab Basel fliegen
Nach der Aufhebung des Euromindestkurses im Jahr
2015 setzte ein währungsbedingter Buchungstourismus aus der Schweiz in die angrenzenden Euro-Länder ein. «Heuer spüren wir das nicht mehr so stark»,
sagt Martin Wittwer von Tui Suisse. Die Kunden hätten inzwischen gemerkt, dass es in vielen Fällen gar
keine Tarifdifferenzen gebe. «Denn Tui Suisse bildet
das deutsche Preisbild in Schweizer Franken ab. Ob
man also Ferien mit Abflug ab Zürich in Deutschland oder in der Schweiz bucht, macht keinen Unterschied.» Ausnahmen sind bestimmte Saisonzeiten, zum Beispiel im Oktober. Herbstferienangebote
mit Abflug ab Friedrichshafen oder Stuttgart seien
vielleicht etwas günstiger, weil in Deutschland dann
keine Hochsaison ist. Diese Reisen könne man aber
auch im Schweizer Reisebüro buchen. Wittwers Geheimtipp sind Flüge ab Basel. «Sie sind generell etwas günstiger als ab Zürich und die saisonalen Preis­
unterschiede geringer.»
Gewinner sind Badeferienländer…
Gewinner der Verunsicherung sind die klassischen Badeferienländer im westlichen Mittelmeer wie allen voran
Spanien, aber auch Italien und Portugal. Dazu kommen
Zypern und Griechenland, wo das Geschäft ebenfalls gut
läuft. «Auf den Kanarischen Inseln, Zypern und Portugal
lagen wir im Sommer und Herbst gegenüber dem Vorjahr über 30 Prozent im Plus. Auch Kroatien lief deutlich
besser als 2015, und auch in Griechenland konnten wir
gegenüber dem Vorjahr eine Aufholjagd betreffend Gästeankünfte lancieren», sagt Martin Wittwer. Er geht davon
aus, dass diese Destinationen auch im Badeferienjahr
2017 zu den Gewinnern gehören werden.
… und der hohe Norden
Neben dieser tendenziellen Verlagerung der Ferienströme von Osten nach Westen, gibt es auch im hohen Nor-
Martin Wittwer
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WIRplus Kundenmagazin
Von politischen Turbulenzen profitieren klassische Mittelmeerdestinationen wie Korsika…
«Wir werden von Aufträgen und Buchungen zurzeit
überrollt», sagt etwa Philipp Jordi, Geschäftsführer des
Skandinavienspezialisten Glur Reisen in Basel, der zur
Knecht-Gruppe gehört. Das Gästewachstum gegenüber
dem Vorjahr liege aktuell bei über zehn Prozent und betreffe alle Destinationen und Reisearten in Nordeuropa.
Den Drang nach Norden bekommt auch der Reisebusveranstalter Eurobus von seiner Kundschaft deutlich zu
spüren. «Im Vergleich zu den Vorjahren waren und sind
viele unserer Skandinavienreisen heuer sehr früh ausverkauft», sagt Philipp Morger, Leiter Pauschalreisen. Zahlreiche Kunden haben deshalb bereits ihren Platz für den
Sommer 2017 vorausgebucht.
Ein markanter Mehrverkehr herrscht auch auf der Nordund Ostsee, welche die skandinavischen Länder umgeben. Die populäre Kreuzfahrt Hurtigruten entlang der
norwegischen Westküste platzt in Sachen Buchungen
zurzeit aus allen Nähten. Auch andere Reedereien haben
ihre Flotten im hohen Norden aufgrund des aktuellen Ansturms teils ausgebaut oder die Linienfrequenzen erhöht.
Beispielsweise konnten Costa Kreuzfahrten sowie Aida
Kreuzfahrten Schweiz bei Nordeuropakreuzfahrten in
diesem Sommer und Herbst gegenüber dem Vorjahr ein
grosses Plus verbuchen, wie die Geschäftsführerin Dominika Lange berichtet.
Warum nicht in die Ferne schweifen?
Fernreisedestinationen sind neben dem westlichen Mittelmeer und Nordeuropa die dritten grossen Gewinner eines in der Tat ungewöhnlichen Reisejahrs, in dem ausser
den genannten Destinationen im Orient auch europäische
Megastädte wie Paris, London, Rom und Berlin eher gemieden werden.
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Davon profitiert zum Beispiel Tourasia, der grösste Asienreisespezialist im Schweizer Markt. «Neben dem
Dauerbrenner Thailand freuen wir uns auch an weniger
bekannten Destinationen im Hinblick auf den Winter
über satte Buchungszuwächse», sagt Geschäftsführer
Stephan Roemer. Ein Boom herrscht etwa für Myanmar
(+ 42%) sowie die Philippinen (+ 35%). Die grössten Zuwachsraten mit einer aktuellen Verdreifachung der Buchungen gegenüber dem Vorjahr erzielt gegenwärtig Sri
Lanka, wo gemäss Roemer zurzeit massiv in bessere Infrastrukturen investiert wird. Was Asien zunehmend beliebter macht, sind vor allem auch die rekordtiefen Flugpreise. Nach Bangkok fliegt man heute bereits für 500 bis
600 Franken.
Die wegen der wachsenden Airline-Konkurrenz immer
günstigeren Flugpreise machen auch Destinationen im
Indischen Ozean für mehr Reisende erschwinglich. Der
Tauchferienspezialist Manta Reisen spürt dies in Form
einer aktuell starken Nachfrage für Mauritius und die
Seychellen. Buchungseinbrüche für die näherliegenden
Tauchreviere im ägyptischen Roten Meer haben diese
Verlagerung zusätzlich begünstigt.
Den gleichen Effekt spüren auch die Fernreiseveranstalter Knecht Reisen und Caribbean Tours. Bei Knecht freut
man sich über sehr erfreuliche Buchungszahlen nach
Australien, Neuseeland, Südafrika oder auch Kanada/
Alaska. Caribbean Tours reagiert auf die starke Nachfrage
für die Karibik mit verschiedenen neuen Programmpunkten. Ein Höhepunkt ist eine neue Rundreise, die mit Kuba,
der Dominikanischen Republik und Haiti gleich durch drei
Länder führt.
Januar 2017
… aber auch ferne Ziele wie die Malediven-Insel Mihiri.
Auch Reisebüros profitieren
Für eine stückweit feststellbare Trendumkehr hat die zurzeit eher unsichere weltpolitische Lage schliesslich auch
bei der Wahl der Buchungskanäle gesorgt, wie man etwa
bei Tui Suisse seit Monaten registriert. «Es ist ganz offensichtlich, dass wieder viel mehr Leute die physische Nähe
zu den Reiseprofis in unseren Filialen suchen», sagt Martin Wittwer. Damit einher geht ein Phänomen, das eher
überrascht. «Immer öfter registrieren unsere Mitarbeitenden an der Front Fälle von Kunden, die sich im Internet
inspiriert haben, die Buchung dann aber im Reisebüro tätigen.» Auch das gehört zum aktuellen Bild einer Branche,
deren Puls sich wöchentlich, täglich oder manchmal sogar stündlich an der aktuellen Nachrichtenlage orientiert.
●●Robert Wildi
Gilt noch als Geheimtipp: die südkoreanische Insel Jeju-Do.
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WIRplus Kundenmagazin
Die kleinen Neffen des WIR
Seit rund zehn Jahren entstehen in Europa neue Komplementärwährungen. Einige sind vom WIR-Geld inspiriert, andere den Grundsätzen
einer sozialen und solidarischen Wirtschaft verpflichtet. Gemeinsam ist
ihnen, dass sie als Reaktion auf Krisen geschaffen wurden.
Das WIR-Geld hat Gesellschaft bekommen: In den letzten
Jahren sind in Europa zahlreiche weitere Komplementärwährungen entstanden. Die erfolgreichste und bekannteste stammt aus Italien, genauer Sardinien: Es handelt sich
um den Sardex, der als Folge des Börsencrashs von 2008
eingeführt worden ist. Die damalige Krise ging mit Kapitalflucht, dem Rückzug des Staates sowie dem Phänomen
des Hortens einher. Der so ausgelöste Mangel an Krediten
lähmte das lokale Gewerbe. Erleichterung brachte daraufhin
die lokal emittierte und handelbare Komplementärwährung
Sardex. Heute umfasst dieses im Januar 2010 gestartete
Projekt ein Netz von 3500 Unternehmen. Diese generieren
ein Transaktionsvolumen von jährlich 70 Millionen Euro. Der
Erfolg des Sardex erreicht allmählich das italienische Festland, wo weitere lokale Währungen geschaffen werden.
