Board 2/2016 - Bundesanzeiger Verlag

Das Aufsichtsratsbüro
Kommunikation auf
Entscheiderebene in der digitalen
Welt von heute
Peter Herr, Regional Sales Director, Deutschland, Diligent Boardbooks GmbH
Die traditionellen Herangehensweisen unternehmerischer Geschäftstätigkeit genügen heute meist nicht mehr den Anforderungen einer modernen
Organisation. Neue Managementmethoden und technische Innovationen
wirken sich auf die Art und Weise und die Geschwindigkeit aus, mit denen
Kontroll- und Führungsgremien sowie Führungskräfte kommunizieren, untereinander
aber auch gegenüber der Außenwelt, und wie sie Meetings abhalten. Was hat sich wie
ausgewirkt? Welche Veränderungen hatten den größten Einfluss? Und wie können
Gremienmitglieder sicherstellen, dass sie nicht ins Hintertreffen geraten?
I. Die Zeiten ändern sich
Die Geschäftswelt hat sich in den
letzten Jahrzehnten stark verändert.
Das lässt sich nicht leugnen. Globalisierung, technologische Entwicklung
und Verschiebungen der ökonomischen Kräfteverhältnisse haben traditionelle Unternehmen vor große
Herausforderungen gestellt. Weltweit sind in verschiedensten Märkten umwälzende Veränderungen zu
beobachten, insbesondere im Energie- und Finanzmarkt. Im Blickfeld
sollte man jedoch auch Unternehmen
wie AirBnb und Uber behalten, die
Hotel- und Taxigewerbe auf den Kopf
gestellt haben, Industrieriesen wie
Amazon, die den Handel permanent
neuen Veränderungen unterwerfen
oder Unternehmen wie Netflix, die
traditionellen Fernsehsendern das
Leben schwer machen.
II. Kommunikation im
Wandel
Alle diese Veränderungen stellen
auch neue Anforderungen an die Art
und Weise, wie Großunternehmen
geführt werden und wie Mitglieder
von Aufsichtsräten das Führungsgremium beraten. Die Unternehmens-
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führung und die Kontrollfunktion sind
stark von traditionellen Strukturen
und Prozessen abhängig. Mehrmals
jährlich stattfindende, fest terminierte
Sitzungen, riesige Papierberge, die
kurz vor der Sitzung zugestellt werden und von den Beteiligten innerhalb kürzester Zeit durchgearbeitet
werden müssen, um während der
Sitzung hoffentlich die richtigen Fragen stellen zu können. Der Kontakt
zwischen den Mitgliedern des Führungsgremiums folgt nach wie vor
gewohnten Mustern. Kommuniziert
wird nur in geringem Maße. Doch
auch diese traditionellen Strukturen
und Prozesse bleiben nicht verschont
von Veränderungen, bedingt durch
technologische und unternehmerische Entwicklungen.
Betrachten Sie beispielsweise die
Kommunikation. Heute erwarten wir
bei jedem Aspekt der Kommunikation
Unmittelbarkeit. Ob bei E-Mails, SMS,
App-Benachrichtigungen, Tweets
oder Updates auf Facebook: Es verstreicht kaum Zeit zwischen Senden
und Empfangen. Wir als Absender
erwarten eine schnelle – wenn nicht
sogar eine sofortige – Reaktion des
Empfängers. Vor zehn Jahren wurden zwar bereits E-Mails versendet,
aber niemand erwartete eine schnelle
Antwort. Da heute aber jeder per
Smartphone oder sogar Smartwatch
auf seine E-Mails zugreifen kann,
erscheint uns eine Reaktionszeit von
einigen Stunden (zu) lang. Kommunikation erfolgt direkt, unmittelbar und
ständig, praktisch rund um die Uhr.
Diese Art und Weise der Kommunikation kann schnell zu einer Informationsüberflutung führen, wenn zu viele
Informationen zu schnell verarbeitet
werden sollen.
III. Offenere Interaktion
Noch vor wenigen Jahrzehnten war
es für Außenstehende wie auch für
das Management kaum möglich, mit
Aufsichtsratsmitgliedern zu kommunizieren. Eine Sitzung des Führungsgremiums war ein formeller Gedankenaustausch, bei dem die Mitglieder
ihre Ansichten äußern konnten. Ohne
für alle großen Unternehmen zu sprechen habe ich den Eindruck, dass
die Kommunikation und die Sitzungen selbst inzwischen weniger rigide
ablaufen – der Kontakt zwischen Vorstand und Aufsichtsrat läuft direkter
ab. Die Kommunikation erfolgt in
beide Richtungen. Statt einer vierteljährlichen Veranstaltung, in der
der Vorstand dem Aufsichtsrat alle
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Das Aufsichtsratsbüro
relevanten Zahlen in Stein gemeißelt
präsentiert, findet heute ein eher horizontaler Informationsaustausch statt.
IV. Einflussfaktor
Technologie
aktuellsten Entwicklungen informiert
werden möchten. Eine solide Kommunikationsinfrastruktur ist hierfür
unentbehrlich.
