Beim Blick in die Bücher spielt Vertrauen stets eine große Rolle Der richtige Mann für’s Unangenehme Ein kompetenter und sorgfältiger Steuerberater kann Gold wert sein. Denn er hilft, Zeit, Geld und Papier zu sparen. Bevor man Buchhaltung und Jahresabschluss in die Hände eines Experten gibt, sollte man jedoch gründlich vergleichen. D em Volksmund nach gibt es zwei unausweichliche Dinge im Leben: Eines davon ist die Steuer. Besonders für Unternehmer ist sie ein unangenehmes Thema. Doch in jeder Not gibt es Helfer. Während für den letzten aller Fälle angeblich Charon (Fährmann in der griechischen Mythologie) bereitsteht, um seine Schützlinge für einen Obolus sicher über den Totenfluss Styx zu geleiten, hilft bei den 36 49/2011 VerkehrsRundschau Untiefen der Steuererklärung der Steuerberater. Er fordert im Regelfall allerdings mehr als ein paar Münzen für seine Bemühungen. Dafür wird von ihm aber auch etwas mehr erwartet: Im besten Fall soll ein guter Steuerberater dem Finanzamt das eine oder andere Schnippchen schlagen. Um den Anforderungen der Mandanten gerecht zu werden, bietet ein ganzes Heer von Experten seine Dienste an. Über 50.000 Praxen zählte die Bundessteuerberaterkammer zum Jahresbeginn. Wer einen Steuerberater sucht, steht also vor einigen Fragen: Welche Qualifikation hat mein Berater? Wie – um es auf den Punkt zu bringen – gut ist er? Und welche Kanzlei passt zu mir und meinem Unternehmen? Im Grunde durchlaufen Steuerberater größtenteils dieselbe Ausbildung. „Viele Steuerberater haben den akademischen Weg ge- wählt und Jura oder Betriebswirtschaft studiert“, erklärt Markus Deutsch, Rechtsanwalt, Steuerberater und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Steuerberaterverband. Danach müssten sie mindestens zwei praktische Jahre auf dem Gebiet des Steuerrechts absolvieren. Zum Schluss komme das Steuerberaterexamen, bei dem die Durchfallquoten teilweise über 50 Prozent liegen. Theoretisch spricht die anspruchsvolle Ausbildung also für den Berufsstand und sein Können. Trotzdem ist nicht jeder Mandant zufrieden, und so suchen auch alteingesessene Firmen gelegentlich einen neuen Berater. Internet schlägt Mundpropaganda Die beiden meistgehörten Ratschläge in diesem Zusammenhang sind, sich bei Bekannten umzuhören oder einen der Such- Alexander Raths/Fotolia Recht + Geld Steuerberatersuche Steuerberatersuche Recht + Geld dienste im Internet zu nutzen. Doch nicht in jedem Fall ist Mundpropaganda effektiv. Denn der Einzelkämpfer, der die Steuererklärung des Onkels erledigt, ist nicht automatisch dafür geeignet, ein mittelständisches Unternehmens zu betreuen. Ratschläge von privater Seite sind also nur bedingt hilfreich. Und die Idee, sich seinen Steuerberater auf Empfehlung eines Wettbewerbers auszusuchen, ist aus Unternehmersicht auch nicht die naheliegendste. Bleiben die Suchdienste im Internet. Eine Probesuche bei einer der Plattformen erscheint zunächst vielversprechend. Denn man kann explizit nach Steuerberatern suchen, die Transport- und Logistikunternehmen betreuen. Allerdings spuckt die Suchmaschine über 3000 Ergebnisse aus. Wählt man als Kriterium zur Einschränkung, dass nur noch Kanzleien mit allen anwählbaren Zertifizierungen angezeigt werden sollen, bleiben noch 42 übrig. Von diesen nennt leider nur eine auf den ersten Blick die Transport- und Logistikbranche als ihr Steckenpferd. So leicht scheint es also nicht, einen speziell auf das eigene Unternehmen zugeschnittenen Steuerberater zu finden. Laut Markus Deutsch vom Deutschen Steuerberaterverband ist das auch nicht weiter dramatisch: „Steuerberater sind aufgrund ihrer Ausbildung und der stetigen Fortbildung für das Allgemeingeschäft bestens gewappnet. Für Spezialprobleme gibt es, falls erforderlich, die entsprechenden Spezialisten.