WIR als Vorbild
Komplementärwährungen sind auch in Frankreich entstanden, dem einzigen Land mit einer entsprechenden
Gesetzgebung. In Nantes haben die Gemeindebehörden
den SoNantes eingeführt – unter Mitwirkung des damaligen Bürgermeisters Jean-Marc Ayrault, der später zum
Premierminister und danach zum Aussenminister Frankreichs ernannt wurde. Der SoNantes sollte ebenfalls die
lokale Wirtschaft unterstützen, die unter dem Schock von
2008 litt. Der gemeinsame Nenner zwischen SoNantes und
Sardex? Das WIR-Geld! Die Initianten dieser Währungsprojekte haben sich alle an die WIR Bank gewandt, um von
deren Erfahrung zu profitieren. Denn die Einführung einer
Komplementärwährung ist das eine, ihre Nachhaltigkeit
das andere. Die Geschichte des WIR-Systems ist bekannt:
Jean-Marc Ayrault, der Bürgermeister von Nantes – später Premierminister und gegenwärtig Aussenminister Frankreichs –, liess sich 2012 von Oliver Willimann (l.), VR-Präsident der WIR Bank, und Germann Wiggli (r.),
Vorsitzender der Geschäftsleitung, das WIR-System erklären.
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Foto: fischerundryser, Basel
Januar 2017
Um nicht von knappen Bankkrediten abhängig zu sein,
gründeten Geschäftsleute aus Zürich in der Krisenzeit der
1930er-Jahre ein System der Kreditgewährung zwischen
Unternehmen. Das System florierte und ermöglichte es
ausserdem zahlreichen Schweizer Unternehmen, die Wirtschaftskrise der 90er-Jahre zu überstehen. 2016 nun bekräftigt der WIR seine Ambitionen – jung und frisch!
Ob Geld zirkuliert oder ob es nur Eintragungen in Büchern und Tauschzentralen gibt: Gemeinsames Merkmal dieser Währungssysteme ist, dass sie Kapital nicht
verzinsen. Dies soll dem Horten entgegenwirken und die
Zirkulation begünstigen. Dieser Effekt lässt sich am Sardex beispielhaft ablesen. Seine Umlaufgeschwindigkeit
beläuft sich auf 12 Transaktionen pro Jahr, verglichen
mit 1,5 für den Euro.
Soziale und solidarische Währungen
In der Schweiz hat der NetzBon 2015 sein 10-jähriges Jubiläum gefeiert. Initiiert wurde er infolge von Turbulenzen,
welche die Basler Wirtschaft erschütterten. Er wird von
rund 130 lokalen Unternehmen, Geschäften und Freiberuflichen akzeptiert und getauscht. Das Volumen bleibt
bescheiden, aber die Philosophie kommt an: Der NetzBon strebt eine soziale und solidarische Wirtschaft an.
Deren Ziel besteht darin, die Entwicklung von Projekten
zugunsten der Umwelt, des sozialen Wohlstands oder der
partizipativen Demokratie zu unterstützen. Ein Gründungs­
dokument dieser globalisierungskritischen Bewegung ist
die hier auszugsweise zitierte Deklaration von Lima von
2007: «Wir leben in einem hegemonialen Entwicklungsmodell, das, im Süden wie im Norden, Zerstörung, Armut,
soziale und politische Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit usw.
hervorruft. Dieses Modell anerkennt die menschlichen Tätigkeiten, die für das Leben in Gesellschaft unabdinglich
sind, nicht als legitim an und bedroht die Zukunft unseres Planeten. […] Wir haben uns dem Aufbau einer solidarischen Wirtschaft verpflichtet, welche die Auffassung
infrage stellt, gemäss der die Bedürfnisse des Menschen
alleinig durch den Markt und seine anscheinend ‹natürlichen Gesetze› befriedigt werden könnten.»
Ein Léman für die Region Genf
Der letztes Jahr in Genf eingeführte Léman beruht auf den
gleichen Grundsätzen. Er soll die Wirtschaft der Region
Frankreich/Waadt/Genf als ein «Lebensbecken» unterstützen und den lokalen Verbrauch sowie kurze Wege fördern.
Aber nicht irgendwie! Der Léman fusst auf der Charta der
Sozialen und Solidarischen Wirtschaft (SSW) der Region
Genf. Diese begleitet und leitet Unternehmen an, die ihre
Werte bezüglich Umweltschutz und Partizipation teilen.
Aktuell fordert der Léman von seinen Mitgliedern lediglich
ein Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit und Solidarität. Er
zählt heute bereits 300 Geschäfts- und 1200 Privatmitglieder, die zwischen Lausanne und Annemasse (Frankreich)
leben. Zudem arbeiten seine Promotoren an der Einführung einer Internetplattform, über die sich Unternehmen
gegenseitig Kredite gewähren können.
Deborah Merz arbeitet als Schneiderin in der Rep-Statt in Basel, wo mit NetzBons bezahlt werden kann.
Die Rep-Statt ist auch eine der Ausgabestellen dieser alternativen Währung.
Foto: df
23
WIRplus Kundenmagazin
Unterstützung des offiziellen Systems
Am 27. Oktober fand an der Universität Genf die Konferenz
«Le WIR: une monnaie anti-crise?» (Der WIR: Eine Krisenwährung?) statt. Guillaume Vallet, Doktor der Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie sowie ordentlicher Professor an der Universität Grenoble Alpes, kam am Rande
seines Vortrags* auf die Erfolgskriterien einer Komplementärwährung zu sprechen. Seinen Ausführungen zufolge
lässt ein Staat die Entwicklung einer Währung nicht zu, die
sich ihm oder seiner Politik entgegenstellt. «Komplementär» ist also keine Worthülse. So wurde der WIR Bank Genossenschaft 1936 sehr schnell eine Bank­lizenz «erteilt»,
um sie unter das Bankengesetz zu stellen. Die Position der
öffentlichen Hand war also eindeutig. Im Fall des Léman ist
es gerade umgekehrt: Hier sind es die Initianten, welche
die Behörden bzw. Gemeinden um Unterstützung ersuchen. Die Schweizer Gemeinden Carouge und Meyrin mit
je über 20 000 Einwohnern machen mit. Carouge beteiligt
sich mit der Finanzierung von Studien an der Lancierung
des Léman. Die Delegierte für die Agenda 21 von Carouge arbeitet aktuell mit verschiedenen städtischen Stellen
zusammen, um Einsatzmöglichkeiten für den Léman zu
ermitteln. Am häufigsten werden dabei die Erbringung und
Honorierung von Dienstleistungen sowie Sitzungsgelder
genannt.
Antwort auf Onlinehandel
In Genf erklärt sich das Interesse der Behörden an einer
lokalen Währung mit der Notwendigkeit, das Gewerbe zu
unterstützen. Die Konkurrenz durch den Onlinehandel und
die grossen, in Frankreich angesiedelten Einkaufszentren
wird immer stärker. «Seit der Erstarkung des Frankens vor
eineinhalb Jahren verzeichnen die grenznahen Geschäfte
Rückgänge von rund 20%», so Nicolas Walder, Bürgermeister von Carouge. Was die Zukunft des Léman-Projekts betrifft, sind sich die Beobachter nicht einig. Manche sehen
im Léman das kaum nachhaltige Spielzeug einer kleinen
Gruppe von Globalisierungskritikern. Seine Initiatoren jedoch hoffen, die soziale und solidarische Wirtschaft bei der
Die grenzübergreifende Währung «Léman» steht vor diversen Hürden.
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Überwindung einer Stufe zu unterstützen. Sicher ist, dass
der Weg dorthin lang ist. Die Promotoren des Léman wären in der Lage, eine Tauschplattform zu entwickeln, aber
nicht alle Wirtschaftszweige sind daran interessiert. Anfang
September begannen die Verhandlungen mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA). Eine weitere Hürde ist
die Nichtparität zwischen dem Schweizer Franken und dem
Euro. Dies hat zur Folge, dass das aktuelle Tauschverhältnis
von 1 Léman = 1 Franken = 1 Euro keinen Bestand hat.
Der Farinet im Wallis
Die Rhone weiter aufwärts, im Wallis, dürfte diesen Frühling der Farinet lanciert werden. Seine Initiatoren sehen ihn
als ein Instrument, das im Dienst der gesamten Walliser
Wirtschaft steht und die lokale Produktion sowie kurze
Wege begünstigen könnte. Zurzeit wird er vor allem von
Unternehmen oder Privaten unterstützt, die eine soziale
und solidarische Wirtschaft befürworten.
Der soziale WIR
Im Vergleich dazu scheinen die Ziele des WIR und seiner
Mitglieder eher klassisch zu sein: mehr Kunden zwecks
eines höheren Geschäftswachstums! Doch Guillaume
Vallet zieht noch andere Schlüsse. Der französische Wissenschaftler betont die ganz und gar genossenschaftliche
Natur der WIR Bank und ihrer Kunden. Aus einer grossen
Krise entstanden, ist das WIR-System in schlechten Jahren effizienter als in guten. Und auch wenn es nirgends
geschrieben steht: Die Beziehungen zwischen den Mitgliedern sind wichtiger als das Bestreben, in jedem Fall einen
maximalen Geschäftsgewinn zu erzielen. Dass die Solidarität in der DNA des Systems steckt, ist allen bekannt.
