170113_ Erklärung StS Holm

13. Januar 2017
Erklärung des Staatssekretärs Dr. Andrej Holm zur Stellungnahme
gegenüber der Humboldt-Universität zu Berlin
Die Stellungnahme zur Anhörung gegenüber der Humboldt-Universität habe ich
gestern, am Donnerstag, den 12.01.2017 fristgerecht eingereicht. Dazu erkläre ich:
Ich habe im September 1989 meine Ausbildung beim Ministerium für Staatssicherheit
mit einer militärischen Grundausbildung und einer kurzen Dienstzeit in einer Abteilung
der Bezirksverwaltung Berlin begonnen. Anschließend sollte ich nach einem Volontariat
ein Studium der Journalistik als Berufsvorbereitung für meine Tätigkeit beim MfS
absolvieren.
Durch
die
politische
Wende
und
die
Auflösung
des
Staatsicherheitsdienstes in der DDR endete meine Ausbildung bei der Staatssicherheit
nach 5 Monaten im Januar 1990.
Bis auf einen vom MfS legendierten Eintrag „Angestellter des MdI“ im sogenannten SVBuch hatte ich keine Dokumente aus der Zeit beim MfS und habe mich in der
Einordnung meines Status und meiner Diensteinheiten auf meine Erinnerungen
verlassen. Eine begonnene Ausbildung zur Vorbereitung auf eine hauptamtliche
Tätigkeit beim MfS entsprach 2005 meinem Wissensstand und Selbstbild.
Entsprechend habe ich den Zusatzfragebogen zum Personalfragebogen 2005
ausgefüllt.
Mir war bewusst, dass dies mit der Entscheidung für ein öffentliches Amt zu Diskussion
führen wird. Ich stelle mich dieser Diskussion und wenn dabei in den letzten Wochen
durch unsensible Wortwahl oder unangebrachte Vergleiche, insbesondere bei den
Opfern des Repressionsapparates der DDR der Eindruck entstanden sein sollte, ich
wolle erlittenes Unrecht relativieren, so möchte ich hier klarstellen: Das lag nicht im
Entferntesten in meiner Absicht und ich möchte mich dafür entschuldigen.
Ich bin mir bewusst, dass ich mit meiner als 18jähriger gefällten Entscheidung für eine
Laufbahn beim Ministerium für Staatssicherheit Teil eines Repressionsapparates war
und damit strukturell Verantwortung für die Überwachung und Repression in der DDR
übernehmen muss. Diese historische Schuld nehme ich auf mich und bitte
insbesondere diejenigen, denen in der DDR Leid zugeführt wurde, um Verzeihung. Ich
habe großen Respekt vor all jenen, die in der DDR einen unangepassten Weg gingen.
Ich habe für mich aus der Wendezeit die Lehre gezogen, fortan den Mut zu finden,
selbst auch kritisch und unangepasst zu sein.
Der Humboldt-Universität zu Berlin, bei der ich mit kürzeren Unterbrechungen fast 20
Jahre als kritischer Wissenschaftler und Hochschullehrer gearbeitet habe, möchte ich
für ihre jederzeit offene und unterstützende Haltung mir gegenüber danken.
Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin • Fernruf: (030) 9025 1090, Fax: (030) 9025 1091 • E-Mail: [email protected]
Mein Abschied von der Humboldt-Universität ist ein Wechsel in eine andere Welt: Statt
Seminaren mit Studierenden gibt es Routinen mit Verwaltungsbeamten, statt
wissenschaftlicher Texte muss ich Gesetze und Verordnungen schreiben, statt durch
Anerkennung für einen schlauen Gedanken wird meine Arbeit nun an Kennzahlen und
Taten gemessen. Der Abschied von der Wissenschaft ist aber vor allem ein Aufbruch
zu einer anderen Verantwortung. Zu einer Verantwortung für die Gestaltung der
Wohnungspolitik in Berlin. Die Koalitionsvertrag und auch das Regierungsprogramm
haben hohe Erwartungen für die Bewältigung der stadtpolitischen Herausforderungen
geweckt. Insbesondere die sozialen und öffentlichen Belange sollen künftig den
Vorrang vor privaten Gewinninteressen erhalten. Für die dabei zu erwartenden
Konflikte brauche ich als Staatssekretär Wohnen eine klare politische Rückendeckung.
Ich hatte vor Abgabe meiner Stellungnahme gemeinsam mit der Humboldt-Universität
zu Berlin einen Auflösungsvertrag erwogen, um eine politische Entscheidung, die sich
nicht hinter einer arbeitsrechtlichen einreihen sollte, möglich zu machen. Da jedoch
Diffamierungen und Vorwürfe gegen mich wortgewaltig und öffentlich vorgebracht
wurden, die die arbeitsrechtliche Situation bewertet haben, halte ich in der aktuellen
Situation eine arbeitsrechtliche Klärung parallel zu der politischen Entscheidung für
unerlässlich.
Württembergische Straße 6, 10707 Berlin • Fernruf: (030) 90139 …., Fax: (030) 90139 …. • E-Mail: [email protected]
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