“ Zertifikate sind gute Anhaltspunkte Eine Einschränkung auf eine bestimmte Branche ist dem Experten zufolge also nicht notwendig. Sinnvollere Filterkriterien seien die Zertifizierungen der Steuerberater. Um zwischen den verschiedenen Auszeichnungen unterscheiden zu können, muss man aber erst einmal wissen, was sie überhaupt bedeuten. Da gibt es zum Beispiel die bekannte Zertifizierung nach DIN. Hier werden alle Arbeitsprozesse beleuchtet und effizienter gestaltet. Außerdem existiert das Qualitätssiegel des Deutschen Steuerberaterverbandes. Es orientiert sich an Elementen der DIN ISO 9001:2000, aber auch an dem vom Deutschen Steuerberaterverband, der Bundessteuerberaterkammer und dem Softwarehersteller Datev herausgegebenen Handbuch „Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Steuerberatung“. Aber beeinflussen diese Zertifizierungen tatsächlich die Beratungsleistung? Bernd Edelmann, Diplom-Kaufmann und Steuer- Wer mit seinem Steuerberater unzufrieden ist, sollte mit einem Wechsel nicht zu lange warten berater aus Frankfurt am Main, bejaht das. Er hält die Auseinandersetzung mit den Arbeitsstrukturen für bitter nötig. „Viele Steuerberater schließen mit ihren Mandanten nicht einmal einen ordentlichen Vertrag, in dem alle Pflichten und Honorare geregelt sind. Das kann nicht sein“, sagt der Experte. Die angesprochenen Zertifizierungen können hinsichtlich der Abläufe insofern als Anhaltspunkt dienen. Denn sie zwingen den Steuerberater, sich mit ebendiesen Arbeitsabläufen auseinanderzusetzen, und geben so, wie im Qualitätsmanagement üblich, gewisse Strukturen vor. Innerhalb der Arbeitsprozesse hält er besonders die Kommunikation zwischen Steuerberater, Mitarbeitern und Mandant für ausschlaggebend. „Was nutzt es mir, wenn sich der Sachbearbeiter mit dem Mandanten lediglich über Anzeige zubi. w w w.best-a de die jeweiligen Urlaubszeiten austauscht? Der Kontakt muss viel enger sein.“ Edelmann weist auf einen weiteren Punkt hin, an dem man einen guten Steuerberater erkennen kann: Das aktive Arbeiten aller Beschäftigten in der Kanzlei. „Wenn der Sachbearbeiter mitbekommt, dass der Umsatz des betreuten Unternehmens gestiegen ist, muss er sich rühren und auf die steuerlichen Folgen hinweisen“. Das erfordere aber, dass alle Informationen bis zum Steuerberater vordringen. Deshalb rät Edelmann, bei der Wunschkanzlei oder dem Wunschberater im Vorfeld genau nach den internen Arbeitsvorgängen zu fragen. Dabei solle der Mandant Hartnäckigkeit an den Tag legen. Ein Steuerberater, der sich mit seinen Arbeitsprozessen auskennt, werde Fragen gern und prompt beantworten können. Edelmann hat noch einen weiteren Tipp: „Man sollte sich immer auch nach der Software erkundigen, die die Kanzlei nutzt.“ Er selbst betreut zum Beispiel mit einem geeigneten Programm Kunden aus ganz Deutschland. Die Mandanten können Daten online übersenden und sparen so Zeit. Ein weiteres Kriterium, das einen guten Steuerberater ausmacht, ist sein Arbeitstempo. Wer bereits einen Berater hat, kann kritisch hinterfragen, wie lange er auf Auskünfte warten muss. Wer noch sucht, kann sich aber ebenfalls daran orientieren, wie schnell der Berater auf Anfragen reag iert und ob er sich ausreichend Zeit für ein Gespräch nimmt. Ein weiteres Kriterium ist die regelmäßige Weiterbildung der Steuerberater und ihrer Mitarbeiter. Denn bei den häufigen Änderungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung genügt es nicht, irgendwann einmal viel gewusst zu haben. Alle Sachbearbeiter müssen stets auf dem neuesten Stand sein. Auch die Chemie muss stimmen Bei der Suche nach einem guten Steuerberater entscheidet am Ende der postive Gesamteindruck. Ob eine Kanzlei öfters Fehler macht, kann ein Mandant nämlich nicht ohne Weiteres herausfinden. „Bei wiederholten Haftungsfällen droht aber die Kündigung der Berufshaftpflichtversicherung, wodurch der Kollege gesetzlich seine Tätigkeit nicht mehr ausüben darf “, erklärt Markus Deutsch vom Deutschen Steuerberaterverband. Will man den Berater wechseln, sollte man dies auch tun. „Ein Beraterwechsel stellt in der Regel kein Problem dar und kann im Grunde jederzeit erfolgen“, sagt Deutsch. Allerdings warnt er, laufende Projekte abzubrechen, zum Beispiel einen Jahresabschluss oder eine Steuererklärung. „Das ist umständlich und kann zu doppelten Kosten führen.“ Bei einem Wechsel während der laufenden Beratung könne der Nachfolger nämlich nur eingeschränkt auf die Arbeit des Vorgängers zurückgreifen. Hat man einen geeigneten Kandidaten ausfindig gemacht, kommt es schließlich auch darauf an, wie gut der Fachmann erklären kann, und ob man sich sympathisch ist. Meistens geben diese Punkte den Ausschlag bei der Steuerberaterwahl. Wer sich darüber hinaus an den hier vorgestellten Suchkriterien orientiert hat, kann sich am Ende mit etwas mehr Sicherheit auf sein Bauchgefühl ❙❚■ verlassen. Nina-Cornelia Kern VerkehrsRundschau 49/2011 37
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