●●Vincent Borcard
www.sonantes.fr, www.sardex.net, www.netzbon.ch
*Guillaume Vallet hat 2015 in der Zeitschrift Revue de la Régulation
den Artikel «Le WIR en Suisse: la révolte du puissant?» (Der WIR in
der Schweiz: Aufstand des Mächtigen?) publiziert – http://regulation.
revues.org/11463
Foto: Wikipedia.com/Geak
Januar 2017
Jungunternehmer essen hartes Brot
Vom Finanzkrisenjahr 2008 bis Ende 2015 sind 48 000 neue Unternehmen – fast lauter KMU und Einzelfirmen – ins Handelsregister
eingetragen worden. Wer glaubt, damit habe eine spürbare Blutauffrischung der Schweizer Wirtschaft stattgefunden, täuscht sich
allerdings. Schon in den 1990er-Jahren betrug der jährliche Zuwachs
an die 5000, und die weiteren Auswirkungen waren dieselben wie
heute: Etwa ein Drittel der Jungunternehmen verschwand sang- und
klanglos nach wenigen Jahren wieder von der Bühne.
Besonders schwierig wurde für viele von ihnen das fünfte,
sechste oder siebte Geschäftsjahr, wenn dringende Investitionen getätigt werden sollten, das Gründungskapital aber meist aufgezehrt war und grosse Schwierigkeiten
bei der Kapitalbeschaffung auftraten. Da zeigte sich jeweils mit aller Deutlichkeit, dass die Schweiz kein besonders risikofreudiges Land ist, wenn es um die Erhaltung
junger Unternehmen in kritischen Phasen geht.
Jetzt endlich ein Thema für die Wissenschaft
Lippenbekenntnisse zugunsten junger KMU gab es immer genug. Barbara Rigassi, damals Seco-Direktorin,
im Mai 2001: «Der Staat muss genügend Mittel zur Verfügung stellen, um die Voraussetzungen für Innovationen
jeglicher Art zu erhalten und weiter auszubauen.» Was
dabei herausgeschaut hat, war ausser der Kommission
für Wissenschaft und Technik (KTU), die von ihren Aufgaben her nur einem kleinen Teil der Jungunternehmer
dienen konnte, die Steuerbegünstigung für Risikokapitalgesellschaften und Business Angels, die von der Emissionsabgabe befreit wurden und Steuererleichterungen erhielten. Bald zeigte sich, dass diese indirekte Hilfe viel zu
eng konzipiert war, vor allem, weil nur nachrangige Darlehen und nicht Risikofinanzierungen begünstigt wurden.
Es wurde auch klar, dass einzelne kantonale Steuervorschriften – insbesondere bei der Vermögenssteuer – dem
Förderungsziel zuwiderliefen. Es brauchte fast zwanzig
Jahre, um die an sich nicht bestrittene Förderungsaufgabe wieder vorwärts zu bringen. Dafür brauchte es einen
massiven Druck der gewerblichen Kräfte im Parlament.
Der Bundesrat steht nun in der Pflicht, noch dieses Jahr
zwei Berichte zur Förderung von Jungunternehmen vorzulegen, von denen der eine die Frage einer besseren Finanzierung durch Pensionskassengelder angehen muss.
Nicht nur die Parlamentarier, auch die Wissenschaft hat
nicht geschlafen und ist sich der Dringlichkeit des Problems bewusst. Die Universität Bern hat in der Person
von Dr. Philipp Sieger einen neuen Assistenzprofessor
berufen, dessen Lehrauftrag ganz auf die jungen KMU
zugeschnitten ist. Prof. Sieger verfügt über Erfahrungen
aus der Autobranche und hat in St. Gallen über Familien-
unternehmen dissertiert. Er hat bereits bemerkenswerte
Arbeiten über strategisches Unternehmertum und Mitunternehmertum publiziert – Bereiche, die bisher in der
Schweiz vernachlässigt wurden. In Bern wird er sich vor
allem mit Unternehmungsgründungen und mit Fragen befassen, die mit der Unternehmensnachfolge zusammenhängen. Dazu lässt er seine Studenten «Unternehmerlis»
spielen, nachdem er festgestellt hat, dass sich sehr viele
von ihnen für eine Unternehmerlaufbahn interessieren.
Eine gewisse «Akademisierung» kann da gar nicht schaden. Wir erwarten auf jeden Fall, dass Prof. Sieger in die
Expertenkommission aufgenommen wird, die der Bundesrat nun ernennen muss.
Verschiebungen in der Struktur der Jungunternehmer
Noch in den neunziger Jahren gab es fast so viele Jung­
unternehmer im Detailhandel wie in der Bauwirtschaft.
Das ist nun vorbei. Auch der Anteil der Handelsfirmen ist
bei den Jungunternehmern merklich zurückgegangen. Im
Mittelpunkt aller Neugründungen stehen jetzt die Dienst-
So sah früher der erste Schritt in die Selbstständigkeit häufig aus – heute führt er eher über den Laptop.
Bild: fotolia.com
25
WIRplus Kundenmagazin
leistungen aller Art. Damit ist die Chance gewachsen, mit
einem bescheidenen Anfangskapital etwas fertigzubringen. Die Schwierigkeiten kommen dann meist in der auf
die Gründung folgenden Wachstumsphase. Auch handelt
es sich um fast lauter Branchen – Beispiel EDV –, in denen die Konkurrenz von Anfang sehr hart ist. Die Finanzierung von Jungunternehmen wird damit immer mehr ein
Problem von Dienstleistungsfinanzierungen. Die Zeiten,
wo man noch mit ein paar Karretten und einem Zementmischer rasches Geld machen konnte, sind wohl vorbei.
Das will nicht heissen, dass der Kapitalbedarf für eine
Neugründung grundsätzlich grösser geworden ist. Aber
die Kapitalbeschaffung ist schwieriger geworden. Es besteht da eine Parallele zum Liegenschaftsmarkt. In einer
Zeit, wo die 60-Jährigen die 90-Jährigen beerben, stellen
die erforderlichen Eigenmittel für das Startkapital ein zunehmendes Problem dar. Der Staat wird da um eine Mitverantwortung nicht herumkommen. Risikokapital wäre in
der Schweiz nämlich genügend da, aber es fliesst nicht
immer an die richtigen und zukunftsweisenden Orte und
trägt dann mehr zu einer Vergreisung als zu einer Verjüngung unserer Volkswirtschaft bei.
Nicht ganz auf dem rechten Dampfer
Schon vor über 30 Jahren hat der damalige Delegierte
des Bundesrats für Konjunkturfragen, Prof. Dr. Francesco Kneschaurek, darauf hingewiesen, dass die Einführung des Obligatoriums der beruflichen Vorsorge (zweite Säule) mit seinem massiven Kapitalaufbau auch dazu
führen könnte, dass am Schluss zu wenig Risikokapital
für Neuinvestitionen im Inland zur Verfügung stehe. Das
ist zum Glück nicht passiert. Aber es bleibt dabei, dass
Pensionskassengelder, die ihrer Natur nach besonders
sicher sein müssen, einen grossen Bogen um die Finanzierung von Jungunternehmen machen. Der Bund möchte dies teilweise ändern, wobei der Weg vernünftigerweise nicht über einen Staatsfonds, sondern über besondere
Stiftungen – gegebenenfalls mit Staatsgarantie – führen
könnte, die in junge Unternehmungen investieren. Gedacht wird dabei nicht an das Startkapital, sondern eher
an die Überbrückung von Liquiditätsengpässen, wie sie
bei Jungunternehmen für die auf die Gründung folgende
Wachstumsphase typisch sind. Einige privatwirtschaftliche Initiativen in dieser Richtung waren leider nicht gerade erfolgreich. Zurzeit befinden sich vier Stiftungen im
Aufbau, die in diese Richtung wirken wollen. Ihre Geldsuche bei den Pensionskassen war leider bisher nicht sehr
ergiebig. Alle sind sich darüber einig, dass eine gesetzliche Vorschrift, welche die Pensionskassen zu solchen
Anlagen zwingen könnte, völlig ausgeschlossen ist. Es
bleibt also nur die Einsicht in die Freiwilligkeit, welcher der
Staat jedoch mit Steuererleichterungen nachhelfen könn26
te – allerdings nur in sehr bescheidenem Masse, denn die
zweite Säule ist ja grundsätzlich steuerfrei. Auf jeden Fall
werden solche Lösungen noch einige Zeit erfordern.
Eilig hat es der Bund hingegen, wenn es darum geht, den
Bezug von Pensionskassengeldern für den Aufbau einer
selbstständigen Existenz einzuschränken. Der Bund hat
nämlich gemerkt, dass Selbstständigerwerbende, die
entweder nie einer Pensionskasse angehörten oder ihr
Kapital zum Aufbau einer selbstständigen Existenz auszahlen liessen, ein höheres Risiko haben, Ergänzungsleistungen zur AHV beantragen zu müssen. Die Differenz ist
allerdings nicht enorm. Im Jahr 2013 haben 8,5 Prozent
der Selbstständigerwerbenden fünf Jahre nach Erreichen
des Rentenalters Ergänzungsleistungen bezogen, hingegen nur 5,3 Prozent der ehemaligen Arbeitnehmer. Nun,
die Selbstständigen haben ihr Pensionskassengeld wohl
nicht auf einer Kreuzfahrt verjubelt, sondern sind erst in
späterem Alter – vielleicht nach der Unmöglichkeit, wieder eine Stelle zu finden – selbstständig geworden und
haben sich ihr Kapital auszahlen lassen – allenfalls mit der
Folge geschäftlichen Misserfolgs.