VI. Das Portal-Konzept
Zwischen diesen Entwicklungen
besteht selbstverständlich ein Zusammenhang. Da die Technologie ohne
Unmengen an Papier oder archaische Maschinen wie Faxgeräte die
sofortige Kommunikation selbst über
hoch komplexe Angelegenheiten
ermöglicht, werden die traditionellen Barrieren zwischen Vorstand und
Aufsichtsrat immer weiter abgebaut.
Das muss auch so sein, da Führungsgremien in dieser schnelllebigen
Zeit dazu gezwungen sind, flexibel
und schnell auf neue Entwicklungen
und Medienhypes zu reagieren. Trivial erscheinende Angelegenheiten
können über die sozialen Medien
zu ernsthaften Imageproblemen für
Unternehmen hochgekocht werden,
die allen Stakeholdern schaden könnten. In solchen Fällen müssen Führungsgremien unbedingt schnell und
effektiv reagieren.
Die Technologie, im Sinne eines
Board-Portals, kann hier eine Lösung
darstellen. Hierbei handelt es sich
um ein benutzerfreundliches und
vor allem sicheres System, über das
der Informationsaustausch zwischen
Vorstand und Aufsichtsrat sowie
anderen beteiligten Parteien auf
höchster Ebene möglich ist. Manche Unternehmen zögern noch, auf
eine solche digitale Lösung umzusteigen. Sie befürchten, dass die digitale
Bereitstellung der Informationen die
Sicherheit gefährden könnte. Zudem
sind nicht alle Mitglieder des Vorstands oder des Aufsichtsrats mit den
modernen Kommunikationsmedien
vertraut und ein Wechsel zu einem
neuen System könnte möglicherweise
schwierig sein. Diese Bedenken sind
durchaus angebracht, aber professionelle Board-Portal-Anbieter haben
für diese Probleme bereits Lösungen
gefunden.
V. Herausforderung
Krisensituation
Was ist mit der Sicherheit?
Besonders in Krisensituationen sind
Führungsgremien auf eine zügige und
sichere Kommunikation angewiesen.
Im Allgemeinen ist doch davon auszugehen, dass die gesamte Unternehmensführung im Krisenfall ständig
über die aktuellen Geschehnisse auf
dem Laufenden gehalten werden
möchte und wissen will, wer mit welchem Problem beschäftigt ist und
welche zehn Schritte als Nächstes
unternommen werden. Sie müssen
nur eine Wirtschaftszeitung aufschlagen, um zu sehen, was die großen
Unternehmen tun – eine Gewinnwarnung hier, eine anstehende Fusion
dort – um dann nachempfinden zu
können, dass diese Vorstandsmitglieder sowie Beratungs- und Kontrollfunktionen ständig über die
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Professionelle Board-Portale nutzen eine starke Verschlüsselung.
Der Kunde selbst bestimmt alleinig,
wer auf die Informationen im Portal
zugreifen kann. Die Daten werden
außerhalb des Unternehmens gespeichert. Von daher besteht keine Möglichkeit, dass neugierige IT-Mitarbeiter
die Protokolle des Führungsgremiums
zur bevorstehenden Fusion auf einem
Datenträger speichern, um sie an interessierte Dritte zu verkaufen.
Nur für Technikfans?
Gelegentlich kann Technologie auf
Menschen einschüchternd wirken,
die nicht damit aufgewachsen sind.
Mit der Entwicklung von Tablets, insbesondere mit dem iPad von Apple,
wurden in diesem Bereich jedoch
enorme Fortschritte erzielt. Die Bedie-
nung dieser Tablets sowie der BoardSoftware erfolgt ganz intuitiv. Für all
diejenigen, die trotz der genannten
Vorteile digitaler Kommunikation die
Papierversion vorziehen, gibt es allerdings eine ganz einfache Lösung:
Die Dokumente können immer noch
ausgedruckt werden, sofern der
Administrator des Board-Portals dies
entsprechend eingerichtet hat.
Und im Problemfall?
Bedenken in Bezug auf Servicestandards der angebotenen Lösungen sind
nachvollziehbar, denn wer hat nicht
schon einmal schlechte Erfahrungen
mit Kundenservices gemacht? Zum
Beispiel mit Telefon-Warteschleifen,
unhöflichen Callcenter-Mitarbeitern
usw. Daher gilt es bei der Auswahl
eines Board-Portal-Anbieters auf
einen Service zu achten, der selbst
höchsten Qualitätsanforderungen
gerecht wird. Makellosen und perfekten Service, den man aus den besten Hotels der Welt kennt und der
rund um die Uhr verfügbar ist, ohne
lange Wartezeiten. Führungsgremien
sollten auf einen Service achten, der
ihren Ansprüchen und Erwartungen
gerecht wird, damit alles perfekt
funktioniert.
VII. Fazit
Um in der heutigen Zeit allen technologischen Entwicklungen und
strategischen Herausforderungen
gerecht zu werden, ist ein rascher
und sicherer Informationsaustausch
zwischen den Mitgliedern des Vorstands und Aufsichtsrats nötig.
Glücklicherweise bietet gerade die
Technologie, die Unternehmen
weltweit vor immer neue Herausforderungen stellt, auch die nötigen
Lösungen für eine effektive und
sichere Kommunikation.
Anstatt auf Altbewährtes zu setzen,
ist es von Vorteil, den Schritt nach
vorn zu gehen und damit den entscheidenden Schritt voraus zu sein.
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