Nun will der Bund den Bezug von Vorsorgekapital generell auf den überobligatorischen Teil des Guthabens
beschränken, und dies auch nur, wenn die Pensionskassenstatuten dies zulassen. Junge, die sich selbstständig
machen möchten, haben in der Regel kaum nennenswerte überobligatorische Guthaben und fliegen dann voll
aus ihrem bisherigen Bezugsrecht bei der Selbstständigwerdung heraus. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist,
muss das Parlament demnächst entscheiden.
«Bei den Pensionskassen
wird nicht Gas gegeben,
sondern gebremst.»
Wer Jungunternehmer werden will, weiss, dass er auf
manches verzichten und in jedem Fall eine überdurchschnittliche Leistung erbringen muss. Zu dieser Leistung
gehört auch ein grosser Arbeitsaufwand für den Aufbau
eines Partner- und Beziehungsnetzes. Wir finden, dass
der WIR Bank Genossenschaft hier eine recht bedeutende Rolle zukommt. Die Einführung in das grösste schweizerische KMU-Kontaktnetz ist so gut wie gratis und die
dafür angebotenen zinsfreien 10 000 CHW gehen von
ihrer Wirksamkeit her doch deutlich über den offerierten
Kreditbetrag hinaus. Punkto Förderung von Jungunternehmern steht die WIR-Gemeinschaft, ihrer Bedeutung
entsprechend, also sicher am rechten Platz.
●●Dr. Richard Schwertfeger
Januar 2017
Hohe Rendite, tiefe Gebühren
Auch im neuen Jahr liegt die WIR Bank mit ihren Konditionen bei den
Säule-3a-Konten in der Spitzengruppe – umso mehr, wenn man
nebst den Zinssätzen auch noch die Gebühren vergleicht. Am meisten
profitieren Sie, wenn Sie jeweils zu Jahresbeginn einzahlen.
Das Zinsniveau in der Schweiz liegt auf einem Rekordtief. Der Zins von 0,65% der WIR Bank für Terzo-Guthaben (Säule 3a) ist einer der höchsten im Vergleich zu
anderen Banken. Dazu kommt noch der Gebührenvorteil
beim Terzo-Konto der WIR Bank, wie das Konsumentenmagazin «saldo» schon vor rund einem Jahr festhielt. –
Vergleichen lohnt sich also …
… und früh einzahlen lohnt sich auch!
Trotz des – wie bereits erwähnt – historisch tiefen Zinsniveaus lohnt es sich nach wie vor, den erlaubten Maximalbetrag möglichst früh einzuzahlen – also am besten
gleich jetzt. Denn so profitieren Sie am meisten von den
Vorzugszinsen des Terzo-Kontos.
Das Vorsorgesparen über die Säule 3a lohnt sich nicht
nur wegen des Vorzugszinses, sondern vor allem auch
wegen der positiven Steuereffekte während der Sparphase. Die geleisteten Beiträge an die Säule 3a können
Sie – im Rahmen der gesetzlichen Einzahlungslimiten1 –
vollumfänglich vom steuerbaren Einkommen abziehen.
Die aktuellen Bedingungen des
Terzo-Kontos der WIR Bank:
Zinssatz:0,65%
Kontoführung und
jährliche Steuerbescheinigung
Die Zinserträge sind verrechnungs- und einkommenssteuerfrei. Auch Vermögenssteuern fallen keine an. Erst
bei der Auszahlung ist das Vorsorgekapital zu einem reduzierten Satz – separat vom übrigen Einkommen – zu
versteuern.
Weniger Steuern mit gestaffelten Auszahlungen
Säule-3a-Konten können Sie innerhalb von fünf Jahren
vor der ordentlichen Pensionierung einzeln auflösen. Jedes Konto muss immer ganz aufgelöst werden, Teilauszahlungen sind nicht möglich. Für eine gestaffelte Auszahlung benötigt man somit mehrere Konten. Damit kann
die Steuerprogression gebrochen werden, was je nach
Kanton mehrere Tausend Franken ausmachen kann.
Bitte beachten Sie, dass die Auszahlungen von 3a-Konten und eine allfällige Auszahlung bzw. Teilauszahlung
eines Pensionskassenguthabens oder eines Freizügigkeitskontos innerhalb eines Jahres zusammengezählt
werden. Die Gesamtsumme pro Jahr ist somit massgebend für den Steuersatz und den zu bezahlenden Steuerbetrag.
Keine Transfer- oder Saldierungsgebühr
Im Gegensatz zu vielen anderen Banken belastet die
WIR Bank bei ihrem Säule-3a-Konto grundsätzlich keine
Gebühren. Einzige Ausnahme ist die Gebühr bei vorzeitigem Bezug für Wohneigentum, wenn die Finanzierung
nicht über die WIR Bank erfolgt (s. Kasten). Der Grund für
diese Gebühr ist der hohe Aufwand für die notwendigen
Abklärungen.
kostenlos
Detaillierte Informationen erhalten Sie unter der Telefonnummer 0800 947 947 oder unter wir.ch/terzo-de.
Transfer (Überweisung) auf
ein anderes Säule-3a-Konto
kostenlos
Kontosaldierung (Pension)
kostenlos
●●Roland Schaub
1) Für Personen, die einer Pensionskasse angeschlossen sind, beträgt
die Limite in diesem Jahr 6768 CHF, für Selbstständigerwerbende ohne
Pensionskasse sind es 33 840 CHF.
Frist bis zur Auszahlung
nach Erhalt der
vollständigen Unterlagen
31 Tage
Gebühr bei vorzeitigem
Bezug (Wohneigentum):
300 CHF*
*Keine Gebühr, wenn die Finanzierung durch die WIR Bank
erfolgt
27
WIRplus Kundenmagazin
Wein und Sein in Erlinsbach
GastroSuisse hat Ende August 2016 erstmals den Hotel InnovationsAward vergeben. Gewinner sind Silvana und Albi von Felten
vom Landhotel Hirschen in Erlinsbach für ihr originelles Projekt
«Weinhaus am Bach».
28
Januar 2017
Zuerst herrscht Verwirrung: Steht der Hirschen – Landgasthof, Seminarhotel, Restaurant (mit 15 Gault-MillauPunkten) und Genussoase – in Erlinsbach SO oder in
Erlinsbach AG? Glücklicherweise kümmert sich das Navigationsgerät nicht um den Kantönligeist und führt uns
sicher nach Erlinsbach, Kanton Solothurn. Der Aargau
beginnt aber schon auf der anderen Seite des Dorfbachs.
Und der «Hirschen» liegt, um die Verwirrung definitiv zu
machen, auf beiden Seiten der Kantonsgrenze.
Seit fünf Generationen existiert das Unternehmen der
Familie von Felten. «Früher hatten wir eine Bäckerei/
Konditorei», erzählt Albi von Felten (50). (In den einstigen
Verkaufsräumen ist momentan ein Coiffeursalon eingemietet. Aber dieser wird in absehbarer Zeit ausziehen.
Dann soll hier ein kleiner Laden für von Feltens «Genusswerk» entstehen, für Eigenprodukte wie Öl, Essig, Senf,
WIR-Kunde seit Generationen
Wie und wann sind Sie zur WIR-Verrechnung
gekommen?
Albi von Felten: Das Landhotel Hirschen ist seit Generationen WIR-Kunde. Dies habe ich so bei der
Übernahme des Familienbetriebs übernommen und
beibehalten. Unser WIR-Annahmesatz beträgt 30%
auf den ganzen Betrag, aber im Restaurant kann
man auch mit 50% WIR bezahlen.
Welche Vorteile ziehen Sie daraus?
Die WIR-Annahme bewirkt eine Kundenbindung, vor
allem was regionale Kundenbeziehungen angeht.
dazu Schinken, Coppa und Salami vom Wollschwein und
das eigens für den «Hirschen» gebraute «Speuzer-Bier».)
Gross- und Urgrossmutter führten nebenher eine kleine Beiz. Albis Vater war der erste, der die Gastronomie
professionell betrieb: Als gelernter Koch befehligte er
die Küche, während die Mutter als Gastgeberin im Restaurant wirkte. Allmählich entstanden ein Hotel und ein
renommiertes, von Gault Millau ausgezeichnetes Restaurant. Zwar absolvierte auch Albi von Felten eine Kochlehre
und danach die Hotelfachschule; zudem erwarb er später
ein Weinhandels- und ein Sommelierdiplom. Aber ihn zog
es immer wieder hinaus in die Welt, stets mit einer Kochschürze im Gepäck, um sich in fremden Ländern in die Küchen zu stellen. Sein Vater befürchtete, er könnte irgendwo
hängenbleiben. Gut ausgebildete Schweizer Gastronomen
sind auf der ganzen Welt gefragt. Doch 1999, mit 33 Jahren, kaufte Albi seinen Eltern schliesslich den Betrieb ab.
Glückliche Wollschweine
Albi von Felten setzt auf regionale Produkte. «Als erstes
kam das Hummerbecken weg», erzählt er lachend, und
sein Vater, der daneben sitzt, bestätigt, dass es wegen
solcher neumodischer Ideen durchaus Zoff geben konnte. Dann begann Albi, mit Pro-Specie-Rara-Produkten zu
experimentieren – Tomaten, Karotten und so weiter. In
der Region werden Wollschweine extra für ihn gezüchtet;
Trüffel stammen aus dem Fricktal; Kräuter zieht er teils im
eigenen Garten, teils liefern sie Bauern der Umgebung.
Sein Ruf eilt ihm inzwischen voraus: «Was regionale Zutaten angeht und Produkte besonderer Güte, war Albi von
Felten Vorreiter, als niemand sonst über die heimische Verankerung der Gastronomie sprach», lobte die NZZ im April
2016. Und: von Felten sei «der Konkurrenz weit voraus».
Damit auch Kinder lernen, was gutes Essen ist, bietet Albi
von Felten übrigens regelmässig Kinderkochkurse an.
Geben sie Ihre WIR-Guthaben auch im privaten
Bereich aus?
Nein, wir nutzen unsere WIR-Guthaben geschäftlich. Bei einigen Lieferanten können wir mit WIR
bezahlen. Zudem setzen wir die WIR bei unserem
aktuellen Neubau ein, dem «Weinhaus am Bach».
Sind Sie Mitglied eines WIR-Networks?
Sporadisch nehme ich an den Treffen des Networks
Olten-Solothurn-Oberaargau teil. Sporadisch deshalb, weil wir meist arbeiten, wenn andere frei haben und diese Treffen stattfinden.
Was halten Sie vom neuen Auftritt der WIR
Bank?
Der neue Auftritt gefällt mir. Ich bin gespannt, was er
2017 noch mit sich bringt.
●●PC
Silvana und Albi von Felten
Foto: zVg
29
WIRplus Kundenmagazin
Der «Hirschen» und der Neubau «Weinhaus am Bach».
«Weinhaus am Bach»
Schon bisher besass der «Hirschen», neben jenen im
Haupthaus, zehn Gastzimmer jenseits des Bachs, im
Aargau. Jetzt kommt ein Neubau hinzu, in welchen Silvana und Albi von Felten – die gerade Eltern der kleinen
Josephine geworden sind – ihre ganze Kreativität investiert haben. Vor allem hat sich Albi auf sein umfassendes
Weinwissen besonnen, das auch von der «Schweizer Illustrierten» schon bemerkt worden ist, die im September
2016 schrieb: «Der eindrucksvolle Keller des ‚Hirschen‘
entpuppt sich als eine liebevoll gepflegte Schatzkammer». 650 Positionen umfasse sein Weinkeller, sagt der
Gastronom. «Ich kann einfach nicht bremsen.»
Der Hirschen-Neubau, genannt «Weinhaus am Bach», soll
mit seinem Angebot rund um das Thema Wein Seminarund Geschäftskunden unter der Woche sowie Wein- und
Genussliebhaber am Wochenende ansprechen. Im Erdgeschoss entstehen ein Seminarraum, den die von Feltens «Dänk-Lokal für Komfort-Seminare» nennen, eine
Der Weinkeller mit 650 Positionen ist eine wahre Schatzkammer.
30
Fotos: Foto Frutig
Kamin-Lounge, eine Küche im Landhausstil und eine
«Weinstube für unbetreutes Trinken», in welcher Produkte von Winzerinnen und Winzern aus der Region und von
weiter her genossen werden können.
Mit James Bond in der Suite
Vor allem aber entstehen hier 22 Hotelzimmer und zwei
Junior-Suiten, die ganz dem Thema Wein gewidmet sind.
Bekannte und weniger bekannte Produzentinnen und
Produzenten haben je ein Hotelzimmer nach eigenen
Vorstellungen dekorieren können, zum Beispiel Wehrli
(Aargau), Gantenbein (Graubünden), Zanini (Tessin), Chollet (Waadt) oder Marie-Thérèse Chappaz (Wallis), das
Weingut Aureto in der Provence, das Andy Rhis gehört,
oder das Gut Palmeri in Sizilien von Ueli Breitschmid. Im
Keller ist eine 50 Quadratmeter grosse Suite eingerichtet, in der man zwischen zwei gläsernen Weinschränken
(für Weissen und für Roten) schläft; die 70 Quadratmeter grosse Suite unter dem Dach ist dem Champagner
Januar 2017
In diesen Räumen entsteht das Dänk-Lokal mit Kamin-Lounge und einer Weinstube «für unbetreutes Trinken».
Bollinger gewidmet, dem Lieblingsgetränk James Bonds
(neben dem geschüttelten Martini). Der Mann im Geheimdienst Ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten ist in der
Suite präsent, wenn auch nur als grosse Fotografie.
Bei unserem Besuch war das raffinierte und gemütliche
«Weinhaus am Bach» noch im Bau. Doch Silvana und Albi
von Felten haben dafür bereits einen Preis gewonnen: den
ersten Hotel Innovations-Award von GastroSuisse, dem
Verband mit 20‘000 Mitgliedern. Im Rahmen des Hotel Innovations-Tages im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern
wurde der Preis am 30. August 2016 verliehen. Thema
des Tages war «Sich bewegen. Sich erfinden. Neu.», und
dafür sind Silvana, die ihr Mann als «Organisationsgenie»
bezeichnet, und Albi selber, der dynamische Ideengenerator, sicher zwei herausragende Beispiele.
optimal ineinandergreifen», hiess es dazu in der Laudatio. Die Jury, der unter anderem Jürg Schmid, Direktor
von Schweiz Tourismus, und Casimir Platzer, Hotelier
und Präsident von GastroSuisse, angehörten, hatte die
Preisträger aus über zwanzig Bewerbungen ausgewählt.
Der Hotel Innovations-Award soll dazu dienen, «erfolgversprechende Konzepte zu fördern und den Zugang zu
Fremdmitteln zu ermöglichen». Dafür wollen GastroSuisse und die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit in
Zukunft jedes Jahr die vielversprechendsten Konzepte
kleiner und mittlerer Hotels prämieren. Die von Feltens
haben ein individuelles Coaching im Wert von 15‘000
Franken gewonnen. Ob sie es nötig haben angesichts
ihres Erfolgs? «Man lernt nie aus», sagt Albi von Felten
lachend.
«Überzeugende Idee»
«Die Idee überzeugt durch ein schlüssiges Geschäftsmodell, bei dem Konzept, Kooperation und Kommunikation
●● Artur K. Vogel
Landhotel Hirschen
Hauptstrasse 125, 5015 Erlinsbach
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag
Freitag bis Samstag
Sonntag
7.00 bis 23.30
7.00 bis 24.00
7.00 bis 22.00
Betriebsferien
23. Dezember 2016 bis
einschliesslich 5. Januar 2017
T 062 857 33 33
F 062 857 33 00
[email protected]
www.hirschen-erlinsbach.ch
www.genusswerk.ch, www.hotelinnovation.ch
Albi von Felten mit dem Hotel Innovations-Award von GastroSuisse.
31
WIRplus Kundenmagazin
Museum ohne Öffnungszeiten
Digitalisierung erfasst alle und alles. Zu den Pionieren im kulturellen
Bereich gehört eine Institution, die man nicht sofort mit digitaler
Transformation in Verbindung bringt: das HMB – Historische Museum
Basel. Verantwortlich für die eCulture im HMB ist Daniele Turini (32).
Knarrende Böden und verstaubte Ausstellungsstücke sind
in Basels Historischem Museum – so es sie je gab – längst
Geschichte. Und in einem Sammlungsbereich ist der Besucher nun sogar selbst für die Ambiance verantwortlich:
Die bedeutende Schlitten- und Kutschensammlung des
Museums für Pferdestärken kann man nach Wahl in der
Küche, im Bett, während einer Zugfahrt oder in den Winterferien auf einer Südseeinsel besuchen – virtuell und rund
um die Uhr, dank der Google-App Arts & Culture. Um ganz
ehrlich zu sein: Der virtuelle Zugang zu den Schlitten und
Kutschen ist der einzig mögliche, denn seit Oktober 2016
ist dieser Teil des HMB für die Öffentlichkeit nicht mehr
zugänglich. Daniele Turini, Leiter eCulture des HMB, gibt
unumwunden zu, dass die Partnerschaft mit dem Google
Cultural Institute auch aus der Not heraus geboren wurde: «Die Christoph-Merian-Stiftung, der das Museumsgebäude gehört, benötigt die Räumlichkeiten für eigene
Zwecke.» Vor dem Abtransport der Sammlung in ein Depot
in Pratteln wurde der Rundgang durchs Museum deshalb
digitalisiert.
Die Reaktionen liessen nicht auf sich warten: «Ins Depot
auch die Basler Fasnacht, wenn sie irgendwann digital
erlebbar sein wird!», lautete etwa ein sarkastischer Kommentar in der Basler Zeitung. Oder «schade», «traurig»,
«der Anfang vom Ende».
Dank der App «Actionbound» wird die Ausstellung Wirk.Stoffe zum interaktiven Erlebnis. Daniele Turini vor der Fluoreszenzfärbung eines Querschnitts durch den Wadenmuskel einer Maus.
32
Fotos: Foto Frutig
Januar 2017
Sind Museen ein Auslaufmodell?
Daniele Turini: Nein, das Museum der Zukunft wird immer
auch ein reales Museum sein – der virtuelle Raum existiert
nicht ohne sein analoges Gegenstück. Und ein virtueller
Rundgang kommt vom Erlebniswert nie an einen realen
Besuch eines Museums heran.
Dann war die Digitalisierung der Schlitten- und Kutschensammlung eine einmalige Angelegenheit?
Im Gegenteil: Wir werden auch die drei anderen Häuser
des HMB – das Museum für Geschichte, das Museum
für Musik und das Museum für Wohnkultur – digital zugänglich machen. Diese virtuellen Rundgänge dienen als
«Appetizer», als Anreiz zum realen Besuch des Museums.
Sobald alle notwendigen Ressourcen gesichert sind, wollen wir im Jahrestakt ein Museum digitalisieren. Digital
und analog dürfen nicht gewichtet, sondern müssen als
gleichberechtigt behandelt werden.
Diese Strategie scheint in der Schweiz nicht verbreitet zu sein. Neben dem Museum für Pferdestärken sind auf der App Arts & Culture erst vier weitere
Schweizer Museen vertreten.
Das dürfte daran liegen, dass es kein Rezeptbuch gibt.
Jedes Museum muss sich an sein individuelles Digitalisierungskonzept herantasten und auch Experimente wagen. Vorher sind Ressourcen- und Kompetenzfragen zu
beantworten. In kulturellen Institutionen ist das nicht immer einfach. Wo Ängste und Skepsis überwiegen, muss
zusätzlich Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Es wird Sie gefreut haben, dass Ihr neuer Chef, Marc
Fehlmann, der am 1. Juni sein Amt als HMB-Direktor antritt, die digitale Erweiterung des Museums
weiterhin vorantreiben will, «um die Zugänglichkeit
auf neue Zielgruppen auszuweiten und die öffentliche Sichtbarkeit der Sammlungen zu erhöhen». Er
bezeichnete das Museum auch als «Speichermodul»
und «Memory Bank» (bazonline.ch, 18. November
2016).
Es ist mir auch künftig ein Anliegen, die digitalen Aktivitäten des HMB voranzutreiben und so neue Besuchergruppen für unser Museum zu begeistern. Klar ist auch, dass
ein eCulture-Konzept nur dann funktioniert, wenn es ganz
oben getragen und in allen Abteilungen gelebt und erlebt
wird. Im HMB gehört es denn auch zu meinen Aufgaben,
bei allen Mitarbeitenden das Bewusstsein für die neuen
Zugänge und Möglichkeiten zu wecken, die Virtualisierung und Digitalisierung schaffen.
Zurück zu den virtuellen Rundgängen – wer nutzt sie?
Nur ein Beispiel: Wer als Tourist in eine Stadt kommt fragt
sich vielleicht, ob sich der Besuch eines bestimmten
Museums lohnt. So wie er vor dem Buchen eines Hotels
zuerst einen virtuellen Rundgang durchs Zimmer unternimmt, will der Tourist von zuhause aus in das Museum
Nur noch virtuell zu bewundern – und auf Kaffeerahmdeckeln: die
Schlitten- und Kutschensammlung des Historischen Museums Basel.
reinschauen, bevor er seine Tagespläne schmiedet. Wenn
wir ihm hier etwas bieten können, haben wir einen Wettbewerbsvorteil.
«Digital und analog sind
gleichberechtigt.»
Daniele Turini ist studierter Betriebswirtschafter (International Management) und ist 2012 nach einigen WKs als Zivildienstleistender ans HMB gekommen. Nach Ende seines
Praktikums suchte das HMB Personal für die Gründung
einer Marketingabteilung. Dank seiner Affinität zu Kultur,
Kommunikation und digitalen Medien kam auch Turini zum
Zug. Als regelmässiger Museumsgänger war ihm verschiedentlich aufgefallen, dass Museen Mühe haben, Junge
anzusprechen – zu veraltet waren die Instrumente der Wissensvermittlung. Generell sei festzustellen, dass kulturelle
und damit in der Regel auch subventionierte Institutionen
kommunikationstechnisch grossen Nachholbedarf haben.
Verständlich, denn sie stehen wirtschaftlich weniger unter Druck als beispielsweise KMU, die dem Wettbewerb
stärker ausgesetzt sind. Nicht nur die Art der Präsentation
kann auf Junge abschreckend wirken: Die «hehren Hallen»
eines Museums wirken selten einladend – und im Fall von
Basel macht sich das besonders deutlich bemerkbar: Ein
Museum befindet sich in einer ehemaligen Kirche, ein anderes in einem ehemaligen Gefängnis, ein drittes in einem
vornehmen Stadtpalais. «Die szenografische Wirkung ist in
jedem Fall eher einschüchternd», resümiert Turini.
Gelingt es, durch Digitalisierung vermehrt ein jüngeres, «museumsfernes» Publikum anzusprechen?
Natürlich, und genau dieses digitale und formataffine Publikum wollen wir zusätzlich ansprechen. Es kommt hinzu,
33
WIRplus Kundenmagazin
dass junge Menschen in einer Gratiskultur aufgewachsen
sind. Sie überlegen sich gut, ob sie das Geld für einen
Eintritt ausgeben wollen. Ausserdem kennt das Internet
keine Öffnungszeiten – das Wochenende bleibt trotz
«Museumsbesuch» frei … Im besten Fall wirkt der virtuelle Appetizer, und die Jungen kommen auch in der realen
Welt zu uns. Das zu schaffen ist für ein Historisches Museum keine einfache Sache: Als Freizeitangebot stehen
wir nicht nur in Konkurrenz mit anderen Museen, sondern
auch mit dem Schwimmbad, mit Youtube oder mit Netflix.
«Wir stehen in Konkurrenz
mit dem Schwimmbad,
Youtube oder Netflix.»
Das Angebot eines virtuellen Rundgangs alleine
dürfte aber die Generation Z, die mit dem Smart­
phone in der Hand aufgewachsen ist, noch nicht
hinter dem Ofen hervorlocken.
Das ist richtig, aber unser digitales Angebot ist damit ja
noch längst nicht ausgeschöpft. Vor drei Jahren haben
wir erstmals Tweevenings angeboten: kurze abendliche
Führungen, die sich an ein nicht primär museumaffines
Publikum richten. Interessant ist, dass es nicht einmal der
digitale Aspekt ist, der für dieses Publikum interessant
ist. Vielmehr sind es die Rahmenbedingungen: Der Eintritt
ist gratis und ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten,
das Café ist offen, es läuft Musik und die Benutzung des
Smartphones ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. In
dieser entspannten Atmosphäre sind die Hemmschwellen
niedriger, es entsteht eine Interaktion, Besucher und Museum sind auf Augenhöhe.
Diese Tweevenings bedeuten etwa 30 bis 50 zusätz­
liche Besucher. Lohnt sich das?
Man könnte noch weiter gehen und kritisieren, dass es sich
bei einem Teil der Besucherinnen und Besucher um ein
Stammpublikum handelt. Auch ist die Altersstruktur nicht
eindeutig – zwar klar jünger als bei anderen Angeboten,
aber trotzdem durchmischt. So twittern durchaus auch ältere, kulturaffine Personen – böse Zungen sprechen von
Marketing-Onkels oder Content-Tanten. Aber diese Medienlandschaft entwickelt sich, und ja, es lohnt sich. Ebenso wichtig ist nämlich, was sich an solchen Abenden dank
Twitter ausserhalb des Museums abspielt: Tweetups verbinden die im Museum Anwesenden mit den Abwesenden,
die online mit- oder nachlesen. Heute steht das HMB der
Basler Twitterszene sehr nahe und profitiert entsprechend
von der Mundpropaganda durch diese Community.
Wie geht es im HMB aus digitaler Sicht weiter?
Die zentralen Stichworte sind Vermittlung und Inszenierung. Der digitale Bereich hat diesbezüglich viel Potenzial.
Ein Museum muss viel unternehmen, um wahrgenommen
zu werden. Es genügt z.B. nicht, eine Tafel mit ein paar
Angaben zu Alter und Fundort neben ein Objekt zu stellen. Der Besucher will mehr über die Geschichten dahinter erfahren und etwas erleben. 2016 haben wir deshalb
erstmals Augmented Reality eingesetzt. Besucher der
Erasmus-Ausstellung konnten so im Museum z.B. auch
Schauplätze besuchen, die für den Humanisten auf seinen Reisen wegweisend waren. Doch wir sprechen nicht
nur den interessierten Laien an. Unsere Sammlung mit
Tausenden von Objekten steht auch im Dienst der Wissenschaft. Zum Museum der Zukunft gehört deshalb
auch, dass seine Sammlung der Forschung zugänglich
ist. Hier könnten 360-Grad-Aufnahmen zum Standard
werden. Sie erlauben es, ein Objekt aus jedem Blickwinkel zu betrachten – rund um die Uhr, an jedem Bildschirm
auf der Welt. Die Partnerschaft mit dem Google Cultural
Institute ist ein erster Schritt in diese Richtung.
Daniele Turini: »Ein eCulture-Konzept funktioniert nur dann, wenn es
ganz oben getragen und in allen Abteilungen gelebt und erlebt wird.»
34
Ihre Vision lautet: Das HMB ist 2017 eines der innova­
tivsten Stadtmuseen der Welt. Wie packen Sie das an
und woher nehmen Sie die Mittel?
Zuerst sei klargestellt, dass Digitalisierung nicht zwangsläufig in Millionenbeträgen enden muss. Das virtuelle
Januar 2017
Museum für Pferdestärken zum Beispiel hat uns nebst
den Übersetzungen von Texten keinen Rappen gekostet.
Für eine Vielzahl digitaler Lösungen gibt es heutzutage
etablierte Plattformen und Applikationen, die man sich
zunutze machen sollte. Die wichtigste Ressource ist das
Personal. Um virtuelle Angebote zu kreieren, braucht es
zudem das nötige Knowhow. In vielen Museen sind diese Faktoren nach wie vor keine Selbstverständlichkeit,
und so bleibt das Potenzial rund um digitale Medien oft
unausgeschöpft. Die Vision für 2017 soll uns inspirieren,
kreativ zu bleiben. Dies ist und bleibt unser oberstes Bestreben, erst dann kommt die Technologie – oder wie man
im Englischen zu sagen pflegt: form follows function. Ob
wir 2017 schon zu den innovativsten Stadtmuseen gehören, bleibt abzuwarten, aber im Grunde genommen haben
wir dafür ja noch ganze zwölf Monate Zeit (schmunzelt).
●●Interview: Daniel Flury
@danieleturini
@histmuseumbs
www.hmb.ch
Daniele Turini in der Ausstellung Wirk.Stoffe im Historischen Museum Basel (bis 18. Juni 2017).
35
WIRplus Kundenmagazin
Jedem Bürger sein elektronisches
Dossier
Immer mehr Funktionen des täglichen Lebens können digital erledigt
werden. Nur die Beziehungen zu den Behörden sind oft noch mit
einem Gang aufs Amt oder mit Papier verbunden. Der Verein eGovSchweiz fördert und projektiert digitale Lösungen, die einfach zu
handhaben sind, aber Datensicherheit und Persönlichkeitsschutz
garantieren.
Die Verwaltung in der Schweiz arbeitet auf allen Stufen effizient und verlässlich. Das ist eine Feststellung, die durch
internationale Vergleiche erhärtet wird. Bei den «Good
Governance Indicators» der Weltbank beispielsweise,
also den Indikatoren für eine gute Regierung und Verwaltung, erhält die Schweiz seit Jahren ausgezeichnete Noten. Nur in einem Punkt hinkt sie vielen anderen Ländern
hintennach: im sogenannten E-Government. Die Möglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger sowie besonders auch
der Unternehmen, Geschäfte mit den Behörden digital
abzuwickeln und Bürgerrechte, zum Beispiel bei Wahlen
und Abstimmungen, im Internet auszuüben, sind noch immer beschränkt. Das wird oft als Hindernis empfunden:
Im vergangenen August, an der Feier zum 100-jährigen
Bestehen der Auslandschweizer-Organisation auf dem
Bundesplatz in Bern, wurde wieder die dringende Forderung nach E-Voting für die Auslandschweizer laut. 762 000
Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland.
paradoxerweise daraus, dass die Verwaltung noch immer
gut funktioniert.» Dass sie allerdings «leider noch immer
traditionell, das heisst papierlastig ist», so Finger, «ist
nicht hilfreich, weder für Bürgerinnen und Bürger noch
erst recht nicht für Unternehmen». Diese wollten «effizient, transparent, einfach und vor allem elektronisch mit
staatlichen und parastaatlichen Institutionen zusammenarbeiten». Dass dies vielerorts nicht möglich ist, sei nicht
nur lästig und zeitraubend, es wirke sich auch negativ auf
die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes aus, ist Finger
überzeugt.
«Zukunftsstandort digitale Schweiz»
Der Verein eGov-Schweiz hat im Sommer eine umfangreiche Studie veröffentlicht, die unter der Leitung von
«Die Verwaltung ist papierlastig – und funktioniert.»
Nicht kompatibel, nicht kohärent
Der Rückstand hat einerseits mit der föderalistischen
Struktur unseres Landes zu tun. Die staatliche Organisation von unten nach oben hat zu vielen dezentralen Lösungen geführt: «Gemeinden, Kantone und der Bund haben
teilweise eigene Systeme entwickelt, die vielerorts schon
ziemlich weit fortgeschritten sind», sagt Renato Gunc, der
Präsident des Vereins eGov-Schweiz. Der Verein mit Sitz
in Bern will Innovationen im E-Govern­ment fördern, indem
er die angewandte Forschung und Entwicklung in diesem
Bereich unterstützt, besonders durch die Vernetzung von
Forschungsgruppen und die Mithilfe beim Start und der
Umsetzung von Projekten. Aber, sagt Renato Gunc, diese
dezentralen Lösungen haben entscheidende Nachteile:
«Sie sind nicht kompatibel, teilweise nicht kohärent und
nicht miteinander vernetzt.»
Matthias Finger, Professor an der Eidgenössischen technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und Spezialist
für Infrastruktur und Netzwerke, sieht eine weitere Hemmschwelle: den fehlenden Leidensdruck. «Dieser resultiert
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Der Gänsekiel ist Geschichte, geblieben ist das Papier.
Januar 2017
Professor Finger erarbeitet wurde. In der Untersuchung,
betitelt «Zukunftsstandort digitale Schweiz», werden vor
allem die Rahmenbedingungen untersucht, die der Staat
schaffen müsste, sowie die Kosten und Nutzen der Digitalisierung errechnet. Als Grundlage dient das «elektronische Bürgerdossier», ein Konzept, das eGov-Schweiz seit
2012 entwickelt hat. Es orientiert sich stark am Patientendossier, dessen Realisierung laut Renato Gunc sehr weit
fortgeschritten ist. (Auch es leidet, nebenbei bemerkt, an
derselben Krankheit wie das E-Government: Es gibt mehrere Systeme von mehreren Anbietern, die, man ahnt es,
miteinander noch nicht kompatibel sind.)
– ausser es läge ein Notfall vor und er wäre nicht ansprechbar – seine Zustimmung zur Einsicht geben.
«Ich wünschte mir ein eigenes digitales Departement.»
Die Studie identifiziert nun die politisch und technologisch relevanten Voraussetzungen für die Umsetzung
des E-Bürgerdossiers. Und zwar geht sie so vor, dass
sie eine begrenzte Anzahl besonders relevanter Fälle
untersucht. Dazu gehören unter anderem die An- und
Abmeldung bei der Wohngemeinde, die Steuererklärung
von Privatpersonen, die Eingabe von Baubewilligungen
oder Registerauszüge und Ausweise des Zivilstands­
wesens.
Das Patientendossier soll alle relevanten Erkenntnisse über
eine Person enthalten, die für eine Diagnose, eine Therapie
oder eine Operation relevant sind: zum Beispiel ihre Blutgruppe, ihre Allergien, ihre Krankheiten, die Operationen,
die sie durchgemacht hat, und so weiter. Das Dossier dürfte nur von sogenannten Leistungserbringern konsultiert
werden, also von Ärzten, Spitälern usw., aber nicht von
den Krankenkassen. Und der Patient müsste in jedem Fall
Das E-Bürgerdossier nimmt nur Speicherplatz in Anspruch.
Der Bürger im Zentrum
Das E-Bürgerdossier seinerseits soll eine elektronische
Plattform für jede in der Schweiz lebende Person werden.
Über jede Person werden dort relevante Daten zusammengezogen, und jede Person kann Akteure autorisieren,
auf diese Daten zurückzugreifen. Damit soll der Datenaustausch zwischen Personen, Unternehmen und staatlichen Instanzen erheblich vereinfacht werden. Das Ganze
müsste allerdings freiwillig bleiben.
Dabei haben sich, neben den technischen Erfordernissen, laut Matthias Finger folgende Hauptkriterien herauskristallisiert:
Fotos: fotolia.com
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WIRplus Kundenmagazin
• «Der Bürger ist in der Mitte»: Bürger und Bürgerin müssen Inhaber ihrer Daten und Informationen bleiben.
• «Transparenz und Vertrauen»: Der Staat oder ein vertrauenswürdiger Partner (möglich wären zum Beispiel
Betriebe wie die Post oder die Swisscom, die noch
immer dem Staat gehören) muss das E-Bürgerdossier
bereitstellen. Die Informationen und Quellen sowie die
Zugriffe auf die Daten müssen transparent sein.
Thema interessiert und möchte über das Ergebnis der
Studie informiert werden. 12% möchten in Zukunft aktiv
an der Erarbeitung digitaler Lösungen mitwirken. Also
steht der baldigen Einführung nichts mehr im Weg? Renato Gunc beurteilt die Situation zurückhaltend. Er denkt,
man müsse mit einem Zeitrahmen von zehn Jahren rechnen, bis Bürgerdossier und E-Government tatsächlich in
der ganzen Schweiz einsatzbereit seien.
●●Artur K. Vogel, egov-schweiz.ch
• «Sicherheit»: Die Betreiber müssen die Daten- und Informationssicherheit gewährleisten können. Renato
Gunc meint, dafür brauche es einen «Cyberpolizisten,
der die Infrastruktur überwacht». Das könnte nur eine
Staatsfirma sei, denn «es gibt Dinge, welche die Privatwirtschaft nichts angehen».
• «Dezentral, aber vollständig»: Die Daten müssen dezentral verwaltet werden, also dort, wo sie angelegt sind.
Sie werden nur bei einer Anwendung oder Abfrage zusammengestellt, und zwar nur jene, die für diese spezifische Abfrage relevant sind.
• Mit dem elektronischen Bürgerdossier sollen alle amtlichen und wichtige administrative Aufgaben abgewickelt werden können.
Bundeskanzlei als Anlaufstelle?
Die Verantwortung für die gesamte E-Governance müsste im Bund einer einzigen Stelle zugeordnet werden. Die
Zürcher Nationalrätin Kathy Riklin von der CVP, die sich
seit Jahren für die bessere digitale Vernetzung von Bürgern und der Verwaltung einsetzt, möchte diese Aufgabe
der Bundeskanzlei übertragen: «Diese arbeitet departementsübergreifend und hat jetzt schon Koordinationsfunktion.» Auch Renato Gunc sähe «beim jetzigen Stand
der Dinge» am ehesten die Bundeskanzlei als Anlauf­
stelle. «Längerfristig würde ich mir ein eigenes digitales
Departement wünschen», sagt Gunc, der aber umgehend
einräumt, dass diese Idee politisch wohl kaum durchsetzbar sei.
Dass ein solches E-Bürgerdossier nicht kostenlos zu haben
ist, liegt auf der Hand. Die Studie schätzt die einmaligen Implementierungskosten auf rund 300 Millionen Franken, die
jährlichen Einsparungen hingegen auf rund 900 Millionen.
Dafür könnten «öffentliche Dienste und politische Prozesse
verbessert und die Durchführung staatlicher Politik erleichtert werden», heisst es. Professor Finger räumt aber unumwunden ein, dass diese Schätzungen noch sehr vage seien.
Erfreuliches Interesse
Das Thema E-Bürgerdossier erzeugt ziemlich grosse Resonanz, wie einer Umfrage von eGov-Schweiz von 2015
zu entnehmen ist: Die Hälfte der Befragten ist an dem
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Kontoeröffnung: Effizient
und elektronisch
Was sich viele Bürgerinnen und Bürger im Verkehr
mit Behörden wünschen, wünschen sie sich auch
von ihrer Bank: Die Beziehung soll effizient, einfach,
sicher und vor allem digital sein. Die WIR Bank Genossenschaft hat auf diese Ansprüche reagiert und
ermöglicht ihren KMU-Kunden seit November 2016
das elektronische Eröffnen eines Bankkontos. Es
ist geplant, dass auch potenzielle Privatkunden in
den Genuss eines vereinfachten Kontoeröffnungs­
prozesses kommen.
●● df
https://blog.wir.ch/2016/11/14/
kunde-werden/
Januar 2017
Gestern, heute, Morgenmenschen
paar hundert Tiefgekühlte auf wärmere Zeiten. Schweizer
sind keine darunter. Ob ich es auch probieren sollte? Der
erste tiefgekühlte Appenzeller zu sein, wäre doch nett.
Der Spass kostet zwar 200 000 Dollar, aber ich kann hoffentlich noch viele Jahre Geld auf die Seite legen. Günstiger kommt es, wenn man nur das Hirn einfrieren lässt.
Im Moment 80 000 Dollar. Bis ich tiefkühlfertig bin, sinken
die Preise sicher noch. Und man kann es in der Schweiz
machen. In einem Gotthardbunker. Neben einem ausgemusterten Militärspital, wegen der Standschäden. Oder in
den Kaltbachhöhlen. Da taut man rezenter auf. Womöglich gibt es Cumuluspunkte. Und bezahlen kann man in
Schweizer Franken. Oder in WIR.
Willi Näf ist freier Autor, Texter und Kabarettist und lebhaft im Baselbiet
und im Appenzellerland. www.willinäf.ch
Foto: zVg
Der 12. Januar 1967 war ein kalter Tag. Besonders für
Dr. James Bedford. Der 73-Jährige starb nämlich an
Krebs und liess sich sofort einfrieren. Auf minus 196 Grad
Celsius. Und jetzt planget Herr Bedford seit genau fünfzig Jahren im flüssigen Stickstoff auf bessere Zeiten. Auf
Tauwetter. Auf ein neues Leben in seinem 1894 geborenen und vom Krebs zerfressenen Körper.
Eines Tages werden sie Herrn Bedford auftauen. Vielleicht
im Januar 2067. Das wird sicher feierlich. Nach hundert
recht ruhigen Jahren öffnet er die Augen und erblickt an
seinem Bett dreihundert gerührte Ururururenkelinnen. Sie
singen Happy Birthagainday und helfen ihm, die hundert
Kerzen auf seiner Wiedergeburtstagstorte auszublasen.
Seine Lunge ist halt noch etwas frostig und ein Morgenmensch war Herr Bedford noch nie. Nachher darf er sein
Wiedergeburtstagsgeschenk auspacken, eine Bettflasche.
Vorher schreibe ich noch eine Patientenverfügung. Sie
werden mein Hirni ja in einen neuen Körper einpflanzen,
und ich will keinen verunglückten Aargauer. Falls sie
versehentlich doch einen erwischen, lasse ich mich halt
wieder einfrieren. Hoffentlich geht dann die Tiefkühlfirma
nicht pleite, man will ja das Zeitliche nicht als aufgetaute
Konkursmasse segnen.
Die Transhumanisten hoffen, dass sie den Inhalt aufgetauter Hirnis dermaleinst in eine Cloud hochladen können.
Dann braucht man keinen Körper mehr. Nur noch Internet.
Dann kann man den lieben langen Tag mit Siri oder anderen Handy-Sprachassistenten plaudern, den Urenkeln
über die Bildschirmkamera beim Nasenbohren zuschauen und sie via Snapchat massregeln. Und plaudern über
Zeiten, in denen man auch ohne Internet abstürzen oder
sich einen Virus einfangen konnte. Über früher, als das
Leben noch etwas Besonderes war, ein wertvolles Mosaik abertausender selbst gelebter und erlebter Tage und
Nächte, alle kostbar und einzigartig.
Und wenn er könnte, würde Herr Bedford vielleicht seufzend beipflichten.
Herr Bedford war 1967 der erste gewesen, der sich kryonisch hatte konservieren lassen. Darum werden beim
Auftauen bestimmt aus aller Welt Glückwünsche eintreffen. Der alte Herr strahlt dann in die Kameras und unterschreibt noch den Buchvertrag, bevor sie ihn in den
Operationssaal rollen und ihm die Todesursache von
1967 entfernen, die Tumore und Metastasen. Sicher flicken sie noch allfällige Standschäden und ersetzen Verschleissteile, das geht ja grad im Gleichen. Und dann hat
er ein langes und glückliches zweites Leben vor sich und
findet sofort eine gut bezahlte Stelle als Werbeträger für
ThermaCare Wärmepflaster.
Vermutlich darf Herr Bedford auch schon bald aufgetaute
Gspänli begrüssen. Drüben in Arizona warten bereits ein
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WIRPLUS KUNDENMAGAZIN
Mattiello/toonpool.com
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Januar 2017
IMPRESSUM
Veranstaltungen und
Termine
Generalversammlung 2017 der WIR Bank
31. Mai 2017 in Basel (für Genossenschafter/-innen)
WIRplus
Das Kundenmagazin der WIR Bank
Januar 2017, 84. Jahrgang, Nr. 926
Herausgeberin/Redaktion
WIR Bank Genossenschaft
Auberg 1
Herbstgespräche 2017
4. November 2017 im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/-innen)
4002 Basel
www.wir.ch
Redaktionsteam
Informationen über diese und über weitere
WIR-Anlässe erhalten Sie bei der WIR Bank,
wir.ch, T 0800 947 947.
Daniel Flury (Chefredaktor), Annette Lempen,
Roland Schaub, [email protected], T 061 277 93 27
oder 061 277 92 76
Übersetzer
Daniel Gasser, Yvorne
CLS Communication
WIR-Messe Zürich
Konzeption und Gestaltung
23.11.2017 – 26.11.2017
www.wmzag.ch
Layout
Schober Bonina AG / Kommunikationsagentur
Vogt-Schild Druck AG, Derendingen
Druck
Vogt-Schild Druck AG, Derendingen
Erscheinungsweise
Im Januar, April, Juli und Oktober
auf Deutsch, Französisch und Italienisch
Rechtliche Hinweise
Gesamtauflage: 34580
Keine Gewähr
Adressänderungen: WIR Bank, Beratungszentrum,
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